Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Eigene Geschichten
Meine erste Geschichte
Leinad:
Ein ereignisloser Tag schien den nächsten zu jagen, während die Tage in Leinads Gefängnis nur so dahin zu fließen schienen. In letzter Zeit hatte der Elb öfters Besuch von Ungolianth, der Riesenspinne, in ihrer menschlichen Gestalt, bekommen und nach jedem Gespräch ein paar Wunden davon getragen. Einige eiterten bereits und waren verschmutzt. Elben waren vielleicht wiederstandsfähiger, als die meißten anderen Völker Mittelerdes, aber auch sie konnten solcher Pein nicht ewig standhalten – Leinad würde sterben.
Draußen war es so dunkel, wie es der Elb langsam gewohnt war und die Gitterstäbe des Gefängnisses warfen lange Schatten in die Zelle, in der der Leinad hockte, das Kinn auf die Knie gelegt und nachdenklich.
Werde ich hier jemals lebend rauskommen? Ich denke nicht, es ist hoffnungslos. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Eine der Uruk-Wachen hatte deutlich vernehmbar geschnarcht. Leinad beruhigte sich wieder und wartete geduldig. Vielleicht sogar bis sich die Welt von neuem wandelt, dachte er bei sich.
Der Tag verstrich genauso schnell, wie die vorigen und Leinad legte sich wieder Schlafen, insofern er das konnte.
Am nächsten Morgen wachte er wieder auf. Etwas war im Gange. Die Wachen standen nicht auf ihren Plätzen und man konnte von außen Schreie vernehmen.
„Lasst mich los, ihr Monster! Helerin flieh und hol Hilfe!“ rief eine sanfte Stimme von draußen. Wer ist das? „Ihr Ungeheuer!“ kam erneut ein Schrei von unten, dann wurde es leise.
Diese Unholde! dachte Lúthanen. Sie wurde gerade von zwei Uruks, durch einen steinernen Hof, in eine große schwarze Festung geschleift. Die beiden Wachen hatten große Mühe sich gegen das elbische Mädchen zu behaupten, denn sie wand sich wie eine verrückte Schlange und trat mit Füßen um sich.
Dann wurde eine Tür zu geschlagen und Lúthanen war drinnen. Der Ort erinnerte sie unweigerlich an Orthanc und ein Schauer jagte ihr über den Rücken, als sie an den armen ElfwÃne dachte, der vermutlich immernoch tot dort hing.
Nachdem die Elbin im Kampf gegen den Dämon ohnmächtig geworden war, hatte dieser sie über Wälder und Berge hinweg zu dieser schwarzen Festung geflogen. Helerin hatte sich währenddessen die ganze Zeit in ihrem Kleid versteckt. Als Lúthanen dann wieder zu sich kam, wurde sie gerade von dem Dämon abgeladen und an eine der Uruk-Wachen übergeben. Sie hatte geschrien, sie sollen sie loslassen, aber es nützte alles nichts und so befahl sie Helerin zu fliehen und Hilfe zu holen. Der bis dahin unentdeckte Vogel schoß auf den Befehl hin aus einer Falte ihres Kleides hervor und verschwand in der Ferne.
„Jetzt lasst mich doch endlich runter, ihr Narren!“ schrie Lúthanen und zu ihrer Überarschung wurde sie tatsächlich zu Boden gelassen. Die beiden Uruks trieben sie weiter, eine Treppe hinauf, dann einen langen Gang entlang, wieder eine Treppe hinauf... Irgendwann waren sie dann an ihrem Ziel; den Gefängnisstrakt.
Lúthanen wurde ein Stück des Ganges, der zwischen den einzelnen Zellen und Käfigen lag, entlang geschleift, bevor man sie in einen rostigen Käfig sperrte. „Das werdet ihr noch bereuen, ihr Scheusale!“ meinte sie. Erst jetzt bemerkte sie das in der Zelle ihr gegenüber ein Mann, einsam und verlassen, in ihre Richtung starrte. Er hatte goldenes Haar und trug einen Fetzen, der wohl irgendwann einmal ein richtiges Kleidungsstück gewesen war.
Sie schauten sich gegenseitig an, erschrocken und doch gleichzeitig erfreut.
So begegneten sich zum ersten Mal Leinad und Lúthanen. Der elbische Befehlshaber war der erste Elb, den das junge Mädchen je zu Gesicht bekam.
„Ich grüße euch, mein Herr.“ sagte sie zögerlich.
