Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Der Brunnenhof und die Zitadelle

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Thorondor the Eagle:
Elea von den Häusern der Heilung


Sechs Monate waren seit jener Nacht vergangen, der Frühling und Sommer zog über das Land ohne gravierende Veränderungen mit sich zubringen. Die Luft war trocken, das Wetter eintönig. Gondor hatte seine einstige Vielfältigkeit eingebüßt und nicht nur in den Menschen, sondern auch in der Natur hinterließ die Macht des Dunklen Herrschers seine Spuren.

Elea stand an der Brüstung des Brunnenhofes auf der obersten Ebene von Minas Tirith. Ihr Blick war in den Norden gerichtet. Wärmende Sonnenstrahlen fielen von Westen in das Tal und warfen es in ein rötliches Abendlicht. Ihre Hände waren übereinander gefaltet, die linke über der rechten und ihre Augen wässrig.
Hinter sich hörte sie laute Schritte die eilig näher kamen.
„Elea!“, schrie eine Männerstimme. Sie wischte sich die Augen ab und drehte sich um.
„Ich habe es gerade erfahren“, sagte der Ratsvorsitzende von Gondor „Als erster, so meine ich, denn die Nachricht ist noch ganz frisch.“
„Danke!“, antwortete Elea und streckte ihm die Hand entgegen.
„Ich sehe ihr habt noch Tränen in den Augen, Tränen des Glücks will ich hoffen!“
„Ja, so ist es“, antwortete sie.
Er sah gezielt auf Eleas Hand „Einen zauberhaften Ring habt Ihr da. Sagt mir Elea, wann wird denn die Vermählung mit Herumor sein?“
Ein gezwungenes Lächeln huschte über ihre Lippen: „Gerade erst habe ich eingewilligt, Planungen stehen uns erst bevor.“
„Natürlich natürlich“, lachte er „Ich werde euch so gut wie möglich unterstützen.“
„Danke“, antwortete Elea kurz.
„Ich muss wieder los, heute Abend tagt der Rat von Gondor. Entscheidungen müssen getroffen werden, bezüglich unseren Verwandten von Dol Amroth.“
„Machts gut“, verabschiedete sich die Frau und drehte sich wieder gegen den Horizont. Ihr Blick fixierte jedoch den Ring an ihrem Finger. Er war aus Silber, bestückt mit einem weißen Adamant und umgeben von vier Blüten des weißen Baumes aus reinem Gold. Nervös drehte sie ihn am Finger hin und her.

Was soll ich nur machen? Wie soll ich das Ioreth erklären, sie wird es nicht verstehen. Alle werden es nicht verstehen. Nicht mal ich selbst… Warum ist es nur so weit gekommen? Wie konnte ich nur so dumm sein, so einfältig handeln? Ich kann dem Bund nicht gegenüber treten, wie soll ich es nur erklären?

Einige Minuten stand sie noch dort und dachte nach, bis sie sich umdrehte und zielstrebig in ihr Haus ging. Herumor hatte es ihr als Geschenk überreichte, eines von vielen die er ihr machte um ihr Herz zu gewinnen.
Es war aus weißem Gestein, versteckt in einer kleinen Gasse auf dem vierten Ring von Minas Tirith. Zweistöckig war es, oben ein großes Schlafzimmer mit Balkon und ein Umkleideraum. Im ebenerdigen Stockwerk eine kleine Bibliothek mit hohen Regalen und Fenstern, eine kleine Küche und ein Zimmer zum Speisen. Sie liebte dieses Haus, denn es erinnerte sie an ihre Träume von Annuminas.

Schweigend setzte sie sich in die Bibliothek und wartete. Die Dämmerung war hereingebrochen und hüllte die Stadt in einen grauen Schatten. Erst als das letzte Tageslicht erloschen war, klopfte es an der Tür. Erschrocken sah Elea zum Eingang. Sie legte sich den Mantel um die Schultern, zog sich die Kapuze weit in das Gesicht und verließ das verdunkelte Haus. Sie und eine zweite Person, dessen Antlitz versteckt war, schlichen über die leeren Straßen.


