Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Nicht angenommene Charaktere
[na/Si]Iris Piperita Wanderbau, dritter Char von The Chaosnight
The Chaosnight:
Die Zeit verging ungeahnt ruhig und schnell für die Wanderbaus und im Dienste des Postamtes konnten sie sich auch erstmals wirklich an einem Ort einleben und die Umgebung kennenlernen. Auch oder auch gerade deshalb, dass zumindest einer der beiden älteren zumeist Briefe austeilen musste, integrierten sich die Hobbits schnell in ihrer Umgebung und aufgrund ihrer harten und gewissenhaften Arbeitseinstellung genossen sie auch einen wahrhaft fabelhaften Ruf in ihrer Umgebung. Iris war zu dieser Zeit selbstverständlich zu jung um ihren Eltern während der Arbeit helfen zu können und lebte daher die Vormittage meist bei ihrem Onkel im Büro. Natürlich war sie ebenfalls zu jung um ihm irgendwie helfen zu können, doch immer wenn gerade kein Kunde oder Assistent bei ihnen im Zimmer war, zeigte er ihr stolz allerhand Berichte, Tabellen und Formulare, die sie weder lesen, noch verstehen konnte, selbst nachdem sie ihr erklärt wurden.
"Weißt du, meine Kleine, in diesen Berichten stehen Dinge geschrieben, die unser aller Leben regeln. Für uns Postbeamte sind sie das wichtigste unserer Verwaltung und ohne diese bräche das gesamte Auenland in seiner Vernetzung zusammen. Was meinst du, möchtest du lernen sie zu verstehen?"
Iris hob nur ihre Schultern. Weder wusste sie was eine Verwaltung sei, noch wie man sich eine Vernetzung vorzustellen hätte, die einzigen Netze, die sie zur Genüge kannte, waren die der Spinnen, die in ihren meisten Hütten der letzten jahre hausten. Sie konnte sich noch immer nicht den Sinn dieser Schriften erklären und verzweifelte mit jeder neuen Erklärung an ihren wirren Vorstellungen, die die fremden Worte in ihr hervorriefen. Warum schien keiner in ihrer Umgebung zu verstehen, wie alt sie eigentlich war? Sie nickte halbherzig, wahrscheinlich nur aus der Hoffnung heraus danach zumindest diese große Unbekannte endlich gelöst zu haben, doch erfuhr sie kurz darauf, dass viel mehr hinter diesen Dokumenten stand als nur das reine Verständnis: "Sehr schön. Kannst du schon lesen?"
Sie schüttelte ihren Kopf, "Mami meinte dass uns die Zeit dazu fehlen würde. Ich kenne nur ein paar Buchstaben und ein paar Zahlen."
"Das ist doch schon mehr als genügend", sagte ihr Onkel anerkennend, "Du bist noch jung und mit meiner Hilfe wirst du schon schnell vorankommen. Ich denke aber auch, dass deine Mutter dir nun helfen kann.", auf einen fragenden Blick von Iris fügte er hinzu, "Sie hatte in den letzten Jahren leider zu viel zu tun um dir Wissen zu übermitteln, welches in euren Kreisen nicht unbedingt von Belang war. Hier habt ihr aber genug Zeit und auch Bedürfnis nach dieser Kunst."
