Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien

Heilhäuser Lothlóriens

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Lord of Mordor:
Von einem Moment auf den anderen wallte kalter Zorn in Maethor empor. Welches Recht hatte diese erbärmlichste aller Kreaturen...?

Mit unbewegtem Gesichtsausdruck erwiderte er:

"Ihr sprecht von euren Leistungen, zu denen ich niemals einen Beitrag leisten könnte... wenn ich auch nur das geringste Interesse an eurer bemitleidenswerten Persönlichkeit hätte, würde ich euch fragen, worin bei allen Valar diese wohl bestanden haben mögen... doch da ich jemanden von eurer Persönlichkeit ohnehin nicht für fähig halte, auch nur eine einzige Tat zu vollbringen, die bemerkenswert genug ist, mein Interesse zu wecken, glaube ich, ich werde euch diese Peinlichkeit besser ersparen.

Und euer Mangel an Handlungsvermögen ist es in der Tat, dem dieser Junge seine Verletzung zu verdanken hätte. Schließlich besitzt er offensichtlich Mut und Rückgrat, und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Erkenntnis, dass ganz Lothlorien allein von zitternden Feiglingen bevölkert ist, einen solchen Menschen dazu bewegt haben könnte, selbst zu handeln."

Bei den nächsten Worten verzog sich sein Mund zu einem bösartigen Lächeln.

"Es ist allerdings schön, dass euer Mut inzwischen groß genug geworden ist, einen einarmigen Schwerverletzten angreifen... wenn ihr hart an euch arbeitet, könntet ihr im nächsten Gefecht vielleicht sogar einmal einen Ork töten. Dann hättet ihr tatsächlich einmal eine große Tat vollbracht, nicht wahr? Ihr müsstet euch vor jenen, die nur dem dunklen Herrscher in den Weg traten, nicht mehr verstecken...

Wenn ihr nun die Güte hättet, mir aus den Augen zu treten? Im Gegensatz zu euch habe ich die Wunden eines harten Kampfes, von denen ich mich erholen muss."

Vexor:
Seltsamerweise trafen diese Worte Gwilwileth nicht so hart, wie sie sie erwartet hatte.
Maethor war tief in ihre Seele eingedrungen und hatte die Schutzmauer, die sie für ihre Gefühle gebaut hatte, zertrümmert. Sie würde sich nicht zurückhalten.

" Ich erweise euch natürlich gerne den Gefallen, und langweile euch großen Kriegsherren nicht weiter mit den Einzelheiten meines...wie sagtet ihr noch?...bemitleidenswerten Lebens", sagte sie mit süffisanten Lächeln und verächtlichem Tonfall.
" Aber ihr habt recht ganz Lorien ist ein Haufen vor Angst zitternder Feiglinge, doch sagt mir, bei all eurer Weisheit, wie wäre Lorien verteidigt worden, wenn sich alle tapferen der Schlacht gegen den Hexenkönig angeschloßen hätten? Wäre der edle Herr denn dann alleine gegen das ganze Heer gezogen? Nunja groß kann euer Kriegsgeschick ja nicht sein, da ihr den einen Arm ja schon verloren habt.
Nun, ihr habt Recht, und ich muss euch danken für diese große Erkenntnis, meine Kriegskunst reicht nicht aus, um euch gleich zu kommen, aber wie die üblichen Frauen werde ich dann wohl das Messer zum Kochen benutzen, oder zum schneiden von Kräutern und Beeren.
Doch den Gefallen euch aus den Augen zu treten tue ich nicht, denn mein Schüler liegt hier. Entweder ihr gewöhnt euch an meine Gesellschaft, oder ihr sucht euch eine andere Krankenstätte.
Aber wahrscheinlich seit ihr es bei eurem Zustand nicht gewöhnt, dass euch Frauen länger als eines Blickes würdigen, so verzeihe ich diese kleine Unhöflichkeit, und bitte nun um ein wenig Ruhe; Jutan benötigt Ruhe.
Übrigens wir vergaßen diesen Punkt, meine Name ist Gwilwileth-Dúlin".

