Optisch war der Film wie man es inzwischen gewöhnt ist eine absolute Augenweide und hat finde ich sehr glaubwürdig neue Regionen Mittelerdes erschlossen. Von Thranduils Hallen bis zur Seestadt waren die Gebiete wunderschön dargestellt und die Kostüme fantastisch. Mir haben besonders Thranduils Elitewachen sehr gut gefallen.
Tauriels Rolle im Rahmen Düsterwalds hat sich meiner Meinung nach eigentlich super in die bestehenden Spannungen zwischen dem Isolations-König Thranduil und der Außenwelt eingefügt, und Evangeline Lilly hat die Elbin glaubwürdig gespielt. Ich hab da lieber Tauriel (und Legolas sowieso, es ist einfach nur sinnvoll ihn hier einzufügen) als nur namenlose Wachen.
Die Romanze war aber arg unnötig und hat für mich nicht funktioniert. Dass Tauriel sofort Scherze über den gefangenen Zwerg macht kaufe ich einer Elbenkriegerin einfach nicht ab und die beiden waren zu sehr Nebenfiguren, als dass ich wirklich mitfühlen konnte - das ergibt sich schlichtweg aus der riesigen Zahl an Charakteren, Kili ist nun wahrlich kein Aragorn. Die Szene in den Kerkern war noch ganz nett, aber die Heilszene war die einzige im Film die für mich komplett flachfiel. Was immer die rüberbringen sollte, sie hat versagt
Allerdings hat die Romanze auch nicht so viel Zeit eingenommen wie ich befürchtet hatte und damit nicht zu sehr auf den Gesamteindruck geschlagen.
Trotzdem gingen die erfundenen Storylines teilweise zu sehr auf Kosten der eigentlichen Buchgeschichte, wir haben zum Beispiel mehr Zeit mit der Tauriel-Romanze verbracht als mit Beorn - wenn der im dritten Film auf einmal noch eine wichtige Rolle spielt wird das im Filmkontext total aus dem Nichts kommen.
Sinnvoll fand ich dafür die Vertiefung der Geschichte in Seestadt, da hatte man auch das Gefühl dass es alles auf Samen von Tolkien basiert. Und der Bürgermeister war absolut herrlich korrupt
Das haben sie ja auch genutzt um Thorin weiter auszubauen.
Die Sache mit den Gräbern der Ringgeister ist weiterhin grotesker Unfug und nervt mich einfach nur
Ich denke mal sie brauchten da Hinweise auf Sauron, die Gandalf entdecken und auch reine Filmzuschauer sofort verstehen konnten, aber trotzdem...
Umso gelungener war dafür zu meiner eigenen Überraschung der Nekromant selbst. Sein Gespräch mit Azog hat mir nicht so gefallen, weil die schwarze Wolke mir hier wie schon im ersten Film schlecht animiert schein, aber das Duell mit Gandalf war klasse. Das hatte leicht absurd wirken können, aber wie sie es als Kampf zwischen Licht und Dunkelheit dargestellt haben fand ich eine sehr einleuchtende Darstellung einer Auseinandersetzung zwischen den beiden. Und wie in der Wolke die flammende Rüstung erscheint und das Auge bildet war eine großartige Szene
(nur das dreimal draufzoomen hätten sie sich sparen können) In dem Fall habe ich mich einfach gefreut mal wieder den dunklen Herrscher zu sehen, und wenns dreimal nicht im Buch war ^^ Gandalfs Magie war größtenteils auch nicht mehr als was wir schon im HdR gesehen haben, nur das Auflösen des "Illusionszaubers", der eine ganze Horde Orks vor seiner Nase unsichtbar macht ging mir doch einen Hauch zu weit.
Dass sie die Orks der Nebelberge zu Dol Guldurs Schergen und Bolg zu einem Handlanger degradieren ging mir schon ein wenig auf den Zeiger, gerade nach der Edain-Nebelbergüberarbeitung...
Auch wenn Bolg viel cooler aussah als die ersten Bilder, warum einen der eigentlichen Hauptschurken so wegwerfen? Vermutlich hätte eine zweite Orkmacht neben Dol Guldur die Zuschauer verwirrt, aber Bolg war halt nunmal der Anführer im Buch... da hätte wenigstens Azog im Flashback sterben können und Bolg schon ab dem ersten Film der Jäger sein können.
Die Action hat mir diesmal insgesamt besser gefallen - sie war immer noch viel übertriebener als im Herr der Ringe (Legolas zieht in jeder seiner Szenen Stunts auf Mumakmord-Niveau ab), aber es gab mehr Momente als im ersten Film die wirklich dreckig und bedrohlich wirkten, etwa am Anfang die Spinnen und später Smaug.
Smaug, ach Smaug... Eine technische Meisterleistung ohne Frage, wobei mich vor allem die fantastische englische Stimme und seine grenzenlose Arroganz begeistert hat. Aber bei aller Imposanz hat es mich auch ein wenig gestört dass es nicht ganz der Drache ist, den man sich vorstellt. Smaug ist halt eben nicht "der Goldene", weil er fünf Sekunden mit Gold übergossen wird und den Rest der Zeit braun ist, und Tolkien hat ihn auch mit vier Beinen und Flügeln gezeichnet statt mit Flügeln wie eine Fledermaus oder eine Fellbestie (und so hat man ihn interessanterweise auch im ersten Film gesehen). Auch die Schnauze habe ich mir spitzer vorgestellt und sie war es im ersten Trailer auch - Jackson hat hier scheinbar auf den letzten Drücker ein verändertes, freieres Design eingebaut. Der Vorteil der neuen Körperstruktur ist natürlich dass sich Smaug atemberaubend agil durch den Erebor bewegen kann.
Und das Ende war Mist, sorry
Soviele erfundene Szenen und sogar ein neuer erfundener Höhepunkt, damit sie den
eigentlichen Höhepunkt auf den nächsten Film verschieben und mit einem lächerlichen Cliffhanger aufhören können? Und dann stirbt der lange aufgebaute Drache nicht in einer klimaktischen Szene, sondern in der Einleitung zur Schlacht der fünf Heere? Ich kann schon verstehen dass sie Smaug nicht nur für einen Film haben wollen, aber dramaturgisch fand ichs trotzdem ungelenk.
Trotzdem habe ich den Film insgesamt um einiges mehr genossen als den ersten und fand viele der Schauspieler fantastisch, sowohl neue als auch alte. Jetzt habe ich jedenfalls deutlich höhere Hoffnungen für den dritten, während ich in diesen mit vorsichtigem Skeptizismus ging.