Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Eigene Geschichten

Aus den Schatten in den Schatten

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Khamul:
Sorry für mehrere aufeinander folgende Posts, aber ich hätte gerne, dass jedes meiner Kapitel nen eigenen Beitrag kriegt:

Also: Ring frei für Kapitel 1 meiner Fortsetzung von: "Der Herr der Ringe":

Der Eine vergeht

Sein geflügelter Schatten wurde schon unruhig, während er über dem Heer des Westens kreiste. Seit Tagen hatten er und seine sieben verbliebenen Gefährten die Menschen verfolgt, und nun war der Angriff nahe.
Saurons Mund ritt schon wieder zurück zum Schwarzen Tor. Das hieß, dass die Menschen das Angebot des dunklen Gebieters abgelehnt hatten. Es war auch besser so, denn mit Brandschatzungen und blutigen Verfolgungsjagden waren die unzähligen Orks von Mordor gut bei Laune zu halten.
Das Schwarze Tor öffnete sich langsam. Er sah schon, wie sich die Truppen Mordors gleich einer schwarzen Lawine auf das Heer der Menschen zu- bewegten, welches vom neuen König Gondors noch in Formation gebracht wurde. Welch eine Dummheit! Während Kriegszeiten einen neuen König zu wählen war für ihn purer Leichtsinn. Er war sowieso noch eifersüchtig, weil der Hexenkönig den Ork Gothmog und nicht ihn, den zweithöchsten nach ihm, zu seiner Rechten Hand gewählt hatte.
Dieser Gothmog war nichts anderes als ein Feigling gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Gothmog war während des Ritts der Rohirrim ums Leben gekommen, kurz nachdem der Hexenkönig von diesem Weib erschlagen wurde. Ihm wäre das bestimmt nicht passiert. Nicht ihm, Khamûl, dem zweithöchsten der Nazgûl, dem wahren König der Ostlinge. Er wollte es Sauron beweisen, dass er das Zeug dazu hatte, der Heerführer Mordors zu werden. Beginnen würde er mit der Rächung des Hexenkönigs.
Endlich wurde ein Horn zum Angriff geblasen. Khamûl ließ seinen geflügelten Schatten im Sturzflug herabstoßen, direkt auf eine Gruppe Rohirrim zu. Die Klauen seines Reittiers bohrten sich in einen Rohirrim und rissen diesen von den Beinen. Khamûl lauschte dem verzweifelten Todeskampf des Menschen, sein ersterbendes Stöhnen erweckte in ihm ein Gefühl, triumphiert zu haben. Der geflügelte Schatten ließ den schwer verwundeten Krieger wieder fallen, und Khamûl suchte mit Argusaugen weiter nach dem Weib, welches den Hexenkönig erschlagen hatte.
Er ließ sein fliegendes Reittier knapp über die Köpfe der Rohirrim sausen, welche sich alle vor der Bestie duckten. Dieses Weib würde ihm auffallen, denn den Mut der Verzweiflung, mit dem er es schon einmal kämpfen sehen konnte, würde er nicht übersehen.
Endlich fiel ihm ein Rohirrim auf, der nicht vor seinem geflügelten Schatten zurückwich. In den Augen des Menschen brannte der Mut der Verzweiflung. „Das muss sie sein!“, schoss es Khamûl durch den Kopf. Sofort lenkte er sein Reittier in die Richtung des Weibes. Je näher er ihr kam, umso deutlicher sah er ihre Gesichtszüge. Kein Bart, keine Furcht, nur Verzweiflung spiegelte sich in ihrem Gesicht. Khamûls geflügelter Schatten flog jetzt nur noch knapp über dem Boden. Alle Rohirrim sprangen der schwarzen Bestie aus dem Weg, nur nicht das Weib. Das war sie, da war Khamûl sich sicher. Er würde von Sauron fürstlich belohnt werden, wenn dieser erfahren würde, dass er, Khamûl, der zweithöchste der Nazgûl, den Mord am Hexenkönig gerächt hatte.
Er ließ seine Bestie direkt vor der Kriegerin landen und zügelte sie, damit sie ja nicht nach dem Weib schnappen konnte. Khamûl wollte sie mit seinen eigenen Händen töten. „Nimm deinen Helm ab, Weib, damit ich sehen kann, wie das Licht in deinen Augen verlischt!“, forderte Khamûl das Weib auf, doch sie antwortete: „Ich bin kein Weib!“ Sie riss sich den Helm vom Kopf und Khamûl sah, dass sie in Wirklichkeit ein Mann war, ein Jüngling von zirka 17 Wintern. „Ich habe während diesem Krieg meine ganze Familie verloren!“, rief der Jüngling Khamûl entgegen: „Du machst mir keine Angst!“
Khamûl bewunderte den Mut des jungen Rohirrim. Er spielte mit dem Gedanken, den Jungen zu verfluchen, als er plötzlich die Kontrolle über seinen Körper verlor. Ohne es zu wollen ließ er die Zügel des geflügelten Schattens locker, dessen Kopf sofort hervorstieß. Die Bestie packte den Rohirrim mit ihren Kiefern und erhob sich wieder in die Lüfte.
Endlich hatte Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Er wollte doch nach dem Weib suchen und nicht die Zeit mit dem töten armseliger Rohirrim vertändeln! „Dieser Mord hat doch gar keine Zeit vertändelt.“, hörte Khamûl die Stimme Saurons in seinem Kopf. Die Tatsache, dass sein Gebieter jederzeit seinen Körper kontrollieren konnte, wollte Khamûl nie so ganz hinnehmen. Was ist denn ein König, wenn er nicht die Kontrolle über sein eigenes Handeln hat? – Nur eine Marionette, dass war Khamûls Meinung.
