Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Gondor (West)

Morthond und die Pfade der Toten

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Fine:
"Die Vorhut hat den Feind angegriffen," meldete ein Soldat, der aus dem Tal zu den Befestigungen zurückgekehrt war und Meldung machte. Und tatsächlich drangen aus der Ferne bereits Kampfgeräusche zu Valion und dem Rest des gondorischen Heeres hinüber. Blau blitzte das Banner Dol Amroths auf, das einer von Hilgorns Männern mit sich führte, und für einige Minuten drängte es die schwarze Welle von Mordors Heer zurück.
"Er scheint für den Augenblick alles im Griff zu haben," murmelte Valion. Ich hoffe, Hilgorn denkt rechtzeitig daran, sich hierher zurückzuziehen, damit die Bogenschützen die Orks unter Beschuss nehmen können, dachte er. Er hatte bei der Veteidigung Pelargirs bereits erlebt, dass allzu ungestüme Angriffe den Vorteil einer einfach zu verteidigenden Position schnell zunichte machen konnten.
"Es war sein Plan, jetzt soll er sich auch daran halten," sagte Valion zu Niemand bestimmtem, weshalb er auch keine Antwort darauf erhielt. Die Soldaten in seiner Nähe blickten alle konzentriert nach Südosten, wo sich die Vorhut weiterhin den Orks in den Weg stellte.
"Wir sollten ihnen zu Hilfe eilen," sagte einer der Männer leise.
"Sie werden dort aufgerieben," meinte eine Soldatin, die ihren Helm unter den Arm geklemmt hatte.
"Wenn wir nichts tun... wollen wir untätig dabei zusehen, wie sie von der Übermacht erdrückt werden?"
Valion warf einen genaueren Blick auf das Schlachtfeld und erkannte, dass das einzelne Banner Dol Amroths nun von einer deutlich überlegenden Zahl schwarzer Gestalten umringt war. Die Situation Hilgorns und seiner Leute hatte sich deutlich verschlimmert. Wieso nur hat er sich nicht rechtzeitig zurückgezogen? dachte Valion.
"Hîr, wie lauten Eure Befehle?" fragte einer der untergebenen Offiziere. "Eilen wir dem General zu Hilfe?"
"Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, wenn wir unseren tollkühnen General nicht verlieren wollen," gab sich Valion schließlich geschlagen. "Also gut. Schwerter ziehen und kampfbereit machen. Gebt das Signal zum Ausrücken, und dann..."
"Wir werden angegriffen!" unterbrach ihn die hektische Stimme eines Boten, der vom Eingang der Pfade der Toten herbeigeeilt kam. "Die Orks haben die niedrigen Gebirgskämme erstiegen und fallen über unsere Bogenschützen oberhalb des Pfadeinganges her!"
"Verdammte Brut Mordors!" fluchte Valion. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Aber trotz seiner Verärgerung fasst er rasch einen Plan. "Ein Drittel der Männer soll hier bleiben und den Angriff der Orks abwehren. Der Elb Ladion führt das Kommando. Sobald seine Feinde besiegt sind, soll er Hilgorn und mir im Tal zu Hilfe eilen. Der Rest kommt mit mir. Für Dol Amroth und Gondor!" Er zog seine Schwerter und die Soldaten nahmen den Ruf auf, ehe sich das Heer in Bewegung setzte.

In geordneter Formation, aber dennoch so eilig wie möglich marschierte Valions Streitmacht den befestigten Weg ins Tal hinab, auf Hilgorns Position zu. Inzwischen hatten sich die Männer des Generals von Dol Amroth ein Stück zurückgezogen, waren jedoch weiterhin in schwere Gefechte verwickelt. Das Banner, das Hilgorns Position angezeigt hatte, war inzwischen verschwunden - vermutlich war der Standartenträger gefallen. Valions eigenes Banner, auf dem der Weiße Baum Gondors und darunter das Siegel vom Ethir zu sehen waren, ließ er von drei Veteranen bewachen und inmitten der Formation tragen.
Je näher sie dem Gefecht kamen, desto lauter wurde der Schlachtenlärm. Und obwohl es Valion in den Fingern kribbelte, wusste er doch, dass die geordnete und gut eingeübte Formation ihre größte Stärke war. Jeder Soldat deckte die Flanken seiner Mitstreiter links und rechts von ihm und konnte sich so auf den Feind direkt vor ihm konzentrieren. Zwar würde sich im Chaos der Schlacht diese Ordnung mit der Zeit auflösen, doch je länger sie hielt, umso stabiler würde sich die Schlachtreihe Gondors im Kampf erweisen. Sie legten die restlichen Meter im lockeren Laufschritt zurück und mit einem lauten Aufschrei trafen die Soldaten Gondors auf die Orks Mordors, die noch immer über die Reste der Vorhut herfielen.
