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Autor Thema: Lamedon  (Gelesen 10219 mal)

PumaYIY

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Lamedon
« am: 23. Okt 2010, 18:04 »
Karthull kommend aus Edhellond und Umgebung


Schwer war ihm der Abschied gefallen und gewarnt hatte er die Familie nochmals vor den näherkommenden Schergen Mordors, doch schließlich war er aufgebrochen. Seine Angst war nach dem ausgelassenen gestrigen Tag wiedergekehrt. Mir scheint: Immer wenn ich Leute am Wegrand treffe und sie nach der Furcht vor dem Feind frage lachen sie mich aus! Die kapieren es anscheinend nicht, obwohl man ihnen die Schurken haargenau beschreiben kann. Ob das nur hier so ist? Oder wird das besser wenn ich näher nach Minas Tirith komme? Der Glaube der Leute an eine Reglung der Probleme durch irgendwen ärgerte Karthull.
Er wanderte in nordöstliche Richtung am Fluss Ringlo entlang, von der Familie hatte er erfahren, dass er noch einen Ausläufer des weißen Gebierges überqueren müssen würde und nach einiger Zeit vollends in östliche Richtung wandern solle. Den Fluss Morthond hatte er an einer Furt bereits überquert, und er lief nun nördlich des Flusses Ringlo nach Osten. Am Horizont konnte Karthull seit einiger Zeit ziemlich hohe Berge sehen, er vermutete, dass es das weiße Gebierge sei, was auch wahr war. In dieser Gegend gab es reichlich Höfe und Häuser und so bot es sich an um Übernachtungsmöglichkeit en zu bitten, doch noch war es nicht so dunkel und Karthull hatte sich vorgenommen noch ein gutes Stück zu laufen. Der Fluss Ciril lag noch vor ihm, der im dem Gebiet Lamedon entsprang und nach guten 60 Meilen in den Fluss Ringlo mündete. Auf seinem jetzigen Teil der Strecke stapfte Karthull durch moosige Wiesen und buschige Wälder, eine Gegend die ihn sehr an seine eigene sehr entfernte Heimat erinnerte. Außer ein paar Freunden hatte er dort jedoch nur noch schlechte Erinnerungen an den Tod beider seiner Eltern und seiner fast geborenen Schwester. Ein kleines sumpfiges Feld verleitete Karthull dazu hemmungslos loszurennen, ein gleichmäßiger Gang war hier sowieso nicht angenehm. Er wollte nicht an seine Eltern oder Probleme aus seiner Vergangenheit denken, also rannte und sprang über den unebenen Boden, was ihm alle Aufmerksamkeit abverlangte. Bis er schließlich zu schnell über zwei Sträucher stolperte und erschöpft liegen blieb. Dann bin ich vielleicht kindisch aber das können mir die Bauern da hinten nicht nehmen. Haha! Während dem Laufen hatte er seine Angst und Sorgen ein Stück über Bord geworfen und er wollte nun mehr Gedanken an die Erfüllung seiner Aufgabe verwenden. Was soll ich als erstes machen, wenn ich in Minas Tirith ankomme? Hmm... mal überlegen. Die haben mir gesagt Minas Tirith hat sieben Ringe und, dass sie einen offiziellen Vertreter da haben, dem ich aber außer in Notfällen, um meine Deckung zu bewahren nicht begegenen soll. Außerdem hieß es das die reicherern weiter oben wohnen. Eine Weile grübelte Karthull so weiter, er war auch wieder aufgestanden und weitergegangen. Wenn dieser Beregond so ein Wächter der oberen Festungsanlagen ist wird der vermutlich auch weiter oben wohnen. Wie soll ich dann Kontakt zu ihm aufnehmen? Er kam aus einem Wäldchen heraus und vor ihm tat sich der Fluss Ciril auf. Zur Mündungsstelle waren es vermutlich nicht mehr als zwanzig Meter, denn er hörte ein Rauschen, doch Büsche verdeckten die Sicht. Na toll, jetzt hab ich mir gar keine Gedanken gemacht wie ich hier herüberkommen soll. So ein Mist! Er schaute sich weiter um und ging in Richtung der Mündung des Ciril. Er hatte Glück, dort waren ein paar Findling und kleinere Steine so aneinander gelegt, dass man den Fluss mit etwas Geschick trocken passieren konnte. Lust durch den Fluss zu waten hab ich nicht, denn es ist schon später und die Kleidung wird bestimmt nicht mehr trocken. In nassen Sachen zu schlafen ist mir in der Jahreszeit aber doch noch etwas zu gefährlich. Also versuchte er sich im Springen von Stein zu Stein und schaffte es auch ohne das Wasser unbeabsichtigt berührt zu haben hinüber. Er füllte seine Flasche wieder von neuem auf, denn das Wasser hier war um einiges frischer, als das welches er in einer der kleineren Flaschen noch aus Dol Amroth mit sich trug. Ausgerechnet beim Überqueren des Flusses war ihm sogar eine Idee gekommen wie er mit Beregond Kontakt aufnehmen könnte. Wenn ich mich irgendwo in den oberen Ringen als Diener anstellen lasse, könnte ich vielleicht auch unbemerkt zu diesem Beregond kommen.
Der Tag ging zur Neige, doch jetzt wo Karthull eine Unterkunft suchte, war alles wie ausgestorben. Tragischerweise, hatte Karthull auch einige Höfe schlichtweg übersehen, da sie gut versteckt hinter kleinen Wädlchen lagen oder keine Lichter mehr brannten und die Nacht sie verbarg. Also musste Karthull seit langer Zeit wieder das erste Mal unter freiem Himmel schlafen. Die letzten Male jedoch war es Frühling und es wurde wärmer, doch nun war es Herbst und nur das schützende weiße Gebirge hielt die kälteren Luftströme aus dem Norden auf.