Er ließ seinen Schatten wieder höher steigen und versuchte, das Weib vom Himmel herab ausfindig zu machen, während sein geflügelter Schatten den Rohirrim im Flug verspeiste. Plötzlich hörte er eine mächtige Stimme rufen: „Die Adler kommen!“
Es war tatsächlich so, Gwaihir, der Fürst der Adler, war mit seinem Gefolge gekommen. Ein Adler war einem geflügelten Schatten ein würdiger Gegner, Orks und Trolle dagegen hatten keine Chance gegen sie. Khamûl sah eine Niederlage kommen, also lenkte er seine Bestie direkt auf die Adler zu. Er wollte Gwaihir, den Fürsten der Adler, töten. Wenn Gwaihir erst einmal tot war, würde die anderen Adler der Mut verlassen, dann wären sie leichte Beute.
Fünf der sieben anderen Nazgûl folgten Khamûls Beispiel und hielten ebenfalls auf die Adler zu.
Khamûl duckte sich tiefer in den Sattel, um seinem Reittier weniger Luftwiderstand zu bieten. Gwaihir, der Fürst der Adler und Khamûls geflügelter Schatten flogen direkt aufeinander zu. Beide Kontrahenten hielten ihre Klauen bereit, um sie dem anderen in den Leib zu rammen. Die Wucht mit der die beiden geflügelten Wesen aufeinander prallten war so groß, dass Khamûl fast aus seinem Sattel fiel. Gwaihir und die geflügelte Bestie hatten sich ihre Klauen gegenseitig abgefangen, der Schatten versuchte nun, Gwaihir in den Hals zu beißen, welcher mit Schnabelhieben immer wieder die gefährlichen Kiefer der Bestie von seinem Hals fernhielt.
Plötzlich verlor Khamûl wieder die Kontrolle über seinen Körper. Ungewollt riss er seine Bestie aus dem Kampf mit Gwaihir und spornte sie an, so schnell wie möglich zum Schicksalsberg zu fliegen. Als er wieder die Kontrolle über seinen Körper hatte, hallte ihm ein Befehl Saurons durch den Kopf. Sauron hatte angsterfüllt geklungen, so angsterfüllt hatte Khamûl seinen Gebieter noch nie erlebt. Es musste wohl um den Einen Ring gehen, denn nur dann würde Sauron so ängstlich sein.
Während des Eilfluges zum Schicksalsberg spürte Khamûl immer stärker die Anwesenheit des Einen Rings. Jemand versuchte wohl, ihn zu zerstören! Das musste Khamûl unbedingt verhindern! Er spornte seinen Schatten zu Höchstleistungen an, er durfte nicht zu spät kommen!
Nach einem kurzen Flug mit extremster Geschwindigkeit ließ Khamûl seine Bestie schon im Sturzflug in den Schlot des Schicksalsberges stürzen. Jede Sekunde zählte! Khamûl sah eine bleiche Kreatur von dem Felsensteg zum Herzen des Schicksalsberges stürzen – und sie hatte den Einen Ring in ihren Händen! Er duckte sich tief in den Sattel, Schnell kam seine Bestie der fallenden Kreatur näher. Die Bestie streckte ihre Klauen aus, um die Kreatur mit dem Einen Ring zu packen. Die Klauen stießen nach vor und verfehlten die Kreatur nur um Haaresbreite. Dann klatschte sie auf die Lava auf und verbrannte sofort in ihr, der Eine Ring ging unter und begann schon, sich aufzulösen. Khamûl konnte den Sturzflug seiner Bestie nicht mehr abfangen, und so stürzte sie mit voller Geschwindigkeit in die Lava des Schicksalsberges.
Der geflügelte Schatten verbrannte sofort in der Lava, ebenso wie Khamûls Kleidung. Auch seine Rüstung und – sein Ring der Macht! Er zerschmolz wie Butter vor seinen Augen! Khamûl fühlte schon, wie er schwächer wurde und seine Lebensgeister begannen, ihn zu verlassen. Der Eine Ring war seine letzte Chance!
Da war er schon, direkt vor ihm und doch so fern. Der eine Ring hatte sich schon nahezu zur Hälfte aufgelöst, und Khamûl sah direkt, wie die Macht des Ringes sich langsam auflöste. Unter Aufwendung aller seiner Kräfte streckte Khamûl sich dem Einen Ring entgegen.
Nicht einmal mehr die Hälfte von ihm war noch da!
Khamûl berührte den vergehenden Ring, und wurde plötzlich von einer Macht durchzogen, die Khamûls Lebensgeister wieder auffrischten. Der Eine Ring hatte, als letzter Versuch weiter zu bestehen, seine restliche Macht auf Khamûl übergehen lassen. Noch während sich Khamûl darüber wunderte, verging der Eine Ring vollkommen, und der ganze Schicksalsberg wurde von einem mächtigen Beben erschüttert. Khamûl hörte Sauron in seinem Kopf. Er tobte vor Wut, weil der Eine Ring vergangen war, und vor Angst vor seinem eigenen Tod.
Plötzlich verstummte Saurons Wutgeschrei, und Khamûl wurde in einem Feuerball aus dem Schicksalsberg geschleudert. Khamûl sah Massen von Kreaturen aus Mordor, die ins Gebirge flohen, und auch die Banner der Siegreichen Menschen: Der silberne Baum auf blauem Hintergrund von Gondor und das goldene Ross auf grünem Feld von Rohan.
Da alles kam ihm so seltsam und unwirklich vor. War Sauron wirklich besiegt? Hatten die Menschen tatsächlich triumphiert?

