Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Eigene Geschichten
Meine erste Geschichte
Leinad:
Leinad erwachte auf dunklem kühlen Grund. Das einzigste an das er sich erinnern konnte war das schreckliche Ungeheuer und der plötzlich hereingebrochene Schmerz, in seinem Kopf. Aber wie der Befehlshaber langsam wieder zu sich kam, erkannte er dass er bereits einige Tage und Nächte hinter sich haben musste. Das beunruhigte ihn und er sah an sich hinab. Er trug nur ein paar Stofffetzen, seine Rüstung und sein Schwert waren ihm weggenommen worden.
Wo bin ich bloß? dachte er und massierte seine Schläfen. Er hatte starke Kopfschmerzen und ihm war schwindellig.
Ein einzelnes Fenster schenkte der kleinen Zelle, in der Leinad lag, Licht, doch auch draußen schien es davon nicht viel zu geben. Der Elb dachte eine Zeit lang nach, dann stand er auf und ging zu den eisernen Gitterstäben die seine Zelle vom Korridor trennten. Er war wohl in einem Gefängnisdistrikt gelandet, denn er konnte durch die Finsternis hindurch noch andere Käfige erkennen.Die Luft war stickig und verschmutzt von giftigen Dämpfen.
Leinad schaute sich weiter um und erspähte zwei große Gestalten; zwei Uruks. Sie trugen schwere Eisenpanzer und Schlagschwerter, die am oberen Ende mit einem Zacken versehen waren, um Gegner damit leicht aufspießen zu können. Es waren grausame Waffen und die Brutalität mit der die menschenähnlichen Uruks sie schwangen, machte sie zu einem gefährlichen Feind.
Just in diesem Moment schaute einer der Uruks zu Leinad auf und grunzte kurz auf, bevor er auf ihn zu kam.
„Und, gut geschlafen?“ knurrte er verächtlich.
„ Das interessiert dich doch gar nicht, Kreatur. Wo bin ich und wie bin ich hier her gekommen?“
„ Du hast hier niemandem Fragen zu stellen, denn hier herrschen wir und nicht du!“
Leinad blickte dem Uruk in die hässlichen Augen und sagte nichts mehr. Der Uruk lachte auf.
„Da fehlen dir die Worte, was?“
„Geh auf deinen Platz zurück, du hirnloses Stück Dreck!“ ertönte in diesem Moment eine kalte Stimme.
„Sehr wohl.“ sagte der Wachmann und verzog sich wieder. An seiner statt trat nun eine blasse und ausgemergelte Frau ins Licht. Sie trug ein schwarzes zerfetztes Kleid und eine Kette, in die ein riesiger dunkler Rubin eingearbeitet war.
Leinad erstaunte es an so einem Ort eine Frau anzutreffen.
„ Wer seid ihr?“ fragte er mit ruhiger Stimme.
Die Bewegung war ungeheuer schnell, so schnell das selbst Leinad sie nicht sehen konnte. Die Frau hatte ihm einen langen, aber nicht tiefen Schnitt zugefügt.
Sie lächelte hämisch. „ Dir wurde bereits gesagt, dass du nichts zu fragen hast, Narr!“
Leinad schwieg und schaute in ihre gänzlich schwarzen Augen.
„ Siehst du? Es geht doch. Nun... ich bin nur hier um dir etwas zu essen zu bringen, sonst fällst du ja noch vom Fleisch und das wollen wir ja nun wirklich nicht.“
„ Es ist eher unwahrscheinlich, dass ihr mir nur Essen bringen wollt, denn ihr seid ganz anscheinend eine Person von hoher Autorität. Also was wollt ihr?“
Leinad zuckte nicht einmal zusammen, als ihm die Frau eine weitere Wunde zufügte.
„ Ich bin Ungolianth, die Große. Ich hoffe das sagt dir etwas, wenn nicht wirst du noch genug über mich erfahren. Hier ist dein Essen.“ Sie warf ihm einen rohen Brocken blutigen Fleisches in die Zelle und verschwand so schnell wie der Wind.
Leinad war erstarrt. Ungolianth? Das ist unmöglich. Ich dachte sie wäre gestorben. Wenn sie hier ist, wer ist denn dann sonst noch alles an diesem finsteren Ort? Ich muss hier weg, bevor noch etwas schlimmes passiert.