In den nächsten Wochen zeigte er ihr den Umgang mit den vormals so inhaltsleeren Buchstaben, ihre Zusammensetzung, Aussprache und alles andere, was Iris in diesen Wochen in ihren Kopf aufnahm. Es war eine anstrengende Arbeit für einen Hobbit ihren Alters, doch für sie war es irgendwie entspannend – je mehr sie über das Leben der Buchstaben und Wörter verstand, desto näher fühlte sie sich ihrer Umgebung und desto kräftiger fühlte sie sich auch selbst. Als schließlich ddie Zeit kam, wo sie sich bereit fühlte diese so fremdartigen Dokumente zu lesen, fühlte sie sich jedoch enttäuscht: Die Wörter, wie sie auf dem Blatte standen, waren nun zwar lesbar, teilweise in Konstruktionen, die ihr bekannt waren, doch unter all dem Bekannten fanden sich Aneinanderreihungen von Buchstaben (Iris konnte sie nicht Wörter nennen", die für sie keinen Sinn ergaben, die einfach weiterhin fremd blieben! Auf Nachfragen konnte ihr ihr Onkel auch nur selten eine vernünftige "Definition" (Eines der Worte, die er erklären konnte) dieser Begriffe geben, da er diese bereits so fest in seinem Wortschatz hielt, dass er keine Entsprechungen der "gewöhnlichen" Sprache mehr fand. Meist erzählte er in solchen Fällen nur ganz grob den Zweck dieses Wortes auf, sodass Iris gelegentlich entweder eine grobe Vorstellung aus sich selbst gewann oder eines der "einfachen" Worte diese "großen" umfasste.
"Wenn du willst, kannst du aber mal versuchen einen Bericht so zu schreiben, dass er vom einfachen Volk UND von diesen elendigen Bürokraten versta..." Er hielt an und seufzte, denn der fragende Blick seiner Nichte sagte ihm alles, was er wissen musste: "Ähm, ein Bürokrat ist ein, äh, Hobbit, der, äh, solche Dokumente nicht etwa benutzt um mit ihnen sein Leben zu vereinfachen und Ordnung zu schaffen, sondern sie mi..gebraucht um in ihnen Fehler zu finden und aus den Zetteln selbst eine Ordnung zu machen."
"Äh danke", begann Iris, sie hörte von Bürokraten hier zum ersten Mal, doch klang dies jetzt schon überaus negativ für sie, "aber eigentlich wollte ich etwas anderes sagen: Ich kann nicht schreiben um solche Berichte normal zu schreiben ohne dass diese...ähm Büroratten Probleme machen."
Ihr Onkel lachte kurz über diese ungewollte Beleidigung und sagte dann erschöpft: "Schreiben ist im Grunde nichts anderes als Lesen: Beim Lesern saugst du die Wörter von einem Medium direkt in deien Kopf, beim Schreiben gibst du diese Wörter von deinem Kopf auf ein Medium. Mit der Zeit, sobald du deinen Kopf frei von dieser Überlast an aktuellem hast und dieses fest gespeichert hast, wirst du beides problemlos machen können."
Der kleine Hobbit lächelte, prinzipiell konnte sie jetzt also lesen und schreiben, sie konnte es schon kaum mehr erwarten nach den Leseversuchen mit den zahlreichen Dokumenten endlich erste Schreibversuche zu unternehmen. Doch gerade als sie eine herumliegende Feder ergreifen wollte, fiel ihr Blick auf etwas anderes: Auf dem Tisch lag ein Zettel, auf dem keines der großen, fremden Wörter stand, sondern lediglich Zahlen und Zahlen, lediglich unterbrochen von Zeichen, die, wie ihr Onkel ihr erklärt hatte, zum Hinzuzählen, Abziehen und Verfielfachen von Zahlenwerten standen. Ihr Onkel folgte ihrem Blick und seufzte erneut, "Lass mich raten, du willst wissen wie man mit diesen Zahlen umgeht."
Iris antwortete nicht. Sie blickte weiter auf dieses Papier. "Zwei..Zweiundvierzig", murmelte sie leise, als sie die Zahlen zusammengezählt hatte. "Nein, nein", antwortete ihr Onkel freundlich, "Dreiundvierzig", sagte er, während er mit dem Finger auf eine eingekreiste Zahl am Ende des Blattes zeigte, "Aber nah dra..." Er verstummte augenblicklich. Auch er starrte auf das Dokument und mit offenem Mund erkannte auch er: Er hatte sich verrechnet! Er, der über ein jahrzehnt Jahr für Jahr solche Rechnungen aufstellte, hatte sich verzählt und seine Nichte, seine keine sechs Jahre alte Nichte hatte dies bemerkt? Während all seine Assistenzen dies übersahen oder ignorierten? Er wusste, dass er zornig sein sollte, wer weiß wie viel Geld er durch solche Rechenehler in den letzten Jahren verloren hatte und er wusste, dass er sich beschämt fühlen sollte, nach einem solch vermeidbaren Fehler, doch stattdessen fühlte er nur ein seltsamen Gefühl von Stolz: Iris hatte diese Gleichung ganz alleine gelöst und dies in einer Zeit, die er vielleicht einem doppelt so alten Hobbit zugetraut hätte.
