Ich denke wir können nun die Spoiler sein lassen, mittlerweile dürfte jeder den Film gesehen haben. Falls nicht: Einfach nicht in den Thread schauen.
Nun, gestern abend kam ich auch in den Genuss den zweiten Teil der Hobbit-Saga zu sehen. Vorweg ist zu sagen, dass ich extrem kritisch an den Film herangegangen bin und meine Ansprüche nach dem ersten Teil sehr niedrig angesetzt habe. Gründe dafür habe ich bereits in meiner ersten Kritik geäußert. Ein großer Kritikpunkt bei Teil 1 war für mich der fehlende Bedrohungseffekt, sowie die Emotionslosigkeit der Story. Auch die Einbindung verschiedener Aspekte, die sich festgelegten Grenzen wiedersetzen (z.b. Azog) konnte ich nicht nachvollziehen, was letztendlich das Vergnügen zeitweise stark gedämmt hat. Action ist gut, wenn aber darunter die Story leidet, dann ist das wiederum schlecht.
Das Problem sehe ich eben darin, dass man einen sehr hohen Anspruch nach der HdR-Verfilmung hat, die Filme waren in sich geschlossen perfekt: Eine gute Mischung aus Action, Emotionen und geradlinieger Story. Man hat mit den Charaktären einfach mitgefiebert und selbst eine Art Reise durchlebt, was mir bislang beim Hobbit gefehlt hat.
Nun habe ich Teil 2 gesehen und muss sagen, dass er mir durchaus gefallen hat, ich war positiv überrascht. PJ hat in einem Interview gesagt, dass er langsam wieder in Form kommt, das hat man auch deutlich gemerkt.
Die Story hatte einen roten Faden und der bislang fehlende Bedrohungsaspekt kam auch endlich zum tragen. Sehr beeindruckend fand ich Seestadt und die darin verwickelte eigene Story. Diese hat sich nachvollziehbar in den Gesamtrahmen eingefügt, was aber primär den genialen Darstellern zu verdanken ist. Der dicke korrupte Bürgermeister mit seinem Grima-artigen Schergen, besonders gefallen hat mir aber Luke Evans in der Rolle als Bard. Ich bin der Meinung, dass er durchweg alle an die Wand gespielt hat. Zusammen mit Smaug hat er einfach Schauspielerisch viel mehr zu bieten gehabt als alle anderen Schauspieler zusammen.
Weiterhin positiv fand ich den betörenden Aspekt des Ringes, die Überleitung zum Herrn der Ringe, ein durchweg perfekt Lösung. Gerade der Aspekt der Spinnensprache, die er nur in "Ring-Form" hören konnte, war durchaus gelungen! Mit den genialen Effekten braucht man wahrscheinlich erst gar nicht anfangen, das war einfach klasse, wenn eine Biene direkt vor der Nase geflogen ist. Und auch Smaug hat sowohl designmäßig, als auch schauspielerisch durchweg überzeugt: ein intelliegenter Drache, der Bilbo an der Gemeinschaft zweifeln lässt, zusätzlich aber einfach nur fies und böse ist.
Die Einleitung in Bree war ein Geniestreich ( wer hat den Mann mit der Möhre erkannt?
), gerade weil das in dieser Form auch in den Anhängen beschrieben wurde. Hier hatte man wirklich den Eindruck, dass sie sich beim Grundrahmen der Story was gedacht haben.
Thranduil's Persönlichkeit fand ich sehr gelungen, besonders die Diskussion zwischen ihm und Thorin hat es mir angetan. Auch Tauriel hat in ihrer Rolle überzeugt, einmal abgesehen von der Liebesgeschichte mit Kili, die ich
ganz dezent einfach übersehen habe. Hier konnte ich PJs Schritt, einer Einbindung weiblicher Präsenz, sehr gut nachvollziehen und ich bin der Meinung, dass es dem Gesamteindruck förderlich war. Und mal unter uns: Die ist schon eine hübsch anzuschauende Schnegge.
Der Erebor war natürlich eine Augenweide , der Düsterwald und Dol-Guldur ebenfalls. Besonders Gandalfs Storyline fand ich richtig genial....dieser Kampf zwischen Licht und Schatten hat mich einfach gefesselt. Das war so klasse umgesetzt, ich habe einfach nur noch gedacht: Wow!
Nun zum negetiven Teil meines Resümees:
Legolas. Herrjee....was haben die nur mit meiner (fast) Liebelingsfigur gemacht? Die Figur ist dermaßen platt und lahm umgesetzt, das ich fast im Sitz versunken wäre. Ich war auch von der ungewohnt schlechten schauspielerischen Leistung von Orlando Bloom überrascht, der Ruhm ist ihm scheinbar irgendwie zu Kopf gestiegen. Legolas ist nur dazu da einen übertriebenen Move nach dem nächsten zu machen und seiner heißgeliebten Tauriel hinterherzueifern. Im HdR hat Legolas in jedem Teil einen übertrieben geilen Move hingelegt: z.B. Surfen auf dem Schild, der Mumakhil-Kill, sodass diese Stellen irgendwie doch reingepasst haben. Seid mal ehrlich: Wer hat sich nicht schon ungefähr 100x Legolas geilen Abgang vom Mumakhil angeschaut?
