So, nachdem es bei mir zu Hause mittlerweile Brauch ist, dass ich mir die Extended Edition der Hobbit-Filme zu Weihnachten wünsche, habe ich auch gestern einen ersten Blick auf "Smaugs Einöde" in der langen Version werfen können (d. h. ich hab sie mir gleich ganz angeschaut
)
Ich weiß, dass das jetzt schon ein alter Hut ist, aber ich möchte hier auch kurz meinen Senf dazu abgeben:
Mir gefallen so gut wie alle erweiterten Szenen eigentlich sehr gut. Waren es im ersten Teil noch hauptsächlich Ergänzungen für den Film, die eher "Fanservice" waren (singender Großork, Thranduil und die Edelsteine, etc.) oder überhaupt rein für Komödie sorgen sollten (Bilbos Paranoia im Auenland, Zwerge beim Baden im Brunnen, etc.), so habe ich hier fast durchwegs das Gefühl gehabt, dass der Film, obwohl er an sich schon relativ komplett war, noch weiter ausgefeilt worden ist. Ganz so, wie ich es mir von einer Extended Edition eigentlich auch erwarte.
Ich will kurz in chronologischer Abfolge durch die Szenen rauschen, hoffentlich vergesse ich dabei nichts.
Rückblende zur Schlacht im Schattenbachtal: Hat mir sehr gut gefallen. Thrains letzter Ansturm und sein Dialog mit Thorin waren toll.
Beorns voller Auftritt: Phänomenal! Genau so hätte ich die Szene von Anfang an in den Film eingebaut. Es ist die perfekte Mischung aus der zu langen Variante im Buch und der viel zu kurzen/nicht vorhandenen aus der Kinoversion des Films. Beorns leicht reizbarer Charakter hat mir auch zugesagt.
Beorn und Gandalf: Auch eine schöne Szene. Beorns sanfte Stimme und dazu Gandalfs weise Worte klingen einfach gut beim Hören. Was mich leicht verwundert hat, war, dass Beorn so viel über den Nekromanten zu wissen scheint. Immerhin hat ja nicht einmal der Weiße Rat zu dem Zeitpunkt gewusst, dass es kein Mensch sondern Sauron war. Und Beorn scheint das schon längere Zeit erkannt zu haben. Die Szenen mit dem Pelzwechsler haben mich auch auf schmerzliche Weise daran erinnert, wie lächerlich wenig wir von Beorn im dritten Teil gesehen haben...zumindest bis jetzt.
Verzauberter Fluss: Ahm, ja...hier war ich das erste Mal ein wenig gespaltener Meinung. Einerseits habe ich Bomburs Schlafanfall natürlich in der Kinofassung vermisst und war sehr froh, ihn hier zumindest Ansatzweise zu sehen. Gleiches gilt für den Fluss und den weißen Hirschen. Dann ist aber mit dem schlafenden Bombur so passiv und schnell umgegangen worden, dass es verwirrend war. Da tragen ihn die anderen Zwerge gerade noch auf den Schultern durch den Wald und dann ist er plötzlich wieder wach, nämlich nach dem Spinnenangriff. Hat das Spinnengift seinen Zauberbann gebrochen? Hier muss ich ein erstes "Genügend" aussprechen.
Der Bürgermeister und Alfrid: Alle, die meine Kritik zum dritten Hobbit-Teil gelesen haben, werden jetzt wissen, wie sehr ich Alfrid in dem Film verabscheue. Um so erstaunlicher mag es erscheinen, dass ich seine Rolle im zweiten Teil eigentlich gut und interessant finde. Er wechselt ständig zwischen dem treuen Gefolgsmann des Bürgermeisters und dieser melancholisch-kritischen Art hin und her, wobei man manchmal meint, er sympathisiere mit Bard und dem einfachen Volk. Der Bürgermeister ist einfach der Inbegriff an politischem Machtmissbrauch und Widerlichkeit...in jeder Hinsicht. Beide sind für mich ein interessantes Duo und die neuen Szenen zeigen das schön.
Nur den Blödsinn mit den Hoden hätten sie sich sparen können! Ganz ehrlich! Wieso ist es wichtig, dass Alfrid des Bürgermeisters Mittagessen ankündigt? Mir doch egal, was der futtert! Und falls jetzt einer argumentieren möchte, das Wort "Hoden" solle lustig sein oder einfach widerlich wie der Bürgermeister: Ja, aber dann zeigen wir doch einfach, wie er etwas Ekelhaftes isst! Jeder kann sich seinen Teil denken! Zeigen, nicht erzählen! Denethor hat seine abstoßende Art immerhin auch daran erkennen lassen, wie unästhetisch er seine Tomaten gespeist hat! Da hat auch keiner gesagt: "Kuheuter auf Weichkäse mit frischen Fischaugen, mein Herr!"
Gandalf und Thrain: Endlich haben wir eine Antwort darauf, wie Gandalf an die Karte und den Schlüssel gekommen ist! Thrain als Wahnsinniger war interessant anzusehen, seine normale Form ebenfalls. Leichtes Bauchweh hab ich an der Stelle bekommen, als Thrain meinte, die "Schlangen", d. h. die Ranken in der Festung, würden Gandalf aufhalten, und diese sich dann bewegt haben. Aber Gott sei Dank war das nur eine Sinnestäuschung! Schön gelöst, muss ich sagen!
Dass es Thrain ist, der Gandalf unwissentlich in die Hände Azogs führt, war auch okay. Nur hab ich mich hier gefragt, wann genau Gandalf denn nun den Tarnzauber aufgehoben hat. In der Kinofassung passiert das hier -> Azog samt Orks erscheint. Aber in der langen Version sehen wir nicht, wie die Orks aus dem Nichts auftauchen, sondern schon ungetarnt sind. Ist das Aufheben also schon früher passiert?
Thrains letzte Momente waren wieder von Hassliebe gekennzeichnet. Einerseits haben mich seine letzten Worte berührt ("Gandalf, wirst du Thorin sagen, dass ich ihn geliebt habe?"), andererseits ist dieses "Eingesaugt-Werden" durch Sauron extrem kitschig rübergekommen, fast so, als hätte man nicht gewusst, wie man sonst Thrain wieder loswerden sollte. Und leider muss Thrain mit dem berühmt-berüchtigten Wilhelm-Scream abtreten...böser Fehler!
Alle anderen Szenen waren einfach schöne Ergänzungen zum vorhandenen Material. Allgemeines Fazit von mir ist also: Schöne neue Fassung mit ein paar Makeln, die leider die 100%ige Zufriedenheit meinerseits verhindern.