Karthull nach Lebennin
« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:16 von Fine »

--Cirdan--

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Das Dorf Cirit Dûm in Lamedon
« Antwort #1 am: 19. Feb 2013, 08:42 »
Merian von Dol Amroth


Mit schnellen Schritten ging Merian auf einem kleinen Pfand durch die Tannenwälder von Lamedon in seine heimische Siedlung Cirit Dûm. Die Angst um seine Familie plagte ihn seit er in Dol Amroth den Brief seiner Mutter erhalten hatte. Die ganze Strecke hat er im Eilmarsch hinter sich gebracht um möglichst schnell Daheim zu sein.
Doch es war so still, keine spielenden Kinder, keine Geräusche, die Männer bei der Arbeit machten und keine Wachen waren am Dorfrand zu sehen. Schwarzer Rauch war jedoch schon von Weiten auszumachen.
Merian schlich durch die ersten Reihen der Holzhütten und Werkstätten der Steinmetze und immer noch sah oder hörte er niemanden. „Was war hier passiert?“, frage er sich immer wieder, „wo waren all die Bewohner?“Als er die Schenke erreichte sah Merian seine Leute, von denen er die meisten persönlich gut kannte. Alle standen sie auf dem großen Dorfplatz um ein wild loderndes Feuer herum. Einige Männer hielten Fackeln in den Händen. Die Frauen weinten leise und die Kinder wurden fest in den Armen gehalten.
Ein Gesang setzte ein, leise und klagend, aber mit festen Stimmen in der Sindarin-Sprache, der Sprache der Adligen Gondors. Merian kannte das Lied, er kannte diese Art der Versammlung aller. Er rannte ohne Bedacht und Rücksicht los. Er wollte zu seiner Frau, zu seinem Sohn und seiner Tochter und sie halten, ganz fest gedrückt in den Armen. Wo waren sie?

Einige Stunden später lag Merian in seinem Bett in seinem Haus, sein Sohn lag ihm schlafend zu Füßen. Merian hatte heute erfahren, dass seine Frau und seine Tochter tot sind.
Der Schmerz zerriss ihm fast das Herz.
Orks überfielen Ciritdum vor zwei Wochen in der Nacht. Ein-Viertel der Anwesenden wurde getötet, egal ob Mann, Frau oder Kind und ein Großteil der Nahrungsmittel von den Orks weggeschafft. Niemand wusste was zu tun war. Niemand war dort um sie zu beraten oder zu führen, denn auch den Dorfältesten hatte der Tod geholt.
Merians Mutter kam an sein Bett und das Gesicht noch voller Tränen und mit zitternder Stimme sprach Merian: „Wie sind sie gestorben? Ging es schnell?“
„Die Kleine hat sicherlich nichts gespürt, es ging ganz schnell. Doch deine Frau wurde warnsinnig, sie lief in die Orkreihen und schrie mit einer grausamen Stimme den Feind entgegen;
Meine Mutter von Untoten, mein Vater bei einem Erdrutsch, meinen Bruder beim Kampf um die Freiheit, meine Tochter vor meinen Augen und mein Mann bald in Dol Amroth, alle tot, meine ganze Familie, so soll es Enden, tötet mich.
Diese Worte werde ich nie vergessen“
, schloss die Mutter und blickte ihren Sohn Merian mit tränenden Augen an.

Es gibt viele verschiedene Arten von Reaktionen, wenn ein Mann erfährt, dass seine Liebsten gestorben sind. Merian war ganz ruhig, zu tiefst in Trauer, jedoch bedacht und abschätzend.
Das Leben der Lebenden  zu bewahren ist wichtiger als das Beklagen der Toten“, dachte sich Merian und ging am späten Nachmittag aus dem Haus und zum Dorfplatz. Er stellte sich auf eine Empore und rief jeden Mann, jede Frau und jedes Kind herbei.
Alle kamen, selbst nach so viel Kummer und Trauer. Merian stand dort, nicht weit entfernt von ihnen, jedoch anders als sie ihn kannten, mit einem Funkeln in den Augen. Mit der untergehenden Sonne im Rücken fing Merian an zu sprechen:
Ihr kennt mich seit meiner Geburt, mit euch bin ich aufgewachsen. Jeder von euch kennt die Geschichte mit mir und den Wölfen, an die ich nur ungern zurückdenke und jeder von weiß, dass ich, wie viele von euch und auch mein Vater und mein Großvater vor mir, als Steinmetz für Gondor gearbeitet habe. Gegen den Verfall und das Einwirken Saurons bildeten wir stets die vorderste Kampflinie und gekämpft haben wir, lange bewahrten wir Gondors Städte und selbst in der Entscheidungsschlacht, ob wohl vom Kampf befreit, traten wir mit Mut und Glauben an Gerechtigkeit in unseren Herzen den Feinden mit den Schwertern unser Schmieden gegenüber“, bei diesen Worten überschlug sich Merians Stimme grade zu und die Menschen Cirit Dûm´s sahen in ihm den Mann, den sie so dringend brauchten, „selbst wenn die nächste Schlacht verloren ging und wir viele Verluste hatten, sage ich euch, dass die Stärke der Menschen Gondors noch nicht erloschen ist.
Vielleicht schon in diesem Moment macht sich ein Heer bereit den Süden Gondors zu befreien. Ich war in Dol Amroth, der Festung des Widerstandes wie mansche sie nennen, und habe gesehen wie die von Sauron korrumpierten Menschen Harad´s und Umbar´s von den Soldaten in die Flucht geschlagen wurden sind. Dol Amroth rückt aus, nach Linhir und dann noch weiter bis ganz Gondor zurückerlangt ist.
Wenn ihr auf meinem Ratschlag hören wollt, so sage ich, dass wir dieses Dorf verlassen sollten. Mit fehlenden Nahrungsmitteln werden wir höchstens den Sommer überstehen, doch dann?
Die Frauen und Kinder, begleitet von den Alten und Schwachen, ziehen nach Süden. In, oder im Westen von Dol Amroth werdet ihr in Sicherheit sein. Die Männer kommen mit mir, wir werden Amroths Krieger nicht alleine diesen Krieg gewinnen lassen, wir brächen auf nach Linhir und vereinen uns mit dem Heer der Küste!“