„Ich euch auch. Ihr seid eine meines Volkes, richtig? Ich hätte nicht gedacht noch einmal jemanden von uns zu sehen.“ sprach Leinad mit schwacher und müder Stimme.
„Wie kommt ihr hier her?“ fragten die beiden Elben gleichzeitig. Die Spur eines Lächelns zeigte sich auf Leinads Gesicht und die beiden erzählten sich gegenseitig, was sie erlebt hatten und wie sie in diese missliche Lage gekommen waren. Als sie endeten, war jeder dem anderen anders gegenüber eingestellt.
„Nun... wie sollen wir hier rauskommen?“ fragte Lúthanen schließlich, nachdem sie einen Moment lang geschwiegen hatten.
„Ich weiss nicht, ich habe die Hoffnung schon seid einiger Zeit aufgegeben. Ich glaube, wir werden hier drinne sterben, zu Mandos Hallen aufbrechen.“
„Hoffnungslosigkeit, ein schreckliches Gefühl.“ seufzte Lúthanen. „Könnt ihr mir erzählen, wer Mandos ist?“
„Mandos ist einer der Valar, der Götter, wie sie die Menschen nennen. Sie sind die obersten Mächte, angeführt von Manwe und seiner Frau Varda, die wir Elben mehr als alles andere verehren, als Elbereth.
Nachdem ein Elb oder Mensch stirbt kommt seine Seele in die Hallen Mandos, wo sie viele Jahre verweilt ehe sie sich irgendwann ein neues Leben sucht. In manchen Fällen wird eine Seele umgehend in ihren Körper zurückgeschickt. Dies war aber bisher nur vier Mal der Fall. Und die Personen, denen dies passierte wirken dann aktiv am Schicksal Mittelerdes.
Faszinierend, nicht wahr?“ endete Leinad.
„Ja, sehr. Ich wünschte, ich wäre so normal wie ihr, aber ich bin es nicht... keine Sorge es wird Hilfe kommen, wir dürfen nicht aufhören zu hoffen, es gibt dort draußen jemanden der uns zur Hilfe eilen und uns unterstützen wird, oder zumindest hoffe ich das.“ fügte sie leise hinzu. Dann drehte sie sich um und schlief ein.
An einem ganz anderen Ort herrschten nun Zerstörung. Überall lagen Leichen von kleinen, menschenähnlichen Halblingen und darüber thronte ein finsteres Wesen...
Leinad:
Eldarion saß auf seinem steinernen Thron und ließ seinen Blick durch die weite Halle schweifen. Sein Vater, König Elessar, war vor einigen Tagen gestorben und wenige Tage später hatte sein Sohn die Krone, das Zepter und Barahirs Ring entgegen genommen und war so mit der neue König Gondors und Arnors geworden.
Plötzlich sprang die Tür zur Halle auf und Findegil, Eldarions Schreiber kam herein gestürmt.
„König! Soeben kam ein Vogel geflogen. Er zwitschert aufgeregt und schlägt, wie wild mit den Flügeln.“
„Naja, und was ist damit? Er wurde vielleicht von einem größeren Raubvogel gejagt, das ist nichts ungewöhnliches.“ sagte Eldarion.
„Eure Mutter hält es für ungewöhnlich. Sie versorgt und spricht mit ihm.“
„Tatsächlich?“
„Jawohl, Herr.“
Arwen streichelte sanft über das blaue Gefieder des aufgeregten Vogels, der erst vor wenigen Augenblicken, vollkommen aus dem Häuschen, eingetroffen war. Sie trug ein langes weißes Kleid und ihr schwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht. Sie war, so sagte man, das Ebenbild Lúthiens, des schönsten Kindes Ilúvatars.
Arwen beugte sich leicht vor und flüsterte einige Worte in der elbischen Sprache, woraufhin sich der Vogel langsam beruhigte. Dann fing er an zu zwitschern – es war ein schnelles und für menschliche Ohren unverständliches Gepiepse, aber die Elbin schien ihn verstanden zu haben.
„Elanor, komm schnell her!“ rief sie mit sanfter Stimme. Daraufhin erschien eine von Arwens Töchtern. Elanor hatte langes, weißes Haar und dunkle braune Augen. Sie war eine hervorragende Heilerin und liebte die Musik.
„Was ist geschehen Muttter?“ fragt sie aufgeregt.
