Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Die Spielmannsgasse und Briannas Wohnung

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Vexor:
….Brianna vom Brunnenhof


Ich will nicht aufstehen….Ich will nicht, dass dieser Tag fortläuft. Ich will wieder gestern haben. Gestern um diese Zeit war alles in Ordnung. Gestern um diese Zeit habe ich noch keinen Mann ermordet. Gestern um diese Zeit wusste ich noch, wo Araloth war, ob er am Leben war…Ich will nicht aufstehen und das Leid der Menschheit erblicken. Ich will nicht meinem eigenen Leid in die Augen sehen.

Dennoch zwangen Durst und ein schwächelndes Anzeichen von Hunger Brianna zum Aufstehen. Alles schien zu schmerzten. Ihre Glieder waren seltsam taub und überall an ihren Körper waren kleine Schnitte, oder Prellungen, oberflächlich, wie innerlich, die sie sich auf ihrer nächtlichen Odyssee durch Minas Tirith, durch Freude, Trauer und Verzweiflung, zugezogen hatte.
Mit zittrigen Händen füllte sie die gläserne Karaffe mit  Wasser und nahm einen tiefen Schluck. Zunächst brannte es ein wenig, bevor es die gewünschte Erleichterung brachte.
So saß sie nun vollkommen emotionslos in der kleinen Küche und starrte aus dem Fenster in den winzigen Hinterhof, wo sie in den wärmeren Tagen des Jahres ihren privaten Kräutergarten pflegte.


„Riech mal! Duftet es nicht herrlich?“, fragte Brianna und blickte aufmunternd zu Elea, die mit glasigen Blick auf der kleinen Bank neben ihrer Kräuterbeet saß.
„ Das ist frischer Basilikum. Es gibt nichts was frischer und angenehmer riecht, glaub mir“, nochmals streckte sie ihrer Freundin und Weggefährtin ein Blatt hin, aber jene rührte sich nicht.
Brianna entschied sich so zu tun, als wäre nichts passiert und fuhr in ihrer aufheiternden Rede fort.
„ In Thal wuchs der nie besonders gut. Die Fremde aus Rhûn von der ich dir erzählt habe, brachte ihn mir immer mit. Aber in Rhûn scheint es noch viel, viel exotischere Dinge zu geben. Schau hier Thymian.“
Es war ein lauer Sommernachmittag in Minas Tirith und kaum zwei Wochen her seitdem Elea aus den Kerkern entlassen wurde. Seither hatte sie kaum mehr als zwei Sätze mit Brianna gewechselt und billige starr in die Ferne.
Sie hegt immernoch die Hoffnung, dass ihr Mann lebt. So ging es mir auch, als die Pest meine Eltern dahinraffte…
„Ich glaub ich mach uns eine frische Kräutersuppe! Was hältst du davon Elea?“, erwiderte Brianna unbeirrt. Ein Muskel zuckte in Eleas Gesicht und die Kräuterfrau aus Thal nahm dies als Zeichen der Zustimmung auf.

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„ Das Leben ist nicht fair Brianna..“, sagte Elea mit belegter Stimme, als sie die Suppe ausgelöffelt hatte.
Brianna lächelte und streichelte sanft über die Wange ihrer Freundin.
„Ach Süße ich weiß…ich weiß“, flüsterte sie und nahm Elea in die Arme, welche kurz mit den Tränen kämpfte, bevor sie sich an Briannas Brust ausweinte.
Fast eine Stundelang verweilten sie in der Pose und hunderte Düfte ihrer Kräuter stiegen in Briannas Nase.
Die Sonne war gerade dabei hinter den weiß-grauen Ziegeldächern Minas Tiriths zu verschwinden, als Eleas Tränenfluss zu versiegen begann.
„Werde ich darüber hinweg kommen Brianna?“, schluchzte die Frau aus Ammuninas.
„Niemals“, erwiderte Brianna, ohne dass es niederschmetternd und böse klang, es war einfach eine Feststellung.
Elea nickte, bevor sie sich aufrichtete und man wieder deutlich das adlige Blut sehen konnte, dass durch ihre Venen floss.
„Die Suppe war exzellent!“
„Ich weiß“, lächelte Brianna.


