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Autor Thema: Die Grauen Anfurten  (Gelesen 23859 mal)

Eandril

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Re: Die Grauen Anfurten
« Antwort #15 am: 31. Jan 2017, 14:51 »
Faronwe sah friedlich, beinahe schlafend aus, als Gelmir und ein Oronêl unbekannter Elb seinen Körper in ein kleines, hölzernes Boot legten und sanft auf das Wasser der Bucht schoben. Eine kleine Gruppe hatte sich am westlichsten Kai von Mithlond versammelt, um Abschied von Faronwe zu nehmen. Mehrere Elben die Oronêl nicht kannte, Faronwes Freunde und Verwandte, alle anwesenden Mitglieder ihrer Gemeinschaft - Finelleth, Orophin, Glorwen, Mírwen, die noch immer etwas blass war und ihre Verletzung aus Fornost noch nicht ganz überstanden hatte, Irwyne und Oronêl - sowie Círdan selbst. Am äußersten Ende des Kais stand eine zierliche Elbenfrau mit langen, hellen Haaren, die einen ebenso blonden Jungen an der Hand hielt, und über deren Gesicht langsame Tränen liefen. Ihr Bauch wies eine deutliche Wölbung auf, und bei dem Anblick stand Oronêl für einen Augenblick schmerzhaft das Bild Faronwes vor Augen, wie er verzweifelt den Pfeil in seinem Hals umklammerte. Es war Cueneth, von der Gelmir Oronêl in Fornost erzählt hatte, doch er hatte weder gewusst, dass sie einen Sohn hatte, noch dass sie ein weiteres Kind erwartete.
Als Faronwes Boot langsam in Richtung Westen trieb, obwohl der Wind ihm entgegenwehte, sagte Círdan mit leiser, und doch tragender Stimme: "Möge der Körper unseres Freundes Faronwe sicher auf den Wellen fahren, bis das Meer ihn annimmt. Und möge seine Seele Eingang im Westen finden, wo wir ihn eines Tages wiedersehen werden." Nachdem Círdan ausgesprochen hatte, wandten sich die übrigen Gäste nacheinander an Cueneth, um ihr ihr Mitgefühl auszusprechen, und schließlich, als alle bis auf Círdan bereits gegangen waren, kam die Reihe an Oronêl und seine Gefährten.

"Es tut mir sehr leid, was geschehen ist", sagte Oronêl. Da Cueneth beinahe einen ganzen Kopf kleiner als er war, musste er zu ihr hinabsehen, was ihm unangenehmer war als die gesamte Situation. "Ich kannte Faronwe nicht allzu lange, doch es hat genügt um zu sehen, dass er ein guter Mann war - und ein großer Verlust für alle, doch am meisten für die, die er liebte." Cueneth nickte nur stumm mit zusammengepressten Lippen, doch ihre Tränen waren für den Moment versiegt. "Es ist kein wirklicher Trost", fuhr Oronêl fort. "Doch derjenige, der für seinen Tod verantwortlich war, ist in Carn Dûm gestorben. Ich habe ihn im Kampf besiegt, und ein guter Freund von mir hat ihn getötet - er ist nicht einfach gestorben."
Für einen kurzen Augenblick glaubte Oronêl, etwas in Cueneths blauen Augen aufleuchten zu sehen, als sie antwortete: "Es ist kein Trost, und doch... eine gewisse Genugtuung. Danke." Als sie sprach erkannte Oronêl, dass es ihre Stimme gewesen sein musste, in die Faronwe sich verliebt hatte. "Und ich möchte euch allen dafür danken, dass ihr in seinen letzten Tagen in Mittelerde Faronwes Freunde gewesen seid", fuhr Cueneth nun an die gesamte Gemeinschaft gewandt fort. "Dass ihr ihm etwas gegeben habt, wofür es sich zu kämpfen lohnte - und sein Tod nicht sinnlos war."
Während sie sprach war Oronêls Blick auf ihren Sohn gefallen, der stumm neben ihr stand und ihre Hand fest umklammerte, und einer Eingebung folgend ging er vor ihm in die Hocke.
"Wie heißt du, Sohn Faronwes?", fragte er, und der Junge, der vielleicht elf oder zwölf Jahre alt war, antwortete mit schwankender Stimme: "Arminas. Ich... ich will nicht, dass er fort ist."
"Das will niemand von uns", erwiderte Oronêl sanft, und zog den silbernen Ring, den Gelmir ihm in Fornost gegeben hatte, aus der Tasche. "Diesen Ring hat dein Vater in Bruchtal von Frau Arwen bekommen, als Zeichen, dass er zu unserer Gemeinschaft gehörte. Jetzt sollst du ihn haben, und wann immer du Hilfe von einem von uns brauchst, wirst du sie bekommen." Arminas nahm den Ring mit zitternden Fingern entgegen, und schob ihn langsam über den Ringfinger der linken Hand. Zu Oronêls Überraschung passte er wie angegossen. "Möge er dich immer an deinen Vater erinnern", sagte er, während er sich wieder erhob, und Cueneth ihm zugleich dankbar und traurig zulächelte.

"Hast du dich entschieden, Cueneth?", fragte Círdan, der bislang schweigend zugesehen hatte, und Cueneth nickte langsam, entschlossen. "Ja. Ich danke euch für die Gelegenheit, Herr, aber ich werde nicht fahren - nicht, solange der Schatten Mithlond nicht erreicht hat. Faronwe würde wollen, dass sein Kind - seine Kinder - in seiner Heimat aufwachsen können." Bei den letzten Worten strich sie sich langsam über den Bauch, und Círdan lächelte sacht. "Ich kann nicht leugnen, dass deine Entscheidung mich freut. Eines Tages mag Mithlond wieder von deinen Liedern erklingen, und die Möwen werden verstummen um dir zu lauschen."
Als Cueneth mit Arminas an der Hand langsam davon ging, fragte Irwyne Gelmir neugierig: "Worum ging es da?"
"Als ich die Nachricht von Faronwes Tod brachte, ging sie zu Círdan und bat ihn um einen Platz für sich und Arminas auf dem nächsten Schiff, dass nach Westen fährt", erklärte Gelmir, und Círdan selbst ergänzte: "Ich gewährte ihr ihren Wunsch, gab ihr jedoch bis heute Zeit, sich noch anders zu entscheiden - und das hat sie getan. Ich habe mich gefreut, denn es ist immer schwer jemanden gehen zu sehen, den man von Kindesbeinen an aufwachsen sah." Oronêl musste an Amroth denken, und er fragte sich, wie es für Círdan sein musste, der schon vor dem ersten Aufgang der Sonne in Mittelerde gelebt hatte und noch viele Elben mehr kommen und gehen sehen hatte.
"Das verstehe ich nicht", meinte Irwyne. "All ihre Freunde sind doch hier, warum sollte sie gehen?" Gelmir lächelte ein wenig traurig, und es war Círdan, der antwortete: "Ich sehe, du hast ein großes Herz für deine Freunde - doch wenn du jemals jemanden so sehr liebst, dass du nicht glaubst ohne diese Person leben zu können, wirst du sie verstehen."
Zu Oronêls Überraschung erwiderte Irwyne nichts, sondern errötete ein wenig.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Die Grauen Anfurten
« Antwort #16 am: 31. Jan 2017, 19:42 »
Erst am nächsten Morgen bekam Oronêl Mithrellas wieder zu Gesicht. Er traf sie auf einem der Fletts, die die Flüchtlinge aus Lórien im Wald im Süden der Stadt errichtet hatten, wo sie mit einigen anderen Elben sprach. Als sie ihn näherkommen sah, beendete seine Tochter das Gespräch, blieb im Gegensatz zu ihren Gesprächspartnern aber stehen und erwartete ihn.
"Weitere Bögen für Dol Amroth?", fragte Oronêl, und Mithrellas nickte. "Das war der zweite Teil des Auftrags, den Imrahil mir gegeben hat. Und viele hier haben inzwischen ein wenig Abstand zu... Lórien gewonnen, und sind bereit, den Kampf fortzusetzen."
"Sie werden in Gondor sicherlich willkommen sein." Oronêl lehnte sich mit dem Rücken an den Baum, um dessen dicken Stamm sich das Flett zog, und beobachtete Mithrellas aufmerksam. Bereits als Kind hatte sie die Angewohnheit gehabt, sich eine Haarsträhne um die Finger zu wickeln wenn sie nervös war, und das schien sich über Jahrtausende hinweg nicht geändert zu haben. Dennoch beschloss Oronêl noch ein wenig abzuwarten. "Wie läuft der Krieg im Süden?"
"Seit deiner Abweise ist einiges passiert", erwiderte Mithrellas. "Aber im Augenblick gibt es keine Schlachten und Angriffe, denn es herrscht Waffenstillstand."
Überrascht hob Oronêl eine Augenbraue. "Waffenstillstand?" Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Dol Amroth bereit war, freiwillig Frieden mit Mordor zu schließen - und ebenso wenig, dass Mordor Frieden mit seinen Feinden schloss, der nicht mit einer Kompletten Kapitulation einherging.
Mithrellas seufzte, und begann nun hin und wieder, winzige Fältchen in ihrer Kleidung glattzustreichen - der Anblick besorgte Oronêl, denn was auch immer sie verbarg, konnte nicht gut sein. "Mordor hält den König von Gondor gefangen, zwingt Imrahil damit in einen Waffenstillstand."
"Aber warum sollte... Ah." Oronêl hatte begriffen. "Saruman." Der Fall Dol Guldurs, von dem Finelleth ihm erzählt hatte, musste ein harter Schlag für Sauron gewesen sein, wenn er im Westen einen Waffenstillstand schloss um im Norden gegen den Zauberer vorgehen zu können. "Aber Imrahil sollte wissen, dass dieser Waffenstillstand nicht lange halten wird."
"Unter anderem deshalb bin ich hier", entgegnete Mithrellas. "Eines Tages wird Mordor wieder angreifen, und dafür brauchen wir jeden verfügbaren Krieger."
Oronêl lächelte in sich hinein als er sie von wir sprechen hörte - anscheinend war Dol Amroth für seine Tochter immer eine Heimat geblieben. Als sie an ihm vorübergehen wollte, hielt er sie sanft am Arm zurück.

