Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Thal
Adarics Laden
The Chaosnight:
Salias Start:
Gelangweilt saß Salia an ihrem Schreibtisch und las eine der dutzenden Aufzeichnungen über das Waffenhandwerk anderer Volksstämme und Kulturen. Wie schon in den letzten Tagen lag ihr Hauptaugenmerk auf den Schriften über Orks und Ostlinge, den Völkern, die ihr am meisten verhasst waren.
Nachdem sie sich zuletzt vermehrt auf die Ostlinge konzentriert hatte, widmete sie sich nun einen Tag lang vollständig den Orks, ein Volk, das nach bisherigen Berichten durchaus als einfältig und primitiv bezeichnet werden könnte.
Neben den Aufzeichnungen lag ein Ork-Skimitar, das Gerüchten zufolge einem von Bolgs Leibwachen gehört haben sollte, bevor es nach der Schlacht nach Thal gebracht wurde. Mit prüfendem Auge betrachtete sie es und verglich es mit denen, die laut Berichten normale Orksoldaten trugen. Schnell fiel ihr auf, dass diese Waffe um einiges anders gebaut war. Sie war größer, leichter und die Proportionen lagen um einiges anders zu einander: Die Krümmung der Klinge war weiter nach oben verschoben, der Griff länger und sie war verhältnismäßig schmal.
Überrascht über diese sorgfältige Ausarbeitung ergriff sie die Waffe und ließ sie durch die Luft kreisen. Für eine Orkwaffe war sie erstaunlich handlich und reagierte auf jede noch so kleine Handbewegung. Bei einem Schlag verschätzte sie die Länge jedoch erheblich und laut schellend zerschlug sie eine Vase, deren Einzelteile genau so laut zu Boden fielen und weiter zerbrachen.
Erschrocken legte sie das Krummschwert bei Seite und fegte die Bruchtücke in eine Ecke.
Verdammt, wieso muss immer irgendetwas kaputt gehen?
Nach zwei weiteren Vasen, einem Ostlingsspeer und einem Set Tränke aus fernen Kräutern, die Adaric vor Jahren von dem hiesigen Kräuter- und Tränke-Händler für viel Geld gekauft hatte, war das nun der vierte Gegenstand, die sie durch solche Unachtsamkeiten zerstört hatte. Sie hang die Waffe wieder an ihren Wandplatz, von dem sie sie am morgen geholt hatte und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
Wenn ich nichts in der Hand habe, kann auch nichts kaputt gehen...
Viel zum Lesen kam sie jedoch nicht, da keine 10 Sekunden später Adaric rief: „Salia, kommst du mal?“
Schuldbewusst ging sie aus ihrem Zimmer und trat aus dem langen Flur in den Eingangsbereich des Hauses, das zeitgleich der Laden war. Hinter dem Tresen stand Adaric, der sich intensiv mit einem ihr unbekannten Menschen unterhielt.
„Übernimmst du mal? Dieser werte Herr möchte ein paar fremdländische Waffen verkaufen, die ganz viel versprechend aussehen, doch du kennst dich damit mehr aus...ach ja, was ist diesmal zerstört worden?“, sagte er.
„Eine Vase“, murmelte sie. Adaric verdrehte die Augen und verließ das Zimmer, um eine Bestellung für eine Wacheinheit aufzunehmen, wie er sagte.
Der Fremde legte fünf Waffen auf den Tisch. „Was sagt ihr?“, fragte er.
Sorgsam schaute sie sich die Waffen an. Sie genoss diesen Teil der Arbeit, da es Abwechslung von der schlichten An- und Abgabe von Geld und Ware war, eine Abwechslung, in der sie regelmäßig auch neue Waffenarten zu Gesicht bekam.
Adaric scheint recht zu haben, diese Waffen sehen in der Tat viel versprechend aus...