Valion selbst hielt sich zunächst zurück und versuchte, einen Überblick zu erhalten. Soweit er erkennen konnte waren beide Heere ungefähr in derselben Breite aufeinander getroffen. Eilig gab er den Befehl, an den Flanken mit Umfassungsbewegungen zu beginnen, um die Orks einzukreisen. Die hinteren Abteilungen sollten ausscheren, während die Soldaten, die bereits auf den Feind getroffen waren, weiter kämpfen und ihre Gegner festsetzen sollten. Sobald das Gefecht stabilisiert und die Vorhut gerettet worden war, konnten sie damit beginnen, einen geordneten Rückzug zu den Barrikaden anzutreten. Dort würde Valion veranlassen, Hilgorns ursprünglichen Plan weiter fortzuführen und Duinhir und dem Rest des Heeres zu signalisieren, dem Feind in den Rücken zu fallen. Hoffentlich hat Ladion bis dahin sein Ork-Problem bereits gelöst, dachte Valion und trat unruhig von einem Bein auf das andere. Seinen Erwartungen entgegen fühlte er sich in der Rolle des passiven Kommandanten nicht sonderlich wohl. In allen Schlachten, an denen er bislang teilgenommen hatte, war er nur ein einzelner Krieger gewesen, der Feinde erschlagen und Stellungen verteidigt hatte. Aber er hatte selbst aktiv in das Geschehen eingreifen können ohne die Verantwortung zu tragen. Jetzt konnte er sich allerdings nicht einfach in der Schlacht stürzen, denn die Soldaten Gondors, die er hierher geführt hatte, unterstanden seinem Befehl und er fühlte sich für sie verantwortlich.
"Gebt acht!" ertönte eine Warnung von weiter vorne, als mit großem Getöse eine riesenhafte Gestalt durch den Schildwall Gondors brach. Ein Troll! Sie haben einen verdammten Troll mitgebracht, schoss es Valion durch den Kopf. Das Monster fegte einen Soldaten beiseite und kam nun direkt auf Valion zu. Es kam ihm fast so vor, als hätte die Kreatur ihr Ziel mit Absicht gewählt. Würde der gondorische Kommandant fallen, wäre dies ein schwerer Schlag für die Moral des Heeres von Dol Amroth. Seit wann sind Trolle so schlau? fragte er sich und hechtete gerade noch rechtzeitig beiseite, als der Troll mit seiner mehrere Meter langen Klinge nach ihm schlug. Valion wusste, dass er in Bewegung bleiben musste und wich mit einer schnellen Rolle einem weiteren vertikalen Schlag aus. Dabei blieb die Klinge seines Gegners im Erdboden hängen. Seine Chance erkennend schlug Valion mit beiden Schwertern zu, doch nur das rechte fand sein Ziel und hinterließ einen tiefen blutigen Schnitt am Bein des Trolls, der ein wütendes Brüllen von sich gab. Valion ergriff einen herumliegenden Speer, den einer seiner Soldaten fallen gelassen hatte, und bedeutete den anderen Gondorern, es ihm gleichzutun. "Zielt auf den Kopf!" rief er und schleuderte die Waffe in Richtung des Trolls, der gerade sein Schwert frei bekommen hatte. Valions Wurf ging knapp dabeben, doch einer seiner Krieger hatte mehr Glück oder Geschick. Der Wurfspeer drang durch einen der Sehschlitze des Helmes der Bestie, und sie ging zu Boden. "Stellt sicher dass er tot ist!" rief Valion.

Die Schlachtreihe Gondors war durch den Trollangriff in Undordnung geraten und ein heftiges Gefecht war entbrannt. Chaos breitete sich aus; an einen geordneten Rückzug war nun nicht mehr zu denken. Durch die Schneise, die der Troll geschlagen hatte, stürmten Orks vorwärts, und Valion bekam nun doch die Gelegenheit, sich an der Schlacht zu beteiligen. Er musste einen schweren Schlag gegen den Kopf einstecken und verlor seinen Helm, doch viele Orks fielen seinen Klingen zum Opfer. Ohne dass er es beabsichtigte arbeitete er sich langsam vorwärts. Links und rechts von ihm reihten sich zwei äußerst begabte Kämpfer ein: Ein Schwanenritter, der sein Pferd verloren hatte und mit Schwert und silberblauem Schild Ork umd Ork niederstreckte, und ein Soldat aus Lamedon, der einen schweren Zweihänder führte und seine Gegner mit Vorliebe enthauptete. Dazwischen wirbelte Valion mit seinen zwei flinken Schwertern durch die Reihen der Feinde, und weitere Soldaten Gondors folgten ihnen. Gemeinsam schlugen sie einen Keil durch die Orks, bis der Lamedoner von einem verirrten Pfeil in den Hals getroffen wurde und zu Boden ging. Valion kniete sich neben ihn nieder, doch es war zu spät. Der Schwung, den ihr Vorstoß mit sich gebracht hatte, war verloren gegangen. Den Schwanenritter hatte er aus den Augen verloren. Stattdessen fiel ihm ein anderer Gondorer auf, der nicht die Farben Dol Amroths oder eines der verbündeten Lehen trug. Der Mann stieß einen Gegner zu Boden, den Valion nicht sehen konnte, und dabei erhaschte er einen Blick in dessen Gesicht. Sogleich fühlte er sich an Hilgorn erinnert, doch in den Zügen des Mannes fehlte es an jeglichem Mitgefühl, und er war auch einige Jahre älter. Das muss dann wohl Herr Imradon sein, dachte Valion und packte den Griff seiner Schwerter fester. Beiläufig rammte er sie einem Ork durch die Kehle und ließ die Leiche achtlos zu Boden gleiten. Imradon stand vor ihm, den Blick auf eine Gestalt am Boden gerichtet. Auf seiner Brust prangte das rote Auge Mordors. Der Verräter hob sein Schwert hoch über den Kopf, um seinen gefallenen Gegner zu erschlagen. Das lasse ich nicht zu! dachte Valion und handelte instinktiv. Er überbrückte die Distanz mit einem schnellen Sprung, stieß einen Ork grob beiseite - und rammte Imradon seine rechte Klinge in die ungeschützte Achsel. Ehe dieser reagieren konnte, holte Valion mit dem zweiten Schwert aus - und schlug ihm den Kopf sauber ab.

