Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rohan
Helms Klamm
The Chaosnight:
Aiwyn, von: Aldburg - In der Stadt
Aiwyns Fortzug aus Aldburg verlief plötzlich, ehe sie besonders viel nachdenken konnte hatten sie ihre Füße schon weit nach Norden getragen wo zu ihren Seiten dutzende zerstörte Gebilde lagen: Wachtürme, Lager und auch kleinere Dörfer, alles in dieser Region schien gefallen zu sein und nichts schien halbwegs natürlich auszusehen. Innerlich begann sie sich langsam zu fragen warum sie sich darauf eingelassen hatte - gewiss, sie hatte Jutan versprochen ihn zur Klamm zu bringen und sie wollte selbst diese Stadt durchsuchen, doch wollte sie das in Aldburg nicht auch? Doch sie wusste auch, dass sie sich nicht selbst wahnsinniger machen durfte als sie jetzt wahrscheinlich in Aldburg angesehen wurde, immerhin hatte sie in beiden Städten eine Aufgabe zu vollrichten und umkehren würde den Weg jetzt auf jeden Fall verlängern!
Sie folgte der zerstörten Straße weiter und außer verbrannten Einöden, halb verwesten und zerfetzten Leichenstapeln und zerbrochenen Waffen war nichts neuartiges in der näheren Umgebung der Festung zu erkennen. Angewidert ging sie weiter und konnte auch schließlich den Burgfried der Festung in der Ferne erkennen. Auch wenn seine Form leicht erkennbar war schien er doch noch immer weit entfernt zu sein, der Rest der Festung war unsichtbar, keinerlei Konturen erkennbar und die Farben der Festung wirkten verschwommen und unwirklich. Als sie die Festung jedoch als ganzes sah musste sie erstmal stehen bleiben: Alleine der Nebenwall der Festung war mindestens doppelt so hoch wie die Mauern Aldburgs und die Burg selbst war nochmal gut das Doppelte davon. Die Ausmaße der Mauern waren ebenso beeindruckend: Die Nebenmauern der Burg reichten so weit das Auge sah von Burg zu Berg und die Mauern der Burg ließen nicht erkennen, wo das andere Ende des Berges begann und wo die massive Festung endete. Doch je näher Aiwyn kam, desto mehr schwand der Eindruck der stolzen Burg: Ein riesiges Loch klaffte durch den Nebenwall und dutzende Steinbrocken, von der Größe einer Faust bis zu der Größe eines Trollbauches lagen auf den umliegenden Feldern verstreut, die mächtigen Zinnen waren eingerissen und das Rote Auge thronte an jeder erdenklichen Ecke an Mauern und Fahnen. Langsam schritt sie weiter vorwärts, sie war sicher bereits in Schussreichweite der Burg und jeder Schritt rückwärts würde sie so enden lassen wie die zahlreichen Späher vor ihr. Mit mulmigen Gefühl ging Aiwyn so bestimmt wie möglich in Richtung der Festung und pochte dreimal mit ihrem Schwert gegen das Tor.
Ein schmieriger Ork öffnete eine Luke oberhalb des Tores und rief etwas in seiner verdorbenen Sprache herunter, das Aiwyn nicht verstehen konnte. "Sprecht in einer normalen Sprache mit mir, Made! Ich bringe Kundschaft aus Dol Guldur und bin nicht hier um die Auswüchse eurer so genannten Sprache anzutun. Im Namen der Schwarzen Reiter verlange auf der Stelle Einlass zu eurem Anführer!", antwortete sie dem Ork.
Sie tat es erneut: Sie setzte alles auf eine Karte und vertraute blind den Informationen, die sie von einem Fremden erhalten hatte. Sie konnte es nicht glauben dass sie das wirklich alles sagte, doch irgendwie gefiel es ihr Macht auf andere auszuüben und herumzukommandieren, zu lange war sie im Machtgefüge ihrer Umgebung ein Niemand und nun hatte sie wieder die Möglichkeit zu ihren Wurzeln zurückzukehren ohne ihre Gefährten in Gefahr zu bringen oder in einer fremden Welt gefangen zu sein. Der Ork verzog sein ohnehin schon hässliches Gesicht weiter, "Dol Guldur? Lang nichts von g'hört. W'her soll ich wissn dass Ihr nich lügt?" Aiwyn wusste nicht woher, doch obwohl es schwerer als erwartet war wusste sie genau was sie zu tun hatte: Sie lachte einmal laut aus und zischte dem Ork ein paar heftige Sätze entgegen: "Ich wüsste nicht was dies eine gewöhnliche Gebirgsratte angehen sollte und wenn diese nicht herausfinden will was mit neugierigen Maden ohne Respekt passiert sollte sie lieber gehorchen! Und nun: Lass das Tor öffnen!" Der Ork erbleichte (soweit dies möglich sein sollte) und keuchte: "Jawohl Herrin, wie ihr befiehlt".
Er schrie wieder etwas in seiner Muttersprache und das massive Tor öffnete sich. Ein junger Mensch in einer Art primitiven Fellrüstung stand direkt dahinter und sagte in einer Mischung aus offenbar geheuchelter Ehrerbietung und Angst: "Folgt mir, Herrin, ich führe Euch zu unserem Meister."