"Wovor hast du Angst?", fragte er leise. "Was darf ich nicht erfahren, über dich... und Laedor."
Mithrellas öffnete und schloss den Mund wieder ohne etwas zu sagen, und ihre Augen blickten beinahe hilfesuchend umher. "Laedor ist tot, daran wird sich nichts ändern", fuhr Oronêl eindringlich fort. "Doch seine Worte werden mich verfolgen, bis ich weiß, was geschehen ist: Willst du wissen, was ich mit deiner Tochter... - was hat er dir angetan?"
Er konnte in den Augen seiner Tochter sehen, wie der Widerstand zerbrach, als sie antwortete: "Nichts - zumindest am Anfang nicht. Als ich aus Dol Amroth nach Lórien zurückkehrte, fühlte ich mich einsam. Viele von denen die ich kannte waren fort, und ich selbst hatte mich verändert. Die Welt der Menschen ist eine sehr andere als die der Elben, und manch einer schien mich inzwischen anstrengend zu finden. Und dann kam Laedor."
Sie stockte und ergriff die Hand, die Oronêl inzwischen von ihrem Arm genommen hatte. "Damals wusste ich nicht, was er getan hatte. Er schien verständnisvoll zu sein, freundlich, und als er mir seine Liebe erklärte, ließ ich ihn gewähren. Ich hatte auch Imrazôr niemals wirklich geliebt, doch er hatte mir das gleiche Gefühl der Geborgenheit gegeben, wie Laedor es nun tat."
Oronêl spürte seinen Mund trocken werden, und eine kalte Wut ergriff ihn. Wenn er in diesem Moment erneut in Carn Dûm vor der Entscheidung gestanden hätte, er hätte Laedor selbst getötet.
"So lebten wir ein Jahr miteinander", fuhr Mithrellas fort. "Und schließlich... wurde ich schwanger."
"Schwanger...", sagte Oronêl, der eine Weile brauchte das Gehörte zu verarbeiten. Ein furchtbarer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. "Und das Kind?" Ein schwaches Lächeln ging über das Gesicht seiner Tochter, als sie beruhigend sagte: "Er lebt und ist in Gondor - es ist Ladion."
Oronêl erinnerte sich gut an den jungen Elben, der in Lórien unter den Erben Lenwes gelebt hatte. Er hatte Ladion gemocht, und dieser hatte sich während und nach der Schlacht als äußerst fähig herausgestellt.
"Ladion ist... dein Sohn?", fragte er langsam, und Mithrellas lächelte erneut. "Und dein Enkel."
Oronêl schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. "Warum hast du mir das verschwiegen? Ich hätte... hätte..." Er wusste selbst nicht recht, was er eigentlich sagen wollte, und Mithrellas blickte zu Boden.
"Ich habe den Ausdruck in deinen Augen gesehen, wenn es um Laedor ging, und ich glaube ich wollte nicht, dass du Ladion ebenso hasst", sagte sie leise, und Oronêl hob mit zwei Fingern der rechten Hand sanft ihr Kinn an. "Niemals könnte ich deinen Sohn hassen." Er hatte in Ladions Gesicht niemals Anzeichen gesehen, dass er seine Vater charakterlich irgendwie ähnlich war. "Er kann nichts dafür, wer sein Vater ist."
Ein Ausdruck der Erleichterung ging über Mithrellas' Gesicht, bevor sie sagte: "Ich sollte vielleicht zu ende erzählen was... geschehen ist."
Oronêl schüttelte den Kopf. "Nein. Es war ein Fehler, dich dazu zu zwingen - das sehe ich jetzt."
Als hätte sie ihn nicht gehört, sprach Mithrellas tonlos weiter: "Als Laedor von der Schwangerschaft erfuhr... drohte er mich zu töten. Er setzte mir sein Messer an die Kehle, und zwang mich zuzuhören, als er mir alles erzählte, was er getan hatte...  Wie er Amroth und Nimrodel ermordet hatte. Er war so... stolz darauf, obwohl es eigentlich Unfälle gewesen waren. Er verspottete mich, dass ich mich mit einem Menschen eingelassen hätte, und wie leicht es gewesen wäre, mich zu..." Als sie verstummte, rollte eine einzelne Träne über ihre Wange, und ohne ein Wort zog Oronêl sie an sich, hielt sie als wäre sie das kleine Mädchen, dass sie vor so langer Zeit gewesen war.
"Es ist gut", sagte er leise, und strich seiner Tochter über den Rücken während sie über Dinge weinte, die sie seit beinahe tausend Jahren tief in ihrem Herzen begraben hatte. "Schsch", machte er beruhigend, auch wenn mühsam beherrschter Zorn durch seine Adern pulsierte. Er verstand nun wie Mathan sich gefühlt haben musste, an dem Abend, als Laedor Kerry entführt hatte.

Schließlich versiegten Mithrellas' Tränen, und sie erzählte weiter, ohne sich aus seiner Umarmung zu befreien: "Er drohte, mir zuerst das Kind herauszuschneiden, und mich dann langsam zu töten - als Ausgleich dafür, dass du ihm bislang entkommen warst. Er hätte es auch getan, wenn Galadriel nicht dort gewesen wäre."
"Galadriel...", wiederholte Oronêl, während er seiner Tochter langsam und beruhigend über das Haar strich. "Sie hat dich gerettet?"
"Ja", erwiderte Mithrellas. "Sie sagte später, sie hätte gespürt, dass etwas nicht stimmte - ich glaube, sie hat Laedor nie völlig vertraut. Sie kam gerade rechtzeitig, um ihn von mir herunter zu reißen, und von ihren Wachen entwaffnen zu lassen. Ich... hatte sie noch nie so zornig gesehen, und sie wollte ihn auf der Stelle hinrichten lassen."
"Aber du hast es verhindert", meinte Oronêl, und hielt sorgsam jeden Vorwurf aus seiner Stimmer heraus.
"Ja", antwortete Mithrellas erneut, und befreite sich nun aus der Umarmung. "Ich konnte ihn nicht töten lassen, denn er war der Vater meines Kindes, und ich glaubte, dass irgendwo, tief in ihm, noch etwas gutes übrig sein könnte. Ich war eine Närrin", schloss sie, und blickte erneut zu Boden. "In ihm war kein Funken gutes mehr übrig, und so vieles hätte verhindert werden können, wenn er an diesem Tag gestorben wäre - wie er es verdient hatte."
"Das Schicksal... geht merkwürdige Wege", sagte Oronêl ein wenig mühsam. Er dachte zurück an die Tränen auf Cueneths Gesicht, an den Moment, in dem Laedors Pfeil Faronwes Kehle durchbohrt hatte, an Irwynes Schmerzensschrei als er ihr Bein verwundet hatte, an Kerrys blasses, angstvolles Gesicht bevor Laedor sie in einen Raum mit wütenden Trollen gestoßen hatte - doch er konnte nicht zornig über Mithrellas' Entscheidung sein. "Ich kann verstehen, warum du es getan hast, und wer weiß, vielleicht bestand damals tatsächlich noch Hoffnung für ihn - aber als er starb, war dieser Funke endgültig erloschen."
"Das weiß ich", sagte Mithrellas so leise, dass es beinahe ein Flüstern war. "Und ich bin froh, dass er tot ist."
Oronêl zog sie erneut an sich. "Es tut mir Leid, was er getan hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte nicht..."
"Nein, es ist... gut so", unterbrach seine Tochter ihn, und bettete den Kopf an seine Schulter. "Seit Laedor in Lórien diese Worte zu dir gesagt hat... es hätte immer zwischen uns gestanden. Und über die Jahre hat so viel zwischen uns gestanden, dass ich froh bin... meinen Vater ganz zurück zu haben."
"Und ich bin froh, meine Tochter zurück zu haben", gestand Oronêl mit etwas rauer Stimme. Nach dem Letzten Bund war ihr Verhältnis nie wieder ganz das von vorher gewesen und sie hatten sich oft und heftig gestritten.
Doch trotz allem was geschehen war, und trotz allem was Laedor ihnen angetan hatte, hatte er nun zum ersten Mal seit langem wieder das Gefühl, dass sie wirklich eine Familie waren.