"Was bei allen Sternen..." stieß eine angestrenge Stimme hervor als Valion sein Schwert aus dem Körper des Toten zog. Es war Hilgorn, der seine Waffen verloren hatte. "Ihr habt mir das Leben gerettet," stellte Hilgorn ungläubig fest. "Und Imradon ist..."
"Er ist Geschichte. Kommt, General. Es gibt hier eine Schlacht zu gewinnen," erwiderte Valion und streckte Hilgorn den Arm entgegen, um ihm aufzuhelfen. Schließlich ergriff der General Valions Hand und er zog ihn auf die Beine. "Hier, nehmt... das werdet Ihr brauchen," sagte Valion und drückte Hilgorn eines seiner beiden Schwerter in die Hand.

Eandril:
Hilgorn wog das Schwert, das Valion ihm gegeben hatte, einen Moment lang abwesend in der Hand. Die Waffe war ein wenig kürzer als die, die er gewohnt war, doch er würde damit zurechtkommen. Sein Blick fiel auf den kopflosen Körper Imradons, der vor seinen Füßen lag, und für einen kurzen Moment verspürte er das seltsame Bedürfnis, zu lachen. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre er gerade aus tiefem Wasser aufgetaucht, und sah Valion an.
"Ihr habt mir das Leben gerettet", wiederholte er. "Und meinen Bruder getötet." Valion zuckte mit den Schultern. "Und? Er war offensichtlich ein Verräter, und ein ziemliches Arschloch noch dazu. Um den ist es nicht schade."
"Allerdings nicht", ächzte Hilgorn, während er die Stelle betastete, wo der Hieb eines Orks seine Rüstung eingedellt hatte. Sie behinderte ihn ein wenig, doch es würde gehen wenn er sich nicht wieder ins dichteste Kampfgetümmel warf.
"Ihr wirkt allerdings nicht allzu erleichtert", meine Valion mit einem skeptischen Blick, und Hilgorn spürte seine Mundwinkel zucken. Er atmete tief durch, und erwiderte: "Das kommt noch, wenn ich ein bisschen Zeit hatte und diese verdammte Schlacht gewonnen ist - dann bekommt ihr auch euren überschwänglichen Dank." Valion grinste, und ließ sein verbliebenes Schwert im Kreis wirbeln. "Macht euch keine Umstände, es war mir eine Freude. Reicht, wenn ihr mich zur Hochzeit einladet."
Hilgorn hob die Hand und winkte ab. Er wollte jetzt nichts davon hören, was Imradons Tod für ihn - und Faniel - bedeutete, denn er hatte etwas anderes, auf das er sich konzentrieren musste. Valion deutete seine Geste richtig, und sagte: "Stimmt, Schlacht. Also, gehen wir ein paar Orks töten?"
"Lasst euch nicht aufhalten", erwiderte Hilgorn, und warf einen Blick umher. Die Wucht des Gegenangriffs hatte Mordors Truppen ein Stück zurückgedrängt, sodass Hilgorn und Valion sich einige Meter hinter der Frontlinie befanden. Von hier aus konnte Hilgorn jedoch keinen Überblick über die Schlacht bekommen. "Aber ich muss mir einen Überblick verschaffen."
"Dann sollten wir nicht nach Norden gehen", meinte Valion. "Die Orks haben die Bogenschützen dort angegriffen." Hilgorn zog die Augenbrauen zusammen, und deutete mit der Schwertspitze auf den Hügel von Erech. "Kommt, ihr könnt mir im Gehen erzählen, was passiert ist."
Während sie sich einen Weg durch die hinteren Reihen des Heeres bahnten, berichtete Valion, wie Orks die Stellungen der Bogenschützen auf dem Berghang im Norden angegriffen hatten, und dass er ein Drittel seiner Männer dorthin zur Verstärkung geschickt hatte. "Das war gut", meinte Hilgorn während sie den Nordhang des Hügels hinaufstiegen. "Wenn sie uns dort überrannt hätten, hätten sie uns in den Rücken fallen können - allerdings könnten uns jetzt im Tal die Männer fehlen. Das ist allerdings nicht euer Fehler."