Niemand sprach, alle wägen ab was jetzt sinnvoll ist. Lange wurde Cirit Dûm gehalten, bis letzten Endes die Orks hier einfielen. So etwas sollte sich nicht wiederholen. Nach allgemeinem Tuscheln und Absprachen würde Merian recht gegeben. „Und jetzt“, sprach Merian erneut, „müssen wir noch einen Anführer wählen. Wer soll uns im Kampf anführen und für Cirit Dûm sprächen?“
Alle schauten ihn, wie er da erhöht vor ihnen stand, entgeistert an. „Aber Merian“, erwiderte ein Mann in der ersten Reihe, „du bist doch unser Anführer. Du hast uns Allen die Augen geöffnet. Ich folge dir nach Linhir.“ Allgemein zustimmende Rufe wurden laut. Merian wurde zum neuen Hauptmann der Krieger und der Dorfoberste von Cirit Dûm.

Die nächsten Tage wurden damit verbracht kleinere Habseligkeiten auf Pferd und Wagen zu verladen, die Lebensmittel gerecht zu verteilen und lange haltbar zu verpacken und den Trupp der Männer auszurüsten.
 
Du willst deinen Sohn tatsächlich schon wieder verlassen, dafür habe ich dich nicht zurückgerufen“, sprach Merians Mutter zu ihrem Sohn unter einer großen Weide. „Ich muss, es ist für seinen und unser aller Schutz“, erwidert Merian selbstsicher, „ wir dürfen Gondor jetzt nicht aufgeben. Er wird es verstehen, denn er ist stark.“

Ein allerletztes Mal wurde zusammen auf dem Dorfplatz, wie es an besonderen Tagen üblich war, ein gemeinsames Abendmahl eingenommen bevor sich am nächsten Morgen die Bewohner nach einem langen und schmerzhaften Abschied in zwei unterschiedlichen Richtungen aufmachten.
 Merians Sohn, sowie Merians Mutter verlassen mit den anderen Frauen, Kinder, Alten und den Verwundeten Cirit Dûm mit den Pferde –und Ochsenwagen in Richtung Süden, während die kampfbereiten Männer unter Merians Führung in den Osten aufbrächen.


Merian mit einer kleinen Kampftruppe zur Ethring-Furt


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« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:36 von Fine »

Eandril

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Re: Lamedon
« Antwort #2 am: 21. Mär 2017, 18:48 »
Hilgorn und Valion mit dem Heer aus Dol Amroth

Das Heer war zunächst in nördlicher Richtung am Ufer der Bucht von Dol Amroth entlang gezogen, und folgte seit Edhellond dem Lauf des Ringló. Um nach Erech und ins Schwarzgrundtal zu gelangen wäre der Weg entlang des Morthond nach Norden zwar direkter gewesen, doch die Straße war schlechter und Hilgorn hoffte insgeheim, ihre Feinde vielleicht schon in Lamedon zu stellen, bevor sie noch weiter nach Westen vordringen konnten. Während der ganzen Zeit hatte Hilgorn Valion nur selten zu Gesicht bekommen. Der Erbe des Ethir schien die Gesellschaft einfacher Soldaten zu genießen - und viele von ihnen sonnten sich in seiner Aufmerksamkeit. So verbrachte Valion die meisten Abende nach dem Aufbau des Lagers unter den Soldaten, mit Karten- und Würfelspielen, und dem ein oder anderen unvermeidlichen alkoholhaltigen Getränk, und Hilgorn beneidete ihn. Früher hatte er selbst solche Aktivitäten genossen, doch inzwischen, in seiner Position als Anführer des ganzen Heeres, konnte er sich nicht länger erlauben, daran teilzunehmen. Valion war ein Fürst Gondors, er konnte sich alles erlauben, ohne den Respekt der Soldaten zu verlieren. Doch Hilgorn war lediglich einer von ihnen, jedenfalls fühlte er sich selbst häufig so. Und wenn seine Männer das ebenfalls bemerkten, wer konnte schon sagen ob sie dann noch bereit wären, seinen Befehlen ohne weiteres zu folgen?
Deshalb hatte er abgelehnt, als Valion ihn am ersten Abend eingeladen hatte, ihn zu begleiten, und seitdem hatte Valion ihn nicht mehr gefragt. So verbrachte Hilgorn die Abende meist alleine, beschäftigte sich damit, die Karten von Lamedon und dem Morthond-Tal zu studieren, und vermisste Faniel und ihre Kinder schrecklich. Auf dem Feldzug nach Linhir hatte er sich besser gefühlt, doch damals war Faniel noch als Imradons Frau in Tíncar gewesen, Elphir, der Hilgorn ähnlicher war als Valion, hatte ihn begleitet, und... sie waren nicht gegen Orks gezogen. Wenn Hilgorn ehrlich zu sich selbst war, war die Tatsache, dass sie einem Heer aus Orks gegenübertreten mussten, die Hauptursache für seine schlechte Laune.