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Curanthor

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Ein besonderer Abend
« Antwort #17 am: 1. Feb 2017, 00:17 »
Nachdem Mathan und Halarîn Kerry vor weiteren Merkwürdigkeiten seiner Zwillingsschwestern gerettet haben, trennten diese sich kurz darauf am Hafen von ihnen und erkundeten die großen Schiffe der Avari. Isanasca kam ihnen hinterhergelaufen, als sie bereits den Hafen verlassen wollten. Die Elbe mit der gleichen, blonden Haarpracht ihrer Mutter schenkte Kerry ein warmes Lächeln.
"Heute, kurz vor Sonnenuntergang gibt es ein großes Abendessen auf der Maicanga. Es ist kein hoher Anlass und nur ein einfaches Mahl, aber eigentlich werden alle anwesend sein. Es wäre schön, wenn ihr auch erscheint", sagte sie und deutete dabei auf das große Schiff hinter ihr.
"Was bedeutet Maicanga?", fragte Kerry sofort neugierig. Isanasca hob überrascht die Augenbrauen und lächelte erneut.
"Wir werden dort sein", antwortete Mathan nach einem Seitenblick mit Halarîn.
"Das freut mich, dann werde ich alles vorbereiten lassen" Die Tochter Faelivrins strich Kerry sanft über das Haar, "Es bedeutet "Scharfes Eisen", wenn du nachher an Bord kommst, Ténawen, zeige ich dir auch warum."
Für einen kurzen Augenblick sah Mathan in den Augen Isanascas ein kurzes Aufblitzen von Kampfeslust, die ihm etwas befremdlich vorkam, da sie sehr sanftmütig erschien bisher. Doch der Eindruck verschwand rasch und Isanasca verabschiedete sich. Die Drei blickten der Elbe noch einen Moment nach, die auf die Planke zum Schiff sprang und wandten sich schließlich ab. Mathan schlug vor, dass er den beiden Damen etwas von dem Teil der Stadt zeigen könnte, den er damals besuchte.
"Was war es eigentlich, was du hierhin bringen solltest? Ich habe nie danach gefragt und scheinbar solltest du darüber stillschweigen..." Halarîns Frage kam etwas überraschend, während Kerry aufmerksam die Ohren spitzte. Er zögerte kurz und schlug den Weg zu den Ställen ein, wo er vor über dreitausend Jahren angekommen war. Als sie schließlich dort ankamen musste Mathan schmunzeln, da die beiden ihn ewartungsvoll anstarrten. Er blickte sich um und war sich schließlich sicher, dass sie alleine waren.
"Einen der drei Ringe der Macht", flüsterte er leise und bemerkte, dass Halarîn etwas sagen wollte, doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen, "Nicht hier. Und Ténawen, du sprichst mit niemanden jemals darüber, verstanden?"
Zögerlich nickte sie, woraufhin Mathan sie ernst, mit einem durchbohrenden Blick anstarrte. "Versprochen", bestätigte sie schließlich flüsternd und biss sich auf die Lippen. "Gut", sagte Mathan und atmete aus. Es tat gut, jemanden davon zu erzählen, besonders, da es so lange auf seiner Seele lag. Später würde er ihnen mehr erzählen, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Halarîn nickte ihm unauffällig zu.
Nach einen Moment der Stille erzählte Mathan schließlich, wie er in die Stadt gekommen war. Dabei wandelten sie auf seinen Spuren und nahmen die Wege, die er damals genommen hatte. Er erzählte und erzählte, während die Anderen beiden sich immer wieder neugierig umblickten. Natürlich hatten sich ein paar Dinge geändert, die Mathan jedoch rasch umgehen konnte, bis sie schließlich an einem Garten ankamen. Er zögerte und Mathan legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kerry nahm nach kurzen Zögern seine Hand und umklammerte sie fest. Die Vergangenheit holte Mathan rasend schnell wieder ein. Er blickte in den Garten, erinnerte sich daran, wie er Nasaira hierher gefolgt war. Vor ihnen lag das große Gebäude, in dem Mathan einst den Hochkönig der Elben gegenüber getreten war. Natürlich war er noch recht jung gewesen und unerfahren und doch hatte der König ihn ganz normal behandelt.
"Das ist der Behütete Garten", wiederholte er die Worte von Nasaira, die ihn einst hierherführte.
Halarîn und Kerry blickte sich neugierig um, diesen Teil der Stadt hatten sie zuvor nicht besucht. Der große Palast der sich vor ihnen erhob, groß, mit vielen Fenstern und Säulen war unverändert. Filigrane Stuckarbeiten zierten die Wände und einzelne Gold- und Silberplättchen erzeugten ein wundervolles Lichtspiel in der Sonne.
Sie standen auf einem riesigen Vorplatz, auf dem zwei Brunnen standen, vier Bäume wuchsen und wunderschöne Pflanzen blühten. Die Mauer, die ihn einst umgab, war abgebrochen worden und dennoch fühlte Mathan sich in der Zeit zurückversetzt. Seine Mutter war damals schon fortgegangen, doch sein Vater hatte ihn stets daheim erwartet. Nachdenklich murmelte er: "Heimat..."
Er strich über das kühle Medallion seiner Mutter und legte seiner kleinen Familie die Arme über die Schultern. "Meine Heimat ist dort, wo meine Familie ist."
Kerry und Halarîn blickten ihn kurz überrascht an, lächelten aber dann sanft und glücklich. Sie blieben einige Momente auf dem Platz stehen und bestaunten den alten Palast, in dem wohl jetzt Círdan residierte. Zumindest schien er bewohnt zu sein.
"Lass uns zum Hafen gehen, es ist schon spät", sagte er leise und atmete tief durch. Mathan nahm seine Frau an die Eine und Kerry an die andere Hand. Gemeinsam gingen sie zurück in Richtung Hafen, dabei erzählte er über seine Wanderung nach Lindon, wie er die Zwerge getroffen hatte und sogar eine Pfeife probierte. Dabei musste alle Drei lachen und Mathan war froh seine Familie bei sich zu haben. Kurz bevor sie um die Ecke zum Hafenbeck bogen, wurde er langsamer.
"Ich liebe euch wirklich sehr...  Faelivrin natürlich eingeschlossen" Seine Stimme war sanft, während er mit einem Lächeln Halarîn und Kerry umarmte, Die beiden (jungen) Frauen erwiderten den Gefühlsausbruch herzlich, bis er sich von ihnen löste, "Nun, lasst uns etwas Essen, ich bin schon hungrig."
Sie bogen um die Ecke und erblickten Isanasca, die gerade Oronêl begrüßte. Der Waldelb war mit seiner weiblichen Begleitung erschienen, von denen sie ahnten, dass sie miteinander verwandt waren. Mathan wollte noch nicht fragen, ihm erschien es zu aufdringlich. Als sie bemerkt wurden, winkte die Elbe, die nun eine andere Blume im Haar hatte. Es war eine blaue Tulpe. Ihre grauen Augen musterten sie und sie schmunzelte schließlich bei Kerry. "Nivim hat ein gutes Auge, was du tragen kannst. Es passt wunderbar zu dem Königsbanner. Schön, dass ihr kommen konntet", sprach sie freundlich und bedeute ihnen die breite Planke auf das Schiff hinauf zugehen. Nach einer langen, hölzernen Treppe waren sie auf einer Höhe mit dem haushohem Hauptdeck und überquerten die Planke, die Rechts und Links mit Seilen gesichert war. Zusätzlich war noch ein Handlauf angebracht, der ein herunterfallen verhinderte. Auf dem Hauptdeck erblickten sie eine lange Tafel, an der dutzende Stühle standen. Die meisten Avari waren in dunkelblaue Gewänder mit goldenen Stickereien gehüllt. Nivim trug ein knallrotes Kleid, sie winkte ihnen vom Vorschiff aus zu; neben ihr stand ihr Mann, der ebenfalls grüßend die Hand hob. Kerry blickte sich staunend um, Halarîn murmelte etwas auf Avarin, das Mathan nicht verstand. Die Maicanga war wirklich eindrucksvoll: Die drei Masten verteilten sich auf Vordeck, Haupdeck und kurz vor Achtern, der Aufbau auf Achtern war mit größter Sorgfalt auf Symmetrie bedacht erbaut und erinnerte an eine langgezogene Hütte. Doch am meisten fiel einem das große Geschütz auf dem Vordeck auf, das man durch die hochgezogenen Bugwände nicht von der Seite sehen konnte. Oronêl war schon bei dem großen Spannarmen, die ganze mannslängen Maßen. Zwei große Führungsschienen für die Geschosse zeigten gerade nach vorn.
"Was ist das?", fragte Kerry staunend und ging um die Konstruktion herum.
"Das ist ein Spannkatapult", erklärte Luscora grinsend, der zu ihnen trat. Oronêl gesellte sich ebenfalls dazu und äußerte Bewunderung. Luscora nickte dankend und ließ seine Finger über die Arme aus Metall gleiten. "Ich habe sie entwickelt. Die großen Trommeln dort sind sehr stark gespannte Seilzüge, die die Arme nach hinten ziehen. Selbige ziehen dabei ein Stück von besonders geschmiedeten Metall, das dann wiederum ruckartig losgelassen wird. Das Metall wiederum ist ein eine extreme Feder angeschlossen, die das Geschoss davonschleudert. Die Feder war das Schwierigste, die passende Stärke von ihr herauszufinden hat mich jahrhunderte gekostet..." Der Elb verstummte und entschuldigte sich für den Vortrag. Trotzdem bemerkte man, dass er das schon lange erzählen wollte, denn der Stolz in seiner Stimme war unüberhörbar. Nivim hakte sich flink bei ihren Mann ein und führte ihn, nicht ohne den Anderen zuzuwinkern zum Hauptdeck.
"Das ist wirklich sehr beeindruckend...", sagte Mathan und starrte noch immer gebannt auf das Werk seines Enkels, "Ich würde es gern in Aktion erleben."
Oronêl nickte stumm und schien etwas im Gedanken zu sein, bis er sich wieder auf das Hauptdeck begab, wo kleine Gruppen von Elben standen und sich unterhielten. Farelyë erschien neben ihnen wie aus dem Nichts und packte Kerrys Hand, sie lächelte dabei und schien ihre Augen besser kontrollieren zu können. "Komm", sagte sie etwas scheu und zog die lachende Kerry von den beiden Elben fort.
"Hättest du je gedacht, dass es einmal so aussehen würde?", frage Mathan an Halarîn gewandt und Blickte dabei auf das Hauptdeck, wo so langsam die ersten Speisen auf den Tischen aufgetragen wurden.
"Du meinst, dass unsere Familie vereint ist?", hakte seine Frau nach und lächelte ihn an. Mathan lächelte und nickte, Hand in Hand traten sie zu den Anderen und setzte sich an den Tisch. Neben ihnen saßen Faelivrin und Ivyn auf der anderen Seite. Die Erste schmunzelte, schwieg jedoch und nahm sich einige Beeren. Mathan erblickte sogar seine Schwestern, die in der Nähe des Mastes saßen. Sie winkten ihm freundlich und aßen ebenfalls. Neben ihnen saßen ebenfalls Zwillinge, die Fürsten der Manarîn, wie Faelivrin erklärte, sowie Artana und Gelior neben den Zwillingspaar. Kerry saß neben Farelyë und Oronêl, die ebenfalls schon aßen. Mathan lächelte bei dem Anblick still in sich hinein und nahm sich ebenfalls einige süße Beeren und einen Salat.