Sondern meiner, dachte er bei sich. Sie hatten die Stellung der Bogenschützen auf der Kuppe des Hügels erreicht, und Hilgorn ließ einen Blick über die kämpfenden Heere schweifen. Im Norden, am Berghang, hatten sich zwei kleinere Truppen ineinander verkeilt - die Orks, die die Bogenschützen angegriffen hatten, und die Männer, die Valion zur Verstärkung geschickt hatte. Von hier aus war nicht zu sehen, ob eine Seite einen Vorteil hatte. Unten im Tal sah es anders aus. Valions Angriff hatte die Orks zwar ein wenig zurückgedrängt - eine Tatsache, der Hilgorn sein Leben verdankte - doch an dieser Stelle war das Tal breiter als weiter oben, wo sie ihre eigentliche Verteidigungsstellung errichtet hatten. Gerade auf dem rechten Flügel waren die Reihen Gondors gefährlich dünn, und wenn die Schlacht noch ein wenig länger dauerte, würde Mordor sie mit Sicherheit durchbrechen. Hilgorn stieß einen verhaltenen Fluch aus, und hörte neben sich Valion leise sagen: "Von hier sieht es... längst nicht so gut aus wie von unten."
"Wenn der rechte Flügel bricht, zerlegen sie uns die gesamte Formation und kesseln uns ein", sagte Hilgorn, und deutete mit dem Schwert in die Richtung der gefährdeten Stelle. "Wir müssen..." Er fuhr sich mit der freien Hand durch den schweißfeuchten Nacken. Er konnte natürlich einen Rückzug befehlen, doch selbst der geordnetste Rückzug war verlustreich und ein hohes Risiko - wenn der gegnerische Kommandant sein Handwerk verstand, würde er den Druck dann noch erhöhen und ihnen keine Gelegenheit geben, sich an den Barrikaden wieder zu formieren.
Hilgorn lächelte, als ihm eine Idee kam. Ihm war aufgefallen, dass die Orks ihren Angriff verlagerten - sie zogen immer mehr Kräfte von Gondors linkem Flügel, wo die Gegenwehr stark war, ab, und verlagerten sie allmählich nach rechts. Offensichtlich baute ihr Kommandant darauf, dass der Befehlshaber Gondors entweder tot oder unerfahren war, und seinem linken Flügel befahl vorzurücken, ohne die Gefahr auf der anderen Seite zu bemerken. Hilgorn winkte einige der Bogenschützen zu sich heran, und sagte: "Der rechte Flügel soll sich verkürzen und dann mit dem Rücken zu den Bergen herumschwenken. Das Zentrum und der linke Flügel sollen nachziehen, und zwar so, dass das Zentrum direkt unterhalb der Bogenschützen steht und der linke Flügel an unsere Männer oben auf den Hängen anschließt." So würde das Heer einen ungefähren Halbkreis bilden, mit den schützenden Bergen im Rücken. Natürlich bestand dabei die Gefahr einer Einkreisung, doch wenn alles nach Plan verlief, würden sie nicht lange allein kämpfen müssen.
Während die Boten loseilten, um Hilgorns Befehle an die anderen Kommandanten, die die einzelnen Teil des Heeres befehligten, weiterzugeben, wandte er sich an Valion. "Reite nach Erech zu Duinhir. Er soll sofort kommen, aber vorsichtig - Mordor soll ihn nicht bemerken bevor er nicht mit aller Kraft auf einmal in ihrem Rücken angreift."
"Schon auf dem Weg", erwiderte der Erbe des Ethir, und lief los in Richtung des Lagers wo sie ihre Pferde zurückgelassen hatten. "Und Valion", rief Hilgorn ihm hinterher, und der Angesprochene verharrte kurz. "Wenn dein Pferd nicht dort ist, nimm zur Not meines."
Erst als Valion davongeeilt war fiel Hilgorn auf, dass er Valion einen seiner Soldaten oder Offiziere von geringem Rang angesprochen hatte, und nicht wie einen hohen Adligen. Seltsamerweise schien Valion es entweder ebenfalls nicht bemerkt zu haben, oder es hatte ihn nicht gestört.
Er sah die übrigen Bogenschützen an, die ruhig auf seinen Befehl warteten. Hierbleiben konnten sie nicht, wenn das Heer das geplante Manöver erfolgreich ausführte, also sagte Hilgorn: "Wir geben diese Stellung auf - und wir sollten lieber auf der anderen Seite sein, bevor unsere Leute herumgeschwenkt sind."
Der Anführer der Bogenschützen, ein Mann mit schwarzen Haaren, die an den Schläfen bereits grau wurden, grinste und erwiderte: "Laufen können wir - und es wird auch Zeit dass wir ein paar dieser Kreaturen mit unseren Pfeilen bekannt machen. Bislang gab es hier nichts zu schießen."
"Dazu werde ihr noch genug Gelegenheit haben - also los!" Gefolgt von den Schützen lief Hilgorn den Hang hinunter, auf das Heer und die andere Seite des Tales zu. Wenn sie aushielten, bis Duinhir und Valion mit dem Rest der Truppen eintrafen, würde das Heer Mordors von zwei Seiten eingeschlossen sein. Er hoffte, dass Valion sich beeilte.