Dies dachte sie nach den ersten Blicken. Ein schwarzes Kurzschwert mit gebogenem Griff, zwei graue Schwerter, ein kurzer Bogen mit Stahlverstärkung und ein rotes Beil, das war die Auswahl, die ihr geboten wurde. Nach und nach ging sie die Waffen durch, enttäuscht musste sie jedoch feststellen, dass die Waffen alles andere als außergewöhnlich waren. Der Bogen entpuppte sich als ein einfacher Bogen, wie ihn jeder Jäger in der Umgebung benutzt, um den etwas Stahl befestigt war, die Farbe der Schwerter war leicht auf Ruß zurückzuführen, der sich in der minderwertigen Legierung festgesetzt hatte und das Beil war eine gefärbte Ostlingswaffe, unter dem Rot konnte man sogar noch das Wappen Rhûns erkennen. Gerade wollte sie den Fremden des Hauses verweisen, da betrachtete sie auch das Kurzschwert genauer. Nach den anderen vier Waffen hielt sie auch ihn zuerst für eine billige Fälschung, doch dann fiel ihr ein allzu bekannt vorkommendes Symbol auf dem Griff auf. Sie zog ihre eigene Waffe und erkannte an der selben Stelle das selbe Zeichen. Langsam sagte sie: „Die Schwerter, das Beil und der Bogen werden hier nicht benötigt, da wir schon ähnliche Objekte in Massen haben, doch das Kurzschwert scheint mir interessant zu sein. Ich biete euch dies dafür.“ Sie zog einen Stapel Münzen unter dem Tisch hervor und legte sie auf den Tisch. Der Fremde nahm die Münzen und seine vier anderen Waffen und machte Anstalten zu gehen. Bevor er die Tür erreicht hatte, rief Salia jedoch noch: „Wo habt ihr diese Waffe her?“
-„Von meinem Vater.“
„Merkwürdiger Kerl“, murrte sie, „denkt er ernsthaft solche Ware verkaufen zu können?“
Sie nahm das Kurzschwert und legte es zusammen mit einem Zettel, auf dem der Preis und das Datum standen, unter den Tresen. Sie ging kurz zurück in ihr Zimmer und holte einen Stapel voller Aufzeichnungen, bevor sie wieder in den Hauptraum ging, denn solange ihr Onkel weg war, oblag ihr die Aufsicht über die Räumlichkeiten und die Betreuung von Kunden. Meistens war dies eine langweilige und einfältige Aufgabe, weshalb Salia sie auch hasste, doch in einem Zwei-Mann-Betrieb blieb ihr keine andere Wahl.
Sie versuchte sich wieder den Aufzeichnungen zu widmen, solange keine Kundschaft da war, doch sie konnte sich nicht genügend konzentrieren, weshalb sie den Stapel beiseite schob und sich stattdessen erneut die Orkwaffe ins Gedächtnis rief, mit der sie erst vor kurzem geübt hatte.
Wie eine solch primitive und grobe Rasse nur zu so etwas fähig war?
Diese war eine der Sachen, die ihr durch den Kopf gingen, doch zu ihrer Erleichterung kam Adaric kurze Zeit später zurück und sie konnte sich wieder in ihr Zimmer zurückziehen, wo sie nicht jederzeit mit irgendwelchen Fremden rechnen musste, die plötzlich durch die Tür kommen und sie stören.
Zweifellos, die Händlerwelt war nichts für sie, das ständige Feilschen, beraten, Geld gegen Ware tauschen, Ware gegen Geld tauschen und zwischendurch stundenlang nur auf Kunden warten, langweilte sie zutiefst, doch in Thal gab es keine Alternativen und außerhalb von Thal kannte sie nichts und niemanden.
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The Chaosnight:
Am nächstem Morgen
Salia saß am Esszimmertisch und schmierte sich gerade ihr Frühstücksbrot, als ihr Onkel das Zimmer betrat. Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber von ihr und fragte: "Was war eigentlich mit dem seltsamen von Kerl gestern? Hat sich da irgendetwas ergeben?"