"Dunländer?", fragte Aiwyn kurz angebunden, "J..Ja", ertönte als zaghafte Antwort. "Wie kamst Du hierher?", setzte sie nach, irgendetwas kam ihr an diesem Soldaten noch immer merkwürdig vor und sie wollte aus irgendeinem Grund wissen, was dies war. "Mein Vater führte uns Dunländer zum ersten Angriff gegen die Klamm. Als der Mund die Macht übernahm kam ein neuer Kriegsherr bei uns an die Macht, tötete meinen Vater und befahl den Krieg fortzusetzen. Wohl in der Hoffnung das Problem meines Erbanspruches beseitigen zu können schickte er mich an die gefährlichste Front gegen diese Festung und seitdem bin ich hier und verrichte zusammen mit den Orks den Tordienst."
Das ist es also...er ist ein gestürzter Adliger, der noch immer in den Fängen der neuen Kraft sitzt. Der arme Junge, alles verloren und dann verdammt auf Augenhöhe mit den Orks zu leben, dagegen war es in Seestadt ja noch angenehm - ich hatte zumindest eine Person, die zu mir gehalten hat...aber in einer neuen Welt, verraten vom eigenem Volk UND alleine in den Fängen einer Kraft, die dich Tod sehen will? Ein Wunder, dass er überhaupt noch irgendwas schafft...
Schweigend gingen beide weiter bis zu den Toren des Thronsaales der Burg und der Dunländer blieb stehen, "Weiter darf ich nicht gehen, den Herren werdet ihr alleine treffen müssen!", sagte er und schlug gegen die Tür.
"Wartet hier auf mich, nach meinem Treffen werde ich Euch noch brauchen", sagte Aiwyn und betrat den Raum.
Bisher lief alles perfekt.
The Chaosnight:
Aiwyn betrat den Thronraum und als erstes fielen ihr die zahlreichen Unterschiede zu Aldburg auf: Der Raum war großräumig angelegt und als ganzes auf den gut sichtbaren Thron am Ende zentriert. An beiden Wänden standen geschändete Statuen und Flaggen mit dem Roten Auge und anderen dunklen Abzeichen. Am größten Thron im Zentrum der Halle saß ein vornehm gekleideter Mann mit ausdruckslosem Gesicht umgeben von vier großen Orks und vier Dunländern - allesamt mit hoch erhobenen, mächtigen Waffen. Kaum hatte sie die Halle betreten zischte der Mann etwas in der Dunklen Sprache zu seinen Leibwachen, die daraufhin geschlossen das Gebäude verließen. "So schließt sich also der Zirkel", sagte der Mann in einer erschreckend bekannt vorkommenen Tonlage zu Aiwyn, "Nach all den Jahren Entbehrung finde ich Euch in meiner Festung...das Schicksal scheint es gut mit uns zu meinen..." Aiwyn verstand nicht was er meinte und stand verwirrt und nun absolut planlos auf einer Stelle und lauschte den Ausführungen des Statthalters: "Ich erinnere mich noch an den Tag als ich Euch das erste mal sah und sofort wusste - dieses kleine Mädchen wird der Schlussstein der mächtigsten Befestigungsanlage aller Zeiten sein und das Schicksal tausender besiegeln...wie recht ich doch behalten sollte..."
Der Mann machte erneut eine Pause und seine Stimme nahm nun wahnsinnige Züge an: "Wer könnte ahnen, dass der machtgierige Narr einmal in seinem Leben Rückgrat beweisen sollte und alles ruiniert..wer hätte ahnen können, dass Eure Nachfolgerin ein Günstling des Königs war...wer hätte ahnen können, dass sie mir alle Macht nehmen konnte...wer hätte ahnen können, dass der König so viele Anhänger besitzen würde...ALLES habe ich verloren...so lange wartete ich auf ein Wunder...jede königstreue Stadt verachtete mich...ich war ein Niemand und dann kam mein Meister...er zerschmetterte die Strukturen und entsandte mich für meine Dienste an die Spitze des Heeres Mordors...eine entehrende Aufgabe für einen Späher meiner Klasse...doch er sollte Recht behalten...Ruhm...Ehre.. .Landbesitz...und nun das was mein Leben zerstörte in meiner Hand..."
Aiwyn stand weiter vor seinem Thron und schwieg, wenn sie schon als wahnsinnig galt, was war er dann? Sie verstand seine Aussagen nicht...sie wusste nur, dass dieser Mensch gefährlich war und sie bei ihm jeden einzelnen Schritt genau beachten müsste. Doch egal was sie versuchte, sie wusste einfach nicht, was sie tun könnte. Doch im Moment gab es auch nicht viel zu tun, aus dem Fremden sprudelten förmlich die zusammenhanglosen Satzfragmente heraus, sodass ihr keine Möglichkeit blieb die geringste Handlung zu vollziehen. "Das Ende meiner Bemühungen ist da...Ich werde nun vollziehen was ich schon vor Jahren wollte..." Und plötzlich sah er auf und blickte direkt in Aiwyns Augen. "Vor Jahren wollte ich Euch als Frau an meiner Seite...die größte Kriegerin und Anführerin der verwalteten Reiche und der Gesandte einer Macht weit mächtiger als der König selbt. Es wäre zu schön gewesen...doch nun: Mein Meister hatte mich einem neuen Herren unterstellt und dieser ist gefallen...alle seine Armeen sind tot und ich bin der letzte General dieser Streitmacht...ICH bin der neue MEISTER! Nun werdet ihr euer Schicksal erfüllen und als Frau und Schülerin mein Werk vollenden und ein neues Reich im Namen des großen Herren errichten...Ein unglücklicher Zufall trennte uns beide voneinander und Ihr gerietet in Vergessenheit...doch nun seid ihr wieder bei mir...frei des Vaters Makel oder der Mutter Schwäche...Nun kommt zu mir und vollendet das Schicksal was euch ohne eures Vaters Sinneswandel zu Teil geworden wäre!"