Fine:
Es widerstrebte Valion zwar, der Schlacht den Rücken zuzuwenden, aber er wusste, dass sein Befehl wichtig war. Das Gefecht hatte sich anders entwickelt als es Hilgorn vorhergesehen hatte, und sie brauchten Duinhirs Soldaten jetzt, wenn sie eine Niederlage verhindern wollten. Das Schwert fester packend setzte er zum Sprint an. Die Pferde und die Ritter, die Hilgorn bislang in Reserve gehalten hatte, waren in einer breiten Öffnung zwischen großen Felsem am nördlichen Hang des Tales untergebracht. Während Valion auf die Stelle zurannte sah er aus den Augenwinkeln Pfeilsalven über die Köpfe der Gondorer zischen. Offenbar hatten Ladion und seine Bogenschützen den Angriff aus dem Gebirge abgewehrt und unterstützten die im Tal kämpfenden Soldaten nun mit ihrem Beschuss. Rasch richtete Valion den Blick wieder nach vorne, um keinen Sturz zu riskieren.
Der Kommandant der Ritter, der an seinem weißen Helmbusch zu erkennen war, erhob sich gerade, als Valion seine Stellung erreichte. "Gebt mir mein Pferd, rasch!" rief Valion und gab dem Kommdandanten zu verstehen, dass er in Eile war. "Und seht zu, dass ihr euch an der Schlacht beteiligt," befahl Valion während er in den Sattel sprang. "Hilgorn und seine Leute brauchen alle Verstärkung, die sie bekommen können. Fallt dem Feind in die südliche Flanke, wo das Gelände etwas flacher ist!" Der Ritter bestätigte den Befehl und die Schwanenreiter machten sich kampfbereit, während Valion in Richtung der Stadt Erech davonpreschte.

Auf dem Weg zu Duinhirs Stellung versuchte er, die im Tal verstreuten großen Felsen als Sichtschutz zu benutzen, wo immer dies möglich war. Er wusste, dass einige Orks scharfe Augen besaßen und besonders nachts gut und weit sehen konnten. Zwar war die Dämmerung noch einige Stunden entfernt, aber Valion wusste, dass Duinhirs Angriff überraschend kommen musste, um Erfolg zu haben. Die Schockwirkung würde dem Angriff die benötigte Schlagkraft verleihen, um tief in die Reihen der Orks vorzustoßen und sie in Unordnung zu bringen und letzten Endes in die Flucht zu schlagen.
Am Tor Erechs angekommen fand er es versperrt vor. Er war jedoch bereits von den Wachposten entdeckt worden, die sich im Schutze der Mauerkrone versteckt gehalten hatten, und es war der Herr von Morthond selbst, der ihm entgegentrat, als das Tor von innen einen Spalt breit geöffnet worden war.
"Valion, endlich," sagte Duinhir grimmig. "Wir dachten schon, ihr habt uns vielleicht vergessen. Wie läuft die Schlacht?"
"Nicht besonders gut," antwortete Valion. "Rufe deine Leute zusammen, Duinhir. Wir brauchen jeden einzelnen kampfbereiten Mann, und zwar so bald wie möglich. Die Orks sind zahlreicher als wir angenommen hatten, und sie sind uns nicht so in die Falle gegangen, wie wir uns das gedacht hatten. Hilgorn weist dich an, möglichst ungesehen im Süden einen Bogen zu schlagen und dem Heer Mordors in den Rücken zu fallen."
Duinhir schlug bekräftigend die Fäuste gegeneinander. "Im Süden des Tals steht ein dichter Tannenwald; der wird uns vor den Blicken unserer Feinde verbergen. Halte dich bereit - wir rücken in wenigen Minuten aus."

Doch diese Aussage erwies sich als zu optimistisch. Es dauerte noch ungefähr eine halbe Stunde, bis jeder Krieger aus Duinhirs Heeresabteilung Erech verlassen und sich die Streitmacht im Tannenwald im Süden des Tales versammelt hatte, der im Schatten des großen Hügels mit dem Stein von Erech lag. In der Zwischenzeit hatte Valion beobachtet, wie die kleine Gruppe Schwanenritter in den Kampf eingegriffen hatte, und für etwas Unordnung unter den Orks gesorgt hatte, ehe sie von einem Troll versprengt worden waren. Valion hatte sich ein zweites Schwert geben lassen; als Ersatz für die Klinge, die er Hilgorn überlassen hatte. Wenn die Schlacht geschlagen ist, hole ich mir mein Schwert von ihm wieder zurück, dachte er gerade als Duinhir ihm endlich signalisierte, dass die Soldaten aufbruchbereit waren. Sie setzten sich in Bewegung und nutzten den Wald so gut es ging, um außer Sicht zu bleiben.
Als die Bäume weniger wurden ließ Duinhir seine Leute anhalten. "Wir begeben uns jetzt auf das freie Feld und greifen aus der Deckung heraus an. Zieht eure Schwerter, Söhne und Töchter Gondors! Kämpft für eure Heimat und eure Familien! Zeigt ihnen, dass Gondor noch immer stark ist!" Waffen aller Art wurden gezogen, und die Streitmacht setzte sich erneut in Bewegung, als die Soldaten in einen Laufmarsch verfielen. Sie ließen den Tannenwald hinter sich und näherten sich den Orks von hinten. Natürlich konnte man sie jetzt deutlich kommen sehen, aber sie mussten nur wenige hundert Meter hinter sich bringen ehe ihre Schlachtlinie auf die Nachhut der Orks traf, die gerade erst dabei waren, herumzuschwenken. Valion erschlug den ersten Feind, der sich ihm entgegenstellte, mit dem Schwung, den ihm der Laufschritt verliehen hatte und ließ die Bewegung nach einer raschen Drehung um die eigene Achse enden. Rings um ihn herum stürzten sich die Soldaten Duinhirs auf ihre Feinde und drangen tief in die Reihen Mordors ein, wie Hilgorn und Duinhir es sich erhofft hatten. Durch den Schock des plötzlichen Angriffes gelang es den Gondorern, viele Orks mühelos niederzumachen. Doch die Schlacht war noch nicht gewonnen. Noch immer hielt die Ordnung im Kern des Heeres von Mordor, und ihre vorderen Reihen drangen weiterhin auf Hilgorn und seine Abteilung ein.