So traf der elbische Befehlshaber zum ersten, aber nicht letzten Mal auf Ungolianth, die Mutter aller Riesenspinnen, die einst Morgoth persönlich geholfen hatte und deren Hunger nach der Kraft des Lichtes unersättlich war.
Zur selben Zeit passierten in ganz Mittelerde merkwürdige Dinge; Zwerge und Elben bildeten eine Einheit, um einen verlorenen Freund zu retten, König Elessar starb an seinem schon hohen Alter, Rohan wurde von einer großen Armee Ostlinge angegriffen und im Auenland fielen Orks in Führung eines gewissen dunklen Ungeheuers ein.
Das alles passierte, während Leinad alleine in einer eisernen Zelle lag und hoffte...
Leinad:
Es war eine ruhige, schöne, sternenklare Nacht, die über den Landen von Rohan lag. Alles schien friedlich. Hier und dort wieherte ein Pferd oder mähte ein Schaf. Edoras war auf einem großen Hügel gelegen und wurde von einem Erdwall und einer Steinmauer geschützt.
Auf dem Wehrgang patrouillierten in regelmäßigen Abständen Soldaten entlang, doch in letzter Zeit und mit dem gekommenen Frieden wurde man unvorsichtig. So kam es, dass die zuständigen Wachen gerade in dieser Nacht gemeint hatten, ihre Pflicht vernachlässigen zu können.
Schwere Stiefel traten das Symbelmyne, auf den Grabhügeln, der Könige Rohans nieder, als die ersten Krieger der Ostlinge auf das weite Feld vor Edoras traten.
Zwei schnelle Schatten sausten aus der riesigen Armee hervor auf die Mauern Edoras´zu und liefen sie hinauf. Ein paar unruhige Momente vergingen, dann öffnete sich das Stadttor von Edoras lautlos. Die Soldaten marschierten ein...
Lúthanen, ein elbisches Mädchen, welches am Vortag in Begleitung eines Eisvogels in Rohan eigetroffen und dort voller Verwunderung und Erstaunen aufgenommen worden war, saß auf dem Dach eines Hauses und schaute zum Mond hinauf.
Sie trug ein hellblaues Kleid und ihre dunkelbraunen Haare hingen ihr, zu einem langen Zopf geflochten, von der Schulter. Für einen Menschen hätte sie wie ein 12-jähriges Kind gewirkt, doch in Wirklichkeit war sie bereits 30 Jahre alt.
Plötzlich bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung. Von ihrem Dach aus hatte sie eine gute Aussicht auf Edoras. Lúthanen erstarrte; Das Tor der Stadt stand offen und erst jetzt bemerkte sie, dass sich eine große dunkle Masse vor der Hügelstadt aufgestellt hatte.
Das Mädchen wurde von der Angst gepackt. Ich muss diese Menschen warnen!
Leichtfüßig hüpfte sie von ihrem Dach auf die darunter liegende Straße und eilte hinauf zur goldenen Halle, dem Herrschaftssitz der Könige Rohans.
Bevor sie die Tür erreichte bemerkte sie zwei Männer davor stehen. Vermutlich sind es nur die Wachen... Aber irgendetwas sagt mir das ich vorsichtig sein sollte.
Anstatt den direkten Weg weiter zugehen, beschloss sie sich einen längeren, aber dafür unauffälligeren Pfad, durch die Gassen der Stadt, zu nehmen. Lúthanen zischte ihrem Vogel, der sie wie immer begleitete, ein paar Worte zu, worauf sie sich von einander trennten. Kurz darauf kam er auch schon wieder von seinem Flug zurück und flüsterte der jungen Elbin etwas ins Ohr.
Mmh... Es sind also keine Rohirrim, oder Menschen dieses Landes, die dort vor dem Tor wache stehen. Ich wusste doch, dass etwas nicht stimmt. dachte sie sich.