Lord of Mordor:
"Ja", erwiderte Maethor langsam, "ich verlor meinen Arm in einer Schlacht, in die ein anderer niemals gezogen wäre. Doch ich bin kein anderer, und ich würde es jederzeit wieder tun. Und ja, ich wäre alleine gegen das Heer gezogen, wenn es nötig gewesen wäre, doch von jemanden wie euch erwarte ich nicht, das nachvollziehen zu können.

Ich beneide euch nicht im geringsten um das Gefühl, niemals echten Verlust fürchten zu müssen, da man niemals wirklich etwas riskiert, niemals auch nur die kleinste mutige Tat wagt. Schade, dass euch diese Sicherheit nicht zumindest ein wenig mehr Kühnheit verliehen hat, als es wirklich nötig gewesen wäre."

Damit schloss er die Augen und lehnte sich wieder zurück.

"Die Ruhe, um die ihr batet, werde ich euch gerne gewähren, denn ich hege nicht das geringste Interesse an weiterer Konversation mit euch. Doch eines ist mir klar geworden: Jutan ist ganz sicher nicht euer Schüler. Die Eigenschaften, auf die es wirklich ankommt, hat er sich ganz alleine beigebracht.

Aber dennoch würde es ihm sicher guttun, wenn ihr ihm wie angeboten eine kleine Suppe zubereiten würdet. Traut ihr euch das zu?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, dämmerte er bereits wieder in einen Zustand des Halbschlafes hinüber.

Vexor:
Gwilwileths Zorn und Empörung hatten sich gelegt, und sie setzte sich wieder ans Fußende von Jutans Liege und hörte Maethors Stimme zu.

Sie fing an leise zu reden, viel mehr zu sich selbst als zu Maethor oder Jutan.
" Ihr mögt recht haben, dass ich es vielleicht nicht nachvollziehen kann, aber das Gefühl Verlust zu erleiden...kenne ich nur zu gut."

Bilder von ihrem Vater, Celebrian und Elladan und Elrohir spukten wieder in ihrem Kopf, und zum ersten Mal sprach sie über ihre Gefühle, die sie noch nie jemanden anvertraut hatte. Sie vertraute sie auch nicht Maethor an, sondern viel mehr ihrem neuen Ich, dass in der Konversation mit Maethor entstanden war.

" Ich habe vielleicht nicht Verluste erlitten, wie den eines Arms, aber als junges Mädchen verlor ich die wichtigsten Personen in meinen Leben.
Ich lebte in Imladris, und begleitete die edle Celebrian zusammen mit meinen Eltern über das Nebelgebierge. Dort wurden wir überfallen, meine Eltern erschlagen und Celebrian gefangen genommen. Ich konnte entkommen und irrte durch die verschlungenen Pässe im Nebelgebirge. Elladan und Elrohir fanden mich, bei der Suche nach ihrer Mutter, und brachten mich nach Imladris zurück. Dort nahm mich Celebrian als Adoptivtochter an, und ich lernte die Waffenkunde von Elladan und Elrohir.
Diese sind nun in der Schlacht am Schwarzen Tore auch gefallen, und so starb ein Mensch, den ich liebte, nach dem anderen...oh doch....Ich kenne mich mit Verlusten aus."