"Wie hast du das denn gelöst", fragte er neugierig. Iris zeigte mit ihren Händen die Zahlen an, "Zwei und zwei sind vier, vier und sechs sind zehn. Eine Doppelhand. Vervielfacht mit zwei haben wir zweizig, zweite Doppelhand voll. Zusammen mit drei und vier haben wir nochmals sieben dazu, also zwei Doppelhand sieben. Dann kommt eine fünf.", sie zeigte fünf Finger an ihrer Hand und knickte drei weg, "Drei von diesen ergeben drei Doppelhand Rest zwei.", ihr Onkel schlug sich kurz an den Kopf, offenbar verärgert über seine Dummheit, während Iris fortfuhr: "Hier haben wir noch zwei und vier, also sechs und eine weitere zwei, also alles zusammen vier Doppelhand. Vier Doppelhand und eins und eins sind zweiundvierzig." Ihr Onkel nickte beeindruckt, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. "Woher kannst du das?"
"Meine Mutter brachte mir früh die kleinen Zahlen bei.", sagte sie schulterzuckend, "Leider muss sie immer so viel arbeiten, also verbringe ich meine Zeit in dem ich Dinge zähle. Diese Zeichen sind da nur eine Erweiterung dafür." Er lachte erneut aus. "Du bist ein außergewöhnlicher junger Hobbit", sagte er und strich ihr kurz durchs Haar, "Vergiss das ja nicht, dann kannst du alles erreichen!"
The Chaosnight:
In den folgenden Wochen und Monate war Iris wie gebannt von der Welt der Zahlen. Sie sprangen vor ihrem inneren Auge umher und sortierten sich neu, sie setzten sich zusammen oder trennten sich, vervielfachten sich oder lösten sich aus und mit jedem weiteren Tag wollte sie mehr wissen, mehr können. Ihr Onkel unterstützte sie bei diesem Vorgehen, indem er ihr jeden Tag neue Gleichungen vorlegte und ihr neue Regeln und Tricks beibrachte. Neben dieser Welt der Zahlen schulte sie sich natürlich auch weiterhin in der Welt der Schrift, doch erreichte diese nie das selbe Level der Faszination in ihr.
Außerhalb dieser lehrreichen Vormittage verbrachte sie Großteile ihrer freien Nachmittage außer Haus, an einem kleinen See ganz in der Nähe. Die Feiertagssaison war beendet und die größeren Familien hatten ihre Geburtstage gefeiert, sodass auch das Postamt eine ruhigere Zeit feiern konnte und Iris Eltern hatten endlich Zeit hatten endlich mit ihrer Tochter die nähere Umgebung zu erkunden und sie zu solchen Unternehmungen zu begleiten. Wie auch die Zahlen, war das Wasser für Iris absolut faszinierend und immer wenn sie träumend an der Seeküste lag, fühlte sie ein starkes Gefühl der Geborgenheit und Ruhe und träumte davon irgendwann das für Hobbits unmögliche zu wagen: Frei und flink durch das Wasser zu wandeln und dort eine vollkommene neue Welt zu entdecken.