Elea zum Versteck der Getreuen des Königs

Thorondor the Eagle:
Elea von ihrem Haus im vierten Ring


„Beregond! Beregond!“, rief Elea den Gang entlang, als sie einen der Soldaten vor sich sah. Sie rannte zu ihm: „Endlich finde ich jemanden mit dem ich reden kann.“
 „Was gibt es Herrin?“
„Weißt du, sind die Gästehäuser des Stadtrates derzeit belegt? Sind irgendwelche Gäste in der Stadt?“, keuchte sie aufgeregt.
„Ich denke nicht, aber genaues kann ich euch nicht sagen. Da müsst ihr schon Herumor fragen“, antwortete er.
„Ich habe ihn nicht gefunden. Hast du ihn gesehen?“
„Ja, er befindet sich beim Vorsitzenden des Stadtrates. Aber ihre Unterredung dauert schon sehr lange, er war sehr aufgebracht. Geht hinüber zum Ratspalast, aber stört die beiden nicht.“
„Ich danke dir. Wie geht es deinem Jungen?“, fragte sie schnell und setzte schon wieder zum gehen an.
„Danke uns geht es gut“, rief er ihr hinterher.

Ein Nieselregen setzte ein als Elea das Quartier der Brunnenwache verließ und über den ganzen Brunnenhof lief. Überdachte Arkaden zierten die Fassade des Ratshauses von Minas Tirith. In der Mitte führte eine Treppe in den erhöhten Innenhof. Dort wartete Elea eine gute halbe Stunde, ehe Herumor aus einer der Türen herauskam. Er schien noch immer sehr wütend zu sein.
„Herumor!“, rief im Elea zu und er richtete suchend seinen Blick auf sie.
„Was ist?“, frage er aufbrausend.
„Herumor. Ich komme gerade von Brianna’s Laden. Sie hat mir etwas Furchtbares erzählt.“
„Was denn?“
„Eine der Kurtisanen war bei ihr…“
„Was? Was hat deine Freundin mit denen zu schaffen?“, frage er und seine schlechte Laune schien sich nicht gelegt zu haben.
„Eine von ihnen wurde auf den dunklen Straßen angegriffen“, hastete Elea.
„Und wegen dem kommst du zu mir? Es war nur eine Kurtisane“, entgegnete er kalt.
„Aber… Aber“, Elea stotterte auf seine Reaktion hin ein wenig „Aber es waren zwei Orks die sie aufgeschlitzt haben.“
Die Frau beobachtete wie sich Herumor aus lauter Wut die Zähne zusammenpresste. Seine Wangen hoben sich wie bei einem schnaubenden, wilden Eber.
„Was willst du tun. Ich weiß, dass dir das gar nicht gefällt, wenn dieses dreckige Gesindel in unserer Stadt umherläuft.“
„Was soll ich denn dagegen tun? Größere Sorgen habe ich momentan als diese elenden Orks. Ich habe hohen Besuch hier, ich kann mich jetzt nicht darum scheren“, antwortete er.
„Ist es dir egal?“, brüllte Elea zurück, selbst schon aufbrausend.
„Nein“, antwortete er „Aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss weg, denn wie gesagt haben wir hohen Besuch hier in der Stadt.“
Er drehte sich weg und ohne sich zu verabschieden eilte er die Treppe hinunter zum weißen Turm.

Enttäuscht und aufgebracht verließ sie die Zitadelle wieder. Der Nieselregen ist stärker geworden und nässte nun ihr Haar und ihre Kleider. Es war ihr egal. Mit geballten Fäusten lief sie an den verdunkelten Fenstern von Briannas Laden vorbei, als ihr eine Stimme hinterher rief: „Elea! Warte.“
Sie erkannte sie, ging aber unbeirrt weiter bis zu ihrem Haus, indem Wissen, dass sie verfolgt wurde.