Bald war sie an der Seite der goldenen Halle angekommen und spähte um die Ecke. Schnell zog sie wieder den Kopf zurück, aus Furcht entdeckt zu werden, dann überlegte sie kurz und betrachtete dabei die große Halle. Schließlich fasste sie einen Entschluss und kletterte geschickt die Hauswand herauf, bis sie bei einem offen stehenden Fenster angekommen war. Elegant schwang sie sich hinein und fand sich in der königlichen Rüstkammer wieder.
Ihr Eisvogel, den sie selbst Heledir genannt hatte, blieb draußen, um sie rechtzeitig warnen zu können, falls eine Gefahr drohte.
Leise schritt Lúthanen aus der Kammer und folgte zielstrebig dem Weg zu den Gemächern König ElfwÃnes, dem Sohn der bereits verstorbenen LothÃriel und Eomer.
Sie klopfte leise an der Tür und wartete, von drinnen war kein Geräusch zu vernehmen. Dann öffnete sich ruckartig die Tür und der schon etwas ältere König trat hervor.
„Oh, ich grüße dich Lúthanen. Was suchst du denn hier zu dieser späten Stunde?“
Das Mädchen verbeugte sich höflich. „Ich bin hier um euch zu warnen, König der Menschen Rohans. Eine große Armee hat sich vor euren Toren gesammelt und bereits die Mauer unbemerkt überwunden. Sie müssten inzwischen schon an einigen Häusern vorbei gekommen sein.“
„Wie bitte? Ist das dein ernst?“ fragte der König vollkommen überrascht.
„Natürlich ist es mein ernst. Wir Elben würden niemals, ohne guten Grund, lügen.“
„Ehrlich gesagt glaube ich dir nicht, meine Kleine. Welchen Feind sollte es denn in dieser der Zeit des Friedens schon geben?“ fragte ElfwÃne und zog dabei eine Miene, wie jemand der von seinem Enkelkind hinters Licht geführt worden war.
„Ich spreche die Wahrheit! Es gibt immer noch Orks auf dieser Welt. Allerdings denke ich nicht das es sich hierbei um selbige handelt. Orks hätten sich schon früher verraten. Außerdem bin ich nicht eure Kleine! Denkt daran das ich älter bin als ich aussehe.“
„Aber sicher, meine Kleine.“
Lúthanen lief rot an.
„So, ich werde mich nun wieder zum Schlafen legen und das solltest du auch tun. Ich wünsche dir noch eine gute Nacht.“
Die Elbin wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich ein Mann auf sie zu gerannt kam. Ein Messer blitzte in seiner Hand auf und ein wahnsinniger Gesichtsausdruck zog sich durch seine Fratze.
Er stach nach vorne zu, doch Lúthanen schaffte es auszuweichen. Sie bückte sich unter ihm hinweg und schaute sich um. Ein Wasserschlauch hing an dem Gürtel des Attentäters.
Ein weiterer Angriff gegen das Mädchen traf ins Leere, doch genau dieser verschaffte der Elbin genug Zeit um an dem Mann vorbei zu schlüpfen und während dessen den Wasserschlauch zu öffnen.
Der Attentäter lachte auf, als er sah welch scheinbar unerheblichen Schaden sie ihm zugefügt hatte. Der König stand während alle dem fassungslos im Rahmen der Tür zu seinem Zimmer. Warum hilft er mir denn nicht? dachte Lúthanen wütend.
Eine Lache dreckigen Wassers breitete sich auf dem Boden aus. Der Mann stürmte ein weiteres mal auf die Elbin zu und genau in dem Moment, in dem das Messer sie getroffen hätte flog es in hohem Bogen aus der Hand des Angreifers.
Der Mann war vollkommen verwirrt und schaute Lúthanen verdutzt an. Sie stand da. Im nächsten Moment wurde der Attentäter von einem breiten Wasserstrahl getroffen und zu Boden geworfen.
Es war Lúthanens Fertigkeit, Wasser nach ihrem Willen zu formen, die das bewerkstelligt hatte.
Endlich griff König ElfwÃne in das Geschehen ein und trat dem am Boden liegenden kräftig ins Gesicht, wodurch sein Genick brach. Er war tot.
„Glaubt ihr mir jetzt?“ fragte Lúthanen ironisch.
„Wachen! Wachen!“ rief der König bloß als Antwort, doch niemand kam...
