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Morthond und die Pfade der Toten

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Als die Reihen der beiden Heeresabteilungen Gondors endlich aufeinander trafen und sich Mordors linke Flanke in Luft auflöste atmete Valion auf. Er war zwei Reihen zurückgefallen und hielt sich den linken Arm, den er sich notdürftig abgebunden hatte um die Blutung zu stoppen. Kurz vor dem Durchbruch hatte ihn ein orkischer Speerträger übel am Ellenbogen getroffen und die Spitze des kruden Speeres war von dort weit über seinen Oberarm gerutscht, einen tiefen Schnitt hinterlassend. Glücklicherweise schien die Wunde keine Muskeln verletzt zu haben, dennoch war der Schmerz stark genug, dass Valion die Zähne zusammenbeißen musste. Er gestikulierte mit der freien Hand um den Soldaten um sich herum den Befehl zum Vorrücken zu geben. Diese setzten den Orks nach, die sich nun mehr und mehr zur Flucht wandten. Soweit Valion sehen konnte war die rechte Flanke Mordors bereits in eine geordnete Rückwärtsbewegung verfallen, die sich jedoch unter dem Ansturm der wenigen verbliebenen Ritter und einer ordentlichen Pfeilsalve von Ladions Bogenschützen mehr und mehr in eine kopflose Flucht wandelte.
"Seht zu, dass so wenige wie möglich entkommen!" rief Valion. Angestrengt wischte er sich über die Stirn und stellte fest, dass sich sein Handrücken rot färbte. Offenbar hatte er auch an der Stirn eine Verletzung erlitten. Gut, dass Valirë mich so nicht sehen kann, dachte er. Seine Schwester würde ihn wahrscheinlich dafür verspotten, dass er sich von Orks so hatte zurichten lassen. Doch Valirë war bei Erchirion in Dol Amroth und hatte momentan ganz andere Sorgen.

Die Schlacht endete mit dem Tod eines der letzten Trolle. Im Schatten der grobschlächtigen Kreatur hatten sich die verwegensten Orks gesammelt und noch einmal für einige Minuten ernsthaften Widerstand geleistet. Es war schließlich Duinhir vom Morthond, der einem seiner Männer den Bogen aus der Hand nahm und der Bestie zielgenau ins Auge schoss. Dabei machte er ein Gesicht, aus dem Valion einen einzigen Satz deutlich herauslesen konnte: Willst du, dass es gut erledigt wird, dann mach' es selbst. Das entlockte ihm trotz der Schmerzen ein schiefes Grinsen.
Duinhir kam missmutig auf ihn zugestapft. "Was für ein Schlamassel," sagte der Herr des Schwarzgrundtals. "Sieh dich nur um, mein Junge. Es wird Monate dauern, unser schönes Tal von all den stinkenden Ork-Kadavern zu befreien; von den Trollen ganz zu schweigen. Und bis der Gestank sich verzogen hat dauert es vermutlich Jahre."
"So begrüßen die Menschen von Morthond also den Sieg und die erfolgreiche Verteidigung ihrer Heimat?" gab Valion lächelnd zurück. "Ich sage, wir sollten froh sein, dass Erech noch steht und die Pfade nicht erobert wurde."
"Meine Männer sagen, wir hätten Isildurs Stein aus seinem Sockel heben und in Richtung der Orks den Hügel hinab rollen sollen," meinte Duinhir. "Ich frage mich, wann die Schwarzgrundler solche Witzbolde geworden sind. Sicherlich nicht durch meine Führung!"
"Nein, ganz bestimmt nicht," pflichtete Valion dem Lehnsfürsten bei.
"Ich bin froh, dass du noch in einem Stück bist... nun, zumindest fast. Heda, Faldorn! Wir brauchen hier drüben ein paar Verbände, na los! Ehe mir der junge Herr hier noch umkippt. Na mach' schon!" Er winkte einen der Heiler herbei, die inzwischen überall auf dem Schlachtfeld nach den Verwundeten sahen. Rasch wurde Valions Armverletzung begutachtet und für nicht lebensbedrohlich befunden. Die Wunde wurde gereinigt und sorgfältig verbunden, und im Anschluss drückte jemand ihm einen gefüllten Krug Bier in die Hand, der wie durch Zauberhand aufgetaucht war. Valion stellte keine Fragen und trank; es half dabei, den Schmerz ein wenig zu lindern.
Kurz darauf kam ein junger Bote angerannt und überbrachte Duinhir und Valion die Nachricht, sich mit General Hilgorn in seinem Zelt unterhalb des Hügels von Erech zu treffen.
"Die Pflicht ruft," meinte Valion. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg dorthin.