Salia zögerte kurz und sagte dann: "Ja, Großteile seiner Waffen waren billige Fälschungen von erbärmlicher Qualität, lediglich das Kurzschwert war vielversprechend."
Sie nahm einen Bissen ihres Brotes und ging zum Tresen, um die Waffe zu holen. "Hier ist es, gebogener Griff, feinstes Stahl und genau auf eine kleine, menschlische Hand angepasst. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst, der Mann war töricht nicht mehr dafür zu verlangen, eine solche Waffe findet man nicht oft heutzutage."
Sie ließ es zwei Mal durch die Luft kreisen, bevor sie es ihrem Onkel in die Hand legte. Dieser betrachtete es genau und sah dabei ein paar Mal verwundert auf, bevor er das Wappen am Griff erkannte.
Die Farbe in seinem Gesicht schwand und ausdruckslos starrte er auf das Schwert. "Unmöglich...", murmelte er. Plötzlich veränderte sich sein Tonfall, er sprach rauer, ja fast schon befehlerisch: "Wo hatte er diese Waffe her?"
Salia hatte aufgehört zu essen. Verwirrt starrte sie auf ihren Onkel, der mit einem Mittelding zwischen verwirrt und zornig auf diese Waffe sah. Langsam sagte sie: "Er meinte sie von seinem Vater zu haben, ab..."
-"Von seinem Vater...a ha! Das kann nicht stimmen, denn diese Waffe kommt von meinem Vater! Er trug sie damals in der Schlacht der fünf Heere, er nahm sie mit Richtung Osten und er würde nie, niemals sie irgendwem anvertrauen!", sagte er aufgebracht. Er zeigte auf das Wappen am Griff, "Weißt du was das ist? Dies ist das Wappen, dass mein Urgroßvater erschuf, als er dieses Geschäft gründete und außer uns hat er keine lebenden Nachkommen mehr. Wer immer dieser Fremde also war, er ist ein verfluchter Dieb!"
Adaric schlug mit seiner Faust auf den Tisch und ging mit der Waffe wutentbrannt auf sein Zimmer. "Übernehm du heut den Laden, ich brauche Zeit, dies zu verstehen", sagte er auf seinem Weg.
Ganz toll, jetzt kann ich einen weiteren Tag nur rumsitzen und warten...
Sie ließ ihr Brot am Teller liegen und eilte in ihr Zimmer, um eines ihrer zahlreichen Bücher über Orks und Ostlinge zu holen und setzte sich mit ihm auf den Stuhl vor dem Tresen. Sie lehnte sich leicht zurück und begann mit dem Kapitel über Siedlungen von Orks und Ostlingen.
Immerhin etwas um sich abzulenken, trotzdem habe ich absolut keine Lust andauernd mittendrin für irgendwelche Probleme der Städter Pausen machen zu müssen...
The Chaosnight:
Es dauerte nicht lange, bis auch schon der erste Kunde kam. Eine ältere Dame betrat sichtlich nervös und verwirrt das Geschäft und sagte: "Entschuldigt, aber ich suche ein Waffe."
Eine Waffe...sieht die denn nicht, dass der ganze Laden voller Waffen ist? Eine sehr genaue Angabe...
Langsam legte Salia das Buch bei Seite und antwortete: "Eine Waffe? Art? Empfänger? Preis? Besondere Vorlieben? Wenn ihr keine speziellen Waffen sucht schaut euch um, hier sind überall welche."
Etwas eingeschüchtert sagte die Alte: "Wisst ihr, mein Enkel ist heute zur Wache gestoßen und ich wollte ihm ein geeignetes Schwert als Geschenk dazu geben, sein altes ist voller Scharten und rostet schon überall, dabei hatte ich ihn immer gewarnt, auf seine Besitztümer Acht zu geben. Es war schon ein Schock für mich, als er vor zwei Jahren aus dem nichts sein bisheriges Händlerleben aufgab, um eine Ausbildung zur Wache zu machen, doch nun bin ich so stolz auf ihn."