Elea in ihr Haus im vierten Ring

Thorondor the Eagle:
Elea vom Haus der Kurtisanen


„Herrin?!“, wurde Elea von einer Stimme geweckt.
Konfus öffnete die Frau ihre Augen. Zunächst sah sie noch verschwommen, doch dann erkannte sie die kaltsilberne Rüstung vor sich und die unscharfen Konturen des Soldaten wurden klarer.
„Ihr müsst mit uns kommen“, sagte er in einem merkwürdig netten Tonfall „Zieht euch an, ich werde draußen warten.“
Der Wächter verließ das kleine Gemacht indem Elea geschlafen hatte. Die Dunedain richtete sich auf und blieb einen kurzen Augenblick auf der Bettkante sitzen. Sie sammelte ihre Gedanken, erinnerte sich wo sie war und was gestern passierte.
Durch einen kleinen Türspalt sah sie wie die Kurtisanen emsig den Raum aufräumten, Tücher wuschen um alles für eine weitere Nacht in diesem niederträchtigen Gewerbe vorzubereiten.
„Kommt heraus“, ermahnte sie nun die Stimme einer jungen Frau mit pechschwarzen Haaren und matten, braunen Augen „Wollt ihr euch noch etwas frisch machen, ehe ihr zu eurem Verlobten geht?“
Sie brachte ihr eine Schale gefüllt mit eiskaltem Wasser und ein weißes Tuch um sich das Gesicht zu waschen.
„Woher weiß er, dass ich hier bin?“, fragte Elea und nahm einen Schluck.
„Wir haben es Herumor berichtet.“
„Wieso?“ fragte sie schockiert.
„Es war Paolas Entscheidung.“
„Warum macht sie so etwas?“
„Weil sie um ihre Sicherheit fürchtet. Ihr habt euch gestern keine Freunde gemacht.“
„Aber so habe ich das, doch nicht gemeint.“
„Das spielt keine Rolle in den Augen des Volkes. Bald wird das brodelnde Fass überlaufen, ihr werdet sehen.“
„Danke für eure Gastfreundschaft“, verabschiedete sie sich und ging nachdenklich und ängstlich aus dem Haus.
„Endlich“, begrüßte Sie forsch ein Mann mit bereits grau melierten Haaren und einem schwarzen Schnurrbart „Wie lange wolltest du mich denn noch warten lassen?“
„Solange deine Herrin dich eben warten lässt“, entgegnete Elea abweisend.

Ohne ein Wort mit dem Beamten zu wechseln gingen Sie die Straßen hinauf zur Zitadelle. Reges Gemurmel hörte die Dunedain als sie an den Menschen vorbei ging. „Verräterin“, „Heuchlerin“, „Treulose“, „Verfluchte“ entnahm sie den gehässigen, flüsternden Stimmen. Doch anstatt demütig zu sein, streckte sie ihre Nase in die Höhe um über den Beschimpfungen zu stehen. Erst als sie durch das steinerne Tor die Zitadelle betraten, verstummte das Volk in der Ferne.

Poch, Poch… riss es Elea aus den Gedanken. Der Soldat hatte an die mächtige Holztür des Ratspalastes geklopft. Ohne sich zu verabschieden verschwand der Beamte über den Hof.

„Mein Herr! Elea ist nun hier“, gab der Wächter bescheid. Er bat Elea einzutreten. Es war ein großer Saal mit zahlreichen Fenstern und an den Wänden hingen Banner aus den verschiedenen Lehen Gondors, Anorien, Lebennin, Lamedon… nur ein Platz war frei genau neben dem weißen Baum auf schwarzem Grund. Die Frau vermutete, dass dort vor nicht all zu langer Zeit das Banner von Dol Amroth hing. Es überkam sie eine unterdrückte Panik, als sie sich vorstellte, dass zukünftig das rote Auge von dort oben hinunter starren würde.

„Würdet ihr mich  nun einen Moment mit meiner Verlobten alleine lassen! Wir haben etwas zu besprechen“, hörte sie Herumor zu den Soldaten und Hauptmännern sagen ehe diesen den Raum in Richtung ihrer Mannschaftsquartiere verließen.