Aiwyn riss die Augen auf: Sie erkannte die Person nur klar wieder und unaussprechlicher Hass stieg in ihr auf - Diese Person hatte sie damals verraten und ihr altes Leben damit zerstört, diese Person hatte ihr das Leben in ihrer Heimat unmöglich gemacht und diese Person hatte so viel weiteres verbrochen was sie noch immer beschäftigt...mit gerade noch so ruhiger Stimme brachte sie hervor: "Wie seid ihr hierher gekommen?"
Der Mann lachte laut auf, "Das selbe könnte ich Euch fragen, warum seid Ihr nie zurückgekehrt nachdem ihr die Möglichkeit hattet den Krallen der Seemenschen zu entkommen? Doch genug davon...Nachdem Ihr weg wart suchte ich einen anderen Weg meinem Meister zu dienen und dem König den Sinn meiner Beschäftigung zu beweisen...Ich beseitigte den Verräter und nahm mir die nächstmächtigste und euch bekannteste Frau zu eigen...doch sie war biestig und störrich und bald vor mir geflohen...
Ich setzte meine Anhänger in wichtige Positionen und suchte sie in ganz Rhun und als ich sie endlich gefunden hatte und zu mir führen wollte erfuhr ich, dass sie königliche Kopfgeldjägerin wurde und höchstes Ansehen beim König genoss...Dieses verdammte Biest hat mich aus meinem Amt werfen lassen und veranlasst die Dunggruben zu säubern...doch mein Meister hatte größere Pläne...er sagte ich hätte schon genug getan und schickte mich nach Mordor. Dort wurde ich schnell Späher für den Mund und führte als Anführer eines Stoßtruppes den Angriff auf diese Festung. Nach seiner Niederlage herrsche ich nun alleine und habe jetzt alles was ich je wollte...
Ihr seht...ohne Euren verräterischen Vater und Eure werte Freundin hätten wir jetzt die selbe Situation...hunderte Meilen weiter im Osten..."
Aiwyns innere Wut brodelte weiter auf, längst verdrängte Erinnerungen drangen wieder hervor, Visionen von ihren Bekannten aus dem Osten unter seiner Herrschaft, das Schicksal ihrer engen und doch so unbekannten Freundin und die Verräterei dieses ehemals hochrangigen Dieners der Krone für Sauron ließen sie innerlich fast platzen und nur mit Not schaffte sie es nicht loszuschreien und alles in ihrer Umgebung zu zerstören, sie konnte es jedoch nicht verhindern langsam zu dem Thron hinzustolpern.
"Ja...Ihr beugt euch eurem Schicksal...Ihr zerstört nicht noch einmal mein Leben...", Aiwyns Schritte wurden schneller, "wie...euer...", sie schnaubte einmal laut aus, "verräterischer...Vater.. .", sie stolperte weiter vorwärts, "oder...Eure...", sie merkte gar nicht wie sie sich vorbewegte, es passierte einfach, "verehrte...Freundin", sie stand schon fast vor ihm, "Bolwarth...", Aiwyn riss die Augen auf, längst vergessene Erinnerungen kamen wieder zurück. Die alten Ausflüge in den Wald zum Jagen und Schießen...die Auszeiten an Seen...Ihr Ausflug in die Wüste...all jene glücklichen Erinnerungen an ihre langjährige Freundin kehrten zurück.Vor ihren Augen sah sie ein funkelndes Meer aus Sand und Kristall, das bedrohlich um sich schlug und trotzdem Wellen des Glückes für sie schlug. Sie erkannte sich selbst zu ihrer alten Zeit wieder bevor dieser Mann ihr Leben vernichtete, damals als sie noch sorgenfrei leben konnte und nun herrschte wieder nur der Schmerz eine weitere bedeutende Person im Leben verloren zu haben, deren Geschichte ähnlich ruiniert wurde. Sie wusste nicht mehr wie sie Bolwarth überhaupt vergessen konnte, sie wusste nur, dass eine Wundstelle getroffen wurde, die ihr Inneres zur Explosion brachte. Sie stand nun direkt vor ihm und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: "Euer Leben zerstört? Euer Leben zersört? IHR habt mein Leben zerstört! Ihr habt mein altes Leben getötet, doch im Gegensatz zu euch habe ich ein neues aufgebaut!".
Der Mann lachte laut auf, ergriff ihre rechte Hand und sagte nun wieder mit dem so schmerzlich bekannten Wahnsinn: "Ich liebe den Hass in deiner Stimme...Ich liebe den Zorn...schließ dich mir an und wir werden ewig herrschen! Ich weiß dass du mich nicht töten kannst...Ich kenne dich besser als jeder andere in Mittelerde, wir sind füreinander bestimmt und wir beide wissen es! Verlass dich drauf, du wirst es nicht tun!" Er ließ sie los und lehnte sich gelassen zurück, "Warum setzt du dich nicht zu mir? Jetzt wo du weißt dass du mir nicht tun wirst? Ein paar Stunden und du wirst die Grauen des Westens vergessen in die Du geschickt wurdest!"
"Wenn...ich etwas an Euch liebe...", setzte sie schweratmend und nur kurz vorm Losschreien an, "ist das eure...", sie schloss die Augen und versuchte nachzudenken, sie musste irgendwie aus der Situation rauskommen und so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden, ihre Mission war außer Kontrolle geraten und nun hieß es nur noch ihr eigenes Wohl zu sichern! Doch sie konnte es nicht, egal was sie versuchte es endete immer mit Erinnerungen des Hasses, der Trauer oder des Verlustes, sie spürte den Zorn in sich weiter lodern und den Wahnsinn aufsteigen, sie blieb nur starr stehen und war bemüht nichts unüberlegtes zu tun.