Es war recht still, einige kleine Gespräche wurden geführt, doch die meisten waren mit der Mahlzeit beschäftigt. Nach einiger Zeit erhob Anastorias seine Stimme und sang etwas in einem unbekannten Dialekt. Es war eine getragene, aber irgendwie motivierende Melodie und der Text bestand eher aus einzelnen Lauten, die Mathan nicht richtig beschreiben konnte. Trotzdem wirkte es sehr berührend. Die einzelnen Gespräche erstarben und sie lauschten dem jungen Elben, der beim Singen die Augen schloss. Beiläufig bemerkte Mathan, dass sogar die Avari, die mit der Schiffsarbeit beschäftigt waren langsamer wurden und die Möwen verstummten. Eine unbeschreibliche Atmosphäre legte sich über das ganze Schiff und Mathan wurde klar, dass Anastorias sich immer mit dem Beinamen "Der Sänger" vorstellte. Und das zu Recht. Halarîn warf ihm einen ergriffenen Blick zu und aß mit einem Lächeln auf dem Lippen weiter. Rasch blickte er sich um und sah das sanfte Lächeln auf beinahe jedem Gesicht. Die kristallklare Stimme von Anastorias war wahrlich Einzigartig, bis er schließlich leiser wurde und schließlich verstummte. Die Stille hielt einen Moment an, bis Ivyn als Erste sich rührte und ein Glas erhob, sofort folgten alle Avari.
"Der Sänger, lang möge seine Stimme uns beglücken", sprach sie und nickte Anastorias zu, der sich verneigte. Darauf tranken sie und Mathan stellte seinen Becher ab, in dem sich zu seiner Verwunderung köstlicher Apfelsaft befand.
Halarîn blickte ihn an und sie beide mussten grinsen, doch er verkniff sich sein Kommentar. Während Anastorias' Gesang waren die meisten mit dem Essen fertig geworden und die Sonne warf nun rote Strahlen in die Bucht, die sich in dem Besteck spiegelten. Mehrere Gespräche setzten ein und Mathan verstand etwa die Hälfte davon. Er wandte sich an Anastorias, der etwa vier Sitze entfernt sich gerade niederließ. "Was war das für ein Dialekt?", fragte er neugierig und einige Elben drehten sich interessiert zu ihm um, darunter auch Isanasca und Sanas.
Der junge Elb wurde kurz rot. "Das habe ich mir selbst ausgedacht...", murmelte er und wiederholte seine Worte nochmal für alle.
"Und wie kommt man auf sowas? Es ist sehr schön, aber auch ungewöhnlich", schaltete sich Oronêl ein und brachte Anastorias in Verlegenheit, Trauer huschte flüchtig über sein Gesicht und Ivyn senkte kurz den Kopf.
"Die Jungen brauchen eine Art ihren Schmerz zu verarbeiten, junger Oronêl. Er wurde der Sänger, nachdem seine Flamme erlosch." Die Stimme der Ersten schien jeder gehört zu haben, denn kurz blickten alle Avari auf, einige warfen Anastorias mitleidige Blicke zu. Mathan verstand und erkannte, dass es zuvor ein Trauergesang war, was auch der Rest scheinbar langsam begriff.
"Möchtet ihr mir erzählen wie sieht es dort auf den Inseln aussieht?", fragte Halarîn rasch und versuchte damit von der Trauer des jungen Elben abzulenken.
"Nun, wir haben viele Wälder dort", antwortete Faelivrin und nickte zu Oronêl, "Ich schätze, dass es dir dort gefallen hätte."
"Gab es denn dort auch Mallorn-Bäume?" Die Frage Oronêls ließ Mathan schmunzeln, dennoch war er ebenfalls auf die Antwort gespannt. Faelivrin dachte eine ganze Weile nach und schien etwas ratlos zu sein. Sie blickte schließlich zu Ivyn, die wiederum zu Überraschung aller, Farelyë zunickte. Diese lächelte scheu und schüttelte den Kopf: "Nein, aber... andere Bäume."
Kerry starrte die kleine Elbe erstaunt an und legte das Besteck aus den Händen.
"Du.. du lernst schnell!", rief sie verwundert und lächelte schließlich, "Das ist wunderbar."
Farelyë schien etwas rote Farbe im Gesicht zu bekommen und umarmte Kerry schließlich mit den Worten: "Große Schwester."
Ivyn lächelte und wandte sich an Mathan und Oronêl: "Es war eine gute Tat sie zu retten."
Die beiden Elben blickten einander kurz an und nickten schließlich, während Farelyë aufgestanden war und mit Estora spielte. Schon recht bald waren sie in verschiedene Gespräche vertieft, die meistens über die Inseln der Manarîn gingen. Von den unzähligen Stränden und den prachtvollen Hauptstadt, die kaum jemand aussprechen konnte, der nicht den Dialekt der Manarî beherrschte. Mittlerweile war die Sonne schon am Horizont versunken und die Elben hingen unzählige Laternen auf, die ein gemütliches Licht spendeten. Einige Avari räumten die Tische beseite, dafür wurden große Säcke aus weichen Leinen hergeschafft, die mit irgendwas gefüllt waren und dutzende Kissen. Zuvor breiteten sie mehrere Decken und Teppiche auf dem Boden aus, wo sie sich niederließen und die Kissen und Säcke als Sitzgelegenheiten benutzten. So fanden sich immer wieder kleine Grüppchen, die miteinander sprachen und einen leichten Wein tranken. Halarîn erlaubte Kerry sogar etwas zu trinken, was sich glücklicherweise gar nicht so stark auf sie auswirkte. Sie saßen zusammen mit Mathan, Isanasca, Sanas und Anastorias. Letzterer hatte sich neben Kerry gesetzt und schien recht schweigsam zu sein. Mathan unterhielt sich mit Sanas, der einige interessante Meinungen über das aktuelle Geschehen in Mitterde hatte, währen Isanasca mit Halarîn über ihre Eltern redete, die in den Westen gefahren waren.
Aus den Augenwinkel bekam Mathan mit, wie Anastorias etwas näher an Kerry herangerückt war, die ihn fragend anblickte und dann den jungen Elben ansah.
"Ténawen...", begann Anastorias und blickte rasch zur Seite, "Du siehst in dem Kleid wirklich gut aus. Nivim hat wirklich Talent bei sowas."
"Danke", murmelte Kerry etwas peinlich berührt. Als der Elb wieder nach vorn blickte sah Mathan, dass seine Augen schimmerten. Sanas schien es auch zu bemerken und wechselte das Thema zu belangloseren Dingen, die Augen auf seinen Sohn gerichtet.
"Du bist etwas ganz Besonderes. Nicht, weil du der erste Mensch bist, den ich je in meinem Leben begegnet bin. Sondern weil du der erste Mensch bist, der so aussieht wie... wie Alassindowen..."
Isanasca verstumme und hielt sich eine Hand vor dem Mund, Sanas ergriff ihre andere Hand und drückte sie fest. Mathan sah, dass Kerry erst nicht verstand, ihre Augen aber dann zu den Eltern von Anastorias wanderten.
"Oh nein...", wisperte sie und schlug sich ebenfalls die Hände vor dem Mund,der junge Elb nickte traurig.