Sie überquerten den Ringló bei Ethring, einer kleinen Siedlung mit einer Furt, die zum Lehen Angbors gehörte, und zogen durch die Tannenwälder von Lamedon in Richtung Westen nach Calembel, dem Sitz des Fürsten am Ufer des Ciril. Auf Türmen und Mauern der Burg wehten die Banner Gondors und Lamedons, doch nur wenige, denn Fürst Angbor hielt sich noch immer in Dol Amroth auf und würde erst in einigen Tagen eintreffen. Valion hatte spöttisch die Vermutung geäußert, dass vielleicht eine der Hofdamen der Fürstin daran schuld sein könnte, oder ein hübsches Mädchen aus der Stadt. Hilgorn hatte sich zusammenreißen müssen, um nicht auf den verschwörerischen Blick einzugehen, den Valion ihm dabei zugeworfen hatte.
Vor dem Tor der Festung erwartete sie ein kleiner Trupp Soldaten in den Farben Lamedons, der von einem großen Mann mit schwarzen, von grauen Strähnen durchzogenen Haaren angeführt wurde. Hilgorn zügelte Nacht und saß ab, während Balvorn dem übrigen Heer auf seinen Wink hin den Befehl zum Halten gab.
"Wir haben euch bereits erwartet, seit Fürst Duinhir vor zwei Tagen hier eintraf", sagte der Anführer von Angbors Männern mit einer knappen Verbeugung, und stellte sich vor: "Ich bin Calimir, Verwalter von Calembel und während Fürst Angbors Abwesenheit der Statthalter von Lamedon." Auch Valion war inzwischen abgesessen und herangekommen. "Angbors Abwesenheit wird vermutlich nicht mehr lange dauern", sagte er, während er sich neugierig umsah. "Wenn er sich von seiner Geliebten losreißen kann..."
Calimir verneigte sich erneut, und erwiderte ein wenig steif: "Ich gebe nicht viel auf Gerüchte. Was auch immer die Beweggründe des Fürsten sein mögen, ich werde Lamedon weiterhin bis zu seiner Rückkehr verwalten." Hilgorn stellte fest, dass der Statthalter ihm gefiel.
"Ich nehme an, Fürst Duinhir hat euch mitgeteilt, warum wir hier sind?", fragte er, und Calimir nickte. "Das hat er, General. Und ihr solltet weiter nach Erech ziehen, denn ich glaube nicht, dass ihr hier Gelegenheit bekommen werdet, Mordor aufzuhalten."
Hilgorn hatte nach seinem Studium der Karten von Lamedon bereits damit gerechnet, dennoch fragte er: "Warum?"
"Wenn Mordor die Verbindung zu Rohan kappen will, müssen sie den Pass von Erech besetzen, wie ihr sicher wisst." Hilgorn nickte zustimmend. "Ihr Vorteil liegt in der Überraschung, deshalb werden sie sich westlich davon nicht in bewohnten Gebieten sehen lassen. Und nördlich von Lamedon ist das Weiße Gebirge von vielen schmalen Schluchten und Tälern durchzogen. Ihr könnt sie unmöglich alle überwachen und kontrollieren."
"Und die Orks könnten zwischen uns nach Westen hindurch schlüpfen", schloss Hilgorn. Das durfte auf gar keinen Fall geschehen, denn wenn Mordor eine feste Stellung in Erech aufbauen konnte würde es schwer sein, sie dort wieder zu vertreiben, ohne Gondors andere Grenzen entscheidend zu schwächen.
"Dann heißt es also, weiter nach Erech", sagte Valion, und rieb sich seufzend die Hinterseite. "Ich hatte vergessen, wie... unangenehm langes Reiten sein kann."
Hilgorn ging nicht darauf ein, obwohl er selbst anderer Meinung war. Auch wenn er während seiner Laufbahn nur wenig Zeit auf dem Pferderücken hatte verbringen können, war er doch über jede Gelegenheit glücklich gewesen. Aber für Valion, der sein Leben dichter am Meer verbracht hatte, waren Schiffe vermutlich angenehmer als Pferde - worin er Hilgorns eigenem Bruder Aldar ähnlich war.
"Dann müssen wir sie in Erech erwarten", sagte er. "Ich nehme nicht an, dass ihr einige eurer Männer entbehren könnt, um unsere Reihen zu verstärken?"
Calimir schüttelte den Kopf. "Solange ihr mich nicht dazu zwingt, würde ich ungern auch nur einen meiner Soldaten abgeben. Auch wenn die Orks Lamedon vermutlich nicht behelligen werden, sähe ich unsere Leute lieber gut beschützt."
"Ich werde euch nicht dazu zwingen", beschloss Hilgorn. "Nur eines müsst ihr für mich tun. Schickt Späher aus, die sich in den Bergen auskennen, und macht das Heer Mordors ausfindig. Lasst sie verfolgen, erstattet mir wenn möglich Bericht, und wenn sie an Lamedon vorübergezogen sind, versperrt ihnen den Rückweg so gut es euch möglich ist."
"Das kann ich tun", erwiderte Calimir, offensichtlich erleichtert, dass Hilgorn nicht auf direkter Hilfe durch seine Männer bestanden hatte. Als Heerführer des Truchsess von Gondor hätte er das Recht dazu gehabt den Statthalter dazu zu zwingen, doch er sah keine Notwendigkeit darin. Das Heer sollte auch so stark genug sein, und in Morthond würden sie noch von den Männern Fürst Duinhirs verstärkt werden. Es sollte reichen - es musste reichen.
Hilgorn warf einen Blick zum Himmel, an dem die Sonne noch immer hoch stand. "Nun, der Abend ist noch fern", sagte er, und legte eine Hand auf Nachts schwarz glänzenden Hals. "Wir werden noch einige Meilen vor Einbruch der Dunkelheit zurücklegen können."
Er schwang sich wieder in den Sattel, und Valion tat es ihm mit einem kaum hörbaren Ächzen nach.