Leinad:
Sie waren jetzt schon mehrere Tage unterwegs und hatten bereits eine große Strecke zurückgelegt. Der Trupp aus Elben und Zwergen unter der Führung des Unterführers Gelron und des Karawanenleiters Brûlk wurde langsam müde, aber die Elben gaben den Gedanken an ihren Befehlshaber nicht auf und schritten immer weiter voran. Und da die Zwerge den Elben keinerlei Schwäche zeigen wollten gingen auch sie ohne Einwände weiter.
Am Anfang hatte Gelron bedenken, als er hörte das Brûlk sie begleitete, doch als er erfuhr das dieser ein gestandener Krieger war und schon so manches Orkleben beendet hatte, war er einverstanden und sogar ein wenig froh einen Zwerg dabei zu haben, der nicht so viele Vorurteile gegenüber den Elben hatte.
Vor einigen Tagen war die Schar vom Erebor aus aufgebrochen, nachdem sie erfahren hatten in welcher Richtung sich ungefähr ihr Freund befand.
Ihr Weg führte sie weit in den Norden Mittelerdes, westlich des Erebor und nördlich des Fangornwaldes. Der Unterführer hatte die Idee einen längeren Weg, durch den Fangorn, einzuschlagen, um so mögliche Verfolger abzuschütteln. Dieser Vorschlag stieß leider auf die allgemeine Ablehnung, aber Gelron hatte es doch noch geschafft seine Elben und die Zwerge zu überzeugen, denn was nützte Leinad ein Hilfetrupp der vorläufig überrascht und vernichtet worden war?
Sie hatten am Morgen dieses Tages den Wald erreicht und irrten nun schon eine Weile in ihm herum. Die Luft war unheimlich stickig und die dicht an dicht stehenden, mit moosbewachsenen Bäume vermittelten ein Gefühl der Enge.
„Wälder! Ich hasse sie!“ sagte Brûlk und spuckte aus.
„Niemand hat euch gezwungen uns zu begleiten. Außerdem haben wir den nördlichen Waldrand in mindestens einem Tag erreicht und sehen wieder eure geliebten Berge.“ sagte Gelron beschwichtigend.
Für gewöhnlich mochte der Unterführer die Wälder, aber ihn erschreckte das ungeheure Alter des Fangorn, welches man förmlich spüren konnte.
Ein grollendes Grummeln durchschnitt die ,sich wieder über den Trupp gelegt habene, Stille.
„Was war das?“ flüsterte einer der Zwergenkrieger.
„Huorns und Ents. Es mag ihnen nicht gefallen eine so große Gruppe Krieger in ihrem Wald zu sehen.“ antwortete Gelron.
Der Zug setzte sich wieder in Bewegung und es passierte bis zum Abend nichts mehr. Die Soldaten begannen ein Lager auf einer der wenigen Lichtungen des Waldes aufzuschlagen. Stumm verschlangen sie ein karges Mahl, bestehend aus ein paar Streifen Trockenfleisch für die Zwerge und Lembas für die Elben. Ein Feuer in einem lebendigen Wald zu entfachen wäre töricht gewesen, dass hatte Gelron den Leuten eingeschärft und sie hielten sich daran.
Nachdem sie mit Essen fertig waren fingen sich die Elben an Geschichten über Valinor zu erzählen und über die die dort lebten. Keiner der Anwesenden war jemals dort gewesen. Auch Leinad, der schon alt war, hätte nichs genaues über die unsterblichen Lande sagen können, da auch er sie niemals erblickt hatte.
Am nächsten Morgen erwachten die Krieger gut ausgeschlafen und bereit für eine weitere lange Strecke.
Gelron stand auf und reckte sich kurz, dann stutzte er und schaute sich um. Die Bäume schienen näher gekommen zu sein, oder es waren über Nacht neue gewachsen. Er betrachtete die Planzen genauer und meinte vereinzelt Bewegungen erkennen zu können.
Ents! Die Baumhirten sind hier!
„Ich grüße euch, Hüter des Waldes!“ schrie Gelron, woraufhin ihn die Elben und Zwerge des Trupps verwirrt ansahen.
