Viele Dinge wurden schon mehrmals genannt, aber auf n paar würde ich gerne noch eingehen:
Dass die Einleitung wieder hervorragend war, braucht glaube ich nicht nochmal gesagt werden - allerdings kann ich Klarheit bezüglich der Zwergenfrauen schaffen, bei der Flucht aus dem Berg selbst liefen welche im Vordergrund. Habs direkt Whale gegenüber kommentiert, daher bin ich mir da absolut sicher.
Zur historischen Korrektheit: Einige Punkte sind mir übel aufgestoßen, allerdings fand ich z.B. das von vielen kritisierte Grab des Hexis nicht sonderlich tragisch - meine mich eh an ähnlich lautende Beschreibungen zu erinnern, dass die Ringgeister (oder zumindest der Hexi) in versiegelten Grüften eingeschlossen wurden, um sie zu bannen. Kann aber auch sein, dass das bereits aus Spoilern zum Hobbit stammte, meine Erinnerung an die Herkunft von Informationen ist nicht immer zuverlässig
Zumindest fand ich das durchaus passend und passte als Beweis für die Identität des Nekromanten hervorragend, auch wenn Saruman es herunterspielt.
Hier kommen wir allerdings zum mMn ärgerlichsten Punkt: Ich finds ja schön und gut, dass die Schleifung Dol Guldurs im Film abgebildet werden soll, allerdings bin ich noch seeehr skeptisch bezüglich einiger Zusammenhänge, darunter eben auch die Herkunft der Karte und des Schlüssels. Ich empfand Gandalfs Eindringen in Dol Guldur und das Treffen auf Thrain in den Verliesen eine gleichzeitig epische und tragische Szene, die definitiv in den Film hätte eingebaut werden müssen. Mag sein, dass das noch kommt, aber da Thrain schon vorher wahnsinnig geworden sein soll, verliert es viel an Tragik, ebenso wie dadurch, dass er Gandalf nicht mehr mit den letzten Resten seines Verstandes sein Vermächtnis für Thorin übergeben kann.
Zu den Figuren: Bilbos Entschluss, den Zwergen doch zu folgen, wurde im Film mMn nicht so richtig nachvollziehbar, das war im Buch etwas besser, da kann mans zumindest auf Gandalfs Einwirken schieben. Danach wirkt er allerdings recht rund und sympathisch.
Thorin als verbitterter Prinz im Exil kommt sehr gut rüber - er wird nicht als Sympathieträger eingeführt, aber gerade dadurch
wird er es. In diese Rolle passt auch sein sinnlos erscheinender Angriff auf Azog am Schluss - er hatte nichts zu verlieren, da er sich und seine Gemeinschaft sowieso schon dem Tod überantwortet sah und wollte den Tod zumindest im Kampf gegen seine persönliche Nemesis anstatt im Feuer über einer Klippe finden, oder gar siegen und dadurch die Orks in Furcht versetzen und seinen Gefährten die Flucht ermöglichen, wie es bereits zuvor bei der Schlacht von Azanulbizar geklappt hat.
Ein
Mann Zwerg, den die Zeit und sein bitteres Schicksal hart gemacht hat, der aber Ehre hat, Treue kennt und genug Größe hat, um über seinen Schatten zu springen, wenn er sich getäuscht hat, wie es ganz am Schluss geschieht.
Den Großork hingegen fand ich im Film noch lächerlicher als im Buch - schon da hat er sich in meinem Kopf nicht als wirkliche Bedrohung etabliert, allein schon dadurch, dass er kaum eingeführt war als er sich auch schon wieder von der Bildfläche verabschiedete, aber zumindest war dieser Mangel an detaillierten Informationen wie ein gütiger Schleier, der im Film gelüftet wurde und eine unglaubliche Lächerlichkeit entblößte. Die Stimme war die, die man mit dem schrulligen, aber kinderlieben Onkel verbindet, nicht aber mit einem Herrscher der Orks, und ähnlich sah er auch aus. Der hat mich ehrlich gesagt mehr an den Orang-Utan aus dem Dschungelbuch erinnert als an einen gefährlichen Feind
Auch wenn man mit Azog schon einen tatsächlich bitterbösen Ork-Antagonisten hatte, wäre es problemlos möglich gewesen, auch den Großork angemessen dunkel zu etablieren - von den Auftritten her wäre das sogar möglich gewesen, allein aus seiner Wiederkehr nach dem Sturz von seinem Thron hätte man viel dramatisches Potenzial schöpfen können und ihn zu einem ernstzunehmenden Unterstützer Azogs machen können. So war kaum mehr als ein tollpatschiger, bemitleidenswerter Handlanger.
Dafür waren die Höhlen allerdings beeindruckend, ebenso die Dynamik der Verfolgungsjagd - auch wenn sie streckenweise etwas zu leicht dargestellt wurde, wenn ankletternde Orks sofort die Gravitation willkommen heißen und sich wieder verabschieden oder wenn der Trick mit Leiter oder langem Holzpflock zum Wegschupsen von Orks zum dritten Mal funktioniert...
Dann Azog - das genaue Gegenteil des Großorks. Furchteinflößend, ein düsterer Feind, der nach blutiger Rache sinnt, ein Schatten der Vergangenheit, der auf die sowieso schon schwere Reise der Gemeinschaft fällt.
