haha, Prozessrecht is erst nächstes Semester dran, daher kann ich nicht so in die Tiefe gehen. Was bei den gerichtsshows jedoch schonmal total falsch ist, ist eine Beweisaufnahme während der Verhandlung. Beweise müssen angemeldet werden. Sie während der Verhandlung aufzunehmen ist nicht zulässig. Das Auftreten der Mandanten ist nicht normalerweise so nicht hinnehmbar. Reinreden oder ähnliches ist nicht gestattet. Der anwalt ist dafür jeweils zuständig. Weiterhin sind die meisten Angeklagten geständig, sodass es oft gar nicht zu einem wirklichen Prozess mit Zeugen kommt, wenn wir beim Strafprozess bleiben. Vielfach setzen sich Staatsanwalt und verteidiger zusammen und handeln etwas aus. Das ist auch in der Praxis doch recht häufig. Der wirklich auffälligste Unterschied ist jedoch die Zeitspanne. Prozesse sowohl vor den ordentlichten Gerichten, Verwaltunsgerichten und auch Strafgerichten dauern oft eine Ewigkeit. Oft besteht ein Prozesstag darin, dass die Verteidigung Stellung zu etwas nimmt, und dazu dann beraten wird, das heißt vertagt. Es können während des Prozesses neue Beweise aufkommen, dann muss auch vertagt werden etc.
Außerdem ist die Grundstimmung weniger laut und rübelhaft. Es wird nicht gepöbelt oder sowass. Das wirst du ja auch schon bei deinem Praktikum mitbekommen haben.
Nun zum US Recht. Leider ist es so, dass ich nicht wirklich deren Prozessordnung kenne, aber der Ablauf wird so schon stimmen. Es wird ein gerichtstag festgelegt, und geschworene geladen. Die verhandlung wird dann durch den richter verwaltet, und beweise etc. werden vorgelegt und zeugen befragt. Das Prinzip ist jedoch im Grunde ein anderes. Die Anwälte in den USA versuchen die geschworenen bei uns vergleichbar mit schöffen auf ihre Seite zu ziehen. Im Grunde ist es mehr Psychologie, als Rechtswissenschaft, die zur Anwendung kommt, aber das ist ein anderes Thema.
Ich würde Boston Legal jedoch als recht realitätsnah sehen, obgleich auch auf der anderen Seite des Atlantiks Prozesse sehr langwirig sein können