"Der Sieg ist unser," stellte Hilgorn gerade klar, als sie das Zelt betraten, das wohl soeben erst an Ort und Stelle errichtet worden war. Die überlebenden Hauptleute waren bereits anwesend. Valion stellte fest, dass kaum einer von ihnen unversehrt geblieben war, auch wenn niemand eine schwerwiegende Verletzung erlitten hatte. Mit einem dankbaren Nicken reichte Hilgorn Valion das Schwert, das er ihn während der Schlacht gegeben hatte.
"Wie hoch sind unsere Verluste?" fragte Dírentur, ein Hauptmann von Dol Amroth.
"Genau können wir es noch nicht sagen, aber die ersten Schätzungen sagen, dass von tausend Mann jeder Fünfte gefallen ist," antwortete Marandir, ein erfahrener Kommandant und Veteran der Kriege gegen Mordor. "Ich sage, wir sollten sobald wie möglich die Verfolung der Orks aufnehmen. Wenn mich meine Augen nicht getäuscht haben ist mindestens ein Drittel ihres Heeres entkommen und könnte eine Bedrohung für Calembel und Lamedon darstellen, wenn sie sich nach Osten zurückziehen."
"Ja, wir werden sie verfolgen," bekräftigte Hilgorn Marandirs Vorschlag. "Aber erst, wenn sich die Männer gesammelt haben und marschbereit sind. Die Schwerverwundeten werden in der Obhut von Duinhirs Heilern in Erech versorgt werden. Alle anderen Verwundeten nehmen die direkte Straße nach Dol Amroth, die am Fluss Morthond entlang nach Süden führt. Der Rest - also die Unverletzten - beteiligt sich an der Verfolgung."
"Sehr gut," befand Valion. "Wenn wir sie einholen, lassen wir keinen dieser Kreaturen am Leben."
"Seht zu, dass ihr die Kadaver verbrennt oder sie den Wölfen in den Wäldern zum Fraß vorwerft," schlug Duinhir vor. "Anders haben sie es nicht verdient."
"Meine Herren, ihr habt eure Befehle," schloss Hilgorn die Beratung. "Lasst eure Kompanien zusammentreten und teilt sie nach Verwundeten und Unverletzten auf. In einer Stunde marschieren wir los und kehren nach dem Ende der Verfolgung zunächst nach Dol Amroth zurück."
"Das sollten wir," sagte Hauptmann Berion, der die linke Flanke Gondors kommandiert hatte. "Während der Schlacht habe ich immer wieder Orks davon reden hören, dass sich im Osten Übles für Gondor zusammenbraut. Das kann natürlich viel (oder auch gar nichts) bedeuten, aber es ist wichtig, dass Truchsess Imrahil von den Ereignissen hier in Morthond erfährt und dass wir uns darüber beratschlagen, was als Nächstes zu tun ist."
"Ich stimme zu," sagte Hilgorn. "Wir werden diesen Gerüchten nachgehen, wenn wir wieder in Dol Amroth sind und mit Herrn Imrahil gesprochen haben. Nun geht!"

Eine knappe Stunde später hatte sich das nun noch siebenhundert Mann starke Heer in Marschformation versammelt. Hörner wurden geblasen, und die Soldaten Gondors setzten sich in östlicher Richtung in Bewegung. Die Spur, die die flüchtenden Orks hinterlassen hatten, war nicht zu übersehen: eine braune Schneise führte quer durch das satte grüne Gras des Tals von Erech und führte nach Süden, in Richtung des Passes von Tarlangs Hals. Valion, dessen Wunden noch immer schmerzten, ritt direkt hinter Hilgorn und Ladion während das Heer Dol Amroths den besiegten Überrest der Streitmacht Mordors auf seinem Weg aus dem Schwarzgrundtal verfolgte...