Salia stand auf und ging zu einer Vitrine an der Wand.
"Ein Neueinsteiger also? Dafür gibt es eigentlich nur eine ideale Waffe: Der Anderthalbhänder, wie ihn die Wachen Esgaroths benutzen", sie nahm die Waffe und zeigte sie in voller Länge, "elegant und schnell", sie vollzog ein paar schnelle Wirbel, "aber doch kraftvoll und mächtig", sie riss die Waffe beidhändig nach unten, "Jeder Soldat ohne Spezialisierung wäre gut beraten eine solche Waffe zu führen. Sie ist selbstverständlich rostfrei, schneidet durch fast jede Rüstung und dazu ausgesprochen leicht."
Sie übergab den Griff an die ältere Frau, die erstaunte, als sie die Waffe hielt, denn auch sie konnte sie mit Leichtigkeit festhalten, Salia fuhr anschließend fort: "Als Begleitwaffe kann man einen Dolch oder ein Kurzschwert für kurze Paraden an der Seite führen, dazu wäre es gut, lediglich leichte Rüstung zu führen, da diese Waffe viel Potential in ihrer Vielseitigkeit hat, spezialisiert wäre sie nur ein schlechtes Nachbild anderer Arten. Ich würde diese Rüstung empfehlen", sie holte eine Lederrüstung mit leichter Kettenverstärkung, die zusammengefaltet unter dem Tresen lag, "Mit der Größe müssen wir noch schauen, aber sonst wäre diese ideal für den anfänglichen Kampf."
Nun vollkommen vrewirrt aussehend sagte die Frau: "Ich nehme beides zusätzlich zu einem beliebigen Dolch oder Kurzschwert, solange diese die Versprechungen halten." Erfreut über die schnelle Einigung verpackte sie die Waren und notierte sich den Handel wie gewöhnlich auf einem Notizzettel. Was ihr bei einem Blick auf folgenden auffiel: In den letzten Tagen waren fast alle Verkäufe an neue Wachmänner oder deren Verwandte gegangen, so viele wie noch nie in ihrer Zeit in Thal. Weshalb wusste sie nicht, überhaupt wusste sie wenig, was in letzter Zeit passiert war, da sie fast immer in ihrem Zimmer war und las, lediglich über plauderfreudige Kunden bekam sie mal was mit, doch ihr war klar, dass so viele Wachen unmöglich lediglich Ersatz für die in der Schlacht gefallenen sein konnten.
Was da wohl los ist? Na ja, vielleicht habe ich bald Zeit das herauszufinden...
Wie schnell dies passieren konnte, erfuhr sie schon Sekunden nach dem Gedanken: Die ältere Dame stand noch immer vor dem Tresen und sagte leise: "Könntet ihr die Sachen auch liefern lassen? Ich würe sie ihm gerne morgen Abend bei einer Familienfeier geben und da soll er nicht vorher erfahren, dass ich ihm etwas schenken werde."
Das kommt ja wie gerufen, eine Lieferung bei einer Neuwache, da kann ich ihn gleich nach dem Warum fragen, genug wissen müsste er ja.
"Natürlich kann ich das, bei Dämmerung", sagte sie sofort.
Die alte Dame nickte und ging langsam wieder aus dem Laden, während Salia sich wieder an den Tresen setzte. Sie guckte auf ihr Buch, was sie aufgeschlagen bei Seite gelegt hatte, überlegte kurz und schlug es dann zu, denn Orks und Ostlinge waren ihr in diesem Moment erstmals seit langem nicht mehr ihr Haupt-Gedankenthema, dies waren jetzt die zahlreichen neuen Wachen in der Stadt. Sie lehnte sich wie gewohnt zurück und überschlug dutzende Gedankengänge, die jedoch allesamt zu keinem befriedigenden Ergebnis kamen. Resigniert dachte sie schließlich: "Nicht den Kopf zerbrechen, morgen Abend werde ich es wohl wissen..."