"Ja? Was liebst Du denn an mir?", sagte der Mann mit einem unwirklich wirkendem Grinsen.
Mit einem schnellen Griff zog Aiwyn ihren Dolch mit der linken und stach ihn durch die Rippen des Ostlinges, "EURE BLINDHEIT!", schrie sie in seine geschockten Augen, "ICH habe selbst den Weg in den Westen gewählt und erwartete diesen Moment seit Jahren!".
Der Mann röchelte und sah sie nur entsetzt an, er erhob seinen linken Arm und versuchte ihre Schulter zu erreichen, doch er sank nur kraftlos hernieder und landete auf dem Griff des Dolches, den er fest umschlang. "Ich wollte...nur deine Liebe...und eine Welt...ohne Feinde...ewiger Frieden...unter einem Banner...zusammen hätten wir...großes erreicht...", würgte er schwach hervor, "Irgendwann...wirst du verstehen...was das...große Augewert ist...was es uns gebracht hätte...Leb wohl...meine Fürstin"
Er schloss seine Augen und riss mit einer letzten Kraftanstrengung den Dolch aus seinem Körper bevor dieser erschlaffte und regungslos niedersank. Starr und mit unbekannten Gefühlen hatte sie seinen letzten Worten gelauscht und auf ihn gestarrt, nun, wie aus dieser Starre erwacht taumelte sie zurück und sank an einem Pfeiler nieder. Sie hatte irgendwie das richtige getan, sie hatte endlich mit ihrem alten Leben abgeschlossen und den Schuldigen für dessen Ende vernichtet, doch sie war diesmal zu weit gegangen, sie hatte damit auch den Herrscher der Klamm hingerichtet und nun wahrscheinlich das ganze Gebiet in einen Bürgerkrieg geführt...von den Chancen ihrer Flucht ganz zu schweigen, wenn dies auffliegen würde wäre sie der oberste Staatsfeind des Gebietes. Auch seine Worte hatten sich tief eingebrannt, auch wenn der Zorn und die Fassungslosigkeit noch deutlich stärkere Gefühle waren und die Worte verdrängten, konnte sie nicht umhin mehrere Gedanken zu fassen wie sie als Soldatin des Auges, an der Spitze des östlichen Heeres ausgesehen hätte oder wie sie dann Menschen wie Erkenbrand, Jutan oder Maroneth hingerichtet, Bogan als Feind gejagt oder Barlae in ihrem Heimatdorf dem Tode überlassen hätte. Alles was ihr im Westen am Herzen lag und sie vorm Wahnsinn beschützte hätte sie einfach niedergeschlachtet ohne irgendetwas über sie zu wissen.
Sie zwang sich diese grauenvollen und erschreckenden Gedanken aus dem Kopf zu verlieren und trabte ein letztes Mal zu dem Thron der Halle hin, wischte den Dolch an der Kleidung des Fürstens ab und schleppte ihn hinter den massiven Steinsitz.
Sie holte noch mehrmals tief Luft, zog ihre Waffe und schlurfte Richtung Ausgang, noch konnte sie die Situation ausnutzen und entkommen!
The Chaosnight:
Aiwyn holte mehrmals tief Luft, sie wischte sich über das Gesicht und versuchte wieder die Botschafterin aus Dol Guldur zu mimen, doch sie war noch immer zu aufgebracht. Doch trotzdem öffnete sie die schweren Tore und trat vor die Halle. Die acht Leibwächter saßen auf einer Anhöhe neben der Halle, während der gestürzte Dunländer auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Boden saß. Aiwyn wandte sich sofort an die Leibwächter, "Der Meister verlangt für heute Abend ein Festgelage auf dem Rundturm des Klammwalles. Beschafft genug Fackeln, Brot und Fleisch, Ihr kennt ihn schon lange genug! Und stört ihn bis dahin nicht mehr, er braucht jetzt erstmal Ruhe!" Die Dunländer verneigten sich und drehten um, während die Orks dies nach einem kurzem Ausschnaufen ebenfalls taten. Aiwyn wandte sich an den, den sie als Torwache kennengelernt hatte, "Zeig mir die Unterkünfte der Stadt", murmelte sie ihm zu und er bewegte sich augenblicklich Richtung Stadtzentrum. "Uns fehlt es in der Stadt an großen Unterkünften für eure Klassen, doch wir haben noch eine alte Schenke frei, außer Euch, dem obersten General und einem alten Rohirrim, der für euer leibliches Wohl sorgen soll, seid ihr dort für Euch alleine."
"Was ist das für ein General", fragte Aiwyn misstrauisch, ihr missfiel der Gedanke einen weiteren hohen Würdenträger begegnen zu müssen, denn es wäre töricht damit zu rechnen, dass jeder einzelne von ihnen entweder total vertrottelt sei oder eine gemeinsame Vergangenheit mit ihr verband. Der Dunländer schüttelte sich kurz und sagte mit unterdrücktem Zorn: "Usprünglich war er einer der Heerführer Mordors, ausgesandt um die Dörfer um den Schneeborn zu vernichten, doch es heißt zwei Wanderer aus dem Norden bezwangen ihn und hinterließen ihn als rachsüchtige Hülle seiner selbst. Hier ist er jedoch fast auf Augenhöhe mit unserem Meister...er folgt ihm zwar, doch nur weil er lieber jagt und foltert statts zu regieren..."
Verdammt...das wird schwierig...
"Sag mal, willst du eigentlich deine alte Position zurück?", fragte ihn Aiwyn und der Dunländer blieb kurz verdutzt stehen und stammelte: "J..ja..Ja, dies wünsche ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit."