Hilgorn, Valion, Cynewulf und Ladion mit dem Heer weiter nach Lamedon

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Valion aus Anfalas


Das Pferd, das Valion von Arandol über Anfalas bis an die Ufer des Morthond-Flusses gebracht hatte, war schnell und ausdauernd, was ihm bei der Jagd auf Gilvorn sehr zugute kam. Jedoch wurde er dadurch verlangsamt, dass er kein besonders guter Spurenleser war und einige Probleme hatte, den Weg zu identifizieren, den Gilvorn und seine Begleiter genommen hatten. Auch war es nun das erste Mal seit langer Zeit, dass Valion alleine unterwegs war. Schon vor Beginn des Ringkriegs war er nur selten von seiner Zwillingsschwester getrennt gewesen, und das hatte sich auch in seiner Zeit in Dol Amroth nicht geändert. Und so kam es, dass er der Spur Gilvorns zwar folgen konnte, jedoch keinerlei Fortschritt dabei machte, den Verräter einzuholen, obwohl dieser mit einer Gruppe reiste, und somit im Durchschnitt etwas langsamer unterwegs sein musste, als ein einzelner Reiter.
Valion erreichte den Fluss Morthond von Südwesten her und überquerte ihn an einer Furt, die ungefähr auf halbem Weg zwischen Erech und dem Hafen von Edhellond lag. Jenseits davon verlief eine Straße, die durch das Tal zwischen dem Morthond und dem Gebirge führte, das von den Gondorern Tarlangs Rücken genannt wurde. Dieser Weg bot eine alternative Route, um von Erech zur Küste zu gelangen, wenn man nicht auf der zweiten Straße durch den Engpass von Tarlangs Hals in Richtung Lamedon reisen wollte, war allerdings dafür steiler, in weniger gutem Zustand und weniger gut bewacht. Valion bog nach dem Überqueren der Furt auf die Straße ein und folgte ihr nach Norden, denn selbst er konnte deutliche Zeichen dafür sehen, dass Gilvorn hier entlang gekommen sein musste. Die, die Valion verfolgte, hatten offenbar an diesem Ort eine kurze Rast eingelegt. Überreste eines Lagerfeuers waren zu sehen und das Gras neben der Straße war von Hufabdrücken übersät. Es schien, als würde sich Gilvorn keine großen Sorgen darüber machen, verfolgt zu werden.
Wollen wir doch mal sehen, ob ich dich nicht eines Besseren belehren kann, dachte Valion, als er sein Pferd zum Galopp antrieb.