Khamul:
Kapitel 2:

Der Krieg mit Harad

„Sauron ist schon seit mehr als vier Wintern nicht mehr“, begann Statthalter Faramir: „Doch noch immer überfallen Orks und Krieger aus Harad die Ländereien Ithiliens! Wir müssen etwas dagegen unternehmen und den Haradrim demonstrieren, dass wir nicht so schwach sind, wie sie denken!“
Diese Worte trafen Aragorn heftig. „Ich habe doch noch vor einem Mond einen Bericht erhalten, in dem stand, dass diesen Winter nur ein Mann umgekommen sei – und dass dieser erfroren sei.“ – „Doch in den letzten zwei Wochen habe ich schon fünf Männer verloren!“ Aragorn konnte die Haradrim nicht verstehen. Gut, ihre Heimat war die Wüste, deshalb wäre ihnen der Winter in Gondor zu kalt, doch andererseits war ihnen Gondor ein lange verhasster Feind, warum brachen sie dann die Angriffe im Winter ab?
„Danke, Statthalter.“, sagte Aragorn, in Gedanken versunken: „Und nun zu Dir, Fürst Imrahil von Dol Amroth!“ Unter den Fürsten Gondors trat Imrahil hervor, ein kräftiger Mann, den schon viele Wunden zeichneten. Aragorn hatte während der Schlacht um Minas Tirith, mithilfe der Armee der Toten, im Hafen Pelargir die Korsaren aus Umbar besiegt, und sich ihrer Flotte bedient, um Fürst Imrahil und seine Krieger auf die Ebene des Pelennor zu bringen.
Imrahil begann zu reden, klar und kräftig: „Der große Hafen Pelargir ist ein einziges Schlachtfeld zwischen meinen Männern und den Haradrim! Wir verlieren viel zu viele Männer, als dass wir es uns leisten könnten, auch nur einen einzigen Mann als meine Leibgarde mitzubringen!“, um die Deutlichkeit seiner Worte zu unterstreichen, machte er eine kurze Pause.
Nun war auch dies geklärt. Aragorn hatte sich schon gefragt, warum Fürst Imrahil alleine geritten war.
„Und vom Meer aus überfallen uns schon in regelmäßigen Abständen die Korsaren von Umbar, wodurch unser Hafen ...“ Fürst Imrahil wollte noch weiter reden, doch Aragorn deutete ihm zu schweigen.
Imrahil sah ihn nur ungläubig an und fragte: „Aber König Elessar, ist es Euch denn egal, dass wir so viele Männer verlieren? Wir...“
„Ich bin dafür, dass wir den Haradrim unsere Stärke demonstrieren.“, erwiderte Aragorn: „Wir werden eine Heerschau stattfinden lassen und mit den fünftausend besten Kriegern aus Gondor gegen die Haradrim in den Krieg ziehen. Wir werden ganz Nah-Harad und Umbar erobern und Umbar befestigen, sodass die Haradrim keine Angriffe mehr wagen werden.“
Ein Raunen ging durch die Reihen der Fürsten, dass von den weißen Wänden der Zitadelle zurückgeworfen wurde, doch Hurin, der Wächter der Schlüssel, dem Aragorn die Länder um Dagorland und der Ebene des Schwarzen Tores anvertraut hatte, erhob Einspruch.
„Mit Verlaub, König Elessar, mit fünftausend Männern werden wir kaum in Harad einmarschieren können. Ich weiß, wir müssen genug Männer im Land zurücklassen, um es noch verteidigen zu können, doch erscheinen Euch fünftausend Mann nicht doch als zu wenige?“
Aragorn antwortete Hurin selbstsicher: „Fünftausend Krieger aus Gondor, zweitausend Zwergenkrieger vom Einsamen Berg und mehrere hundert elbische Bogenschützen aus dem Düsterwald dürften die Haradrim schon in die Knie zwingen, denn die zwanzigtausend Krieger, die sie in der Schlacht auf dem Pellenor verloren haben, haben ihr Volk sehr geschwächt.“
Wieder ging ein Raunen durch die weiße Halle der Zitadelle, doch dieses Mal erhob keiner der Fürsten Einspruch. „Wenn niemand Einspruch erhebt, so sendet überall im Land Boten aus, um die Heerschau, welche in drei Monden auf den Feldern des Pelennor stattfinden wird, zu verkünden. Sendet außerdem einen Boten zu dem Zwerg Gimli Gloinsson, der ihm verkünden soll, dass Aragorn ihn bittet, mit zweitausend seiner besten Krieger bis zur Heerschau in Gondor zu sein. Ebenso soll ein Bote zu Legolas, dem Prinzen des Düsterwaldes, geschickt werden. Er soll dem Prinzen berichten, dass Aragorn bis zur Heerschau um ihn und seine besten Bogenschützen bittet. – Somit erkläre ich diese Sitzung der Fürsten beendet.“
Aragorn hatte gar nicht gemerkt, dass Fürst Hurin noch nicht Bericht erstattet hatte. Dieser Fehler würde ihm noch eine Überraschung in seinem bevorstehenden Krieg einbringen.

Khamul:
Kapitel 3:

Saurons Werk wird wiederholt

Alle Folterinstrumente waren schon bereitgelegt, es fehlte nur noch das Opfer. Er vertrieb sich die Zeit damit, die Folterinstrumente eindringlich zu durchsuchen. Gut geordnet lagen Messer in allen Formen und Größen auf einem Beistelltisch neben der Folterbank. Auch eine Peitsche mit rostigen Metallriemen und eine durch unzähliges Schleifen schon dünn und zierlich wirkende Axt hingen an den Rändern des Tisches
Endlich kam Das Opfer! Diesen Orks war einfach jeder Sinn für Pünktlichkeit vergangen! Bei Sauron war das nicht so gewesen, doch er würde die Orks Schon noch Demut lehren.
Das Opfer wehrte sich mit aller Kraft und schrie aus Leibeskräften, allein vier Orks waren nötig, um es zu tragen. Es an den Foltertisch zu spannen, war noch schwieriger deshalb half er den Orks vorsichtshalber, denn das Opfer könnte sich ja befreien und sich eine seiner Waffen unter den Nagel reißen. Als der Mann, nackt und mit ausgestochenen Augen, endlich so fest an den Foltertisch gefesselt war, dass er sich kaum einen Finger breit bewegen konnte, Verbeugten sich die Orks und gingen. Endlich war er allein, um das Werk Saurons zu wiederholen...
In seinen langen Jahren des Studiums der dunklen Magie hatte Saurons Mund von seinem Gebieter gelernt, wie man Orks züchtete. In den Verließen unter der Folterkammer des Königspalastes von Rhûn hatte Saurons Mund schon ein Dutzend Orkgruben ohne das Wissen des Königs der Ostlinge errichten lassen. Er galt ja als „Prophet Saurons“, deshalb fragte niemand nach seinem Tun oder seinen Hintergründen. Alles was er tat, galt für die Ostlinge, die Sauron als Gott verehrten, als dessen Eingebung. So konnte Saurons Mund Orks züchten, und die Ostlinge glaubten, diese Orks seien von Sauron selbst geschickt worden. Welch ein einfältiges und primitives Volk die Ostlinge doch waren!
Saurons Mund wollte jedoch etwas Größeres hervorbringen als Orks, dafür brauchte er aber die Hilfe des Gefangenen, der nackt und gefesselt auf dem Foltertisch lag. Über dessen Abstammung wusste Saurons Mund nichts. Er war schon in Versuchung, mithilfe seiner schwarzen Magie in das Gedächtnis des Gefangenen einzutauchen, doch er entschied sich dagegen, er hatte ja wichtigeres zu tun. Sein Blick wanderte über die Folterinstrumente. Jedes Einzelne von ihnen war fein säuberlich poliert, da der Religion der Ostlinge zufolge niemand Blut eines Anderen in seinem Körper haben sollte. Es wurden ja auch Ostlinge gefoltert, und wenn man die Folterinstrumente nicht reinigte, könnte ein anderer, der Sauron nicht verehrte, von ihm als einen seiner „Jünger“ erkannt werden, wegen dem Blut.
Dann nahm Saurons Mund ein Messer mit einer Klinge etwa so lange wie seine Hand. Mit seinem Daumen prüfte er die Schärfe der Klinge. Sie war scharf genug. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und murmelte einige magische Worte, um das Messer leicht zu vergiften. Es würde den Mann nicht töten, doch seine Wunden würden so sehr schmerzen, als ob Salz in sie gestreut worden wäre.
Saurons Mund zog noch seinen Dolch aus seinem Gürtel, ging zum Foltertisch und setzte ihn seinem Opfer an die Kehle. Die Hand, in der er das vergiftete Messer hielt, bewegte er vorsichtig zwischen die Beine seines Opfers. „Du wirst bald großen Schmerz fühlen...“, sagte Saurons Mund, doch der Gefangene erwiderte: „Ich fürchte keinen Tod!“