Nachdem Hilgorn den Befehl zum Weitermarsch gegeben hatte, zog das Heer an der Festung Calembel vorbei nach Norden, wo eine schmale Steinbrücke den reißenden Lauf des Ciril überspannte. Hinter dem Ciril führte die Straße weiter nach Westen, hinauf über den Pass, der Tarlangs Hals genannt wurde, nach Erech im Morthond-Tal - der Schlacht entgegen.

Hilgorn und Valion mit dem Heer nach Erech
« Letzte Änderung: 22. Mär 2017, 15:42 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Lamedon
« Antwort #3 am: 28. Apr 2017, 19:07 »
Hilgorn, Valion, Cynewulf und Ladion mit dem Heer Dol Amroths aus dem Schwarzgrundtal

Trotz der Erschöpfung durch die Schlacht ließ Hilgorn das Heer ohne großen Pausen weitermarschieren, denn wenn sie zuließen, dass die Orks sich erneut formierten, konnten diese großen Schaden anrichten.
Er hatte den Großteil ihrer verbliebenen Reiter in zwei Gruppen aufgeteilt, die zu beiden Seiten des Heeres das Land durchstreiften und versprengte und verstreute Orkgrüppchen zur Strecke bringen sollten. Zu einer dieser Gruppen gehörte auch der Mann aus Rohan, den Hilgorn während der Schlacht bereits unter den Bogenschützen gesehen hatte. Er nahm sich vor, den Rohír später nach der Lage nördlich des Gebirges zu befragen.
Auf dem Weg nach Südwesten stießen sie hin und wieder auf kleine Gruppen von Orks, die hinter dem Hauptteil der Fliehenden zurückgeblieben waren, und die ohne große Schwierigkeiten von den Gondorern niedergemacht wurden. Sie rasteten spät am Abend am Fuß von Tarlangs Hals, und brachen am frühen Morgen bereits wieder auf.
Die meiste Zeit überließ Hilgorn seinen Hauptleuten den unmittelbaren Befehl, und ließ sich selbst ein wenig weiter zurückfallen - er brauchte Zeit zum Nachdenken. Die Orks waren geschlagen, trotz Hilgorns Fehler zu Anfang der Schlacht, und diese Bedrohung für den Moment abgewendet. Doch wenn er weiter darüber nachdachte kam Hilgorn zu dem Schluss, dass Mordors Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war. Selbst wenn es den Orks gelungen wäre, die Pfade nach Rohan zu besetzen, hätten sie mitten im Feindesland doch nicht lange aushalten können und wären früher oder später zwangsläufig aufgerieben worden. Der ganze Vorstoß erschien Hilgorn rückblickend überhastet und nicht durchdacht gewesen zu sein - es sei denn, die Gerüchte die Berion während der Schlacht gehört hatte, erwiesen sich als zutreffend.
Doch auch wenn es keine Ablenkung gewesen war, würde sich der verantwortliche Befehlshaber Mordors wohl nicht mehr lange in seiner Position halten können. Zu viele Niederlagen hatte Mordor in letzter Zeit erlitten, und in jede Armee der Welt würde einen derart unfähigen Kommandanten irgendwann ersetzen. Hilgorn machte sich Sorgen, was das für den Krieg bedeuten konnte.
Dann war da noch Imradons Tod. Ein Teil von Hilgorn schämte sich dafür, dass er kein bisschen Trauer für den Mann empfinden konnte, der zwar ein Verräter aber trotz allem sein Bruder gewesen war. Ein anderer Teil war erleichtert, dass er ihn nicht selbst getötet hatte, und ein dritter konnte nur daran denken, was Imradons Tod für ihn und Faniel bedeutete.
"Ihr macht ein ziemlich finsteres Gesicht", sprach der neben Hilgorn reitende Valion ihn von der Seite an. Es war noch früh am Tag. Inzwischen hatten sie den höchsten Punkt des Passes von Tarlangs Hals erreicht, und kamen in Richtung Lamedon wieder herunter. "Ihr seid hoffentlich nicht doch wütend auf mich, dass ich euren Bruder erledigt habe?"
Hilgorn schüttelte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. "Nein, wie ich gesagt habe. Ich bin erleichtert, dass er tot ist, und dass ich ihn nicht selbst töten musste - ich weiß nämlich nicht, ob ich das geschafft hätte", gab er zu.
Valion schüttelte den Kopf. "Nach allem, was er..." Er unterbrach sich, als Hilgorn die Hand hob und sein Pferd zügelte. Die Straße machte an dieser Stelle eine Kurve um einen hervorspringenden Berghang im Süden. Nach der Umrundung des Hanges hatten sie einen freien Blick hinunter nach Lamedon, wo die Straße ein gutes Stück neben einem dichten Wald verlief. Am Waldrand waren Soldaten in den Farben von Lamedon damit beschäftigt, Verwundete zu versorgen und die Leichen von Orks auf einem Haufen zu sammeln, und dieser Anblick hatte Hilgorn zum Anhalten verleitet.
"Nun", sagte er zu Valion, und stützte die Hände auf den Sattelknauf. "Anscheinend ist uns jemand zuvorgekommen."
"Ich wäre ihnen ja böse", entgegnete der Erbe des Ethirs grinsend. "Aber ich schätze, dass es noch genug Orks für alle geben wird." Hilgorn schauderte unwillkürlich. "Ich tue mich schwer, daran das Positive zu sehen. Die eine Schlacht hat mir für den Augenblick gereicht."
Valion schüttelte verständnislos den Kopf. "Das klingt ja beinahe, als hättet ihr Angst vor Orks."
"Nicht wirklich", meinte Hilgorn, auch wenn das nur die halbe Wahrheit war. Er fürchtete die Orks noch immer und kämpfte nur äußerst ungern gegen diese Kreaturen, doch die lähmende Angst, die er früher vor ihnen empfunden hatte, war verschwunden. "Aber wenn ich die Wahl habe, kämpfe ich lieber gegen einen Südländer oder Ostling. Jedenfalls..." Er gab das Signal zum Weitermarsch, und trieb Nacht sanft mit den Knien an. "Wir sollten sehen, was die Männer von Lamedon zu berichten haben."