Plötzlich trat ein besonders großes Exemplar eines Ents zwischen den anderen hervor auf den Unterführer zu. Diese Wesen ähnelten Bäumen ungemein viel, doch waren die meißten von ihnen noch größer. Sie waren uralt und weise, was man in ihren goldgesprenkelten, großen Augen sehen konnte.
Den Zwergen verschlug es denn Atem und manche stolperten und fielen hin. Die Elben hingegen schienen hellauf erfreut zu sein.
Ein Öffnung am Lörper des Ents öffnete sich, als dieser mit einer tiefen, erdbebenartigen Stimme zu sprechen begann: „Ich grüße euch ebenfalls, Elben und... Zwerge, richtig? Mmh... Ich frage mich, was ihr in unseren Wäldern sucht, sagt es mir!“
„Wir werden uns nicht lange hier aufhalten, Baumhirte. Unser Ziel ist es, das nördliche Ende dieses Waldes zu erreichen.“ sagte Gelron ruhig.
„Dann wärd ihr außenherum schneller gewesen.“
„Ja, das stimmt, aber wir verfolgten die Absicht mögliche Verfolger abzuschütteln:“
„Verfolger, sagt ihr? Wer sollte euch denn verfolgen?“ fragte der Ent überrascht.
„Unser Befehlshaber wurde von finsteren Gestalten entführt. Wir vermuten das es sich hierbei um Orks handelte. Jetzt sind wir auf der Suche nach ihm, um ihn zu befreien.“
„Ah, ich verstehe. So sehr wir auch für euch beten, dass ihr euren Freund findet, so muss ich doch verlangen, dass ihr den Wald schnellstmöglich verlasst. Wenn euch jemand folgt wird dieser jemand keine Scheu haben das Holz dieses Waldes zum verbrennen zu benutzen. Wenn ihr wollt können wir euch bis zum Rand des Waldes begleiten und somit einen Angriff ausschließen.“
„Das wäre großartig. Ich danke euch.“ stimmte Gelron zu.
Nachdem die Schar zusammen gepackt hatte gingen sie los. Den ganzen Vor- und Nachmittag verbrachten sie mit der Reise, doch schließlich war der Rand des Waldes in Sicht.
Als sie zwischen den Bäumen hervortraten wurden sie von einer wunderschönen Frau empfangen.
„Ich grüße euch, Elben des Düsterwaldes und Zwerge vom Erebor! Mein Name ist Melian, ich bin Gesandte der Valar und habe euch etwas zu berichten...“
Leinad:
„Kommt schon, König!“ sagte Lúthanen und wandte sich um.
„Jaja, ich komme doch schon. Ich bin nicht mehr ganz so jung wie du.“
„Jung? Ihr solltet... ach egal, wir müssen uns beeilen.“
Es herrschte noch tiefe Nacht und die beiden waren noch nicht weit gekommen, seid sie nach einer spektakulären Flucht Edoras hinter sich gelassen hatten.
Die Hauptstadt war lautlos überrannt worden. Die meißten Bewohner und Wachen waren tot oder gefangen in Käfigen, wie sie normaler Weise Tiere bewohnten. Lúthanen und der König hatten allerdings fliehen können.
Sturmböen zogen über das Land hinweg und ließen das schüttere, blonde Haar des alten Königs im Winde wehen.
„Was werden wir jetzt tun?“ fragte der König schließlich. „Wir können doch nicht immer weiter, ziellos durch die Gegend streifen.“
„Ich weiss... aber leider bin ich noch ein Kind; Ich weiss nicht wo wir hingehen sollen, ich habe kein Wissen über die Geographie Mittelerdes.“ antwortete Lúthanen besorgt.
Der König hat recht. Wir können hier nicht die ganze Zeit durch die Gegend laufen.
Sie waren von Edoras aus in westliche Richtung geflohen und hatten seid dem kein lebendes Wesen mehr gesehen oder gehört.
„Wir könnten nach Isengart gehen. Dort herrschen die Ents.“ meinte ElfwÃne.
„Ents? Das wäre wundervoll. Einer meiner besten Freunde ist ein Ent, er hat mich sogar ihre Sprache gelehrt. Und wo liegt dieses Isengart?“
„Das weisst du nicht, Kleine?“
„Nein, woher denn auch. Ich kenne meine Eltern nicht und niemand hat mir jemals etwas über Mittelerde beigebracht.“ erwiderte Lúthanen traurig.