Es war einer eben jener Tage, wo Iris entspannt neben ihrer Mutter an der Küste lag (ihr Vater sprang für einen verletzten Zulieferer ein) und sie wieder die Begeisterung erfasste, als sie zum ersten Mal die Entscheidung traf diesem so mysteriösen Element näher zu kommen. Doch jedes Mal, wenn sie sich ihm nähern wollte, wurde sie von ihrer Mutter zurückgehalten, die mit jedem Versuch ängstlicher wirkte. Auch in den nächsten Tagen und Wochen ließ sie sie nicht in die Nähe des Wassers und ging mit ihr lediglich weiterhin zu diesem See, weil Iris sonst keine Ruhe gab. An einen dieser Ausflüge, wo Iris abermals davon abgehalten wurde zu nah an das geheimnisvolle Nass zu gelangen, musste sie einfach diese eine Frage stellen: "Warum?"
Wie jede Mutter eines Hobbits, Menschen oder allem anderen, was in Mittelerde verkehrte, kannte Penelope natürlich das "Warum" als Frage auf alles, doch war dies hier etwas, was sie nicht erwartet hatte, zu tief hatte sie ihre Angst in sich verschlossen und als gegeben angesehen, als dass sie diese eine Frage in dieser Situation erwartet hätte. Sie blieb stehen und vor ihren Augen zogen vergangene Erinnerungen auf, Erinnerungen, die sie in sich verschlossen hielt – und obwohl nur eine Reaktion und Vorstellung als das furchterregenste Gedankengut in ihrem Kopf ansehen musste.
"Mami?" Iris war verwirrt. Sie verstand nicht, warum sie nicht antwortete, sie verstand nicht, warum ihre Arme zitterten und sie verstand auch nicht, warum sie nur noch still auf einer Stelle stehen blieb, alles was sie verstand war, dass sie irgendetwas zu beschäftigen schien. Erst als Kolman ihre Hand ergriff, zeigte sie etwas wie eine Reaktion, wenn auch erschreckend leer und tonlos: "Setzen wir uns."
Sie wirkte schwach und erschöpft und innerlich war ihr zum Weinen zumute, aber sie wollte vor ihrer Tochter keine Schwäche zeigen, sie nicht noch zusätzlich verängstigen. Insgeheim wusste sie schon, dass sie sie nicht ewig vom Wasser fernhalten konnte, dafür hatte sie zu viel von einem Brandibock in sich, doch fürchtete sie diesen Tag und hoffte, dass er sich Zeit ließe. "Mein Vater versta...schwand in einem solchen Gewässer.", begann sie zittrig, "Ich kenne seine Gefahren, seine Tücken...kein Hobbit sollte ihm vertrauen schenken, denn am Ende versklavt und verspottet er uns nur! Ich habe jahrelang mit diesem verräterischen Wasser zusammengelebt und unter den weisesten und erfahrensten Hobbits den Umgang mit ihm gelernt, nur um zu erfahren, dass der weiseste und erfahrenste seinem Zorn zum Opfer fiel! Ich habe Angst, Angst, dass solch verfluchtes Wasser noch jemanden nimmt, den ich liebe, noch jemanden, den ich brauche!"
Nun war es Iris, die still und regungslos dasaß und der fremde, und doch so bekannte, Bilder vor ihren Augen wahrnahm. Natürlich erkannte sie das Ausmaß dieser Erklärung nicht und all diese negativen Wörter verwirrten sie nur, doch spürte auch sie, dass das Wasser einen starke und feindseligen Eindruck bei ihrer Mutter hinterließ. Doch feindselig? Es wirkte immer so friedlich in seiner gleichmäßigen Strömung, seinen wunderschönen Küstenbewuchs, den kleinen Seitenärmchen und Bächen, die von ihm abflossen. Wie sollte dies etwas bösartiges sein?
Während Iris über diese (für sie) komplizierte Frage nachdachte, versuchte Kolman irgendwie seiner Frau Mut zuzureden, wovon Iris jedoch nur Bruchstücke aufnahm: "[...]Respekt, nicht Ausnutzung [...] Reaktion auf uns [...] Pflicht [...]" Es schien eine langanhaltende Rede zu sein, auf die Penelope nur mit gelegentlichem Nicken reagierte nd ansonsten starr sitzenblieb. Wie lang sie jedoch wirklich gehen sollte, blieb ein Geheimnis Kolmans, denn kaum hatte Penelope sich einmal über ihr Gesicht gewischt und wieder so weit gefestigt, dass sie reaktionsfähig war, sprang sie plötzlich auf: "Iris!"