Bei den Gedanken an diesen Nachmittag huschte ein schwaches, aber aufrichtiges Lächeln, über Briannas Lippen.
Niemals…, flüsterte sie in Gedanken, bevor das leichte Pochen an ihrer Tür sie fast die Glaskaraffe vom Tisch stießen ließ.
Brianna stolperte mit pochenden Herzen zu Tür, in ihrer linken Hand instinktiv ein Messer haltend.

„Wer ist da?“, fragte sie mit lauter, aber zittriger Stimme.
Wer kommt um diese Zeit und vor allem in diesen Zeiten zu mir? Alle die mich besuchen haben mich verraten, haben die Stadt verlassen, oder sind vermutlich tot…Elea…Araloth…Paola
„ Jemand den du lieber hineinlassen solltest…“, erwiderte eine feste und vertraute Stimme.
„A…aaa…aber wie…“, stotterte Brianna.
„ Mein Liebes du solltest aufhören zu stottern und mir lieber die Tür öffnen…es ist ziemlich kalt hierdraußen.“
Sofort öffnete Brianna die schwere Eichentür und erblickte vor sich Paola. Obwohl nein es war nicht die Paola, die sie kannte.
Keine Paola, die verführerisch rote Lippen hatte. Keine Paola, die in ein samtenes Kleid gehüllt war und die ihre Haare mit Spangen, die Vögel oder Schmetterlingen glichen, verziert hatte.
Die Paola, die vor ihr stand, war eine schmutzige, verletzliche Paola. Sie hatte zerzaustes, von Ruß und Schmutz zerfressenes, Haar. Diese Paola hatte mit Blut, Öl und Schmutz verdreckte Kleider und ihre Lippen waren blass wie Nebelbänke in den frühjährlichen Feldern Thals.

Und dennoch hatte sie Paola noch sie hübsch und attraktiv gefunden, wie in diesen Moment.
„Möchtest du mich weiter anstarren, oder nicht lieber hineinbitten?“, antwortete sie mit gewohnter Ungeduld, versetzt mit Arroganz.
Brianna brachte nur ein Nicken zu Stande und ließ sie hinein.

Vexor:
„Paola erzähl mir was passiert ist seit wir uns bei den Verließen getrennt haben?“, fragte Brianna begierig, nachdem sie die Kurtisane hereingebeten hatte.
Gemeinsam hatten sie sich in die warme Küche gesetzt und Brianna hatte einen Ingwertee aufgesetzt. Der heiße Dampf stieg empor, während Paola – nun schon wieder edler und adretter aussehend als zuvor – ihre Lippen kräuselte.
„ Mein Liebes das ist eine lange Geschichte, die ich dir wiedergeben werde sobald du mir gesagt hast, wie für dich die letzte Nacht ausging! Du weißt ich höre und sehe alles, was in Minas Tirith geschieht, aber die letzten vierundzwanzig Stunden waren etwas turbulent.“

Brianna konnte nicht umhin ohne ein leises Lachen von sich zu geben. Die saloppe Tonart von Paola ließ etwas von ihrer eigenen Angespanntheit abfallen. Dennoch klang ihre Stimme seltsam gepresst, als sie anfing von Araloth und der letzten Nacht zu erzählen.

„Hmm…“, seufzte die Kräuterfrau, „…wo soll ich anfangen? Nachdem wir getrennt wurden, verloren wir auch Elea und Ioreth. Wir hatten keine Zeit nach ihnen zu suchen, am wichtigsten war, dass wir weder den Rebellierenden, noch den Truppen Herumors und Saurons in die Arme liefen. […]
Schließlich rettete ich dem Mädchen das Leben, wusch mir die Hände, schlief ein und dann standest du vor meiner Türe“, schloss Brianna und ihre Stimmung hatte sich gebessert. Es war gut noch einmal über das erlebte zu reden. Als wäre es nun klein genug, um es in eine Schublade zu legen und dort verschlossen zu halten.
Paola hatte während ihrer Erzählung geschwiegen und nur ab und zu an ihrer Tasse Tee genippt, die nun leer und einsam vor ihr stand.

„Jetzt erscheint meine Nacht schon fast langweilig“, erwiderte sie mit belustigenden Tonfall, aber Brianna erkannte wie sie ihre Tasse umklammert hielt, sodass ihre Knöchel schneeweiß hervortraten.
Die Kräuterfrau erwiderte nichts, sondern legte nur die Hände in den Schoss und blickte Paola aufmunternd an, wodurch sie fortfuhr ohne einmal den Blick von ihrer Tasse zu heben.