„Nun... Wir müssen weiter nach Westen, am südlichen Saum des Fangornwaldes vorbei.“
„Gut, dann sollten wir uns auf den Weg machen, ich hoffe ihr könnt es eine Zeit lang ohne etwas zu Essen aushalten, König Rohans.“
So gingen sie los. Der starke Wind ließ ihr ganze Reise über nicht nach und jagte ihnen kühle Schauer über den Rücken. Der König war in ein rotes, samtenes Wams gekleidet und trug eine einfache Wollhose, Lúhtanen hatte nichts außer ihrem blauen Kleid.
Als die beiden am südlichen Saum Fangorns ankamen legten sie eine Rast ein.
„Wir müssten bald den Turm sehen.“ sagte der König.
„Ein Turm? Was ist dieses Isengart eigentlich?“ fragte Lúthanen aus Neugierde.
„Einst war Isengart eine Wehrburg Gondors, bis der Truchsess Beren dem Verräter Saruman die Schlüssel zu Orthanc gab. Der Zauberer ließ sich dort nieder und lange Zeit passierte nichts besonderes. Ab hier wird mein Wissen leider lückenhaft. Saruman verriet die freien Völker, aus mir unbekannten Gründen und produzierte regelrecht eine Armee von Uruk-hai. Danach griff er Helms Klamm, die große Burg Rohans, an und wurde geschlagen. Anschließend wurde Isengart, wo Saruman sich die ganze Zeit über auffhielt von den Baumhirten attackiert und geschlagen. Es heisst der Zauberer seie tot, doch genaueres Wissen die Menschen Rohans nicht darüber.“
„Faszinierend, diese Geschichten aus vergangenen Tagen.“ sagte die Elbin.
„Ja, nicht wahr? Und was ist mit dir? Wie ist deine Geschichte?“
„Mmh... Ich wurde in einer Höhle geboren, doch als ich anfing erste Eindrücke von der Welt um mich herum zu bekommen war niemand da der mir etwas beibrachte. Meine Eltern waren weg... Sie haben mich alleine in einer Höhle zurück gelassen – mich einen Säugling. Sie müssen schreckliche Personen gewesen sein.“
„Und wie konntest du überleben, wenn niemand da war?“ fragte der König ungläubig.
„Das darf ich nicht sagen, aber es war eine wundervolle Person. Sie hat mir nie etwas über Mittelerde beigebracht, aber sie hat mich aufgezogen und mir die Schönheit der Natur gezeigt. Ich fühlte mich besonders mit dem Wasser verbunden. Immer wenn ich in eine Pfütze oder eine andere Wasserstelle schaute, dachte ich jemand würde mit mir sprechen. Ich habe der Frau, die für mich sorgte, davon erzählt und sie meinte ich würde mit jemand ganz besonderen sprechen, aber mit wem genau hat sie mir nie erzählt.
Eines Tages wachte ich auf und sie war weg. Ich war traurig und streifte durch das Land und kam irgendwann in den Wald, den ihr Fangorn nennt. Dort traf ich ein Wesen, welches allgemeinhin als Ent bekannt ist. Ich freundete mich mit ihm an und er lehrte mich dich sprach ihres Volkes zu sprechen. Mehrere Jahre verweilte ich in dem Wald, ehe mein guter Freund mich schließlich ermahnte mich meinem eigenen Volk zu zuwenden. Ich gebe zu das mir diese Vorstellung ganz und gar nicht gefiel, aber irgendwann musste ich gehen.
Das war die traurigste Zeit meines Lebens, in der ich durch weite Ebenen lief, ohne auch nur irgendwem zu begegnen. Ich konnte erst wieder lachen, als sich Helerin“, sie zeigte auf ihren Vogel „sich mir anschloss. Er brachte wieder ein wenig Freude in mein Leben. Ich weiss nicht warum er mir folgt, oder woher er kommt, aber ich habe da so eine Ahnung... .