Nur wenig später hatten sie den Wald und die Männer Lamedons erreicht, und Hilgorn sah sich erneut Calimir, dem Statthalter von Calembel gegenüber.
"Wir hatten nicht erwartet, euch so weit westlich zu treffen", sagte Hilgorn zur Begrüßung. "Ich hatte erwartet, dass ihr in Calembel bleiben wolltet. Nichtsdestotrotz bin ich froh über unser Treffen."
"Wir hatten eigentlich auch nicht vor, ohne Fürst Angbor auszurücken", erwiderte Calimir. Der Statthalter hatte sich im Kampf offensichtlich nicht geschont, er hatte einen blutigen Kratzer auf der Stirn und seine Rüstung wies einige Dellen und Schrammen auf. "Aber unsere Späher berichteten, dass das Orkheer um einiges größer war als eures, also beschlossen wir, bis zum Pass zu marschieren um euch entweder zur Hilfe zu kommen oder flüchtige Orks aufzuhalten."
"Haben diese euch Schwierigkeiten bereitet?", fragte Hilgorn, und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf den Leichenhaufen, den Calimirs Männer etwas vom Waldrand entfernt aufgeschichtet hatten. Der Statthalter verneinte. "Nein, keineswegs. Unsere Späher haben sie rechtzeitig entdeckt und wir haben sie aus dem Wald heraus überfallen. Sie waren verwirrt und erschöpft, und so hatten wir leichtes Spiel."
"Dann ist unsere Aufgabe hier erfüllt", sagte Hilgorn, und verbarg seine Erleichterung nicht. "Wir haben beunruhigende Gerüchte gehört und sind auf dem Weg zurück nach Dol Amroth."
"Ihr könnt bei Calembel rasten", bot Calimir an. "Wir werden dafür sorgen, dass eure Männer angemessen versorgt werdet, und ihr und eure Hauptleute werdet für die Nacht ein Quartier in der Burg bekommen."
"Ein weiches Bett würde ich nicht ablehnen", warf Valion ein. "Wozu im Zelt schlafen?"
Hilgorn neigte leicht den Kopf als Geste der Dankbarkeit. "Wir nehmen eure Einladung gerne an, und werden sofort morgen nach Dol Amroth zurückmarschieren."