The Chaosnight:
Den restlichen Tag verbrachte sie immer noch in dem Eingangsbereich des Geschäftes, das zu ihrem Missfallen ausgesprochen leer blieb. Erst gegen Abend kamen wieder zwei Männer, ein großer, bulliger in einer silbernen Rüstung und ein älterer im Ledermantel.
Der große stellte sich vor den Tresen und sagte in einem hochgetragenen Tonfall: "Wir sind hier um unsere Bestellung abzuholen!"
Salia musterte die beiden, keiner der beiden kam ihr bekannt vor, obwohl sie in den letzten Tagen beinahe jeden Kunden gesehen hatte. Frech antwortete sie: "Ah natürlich", sie blätterte kurz durch die Aufzeichnungen, "Ihr müsst die beiden alten Damen sein, die sich eine Gartensense bestellt hatten, hättet ihr das nur gleich gesagt..."
Offenbar hatte sie einen Nerv des großen Mannes getroffen, wutentbrannt stieß er das Messer, das er an seiner Seite befesttigt hatte, in den Tisch, wo es beinahe komplett durchstieß. Zornig antwortete er: "Nein, Kommandant des Zweiten Wachregiments Thals, Tor- und Schmiedesektor und sein alter Freund, der schon neben den Drachentöter selbst gekämpft hat! Wir wollen die Mithrilhellebarde und den Eisenbogen, die wir bestellt hatten!"
Langsam blätterte Salia den Aufzeichnungsblock durch, "Erinnert mich dran, dass ich euch nie zum Essen einlade", murmelte sie dabei. Doch auch nach dem zweiten Mal konntesie in dem Heft nichts finden, als sie das den beiden darstellen wollte, schien der größere schon kurz davor loszubrüllen, doch sein Freund hielt ihn zurück. Zu Salia gerichtet sagte er: "Vielleicht weiß der alte Ric mehr, könntet du ihm Bescheid geben?"
Sie nickte und ging in sein Zimmer, in das er sich seit dem Morgen zurückgezogen hatte. Auch wenn es ihm sichtlich missstrebte nach unten zu gehen ("Kannst du die Arbeit nicht mehr alleine?"), ging er zu den beiden Männern und schien sie freundschaftlich zu begrüßen.
"Du hast heute schon genug getan, von mir aus kannst du dir für den Rest des Tages freinehmen", sagte er zu Salia, die entgegnete: "Gut, ich bring dann nur noch schnell eine Lieferung vorbei."
Sie griff sich das Paket für den Enkel der alten Frau und machte sich auf den Weg zu ihrem Haus. Es war ein ziemlich schlichtes und durch den Angriff heruntergekommenes Haus, dessen Wände mehrere Löcher aufwiesen, die so aussahen, als ob sie schon vor der Schlacht vorhanden waren. Sie wollte schon an der Tür anklopfen, doch gerade als ihre Hand sich dem rostigen Knaf näherte, erinnerte sie sich, wie ihr gesagt wurde, die Hintertür zu benutzen. Sie schlich ums Haus und klopfte leicht an diese. Sofort öffnete die Frau und bat Salia herein.
"Verzeiht wenn ich so direkt frage, doch erwähntet ihr nicht Händler zu sein? Wie kommt es dann, das ihr so arm seid?", fragte sie, nachdem sie sehen musste, dass das Haus von Innen beinahe komplett leer war. Die Frau senkte ihren Kopf und sagte traurig: "Das war meine ganze Familie, bis die Beziehung zu den Ostlinge in den Keller ging und so unsere Lieferungen nicht mehr ankamen. Von einen Tag auf den anderen waren wir arbeitslos, lediglich mein Enkel hatte seine Wachausbildung. Bei den Angriff auf Thal wurde dann auch das geplündert, was uns geblieben war. Nun seht ihr im Grunde alles, was uns geblieben ist."