Auf jeden Fall bin ich schließlich nach Rohan gekommen und mit euch geflohen.“
Der König hatte die ganze Zeit gespannt ihren Worten gelauscht. „Beeindruckend. Ihr habt mehr in eurem kurzen Leben erlebt, als ich in meinem schon doppelt so langen.“
Es freute Lúthanen, dass der König sie scheinbar nicht mehr „Kleine“ nannte und ihre Züge erhellten sich ein wenig.
Am nächsten Morgen brachen sie auf. In weiter Ferne konnte man schon die Spitze des Orthanc sehen, aber das war nicht das einzigste; dicke, scharze Rauchschwaden stiegen über Isengart auf...
Leinad:
Lúthanen und König ElfwÃne gingen langsam um die runde Mauer, die sich in einem Kreis um Isengart zog. Der schwarze Rauch hatte nichts gutes zu bedeuten, das war schonmal klar, aber was oder wer? Sie konnten jetzt schon das Tor erkennen und gingen schneller. Als sie angekommen waren mussten sie betreten zu Boden blicken; das Tor war verschlossen.
„Oh nein, das ist ja großartig!“ sagte ElfwÃne ironisch. „Wie sollen wir dort durchkommen?“
„Vielleicht könnte Helerin versuchen das Tor zu öffnen.“
„Euer Vogel? Das kann doch nicht euer ernst sein, Vögel öffnen keine Türen.“
„Ihr Menschen glaubt auch, dass Tiere nicht sprechen können und doch ist es so.“ erwiderte Lúthanen. Ein paar geflüsterte Worte später hob Helerin von ihren Schultern ab und verschwand auf der anderen Seite des Tores.
„Ich wusste nicht das Elben so naiv sind.“ meinte der König spöttisch.
Die Tür fing an sich langsam zu öffnen.
„Nun... Ich wusste nicht das Menschen so ungläubig sind.“ sagte Lúthanen mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Der König legte seine Stirn in Falten: „Los, wir sollten gehen.“
Die Elbin wand sich dem geöffneten Tor zu und erschrak. Es war keinerlei Anzeichen eines Lebens zu finden. Der feuchte Boden war mit verkohltem Holz bedeckt und es roch nach verbrannten Tannen und anderen Bäumen.
Soviel Tot und Zerstörung machte die junge Elbin traurig. Es waren Ents die dort vollkommen schwarz und verkohlt herum lagen. „Ach du meine Güte! Was ist denn hier bloß geschehen?“ sagte der König entsetzt. Lúthanen sackte zusammen.
„Ents... Die Wesen die ich zu meinen besten Freunden zählte sind hier, tot und verbrannt. Welch schrecklicher Anblick.“ Tränen rannen ihr über das Gesicht und vielen zu Boden. Der König legte ihr die Hand auf die Schulter: „Das tut mir Leid für euch, Lúthanen.“ Dann ging der er weiter hinein und durchsuchte das tote Isengart – alles war zerstört, bis auf den scheinbar unverletzbaren Orthanc.
Noch einige Minuten verweilte Lúthanen dort auf dem Boden und trauerte. Dann erhob auch sie sich und folgte dem König. Sie schaute sich um, doch ElfwÃne schien verschwunden zu sein. Die altbekannte Angst stieg in der Elbin auf. Behutsam ging sie weiter, alles war still. Wo ist der König bloß hin?
Es war vollkommen windstill, nicht einmal ein mildes Lüftchen durchzog Isengart. Zwischen Trümmern und toten Ents kämpfte sich Lúthanen weiter in Richtung Orthancs. Der schwarze, unzerstörbare Turm, stieß wie eine Nadel in den Himmel empor. Er faszinierte das Mädchen und sie blickte an dem Turm nach ganz oben, wo das Ende in Form von vier Spitzen gebildet wurde.
Plötzlich stutzte sie. Hatte sie nicht gerade etwas dort oben gesehen?
Sie wagte sich imer weiter voran, bis sie an der eisernen Tür Orthancs ankam – sie stand offen.