„Das Feuer fraß sie auf bei lebendigem Leibe. Der Geruch war abscheulich. Ich merkte sehr bald, dass ich nicht mehr zu euch durchdringen kann. Also entschied ich zu fliehen. Normalerweise scheue ich keinen Kampf, aber gegen so viele vor Wut und Trauer angetriebene reicht auch meine Kampfeskraft nicht aus.“
Ein leichtes Funkeln und Blitzen legte sich in ihren starren Blick.
„ Also rannte ich, rannte so schnell ich konnte…doch sie trieben mich in die Ecke…“. Paola stockte und eine unerträgliche Stille, so fest wie Metall, breitete sich aus.
Als Brianna so zart sie konnte fragte, „Wer?“, schien es fast als zerbräche ein Spiegel. Als wären ihre Worte ein unnatürliches, lautes Geräusch, dass eine unbehagliche, aber perfekte Harmonie zerstören würde.
„ Soldaten…drei Soldaten Herumors und Ostlinge…“, erwiderte die Kurtisane. „Ein Teil erkannte mich wieder. Erkannte mich aus dem Freudenhaus. Nachdem sie mich in die Gasse getrieben hatten, fingen sie an mich anzufassen. Zwangen mich sie anzufassen.“

Auch wenn Brianna wusste, dass Paola nichts anderes als eine professionelle Hure war, erschütterte sie die Schilderung ihrer Freundin, denn sie merkte wie sehr Paola es anwiderte und an die Nieren ging.

„…, als er mir sein Teil in den Mund steckte biss ich zu. Meine Zähne zerfetzten sein Fleisch. Vor lauter Schmerz brach er schreiend und blutend zusammen. Die anderen waren so geschockt, dass sie meinen Dolch nicht kommen sahen…Danach rannte ich. Rannte solange biss ich zu dir kam und du mir eine Tasse Tee angeboten hast. Er war im Übrigen ausgezeichnet!“.
Die letzten Worte wurden vom fabelhaftesten Lächeln begleitet, dass Brianna je bei Paola gesehen hatten; doch ihre Augen sprachen etwas anderes. Die schwarzen Augen flehten sie an; schrien vor Schmerz und Verzweiflung:
Lass uns nie wieder darüber sprechen!

Brianna nickte zwecks dieser unausgesprochenen Bitte und alles was sie sagte – und zwar mit aller Güte und Herzlichkeit, die sie aufbringen konnte – war „Danke…“.

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Paola hatte sich gewaschen und frisiert, während Brianna einfach nur auf ihren Bett gesessen hatte und mit dem Emblem, dass ihr ihre Eltern hinterlassen hatten, gespielt. Als Paola aus dem Badezimmer kam, eines von Briannas Kleidern tragend, erblickte sie ihre Freundin und mit einen müden Lächeln sagte sie: „Du vermisst deine Eltern nicht war, Liebes?“.
Brianna nickte.
„Es ist nicht zwingend, dass ich sie vermisse, weil sie tot sind, sondern weil ich wünschte sie wären hier dabei!“
Sie streichelte sich über den leicht gewölbten Bauch. Paola lächelte und streichelte jenen, bevor sie aufstand und Brianna an der Hand fasste.

„Komm wir müssen nach draußen. Die Kämpfe sind vorbei…“. Ihr Tonfall wurde auf einmal kaufmännisch und sachlich, wie Brianna es von ihr gewohnt war.
„Achja…bin dir aber ein Tuch, um den Mund. Es stinkt bestialisch.“
„ Wonach?“, fragte Brianna mit zitternder Stimme, obwohl sie die Antwort schon ahnte.
„Tod und verbrannten Fleisch!“

Mit diesen Worten verließen die beiden Frauen Briannas Wohnung.