"Das tut mir Leid für euch", sagte Salia, "Gibt es irgendetwas, was ich tun könnte?"
Die Frau schüttelte den Kopf, sagte nach einer Pause jedoch: "Doch, eine Sache wäre da: Könntet ihr ihm die Sachen überreichen? Ihr habt ja gesehen, dass ich mich damit nicht auskenne und es wäre zu schade, wenn er nichts mit seinem Geschenk anfangen könnte."
Salia stutze etwas, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie nickte kurz und fragte noch, wann sie das Geschenk überbringen sollte. "Ihr könntet jetzt schon", antwortete die Frau. Salia betrat den Hauptraum und musste bei dem Anblick erstmal stehen bleiben, so geschockt war sie: Außer sechs Betten, sechs Stühlen und einem rissigen Tisch war nichts im Raum zu erkennen, der einen höchst unsicheren Eindruck machte. Angesichts dieses Anblickes kam sie sich richtig schlecht vor, solch wertvolle Ausrüstungsgegenstände bei sich zu führen. In der Mitte des Raumes saß ein Junger Mann miit einer Standarte Thals in der Hand, zu dem die Frau eine Handbewegung machte, her zu kommen. Sofort stand er auf und fragte seine Großmutter, was denn los und wer Salia sei.
"Ich bin Salia...und bringe euch euer Beförderungsgeschenk", sagte sie und öffnete die Verpackung, sodass Rüstung und beide Waffen sichtbar waren. Er zog sich die Rüstung über und ließ begeistert das Schwert durch die Luft sausen, sowie das Kurzschwert einige Überschlagungen machen, bevor es wieder auffing.
"Es ist...Perfekt", sagte er freudestrahlend, "Ich weiß gar nicht, wie ich mich jemals bedanken kann...", er machte eine kurze und sagte bedrückt: "Aber das muss doch verdammt teuer gewesen sein...Ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann..."
Salia zögerte einen Moment und sagte: "Nehmt es ruhig, solage ihr nicht über einen konstanten Geldgewinn verfügt werde ich auf die Zahlung verzichten und gebe mich mit einer einfachen Information zufrieden: Warum gibt es in den letzten Tage einen solch starken Wächteranstieg?"
-"Es wird mit einen weiteren Angriff auf Thal gerechnet, weshalb zahlreiche Ausbildungen verkürzt und weitere Rekrutierungen vorgenommen wurden, um darauf vorbereitet zu sein. Im Lager geht es da gerade hoch und runter, ich bin froh mich vor dem ganzen Schlamassel eingetragen zu haben. Braucht ihr sonst noch irgendetwas?"
"Was? ... Ach so, nein, erstmal nicht", antwortete sie zögernd, denn nach dieser Neuigkeit war sie erstmal zu abwesend, um auf irgendetwas reagieren zu können.
Verfluchte Ostlinge, aber wagt es nur anzugreifen, es wird eure letzte Tat sein!
Sie verabschiedete sich so schnell wie möglich und eilte zurück nach Hause, wo sie ihre wichtigsten Sachen zusamenpackte und sich schlafen legte.
Egal wann ihr angreift, ich bin bereit!
The Chaosnight:
Es vergingen zwei angespannte Tage, in denen Salia ihre gesamte freie Zeit in die Vorbereitung auf den möglichen oder viel mehr wahrscheinlichen bewaffneten Konflikt steckte. Immer wenn sie nicht am Tresen stehen musste schwang sie ihr Schwert durch ihr Zimmer (erstaunlicherweise wurde lediglich der Tisch leicht beschädigt) oder las konzentriert sämtliche Aufzeichnungen über die Ostlinge, die sie finden konnte. Überhaupt war sie in dieser Zeit sehr konzentriert und weitaus weniger ungeschickt als üblich, denn ihr ganzes Dasein war schon allein beim Gedanken an den mächtigen Feind der fast ihre ganze Familie getötet hatte auf den Kampf mobilisiert worden, ein Umstand der nicht lange unbemerkt blieb: Während sie wieder einmal mit ihrem Schwert übte betrat ihr Onkel das Zimmer und fragte leicht besorgt: "Geht es dir gut?"