Auch Kolman stand auf und zu seinem Schrecken sah er, dass Iris nicht mehr auf ihrem Platz saß und zu ihrem noch größerem Schrecken sahen beide konzentrische Kreise und leichte Wellenbewegungen im fernen Wasser, als ob etwas schweres hineingefallen wäre. "Verdammt!", fluchte Penelope, warf ihr weites Überhemd von sich, rannte auf den See zu und sprang energisch hinein. Von den spritzenden Wassertropfen und den sich anbahnenden Tränen schon fast geblendet schoss sie vorwärts, zu dem Punkt, wo sie glaubte die Kreise vernommen zu haben. Wie eine Berserkte schoss sie vorwärts und seitwärts, flog hervor und tauchte unter, doch kein Anzeichen ihrer Tochter ließ sich in diesem Gewässer finden. Auf dem Land beocbachtete (der Nichtschwimmer) Kolman das Geschehen und versuchte seiner Frau die Richtung zu weisen, doch unter den ganzen Wellen ihrer schnellen Schwimmbewegungen waren die alten Kreise schnell nicht mehr auffindbar. Auch er hatte schon ob der Vorstellung mit den Tränen zu kämpfen, als er neben sich eine wohlbekannte Stimme vernahm: "Ist das Mami im Wasser?"
Von Freude übermannt drehte er sich schlagartig um und schloss seine (sichtlich verwirrte) Tochter in die Arme. Er pfiff einmal laut aus und Penelope schwamm in Eiltempo zurück an das Ufer. Auch sie umarmte sofort ihre Tochter, küsste sie mit tränenunterlaufenen Gesicht und drückte sie fest an sich. Nun vollkommen verwirrt fragte sich Iris, warum beide solch ein Verhalten an den Tag legten, sie war immerhin nur für geschätzte zehn Minuten im Gestrüpp verschwunden und hatte vielleicht zweidrei Fische aufgeschreckt - also kein Grund für solch ein Verhalten, vor allem weil...
"Ich dachte du hast Angst vor'm Wasser"
"Habe ich auch. Aber ich habe noch viel mehr Angst davor, dass dir irgendetwas zustößt. Egal was passiert, egal was sich mir in den Weg stellt, ich werde dich immer beschützen und wenn ich diesem verrückten Beutlin folgen muss und einen Drachen bezwinge!"
Ein kurzes Lächeln sprang auf Iris Gesicht, sie kannte natürlich die Geschichten, die diesen Beutling begleiteten, seine große Reise ins Unbekannte, seine Wiederkehr und sein erneutes Verschwinden. Die Gerüchte über einen Drachen waren für jeden jungen Hobbit natürlich immer der Höhepunkt und auch wenn sie den Anlass nicht verstand, war es eine schöne Vorstellung seine eigene Mutter einen Drachen bezwingen zu sehen. Sie drückte sich fest an ihre Mutter und dachte trotz ihrer Verwirrung die nächsten Stunden nur noch an Drachen. Doch als diese Vorstellung schwand und sie begann langsam ihre ursprüngliche Verwirrung aufzudecken, blieb ihr nur ein Gedanke an eben jenen schicksalhaften Tag: Auch sie wollte so elegant und kraftvoll zugleich durchs Wasser gleiten können. Sie wollte es für sich benutzen können, sie wollte wie ihre Mutter dieses Gebiet für sich arbeiten lassen und sie wusste eines: Keine Warnung dieser Welt würde sie mehr davon abhalten können – Es war ihre Bestimmung, es lag ihr im Blute...wenn ihre Mutter diese Fähigkeit schon besaß, so dürfte auch sie es lernen können. Und nun, wo sie sie in Aktion gesehen hatte, wollte sie sie dringender denn je auch selbst können.