Da Fuhr das vergiftete Messer herab, und der Mann kreischte wie ein Abgestochenes Schwein, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Saurons Mund hob die Hoden auf, die er dem Mann abgetrennt hatte, und sagte zu ihm: „Es gibt schlimmeres als den Tod... Zum Beispiel, von seinem eigenen Sohn auf ewig gequält zu werden!“ Mit diesen Worten verließ Saurons Mund die Folterkammer durch die Geheimtür, die er eigens hatte anlegen lassen. Kaum hatte sich die Türe hinter ihm geschlossen, hörte er die Schmerzschreie des Gefangenen nicht mehr. „Sperrt ihn wieder in seine Zelle!“, blaffte Saurons Mund einen Ork an, der ihn am Eingang begrüßte: „Ihr könnt mit ihm machen was ihr wollt, aber lasst ihn mir ja am Leben! Wer ihn tötet, bekommt die Folter zu spüren, die ich für ihn ersonnen habe!“ Der Ork sagte nichts mehr, sondern machte sich mit einem spitzbübischen Grinsen auf, den ihm erteilten Auftrag zu erfüllen.
In der Grotte, die Saurons Mund unter den Königspalast von Rhûn bauen hatte lassen, standen dutzende Orkgruben, in denen neue Orks herangezüchtet wurden. Orkgruben sahen aus wie Löcher im Boden, die mit Schlamm gefüllt waren. Tatsächlich wohnte in diesem Schlamm aber dunkle Magie inne. Diese Magie ermöglichte es, aus einem Schlammkokon, in dem sich ein beliebiges Teil eines Orks, wie Blut oder ein Knochen, befindet binnen eines Mondes einen Ork zu züchten. Eigentlich vermehrten sich Orks auf natürlichem Wege, doch er wollte nicht so lange warten, bis die Orkjungen erst einmal herangewachsen waren. Auch so ging es noch immer zu langsam.
Saurons Mund sah schon den Brutmeister der Orkgruben. Schnellen Schrittes begab er sich zum Brutmeister, vorbei an einigen Orks, die mit Stangen prüften, ob sich die in den Kokons heranwachsenden Orks noch bewegten. Der Brutmeister kommandierte gerade an einer Grube einige Orks herum, die frisch „ausgebrütete“ Orks aus dem Schlamm fischten. Als der Ork Saurons Mund bemerkte, grunzte er einen Brüter neben ihm an, das Kommando zu übernehmen und ging Saurons Mund entgegen.
Der Ork wirkte genervt, er war auch zu spät dran mit der Räumung dieser Grube. „Ich bitte demütigst um Verzeihung dafür, dass wir die Grube nicht rechtzeitig räumen konnten, doch aus irgendeinem Grund schlüpfen sie alle immer später als normal...“ Das hörte Saurons Mund nicht gerne. „Dann fische sie so schnell wie möglich aus dieser Grube raus, sonst werde ich dir deine Leber aus dem Leib fischen und sie dich essen lassen!“, brüllte Saurons Mund den Ork an. Nun war er zornig, denn sein Plan würde sich dadurch noch mehr verzögern.
Zornerfüllt eilte er in Richtung Alchemielabor. Hier hatte er alles, was man für einen Zaubertrank brauchen könnte. Schnell warf er die abgetrennten Hoden in eine vorbereitete Tonschüssel und zerstampfte sie mit einem Mörser zu einem blutigen Brei. Dann nahm er ein Fläschchen schwarzes Orkblut aus dem gut sortierten Wandschrank und füllte in etwa so viel Orkblut in seine Schüssel, wie von den zerstampften Hoden darin war.
Nun verrührte er alles noch einmal gründlich miteinander und leerte sie dunkelrote Flüssigkeit in einen Schlammkokon, den er sofort gründlich verschloss.
Plötzlich war es ihm egal, wie lange sich sein Vorhaben verzögern würde. Er hatte schon den ersten Schritt getan und war sich sicher, dass es gelingen würde.