„Dieser Vogel kam gerade hier an. Versorge ihn und singe ihm deine schönsten Lieder! Ich muss mit deinem Bruder sprechen.“
Damit endete sie und rauschte davon. Auf dem Weg zur Halle kam sie am weißen Baum Gondors vorbei. Ihr vor kurzem verstorbener Mann, Aragorn, hatte seiner Zeit einen Sämling des weißen Baumes, den einst Isildur in Minas Arnor gepflanzt hatte, gefunden und neben dem Hofbrunnen Minas Tirith´s eingepflanzt. Er war wunderschön anzusehen und stand in voller Blüte.
Der Anblick erinnerte Arwen an ihren geliebten Ehemann und sie hielt einen Moment inne, ehe sie sich wieder auf den Weg zu ihrem Sohn machte. Als sich die Tore zum Thronsaal öffneten schaute ihr König Eldarion entgegen.
„Eldarion, ich muss mit dir reden. Es gibt jemanden der unserer Hilfe bedarf.“ sagte sie ohne Umschweife.
„Und wer soll das sein, Mutter? Wenn jemand in Gefahr ist werde ich ihm zur Hilfe eilen.“ sprach Eldarion und offenbarte damit, seinen noch etwas kindlichen Übermut.
„Es ist jemand in Gefahr, das stimmt, aber ich fürchte das sie großen Mächten gefangen gehalten wird. Der kürzlich hier eingetroffene Vogel, welcher sich mir als Helerin zu erkennen gab, berichtete mir von einem jungen Mädchen meines Volkes, das in großer Gefahr schwebt. Sie soll in einer dunklen Festung gefangen gehalten werden. Ich weiss, dass es ein wenig überstürzt ist, aber ich denke wir sollten dem Mädchen zur Hilfe eilen. In letzter Zeit plagen mich schreckliche Träume von dunklen Dingen und ich befürchte, das sie schon bald wahr werden, wenn wir nichts unternehmen.“ berichtete Arwen und kam sich dabei vor wie eine Dienerin, obwohl sie mit ihrem Sohn sprach.
„Soetwas zu tun ist wirklich sehr überstürzt, Mutter. Ich kann die Menschen Gondors nicht in Aufruhr versetzen, wenn es in Wahrheit keine Gefahr gibt.“
„Eldarion, du solltest nicht so eigensinnig sein, wie es die Könige Numenors waren, ansonsten wirst du genauso wie sie untergehen. Ist dir denn nocht gar nicht aufgefallen, dass wir seid Tagen keine Meldungen mehr aus Rohan, oder von den Dunedain im Auenland bekommen haben? Kommt dir das nicht seltsam vor? Es ist etwas im Gange, das spüre ich. Wie müssen etwas unternehmen!“ sagte Arwen streng.
„Und was? Was soll ich tun? Ich kann nicht einfach das ganze Heer Gondors versammeln und in das Nichts reiten.“ Der Ton des Königs wurde langsam lauter.
„Selbst wenn es nichts zu befürchten gibt, solltest du Boten nach Rohan und Eriador senden. Und wenn du mir nicht glaubst, werde ich mich alleine auf den Weg machen und das elbische Mädchen suchen, von dem mir Helerin erzählt hat.“
„Mutter, beruhige dich!“
„Ich bin ruhig, ganz im Gegensatz zu dir, mein Sohn. Also, wirst du jemanden aussenden?“ fragte Arwen. Sie war tatsächlich vollkommen ruhig.
„Ich werde Reiter nach Rohan und Eriador schicken, aber ich werde nicht nach etwas suchen von dem ich nicht sicher bin das es existiert.“
„Nun... dann wird das hier ein Abschied.“ meinte Arwen leise. Dann drehte sie sich um und ging. Hinter ihr hörte sie noch wie ihr Sohn lauthals protestierte, doch sie beachtete ihn gar nicht. Er ist stark, aber unheimlich stur. Ich hoffe er macht nicht die selben Fehler, wie seine Vorfahren.
Es wurde Abend und Minas Tirith schimmerte weiß, in der untergehenden Sonne. Die riesige Stadt war in sieben Ebenen eingeteilt und wurde von einem mächtigenn steinernen Keil durchtrennt. Auf der höchsten Ebene befanden sich der Thronsaal, der weiße Baum und der große Turm Ecthelions, der wie ein Stachel aus Minas Tirith herrausragte.
Noch an diesem Tag ritt Arwen UndomÃel, in einen violetten Umhang gehüllt aus der Stadt und sollte nicht mehr lebend wiederkehren...