„Du solltest deine Untertanen etwas besser erziehen. Sie haben nicht den nötigen Respekt vor ihrer Herrin“, motzte sie Herumor an.
„Unser neuer Freund? Mit der Höflichkeit konnte er noch nie umgehen und warmherzig kann man ihn wohl auch kaum nennen“, entgegnete er schmunzelnd.
„Und mit solchen Menschen umgibst du dich?“
„Ich kann ihm grenzenlos vertrauen, was ich von dir nicht behaupten kann. Gestern versuchst du mich mit deinem atemberaubenden Auftritt zu überzeugen und heute höre ich, dass du im Hause der Kurtisanen übernachtet hast. Er respektiert dich sicher, wenn du dich auch respektabel verhältst.“
Elea wurde wütend auf seine unverschämte Anspielung: „Wovor hast du denn Angst? Glaubst du ich weiß noch nicht bescheid. Wie ich hörte bist du dem Gewerbe der Kurtisanen doch gar nicht so abgeneigt.“
„Was fällt dir ein?“, schrie er sie aufbrausend an und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Der brennende Schmerz den Elea mittlerweile sehr gut kannte, setzt wieder ein. Sie spürte wie sich ihre Wange langsam mit Blut füllte und heiß wurde.
„Du bist meine Verlobte! Verhalte dich so und fall mir nicht dauernd in den Rücken. Du erwartest, dass ich Treu bin, dann sei auch du mir treu und verbünde dich nicht mit denen, die ich meine Feinde nenne.“
„Ich bin nicht länger deine Marionette; deine Möglichkeit den Thron zu besteigen. Nicht dafür, was du aus mir machst.“
„Das hat dir die alte Ioreth also eingeredet.“
„Und sie hatte Recht damit. Aber so wie sie niemals König Elessar verraten wird, so werde es auch ich nicht tun. Ich werde dich nicht heiraten, nie im Leben“, brüllte sie Herumor an.
Diesem kam ein weiteres Mal die Hand aus. Elea presste die Lippen aufeinander und legte ihre kalte Hand auf die Backe. Sie wollte zu weinen beginnen. Doch dann plötzlich war ihr Schmerz weg. Obwohl ihr Körper noch bebte, ihre Wange heiß brannte, so spürte sie kein inneres Leiden. Ein unzubändigender Hass erfüllte sie: „Keinen Tag länger bin ich dein.“
„Du weißt was das für deine Familie bedeutet. Ich werde deinen Sohn und auch Aragorn töten lassen. Es bedarf nur eines Wimpernschlages.“
Ein gefühlloses Lachen erfüllte den Raum; es war Elea: „Mein Sohn ist längst außer Reichweite für dich“ bluffte sie ohne sich die Lüge auch nur anmerken zu lassen „Und Aragorn… Du bist ein Narr. In all deinen Bestrebungen hast du selbst noch nicht erkannt, dass du nichts weiter als eine Marionette bist. Aber lass dir eines gesagt sein Herumor, die Schnüre an denen du Hängst haben längst eine Schlinge um deinen Hals gebildet und eine falsche Bewegung kostet dich dein Leben. Leb wohl!“

Die Dunadan stürmte aus dem Saal. Ihr Herz raste vor Aufregung. So schnell sie konnte ließ sie die Zitadelle hinter sich.