Am folgenden Tag stieß er am späten Nachmittag auf neue Spuren. Mitten auf der Straße lag ein Krieger in einer Blutlache, gefällt von einem schwarz gefiederten Pfeil im Nacken. Valion vermutete, dass es sich bei dem Toten um einen der Begleiter Gilvorns handelte und stieg von seinem Pferd. Vorsichtig ging er mit gezogenem Schwert die Straße weiter entlang, die hier um eine hervorstehende Felskante herumführte.
Er sollte recht behalten. Jenseits der Kurve wurde er von Soldaten Gondors empfangen, die Valion anhand ihrer Rüstung als Morthonder erkannte. Er steckte sein Schwert weg, als er Fürst Duinhir in ihrer Mitte entdeckte. Die Soldaten hatten offenbar gerade erst ein Gefecht mit Gilvorns Gefährten zu Ende gebracht.
„Sieh mal einer an, wen uns der Schwargrundfluss da hinauf ins Tal gespült hat,“ sagte Duinhir, als er Valion erkannte. „Was bringt dich her, Junge?“
Valion deutete auf die Gefallenen, die überall herumlagen. „Ich war hinter diesen Verrätern her,“ sagte er und fasste in wenigen Sätzen zusammen, was in Anfalas geschehen war.
Duinhir strich sich nachdenklich über den Bart. „Schätze, wir sind dir zuvorgekommen,“ brummte er. „Zu schade, dass wir keinen von diesen Mistkerlen am Leben gelassen haben. Sie haben zwei Bauernhöfe am Unterlauf des Flusses angezündet und für eine Menge Ärger gesorgt. Mein Volk ist bei solchen Angelegenheiten nicht sonderlich versöhnlich.“
„Das kann ich nur allzu gut verstehen,“ erwiderte Valion. „Doch mir scheint es, als hättet ihr den Anführer dieser Bande nicht erwischt.“ Er gab Duinhir eine Beschreibung Gilvorns, doch dieser schüttelte den Kopf.
„So jemand war nicht unter ihnen, als wir sie vor einer halben Stunde hier überraschten. Einer meiner Kundschafter oben auf dem Berg;“ er deutete hinter sich, auf die Spitze von Tarlangs Rücken; „hat sie kommen sehen und Alarm geschlagen. Wir mögen zwar nicht mehr viele Soldaten im Tal haben, seitdem man uns mit Nachdruck gebeten hat, jeden verfügbaren Mann zu General Hilgorn an die Ostfront zu schicken, aber ich habe genug Leute zusammenbekommen, um diesen Brandstiftern und Mördern eine Lektion zu erteilen, von der sie sich wohl nicht erholen werden.“
„Sieht ganz danach aus,“ sagte Valion mit Blick auf die Leichen, die von Duinhirs Männern gerade neben der Straße auf einen Haufen geworfen wurden.
„Mein Herr!“ Ein Junge von ungefähr fünfzehn Jahren kam herbeigerannt, einen großen Langbogen in der Hand. „Marvunn sagt, er hat im Norden einen Reiter gesehen, der zu dieser Gruppe hier passt!“
„Gut gemacht, mein Junge. Geh und reite nach Erech. Sag meiner Frau, dass sie die Tore verschließen sollen und niemanden reinlassen sollen, bis ich zurückkehre. Und Marvunn und seinen Jägern sagst du, dass sie ihn ja nicht aus den Augen lassen sollen, hörst du? Eile dich!“
Der Junge nickte, dann stürmte er davon. Duinhir lächelte verschlagen. „Sieht aus als hätten wir deinen verlorenen Verräter gefunden, Valion. Er wird nicht weit kommen. Marvunn mag zu alt zum Kämpfen sein, aber seine Augen sind noch immer so scharf wie die eines Habichts. Er wird dich direkt zu ihm führen, wenn du mit mir nach Erech kommst.“
Valion nickte zufrieden. Während Duinhirs Soldaten sich für den Abmarsch bereit machten und Valions Pferd herbeiholten, fragte Duinhir ihn danach, wie es in Dol Amroth zu sich ging.
„Ich schätze, die Bedrohung von Osten hat dafür gesorgt, dass der Adel mehr damit beschäftigt ist, sich um seine eigene Sicherheit zu sorgen und weniger Zeit dafür hat, sich gegenseitig gegeneinander auszuspielen und in Intrigen zu verstricken,“ antwortete er auf Duinhirs Frage.
„Ha! Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Am Hofe der Schwanenprinzen geht es doch schon immer darum, wer die meisten Gefallen einfordern kann und wer wen am besten erpressen kann. Damit habe ich mich nie herumschlagen wollen. Solange der Herr von Lamedon meine Interessen an Imrahils Hofe vertritt, bleibe ich in Ruhe hier oben in meinem beschaulichen Tal und regele die Angelegenheiten, die meine Leute betreffen.“
Valion nickte. Duinhirs direkte Art war ihm von Anfang an sympathisch gewesen. „Wer war der Junge?“ fragte er neugierig.
„Elechír? Er ist der Sohn Brathors, meiner einstigen rechten Hand, der auf den Mauern der Weißen Stadt gefallen ist. Ich habe den Jungen adoptiert und zu meinem Erben gemacht.“
Valion nickte und war klug genug, Duinhirs verstorbene Söhne nicht zu erwähnen, die auf dem Pelennor ihr Ende gefunden hatten. „Scheint mir ein aufgewecktes Kerlchen zu sein,“ sagte er.
„Das ist er. Und er hat ein Händchen für den Bogen, wie es sich für einen Morthonder gehört. Er wird einst ein guter Herrscher des Tales sein.“
„Daran habe ich keine Zweifel,“ antwortete Valion.