Leinad:
Die Sonne stieg langsam auf und durchflutete die Welt ein weiteres Mal mit Licht. Arwen hatte seid ihrem Aufbruch nicht mehr geschlafen. Helerin, der Eisvogel, war kurz nachdem die Elbin aufgebrochen war, zu ihr gestoßen und folgte ihr nun. Die beiden würden bald den Grenzbereich zwischen Gondor und Rohan erreichen und so endlich in Erfahrung bringen, was dort los war.
Arwen stieg von ihrem Schimmel ab und begutachtete die Umgebung. Vor ein paar Stunden war ihr erst in den Sinn gekommen Helerin nach dem Verbleib Rohans und seiner Bewohner zu befragen. Der Vogel hatte ihr von einem Überfall der Ostlinge und der Gefangenschaft der Menschen Rohans berichtet. Dies beunruhigte Arwen, sie hatte recht behalten; es gab wieder eine Gefahr. Allerdings hatte sie ,als sie das gesagt hatte, eher weniger die Ostlinge gemeint.
Nachdem der Sonnenaufgang schließlich vorbei und Arwen sich und Helerin versorgt hatte, stieg sie wieder auf ihr Pferd auf und ritt los. Weit kam sie allerdings nicht, denn als sie über einen steilen Hügel ritt konnte sie schon aus weiter Ferne eine kleine Gruppe von Gestalten erkennen, die sich immer mehr näherte.
Was soll ich tun? Sind es Feinde, oder gar Freunde? Ich weiss es nicht, Verstecken sollte fürs erste das richtige sein. beschloss sie und ritt auf eine nahe gelegene Baumgruppe zu, wo sie sich, Helerin und ihren Schimmel vor den Augen der nahenden Gruppe verbarg.
„Hätten wir nicht einfach in euren Düsterwald gehen können, um dort Hilfe anzufordern?“ fragte Brûlk. Der heißblütige Zwerg war in den letzten tagen zunehmend mürrisch geworden und stellte immer zu Fragen.
„Sorgt euch nicht, Brûlk. Ich habe jeweils einen Boten zum Erebor und nach Düsterwald geschickt. Unsere Völker werden von unserer Lage und der ganz Mittelerdes erfahren.“ sagte Gelron.
„Ja, ich weiss“, erwiderte Brûlk, „aber da hier alle so still geworden sind, musste doch mal wieder jemand etwas sagen.“ endete der Zwerg und fing an zu lachen. Die anderen seines Volkes stimmten mit ein und sogar auf den Gesichtern der Elben zeigte sich ein Grinsen. Plötzlich nahm Gelron eine Bewegung wahr.
„Was ist?“ fragte Brûlk wieder ernst.
„Ach nichts, ich dachte ich hätte etwas gesehen.
Die Gruppe durchquerte gerade eine weite Ebene. Sie hatten vor zwei Tagen Edoras hinter sich gelassen. Keiner der Zwerge oder Elben war jemals zuvor dort gewesen und so kannten sie nicht die Menschen Rohans; Und so fiel ihnen auch nicht die List der Ostlinge auf, welche sich in normale Kleidung gesteckt hatten und so taten als würden sie aus Rohan kommen.
Vor der Gruppe lag noch der weite Weg nach Minas Tirith, wo sie auf Geheiß Melians mit dem König sprechen sollten. Ein großer Hügel tat sich nun vor ihnen auf und daneben stand eine kleine Baumgruppe.
Die Gestalten waren jetzt schon sehr nahe, doch Arwen war alt. Ihre elbischen Augen funktionierten nicht mehr so wie früher, auch wenn ihr noch immer jugendliches Aussehen nicht darauf schließen ließ. Vor einiger Zeit hatte sich die Elbin, aus Liebe, für ein sterbliches Leben an der Seite Aragorns, des Dunedain, entschieden. Sie war die Tochter Elronds, einem der mächtigsten Elben aller Zeiten und wie er stammte auch sie zum gleichen Teil von Elben und Menschen ab. Sie war also eine Halbelbin und jedes Geschöpf dieser Sorte musste sich eines Tages für das Leben der Unsterblichen, oder das der Sterblichen entscheiden. Arwens Vater Elrond hatte sich seiner Zeit für ein elbisches Leben entschieden, sein Bruder Elros dagegen für ein menschliches, wodurch er zum Stammvater der Numenorer wurde.
Doch das war schon eine weit zurückliegende Zeit, jetzt war die Gegenwart wichtig. Arwen konnte jedes Mitglied der Gruppe erkennen und atmete freudig auf, ehe sie aus der Baumgruppe heraustrat und sich den Reisenden offenbarte.