Elea auf die Straßen von Minas Tirith

PumaYIY:
Karthull von der Kaserne im dritten Ring


Ein bisschen komisch kam sich Karthull vor als er auf der Suche nach Beregond in die Quartiere der Turmwache betrat. Hier oben war ich fast noch nie, so Leute wie ich sind hier wohl auch nicht sehr gerne gesehen. Auf Beregond traf er schließlich nach einem Tipp vom Pförtner in einem Hinterzimmer eines Wachhäuschens am Brunnenhof vor der Zitadelle, bei der Einweisung von zwei sichtlich jungen und doch disziplinierten Männer in Bewegungsabläufe zum Schichtwechsel am Brunnenhof des weißen Baumes. Diese Einweisung führte Beregond jedoch noch recht schnell zuende bevor er sich Karthull zuwand. Karthull hatte inzwischen Zeit sich ein Bild von den traditionsreichen Garde der wichtigsten Persönlichkeiten von Minas Tirith zu machen. Kurz war er fansziniert von dem detailierten Plan den es zum Aufstellen an den verschiedenen Kontrollpunkten im siebten Ring gab, auch fest vorgeschriebene Grußbewegungen wurden anscheinend eingeübt, doch dann besann er sich und Beregond schickte die beiden Wachen hinaus, als er sich schon fast nicht mehr beherrschen konnte.
"Endlich sehen wir uns wieder Beregond!"
"Ja ich wollte dich auch schon längere Zeit sprechen, denn es gibt einiges was ich dir sagen muss."
"Dann lass mich anfangen, denn es ist wirklich wichtig das du erfährst wie es in den unteren Ringen zugeht: Überfälle und Beleidigungen auch unversteckt und offen, direkt zu den Wachen sind an der Tagesordnung, das Volk ist aufgewiegelt und will sich gegen Herumor lehnen. So sehr, dass es sogar schon uns Wachen beschuldigt ein Verbrechen zu begehen, wenn wir ihm die Treue halten."
"Aber ist es das denn nicht auch? Karthull bis vor wenigen Tagen hatte ich die selben Zweifel wie du: Kann ich es wagen zu hoffen meine Ansichten irgendwann offen preisgeben zu dürfen oder nicht? Gestern hat sich die Frage ein für alle Mal beantwortet, es gibt Getreue die haben Pläne..."
"Beregond ich warne dich!" , unterbrach ihn Karthull hektisch: " Wenn die Getreuen nicht ruhiger werden artet das Chaos aus und nicht nur Plünderungen finden statt sondern auch Mord und Totschlag!"
"Mord? Wer?" , Beregond wurde ernster und starrte Karthull entsetzt ins Gesicht.
"Zwei Kosaren aus dem Trupp des Hauptmanns, das ist der Grund warum ich Zeit fand zu dir zu kommen und mit dir zu sprechen. Sie wurden hinterhältig ermordet, während sie jemanden verfolgten."
"Das ist in der Tat grausam, doch du Karthull hast längst eine Seite gewählt! Die Zeit drängt uns zum Handeln und ich rede nicht von Überfällen, sondern von der Befreiung von Gefangenen und vielleicht sogar von der ganzen Stadt!" Nach einigem Schweigen und wirren Gedankengängen sagte Karthull schließlich: "Das ist worauf ich gewartet habe. Obwohl es schmerzt sich gegen die scheinbar eigenen Leute zu wenden. Ich hoffe das den Kosaren nichts geschieht. Aber deswegen bin ich eigentlich aufgebrochen, das hat mein Ausbilder in Dol Amroth gesagt: Ein Schwert in der Stadt ist mehr wert als tausend Schwerter bei einer Belagerung vor der Stadt. So oder so ähnlich..."
"Nein Karthull. Für dich gibt es andere Pläne.", beendete Beregond Karthulls laute Gedanken. "Du bist nicht als Krieger in die Stadt geschickt worden, sondern als Spion! Und deine Tarnung muss auch im Fall eines Versagens gedeckt bleiben. Wo soll Fürst Imrahil sonst seine Informationen nehmen."
"Nein ich will hier sein, wenn ich gebraucht werde!"
"Tu nicht so als wärst du sonst nutzlos und müsstest dir hier etwas beweisen. Du warst schon viel zu lange in der Stadt, und jeden Tag verzweifeln die Menschen in Dol Amroth mehr und mehr. Herumor hat mit einer Karawane Banner von Minas Tirith zu den Mauern von Dol Amroth geschickt, damit die Bewohner glauben die Stadt stehe hinter Mordor und den Angriffen. Tatsächlich will Herumor aber keine Hilfe schicken sondern Unterstützung bekommen, in der Hast und der Tobsucht in der er ist, seit Elea verschwunden ist hat er mir den Auftrag gegeben einen Brief zu schreiben und mit einem loyalen Boten auf den Weg nach Dol Amroth zu schicken. Ich sollte in den Brief schreiben, dass Minas Tirith droht unter Aufruhr unterzugehen und, dass Herumor wenn nicht bald mehr Soldaten kommen nicht garantieren kann die Stadt zu halten."
Karthull der Beregonds Ausführungen wie gebannt zuhörte wurde stutzig, als dieser einen versiegelten Brief aus seiner Brusttasche zog.
"Das ist der Brief, doch es steht nicht drin was Herumor verlangt, vielmehr ist es das Gegenteil. Wenn ein Sturz Herumors gelingt und du den Brief ins Lager der Kosaren vor Dol Amroth bringst, verschaffst du den Menschen hier mehr Zeit, ein paar Tage, vielleicht eine Woche, aber das ist Zeit, die mehr Wert ist als eine Klinge bei der Revolution."
"Ich? Ich soll den Brief überbringen?"
"Wer sonst? Du bist ideal, kannst dich aus dem Lager der Angreifer ungesehen nach Dol Amroth schmuggeln und hättest dir mit deinen bisherigen Taten schon mehr als einen Tapferkeitsorden im Range eines Soldaten verdient."
"Ich weiß nicht ob ich das kann."
"Aber ich weiß es, ich habe schon alles organisiert, du reist heute Abend los. Du musst nicht einmal laufen, eine schnelle Kutsche wird dich bringen."
"Was ist mit dem Kutscher? Weiß er bescheid? Ist er in Ordnung?"
"Du wirst ihn ... töten müssen. Er glaubt ihr würdet Verstärkung beordern, genau wie Herumor."
"Aber ich kann doch nicht ..." , begann Karthull. "Du musst!" , unterbrach ihn Beregond. "Ich kenne den Mann. Nicht das es mich freuen würde ihn sterben zu sehen, aber ich habe den feigsten unter den Verrätern Gondors ausgesucht. Während der Belagerung durch Mordor zeigte er Orks unter Androhung des Todes ein Versteck von Frauen und Kindern, die alle druch seine Schwäche starben. Der König hatte ihn verurteilt, doch Herumor hat ihn begnadigt." Dann wechselten sie nur noch wenige Worte und Beregond gab ihm den Brief.
"Du wirst Fürst Imrahil beweisen müssen, dass du bei mir warst und das deine Informationen wahr sind. Auch ich werde dir einen Teil meines geheimen vom Königs selbst gegebenen Gedichts verraten:

Treuer Wächter, Truchsessretter
der so manchen Feind zerschmettert,
standest lang am Turme mein,
drum gebührt dir dieser Reim.
Merk dir die Worte und geh nun ich hab noch einiges vorzubereiten. Mach es gut!"


Karthull zum Kasernenhof im dritten Ring

Thorondor the Eagle:
Elea und Beregond von den Straßen von Minas Tirith


Ein lautes Pochen drang an Herumors Ohr und ließ ihn aufschrecken. Augenblicklich entfernte er sich aus der Nische, wo er aus dem Fenster geschaut hatte und trat hinter der Statue eines altvorderen Königs hervor. Sein Blick war eisern auf das Eingangstor gerichtet, dass sich langsam öffnete und einen feurig-orangen Schein hereinließ.

Emotionslos verfolgte er mit den Augen die Männer mit ihren silbernen, teilweise mit Ruß bedeckten Rüstungen. Erst als er die Dunedain mit ihrem rabenschwarzen Haar und ihren grau schimmernden Augen sah, verengten sich seine Augen aus Zorn zu dünnen Schlitzen.

Die Soldaten verteilten sich im Raum und blieben stumm  an den Wänden stehen.
„Erelieva!“, sagte er mit seiner unerträglich zischenden Stimme „Elea, Elea. Ich habe nicht geglaubt dich noch einmal zu sehen. Bist du törichtes Weib tatsächlich in der Stadt geblieben?“
Sie gab ihm keine Antwort.
„Dann wird wohl der Gerechtigkeit doch noch genüge getan; Verräterin!“
„Mich nennst du eine Verräterin; eine Verräterin woran, an dir oder an Sauron? Dann bin ich schuldig, aber wenn du meinst ich hätte unser Volk hintergangen, dann mein lieber Herumor sei vorsichtig, welche Worte du wählst. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, forschte sie zurück.
Er presste seine Zähne aufeinander: „Mein Volk? Dieses Lumpenpack, diese Pöbel die vor den Toren der Zitadelle mit Mistgabeln und Messern stehen? Das ist nicht mein Volk nur minderwertige Nachkömmlinge größerer Herren! Das Blut Numenors ist weit verbreitet, doch nur noch wenige dürfen sich als wahrhafte Erben Numenors bezeichnen. Du meine Schöne bist eine der wenigen davon; aber warum stehst du mir gegenüber als wäre ich dein Feind? Weißt du nicht was wir beide hätten erreichen können? Ich sah den Glanz eines Reiches, dass die Macht und die Könige Numenors in den Schatten stellt. Ja, ich habe die Seiten gewechselt und Sauron als meinen Herren akzeptiert um all dem hier die Chance auf Überleben zu geben. Aber eines Tages, wenn wir stark genug sind und wir die Schirmherrschaft Saurons abstreifen würden wir ein goldenes Königreich in einem goldenen Zeitalter führen. Unbestrittene Herren über die Welt.“
„Dieses Ziel also hast du verfolgt. So viele sind gestorben oder wurden gefangen genommen… dafür?“
„Ja. Die letzten Abkömmlinge Numenors setzte ich in hohe Ämter und sicherte mir so ihre Treue. Du ahnst ja gar nicht wie viele so denken wie ich. Wir lesen in den alten Büchern über die Blütezeit unseres Volkes und sehnen uns nach solcher Stärke und das können wir auch wieder erreichen“, prahlte Herumor wahnhaft.
„Und wenn wir die Geschichte zu Ende lesen wissen wir was aus Numenor und seinen Bewohnern geworden ist. Unsere Vorfahren waren starke Menschen, doch wuchs ihnen ihr Hochmut über den Kopf und das gleiche sehe ich nun auch bei dir. Das Volk von Gondor ist nicht schwach. Sieh hinaus aus deinen kalten, dicken Mauern. In einer Nacht haben sie die ganze Stadt gestürmt. Eine Stadt die seit tausend Jahren von keinem Heer eingenommen wurde.“
„Dumm nicht wahr, das eigene Heim zu zerstören und dem Feind den Weg zu bereiten.“
„Nein, auf keinen Fall, wenn man dazu gezwungen ist um seine Freiheit zu erlangen. Du allein hast sie soweit getrieben“, entgegnete Elea.
„Nicht nur ein Weg führt in die Freiheit. Du trägst genauso Schuld am Untergang unseres Volkes wie ich. Deine Sticheleien und die geheimen Treffen. Ihr habt das Volk gegen Sauron aufgebracht und ihr hab damit den Untergang Gondors besiegelt.