"Dann scheint heute Euer Glückstag zu sein", sagte Aiwyn mit einem kurzem, bösem Lächeln, "folgt meinen Befehlen sobald wir im Quartier sind und ich verspreche Euch eine glorreiche Zukunft" Der Mann nickte nur kurz und murmelte etwas, das sich wie "Wenn es nur so einfach wäre" anhörte. Sie erreichten die Schenke in kurzer Zeit und im Hauptraum sah Aiwyn sofort wie ein alter, gebrechlich wirkender Mann den Boden säuberte während ein weitaus jüngerer Koloss von einem Mann ihn durchgehend beschimpfte.
Nur noch einmal konzentrieren, dann habe ich es für's Erste geschafft...
Bestimmt schritt sie auf den Mann zu und sprach als dieser zu ihr aufsah: "Ich bringe Kundschaft aus Dol Guldur...man sagte mir Ihr seid der Verantwortliche für die...Verhandlungen mit dem Volk"
Als sie fertig gesprochen hatte stand sie schon fast direkt vor ihm. Der Soldat antwortete mit einem kurzem "Ja", drehte sich um und befahl dem Alten einen weiteren Humpen Bier zu holen. "Verwunderlich...in Mordor gab es kaum weibliche Würdenträger...obwohl... da wo ich war gab es auch kaum Menschen...Ich bin froh endlich ein solches Gesicht außerhalb der Küchen und Sklavenquartiere zu sehen..." Zuerst sprach der Soldat berechnend und am Ende waren es nur noch Erinnerungsfetzen die seinem Mund entwichen. "Zügelt eure Zunge, General!", unterbrach ihn Aiwyn scharf, "Eure Fähigkeiten werden bald an anderer Stelle gebraucht, da ist kein Platz für persönliche Gefühle! Mein Meister erwartet Euch und ein Dutzend Eurer besten Männer an der Pforte von Rohan, der Feind wird seinen letzten Angriff bereuen!" Aiwyn wartete nur darauf dass der Mann aufstehen würde oder sich wieder umdrehen würde, sie hatte ihren Dolch fest im Griff und war bereit ihn bei der nächsten Unachtsamkeit gezielt einzusetzen. Nach einer kurzen Pause antwortete der Mann: "Wisst Ihr...wenn ich schon aus der warmen Festung gehen muss sollte ich zumindest eine schöne letzte Nacht haben", und mit einer schnellen Bewegung ergriff er ihre rechte Hand und zog sie zu sich, "Eurem Meister liegt doch sicherlich auch an einem voll motiviertem Kriegsherren. Was meint Ihr?"
"Ich denke Ihr solltet mich auf der Stelle los lassen", antwortete sie kühl, "Ich bin Abgesandte des dunklen Herrn und verlange dass sein Wille befolgt wird!" Doch der Mann lachte nur kurz auf, riss erneut kräftig an ihrer Hand und die Waffe fiel zu Boden, "Seid ihr nicht. Aber für etwas Gesellschaft seid Ihr trotzdem noch gut genug!" Aiwyn versuchte sich loszureißen, doch es hatte keinen Sinn - der Griff war zu stark. "Hoch gespielt und verloren, nun seid Ihr MEIN", sagte er mit dunklem Grinsen. Er wandte sich zum Dunländer, "Richte das Zimmer an!", er richtete seinen Blick zum Rohirrim, "Sklave! Säubere den Dre..."
The Chaosnight:
Er konnte den Satz nicht mehr beenden, der Alte hatte Aiwyns Messer aufgehoben und dem Soldaten in den Hals gestochen. Schwungvoll zog er es wieder heraus und fixierte abwechselnd Aiwyn und den Dunländer.
"Setzen wir uns", sagte er mit einer tiefen, brummenden Stimme, "Wir haben einiges klarzustellen!"
Sie setzten sich an den zentralen Tisch und der Alte sprach: "Wie gewöhnliche Anhänger Saurons seht Ihr beide mir nicht aus. Die meisten wären entweder geflohen oder hätten mich zerfleischt...Wer seid Ihr und was ist euer Ziel?"
"Woher soll ich Euch trauen können", fragte der Dunländer scharf, "Was ist wenn Ihr ein Spitzel seid?" "Dann ist er einer...aber er hat mich gerettet und einen weiteren General getötet, uns bleibt nichts übrig als ihm zu vertrauen", sagte Aiwyn sofort als Antwort, nach einer kurzen Pause ergänzte sie: "Ich bin Aiwyn, Herr Erkenbrand entsandte mich die Festung zu erkunden". Der Mann sah auf. Mit freudigen Augen sagte er: "Erkenbrand lebt? Dann ist noch nicht alles verloren. Ich bin Gamling, ehemaliger Wachhauptmann von Helms Deich und seid der Eroberung der Festung als einfacher Diener dieser Schenke angestellt. Die Arbeit ist grottig, doch die Soldaten reden hier ziemlich frei und deutlich.", er machte eine erneute Pause un richtete sich direkt an den Dunländer, beinahe wütend zischte er: "Und wer ist das?" "Mein Name it Forgoil", setzte dieser an, "ich bin ein gestürzter Stammesfürst und nun ein einfacher Soldat der seinen Lebensunterhalt ver..."
-"LÜGNER! Ich bezweifle, dass ihr Euch Strohkopf nennt! Eure alten Führer warfen uns diesen Begriff an die Ohren, brennen soll'n die Strohköpfe, Forgoil-Abschaum...Ihr seid genau wie diese Eidbrecher: Verlogen, feige und sich nie einer eigenen Schuld bewusst!"