Sie brachen nach Norden auf, der Straße weiter folgend, und erreichten die kleine Stadt Erech am westlichen Rand des Schwarzgrundtals ungefähr eine Stunde später. Wie Duinhir es angeordnet hatte, war das eiserne Tor Erechs verschlossen worden und wurde nun erst mit der Rückkehr des Herrn des Tales wieder geöffnet. Heraus kam ein alter Jäger mit grauem Haar und Bart, bei dem es sich wohl um Marvunn handeln musste.
„Also?“ fragte Duinhir kurzangebunden.
„Er ist zu den Pfaden rauf geritten,“ brummte der Alte. „Kannst ihn gar nicht verfehlen. Einfach den Hügel im Norden hinauf und durch das dunkle Tor hindurch,“ fügte er an Valion gewandt hinzu. „Ist noch nicht lange fort, aber er hatte es mächtig eilig, zum Eingang zu gelangen.“
„Warum habt ihr ihn nicht verfolgt?“ wollte Duinhir im strengen Ton wissen.
Marvunn schien davon wenig beeindruckt zu sein. „Der kommt nicht weit. Wenn er sich nicht in der Dunkelheit der Pfade verirrt, empfangen ihn die Rohirrim am Ausgang. Niemand kommt dort hindurch ohne einen offiziellen Auftrag. Sie werden ihn schnappen und befragen.“
Duinhir nickte. „Da hat der Alte recht. Seitdem unsere Feinde versucht haben, die Pfade der Toten einzunehmen, lassen wir sie von niemanden mehr unerlaubt durchqueren. Und die Söhne Rohans auf der anderen Seite halten es genauso.“
„Gut,“ befand Valion. „Dann werde ich ihn bald eingeholt haben.“ Schon schwang er sich in den Sattel, doch Duinhir hielt ihn auf.
„Du wirst das hier brauchen,“ sagte er und reichte Valion ein schwarzes Stück Stoff, auf dem der weiße Baum zu sehen war. „Binde es dir an den Oberarm... ja, genau so. Wenn die Rohirrim das sehen, wissen sie, dass ich dich geschickt habe. Und jetzt ab mit dir!“
Valion rief ihm einen knappen Dank zu, dann preschte er los.

Er kam an der Stelle vorbei, an der vor wenigen Wochen die große Schlacht im Schwarzgrundtal geschlagen worden war und deren Spuren noch deutlich zu erkennen waren. Sein Pferd folgte dem Bergpfad, wo Valion auf Befehl Hilgorns eine defensive Verteidigungsstellung errichtet hatte, ehe sich die Schlacht ins Tal verlagert hatte und kam so schon bald nach seinem Aufbruch aus Erech an das große steinerne Tor, das ihm Einlass in die Pfade der Toten bot. Und dort auf der Schwelle lag eine weitere Leiche. Als Valion den Gefallenen untersuchte, stellte er fest, dass es sich dabei um einen von Duinhir dort postierten Wächter handeln musste. Da er keine Zeit hatte, den Mann zu begraben, rollte er ihn abseits des Weges beiseite und lehnte ihn an die Felswand, die über dem Eingang aufragte.
Ein weiteres Opfer von Gilvorns Verrat, dachte er voller Wut und Hass. Dann ritt er vorsichtig in die Finsternis hinein.
Seitdem sich die ersten Gondorer nach dem Abzug der geisterhaften Bewohner in die Pfade der Toten gewagt hatten, hatte sich im Inneren viel verändert. Es hatte viel Zeit gebraucht, um den kürzesten Weg unter dem Gebirge hindurch bis nach Rohan auszukundschaften, doch nachdem er gefunden und markiert worden war, war er verbreitert und für Reiter begehbar gemacht worden. Desweiteren waren in regelmäßigen Abständen Öllampen an den Wänden des Tunnels angebracht worden, und an beiden Eingängen lagen frische Fackeln bereit. Valion hatte eine davon mitgenommen und führte daher nun eine flackernde Lichtquelle mit sich, als er im vorsichtigen Trab durch den Tunnel ritt. Er wusste nicht, wie weit die unterirdische Straße führen würde, doch er hoffte, dass er eher früher als später den Ausgang erreichen würde. Zwar fürchtete er sich nicht - zumindest nicht wirklich, aber dennoch musste er sich eingestehen, dass ihm die Pfade doch unheimlich vorkamen. Mehr als einmal glaubte er, hinter sich ein Geräusch zu hören, doch wenn er dann anhielt und die Fackel in die Richtung hielt, sah er nichts als Gestein und vereinzelte Spinnweben.
Als er endlich einen frischen Luftzug auf dem Gesicht spürte, wusste er nicht, wieviel Zeit er unter der Erde verbracht hatte. Es war ihm wie ein ganzer Tag vorgekommen, doch in Wahrheit konnten es nicht mehr als einige Stunden gewesen sein. Vor ihm tauchte ein Lichtpunkt auf, der größer und größer wurde, je näher er heran kam. Es war der Ausgang, der ihn nun erneut über die Grenzen Gondors hinaus führen würde...


Valion nach Dunharg

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