Khamul:
Kapitel 4:

Kopflos und Herzlos

Die Sitzung der Fürsten Gondors war schon sechs Tage her, doch Fürst Hurin war noch immer von dieser Sitzung aufgewühlt. König Elessar hatte ihn nicht reden lassen, obwohl er einen schwerwiegenden Verdacht gehabt hatte. Noch vor der Sitzung der Fürsten hatte er einen Spion nach Rhûn geschickt, um seinen Verdacht zu bestätigen. Wenn sich herausstellen würde, dass sein Verdacht wahr wäre, würde Fürst Hurin sofort nach Minas Tirith reiten und König Elessar Bericht erstatten. Doch zuallererst musste sein Spion zurückkehren.
Hurin saß in einem kärglich eingerichteten Esszimmer seiner weißen Burg, auf einem Stuhl direkt vor dem Kamin. Ein Wandteppich, der das Wappen Gondors zeigte, war die einzige Dekoration. Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Herein!“
Es war Gishilde, Hurins Frau, die den Raum betrat. An der Hand führte sie Turin, Hurins achtjährigen Sohn. Bei der Geburt Turins war Radagast der Braune dabei gewesen, und dieser hatte vorhergesagt, dass Hurins Sohn einmal große Heldentaten vollbringen werde. Deshalb hatte Hurin seinen Sohn Turin genannt. Turin, Hurins Sohn, war im Ersten Zeitalter ein großer Held gewesen, der Glaurung, den mächtigsten Drachen, der jemals existierte, getötet hatte. Fürst Hurin wollte, dass sein Sohn auch einmal berühmt wurde.
Fürst Hurin begrüßte seine Frau und seinen Sohn: „Guten Morgen, konntet ihr nicht gut schlafen?“ Turin antwortete sofort: „Ich habe geträumt, ich wäre ein Ritter und hätte einen Drachen erschlagen!“ Hurin brach in schallendes Gelächter aus, ebenso wie seine Frau Gishilde. Turin schien beleidigt durch dieses Lachen.
„Warum lacht ihr mich denn aus, es gibt doch Drachen, oder?“
Hurin wollte seinem Sohn eine Antwort geben, doch in ebendiesem Moment schwang die Tür in das Esszimmer auf und ein in einen dunklen Kapuzenmantel gehüllter Mann betrat fast lautlos den Raum. Es war Hurins Spion! Endlich würde er in seinem Verdacht bestätigt werden!
Mit einer schnellen Geste deutete Hurin seiner Frau und seinem Sohn, das Zimmer zu verlassen. Als die beiden Fort waren, bot Hurin seinem Spion einen Platz an. Der Spion machte keine Anstalten, sich zu setzen, sondern begann sogleich mit seinem Bericht.
„Euer Verdacht hat sich bestätigt, Fürst Hurin. Im Fernen Rhûn züchtet Saurons Mund Orks und bereitet sie auf einen Krieg vor.“
Hurin konnte es kaum fassen. Er musste König Elessar sofort warnen! „Was weißt du noch, Jules?“ Jules, der Spion, gab Hurin keine Antwort, sondern schlug seine Kapuze zurück. Entsetzt musste Hurin feststellen, dass Jules†™ Haar nun schwarz war, nicht mehr braun. Jules griff mit einer Hand auf sein Gesicht, welches er zerknitterte und zusammendrückte. Dann riss er sein Gesicht fort, und Hurin erkannte jenen, den er wohl niemals vergessen würde.