Am frühen Abend erreichte das Heer Calembel, und schlug vor den Mauern ein Lager auf. Hilgorn, Valion und die anderen Hauptleute wurden von Calimir als Vertreter des Fürsten in der Halle der Burg bewirtet, und bekamen bequeme Zimmer für die Nacht zugewiesen. Am nächsten Tag würden sie ihren Rückweg nach Dol Amroth fortsetzen.
« Letzte Änderung: 30. Apr 2017, 15:22 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Das elbische Blut Dol Amroths
« Antwort #4 am: 30. Apr 2017, 16:21 »
Valion saß aufrecht in seinem Bett in dem kleinen Raum, den er sich mit Hauptmann Berion teilte, und betrachtete Edrahils Brief, der im flackernden Licht der Kerzen gerade noch zu entziffern war. Von Berions Schlafstätte am anderen Ende des Raumes drangen leise regelmäßige Atemzüge herüber, und durch das offene Fenster, das kaum mehr als eine verbreiterte Schießscharte war, drang helles Mondlicht herein. Voll und rund stand der nächtliche Wanderer am Himmel über der Burg der Herren von Lamedon und die darunter liegende Stadt Calembel und tauchten die Dächer der Häuser und die hohen, starken Wälle in geheimnsivolles, silbernes Licht.
Vielleicht ist es nur das übersteigerte Misstrauen eines alten Mannes, der sein Amt bereits zu lange ausführt, doch ich habe ein merkwürdiges Gefühl was sie angeht. Edrahils Zweifel an Lóminîth waren deutlich aus seinen Worten herauszulesen. Aber Valion wollte sich nicht ständig von jemandem manipulieren lassen, der sein Leben lang für seine Stellung gekämpft hatte und dessen Vertrauen so selten wie eine Überschwemmung in Mordor zu sein schien. Er erinnerte sich noch gut an den Moment, als er seine zukünftige Verlobte zum ersten Mal gesehen hatte; damals, im Anwesen ihrer Schwester, als die Zwillinge gerade den kleinen Túor kennengelernt hatten. Sie war aus den Schatten erschienen, die von den großen, schweren Vorhängen in Minûlîths großen Esszimmer geworfen wurden. Ihr Kleid war beinahe ebenso schwarz wie die Schatten selbst gewesen, und ihre Augen waren dunkler Schminke umgeben gewesen; was in Umbar wohl Mode zu sein schien. Dann hatte seine Schwester Valion einen Schubs versetzt, und endlich war ihm aufgefallen, dass er gestarrt hatte. Es war eine Situation, über die er sich selbst jetzt, wo er Lóminîth viel besser kannte, noch immer nicht ganz im Klaren war. Es stand außer Frage, dass sie eine überaus schöne Frau war und sich eindeutig zu ihm hingezogen fühlte; spätestens seit der gemeinsamen Nacht, die sie an Bord der Súlrohír verbracht hatten, nachdem sie aus Umbar geflohen waren. Trotzdem gab es da einige Dinge, die Valion an Minûlîths Schwester nicht ganz verstand. Sie schien sich viel aus der hohen Stellung zu machen, die ihr als Herrin des Ethirs nun zukam und legte großen Wert darauf, von den Adeligen Dol Amroths und Gondors als gleichwertig betrachtet zu werden. Valion selbst hatte sich nie groß um Titel und Ränge geschert. Es machte ihm nichts aus, seine Unterkunft mit den einfachen Soldaten zu teilen, wie er es zwischen den beiden Schlachten um Dol Amroth oft getan hatte. Er beharrte nicht darauf, vom einfachen Volk als "Herr" angesprochen zu werden und bildete sich nicht ein, durch seine hohe Abstammung etwas Besseres zu sein als jemand, der aus einfachen Verhältnissen stammte. Und ihm war klar, dass Lóminîth in dieser Angelegenheit anderer Ansicht war.
Überrascht fuhr Valion auf, als jemand die Kerzen auspustete. Es war Berion. "Die Liebesbriefe deiner Herzensdame kannst du dir morgen auf dem Rücken deines Pferdes nach Belieben durchlesen," murmelte der Hauptmann verschlafen. "Wird Zeit, sich endlich auf's Ohr zu legen, Freund."
Valion machte ein zustimmendes Geräusch und ließ Edrahils Brief wieder verschwinden. Bald darauf war er eingeschlafen.

