Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Linhir

Das Heerlager Dol Amroths

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Eandril:
Nachdem Turin, Merian und alle anderen das Zelt verlassen hatten, wandte sich Elphir an Hilgorn.
"Und? Was hältst du davon?", fragte er.
"Ich weiß es noch nicht. Wie gesagt, es ist möglich, dass es eine Falle ist. Aber wenn dieser Qúsay weiß, dass wir hier sind, wird er vermutlich auch von der ungefähren Stärke unseres Heeres wissen. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder sind wir den Haradrim in Linhir so stark überlegen, dass er mit unserem sicheren Sieg sichert, und will sich auf der sicheren Seite wissen, oder aber er will uns, oder eigentlich deinen Vater, in eine Falle locken, und so doch das Blatt noch wenden.
Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, dass wir den Haradrim zahlenmäßig unterlegen sind, was ich persönlich für wahrscheinlicher halte. Wenn wir nur wenig unterlegen sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Falle, um seine Verluste möglichst gering zu halten, relativ hoch. Sind wir aber deutlich unterlegen, halte ich es für wahrscheinlicher, dass sein Angebot tatsächlich ernst gemeint ist. Eine solch aufwendig Falle würde sich in diesem Fall kaum lohnen, und er wäre bei Verhandlungen in einer sehr starken Position, denn wir könnten ohne seine Hilfe höchstwahrscheinlich nicht gewinnen.", erwiderte Hilgorn. "Einen sehr klugen Zeitpunkt hat er sich da ausgesucht. Man könnte ihn fast dafür bewundern...", schloss er nachdenklich.

Elphir strich sich über das Kinn, und meinte: "Wie auch immer, es hat unsere Situation nicht gerade verbessert. Am liebsten wäre mir noch die Variante, dass wir den Haradrim zahlenmäßig weit überlegen sind, aber ich stimme zu, dass das sehr unwahrscheinlich ist. Andernfalls haben wir entweder weit weniger Männer als unsere Feinde, und sind von jemandem, der bereitwillig die Loyalität zu seinem Herrn aufgibt, abhängig, oder wir sind nur geringfügig im Nachteil und laufen womöglich in eine Falle. Du hast recht, dieser Qúsay ist wirklich bewundernswert für diesen Zeitpunkt."

"Ich schlage vor, dass wir Merian mitnehmen, wenn wir aufbrechen, und zehn weitere Soldaten. Von denen sollten uns zwei zum Treffen begleiten, und der Rest wird versteckt warten, und im schlimmsten Fall eingreifen.", sagte Hilgorn.
Elphir nickte zustimmend, und schlug außerdem vor: "Wir sollte auch einen Boten zu meinem Vater schicken, um ihm von dieser Entwicklung zu berichten. Aber warum möchtest du Merian unbedingt dabei haben? Wenn es eine Falle ist, könnte er sich auf Qúsays Seite schlagen."

"Du hast Recht, aber ich finde, dieses Risiko sollten wir eingehen. Er kann uns möglicherweise bei den Verhandlungen von Nutzen sein, denn vielleicht weiß er einiges über die Situation in Linhir, und kann uns sagen, wenn Qúsay uns belügt oder etwas verschweigt."
"Das ist klug gedacht.", sagte Elphir anerkennend. "Der Vorschlag hätte beinahe von Edrahil kommen können. Schade, dass er in Umbar ist, hier hätten wir ihn jetzt gut gebrauchen können. Ich fühle mich nicht wohl bei der Sache."
"Ich ebenfalls nicht.", stimmte Hilgorn zu. "Aber wir können es jetzt nicht ändern."