Schwarze Augenringe untermalten die blutroten Augen des Mannes. Er hatte helle Haut und langes Schwarzes Haar. Es war Saurons Mund!
Sofort griff Hurin an seinen Gürtel, wo normalerweise sein Schwert hing, doch er hatte sein Schwert in seinem Schlafzimmer vergessen. Saurons Mund hatte die Bewegung Hurins bemerkt und sagte: „Du solltest dich nie sicher fühlen, nicht einmal in deinem eigenen Haus.“ Jetzt wollte ihm dieser Bestard auch noch weise Lehren erteilen! Hurin holte tief Luft, um nach den Wachen zu rufen, doch im selben Moment sprang Saurons Mund nach Vorne und hielt Hurin ein Tuch, dass er bis dahin wie ein Taschentuch in der Hand gehalten hatte, vor den Mund.
Hurin wurde vom Duft des Tuches schwindelig und er sackte kraftlos zu Boden. Jetzt war alles aus! Saurons Mund würde ihn töten, wodurch König Elessar wie blind nach Harad reiten würde! Hurin versuchte, alle seine Kräfte zusammenzunehmen, doch er konnte sich nicht bewegen. Seinen Lippen entsprang ebenfalls kein einziger Ton.
Saurons Mund beugte sich zum Boden hin.
Hurin machte sich schon für seinen Tod bereit, doch statt eines Dolches holte Saurons Mund wieder Jules†™ Gesicht hervor, welches er wie eine Maske aufsetzte. Hurin konnte nicht glauben, wie echt dieses Gesicht wirkte. Unendlich langsam, sodass Hurin es genau sehen konnte, zog sich Saurons Mund die Kapuze über den Kopf. Ebenso langsam holte er ein Kästchen hervor, öffnete es und zeigte Hurin den Inhalt. In dem Kästchen befanden sich ein Metallsplitter, ein kleiner Rubin und ein Ring mit einem Rubin darauf.
„Weißt du, was das ist?“, fragte Saurons Mund.
Hurin wollte den Kopf schütteln, doch er konnte sich noch immer nicht bewegen. Saurons Mund steckte sich den Ring an seinen Ringfinger, legte den Metallsplitter auf Hurins Brust und den Rubin auf Hurins Stirn. Dann Murmelte Saurons Mund einige fremdartige Wörter, und Hurin schien es, als würden sich der Rubin und der Splitter in seinen Körper graben. Schmerzen erfüllten Hurin, er hätte schreien wollen, doch noch immer entstieg kein Ton seinen Kehle.
Durch Jules†™ Gesicht lächelte Saurons Mund Hurin an. Die Maske wirkte unglaublich echt. „So“, sagte Saurons Mund: „immer, wenn du über deinen Verdacht zu sprechen gedenkst, wird der Rubin einen Teil deines Gehirns verbrennen. Das Metall stammt von einer Morgulklinge. Der Splitter wird zu deinem Herzen wandern, wenn du über deinen Verdacht sprichst, und dich früher oder später zu einem Schatten unter meinem Willen machen. Durch den Ring und den Rubin werde ich außerdem immer wissen, was du gerade tust und denkst.“
Mit diesen Worten verließ Saurons Mund das Zimmer. Nun konnte Hurin König Elessar nicht mehr warnen. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, doch Saurons Mund würde ihm immer zuvorkommen können.
Es war zum Verzweifeln.