Sie wusste nicht, ob Maethor ihre Worte noch wahrgenommen hatte, es war ihr auch egal. Sie erhob sich von ihrem Platz und ging zurück zu der Stelle, wo die Elbin ihre Wunden versorgt hatte.
Dort lag noch ein Bündel, welches mit einer Spange, in Form eines  geschwungenen Blattes, zusammengehalten wurde.
Ein Packet von Galadriel!
Sie machte es auf und fand innendrinnen ein grünes Kleid, welches mit edlen Muster verziert war.
Gwilwileth ging in eines der Zelte und legte ihre Rüstung ab. Sie stand nun nackt in einen der zahllosen Zelte und fuhr sich über den Körper. Arme und Knöchel waren bandagiert.
Ihr zarten Fingerspitzen führen über ihr Schlüßelbein, ihren Schulterknochen, über Bauchnabel und Huftknochen. Am Ende war sie wieder an ihrer Narbe im Gesicht angelangt, und musste Lächeln.
Es gab keinen wirklichen Grund, aber sie fühlte sich frei, und wie neugeboren. Das Gespräch mit Maethor hatte sie verändert.
Sie streifte das grüne Kleid über und Band ihr rotes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Gwilwileth packte ihre Rüstung und ihren Bogen in ein Bündel, und gab es einem Boten, der es zu ihren Gemächern in Caras Galadhon bringen sollte.
Daraufhin machte sie sich besster Laune auf, Maethors letzte Bitte zu erfüllen, nämlich eine Suppe für Jutan zu Kochen.
Sie ging in die angrenzenden Waldgebiete und suchte aller Hand mögliche Kräuter, wie Nelkenwurz, Rosenblätter, Braunstiel und Fenchel, nur um ein paar zu nennen.
Sie legte den Korb mit den Kräutern bei Jutans Liege ab, und errichtete fast daneben ein Lagerfeuer, da sie Jutan nicht mehr aus den Augen lassen wollte.
Gwilwileth besorgte sich zwei Eimer Wasser, und erhitzte erst den einen, dann den anderen.
In den zweiten brachte sie die zubereiteten Kräuter zu Kochen und verfeinerte sie noch mit den Kräutern und der Flüssigkeit aus dem Fläschen, die Celeborn ihr gegeben hatte.
Mit dem erhitzten Wasser aus dem zweiten Eimer, fing sie an Schwerter und Dolche zu reinigen, die von schwarzen Ork- und Spinnenblut benetzt waren.
Sie stimmte dazu ein Elbenlied an, und sang von Huan und Luthien und ihren Ritt durch Beleriand.

Khamul:
Diese Stimme...
Eben erst hatte das Nichts ihn losgelassen. Ihm war, als hätte sie ihn auferweckt. Augenblicklich meldete sich die Kälte in seiner Schulter wieder zu Wort, doch er spürte sie nicht besonders, denn das Lied dieser Stimme nahm in in seinen Bann.
Er verstand die Sprache nicht, doch vor seinem inneren Auge ging ein Bruchteil des Inhaltes vorbei. Eine wunderschöne Frau, eine Elbin, ritt auf einem Hund. Ihr Name war Luthien...

Das hatte er schon irgendwann gehört, diese Stimme, diesen Namen... All das schien jetzt, wo ihn der Schmerz aus seiner Schulter zu zerfressen drohte, unendlich fern... Jutan versuchte, sich zu erinnern. Vor seinem inneren Auge zerfloss das Bild der Elbin auf dem Hund, stattdessen erschien eine Elbin mit rotem Haar und einem smaragdgrünen Kleid. Eine Narbe ließ ihr Gesicht ein wenig unschön erscheinen, aber dennoch war sie eine Respektperson für Jutan... Sie sang das Lied für ihn.

Er öffnete seine Augen einen Spalt weit. Sofort drangen tausende Eindrücke durch die kleine Lücke, sein darauffolgender Atemzug erfüllte seine Nase mit unzähligen scharfen Düften von Medikamenten, doch da hob sich etwas ab. Es roch nach Ruß, nicht weit entfernt von ihm. Kaum vernehmbar mischten sich das Knistern von Feuer und das Brodeln von heißem Wasser zur Stimme.
Sein Blick klarte sich auf, und er sah sie, die rote Elbin im smaragdgrünen Gewand, die an einem kleinen Feuer Suppe kochte, und dabei ein Lied in der fremden Sprache der Elben sang.

Zitternd bewegten sich Jutans Lippen, als er das eine Wort formte, und obwohl sein Schmerz durch das Lied scheinbar betäubt war, fiel ihm das Reden noch immer schwer. Nur geflüstert rollte das Wort über seine Lippen: "Gwilwileth..."

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