Paola und Brianna auf die Straßen

Vexor:
.....Brianna von der Taverne


„ Feurige Flammen und schwarzer Ruß…man sagt er hätte sogar Smaugs Feuer gezähmt…Falost der Feuertänzer, meine Damen und Herren!“.
Tosender Applaus brach aus, als Falost die hölzerne Tribüne betrat. Sein nackter Oberkörper glänzte im warmen Licht der Fackeln, die er kreisförmig um sich aufgestellt hatte. Das goldene Emblem mit dem verschnörkelten S, wie es alle Spielleute trugen, glänzte an seinen dünnen Hals.
Falost verneigte sich tief vor dem Publikum, welches sich an diesem ersten November versammelt hatte, um das Fest der Spielleute zu besuchen, die an diesem Tag den Tod des Drachen Smaugs feierten.
„ Gaff nicht so auffällig hin Joana“, neckte die Frau mit den ebenholzfarbenen Haar Joana, die mit schimmernden Augen den Mann beobachtete, der mit Fackeln jonglierte und das Feuer meterweit in die Lüfte spuckte. Ihre grünen Augen musterten den sehnigen Körper Falosts und sie war sich sicher, dass er sie durch die lodernden Fackeln ebenfalls beobachtete.
„ Wegen dir wird er sich sicherlich noch verbrennen, aber ich denke, dass das dir nichts ausmachen wird. Du schmachtest ihn ja sowieso schon über alles hinterher“, fügte die schlanke Frau hinzu, die einen Kopf größer als Joana, aber stämmiger war als jene.
„ Ach halt die Klappe Paola!“, keifte Joana und funkelte sie böse an, bevor sie sich wieder ihrer Schwärmerei hin gab.
„ Bei allen guten Geistern, Falost hat dir ja vollkommen den Kopf verdreht, Schwesterherz!“, kicherte Paola und fuhr sich spielerisch mit den Fingern durch die seidenen Haare.
„ Du bist doch gerade erst sechzehn Jahre alt und Falost schon zweiundzwanzig…aber naja wo die Liebe hinfällt sag ich immer“, brummte Ephrâim, der Mittlere der drei Geschwister und legte seine dicken Arme um die Schulter seiner Schwestern.
„ Ihr seid alle beide albern…“, antwortete Joana gelangweilt, löste sich aus dem Griff Ephrâims und stellte sich trotzig ein paar Schritte weg.
„Sie wird schneller erwachsen als mir lieb ist“, flüsterte Paola ernst und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Bruders.
„Ja wird sie…aber Falost ist ein guter Kerl und auch nur ein Jahr jünger als du und zwei älter als ich. Außerdem ist er ein Spielmann! Ich hab immer gedacht, dass sie sich so einen Schnösel aus Thal, am Ende noch einen aus der Königsfamilie, wie Bard II., anlachtt. Hast du gesehen, wie dieser frühpubertäre Bursche sie schon den ganzen Tag anstarrt?“, sagte Ephrâim und warf dem jugendlichen Bard einen finsteren Blick zu.
Paola lachte laut auf und küsste ihren Bruder auf die Wange.
„ Ephrâim was täten wir nur ohne dich?“
Ihre Worte ließen Ephrâim erröten.

Ein bahnbrechender Applaus kündigte das Ende der Vorstellung an und Falost stürmte von der Bühne zu Joana, die ihn umarmte bevor sich die beiden küssten.
„ Gerade in diesem Moment möchte ich Falost dennoch gerne eine reinhauen“, gluckste Ephrâim, „…nicht wahr, Paola?...Paola?!“.
Aber die junge Frau hörte ihn nicht zu, sondern blickte nun ihrerseits auf die Bühne, wo ein stämmiger Mann filigran über ein meterhoch gespanntes Netz balancierte.
„ Wer schmachtet jetzt wen an“, feixte Joana, die Händchen haltend mit Falost vorbei schlenderte.
Paola warf ihr einen vernichtenden Blick zu und erwiderte schnippisch, „ Wir sind ja immerhin verlobt, Schwesterherz!“


„Mist verdammter!“, fluchte Brianna als sie im obersten Regal nach Kräutern suchte. Sie stand auf einen Küchenstuhl auf den Zehen und versuchte in die hinteren Ecken ihrer Schränke zu spähen.
Ich hab kein Löwenkraut mehr…die helfen am besten gegen seine Schwellungen…wo hab ich denn…wo…ahh!“
Sie kramte in einer Schublade und fand ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes, Büchlein, wo sie Notizen über Kräuter und Rezepte sammelte.
„ Limonengras…Lorbeeren…Löwenkraut“, murmelte sie halblaut als sie die Liste durchging.
Wusst ich‘s doch, dass das sogar schon im Frühling wächst!
Brianna hastete zur Garderobe und zog sich ihren dünnen zitronengelben Mantel, sowie ein dünnes Paar Handschuhe über.
In einen Beutel hatte sie das Büchlein und ein kleines, scharfes Messer gepackt. Sie eilte die Spielmannsgasse entlang, bevor sie nach rechts einbog, um die Taverne zum Schwarzen Bären noch einmal aufzusuchen, um nach Ephrâim zu schauen.