"Leider nicht.", seufzte Elphir, und fragte, während er schon auf den Zeltausgang zu trat: "Wann werden wir aufbrechen?"
"Ich würde sagen, in drei Tagen. Das ist einen Tag früher, als Qúsay, und wir können uns in dem Gebiet am Gilrain auf die Lauer legen, und so rechtzeitig bemerken, ob er mit mehr Begleitern kommt als in seinem Brief erwähnt. Wenn das der Fall ist, sind wir vorbereitet und könnten einer möglichen Falle vielleicht entgehen.", antwortete Hilgorn.
Elphir schüttelte schmunzelnd den Kopf und erwiderte: "Ich stimme zu, aber ich muss sagen, dass du gerade mehr vom alten Edrahil als von einem General hast. Gute Nacht." Damit verließ er das Zelt.

Als Elphir weg war, fuhr Hilgorn die eigene Müdigkeit, die er bislang verdrängt hatte, mit erschreckender Plötzlichkeit in die Glieder.
Er ließ sich auf seinem Lager nieder, und streckte sich gähnend aus. Drei Tage warten. Das war eigentlich nicht viel, doch hier, in dieser Angespanntheit, und immer in Gefahr entdeckt zu werden, schien es ihm doch wie eine halbe Ewigkeit.
Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war er schon eingeschlafen.

Seine Träume in dieser Nacht wurden beherrscht von Haradrim mit verhüllten Gesichtern, die ihn vor die Wahl stellten, sich in die vorderste Reihe eines Heeres zu stellen, dass gegen die Orks kämpfen sollte, oder sich von ihnen in eine Falle locken zu lassen, die ihn ebenfalls das Leben kosten sollte. Doch bevor er sich entscheiden konnte, verschwanden die Gestalten, und er war wieder im Lager, doch es war leer, alle Soldaten verschwunden. Er irrte durch die leeren Zelte, und rief nach Elphir, Imrahil, Edrahil, allen die er kannte. Doch niemand antwortete ihm, und schließlich endete der Traum.

--Cirdan--:
Ein Tag im Heerlager

Merian schien glücklich am nächsten Tag im Heerlager der Krieger Dol Amroths. Nichts war von dem Schatten des letzten Abends geblieben, doch hätte ein Weiser, ein Istari oder auf diesem Gebiet bewanderter Elbe ihm genau in die Augen geschaut, so sähe dieser eine geheimnisvolle, erschreckende Bürde, die nur Merian alleine zu tragen hatte.
 
„Alles gut bei dir?“, fragte Turin beim Frühstück in einem geräumigen Zelt als Merian grade, etwas in Gedanken,  an Turin vorbei starrte. „Ja, ja mir geht es gut“, antwortete Merian nach einem kurzem aufzucken und lächelte zu Turin herüber, „ich bin nur noch etwas müde.“
Denn restlichen Vormittag verbrachten sie damit durch das Heerlager zu ziehen. Sie halfen die ankommenden Wagen mit Nachschupp an Lebensmitteln abzuladen und fanden für Merian ein neues Schwert und einen Gürtel. Als Turin ihm ein Schild mit dem Wappen Dol Amroth, ein silberweißer Schwan auf blauem Grund, und ein Kettenhemd anbot, lehnte Merian ab. Er behielt seine dunkle Kleidung, die er auch schon in Linhir getragen hat.
Gegen Mittag verabschiedete sich Turin mit der Begründung jetzt Wachdienst zu haben. Merian überlegte kurz ihn zu begleiten, zog dann aber doch noch einige Zeit alleine durch das Lager und betrachtete die Männer, die sich auf den bevorstehenden Kampf um Linhir vorbereiteten.