Wenn man sich jetzt aber den Hobbit anschaut, dann ist das schon wieder langweilig, weil einfach jeder Move übertrieben ist. Sorry, aber sieht man sowas als Regisseur nicht normalerweise? Manchmal ist weniger mehr....hier war es aber bei weitem zu viel. Und was war denn das für ein seltsamer Abgang am Schluss gegen Bolg? Das war so unsinnig, unnachvollziehbar und einfach nur schlecht, dass ich am liebsten eine komplette Streichung dieser Figur hätte.
Ein zweiter großer negativer Punkt ist meiner Meinung nach Beorn. Am meisten hatte ich mich auf einer der lustigsten Szenen im ganzen Buch gefreut: Die Erzählung der Geschichte von Gandalf in Beorns Haus. PJ war hier scheinbar der Meinung, dass der Film noch nicht genug Action hat, also macht man aus einer genialen Szene einfach eine Actionszene. Das Beorn damit seine ganze Persönlichkeit verloren hat, scheint ihm dabei nicht bewusst gewesen zu sein. Im Film hat es auf mich so gewirkt, als hätten sie keine Lust auf das Beorn-Kapitel gehabt, deshalb haben sie es möglichst kurz und "extern" verfasst. Das Haus war sehr gut gestaltet, damit hört es aber auch schon auf. Die ganze Szene war einfach nur überflüssig, das hat mich ziemlich geärgert....zumal das Design von Beorn auch irgendwie....schwach war. Da bleibe ich lieber bei meinem Edain-Beorn.
Thorin hat mich immer noch nicht überzeugt, ich finde den Schauspieler in dieser Rolle einfach nicht gut. Seine Reden erzeugen bei mir eher Gänsehaut im negativen Sinne, die Figur an sich ist auch übermäßig flach gespielt. Grimmig sein ist gut, zu viel aber wiederum nicht.
Abgesehen von Legolas kann ich natürlich auch nur den hier bereits angebrachten Kritiken zustimmen: Thorins Gold-Surfen, das Bad von Smaug in Gold (ja, er heißt der Goldene....für den letzten Deppen musste man das dann auch noch bildlich umsetzen), die Liebesgeschichte und Heilung von Kili, das 3-fache Aufflammen des Auges (wiederum damit es auch der letzte Depp begreift), sowie die unrealistische Flussfahrt. Auch fand ich den Schluss irgendwie mehr als seltsam: Bei einer Serie, bei der noch nicht klar ist wie sie sich verkauft, kann man einen Cliffhanger einbauen. Aber nicht bei einer Trilogie, da wirkt das einfach nur unangebracht und unnötig. Der Kampf zwischen der Gemeinschaft und Smaug war für mich zu lange und unsinnig, die ganze Szene hätte man von einer halben Stunde auf 10 Minuten zusammenkürzen können.
Zu guter letzt muss ich nochmal auf meinen heißgeliebten super-Schmalzbubi Ed Sheeran eingehen: Lieber Ed, das Lied ist kacke. Kacke, kacke und nochmals kacke. Es hatte so viel mit HdR/Hobbit zu tun, wie Schweizer Käse mit Karaoke.
Ganz ehrlich: Sind die taub?
Als das Lied anfing war das Feeling absolut weg....schade, das hinterlässt einen schlechten Beigeschmack.
Noch kurz zu diesen Kommentaren:
Besoffene Elben gehen NICHT ! Schon mit Bezug zum 2. HDR nicht. Ein kleines Kribbeln im Finger bei Legolas durch mehrere Gläser Bier. Wieviel Wein müssen dann die Waldelben getrunken haben ?
Gehen eben doch. Sie haben die Szene so umgesetzt, wie sie auch im Hobbit war und ich bin richtig froh darüber.
Beim Nekromanten in Dol Guldur war ich etwas enttäuscht, dass man Sauron nicht in seiner Annatar Gestalt gezeigt hat
Bitte was? Was hat denn die Annatar-Gestalt mit dem Nekromanten in Dol-Guldur zutun? Sauron war zu dieser zeit ein Schatten seiner selbst, nicht in der Lage physiche Gestalt anzunehmen. Das wäre doch absolut seltsam gewesen, wenn er dort als Lichtgestalt aufgetreten wäre.
Zum Abschluss ist zu sagen:
Ich fand den Film klasse und freue mich auf Teil 3. Trotz der aufgeführten negativen Punkte hat mir Teil 2 wesentlich besser gefallen als Teil 1 und ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie Bard diesem dreckigen, aber genialen Smaug eins reinwürgt. Ich bin auch sehr gespannt wie es mit der Dol-Guldur-Soryline weitergeht. Zwar wissen wir ja ungefähr was passieren wird, trotzdem bin ich sehr gespannt.
Für mich sind Martin Freeman, Luke Evans und Smaug die eindeutigen Gewinner des Films. Dicht gefolgt von Balin, Gandalf, Thranduil und dem korrupten Bürgermeister mit seinem Schergen. Ganz hinten würde ich Thorin und Legolas ansetzen, diese zwei sind für mich ganz klare Fehlbesetzungen und storytechnische Fouls.