"Du bist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten", antwortete Anastorias mit einem gequälten Lächeln, während einzelne Tränen seine Wangen hinabrollten und schüttelte den Kopf, "Ich will euch nicht die Stimmung verderben und ich will kein Mitleid. Erst recht nicht von dir... Kerry."
Das Mädchen schien unschlüssig zu sein, was sie machen sollte und sah hilfesuchend zu Halarîn, die aber ebenfalls überrascht Anastorias anblickte. Niemand hatte damit gerechnet, dass er jetzt damit herausrücken würde. Es war das erste Mal, dass er ihren normalen Namen benutzte, dachte sich Mathan und erkannte, dass Anastorias im Zweifel mit sich selbst lag.
Ein silbernes Funkeln ließ sie überrascht aufblicken. Vor ihnen stand Ivyn, ihre silbernen Augen strahlten hell auf sie herab. Wortlos zog sie Anastorias auf die Beine, als ob er eine Puppe wäre. Ohne Protest schob die Erste ihn zum Vordeck, wo sie ihn auf eine Kiste setzte und sich ihm gegenüber hockte.
"Es ist... schwer für ihn. Und für uns.", sagte schließlich Sanas mit fester Stimme und sah Kerry ernst an, "Fühl dich nicht schuldig, weil du ihr so ähnlich siehst. Es hilft ihm seinen Schmerz endlich zu bewältigen."
Isanasca nickte zustimmend und ergriff die Hand des Mädchens. "Sein Herz ist entzweit, aber du darfst dir auf keinen Fall die Schuld geben. Es ist Etwas, über das er selbst hinwegkommen muss.", sagte die Tochter Faelivrins eindringlich. Sie löste die blaue Tulpe aus ihrem Haar und steckte sie Kerry an. Dann lächelte sie und zog sich mit Sanas zurück.
Mathan und Halarîn legten Kerry eine Hand jeweils über die Schulter und drückten sie an sich. So blieben sie einige Augenblicke lang, während man das leise Gespräch von Ivyn und Anastorias hörte. Sie sprachen einen schweren Dialekt, den keiner von ihnen verstand. Schließlich erschien Farelyë und kuschelte sich in Kerrys Schoß, woraufhin sich ihre Mundwinkel wieder etwas hoben.
"Sei... nicht traurig", sagte die kleine Elbe noch, bevor sie einschlief.
Mathan blickte über das Hauptdeck, wo es schon leerer geworden war. Einige der Avari waren verschwunden, davon ein paar Fürsten und die Hälfte der Leibgarde. Luscora verabschiedete sich gerade und begab sich mit Nivim unter Deck, beinahe gleichzeitg verließ Oronêl das Schiff, zusammen mit der seiner Begleiterin. Er winkte ihnen noch knapp zum Abschied und war hinter der hohen Bordwand verschwunden.
Halarîn fragte Mathan, ob er etwas über seinen Vater erzählen möchte. Ihr Blick lag dabei auf den Mantel aus Gondolin, den er über die Schultern trug. Er überlegte kurz und legte ihn Kerry an, da es ohne die Sonne doch etwas kühl war.
"Nun... es ist ein Mantel aus Gondolin, einer alten und sehr prunkvollen Elbenstadt in alten Beleriand. Sie hatte viele Namen wie Gar Thurion für "Verborgener Ort" oder Gondobar, "Die Stadt aus Stein". Sie war einer der letzten Bollwerke gegen die dunklen Mächte" Mathan vermied es den Namen Melkors zu nennen und unterdrückte einen Schauer, der sonst seinen Rücken herabgelaufen wäre, "Er wurde zerstört, spätestens dann, als die Welt umgeformt wurde. Dort haben sich meine Eltern getroffen, noch bevor der Fall der Stadt kam. Sie redeten nicht oft und ungern darüber, wie sie sich kennengelernt haben. Während ihrer Flucht haben sie sich kennengelernt, so haben sie es mir zumindest erzählt. Dabei bin ich mir gar nicht mehr so sicher..." Er verstummte nachdenklich und sein Blick fiel auf Kerry und Farelyë, die beide eingeschlafen waren. Halarîn folgte seinem Blick grinste bei dem Bild der beiden Mädchen. Nach einigen Augenblicken beschlossen sie, den Tag zu beenden. Unerwartet tauchte Irwyne neben ihnen auf und stemmte empört die Hände in die Hüften. Halarîn reagierte jedoch schneller und legte ihr rasch eine Hand auf dem Mund und deutete auf die beiden schlafenden Mädchen. Sie nickte schließlich und sogleich zog die Elbe ihre Hand zurück.
"Ich wollte mich schon beschweren, dass sie mich alleine auf diesem Elbenschiff gelassen hat", flüstere Irwyne mit gespielte Empörung.
"Wir bringen sie zu ihren Haus... und Farelyë schläft wohl bei Ivyn", erklärte Mathan und blickte zu Ivyn, die scheinbar es gehört hatte, denn sie nickte ihnen vom Vordeck herüber. Ihre silbernen Augen wirkten immernoch etwas befremdlich, aber erhaben.
Vorsichtig trennten sie die beiden Schlafenden und betteten Farelyë auf den weichen Kissen, während Mathan Kerry auf dem Arm nahm. Sie verabschiedeten sich wortlos und winkten den restlichen Avari, darunter Faelivrin und Estora. Rasch verließen sie das Schiff und achtete darauf, dass Kerry nicht erwachte. Unter der Führung von Irwyne schlängelten sie sich durch die ruhige Stadt und mussten nur einmal stoppen, weil Mathan befürchtete, sein Paket würde herunterfallen. Als sie das Haus erreichten legten sie Kerry vorsichtig ab und deckten sie zu, wobei ihnen Irwyne einen merkwürdigen Blick zuwarf. Halarîn scheuchte beide kurz aus dem Raum und nach kurzer Zeit erschien sie wieder. Die Drei gingen hinaus auf die Straße. Auf Mathans Frage, was sie dort gemacht hatte, musste sie schmunzeln. "Sie kann ja schlecht in einem Kleid schlafen", mit einem Lächeln wandte sie sich an Irwyne: "Danke für deine kundige Führung. Mögen dir die Sterne deinen Weg leuchten... eine gute Nachtruhe."
Irwyne nickte und wünschte das Gleiche, ehe sie wieder ins Haus ging. Die beiden Elben blickte sich an und nahmen sich an der Hand und schlenderten wieder zurück zu dem Haus, das Nivim ihnen überlassen hatte. Auf dem Weg waren sie jeweils in den Gedanken versunken, streichelten sich jedoch immer wieder abwechselnd über den Handrücken. Nach einigen Momenten waren sie auch schon im Haus und schlossen die Tür von innen ab. Mathan strich über Halarîns leicht gewöblten Bauch und lächelte dabei. Sie erwiderte sein Lächeln herzerwärmend und zog ihn in eine sanfte Umarmung. "Marillindo", flüsterte sie und drückte ihren Körper ganz fest an seinen. "Amandis", antwortete er nach ein paar Herzschlägen und dann küssten sie sich innig. Dabei ließen sie sich rückwährts auf das Lager aus Stoffen fallen.
"Cin nin ambar...", flüsterte Halarîn noch, während sie auf seiner Brust lag. Ihr Sindarin mit starken Akzent ließ ein angenehmes Kribbeln seinen Rücken herabrinnen. "Nos... " Kam es ihm noch über die Lippen, dann waren sie auch schon eingeschlafen.