„Süße würdest du mich mal mit den Wolkentänzer allein lassen“, röchelte ihre Mutter und küsste ihre Tochter auf die Hand.
Brianna schüttelte den Kopf und bittere Tränen kullerten über ihre Wangen, als sie sich an die blasse Hand ihrer Mutter klammerte.
„ Hey Süße…Süße schau mich an!“
Die zukünftige Kräuterfrau aus Thal blickte auf und mit wässrigen Augen musterte sie das Gesicht ihrer Mutter, welches nur noch Haut und Knochen war und dennoch war sie für Brianna in diesen Moment die schönste Frau auf Erden.
„Weißt du noch, was ich dir damals über den Tod erzählt habe?“
Brianna nickte.
„ Er ist auch nur ein armer Tropf…ich werde Lyò wiedersehen und Schnuffel…und deinen Vater!“
„NEIN! Du darfst nicht gehen! Ich will nicht allein sein“, schrie Brianna mit heiserer Stimme und klammerte sich an das Bett, als einer der Spielleute, die anwesend waren, um Falost Feuertänzer und Joana Rosenstimme die letzte Ehre zu erweisen, sie sanft in die Arme nahm und sich mit ihr draußen auf eine Bank setzte.

„Wolkentänzer…“, keuchte Joana, „ Pass auf Brianna auf, okay?“
Der stämmige Wolkentänzer wollte zu etwas ansetzen, aber seine vor Trauer bebenden Lippen erlaubten es ihm nicht, ein Wort zu äußern.
„ Und noch etwas…vergib Paola! Und richte ihr aus, dass ich ihr ebenfalls vergebe und dass ich sie liebe!“

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Es regnete an diesem ersten November. Es regnete unaufhörlich. Brianna war vollkommen durchnässt, sowie alle anderen Spielleute, die sich an den Grab der drei Spielleute versammelt hatten, die innerhalb weniger Monate verstorben waren.
Brianna drehte die drei weißen Nelken, die sie in den Händen hielt, bevor sie sie auf den nassen Erdhügel legte, wo jeweils ein Grabstein ruhte, in den die Namen Joana, Falost und Bred, der Wolkentänzer eingemeißelt waren.
„Ich liebe euch alle“, flüsterte die mittlerweile fünfzehnjährige Brianna.

Zwei Jahre war es her, seit eine Seuche ihre Eltern hingerichtet hatte. Der Wolkentänzer konnte den Verlust seiner engen Freunde nie verkrafte, wodurch er anfing zu trinken.
Heutzutage ist Brianna dankbar, dass sein Leidensweg so kurz war, denn drei Monate nach dem Tod ihrer Eltern, bestieg der Wolkentänzer betrunken sein Seil.
Auf dem Tanz mit dem Seil, folgte ein Tanz mit dem Tod.
Brianna hatte nie vergessen, wie elegant der Wolkentänzer in den Tod stürzte und wie friedlich sein Gesichtsausdruck zu sein schien, jetzt wo er wieder vereint war mit ihren Eltern.


„...verstehst du Ephrâim? Ich beeil mich, um mit den Löwenkraut und der Salbe zurückzukommen. Ich hoffe ich schaffe es noch vor Einbruch der Dunkelheit.“
Ephrâim, der eine Flasche Portwein in der Hand hielt, nickte.
Brianna lächelte ihm zu und tätschelte seine Schulter, „Das wird schon alles wieder. Gut dann bis später!“.
„Pass auf dich auf..“, entgegnete der Wirt heiser.
„ Mach ich immer!“
„Du siehst aus wie deine Mutter…“, flüsterte Ephrâim, aber Brianna hatte schon den Laden verlassen.
Der Wirt nahm einen kräftigen Schluck des Weines, bevor er in Tränen ausbrach.


Brianna auf die Felder und ein Waldstück vor der Stadt

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