Am folgenden Morgen ging das Heer, das zum Großteil auf den Felder außerhalb Calembels kampiert hatte, vor den Toren der Stadt in Marschformation. Valion setzte sich gemeinsam mit Hilgorn und Berion an die Spitze und so ritten sie dem Heer im Schritttempo voraus, während sie der gut ausgebauten Straße nach Südwesten in Richtung Dol Amroth und Edhellond folgten. Sie durchquerten ein sehr breites Tal im südlichen Lamedon, das zwischen den Bergen von Dor-en-Ernil und dem großen Berg südlich von Tarlangs Hals lag. Zu ihrer Rechten plätscherte der Fluss Ciril neben ihnen her und überall sahen sie Anzeichen des nahenden Herbstes, denn die Obstbäume, die hier in großer Anzahl wuchsen, standen voller unreifer Früchte. Bald würde die Erntezeit beginnen.
Hilgorn schien sich allerdings über andere Dinge Gedanken zu machen. Er hatte den rohirrischen Bogenschützen zu sich rufen lassen, der als Teil von Ladions Einheit gekämpft hatte. Valion ritt etwas näher heran zum zu verstehen, worüber die beiden sprachen.
"Mein Name ist Cynewulf, Cynegars Sohn," stellte sich der berittene Bogenschütze gerade vor, und Valion erinnerte sich an das kurze Gespräch, das er mit dem Mann direkt vor Beginn der Schlacht in Morthond geführt hatte. "Ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen, General Hilgorn Thoron."
"Und ich danke Euch im Namen des Volkes von Dol Amroth, Morthond, und ganz Gondor für Eure Unterstützung im Kampf gegen die Horden Mordors," antwortete Hilgorn gewohnt höflich. Valion war kurz davor, die Augen zu verdrehen. Frag ihn doch einfach was du wissen willst und spar dir diese furchtbaren Floskeln, dachte er und war schon drauf und dran, sich in das Gespräch einzumischen.
Hilgorn kam ihm jedoch zuvor und sagte: "Nun, Cynewulf, dieser Angriff bedeutet nichts Gutes für Gondor und Rohan, denn er zielte ohne Frage darauf ab, die wichtige Verbindung zwischen den Hauptstädten beider Reiche zu durchtrennen, so unwahrscheinlich ein Erfolg auch zu sein schien. Wie ist die Lage in Rohan, Freund? Halten die Rohirrim noch immer den Mering-Strom als Grenze zu den besetzten Gebieten, die nun unter Saurons Herrschaft stehen?"
"Königin Éowyn und Herr Faramir lassen unsere Grenzen scharf bewachen," erklärte Cynewulf und berichtete davon, wie er als Teil der Garnison der Festung von Helms Klamm daran gearbeitet hatte, die Burg wieder instand zu setzen und ein wachsames Auge auf die Grenze zu Dunland zu haben. Auch die östlichen und nördlichen Grenzen Rohans waren laut seinem Bericht gut bewacht und wurden von häufigen Patrouillen berittener Trupps ständig überwacht. Zwei direkte Angriffe hatten die Rohirrim unter Faramirs Führung zurückgeschlagen und an der Nordgrenze einen Schlag gegen die Festung Dol Guldur geführt, die inzwischen dem Verräter Saruman in die Hände gefallen war. Die Nordgrenze Rohans, die vom Fluss Limklar gebildet wurde, wurde von einem starken hölzernen Fort gesichert, das auf einer Landzunge zwischen Limklar und Anduin stand. Nun, da Rohan sein Bündnis mit Saruman beendet hatte, galt es, ebenso wachsam in Richtung des Reiches der Weißen Hand zu blicken wie es bei Mordor der Fall war.
"Wenn Mordor uns erneut angreift, könnte ein Gegenschlag aus Rohan genau das Richtige sein, um Sauron dazu zu zwingen, seine Streitmacht aufzuteilen und uns somit etwas zu entlasten," überlegte Hilgorn. "Ich werde dem Truchsess vorschlagen, erneut mit Heermeister Faramir in Kontakt zu treten und detaillierte Pläne für einen neuen, offenen Krieg gegen Mordor zu machen. Meine Dank, Cynewulf. Das war vorerst alles, was ich wissen wollte."
Der Reiter von Rohan verneigte sich leicht und preschte dann davon, um sich wieder den Kundschaftern anzuschließen.

Gegen Abend erreichten sie die Grenze, an der das Lehen Angbors, des Herrn von Lamedon endete und der Einflussbereich der Prinzen von Dol Amroth begann. Der Ciril teilte sich hier in viele kleinere Bäche auf, die sich durch dichtes Reet und andere Sumpfplanzen schlängelten und einige Meilen weiter südlich wieder zu einem einzigen, breiten Fluss zusammenströmten. Die alten Baumeister Gondors hatten große Teile des Ciril-Sumpfes trockengelegt, damit die in den Boden gestampften Steine der Straße nicht nach kurzer Zeit versunken waren, weshalb die Durchquerung dieses Gebietes der Streitmacht Dol Amroths kaum Schwierigkeiten bescherte.
Valion ritt inzwischen bei der Nachhut, die von Ladion angeführt wurde, und unterhielt sich mit dem Elben über dessen Erlebnisse in Mittelerde. Dabei kamen sie schließlich auf einen gewissen Oronêl zu sprechen, den Ladion als Ahnherren des Hauses von Dol Amroth vorstellte.
"Es gab schon lange das Gerücht, dass in den Adern der Prinzen elbisches Blut flösse," meinte Valion. "Ich selbst habe das immer für ein Märchen gehalten. Dass es also tatsächlich wahr sein soll..."
"Du hast in den Schlachten um Dol Amroth gekämpft, nicht wahr?" erwiderte Ladion. "Herr Oronêl focht in der ersten Belagerung unten am Haupttor. Bist du sicher, dass du ihn nicht gesehen hast?"
"Ich kämpfte Rücken an Rücken mit meiner Schwester auf den südwestlichen Mauern," erklärte Valion. "Und diese Belagerung war ein einziges Chaos. Mir ist kein Elb unter den Verteidigern aufgefallen."
"Nun, jedenfalls war der erste Fürst von Dol Amroth der Sohn von Oronêls Tochter Mithrellas, in deren Begleitung ich in die Stadt gekommen bin. Fürst Imrahil und seine Kinder sind ihre Nachfahren."
Valion überlegte einen Augenblick. "Lothíriel und Erchirion haben meine Schwester und mich immer als Cousin und Cousine bezeichnet, auch wenn die Verwandtschaft in Wahrheit längst nicht so eng ist. Doch es war die Schwester eines meiner Vorfahren, die in das Haus der Schwane einheiratete. Ich kann also mit großer Sicherheit von behaupten, keinen Tropfen elbischen Blutes in mir zu haben."
Ein schiefes Grinsen legte sich auf Ladions Gesicht. "Ja, daran besteht wohl kein Zweifel."


Hilgorn, Valion, Cynewulf und Ladion mit dem Heer Dol Amroths nach Dol Amroth
« Letzte Änderung: 13. Mai 2017, 16:18 von Fine »
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