Gelron und Brûlk standen erstaunt nebeneinander. Soeben war eine bildhübsche Frau förmlich aus dem nichts erschienen.
Gelron schluckte: „Ich grüße euch, Frau?“
„Mein Name ist Arwen UndomÃel und ich grüße euch ebenfalls.“ sagte sie vergnügt.
„Arwen UndomÃel? Unglaublich erst vor ein paar Tagen begegneten wir der Maia Melian und jetzt auch noch der Königin von Gondor. Doch sagt, hohe Frau, was sucht ihr hier ganz alleine in der Wildnis?“ fragte Gelron überrascht.
„Ich bin auf dem Weg nach ...“ Arwens stimme erstarb in plötzlichem Geschrei. Ostlinge stürmten auf die kleine Gruppe zu. Sie waren aus Edoras gekommen, da ihr Anführer im nach hinein beschlossen hatte, dass es zu gefährlich sein könnte die Elben und Zwerge frei herumlaufen zu lassen.
Ich habe mich also doch nicht geirrt, als ich an nahm eine Bewegung gesehen zu haben. dachte Gelron wütend. Dann schrie er: „Bringt die hohe Frau in Sicherheit! Der Rest kümmert sich mit mir um diese Feiglinge!“
Daraufhin rannten die ersten Elben auf die herannahenden Ostlinge zu und schossen noch während des Laufens ihre Pfeile ab. Normaler Weise wären sie stehen geblieben um das zu tun, aber ihr Ziel war es die Distanz zwischen den Angreifern und den Verteidigern schnellst möglich zu verringern, um den Feind so von Arwen fern zu halten.
Schwerter knallten klirrend und funken sprühend an einander, mächtige Keulen zerschmetterten Schilde, leblose Körper sanken zu Boden und über dem Kampf herrschten Kampfschreie der Zwerge und Ostlinge.
Gelron wich gerade einem heran sausenden Speer aus, packte daraufhin den Angreifer und stieß im sein Schwert in die Kehle. Er hatte kaum Zeit zum Atmen, als auch schon der nächste Ostling brüllend auf ihn zu gerannt kam, doch auch diesen streckte er mit elbischer Leichtigkeit nieder. Darauf folgten noch weitere Opfer, seitens der Ostlinge und nur wenige der Zwerge und Elben. Doch schließlich war der Kampf zu Ende und die ruhmreichen Gewinner waren die Elben des Düsterwaldes und die Zwerge des Erebor, welche sich gegenseitig anerkennend auf die Schulter klopften, oder verwundete versorgten.
„Wo ist Frau Arwen?“ fragte Gelron, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte.
„Herr, sie sagte, dass sie noch etwas zu tun habe und ist davon geritten.“ antwortete ein in der Nähe stehender Soldat.
„Was? Das ist nicht gut. Was hat sie sich nur dabei gedacht? Ich hoffte eigentlich ein paar Informationen über das vor uns liegende zu bekommen. Aber naja, sie muss ihre Gründe dafür haben. Allerdings ist es trotzdem schade und ich hoffe das ihr auf ihrem weiteren Weg nichts zustößt."
Und das stimmte, Arwen hatte sich durchaus etwas bei ihrem Verschwinden gedacht. Was wäre wenn sie da geblieben wäre und sie den Kampf verloren hätten? Sie wäre natürlich gefangen genommen, oder getötet worden. Leider kannte sie den Ausgang der Schlacht nicht und konnte Gelron nicht mehr von ihrem Ziel berichten, aber das war jetzt unwichtig. Sie setzte ihre Reise fort...
Leinad:
Die Schnitte und anderen Wunden die man Leinad zugefügt hatte schmerzten höllisch an diesem Tag. Auch Ungolianth hatte das bereits bemerkt und den Befehl gegeben Leinad am Nachmittag in einen separaten Raum zu bringen, um seine Wunden versorgen zu können. Wieso? Wieso wollen sie nicht, dass ich sterbe? fragte sich Leinad. Er war von Geburt an ein gutgläubiger Elb gewesen, aber das Orks und andere finstere Wesen sich nun um Kranke und Verletzte kümmerten, konnte und wollte er nicht wahr haben.