Eandril

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Re: Die Grauen Anfurten
« Antwort #18 am: 1. Feb 2017, 15:38 »
"Also, warum genau hast du mich zu so unmenschlichen Zeiten aus dem Schlaf gerissen?"
Oronêl lächelte, während er neben Irwyne herging. Sie hatten gerade den Wald hinter sich gelassen, waren nach Norden abgebogen und hatten den Weg zum Meer hinunter eingeschlagen.
"Ich wollte mir mit dir den Sonnenaufgang ansehen", erwiderte er unschuldig. "Ich habe gehört, dass es ein besonders schöner Anblick ist, wie die Sonne hinter Mithlond aufgeht."
Irwyne schnaubte, während sie am Anfang des Strandes ihre Schuhe abstreifte. "Ja, klar. Du hast irgendetwas vor, das sehe ich dir an."
Oronêl musste lächeln, als er antwortete: "Wieso sollte ich etwas vorhaben? Ist denn heute irgendetwas besonderes?"
Irwynes Laune schien sich etwas gebessert zu haben, während sie über den weichen Sand gingen. Im Osten war die Sonne bereits kurz über den Horizont gestiegen, und ließ die hellen Türme und Mauern von Mithlond im Morgenlicht erstrahlen. Oronêl war froh darüber, dass Kerry ihm diesen Ort empfohlen hatte, denn er eignete sich perfekt für das, was er vorhatte.
"Nein, natürlich nicht", erwiderte Irwyne schließlich, und wirkte dabei zu gleichen Teilen verlegen und enttäuscht, während sie sich auf einem flachen Stein niederließ, die Beine anzog und die Arme um die Knie schlang. Oronêl tat es ihr gleich, und für einen Augenblick beobachteten sie schweigend den Sonnenaufgang. Dann meinte Oronêl: "Eigentlich ist doch jeder Tag etwas besonderes - da ist heute keine Ausnahme, oder?"
Irwyne blickte ihn an und zog die Nase kraus. "Du lenkst ab! Was hast du vor?"
"Dir kann man nichts vormachen, oder?", lachte Oronêl. Es tat gut, mit Irwyne hier zu sein, und er hoffte, dass er ihr geben konnte, was sie sich wünschte. "Ich weiß, dass heute dein Geburtstag ist", gab er zu, und in Irwynes Augen trat kurz ein trauriger Ausdruck. "Ich dachte, nur Amrûn wusste das", sagte sie leise und strich sich eine vom Wind zerzauste blonde Strähne aus dem Gesicht.
"Nun, er hat es Celebithiel gesagt, und sie hat es mir verraten", erwiderte Oronêl. "Ich denke, Amrûn hätte sich gewünscht, dass wir diesen Tag nutzen - und außerdem habe ich dir in Fornost einen Tag versprochen, der dir gehört."
"Und dieser Tag ist... heute?", fragte Irwyne hoffnungsvoll, und der traurige Ausdruck war verschwunden. "Heißt das, ich bekomme... Geschenke?"
Erneut musste Oronêl lachen. Als Mithrellas ein Kind gewesen war, hatte er für sie einmal eine kleine hölzerne Haarspange gefertigt, und sie war damals genauso freudig aufgeregt gewesen wir Irwyne nun. Offensichtlich war die Freude über Geschenke nicht auf Elben oder Menschen beschränkt.
"Vielleicht...", sagte er langsam. "Wenn du nett genug zu ein paar Leuten warst..." Das brachte ihm einen sanften Fausthieb gegen den Oberarm ein. "Ich bin immer freundlich", gab Irwyne zurück, und streckte ihm die Zunge heraus. "Im Gegensatz zu gewissen Elben, die manchmal mürrisch sein können."
"Mürrisch", wiederholte Oronêl, rieb sich den Arm und hob eine Augenbraue. "Ich würde den Ausdruck nachdenklich vorziehen. Und außerdem, es wäre doch schlimm, wenn alle immer nur freundlich wären - dich eingeschlossen, Siniel."
Irwynes Augen weiteten sich für einen Herzschlag vor Überraschung, bevor sich ein geradezu seliges Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.
"Ist das...", begann sie, stockte und Oronêl antwortete: "So hätte ich dich in Fornost beinahe genannt. Und da du dir einen Namen gewünscht hast, ist er nun mein Geschenk an dich."
"Siniel...", sagte Irwyne langsam, als wollte sie den Klang des Namens auskosten. "Bedeutet er etwas?"
"Ja", erwiderte Oronêl, und blickte ihr in die hellen blauen Augen. "Ich habe dich in Aldburg Tochter genannt, und daran halte ich fest. Und da ich bereits eine Tochter hatte, bist du meine neue Tochter - und das bedeutet Siniel."

Irwyne blickte schweigend auf die Bucht hinaus, und Oronêl legte ihr einen Arm um die Schultern. Das einzige Geräusch war das sanfte Rauschen der Wellen, die gegen das Ufer stießen, und Oronêl war zufrieden. Irgendwann, die Sonne war bereits über die Türme der Stadt hinausgestiegen, sagte sie leise: "Ich werde meine Eltern immer vermissen. Aber... es ist schön jemanden zu haben, wieder jemandes Tochter zu sein. Deine Tochter."
"Ich würde mir niemand anderes dafür wünschen", erwiderte Oronêl, und umarmte sie fest. "Und selbst wenn sich unserer Wege morgen für einige Zeit trennen, ich werde an dich denken." Auch wenn Irwyne mit der Entscheidung nicht ganz einverstanden gewesen war, hatten sie beschlossen, dass sie mit Amrothos und Mithrellas nach Dol Amroth reisen würde.
"Und ich an dich", sagte Irwyne, und löste schließlich die Umarmung. "Wohin dein Weg dich auch führt... Was heißt Vater in eurer Sprache?"
"Ada", antwortete Oronêl, und Irwyne wiederholte lächelnd: "Ada. Das klingt schön."
"Und besonders schön, wenn du mich so nennst", meine Oronêl, stand auf und zog Irwyne sanft auf die Füße. Es war lange her, dass Mithrellas ihn zuletzt so genannt hatte, und es jetzt aus Irwynes Mund zu hören, würde eine Erinnerung sein, von der er lange zehren konnte. "Nun komm, Siniel. Inzwischen sollten die anderen soweit sein."
"Die anderen?", fragte Irwyne verwundert, und Oronêl lächelt, während er sie den Strand entlang nach Westen führte. "Ich konnte keine große Zeremonie machen wie Mathan und Halarîn - ich hoffe du bist nicht enttäuscht."
Irwyne schüttelte den Kopf. "Nein. In Fornost wäre ich das vielleicht gewesen, aber ich habe verstanden."
"Große Gefühle verlangen nicht immer nach großen Gesten", ergänzte Oronêl. "Und ich bin kein Mann der großen Gesten."
"Das weiß ich jetzt", erwiderte Irwyne, und schob sanft ihre Hand in seine. Oronêl sprach weiter: "Aber ich hoffe, das hier gefällt dir trotzdem." Sie erreichten die Kuppe eines kleinen Abhangs, der den Strand in zwei Teile teilte, und dahinter waren mehrere Decken auf dem Sand ausgebreitet worden.

"Gerade rechtzeitig", sagte Finelleth, die lächelnd zu ihnen hinaufblickte. "Und wir wollten gerade schon alles aufessen." Außer ihr hatten sich noch drei andere auf dem Strand versammelt: Celebithiel, Kerry und Amrothos. Auf den Decken standen einige Körbe und Schalen mit Obst, Gebäck und weiteren Leckereien, und auch für Getränke hatten die vier gesorgt.
"Wir dachten, wie bereiten die eine kleine Überraschung", sagte Kerry fröhlich, als Oronêl und Irwyne sie erreichten. "Und da Oronêl sowieso mit dir alleine sein wollte, hatten wir genug Zeit das vorzubereiten. Was habt ihr da überhaupt gemacht?" Ihr Stimme klang neugierig, und Oronêl musste lachen. Die Antwort überließ er jedoch Irwyne: "Ich habe ein Geschenk bekommen - du kannst mich jetzt auch Siniel nennen, wenn du möchtest."
"Oh, das ist schön", erwiderte Kerry strahlend, und umarmte das jüngere Mädchen kurz. Dann nahm sie ein kleines, hölzernes Pferd aus einem der Körbe und hielt es Irwyne entgegen. "Hier. Ich wusste erst nicht, was ich dir schenken sollte, aber dann ist mir das eingefallen - ich glaube, es gibt kein Kind in Rohan das niemals ein solches gehabt hat, und vielleicht... gefällt es dir ja."
Irwyne nahm das Pferd entgegen, und strich langsam über die fein geschnitzte Mähne. "Das ist... wirklich schön. Hast du das selbst gemacht?" Kerry errötete leicht, als sie erwiderte: "Naja... nicht ganz. Mathan und Halarîn haben mir geholfen. Alleine hätte ich es nicht so schön hinbekommen."
"Danke. Vielen Dank", meinte Irwyne fest. Als nächstes kam Finelleth an die Reihe.
"Ohne dich wäre ich auf dem Hohen Pass womöglich gestorben", sagte sie. "Also werde ich dich immer als Nestadwen in Erinnerung behalten - als Heilerin", kam sie rasch Irwynes Frage zuvor, zog ein kleines Wurfmesser hervor und reichte es Irwyne mit dem Griff zuerst. "Leider ist keine Zeit mir dir zu zeigen, wie man damit umgeht - aber ich hoffe auch, dass du es nie musst."
Celebithiel überreichte Irwyne ein kleines hölzernes Kästchen. "Ich erinnere mich gut an unsere erste Begegnung in Rohan", sagte sie. "Und ich bin froh, dich heute so glücklich zu sehen. Auch Amrûn wäre froh dich so sehen zu können, und was in diesem Kästchen ist, soll dich immer an ihn - und an mich - erinnern." Als Irwyne das Kästchen ein Stück öffnete und hineinspähte, glänzten ihre Augen verdächtig, doch Oronêl fragte nicht, was genau das Andenken war.
Als letztes kam Amrothos an die Reihe, und sagte: "Als ich in Bruchtal dem Wahnsinn des Ringes verfallen war, hast du nicht gezögert, mir zu helfen. Und auch wenn wir auf dem Weg nach Lórien unter Freunden waren, warst du doch der einzige Mensch, mit dem ich reden konnte, und dafür..." Er beugte sich vor, und flüsterte Irwyne etwas ins Ohr. Zur Überraschung aller - außer Kerry, merkwürdigerweise - errötete das Mädchen leicht, und nickte dann. "Abgemacht."
"Ihr Menschen seid merkwürdig", meinte Finelleth lachend, was ihr strafende Blicke von Irwyne und Kerry einbrachte, doch Amrothos erwiderte ungerührt: "Und die Welt wäre ärmer ohne uns. Und außerdem... Elben sind noch deutlich merkwürdiger, besonders der uralte Ahnherr meines Hauses." Er zwinkerte Oronêl zu, und Kerry fragte verwundert: "Ahnherr? Wie ist das gemeint?"
"Das ist... eine sehr lange Geschichte", antwortete Oronêl, setzte sich auf eine der Decken und genoss einen Moment die Wärme der Sonne, die langsam höher am Himmel stieg. "Ich werde sie erzählen, aber zuerst... lasst uns essen, trinken, reden, und unseren letzten Tag hier genießen."