Sein Überleben wurde für mich zufriedenstellend erklärt - die Amputation war zwar ernst, aber Azog auch ein ausreichend robuster Ork, um das zu überleben, nachdem er direkt danach in die Höhlen zurückgetragen und mit orkischer Medizin (also scharfer Alkohol für Wunde und Verwundeten sowie Wundausbrennung
) versorgt wurde. Was mich allerdings stört, ist dass er in den sechzig Jahren, die im Film seit der Schlacht vergangen sind, ebensowenig gealtert ist wie Thorin... ich hab vergeblich nach weiteren Narben oder anderen Alterserscheinungen bei Azog gesucht wie bei Thorin nach grauen Schläfen oder Vergleichbarem. Zwar werden sowohl Zwerge als auch Orks deutlich älter als Menschen (zumindest wird es bei den Orks auch vermutet), dennoch sind diese 60 Jahre (zumal es im Original ja noch deutlich mehr sind) eine nicht unbeträchtliche Zeitspanne, vergleichbar mit ~15-20 Jahren für einen Menschen...
Dann der vorletzte Antagonist: Der Nekromant. Ich weiß da ehrlich gesagt nicht, was ihr habt - ich persönlich fand die Schattengestalt deutlich bedrohlicher und furchteinflößender als Sauron es in seinen uns geläufigeren grünen Gewändern gewesen wäre - zumal es auch allgemein in die Dol Guldur-Atmosphäre besser passte. Nebel, der Zwielichtgestalt-Auftritt des Hexis, eine geisterhafte Erscheinung des Geisterbeschwörers/Nekromanten... in meinen Augen höchst stimmig. Da werden wir im zweiten Teil wahrscheinlich noch deutlich mehr von sehen.
Nun der letzte: Smaug der Goldene.
Moment, "golden"? Mein Eindruck bezüglich seiner Farbgebung ist etwas durchwachsen, in den Szenen der Vernichtung von Thal und der Besetzung des Erebor war es absichtlich so dunkel, dass man nur Teilkonturen erfassen konnte, Farben war nur als "nicht hell" erkennbar. Aber die Schnauze am Schluss war meiner Meinung nach eindeutig
BLAU, was ich jetzt mit Smaug auf gar keinen Fall verbunden hätte.
Wie waren eure Farbeindrücke diesbezüglich?
Genug der Antagonisten, kommen wir zurück zu den Protagonisten und machen mit Radagast weiter, der im Vorfeld durch sein... "gewagtes Design" wohl zu den umstrittendsten Figuren zählte. Im filmischen Kontext hat er mich allerdings vollkommen überzeugt, er wirkt in sich rund und spiegelt den Charakter gut wieder. Er ist auch nicht halb so vertrottelt, wie vermutet wurde, sondern nur "etwas zerstreut"
Grade die sehr unterschiedlichen Situationen, in denen man ihn sieht, spiegeln das mMn sehr gut wider.
Dann Gandalf: Ich weiß nicht so recht, was ich von ihm hier halten soll. In vielen Situationen ist er der deus ex machina, der alles lenkt und unter Kontrolle hat, während er in anderen ziemlich überflüssig wirkt. Zu letzterer Kategorie zählt z.B. die Troll-Szene, wo sein Einfluss auf den Verlauf nichtmal ein Bruchteil dessen ist, den er im Buch hat - und das völlig unnötigerweise. Man hätte anschließend an Bilbos Verzögerungstaktik problemlos noch Gandalfs Einsatz einbringen können, ohne an Bilbos Verdienst zu kratzen, aber auch seinen eigenen Auftritt notwendiger erscheinen zu lassen - die Sonne war schleißlich sogar schon aufgegangen, nur noch nicht auf der Lichtung angelangt, hätte aber auf gar keinen Fall mehr gereicht, um die Zwerge vernünftig zuzubereiten.
Außerdem fehlt seinem neuen Synchronsprecher mMn das Flair, ohne dass ich es konkret benennen könnte - irgendwie steckt da nicht so viel Leben und Leidenschaft hinter wie früher bei Höppner.
Zu den anderen Figuren schenk ich mir Kommentare jetzt mal, die sind größtenteils ganz gut (besonders Gollum, der wirklich brilliant ist), auch wenn der Großteil der Zwerge trotz (oder grade
wegen) ihres sehr unterschiedlichen Designs noch durch Abwesenheit von Individualität glänzt.
Ansonsten bleibt mir noch zu bemerken, dass erfreulich viele Anleihen aus dem HdR zu finden sind - sowohl einzelne Szenen wie Gandalf mit dem Leuchter in Beutelsend, bei der ich mich wirklich weggeschrien habe, weil sie grade durch ihre Vorhersehbarkeit einfach göttlich kam, als auch durch verschiedene Zitate und Wendungen, die einem in dieser oder ähnlicher Form aus dem HdR bekannt waren, was für den aufmerksamen Fan jedes Mal ein schönes Schmankerl war.
Allerdings wurde auch ein Charakteristikum aus dem HdR übernommen, mit dem ich weniger glücklich bin - und zwar die Schludrigkeit bezüglich des blauen Leuchtens von Glamdring, Orcrist und Stich... eigentlich sieht man es nur bei Stich in zwei Szenen(bei Orcrist wars wohl bestenfalls Wunschdenken, wenn ich da n bläulichen Schimmer gesehen zu haben meinte, und bei Glamdring nichtmal das), einmal in der Höhle, bevor sich der Spalt öffnet, und direkt danach als Bilbo durch selbige streift und Gollum folgt - wobei ich hier es wirklich grandios gemacht fand, als das Leuchten plötzlich aufhörte
Hm, irgendwie hab ich das Gefühl, wieder viel zu viel geschrieben zu haben... wers tatsächlich bis hier hin geschafft hat, bekommt n virtuellen Keks von mir