Die eiserne Zellentür wurde aufgeschlossen und geöffnet. Es war soweit, gleich würde Leinad zum ersten Mal den Ort, an dem er gefangen war, sehen. Als der Elb sich unter Schmerzen erhob und in den Gang nach draußen trat konnte er gerade noch einen Blick auf die junge Lúthanen erhaschen. Sie war noch nicht so lange wie Leinad gefangen und noch ein Kind; Das wenige an Essen und vor allem die Abwesenheit von Freunden bedrückten sie. Der elbische Befehlshaber konnte das Mädchen verstehen, denn auch er kannte diese Gefühle, doch viele Jahrhunderte harten Trainings und oftmals hoffnungsloser Situationen hatten ihn gelehrt so etwas nicht zu zeigen.
Eine Uruk-Wache packte Leinad und schob ihn brutal hinter sich her. Die schmutzige Hand der Wache strich immer wieder über einen langen Schnitt und verschmutze sie so nur noch mehr. Leinad hätte aufschreien können, doch er hatte nicht vor irgendjemandem so Genugtuung zu verschaffen und unterdrückte es.
Ein eiserner Korridor folgte dem nächsten, ehe sie an ihrem Ziel angekommen waren. Die Tür zu dem Raum, den sie nun betraten war überraschender Weise aus Holz, genau so wie auch die Möbel in dem Zimmer. In der Mitte stand ein Art Tisch, der für Leinad eher wie eine Streckbank aussah. Der geruch von Eisen lag in der Luft und Leinad konnte auf dem Boden Stellen von getrocknetem Blut erkennen.
Der Uruk schmetterte Leinad mühelos auf den großen Holztisch und sah ihn spöttisch an. Er hatte eine große Bäule auf dem Kopf, die von Lúthanens Aufstand bei ihrer Gefangennahme her rührte, und seine bläuliche Haut schimmerte, wenn das Licht der Fackeln, die an den Wänden hingen, auf sie traf.
Plötzlich sprang die hölzerne Tür auf und Ungolianth kam herein geschritten. Sie hatte ein dunkel-violettes Kleid an und trug ihre gewohnte Rubinkette. Sie bedeutete dem Wachmann zu verschwinden und näherte sich nun Leinad.
„Und wie geht es uns?“ fragte sie.
„Bestens, aber ich glaube wenn ihr mich frei lassen würdet würde es mir noch hundert Mal besser gehen.“ antwortete Leinad.
„Tja, das war leider die flasche Antwort.“ Sie zog ihren hässlichen Dolch und rammte ihn in Leinads, sowieso schon geschundenen Körper. Blut spritzte und tropfte zu Boden. Leinad schrie auf: „Ich dachte, das ich hier behandelt werden sollte.“
„Ja, das sagt mein Meister. Allerdings habe ich mir vorgenommen, noch etwas mit dir zu spielen.“ sagte Ungolianth mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht.
Zwei Stunden vergingen und Leinads entblößter, muskulöser Oberkörper war vollkommen mit Blut verschmiert und wies zahlreiche kleinere und größere Schnitte auf. Der Schweiß, der an seinem Körper herunterlief erhöhte den Schmerz noch einmal.
„So, ich denke das reicht... fürs erste.“ meinte Ungolianth. Dann zog sie eine kleine Phiole hervor. Eine schwarze Flüssigkeit schwamm in ihr. Ungolianth öffnete das gläserne Gefäß und ließ die darin befindliche Flüssigkeit über Leinads Körper laufen. Es brannte höllisch und Leinad musste laut aufschreien, ehe ihm schwarz vor Augen wurde.
Lúthanen war erschrocken. Sie hatte soeben einen lauten Schrei gehört und meinte darin die Stimme des Elben erkannt zu haben. Was ist ihm geschehen? Hat man ihn etwa...?
Die beiden Uruk-Wachen brachen in schallendes Gelächter aus: „An dem seiner Stelle wäre ich jetzt auch nicht gerne.“ meinte der Eine.
„Ja, ich auch nicht. He, du da!“, er wies auf Lúthanen. „Du wirst auch noch drankommen.“
„Hört auf! Ist es euch denn vollkommen egal das er Schmerzen leidet?“ fragte das Mädchen aufgeregt.
„Ähm... nunja, eigentlich schon.“ Erneut gaben sich die beiden Wachen ihren Lachanfällen hin.
„Ihr seid schreckliche, widerliche Kreaturen... Ihr verdient es nicht zu leben!“ sagte Lúthanen mit plötzlich veränderter Stimmer. Ihre Augen leuchteten gelb und ihre Gesichtzüge waren seltsam entstellt.