Möglichst leise schob sie sich durch den Spalt und betrat als eine der wenigen lebenden Wesen den schwarzen Turm. Spinnenweben hingen von der Decke, ein Flur führte in den zentralen Raum. Lúthanen schlich sich zu dem Zimmer. Im Raum war ein Thron, der scheinbar aus dem selben Material, wie der Turm gefertigt war und ein steinerner, verstaubter Sockel in der Mitte des Raumes. Er hatte etwas mysteriöses an sich, als wenn einmal etwas wichtiges darauf befunden hätte.
Dann blickte Lúthanen nach oben und bekam den größten Schock ihres Lebens, denn dort hing König ElfwÃne, an Seilen festgebunden, in der Mitte des Raumes in der Luft schwebend; er war tot. „Oh nein, oh nein, oh nein. Wie schrecklich!“ Das Mädchen fing an bitterlich zu weinen und achtete nicht darauf so eine möglich Gefahr anzulocken.
Schließlich trat sie völlig verweint aus dem Turm. Sie wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und machte sich auf den Weg diesen furchtbaren Ort zu verlassen. Als sie das Tor erreichte und hindurch ging, hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden und drehte sich um. Oben, auf einer der spitzen Orthancs saß etwas und blickte sie an, es versteckte sich nicht.
Dann ganz pötzlich und vollkommen unvorhergesehen schwang sich das Wesen von der Spitze und fiel in die Tiefe. Im letzten Moment schlug es große ledrige, schwarze Flügel auf und wurde durch den Druck der Luft eine kurze Strecke zurück in die Luft gehoben.
Nun da das Geschöpf näher war konnte Lúthanen es erkennen, es war vollkommen schwarz, wie ein Schatten, und hatte rote leuchtende Augen, große Ohren, einen muskulösen Körper und riesige Fangzähne.
Das ist kein Wesen des Lichtes! dachte Lúthanen und rannte so schnell ihr Beine sie tragen konnten. Sie warf einen Blick zurück über die Schulter und sah wie das Monstrum mit ungeheurer Geschwindigkeit auf sie zu jagte.
Die Angst übermannte Lúthanen und ihre Augen fingen an gelb zu glühen. Dies passierte immer in den extremsten Notlagen und bei den stärksten Gefühlen und sie konnte sich währenddessen nicht kontrollieren.
Das Wesen erreichte sie, doch sie wich so blitzschnell aus wie es sonst niemand hätte tuen können. Sie sah grässlich aus, ihre Züge hatten sich verschoben. Sie war nun keine Elbin mehr.
Das Monster drehte um und jagte ein weiters Mal auf sie zu. In diesem Moment machte Lúthanen eine elegante Bewegung worauf hin sich der feuchte Boden um sie herum trocknete. Das Wasser des Bodens umgab sie nun wie eine gefährliche Schlange, die jeden nahenden Feind angreifen und vernichten wollte.
Der Dämon hielt inne und schaute die verwandelte Elbin an. Dann schlug er mit einer seiner riesigen Hände nach ihr. Lúthanen ließ das Wasser in mehreren Strahlen auf den Koloss los und wich im selben Moment geschickt aus. Die Wasserstrahlen waren so dünn und mit einem so grußen Druck abgeschossen worden, dass das Wesen mehrere Schnitte am Körper hatte.
Die beiden Kämpfer schauten sich gegenseitig in die Augen, dann nahmen Lúthanens Augen wieder die gewohnte silbrige Farbe an und sie fiel in Ohnmacht.
Die Eltern der Elbin waren Avari, Dunkelelben, die während der Zeit Morgoths von selbigem gefangen und gefoltert worden waren. Sie wären die ersten Orks gewesen, konnten aber noch fliehen ehe sie vollkommen verwandelt worden waren, doch die finstere Magie des dunklen Valar hatte ihre Spuren hinterlassen und machte die beiden Elben gewalttätig und brutal. Als Lúthanen schließlich in einer Höhle geboren worden war, erschien den beiden Eltern eine wunderschöne Frau; Melian. Sie sprach zu ihnen und befreite sie von ihrem „Fluch“, danach starben sie. Melian kümmerte sich daraufhin um Lúthanen und zog sie groß, wenngleich sie eigentlich niemals nach Mittelerde zurückkehren wollte.
Lúthanens Eltern wussten, dass ihr Kind niemals normal sein würde. Es war einzigartig, von schwarzer Magie verändert...
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