Sobald sie das Zeltlager betreten hatten, stiegen sie von ihren Pferden. Ein Hauptmann, der wohl an diesem Tag die Wache befehligte, trat an Qúsay heran.
"Mein Herr, willkommen in Linhir!"
"Danke, Ra'id", antwortete Qúsay "Wer befiehlt die Garnison?"
"Amir Marwan bin Yusuf al-Lahmid, Herr, zu dessen Gefolge ich ebenfalls gehöre."
"Marwan?" Qúsay hielt einen Moment inne, dass Marwan den Oberbefehl inne hat, war ein äußerst glücklicher Zufall, der perfekt in Qúsay Pläne passte, und wandte sich dann wieder dem Hauptmann zu.
"Marwan, gut, dann lass deinem Herrn berichten, dass Qúsay bin Nasir al-Quahtan mit einhundert Reitern eingetroffen ist und dass ich ihn sprechen will."
Der Hauptmann nickte und rief zwei seiner Krieger herbei. Den einen sandte er aus um Qúsays Nachricht zu überbringen, den anderen wies er an Qúsay und dessen Männern Stellplätze für ihre Pferde und Zelte zuzuweisen.
Am Ufer des Gilraen, unweit der einzigen Brücke, die über den Fluss zum Stadttor Linhirs führte, war noch genug Platz für die Pferde und die Zelte die Qúsays Männer aufstellen würden.
Nachdem Qúsays Zelt, das natürlich größer war als die Zelte seiner Männer, aufgestellt und eingerichtet war, band Qúsay Rih an einem in den Boden gehauenen Pfahl fest, und ging in sein Zelt. Dort legte er sich auf seine Liege, um einfach zu enntspannen. Nach drei Nächten, in denen er auf dem Pferderücken geschlafen hatte, sehnte er sich regelrecht nach einem Bett.
Doch lange währte die Ruhe nicht. Nach einer guten halben Stunde trat ein älterer Haradrim, um die 60, mit einem grauen Vollbart der ihm auf die Brust fiel, in Qúsays Zelt ein.
"Darf man eintreten", fragte der alte Mann in einem freundliche Ton.
Qúsay, der sein Auge geschlossen hatte schlug es ruckartig auf, als die Stimme an sein Ohr drang. Qúsay blickte in Richtung der der Eingangsöffnung und erblickte den Alten. Er sprang freudig auf und rief dessen Namen aus: Marwan.
"Es freut mich auch dich wiederzusehen, Qúsay." sagte Marwan. Er blickte sich um. "Vielleicht willst du lieber in die Stadt kommen, die Häuser der Gondorer sind um einiges Komfortabler als ... das hier."
"Ein großzügiges Angebot, aber ich denke ich bleibe lieber bei meinen Männern." antwortete Qúsay.
Marwan nickte.
"In Ordnung, irgendwie verstehe ich es." Er seufzte. "Wenn ich jünger wäre, würde ich es vielleicht auch so handhaben. Aber im Alter geht vieles nicht mehr so wie in der Jugend. Auf einer Pritsche schlafen, mit den Männern feiern, Kampflieder singen."
"Du könntest es versuchen"
Marwan lachte kurz.
"Heh! Erreiche du erstmal mein Alter." Er hielt Kurz inne. "Weshalb wolltest du mich sehen?"
"Weshalb wohl, es geht um unser Vorhaben, wie..." Doch Marwan deutete ihm an zu schweigen.
"Nicht hier, komm heute Abend zu mir, ich habe eine schöne Amphore vorzüglichen gondorischen Weins, die wir öffnen können. Und ich werde dem Koch sagen, er soll den Hammel zubereiten."
"Klingt gut. Bis heute Abend dann."
Marwan wandte sich um, um das Zelt zu verlassen. Drehte sich aber dann noch mal um:
"Weißt du, dass ich in der ganzen Stadt keinen einzigen Mischkrug finden konnte. Wie es scheint haben die Gondorer so etwas nicht."
"Willst du damit sagen die trinken Wein ohne ihn mit Wasser zu mischen? Und uns nennen sie Wilde, pah."
"Tja ... bis zum Abend, Qúsay"
Qúsay nickte zum Abschied und Marwan verließ das Zelt. Qúsay legte sich wieder auf seine Liege.