Der Soldat verzog sein Gesicht, wütend antwortete er: "ICH hätte das Abkommen meines Vaters eingehalten, Rohirrim! Wo war Rohan als Dunland zum Schatten glitt und jeder eidtreue Soldat verstümmelt wurde? Wer nicht kämpfte war Crebainfraß, bis auf die wenigen Stammesgünstlinge wollte kaum einer diesen Krieg...Ihr Rohirrim habt jede Chance zunichte gemacht die sich bot...kaum hattet ihr eine rohanfreundliche Führung lässt ihr sie fallen und zerschmettern! Ich bin der letzte Anführer der alten Linie, die Anhänger meines Vaters und seiner Ideale, die Ideale die er verkörperte und weitertrug sind durch ganz Rohan versprengt...Forgoil bin ich, der letzte Narr einer toten Vergangenheit." Gamling wollte gerade etwas erwidern, als Aiwyn dazwischen sprang: "Meine Herren, wir haben wichtigere Probleme als eure Zankereien! Ihr, Gamling habt den Euch zugeteilten General sterben lassen und das Blut klebt an Eurer Kleidung; Ich habe den Statthalter der Festung erstochen und Ihr, Forgoil wart bei beiden Tötungen anwesend. Wir sind drei Gejagte und Verlorene, drei Verstoßene mit starkem Rückhalt, drei Kämpfer gegen die Orks! Wir müssen zusammenarbeiten, noch haben wir alle genug Verbündete hinter uns um zu kämpfen!"
Der Dunländer hatte bei der Erwähnung der Tötung des Statthalters die Augen vor Angst aufgerissen, leicht zitternt fragte er: "Und welche?"
Aiwyn begann ihren Plan zu erklären, von all den Verrückten in letzter Zeit wohl der Verrückteste, doch sie kümmerte sich nicht darum, was zählte war am Ende der Erfolg! Sie begann: "Wenn Forgoil vor die Dunländer der Stadt tritt und sein Erbe beansprucht wird er genug Anhänger finden, die ihn unterstützen und Gamling wird genug Rohirrim hinter sich haben. Sobald genug Dunländer gegen die Orks stehen werden auch die Gegner seiner Herrschaft zu den Waffen greifen und kämpfen! Haltet eure Stellung und kämpft mit allem was Ihr habt, sobald die Wachen tot oder im Kampf sind werde ich nach Aldburg zurückkehren und Erkenbrand mit seiner Armee zu Hilfe holen. Wenn ihr bis dahin ein Torgebilde haltet sind die Tage der Orks in Rohan gezählt!" Gamling lachte auf: "Ihr seid wahnsinniger als gedacht! Aber Rohan wird kämpfen. Ich habe schon einmal Erkenbrand die Klamm retten sehen und er wird es wieder schaffen. Ich vertraue seiner Kampfkraft und ich vertraue dem Willen meines Volkes! Ich werde die weiteren Veteranen der Festung verständigen, sobald der Dunländer bereit ist stürmen wir die Verließe und kämpfen!" Der Dunländer zuckte mit den Schultern, "Den einen oder anderen Dunländer meiner Sorte wird es in der Stadt geben, doch unsere Kraft wird nicht lange halten. Wir könnten unsere Widersacher bezwingen, doch dann bleibt keine Kraft mehr für die Orks und die Verließe sind weit von unserem Lager entfernt." Gamling antwortete als erster: "Dann vereint Euer Volk im Kampf gegen die Orks, die Orks sind hier führerlos und sobald sie dies merken verloren. Eure Mannen wollen Macht und Land, jämmerliche Kreaturen die diese beschränken und für sich beanspruchen sind da die obersten Feinde. Vertraut darauf, die Feindschaft gegenüber den Orks greift tiefer als die Feindschaft zwischen Euch und Euren Gegnern! Wenn Ihr mit uns kämpft und diese Dämonen aus dem Land jagt garantieren wir Euch und eurem Volk keine weiteren Nachspiele und genug Mittel um längerfristig neben uns existieren zu können."
Forgoil nickte, "Abgemacht."
Aiwyn sah die beiden Heerführer abwechselnd an, "Sehr gut, ich warte auf Euer Zeichen!", sie zog ihre Kapuze über den Kopf und lehnte sich in den Stuhl, "Dann möge es beginnen!"
Die orangerote Sonne näherte sich dem Abgrund des Himmels als die Alarmglocken der Stadt läuteten und tobendes Geschrei überall zu vernehmen war. Vorsichtig spähte Aiwyn durch eine zerstörte Wandleiste: Mehrere Dutzende Rohirrim hatten sich mit allen möglichen Haushaltsgegenständen, wie auch den grobschlächtigen Waffen des Feindes bemannt und stürmten durch die Gassen der Stadt, Patrouillen von Orks und Dunländern erhoben die Waffen gegeneinander und viele Orks erschossen ihre eigenen Verbündeten im Unklaren darüber wer nun gegen wen kämpfte. Je weiträumiger der Bereich gesäubert wurde desto schlagkräftiger wurde die Armee der Befreier, denn viele Bürger der Stadt verließen ihre Wohnungen und griffen nun ebenso zu den Waffen. Aiwyn zog sich von der Wand zurück und ging ruhelos um Zimmer umher, bis die Alarmglocken erneut läuteten und traditionell das Ende der Gefechte erklärten, für Aiwyn jedoch das Zeichen zum Aufbruch darstellten: Ihre Verbündeten hatten das Torhaus erobert und würden dieses so lange wie möglich halten (Was durch den Mangel feindlicher Belagerungsgeräte lange sein könnte).