Valion zog seine linke Klinge aus der Kehle eines Orks und duckte sich unter dem Keulenhieb eines zweiten Feindes weg, ehe er der Kreatur einen festen Tritt versetzte, der sie zu Boden schleuderte. Ein Soldat auf dessen Schild der silberne Schwan Dol Amroths prangte, stach den gefallenen Feind rasch nieder. Valion sah sich nun allerdings drei wütenden Orks gegenüber, die mit ihren langen Speeren auf ihn losgingen. Glücklicherweise wurde einer der drei von einem verirrten Pfeil tödlich getroffen, was die anderen beiden für einen kurzen Augenblick ablenkte. Mehr benötigte Valion nicht, der mit einer flüssigen Bewegung zwischen sie trat und jeweils eines seiner Schwerter in die Sehschlitze ihrer Helme rammte. Beide brachen tot zusammen.
Die Schlacht nahm an Intensivität zu. Beide Heere waren nun schon eine längere Zeit in den Kampf miteinander verwickelt gewesen, und viele Kämpfer begannen, müde zu werden. Menschen und Orks zeigten erste Zeichen von Erschöpfung. Auch Valion spürte seine Arme immer schwerer werden. Es wird Zeit, dass eine Entscheidung fällt, dachte er während er einen Schwerthieb parierte, der auf sein Gesicht gezielt hatte. Hoffentlich sieht es bei Hilgorn etwas besser aus als an meiner Position!

Melkor.:
Pfeil um Pfeil verschoss Cynewulf auf einen kleineren Trupp Orks, der alsbald von seinen neuen Kameraden zerschlagen wurde. Der Kommandant der Bogenschützen, ein Elb namens Ladion, gab den Befehl, die Abteilung neu zu formieren und die Position oberhalb des Eingangs zu den Pfaden edr Toten zu verteidigen, während sie auf neue Befehle von General Hilgorn warteten.
Einer der Späher hastete herbei und rannte ihn fast nieder. "Hautpmann..." keuchte er, "eine große Horde Orks ist auf den Weg hierher und wird in Kürze unsere Position erreicht haben!"
Cynewulf, der den Bericht des Spähers mitabgehört hatte, bereitete sich auf den folgenden Kampf vor. Obwohl er im Bogenschießen sehr begabt war, fiel es ihm deutlich schwerer als er gedacht hatte, wieder zu Fuß zu kämpfen. Er war es gewöhnt von Schildbrechers Rücken aus Pfeile auf den Feind zu verschießen.
"Die hintersten Reihen nehmen weiterhin die Orks nach eignem Ermessen in Beschuss, die vordersten Reihen formieren sich am Hang und warten auf dort auf weitere Befehle!" gab Ladion seine Anweisungen an seine Offiziere weiter. Schließlich waren die Männer in drei Reihen formiert, die Pfeile auf die Sehne gelegt und auf Befehle wartend. Cynewulf stand in der vordersten Reihe neben einigen mutigen Männern. Zumindest tun sie so, dachte Cynewulf.
Das Gebrüll der sich nähernden Orks wurde immer lauter bis schließlich die ersten Diener des Roten Auges in Erscheinung traten. "Wartet! Wartet!" schrie Ladion, der seinen rechten Arm mit offener hand angewinkelt hatte. Sein Arm streckte sich nach vorne. "Feuer!" brüllte er und eine Salve flog den Orks entgegen. Die Pfeile zischten und trafen mit voller Wucht ihr Ziel, was mit lauten Schmerzensschreien beloht wurde. Bevor Ladion erneut einen Befehl geben konnte, hatte Cynewulf bereits einen neuen Pfeil auf die Sehne gespannt. Erneut flog eine Salve auf die nahenden Orks. Die Gondorer wurden sichtlich nervöser und Cynewulf konnte in den hintersten Orkreihen einen Troll entdecken. Wieder gab Ladion einen Befehl an seine Offiziere und anschließend flogen über die Köpfe der vorderen Soldaten mehrere dutzend Pfeile. Trotz allem konnten die feindlichen Reihen nicht vollständig zurückgedrängt werden, und so befahl Ladion den Rückzug. Die Orks sammelten sich, ließen ihre Gefallenen achtlos zurück und rannten ungeordnet den Bogenschützen entgegen. Diese waren nun in zwei Gruppen aufgeteilt worden.