The Chaosnight:
Tage und Wochen vergingen und in Iris brannte das Verlangen nach dem Wasser und seiner geheimnisvollen Natur stärker denn je, doch je mehr sie davon angezogen wurde, desto sorgsamer achtete Penelope darauf sie nicht in die Nähe der umliegenden Gewässer zu lassen. Iris verstand dieses Verhalten noch immer nicht vollständig, immerhin hatte sie selbst gesehen, wie man das Wasser kontrollieren konnte und was konnte schon so gefährlich an etwas sein, was auf einen Hobbit eine solche Anziehung ausübte? Ebenso verstand jedoch auch Penelope nicht das Verhalten ihrer Tochter, wie konnte ein so junger Hobbit nur der Kraft eines solch tückischen Elements verfallen? Einem Element, das normalerweise nur wagemutige Brandibocks anzog und selbst von solchen zumeist nur als Werkzeug vertanden wurde? Sie hatte panische Angst davor noch ein geliebtes Lebewesen an eben dieses Element zu verlieren, doch fürchtete sie noch mehr ihrer Tochter dauerhaft ihre Träume vorzuenthalten. Als Brandibock kannte sie natürlich den unbändigen Willen ein Ziel zu erreichen und insbesonderer in ihrer, fast rein auf Ansehen trachtender, Famile hatte sie jahrelang auf eben jene Ziele verzichten müssen. Sie hatte das Glück gehabt viele dieser scheinbar verlorenen Träume im geheimen oder in ihren ersten, wilden, Jahren an Kolmans Seite nachholen zu können, doch solches Glück konnte nicht alle Hobbits ereilen und nach solch vielen Jahren Entbehrung wird man schnell vor innerem Feuer leichtsinnig und überstürzt die ersten Versuche maßlos.
So stark ihre Furcht davor auch war Iris an das verhasste Nass heranzuführen, wusste sie schon sehr wohl, dass sich das Verlangen nicht ewig verschließen ließe und, wenn Iris schon zum Wasser finden würde, dies zumindest unter ihrer Aufsicht, kontrolliert, stattfinden sollte, als alleine, unter dem Einfluss von 'Abenteuerwahn' oder wie auch immer dies genannt wurde (In Hobbingen fanden solche, stets negativ besetzten, Begriffe erst mit dem ständigen Verschwinden des alten Herrn Beutelsends in den Sprachgebrauch).
Diese Wochen verliefen für Iris ziemlich unruhig: Von Konzentrationsschwächen geplagt und von Verwirrung heimgesucht, unterliefen ihr bei ihren nun täglichen Rechenaufgaben katastrophale Fehler und egal was sie versuchte, am Ende stand immer etwas Wässriges. Für sie war es fast schon etwas erlösendes, als endlich ihre Mutter zu ihr ins Zimmer trat. Kolman hielt ihre zitternde, rechte Hand und sie hörte sich etwas schwach an, doch gleichzeitig unheimlich sicher: "Was meinst du, Kleine, willst du heute mit uns zum See kommen?" Sofort war Iris hellwach und strahlte. Natürlich wollte sie und für sie konnte es nicht schnell genug los gehen. Als ihre Mutter fortfuhr, fühlte sie sich noch fröhlicher: "Ich bin mir sicher, dass du etwas tiefer hinein willst. Wenn du willst, könnte ich dir ein paar Dinge beibringen..." Vor Vorfreude konnte sie kaum mehr klar denken, als ihre Mutter den Satz beendete: "...wenn du bereit bist meinen Anweisungen zu folgen!"
Iris sagte sofort "ja", sie hätte hier aber wohl allem zugestimmt.