Hastig verließ sie das Wirtshaus und rannte zum Torhaus, welches sie angespannt durchlief, jedoch mit sichtbarer Erleichterung ohne weitere Komplikationen verlassen konnte.
Aiwyn, nach: Dorf beim Schneeborn
The Chaosnight:
Aiwyn, Barlaé und Bogan von: Dorf beim Schneeborn
Auch der Weg zur Klamm verief ausgesprochen ruhig und entspannt. Sie hatten das Dorf im Stillen verlassen und den selben Weg, den Aiwyn zum ersten Mal von der Festung zum Dorf gegangen war, rückwärts beschritten, sodass sie relativ Wegessicher voranschreiten konnten und die Klamm innerhalb vierer Tage erreichten konnten. Sobald sie die mächtige Feste aus der Ferne betrachten konnten fiel Aiwyn vor allem das Fehlen der Banner Mordors auf, stattdessen hingen einige Banner wie sie sie in Aldburg erblicken konnte an Toren und Türmen, einige Rauchschwaden hingen noch immer auf dem weiten Feld vor der Festung.
"Bleibt nah bei mir", flüsterte sie ihren Freunden zu, "Die Festung ist zwar in unseren Händen, aber das Misstrauen gegenüber Fremden ist in diesen Breiten größer denn je." Langsam schritten die drei zu dem gewaltigen Haupttor der Festung. Kein Pfeil sirrte ihnen entgegen, keine Signalfackeln wurde gezündet und keine Boten ritten ihnen entgegen - die Festung wirkte wie ausgestorben, doch Aiwyn wusste: Die Wachen hatten sie schon längst erblickt und ließen sie passieren.
Kaum standen sie vor der Toranlage öffnete sich schon ein Schutzbalken über der Tür und ein älterer Rohirrim blickte hinaus: "Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?"
Aiwyn sah ihn an und antwortete: "Ich bin Aiwyn, ich hatte zusammen mit Gamling und Forgoil den Widerstand organisiert und Erkenbrand hierhergeführt. Ich bin hier um mich von den dreien zu verabschieden und mich on dem Ausgang unseres Planes zu überzeugen."
Die Wache nickte kurz: "Ihr wisst genug, Ihr dürftet kein Spion sein! Öffnet das Tor!" Mit einem Krachen und Knarzen öffnete sich das ate, massige Tor und sie blickte wieder in die riesige Festung des Reiches: Sie hatte sich innerlich kaum verändert, lediglich die Gesichter der Bevölkerung in ihr waren eisern geworden und blickten traurig umher.
"Im Thronsaal", sagte die Wache, "fühlt euch frei!".
Sobald sie den Thronsaal erreicht hatten fiel Aiwyn der wohl gravierendste Unterschied innerhalb der Festung auf: Riesige Flaggen Rohans hissten zahlenreich vor dem Saal, zwei Banner hingen neben dem Eingang und die Flagge Dunlands wehte neben der rohirrischen an einem Fahnenmast am Vorsprung vor der Festung. So von den Herrschaftszeichen geprägt wirkte die Festung königlich eingerichtet und mächtig wie sie sein sollte. Der Glanz älterer Tage ging von ihr aus und entfachte bei allen Betrachtern das Bild wieder im Machtzentrum der Welt zu stehen. Zwei Torwachen begrüßten sie vor der Halle: Einer war ein Dunländer, groß gewachsen, mit einem mächtigen Zweihänder ausgestattet und mit der rohirrischen Wachrüstung gepanzert, der andere ein Rohirrim, etwas kleiner als der andere, aber in einer ebenso mächtigen Rüstung und einem goldenen Speer wirkte er mindestens genauso eindrucksvoll. In dem Moment wo sie kurz vor ihnen standen griff der Dunländer zu der Tür und öffnete sie, wofür der Rohirrim ihn scharf anherrschte: "Was soll das? Lassen wir nun jeden zu unseren Herrschern?" Der Dunländer erwiderte nicht minder herrisch: "Ich kenne diese Frau! Sie war schon mal hier und hat den obersten Besatzer zerfetzt! Ohne sie ständen wir nicht hier!" Der Rohirrim schüttete seinen Kopf und murmelte: "Auf Eure Verantwortung.", dann öffnete er ebenso seinen Flügel und Aiwyn und ihre Freunde betraten den Thronsaal. Dieser war nun ebenso ausgestattet wie seine Außenwand: An jedem Pfeiler hing ein kleines Banner und an den Wänden hingen riesige Fahnenstangen. Die mächtigen Statuen waren gesäubert worden und ein leichtes Funkeln ging von dem Throngebilde im Zentrum aus. Zuerst noch leerstehend kamen nacheinander zwei Personen in den Raum, die auf sie zu gingen und sie freudig begrüßten. "Ich bin froh, dass es Euch gut geht", sagte Aiwyn lächelnd zu den Beiden, "Wie ist es verlaufen?"