"Haltet Stand!" befahl Ladion, der anschließend sein Schwert zog. Cynewulf tat es ihm gleich und nahm sein Schwert in die Hand. Die Orks stürmten wie wild in die Reihen der Bogenschützen und ein Gefecht begann. Cynewulf, dessen Nahkampfkünste bei weitem nicht so gut waren wie die Schießkunst, versuchte sich, nachdem er einige Orks niedergeschreckt hatte, nach hinten zurückzuziehen. Es gelang ihm, sich ein Stück vom Gemetzelzu entfernen. Dort nahm er wieder den Bogen in die Hand und versuchte, mit äußerster Präszision seine Schüsse so anzusetzen, dass er nicht einen Pfeil zu vergeudete. Plötzlich ertönte ein entsetzliches Brüllen von der linken Flanke. Der Troll hatte nun die Reihen der Bogenschützen erreicht und schmetteterte seine Keule auf die Soldaten nieder.
"Tötet den Troll!" schrie Ladion, der nun selbst die Sehne seines Bogen gespannt hatte und einen Pfeil auf den Troll abschoss. Dieser brüllte schmerzhaft und taumelte zurück. Auch Cynewulf versuchte, den Troll unter Beschuss zu nehmen. Die vordere Front der Bogenschützen wurde durch den Troll ein großes Stück zurückgedrängt, bis schließlich ein Pfeilhagel auf die Orks und den Troll, von der Zweiten Truppe geschossen, niederging. Ladion spannte erneut die Sehne seines Bogens und mit einen Pfeifen flog ein Pfeil direkt auf den Troll zu, dieser traf ihn direkt ins Auge. Die Bestie wankte und versuchte vergebens, den Pfeil aus ihrem Gesicht zu ziehen, bis sie letzendlich tot umfiel. Durch den Fall des Trolles verunsichert flohen die restlichen Orks und die Bogenschützen richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Schlacht unten im Tal. Auf Ladions Kommando versuchten die übrig gebliebenen Soldaten, die Flucht der Orks zu verhindern. Die Schlacht ging weiter.

Eandril:
Nachdem die Bogenschützen den gegen sie gerichteten Angriff der Orks abgewehrt hatten und der Rest des Heeres sein Manöver erfolgreich durchgeführt hatte, hatte Hilgorn gemeinsam mit einigen Männern, die als Boten die Verbindung zu den einzelnen Teilen des Heeres aufrechterhalten sollten, eine etwas erhöhte Position am Hang eingenommen.
Er hatte kurz mit Ladion gesprochen, gemeinsam mit dem Elben eine neue Taktik für die Bogenschützen beschlossen. Da in der Mitte der Formation die Gefahr groß war, mit einem Fehlschuss die eigenen Männer zu treffen, ließ der Elb nur seine besten Schützen - zu denen merkwürdigerweise ein Mann in einer Rüstung nach der Art Rohans gehörte - über die übrigen Soldaten hinweg schießen, und postierte die übrigen weiter an den Rändern, wo die Reihen dünner waren und die Bogenschützen ihre Kameraden besser und ohne großes Risiko unterstützen konnten.
Von seiner erhöhten Position konnte Hilgorn schließlich beobachten, wie Duinhir und seine Männer aus dem Tannenwald auf der Südseite des Tales hervorbrachen, und den Orks, die nicht rechtzeitig herumschwenken konnten, in den Rücken fielen. Der unvermutete Angriff schien die Truppen Mordors hart, aber nicht entscheidend zu treffen. Mit mehr Reitern hätte die Taktik mehr Erfolg gehabt, dachte Hilgorn, und erinnerte sich an den Rohír, den er unter den Bogenschützen gesehen hatte. Wenn sie diesen Krieg gewinnen wollten, brauchte Gondor die Unterstützung der Rohirrim. Die gondorischen Fußsoldaten waren die besten der bekannten Welt, doch an einer guten Reiterstreitmacht mangelte es ihnen. Die Schwanengarde und die übrigen Ritter von Dol Amroth kämpften zwar häufig zu Pferd und waren gut darin, doch sie waren zu wenige um eine entscheidende Rolle zu spielen. Sie würden Rohans Hilfe brauchen, spätestens wenn sie eines Tages den Gilrain nach Osten überschreiten würden.
Ohne sich von diesen Gedanken ablenken zu lassen, beobachtete Hilgorn weiterhin aufmerksam den Verlauf der Schlacht. Die Verstärkung war im Schwung des Angriffs tief in die gegnerischen Reihen eingedrungen, doch schon bald stecken geblieben. Der Kern von Mordors Heer war intakt geblieben, und durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit konnten die Orks verhindern, dass ihre Formation auseinander brach.

Ein Bote mit schweißüberströmtem Gesicht, dem Blut aus einer klaffenden Wunde am Schildarm lief, kam von Westen, von der rechten Flanke herbeigeeilt. "General", keuchte er. "Wir brauchen Verstärkung. Hauptmann Berion meldet, dass die Orks zu den Pfaden durchbrechen werden."
Hilgorn atmete tief durch, und zögerte für einen Moment. Dann sagte er zu Ladion: "Schickt so viele Bogenschützen wie wir links entbehren können zur rechten Flanke. Sie sollen unsere Leute dort von hinten unterstützen und jeden Ork abschießen, der durchbricht."