Khamul:
Kapitel 5:

Die Hilfe der Pferdeherren

Aragorn stand mitten in der Goldenen Halle von Edoras, der Hauptstadt Rohans. König Eomer ließ ihn warten. Arwen schmiegte sich an Aragorn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Aragorn hatte nicht gewollt, dass sie mir ihm mitkam, doch Arwen war äußerst stur. Sie war eine gute Schwertkämpferin und außerdem eine Elbin, welche Eins mit den Bäumen werden konnte, doch sie trug ein Kind unter dem Herzen. Außer Arwen waren noch Zwanzig Wächter der Zitadelle von Minas Tirith als seine Leibgarde mitgekommen. Die Turmwachen, wie die Wächter der Zitadelle genannt wurden, warteten ungeduldig vor der Goldenen Halle.
Endlich öffnete sich die Tür zu den Privatgemächern des Königs. König Eomer schritt durch die Tür, begleitet von zwei Schildmaiden Rohans. Eomer war mit einem Kettenhemd bekleidet, in welches das goldene Pferd Rohans mit Goldfäden eingeflochten worden war. Er trug keinen Helm, doch an seinem Gürtel war das Schwert König Theodens. Die zwei Schildmaiden hatten lange schwarze Haare und trugen einfache Lederrüstungen. Als sich König Eomer auf seinen Thron setzte, entfernten sie sich.
„Ich begrüße Euch, König Elessar von Gondor, ebenso Eure holde Frau! Sagt mir, was treibt Euch zu mir?“
Aragorn holte tief Luft: „Ich komme, um Euch um Beistand zu bitten, König Eomer von Rohan. Ich habe vor, gegen die Haradrim und die Korsaren aus Umbar, welche immer wieder unser Land überfallen, in den Krieg zu ziehen!“ Aragorn machte eine kurze Pause, um König Eomer Zeit zu geben, sich eine Antwort zu überlegen. „Zieht Ihr mit mir in den Krieg, Waffengefährte?“
Eomer erhob sich von seinem Thron. Er ging auf Aragorn zu und fasste ihm die Hand zum Kriegergruß. „Ich werde Euch bei jedem Krieg beistehen, Freund! So sagt mir nur, wann und wo findet die Heerschau statt?“
In Eomers Augen brannte der Kampfgeist, den Aragorn an seinem Freund sehr schätzte. Aragorn antwortete: „In genau zwei Monden findet auf den Feldern des Pelennor eine Heerschau statt. Ich werde die fünftausend besten Krieger aus Gondor aussuchen und am Tag darauf auf dem Schwarzen Hügel, auf dem Eure Schwester Eowyn, die Frau von Statthalter Faramir, den Hexenkönig von Angmar erschlagen hat, den Kriegszug beginnen. Seid bis zu diesem Tage mit deinem Heer auf den Feldern des Pelennor, sodass wir gemeinsam in den Krieg ziehen können, Waffengefährte!“

Nach der Audienz bei König Eomer hatte dieser noch gewünscht, dass Aragorn und seine Leibgarde noch zu einem Fest blieben, bei dem Aragorn, König Eomer und Arwen den Vorsitz geführt hatten. Aragorns Leibgarde hatte sich sehr diszipliniert verhalten. Sie hatten nicht zu viel getrunken, doch trotzdem waren die Männer in ausgelassener Stimmung. Nun neigte sich das Fest langsam dem Ende zu. Die Mittagssonne stand schon am Himmel, und nun wurden die Speisen aufgetragen. Fünf in prunkvolles Grün gekleidete Schildmaiden brachten Teller und Gabeln aus blankem Silber, wie nicht einmal Aragorn es in Minas Tirith hatte. „Mithril“, sagte König Eomer, welcher Aragorns Blick bemerkt hatte. „Für Euch nur das reinste Gedecke, mein guter Freund! Auf dass wir beide den Menschen von Harad jeden Mord zehnfach zurückzahlen werden!“
Aragorn lächelte König Eomer an. Sein Freund hatte zu viel getrunken, seine Backen waren schon leicht rötlich, doch sein Blick wirkte noch nicht verschleiert. In Eomers Augen brannte noch immer der Kampfgeist. Aragorn winkte einer Schildmaid, ihm noch etwas Met einzuschenken. Als sein Horn voll war, flüsterte Arwen ihm auf Elbisch ins Ohr: „Trink nicht zu viel, Geliebter. Nicht vor deinem Sohn.“ Er musste stutzen. „Ein Sohn?“
Arwen lächelte auf eine so geheimnisvolle Weise, wie es nur die Elben zu lächeln verstanden. Aragorn musste einen Aufschrei der Freude unterdrücken, und küsste Arwens Bauch. Arwen trug weite Kleider, um ihre Verwundbarkeit zu verbergen.
„Mögest du gesegnet sein, mein Sohn“, flüsterten Aragorn und Arwen wie aus einem Munde. Dann wurde ein Spanferkel gebracht. Nun galt es für Aragorn, eine Schlacht zu schlagen – Die Schlacht um die Schweinslende!

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