Etwas verwirrt antwortete sie: "Ja, wieso?"
"Nun ja, immer wenn ich ein Waffengeräusch von hier oben gehört habe klirrte oder schepperte es wenig später und irgendetwas war zerstört und nun gibt es schon drei Stunden lang nichts als das Surren des Schwertes", erwiderte er.
Salia hob eine Augenbraue: "Wäre es dir lieber ich schlage irgendetwas von den Schränken bevor ich fortfahre?"
-"Im Namen von...Nein! Aber dies soll nicht das Thema sein, ich wollte eigentlich nur sagen dass irgendetwas seltsames bei Dämmerung passieren soll und ich mir das lieber angucke, sollte irgendwer den Laden betreten...tu einfach was du schon immer tun wolltest."
Sie nickte und fuhr dann ihre Übung fort.
Die Sonne war schon untergegangen als Adaric sichtlich betroffen zurückkehrte.
"Sie kommen...zwei Tage" war alles was er sagte und auch auf Nachfragen schwieg er. Salia zuckte mit den Schultern und ging Richtung Tür um selbst zu sehen, was draußen los war, denn die Bedrohung an sich war schon immer da und würde nur schwerlich solch Emotionen hervorrufen können. Doch ehe sie einen Schritt gehen konnte hörte sie schon genug: Das Geschrei dutzender Menschen erfüllte den Raum. Durch die Masse war der Inhalt unverständlich, doch einzelne Begriffe stachen deutlich hervor: "Masse" "Dämon" "Vernichtung" waren nur einige davon und die übrigen Begriffe waren keinen Deut besser.
"Jetzt hast du wohl doch schon fast alles wichtige gehört...", sagte Adaric besorgt, "Und wie ich dich kenne gibst du keine Ruhe bis du alles weißt...Also: Einige Bauern der umliegenden Dörfer berichteten von einer riesigen Armee die sich der Stadt nähert, mindestens dreifach so stark wie die letzte und es heißt einer dieser Verfluchten die über das Auenland bescheid wissen wollten führt die Armee an...sein Auftreten kann eigentlich nur eins heißen: totale Vernichtung!"
Er ließ den Kopf sinken und sich auf den Stuhl hinter dem Tresen fallen, während Salia mit gemischten Gefühlen zurück in ihr Zimmer ging. Einerseits war sie auch von der Nachricht betroffen, sie hatte von dem schwarzen Reiter am Erebor gehört und eine dreimal so starke Armee der Ostlinge war auch kein gutes Zeichen, doch andererseits war sie begierig darauf ihre Familie zu rächen und so viele Ostlinge wie möglich zu vernichten, sowie ihren Schwur zu vollenden.
In ihrem Zimmer tauschte sie ihre gewöhnlichen Hausschuhe mit ihren lederbeschichteten Stiefeln und zog sich auch feste Handschuhe an. Im Falle deren Verschleißes band sie sich auch einige Binden um den Gürtel.
So beginnt es also...von nun an werde ich jede einzelne Sekunde bereit sein!
Sie verließ Zimmer und Haus und machte sich auf dem Weg zur großen Fläche vor den Stadtmauern, der Ort wo wahrscheinlich das Ende der Schlacht stattfinden würde und wo sie den bisher schlimmsten Moment ihres Lebens erlebte und im Angesicht eben dieses Momentes wollte sie ihren Schwur erneuern und Kraft für die Schlacht tanken.
Salia, nach: Thal - In der Stadt
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