Ladion nickte nur, und eilte nach Osten davon. "Wird das reichen?", fragte Hilgorn an den Boten gewandt, der ein wenig hilflos mit den Schultern zuckte. "Ich weiß nicht. Die Orks scheinen mit aller Macht dort durchbrechen zu wollen, seit die Verstärkung ihnen in den Rücken gefallen ist."
"Gib Bescheid, dass ich Hilfe schicke", sagte Hilgorn nach kurzem Zögern. "Und haltet durch - ihr müsst."
Ohne darauf zu achten, dass der Bote zu seiner Position zurückeilte, wandte er den Blick wieder der Schlacht im Tal zu. Duinhir hatte seine Männer ein wenig zurückgezogen und neu formiert, doch gerade in diesem Augenblick rückte er erneut vor. Hilgorn beobachtete, wie Männer in Form eines Dreiecks die vorderen gegnerischen Reihen durchbrachen, doch dann erneut steckenblieben. Das Banner von Morthond, dass neben denen von Dol Amroth und Gondor flatterte, ging zu Boden.
Hilgorn wunderte sich, woher die Schmerzen kamen. Dann bemerkte er, dass er die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass sie ohne den Schutz der Panzerhandschuhe vermutlich bluten würden.
Unten auf dem Schlachtfeld hatte ein anderer von Duinhirs Soldaten das gefallene Banner aufgehoben, und der Keil, den seine Männer bildeten, drang wieder ein Stückchen tiefer in die gegnerischen Reihen vor. Die Taktik des Fürsten war selbstmörderisch, und wenn Hilgorn nicht handelte, würde er von den Orks nach und nach zerquetscht werden.
Ohne lange zu zögern traf Hilgorn eine Entscheidung. Sie würden die Feinde nicht vollends einkreisen können, dazu waren sie zu wenige und zu gespalten. Doch sie konnten den Spieß umdrehen. Er winkte einen jungen Soldaten zu sich heran und sagte: "Geh zu Hauptmann Dírentur. Er soll vorrücken, koste es was es wolle, und sich in der Mitte mit Duinhirs Männern treffen." Noch bevor der Mann loseilen und den Befehl weitergeben konnte, sagte Hilgorn zu einem zweiten Soldaten: "Und du wirst Hauptmann Marandir mitteilen, dass er sich Dírentur in der Mitte anschließen soll. Wir geben die Flanke auf und werfen alles in die Mitte." Dírentur und Marandir waren die beiden Hauptmänner, die die Mitte und die linke Flanke des Heeres befehligten. Gemeinsam hatten sie eine Chance, weit genug in die gegnerischen Reihen vorzudringen, um sich mit Duinhir zu vereinen und Mordors Heer in zwei Teile zu spalten.
Es dauerte nicht lange, bis Hilgorns Befehle ausgeführt wurden. Die Soldaten beschränkten sich nicht länger darauf, ihre Position gegen die Orks zu verteidigen, sondern sie griffen an und rückten schließlich vor. Selbst von Hilgorns Position aus war zu sehen, dass sie jeden Schritt mit Blut bezahlten, doch langsam drang auch von Norden ein Keil aus Soldaten in die Masse der Orks vor.
Als der Vormarsch für einen Moment ins Stocken geriet, umklammerte Hilgorn den Griff des Schwertes, das Valion ihm geliehen hatte, fester. Es waren keine Gegner in der Nähe, doch der Schwertgriff in seiner Hand beruhigte ihn.
Nur noch eine dünne Linie an Orks trennte Hilgorns und Duinhirs Männer voneinander und hielt die beiden Teile ihrer Armee, den kleineren im Westen und den größeren weiter östlich, zusammen. Diese dünne Linie hielt für einen Augenblick, während die Orks von beiden Seiten auf die Männer Gondors anbrandeten, und für diesen Augenblick zweifelte Hilgorn, ob sie siegen würden. Er wusste, die Schlacht stand auf Messers Schneide - brach die Linie der Orks zuerst, hatte Mordor verloren. Doch wenn seine oder Duinhirs Truppen unter den Angriffen von zwei Seiten auch nur einen kurzen Moment nachgaben, würden sie aufgerieben werden und Mordor würde siegen.
Der Moment schien ewig zu dauern, bis plötzlich die dünne Verbindungslinie der Orks brach, und die zwei Teile des gondorischen Heeres zu einem verschmolzen.
Hilgorn atmete auf, und begann dann Befehle zu geben. Die Schlacht war so gut wie gewonnen, doch es war noch nicht vorbei. "Berion soll den östlichen Teil der Orks im Norden einkreisen, die Südhälfte des Kreises sollen Duinhirs Männer übernehmen. Die Hälfte unserer Männer treibt den Rest der Orks nach Osten, lasst sie sich nicht neu formieren. Ein Drittel der Bogenschützen unterstützt das Einkreisen, die anderen sorgen ebenfalls dafür, dass die übrigen Orks sich nicht neu formieren."
Während die Männer davoneilten um seine Befehle weiterzugeben, stieß Hilgorn das Schwert in das selbst hier niedergetrampelte Gras, stützte sich auf den Griff, und beobachtete, wie Mordors Niederlage besiegelt wurde.

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