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Philosophie-Thread

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Whale Sharku:
Ich glaube eher, dieses subjektive Element ist in der Philosophie entscheidend, statt eine "Fehlerquelle" ;)
Eine Philosophie, die zum unanfechtbaren Gesetz wird, ist eine ziemlich nutzlose Philosophie.
Das kann ich dir auch an so manchen der beliebtesten philosophischen Sätze zeigen...
Chu hat vorhin zitiert: "Ich weiß, dass ich nichts weiß."
So viel Wahres in dieser Erkenntnis steckt, widerlegt sie sich doch gleichzeitig selbst. Man kann sie also unmöglich völlig dogmatisch anwenden.

Naturwissenschaften wie die Physik fragen ausschließlich: Wie?
Was man mit dem Wissen erreichen will, ist denen im engeren Sinne sowas von egal. Wer sich andere Fragen stellt, verlässt das Gebiet der Physik.

In allen Geisteswissenschaften wird dagegen bestimmten Dingen ein besonderer "Wert" anerkannt oder aberkannt, sie fragen also nichts anderes als: Wozu?

@Thregolas: Soweit ich weiß, ist die Logik eine der großen Sparten in der Philosophie, neben Metaphysik, Ethik usw.
Das ist so natürlich nicht ganz korrekt, du liegst eindeutig richtig damit, dass Logik in jeder Philosophie eine wichtige Rolle spielt. Aber die reine Logik grenzt sich vom Rest eben dadurch ab, dass sie so mathematisch tickt.

"Ein Auto ist mittig mit Tempo 100 gegen eine gesunde 100-jährige Eiche gefahren.
Logische Folge: Das Auto ist beschädigt.
   Ist das Philosophie?"

Demnach ist das in der reinen Logik bereits eine (extrem simple) Form von Philosophie.

TRC|~Hamster~:
Man steht immer im Konflikt zwischen maximale Sicherheit und Aufgabe der Freiheit.
Ich sehe es wie "the savage": Ich will leiden, ich will Ungerechtigkeit, ich will das Recht auf Freiheit und Individualität. Das Leben ist meines Erachtens nach nicht mehr lebenswert, wenn man nichts zu fürchten braucht und das (nach meinem Verständnis) wahre Streben des Menschen, das Streben nach Selbstverwirklichung, nicht ausleben kann.
Das, was einen Menschen ausmacht, die Gefühle und das Unterschiedlichsein, ist doch gerade das Besondere.
Brave New World ist nur in dem Sinne "gerecht", dass niemand das Gefühl hat, dass es ihm schlecht ergeht. Doch nach meinem Verständnis ist es eine ungerechet Welt, da dem Menschen das Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen und man zu Maschinen degradiert wird.

Pellaeon:
Das fiese an Brave New World ist, dass wenn man utilitaristisch und logisch argumentiert genau dieses System eine Lösung für die Ungerechtigkeit der Welt darstellt. Auf Kosten der Konditionierung und Züchtung für verschiedene Kasten wird gewährleistet, dass jeder Mensch mit seiner Arbeit, seiner Freizeit, seiner Regierung und seinem Leben absolut zufrieden ist und keinen der anderen Kasten beneidet. Die Triebe sind gestillt (Polygamie und Soma) und man kann immer das konsumieren, was man gerade wünscht.
Weiterhin ist die Kriminalitätsrate innerhalb des Systems wahrscheinlich 0%, da keiner einen Grund sieht, gegen die Regeln zu rebellieren. Die Wirtschaft floriert, da jeder in seiner Freizeit Sport- und Veranstaltungsangebote des Staates konsumiert. Dadurch ist der Geldfluss gewährleistet und ein Inflationsrisiko bzw. ein Wirtschaftskrisenrisiko minimal. Die Einschränkungen ("Tabus" der heutigen Zeit) sind aufgehoben und haben einer toleranten Weltanschauung Platz gemacht ("Everyone belongs to everyone else."). Die einzige Konkurrenz liegt zwischen den einzelnen Züchtungs- und Konditionierungszentren, die ihre Methoden zum Wohle der Gemeinschaft verbessern wollen.

Fazit: Jedem Menschen ist das höchste Glück ermöglicht, trotzdem stimmt man dem System nicht zu. Weil es nicht menschlich ist. Eine Komponente, die in unsere ethischen Entscheidungen meiner Meinung nach eine maßgebliche Rolle spielt (bzw. spielen sollte).

Alles in allem ein faszinierendes Thema. Ich persönlich würde auch lieber dem Weg des Savage folgen und in der Wildnis leben, weil ich davon überzeugt bin, dass Glück Gewöhnungssache ist und erst die Höhen und Tiefen im Leben einem zeigen, was man zu schätzen wissen kann. Wer täglich Soma konsumiert, stumpft allmählich ab.

-MfG Pellaeon

//Edit (hoffe es sieht noch jemand): Zum Thema Menschlichkeit gibt es auch noch ein schönes Zitat aus Star Trek X: "Das, was uns Menschen ausmacht, ist die Fähigkeit, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Es ist das Streben danach, besser zu sein, als man ist." Meiner Meinung nach eines der schönsten Zitate der Filmgeschichte.

Lord of Arnor:
Ich würde schon sagen, dass die Leute in Brave New World glücklich sind.

Aber Glück ist keinerlei Maßstab für Ethik. Auch Personen, die ethisch allgemein anerkannt absolut verwerflich sind, können glücklich sein; Sieht man sich etwa KZ-Wärter an, so waren einige auch noch stolz auf das, was sie getan hatten. Ich glaube, Menschen können auch gerade wegen verwerflichen Taten positive Gefühle empfinden, das ändert aber nichts daran, dass diese Taten ethisch nicht richtig sind.

Darum sind die Leute in Brave New World vielleicht glücklich, sie haben aber ihre Moral verkauft.

MfG

Lord of Arnor

Whale Sharku:
Ich habe das Buch nicht gelesen und kenne es nur in ganz groben Zügen. Also werde ich vorsichtig damit sein, was ich da urteile.
Meiner Meinung nach stellt Brave New World vor allem die Frage vom Sinn eines menschlichen Daseins. Sinnsuche ist einer der zentralsten Bereiche der Philosophie (die nicht rein logisch funktionieren) und betrifft jeden Menschen.
Die Menschen in diesem Buch sind zu Maschinen geworden: Jeder tut, was er tun kann und soll, keiner ist damit unzufrieden oder stellt unbequeme Fragen. Damit ist der Wert, der jedem Menschen innewohnt, doch völlig vor die Säue geworfen.

Außerdem ist das System aus sich selbst heraus völlig überflüssig: Wer braucht eine Fabrikhalle voller Maschinen, die nichts anderes tun als sich gegenseitig zu warten und anzutreiben? Hier wird kein Zweck erzielt, eine Zivilisation, die sich so organisiert, dient einzig dem höheren Zweck zu wachsen - wovon sie aber nichts hat. Also hat niemand etwas davon. Also kann ich dieses System auch nicht als in irgendeiner Art "effizient" bezeichnen, eher schon als Verschwendung.

Dem persönlichen Dasein Sinn zu verleihen, ohne von höheren Mächten zu einem Fremdzweck verdammt zu werden, gehört meiner Meinung nach zu den Aufgaben die man einem Individuum unter keinen Umständen abnehmen darf.

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