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Curanthor

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Aufbruchsstimmung
« Antwort #19 am: 1. Feb 2017, 16:28 »
Die Nacht schlief Mathan sogar recht tief und hattte wilde Träume, in denen am Ende immer ein eisiger Sturm herrschte. Als er am nächsten Tag erwachte, war Halarîn bereits wach und streichelte ihm über den Kopf. Sie blickten sich an und wussten, dass heute der Tag der Abreise war. Die Manarîn waren bereit, die Vorbereitungen abgeschlossen und Mathan hatte alles in Lindon geklärt, bis auf eine Sache.
Er gab Halarîn einen Kuss und verließ das Haus noch bevor die Sonne aufging. Er wusste, dass sie möglichst früh lossegeln wollten um den Höchstand der Flut mitzubekommen. Die schweren Galeassen konnten bei Flut besser aus dem Hafen manövrieren und waren nicht auf die Ruder angewiesen. Die Avari wollten ihre Kraft für die Reise aufheben. Seine Schritte führten ihn zum abgelegenere Teil des Hafens, wirklich bewusst war es ihm nicht, aber die Gestalt Círdans, der ihn dort erwartete sprach Bände. Der alte Elb nickte ihm zum Gruß und gemeinsam blickten sie hinaus auf das Meer, über das schon so viele Elben in den Westen gefahren waren.
"Deine Reise wird dich nicht so schnell hierher zurückführen, nicht wahr?", fragte Círdan, obwohl er scheinbar die Antwort erahnte.
Mathan schüttelte langsam den Kopf und drehte sich zu ihn um. "Nein, diese Welt wird mich noch eine ganze Zeit erdulden müssen", antwortete er und brachte den Schiffsbauer zum Lächeln.
"Du sprichst wie dein Vater, er war stets sehr begeistert von Mittelerde. Seine Familie und Lehrmeister zog ihn zwar immer nach Valinor, aber seine Bindung zu diesem Fleck Ardas war stärker."
Mathan drehte sich fragend um und runzelte die Stirn, doch Círdan schwieg und blickte wieder zum Meer hinaus.
"Du wollest mich über deine Mutter ausfragen, obwohl du weißt, dass sie nicht hierher gekommen ist. Das letzte Mal, als ich sie sah war noch bevor du vor langer Zeit hier mit dem Geschenk Celebrimbors angekommen bist. Es waren ebenfalls bedrohliche Zeiten aber ich denke, dass wir immer eine Chance haben." Die Worte des alten Elben brachten Mathan ins Grüblen, mittlerweile war die Sonne schon aufgegangen und die Avari auf den beiden Galeassen im Hafen wurden aktiv. Eine Zeit lang standen sie noch am Hafenbecken und blickten hinaus in die See. Es war ruhig und der Wind war günstig, ideale Bedinungen.
"Es ist Zeit", sagte Círdan schließlich und wandte sich langsam ab, "Mögen euch die Valar auf euren Weg leiten", verabschiedete sich der Herr von Mithlond und verschwand.

Mit schnellen Schritten eilte Mathan in den langen Kai hinauf zu den großen Galeassen, auf denen die Avari schon kräftig bei der Arbeit waren. Der Ausguck saß auf den Hauptmast, auf dem Hauptdeck und einige Elben kletterten in der Takelage umher, die Segel wurden bereit gemacht. Er passierte die Maicanga, wo er auf dem Hauptdeck Isanasca stehen sah, die offensichtlich den Befehl dort führte. Neben ihr stand Sanas, sowie Luscora und Nivim. Die vier Elben winkten ihm und deuteten auf das kleinere Schiff, dass zwischen den beiden großen Galeassen schon zierlich wirkte. Halarîn erwartete ihn und reichte ihm seine Sachen, darunter die vier Schwerter und den Mantel. Schmunzelnd bemerkter er, dass sie die Silmacil in den Mantel eingewickelt hatte um die Kälte zu meiden. Im Rumpf des Schiffs vor ihnen öffnete sich eine Klappe und Faelivrin winkte ihnen zu, sie deutete auf einen großen Ring, der dort hing.
"Damit können wir rüberklettern, falls es sein muss. Wir haben einen Fanghaken dabei.", erklärte Halarîn und ging an Bord des kleinen Schiffes. Zweifelnd blickte Mathan zurück zur Stadt und atmete tief durch, dann betrat er das Schiff, wo er bereits Oronêl und Finelleth sah. Kerry konnte er noch nicht entdecken. Beiläufig bemerkte Mathan, dass er gar nicht den Namen des Schiffs von Faelivrin kannte. Laute Rufe von beiden Schiffen hallten durch den Hafen und man merkte am Tonfall, dass die Avari unruhig wurden. Die Vorhut wollte ihre Flotte nicht zu lange alleine lassen und schien nur darauf zu warten, die gute Nachricht von einem geeigneten Platz zum Leben weiterzugeben. Doch dafür musste sie erst dort ankommen.
"Die Flotte der Manarîn wird etwa einen Tag hinter uns sein.", rief Faelivrin noch zu ihnen herüber und schloss die Klappe, die offensichtlich zum Geschützdeck gehörte, denn hinter der Elbe, konnte sie einen der großen Spannarme der Katapulte erkennen, die Luscora entworfen hat. Insgeheim wunderte Mathan sich, wie viele von den Dingern die Manarîn an Bord hatten.

Fine

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Die Avalosse
« Antwort #20 am: 1. Feb 2017, 16:40 »
Kerry war froh, dass sie sich entschieden hatte, wieder ihre normale Reisekleidung zu tragen, die aus fester Lederbekleidung und bequemen Stiefeln bestand. Sie rannte, so schnell ihre Beine sie trugen, durch die Straßen Mithlonds, und die beiden Zöpfe, zu denen sie ihr Haar geflochten hatte, flogen hinter ihr her als sie um eine scharfe Kurve bog. Von fern waren ein durchdringender Gong zu hören, der die Abfahrt der Schiffe ankündigten. Kerry machte sich Vorwürfe. Sie war viel zu spät aufgestanden und hatte dann sogar noch einen Umweg zum südlichen Markt gemacht, um neue Beeren für Farelyë zu kaufen. Und jetzt schien es so, als würden die Schiffe ohne sie abfahren. Wie konnte ich es nur dazu kommen lassen? dachte sie hektisch, während sie einer großen Gruppe Elben auswich, die in der Mitte der Straße in ein angeregtes Gespräch vertieft waren. Kerry sprang über eine flache steinerne Bank, auf der zum Glück gerade niemand saß, und kürzte durch einen gut gepflegten Garten ab. Auf dem kurzgeschnittenen Rasen setzte sie zum Sprint an. Der gegenüberliegende Ausgang des Gartens bestand aus einem steinernen Torbogen, der mit Elbenrunen verziert war. Und dahinter kam endlich das Blau des Meeres in Sicht. Kerry mobilisierte ihre letzten Reserven, stürmte durch den Torbogen und - fand sich mit schmerzendem Hinterteil auf dem Boden wieder. Sie war im vollen Lauf gegen etwas geprallt - oder vielmehr, gegen jemanden.
Es war ein Elb in silberner Rüstung. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck beugte er sich zu ihr herunter und streckte ihr den Arm hin. Kerry ergriff die angebotene Hand und der Mann zog sie auf die Beine. Dabei fiel ihr auf, dass sein rechter Arm schlaff von seiner Schulter herabhing und mit Lederriemen an seiner Seite fixiert war.
"Es tut mir furchtbar Leid! Ich habe Euch nicht gesehen," beteuerte sie. Dabei warf sie mehrere hastige Blicke an ihm vorbei, auf die hohen Masten der beiden Avari-Schiffe, die hinter den Dächern der Häuser aufgetaucht waren.
"Nein, mache dir keine Vorwürfe, junge Dame," antwortete er. Seine Stimme war gelassen, ohne eine Spur von Emotion darin und seine Augen musterten Kerry aufmerksam. "Der Fehler liegt auf meiner Seite; ich war tief in Gedanken..."
Er unterbrach sich mittem im Satz und verharrte. Eine Mischung aus Verwunderung und Erkennen trat auf sein Gesicht. Der Krieger ergriff Kerrys Handgelenk und sie war zu überrascht, um etwas zu entgegnen. Er starrte sie einen langen Moment geradezu perplex an, dann schienen seine Augen in die Ferne zu blicken, auf etwas, das Kerry nicht sehen konnte. Schließlich, als sie sich gerade losreißen wollte, zog er ein kleines, eisernes Kästchen hervor und legte es in Kerrys Hand. Dann schloss er Kerrys Finger darum und hielt ihre Hand mit seiner umklammert.
"Es... es tut mir Leid," sagte er leise und stockend. "Ich kann... es dir nicht genau erklären. Ich sah... sah, dass du ... diejenige bist, die dies mit sich nehmen sollte. Es geschieht nur selten, dass mich die Weitsicht überkommt, aber... ich habe gesehen, was ich gesehen habe. Du musst dies mit dir nehmen. Nimm es mit.... nach Hause. Nach Eregion... Wo alles begann. Dort muss es enden... aber ich habe nicht die Kraft dazu."
"Was soll das alles bedeuten? Woher wisst Ihr, dass ich nach Eregion gehe?" fragte Kerry verwirrt.
"Ich wusste es nicht," antwortete der Einarmige. "Ich sah es. Gerade jetzt. Ich will dir diese Last nicht auferlegen, denn ich fürchte, dass... nein, dies sind dunkle Worte, die hier keinen Platz haben. Geh, und verbirg dies Ding so gut du kannst. Sprich mit niemandem darüber. Öffne es niemals! Wenn du nach Eregion kommst, wirst du wissen, was zu tun ist."
"Ich verstehe nicht," antwortete Kerry, doch der Elb hatte ihre Hand bereits losgelassen.
"Es tut mir Leid," wiederholte er. "Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Aber ich habe keinen gesehen... möge Tulkas dir die Kraft geben, zu tun, was nötig ist." Er wandte sich ab und ging langsam die Straße entlang davon.