Am See angekommen wollte Iris sofort in das geheimnisvolle Nass springen, doch ihre Mutter hielt sie noch zurück. Sie begann mit einer längeren Rede und Demonstration zu einigen Grundbewegungen und -verhaltensweisen und bevor sie danach zum Wasser schritt, ließ sie Kolman einen Strang holen, den sie an einem küstennahen Baum befestigte. Das andere Ende band sie um Iris Handgelenk. "Wenn es ein Problem gibt können wir dich an Land ziehen, falls ich nicht schnell genug sein sollte." Das Seil war kratzig und für den Anfang absolut unnötig, waren sie doch gerademal Brusttief im Wasser, doch solange dies Iris den Weg in das große Blaue gewährte, hatte sie kein Problem damit.
Es war ein anstrengender erster Tag und langsam begriff Iris die Tücken des geliebten Elements: Sobald sie keinen Bodenkontakt mehr hatte, zog es sie hinunter in die (noch überschaubaren) Tiefen, jede noch so leichte Bewegung wurde nach kurzer Zeit stechend und es fiel ihr ungemein schwer den Kopf über Wasser zu halten, wenn sie nicht zwischendrin immer wieder ihre Füße auf den Boden stellen würde. Doch all dies minderte keineswegs Iris Faszination diesem eigenwilligem Quell ihrer Begierde gegenüber, vielmehr verstärkte es sie sogar: Es war nicht wie die Welt der Buchstaben oder Zahlen, die sie sich innerhalb kürzester Zeit zu eigen gemacht hatte, dies hier war ein Kampf gegen einen sich verteidigenden Gegner, eine Herausforderung. Was auch immer diese 'Abenteuerlust' genau war, die im Wortlaut in Hobbingen herumgezischt wurde, hatte sie zweifellos befallen: Sie musste einfach diesen fremden Lebensraum weiter durchforsten, seine Geheimnisse ergründen und so wie sie das Gefühl genoss die Mauern der von ihr noch undurchbrochenen Festung zu zerschmettern, würde das für sie noch lange nicht das Ende sein!
The Chaosnight:
In den nächsten Tagen war Iris wie aufgedreht: Sie brannte vor Freude und Leidenschaft und eben dieses Feuer brannte sich ebenso in alles was sie tat: Ihre Rechnungen waren präziser und schneller denn je und auch ihre Schrift machte einen gewaltigen Sprung vorwärts. So sehr sie sich jedoch wünschte dieses Feuer ins Wasser zu tragen, desto schwieriger fiel ihr jedoch genau dies: Sie verstand alle Anordnungen und schaffte es mittlerweile sogar ihren Kopf oben zu halten, doch schon nach kurzer Strecke versagte ihr Körper seinen Dienst und sie musste sich erschöpft hinstellen. Jeden Tag aufs neue versuchte sie ihre schier unendliche Energie auf diesen Abschnitt hinzulenken, doch immer wieder scheiterte sie. Jeden Tag aufs neue verließ sie ihr gewaltiger Energieüberschuss genau dann, wenn sie ihn wirklich gebraucht hätte. Trotzdem blieb sie weiterhin in ihrer Hochform, da sie noch immer glücklich darüber war überhaupt so weit gekommen zu sein und sie es einfach liebte neues zu entdecken und zu erkämpfen. Ebenso hatte sie das Gefühl trotz ihres andauernden Scheiterns immer besser zu werden.
Tatsächlich: Nach Hobbitmaßstäben war Iris ein gutes Stück gewachsen und der andauernde Umgang mit diesem anstrengendem Element hatten sie gut gestärkt, sodass sie bald erste Meter am Stück schaffte (Und vor Überrachung glatt wieder unterging). Gewiss – ihre Technik war noch stark verbesserungswürdig und für viel mehr als diese ersten Meter reichte es körperlich noch immer nicht, doch es war ein Anfang.
The Chaosnight:
OOC: Hier folgt eine bewusst gesetzte Lücke, die vorerst bestehen bleibt. Die Geschehnisse innerhalb dieser Lücke werden während der Geschichte aufgelöst und, sofern von Bedeutung, innerhalb des nächsten Posts erklärt.
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