Plötzlich brach ein in der Nähe stehendes Wasserfass auseinander und die Flüssigkeit darin schoss auf die beiden Wachen zu und zerbeulte ihnen die Rüstungen so stark, dass ihre Lungen eingequetscht wurden und sie elendig erstickten. Dann ließ Lúthanen das Wasser in Wellen über den Boden schwappen, sodass die Zellenschlüssel, welche eine der Wachen verloren hatte, über den Boden zu ihr hin geschwemmt wurden. Als ihr Käfig geöffnet und Lúthanen frei war machte sie sich auf den Weg.
Jeder der sich ihr in den Weg stellte wurde von den sie umgebenen Wassermassen erdrückt. Schließlich kam sie zu einer hölzernen Tür und sprengte sie mühelos auf. Ungolianth stand dort vollkommen erschrocken und verwirrt. Dann wurde es dunkel im Zimmer; Die Frau hatte alles Licht, bis auf das von Lúthanens Augen, aufgesogen. Das elbische Mädchen ging einige Schritte weiter und stieß schließlich auf eine haarige Oberfläche. Die Riesenspinne Ungolianth stand in ihrer wahren Gestalt vor ihr.
Im nächsten Moment zischte ein giftiger Stachel in Lúthanens Richtung, doch sie konnte gerade noch ausweichen. Dann konnte man überall in der Festung Fässer platzen hören. Nach ein paar Sekunden des ängstlichen Wartens brachen plötzlich gewaltige Wassermassen in den Raum ein und schleuderten alle Möbel, Ungolianth und Leinad gegen die steinernen Wände.
Das Licht in Lúthanens Augen verlosch und sie sah, was sie angerichtet hatte. Ungolianth lag zusammengebrochen in der Ecke und das ganze Zimmer war nass. Dann regte sich etwas und Leinad erhob sich. Lúthanen wich erschrocken zurück, denn der Elb hatte keinerlei Wunden mehr.
„Was ist geschehen?“ fragte er verwirrt.
„Ich weiss es nicht und es ist auch egal. Wir müssen fliehen solange wir die Chance dazu haben!“ Daraufhin packte sie Leinads muskulösen Unterarm und zog ihn mit sich. Sie waren auf der Flucht und im Begriff diesen schrecklichen Ort endlich hinter sich zu lassen...
Leinad:
Der halbnackte Leinad und Lúthanen stürmten Gang um Gang, Treppe um Treppe weiter, ohne überhaupt zu wissen, wo sie waren und wo sie denn hin wollten. Plötzlich stellte sich ihnen ein, in eine Lederrüstung gehüllter, Ork entgegen. Leinad reagierte blitzschnell. Er ließ sich während des Laufens fallen und glitt über den eisernen Boden zwischen den Beinen des Orks hindurch, richtete sich auf der anderen Seite wieder auf und packte das Scheusal. Ein paar brutale Schläge und einige Blutspritzer auf der Wand später eilten sie auch schon wieder weiter und ließen den toten Ork zurück. Leinad hatte ihn seines Krummsäbels entledigt und tötete mit dessen Hilfe einige andere Orks und Uruks, die sich den beiden Elben auf ihrer Flucht, entgegen stellten.
Schließlich erreichten sie eine Tür und stießen sie auf. Lúthanen erinnerte sich: „Das ist der Hof, von dem aus ich in die Festung gebracht wurde. Allerdings weiss ich nicht wie wir hier wegkommen sollen.“
Hastig schaute sich Leinad nach einem Fluchtweg um. Der einzigst möglich gewesene Aussweg wäre wohl das Tor gewesen, doch das ließ sich nicht von zwei Personen alleine öffnen.
„Ich höre etwas.“ meinte Lúthanen plötzlich und ihr Gesicht hellte sich auf. Tatsächlich konnte man ein leises Gezwitscher vernehmen, welches seinem Besitzer weit vorausgeeilt zu sein schien. „Das ist Helerin, ich erkenne seine Stimme.“ sagte das elbische Mädchen glücklich.
„Ich hoffe er hat Hilfe dabei.“ meinte Leinad.
Weitere Minuten verstrichen ohne das Helerin auftauchte. Plötzlich war ein grausamer Schrei zu hören: „Haltet sie auf! Fangt sie, oder tötet sie, los!“ Ungolianth war wohl wieder bei Bewusstsein und versetzte nun die ganze Festung in Aufruhr. Dann kam endlich Helerin angeschossen, allerdings nicht alleine, was Lúthanen hoch erfreute und gleichzeitig beunruhigte, denn der Eisvogel wurde von nur einer Person begleitet.