Kerry wollte ihm nachrennen und ihm den Gegenstand zurückgeben, doch da erklang erneut der Gong vom Hafen her, diesmal lauter und energischer. Ihr lief die Zeit davon. Verdammt! dachte sie und stampfte frustriert mit dem Fuß auf. Noch einen Augenblick schwankte sie und war sich unsicher, doch dann lief sie wieder los, in Richtung des Hafens. Nun, da die Masten der Schiffe in Sicht waren, konnte sie sich wenigstens nicht mehr verlaufen. Und bereits nach wenigen Minuten kam sie schwer atmend am Hafen an, wo bereits eine große Gruppe Elben am Kai stand. Die beiden großen Avari-Kriegsschiffe der Vorhut hatten inzwischen sogar schon abgelegt und waren ein Stück in den breiter werdenden Golf hinein gefahren. Nur die Avalosse, das weiße Schiff Círdans, lag noch immer angetäut am Ufer. Endspurt, dachte Kerry und gab noch einmal alles. Über die kleine Rampe hinweg gelangte sie schließlich auf das Deck des Schiffes, wo ihre Eltern sie bereits erwarteten: Mathan mit ungeduldiger Verärgerung, Halarîn mit Sorge in den Augen.
"Wo hast du nur gesteckt, Morilië?" fragte ihre Mutter. "Wir dachte schon, wir müssten ohne dich fahren!"
"Hättest du noch länger gebracht, hätten wir nicht mehr warten können," sagte Mathan ärgerlich. "Wir wollten bereits am frühen Morgen in See stechen, und sieh nur, wie hoch die Sonne schon steht."
Kerry blickte schuldbewusst zu Boden und ließ dabei das Kästchen unbemerkt in ihre Tasche gleiten, die sie quer über die Schulter gehängt trug. "Es tut mir Leid, Ontáro," sagte sie. "Ich wurde aufgehalten..."
"Womit?" fragte Mathan.
"Ich wollte Beeren für Farelyë kaufen und habe dabei die Zeit vergessen," antwortete Kerry wahrheitsgemäß.
"Du solltest wirklich lernen, Prioritäten zu setzen," mahnte Halarîn.
"Beim nächsten Mal wird das Schiff nicht auf dich warten, Ténawen."
"E-es wird kein nächstes Mal geben, versprochen!" rief Kerry schnell.
"Besser wäre es," sagte Mathan, doch für den Augenblick schien er besänftigt zu sein.

Kerry ließ ihre Eltern stehen und begab sich zum Bug des Schiffes, wo sie Finelleth und Celebithiel vorfand, die in ein Gespräch vertieft waren. Kerry lehnte sich neben den beiden Elbinnen an das aus weißen Holz geschnitzte Geländer und betrachtete das ruhige Wasser des Hafens, während die Besatzung des Schiffes begann, die Leinen loszumachen.
"Ich wusste nicht, dass Meister Elrond eine zweite Tochter hat," sagte Finelleth gerade. "Mein Beileid zum Verlust deiner Brüder."
"Ich hatte viel Zeit, um darüber nachzudenken," antwortete Celebithiel. "Es ist ein Trost, sie eines Tages im Alten Westen wiederzusehen. Ich vermute, du denkst Ähnliches über deinen kleinen Bruder?"
Finelleth legte nachdenklich den Kopf schief. "Ich hatte nie eine so enge Beziehung zu ihm. Ich vermute... es wäre schön, mit ihm über alles, was geschehen ist, zu sprechen. Eines Tages." Sie unterbrach sich und warf Celebithiel einen schnellen Blick zu. "Ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass wir beide hier stehen, als Schwestern der Elben, die mit der grauen Schar ritten?"
"Auf eine Art schon," entgegnete Celebithiel. "Wer ist von deiner Familie noch übrig, wenn du die Frage erlaubst? Lebt deine Mutter noch?"
"Mein Vater hat viele Jahre nicht über meine Mutter gesprochen," antwortete Finelleth leise. "Sie verschwand eines Tages, als die Schatten über dem Grünwald zu wachsen begannen. Und kehrte erst viele Jahre später zurück. Mein Vater nahm sie mit in sein privates Zimmer und sprach viele Stunden lang mit ihr. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, was beim Fall des Waldlandreiches mit ihr geschah - und ob sie noch am Leben ist. Ich hoffe es... doch ich befürchte das Schlimmste."
"Vergiss nicht, was Meister Círdan gesagt hat," sagte Celebithiel sanft. "Es mag eine Zeit kommen, in der du dich der Verantwortung stellen musst, vor der du dich lange Jahre versteckt hast. Du weißt, wovon ich spreche."
"Ja," seufzte Finelleth. "Du hast Recht. Es ist nur so... es fällt mir nicht leicht, jahrtausendalte Überzeugungen einfach so aufzugeben."
"Du bist nicht allein, Faerwen," sagte Celebithiel. "Oronêl sieht dich als Schwester an und wird dich unterstützen, egal was kommen mag. Und auf meine Hilfe kannst du auch zählen. Wir kennen uns vielleicht noch nicht lange - aber ich habe die Zeit in Mithlond gut genutzt um mir darüber klar zu werden, was ich in dieser Welt tun und bewegen möchte. Und wenn ich dabei helfen kann, eines der verbliebenen Elbenreiche in Mittelerde zu erhalten, dann werde ich alles dafür tun."
"Und ich helfe dir ebenfalls," mischte Kerry sich ein, und die Frauen blickten überrascht zu ihr hinüber. Offenbar hatte keine der beiden bemerkt, dass Kerry neben ihnen am Geländer gelehnt hatte.
"Danke, Kerry," sagte Finelleth. "Und danke, Celebithiel. Eure Unterstützung bedeutet mir sehr viel."
"Werden hier etwa Geheimnisse ausgeplaudert?" fragte eine amüsierte Stimme hinter ihnen. Da stand Oronêl, der seine Axt lässig in der Hand kreisen ließ.
"Wir sammeln alles, was wir an Peinlichkeiten über dich wissen, gwador," erwiderte Finelleth frech und Zweifel und Nachdenklichkeit schienen von ihr abzufallen. "Und dann wirst du tun müssen, was auch immer wir von dir verlangen, wenn du nicht willst, dass wir diese Dinge weitererzählen."
"Ich sehe schon," sagte Oronêl amüsiert. "Mein Vertrauen in euch Drei war völlig fehlgeleitet. Kaum verlassen wir Círdans Gestade, fallt ihr mir schon heimtückisch in den Rücken!"
"Wir müssen ja irgendwie dafür sorgen, dass du keine weiteren Dummheiten anstellst," ergänzte Celebithiel lächelnd.
"Dummheiten? So nennt ihr das also, wenn ich tödliche Verletzungen riskiere, um vorlaute Menschenmädchen zu retten?"
"He!" rief Kerry. "Es war immerhin deine Schuld, dass Laedor mich überhaupt entführt hat!"
"Genug davon, sonst gibt er sich wieder die Schuld für alles, was uns zustößt," sagte Finelleth und alle vier lachten sie herzlich.

Die Avalosse, wie Círdans Schiff hieß, setzte sich zwischen die beiden großen Kriegsschiffe der Manarîn und zu dritt setzten die Schiffe Kurs nach Westen, auf das offene Meer. Kerry warf einen letzten Blick zurück auf Mithlond, das hinter ihnen langsam immer kleiner wurde. Sie war froh, wieder unterwegs zu sein. Nachdenklich betastete sie das Kästchen, das im Inneren ihrer Umhängetasche verborgen war. Sie fragte sich, was es wohl damit auf sich haben mochte. Obwohl ein Teil von ihr dringend mit ihren Eltern oder ihren Freunden darüber sprechen wollte, hielt sie irgendetwas davon ab. Sie strich ein letztes Mal über den metallenen Deckel des Kästchens, dann ließ sie es los. Ich beschäftige mich später damit, dachte sie. Und währendessen fuhr ihr Schiff in den Golf von Lindon hinein.


Mathan, Halarîn, Finelleth, Celebithiel, Adrienne und Kerry an Bord der Avalosse zum Golf von Lindon
« Letzte Änderung: 9. Nov 2017, 17:35 von Fine »
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