Gamling senkte den Kopf, düster begann er: "Es begann wundervoll, innerhalb kürzester Zeit hatten wir alle Tore besetzt und umherlungernde Orks in Reichweite erschossen, innerhalb kürzester Zeit stürmten unsere Brüder aus den Verliesen auf die Straßen und innerhalb kürzester Zeit waren wir wieder die stärkste Macht in der Stadt.", eine Stimme war bei jeder Aufzählung lauter und wütender geworden, nun wieder etwas bedächtiger und beinahe traurig fuhr er fort: "Eine Woche hielten wir die Stadt. Die Orks waren gefangen und so gut wie tot, doch noch immer wandelten Hunderte von ihnen in der Stadt. Zuerst ein verstreuter Haufen sammelten sie sich bald zu Gegenangriffen. Sie attackierten unsere Stellungen, als sie dort scheiterten kamen sie zu jeder vollen Stunde mit einem normalen Bürger zum Haupttor und zerstückelten ihn qualvoll vor unseren Augen. Sobald ein tapferer Soldat seine Lieben retten wollte wurde auch er zerfleischt von diesen Bestien. Viele unserer besten Männer opferten sich dabei oder gingen zu Grunde, als Erkenbrand eintraf war die Hälfte von uns nicht mehr kampffähig! Es war ein Gemetzel! Keine erkennbaren Überreste verblieben von den Orks als die Bürger ihre Übermacht wahrnamen und die wütenden Soldaten ihre Festung verlassen konnten. Die Festung ist frei...doch kaum einer ist uns geblieben der dies zu feiern vermag, zu viele Frauen und Kinder wurden getötet, zu viele Freunde zermalmt, zu viel Blut klebt an jedem. Es wird Jahre dauern bis hier wieder alles normal wird!" Zwischendurch schrie er schon beinahe die Worte aus, während er im nächsten Moment kaum mehr ein Wort herausbringen konnte. Als er seine Rede beendet hatte, fuhr Forgoil fort: "Nachdem Erkenbrand hier war und ich ihn von der Aufrichtigkeit meines Volkes überzeugen konnte, schlossen wir einen Pakt: Er gestattet uns in der Klamm zu bleiben bis wir stark genug sind unser Land zurückzufordern. Danach wird wieder Frieden und Zusammenarbeit zwischen unseren Völkern herrschen und diesmal hoffentlich längerfristig..." Er stoppte kurz und fuhr dann etwas langsamer fort: "Gamling und Erkenbrand haben schon ein Zeichen meiner Wertschätzung erhalten, leider weiß ich nicht, was Euch angemessen wäre." Aiwyn antwortete schnell: "Ihr braucht mir nichts zu geben, ich habe alles was ich brauche und habe Euch gerne geholfen." Doch Forgoil schüttelte nur den Kopf und fuhr fort: "Es ist bei uns Dunländen Sitte. Und auch möchte ich Euch etwas schenken. Doch die Frage ist was..." Er zögerte kurz und zog dann ein leicht gebogenes, bronzen glitzerndes Messer voller alter Runen. Sein Griff war pures Schwarz, lediglich durch eine einzelne, silberne Rune unterbrochen. Seine Klinge verlief spitz zu und keine einzelne Scharte war in ihr zu erkennen.
"Der alte Zeremonialdolch meines Volkes. Schon Jahrhunderte wurde er von Stammesfürst zu Stammesfürst gegeben, bis er als Tribut an die höheren Herren entrichtet wurde. Sein Einfluss für den Stamm ist dahin, aber trotzdem birgt er noch einiges an Macht und Autorität. Als Zeichen dafür, dass Ihr die Herren des Schattens bezwungen und den Grundstein für ein endgültig freies Rohan und ein befreites Dunland steht er Euch als Zeichen der Wertschätzung unseres Volkes zu." Er verneigte sich kurz und reichte ihr den Dolch. Sie versuchte noch ihn irgendwie ablehnen zu können, sie selbst fühlte sich nicht sonderich als Retterin, sondern vielmehr als blutige Mörderin und einfache Botin. Sie dachte an die Art ihres Auftretens in der Klamm nach: In der Festung hatte sie kaltblütig aus dem geheimen heraus den Herrscher erstochen. Sie erinnerte sich genau an das Aufeinandertreffen, wie sie ihn als den Grund ihres Leids erkannte, wie er sie begehrte, wie er sie zu sich ziehen wollte, wie er dasaß und sein eigenes krankes Spiel mit ihr treiben wollte. Innerlich kam wieder der Zorn in ihr auf, sie verabscheute den Mann, hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt und dann eiskalt zugestochen. Mit jedem weiteren Gedankengang kam auch immer wieder der Gedanken hoch, was er Bolwarth angetan hatte, der besten Freundin ihrer alten Tage, die nun ebenso litt wie sie und ebenso ihres alten Lebens beraubt wurde. Ihre Gedanken sprangen weiter, im Wirtshaus hatte ihr fehlerhafter Überzeugungsversuch zu einem weiteren heimtückichen Mord geführt, ihr Plan zur Befreiung der Klamm hatte dutzenden einfachen Bürgern einen grausamen Tod beschert und hunderte Soldaten wahnsinnig werden lassen, während sie einen einfachen Boten spielte und umhergeirrt war, weiteren hunderten Männern den kalten Tod brachte und nur eine Armee aussandte, während sie ihren eigenen Problemen nachjagte. Sie konnte dafür keine Belohnung annehmen. "Tut mir Leid, aber diese glorreiche Waffe steht mir nicht zu", murmelte sie, "Andere haben weit mehr für Rohan getan, ich habe nur aus Zorn den Herrscher getötet und Erkenbrand hierhergebracht, mehr habe ich hier nicht getan..."
Forgoil erwiderte schwach lächelnd und schon fast ehrerbietig: "Sei nicht so bescheiden, bevor Ihr kamt ist kein Verbündeter mehr in die Stadt gekommen, keiner traute sich etwas...Ihr habt uns Mut gegeben und Anlass den Kampf zu beginnen. Auch ist vor Euch niemand mehr aus der Festung raus gekommen! Euer Handeln war es, was uns vorangebracht hat. Ich bitte Euch, nehm dieses Messer an, es ist weitaus weniger als Euer Verdienst, aber das wertvollste was ich Euch anbieten kann!"
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