Ein Donnern war von draußen zu vernehmen. Das Klirren der Schwertwer wurde stetig lauter. „Zur Treppe!“, hörte man die Soldaten rufen.

„Oh, der dunkle Herrscher wird schneller da sein als du denkst, Elea. Er weiß längst von den Unruhen. Im Osten stellt er ein Heer auf, das die Mauern dieser Stadt niederrennen und jeden töten wird, der Widerstand leistet. Es gibt keine Macht mehr die ihn aufhalten kann. Und du schon gar nicht! Es wird mir eine Freude sein, dich dem Herren von Mordor zu überreichen. Gegen seine Verliese war jene in Minas Tirith eine wohl geborgene Stube“, er lachte selbstzufrieden und deutete den Soldaten sie fest zu nehmen.

Beregond näherte sich Elea von hinten, nahm sie mit festem Griff beim Handgelenk und legte ihr sein Schwert in die Hand. Ein verwirrter Blick traf Elea: „W-w-was macht ihr?“, stotterte Herumor. Und noch ehe jemand antworten konnte, legten sich wieder zornige Falten auf seine Stirn. Er begriff mit einem Schlag: „Deshalb also bist du gekommen.“
Elea nickte: „In einem Punkt hast du Recht, Herumor. Der Gerechtigkeit wird heute genüge getan. Ich bekomme meine Vergeltung und das Volk von Gondor wird frei sein.“
„Frei um zu sterben; um endgültig unter zu gehen!“, sagte er überzeugt.
„Unterschätze nicht die Stärke der Nachkommen Numenors.“

Elea machte einige Schritt auf ihn zu. Herumors Schwert lag außer Reichweite bei seinem Thron. Sie stand direkt vor ihm und blickte auf seinen blonden Schopf. Endlich konnte sie sich dafür rächen was er ihr angetan hatte. In ihrer Hand lag die Zukunft von Minas Tirith, ein Hieb und sie alle würden frei sein. Der Schwertertanz im Brunnehof war deutlich zu hören. Die anstürmende Menge trieb die Soldaten langsam aber beständig vor der Halle des Königs zusammen. Elea hob die Klinge weit nach oben und packte sie mit beiden Händen am Schaft. Gezielt und mit aller Kraft führte sie das Schwert nach unten und direkt auf die Steinfliesen, sodass Funken in alle Richtungen sprühten und ein Riss im Boden entstand.
„Einen solch einfachen Tod hast du nicht verdient! Gedemütigt sollst du werden, wie du die anderen behandelt hast.“
„Nicht einmal den Mut kannst du aufbringen mich zu töten und willst ein ganzes Volk gegen den Feind in die Schlacht führen… Ha, das ich nicht lache. Du wärst keine gute Herrscherin geworden!“, sagte er beinahe etwas angewidert.
„Dich fallen zu sehen ist mir Rache genug und dir Strafe genug. Leb wohl, Herumor“, sagte sie bestimmt und ging zu Beregond um ihm sein Schwert auszuhändigen. Indem Moment sprang das große Tor auf. Hunderte Menschen waren in die Zitadelle eingedrungen. Sie warfen mit Fackeln um sich und stachen mit Schwertern auf die Soldaten ein die die Halle nach wie vor verteidigten.
„Da sind die Verräter! Tötet sie und tötet Herumor!“, brüllte einer aus der Menge.

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