Arwen ritt schneller als der Wind, immer bloß dem Vogel hinterher. Schließlich fand sie sich vor einem riesigen Tor wieder, etwas breiter als das Minas Tirith´s und höher noch als das einstige schwarze Tor Mordors. Es war zweifelsohne ein überwältigender Anblick.
Helerin hatte Arwen über Berge und verborgene Pässe, die sie nicht kannte, bis hin zu der schwarzen Festung geführt und nun kamen sie nicht weiter. Was sollen wir jetzt bloß tun? Dieses Tor ist zu groß und vor allen Dingen zu schwer, um es alleine öffnen zu können. dachte sie.
Leinad war erstarrt. Überall konnte man die aufgeregten Schritte der Orks und das laute Aufstampfen der Uruks hören. Sie würden bald in den Hof kommen und dann wären Leinad und Lúthanen verloren, das wussten sie.
Plötzlich hörte man etwas durch die Luft sausen und der elbische Befehlshaber rief: „Aus dem Weg!“ gerade noch konnte er Lúthanen packen und mit sich ziehen, als auch schon auf der Stelle, an der sie gerade eben noch gestanden hatten, ein gigantischer Felsbrocken, unter lautem Rumpeln, aufschlug. Das elbische Mädchen war vollkommen geschockt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des steinernen Hofes stand eine große Kreatur. Die graue Haut des Ungeheuers war verhornt und faltig. Es war ein Gebirgstroll, ein schreckliches Wesen, dumm, aber stark und sehr gefährlich.
Leinad zog sich wieder auf die Beine und schaute seinem neuen Feind entgegen. Dann lief er blitzschnell auf das Ungetüm zu, das orkische Schwert in der Hand. „Geh weg von dem Tor!“ rief er Lúthanen zu. Bei dem Troll angekommen wich er dem Schlag einer seiner massigen Fäuste aus und zog sich an ihr hoch. Er setzte auf die Schultern des Ungetüms und zog dessen Kopf ein wenig nach oben, sodass es die nähere Umgebung nicht mehr wahr nehmen konnte.
Es war ein seltsamer Anblick, wie der halbnackte Elb dort auf einem riesigen Gebirgstroll ritt. Lúthanen schaute sich das komische und dennoch schreckliche Schauspiel aus einem verborgenen Winkel des Hofes an. Dann strömten plötzlich Massen von Orks und Uruks in den Hof und erschraken als sie Leinad und den Troll miteinander ringen sahen. Doch diese Schock verflog rasch und die ersten schwarz gefiederten Pfeile trafen die Haut des Trolls, glücklicher Weise jedoch nicht die Leinads.
Jetzt wurde die große Kreatur erst recht wütend und stolperte unbeholfen durch die Mengen an Orks und Uruks, wobei er die ein oder andere der Kreaturen zertrampelte. Leinad versuchte den Kopf des Trolls in eine bestimmte Richtung zu ziehen und es gelang ihm auch; Das große Monster rannte nun in Richtung Tor. Bumm! Splitter flogen durch die Gegend, als der Troll einen Teil des Tores zerschmetterte.
Arwen dachte sie habe sich versehen, aber nein aus dem großen Tor schaute ihr tatsächlich ein Trollgesicht entgegen. Dann hörte sie einen Ruf: „Los, Lúthanen lauf! Schnell bevor man das Tor wieder versperrt.“ Es war eine männliche Stimme und sie klang äußerst angestrengt.
Dann sah Arwen wie sich ein kleines Mädchen durch den zerstörten Teil des Tors zwängte und auf sie zu gerannt kam. Ihr Gesicht sah vollkommen erschöpft aus.
Leinad sprang von dem Körper des Trolls herunter und rannte auf das teilweise zerstörte Tor zu, doch gerade als er dort angekommen war griffen mehrere raue Hände nach ihm und hielten ihn zurück. Der Elb klammerte sich fest. Lúthanen stand außerhalb der Festung neben einem Pferd mit dessen Reiter. Dann rannte sie plötzlich auf ihn zu.
„Halt! Lauf schon, ich komme hier raus, aber nun geh!“ Leinad sah noch die Tränen in den Augen des Mädchens, dann wurde er weg gezerrt.
„Komm schnell, wir müssen uns beeilen!“ rief Arwen dem elbischen Kind zu. Lúthanen weinte und schien äußerst kraftlos zu sein. Die Tochter Elronds packte sie und zog sie vor sich in den Sattel. „Keine Sorge, wir werden wiederkommen.“ flüsterte Arwen Lúthanen ins Ohr und ritt davon...
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