Am frühen Abend trafen sich Merian und Turin wieder. „Hast du den Tag gut verbracht Merian?“, fragte Turin der Höflichkeit wegen, „hast du noch eine Armbrust gefunden? Und da fällt mir grade ein; die Männer sagten, du währest bei Elphir gewesen. Was wollte er?“ „Keine Armbrust. Doch bei Elphir war ich wirklich. Wir haben aber über nichts Wichtiges gesprochen“, versuchte Merian die Sache runter zu spielen. „Nichts Wichtiges?“, wiederholte Turin zweifelnd, „es heißt niemand durfte das Zelt betreten…“ „Was du so alles hörst“, entgegnete Merian und versuchte dabei zu lachen.
„Ach, und dann soll ich dir auch noch sagen, dass Hilgorn dich sehen will“, verkündete Turin jetzt etwas beleidigt, „ich weis nicht worum es gut, aber er hat wohl noch einige Fragen an dich. Ja…“, und Turin lachte kurz auf, „du bist jetzt wohl eine höchst gefragte Person.“

Eandril:
Hilgorn saß in seinem Zelt und wartete, ungeduldig. Die Warterei und der Druck, bloß nicht entdeckt zu werden, zerrten an seinen Nerven. Elphir den ganzen Tag sein Zelt nicht verlassen, und so hatte Hilgorn noch weniger zu tun.
Es gab nichts zu organisieren, nichts zu besprechen und keine Berichte entgegen zu nehmen. Nur Untätigkeit. In seiner Langeweile war ihm schließlich der Gedanke gekommen, diesen Boten, Merian, noch weiter zu befragen. Irgendwie hatte er nämlich das Gefühl, dass er bei ihrem vorigen Treffen etwas wichtiges vergessen hatte, auch wenn er noch nicht wusste, was das war.

Also machte er sich auf die Suche nach Merian, aber dieser war nirgendwo zu sehen. Lediglich seinen Freund, den Soldaten Turin, fand er, und so gab er diesem den Auftrag, Merian so bald wie möglich zu ihm zu schicken.
Missmutig ging er wieder in sein Zelt zurück, und dachte nach. Zum ersten Mal seit Langem dachte er wieder an seine Familie. An seine Mutter, die noch immer auf dem Familiensitz in Belfalas lebte, unter der Herrschaft seines tyrannischen Bruders... wie wohl die Diener und Wachen unter Imradons Herrschaft zurechtkamen? Wahrscheinlich wünschten sich die älteren unter ihnen die Zeiten, als noch Hilgorns Vater über die Ländereien der Familie geherrscht hatte, zurück.
Auf ihrem Weg durch Belfalas war das Heer nahe an dem Anwesen vorbeigekommen, nur einen Tagesritt entfernt. Es wäre ein leichtes für Hilgorn gewesen, dorthin zu reiten, und nach dem rechten zu sehen... aber er wollte nicht. Er wollte seinem Bruder nicht über den Weg laufen, und sich von ihm von oben herab behandeln lassen.

Er dachte auch an Aldar, seinen anderen Bruder. Ihn hatte er zuletzt gesehen, als das Schiff mit Edrahil und dieser Südländerin aufgebrochen war, um sie an der Küste Hararondors abzusetzen. Aldar war der Kapitän des Schiffes gewesen, und sie hatten ein paar Worte gewechselt. Doch die Zeit war knapp gewesen, und seitdem hatte er Aldar nicht mehr gesehen, denn er hatte Dol Amroth bereits vor der Rückkehr des Schiffes verlassen. So wusste er nicht ob Aldar überhaupt noch lebte...

Hilgorn wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, als Turin ins Zelt blickte, und sagte: "General Hilgorn? Merian ist da."
"Schick ihn herein."

--Cirdan--:
Was der Hauptmann der Stadtwache so alles weis, zu wissen scheint und wissen will

Turin trat wieder aus dem Zelt heraus und winkte Merian hinein.
Gespannt trat Merian neben der von Turin zurückgeschlagenen Plane durch den Eingang des Zeltes. Da er nicht wirklich wusste was er sagen sollte, begrüßte Merian Hilgorn mit einem: „Guten Abend mein Herr.“
„Merian“, Hilgorn sah auf, nachdem er nochmal kurz in die Gedanken an seinen Bruder zurückgefallen war, „bitte, nehmt Platz.“
Merian trat vor, dankte Hilgorn und setzt sich ihm gegenüber.
„Wie geht es euch? Habt ihr gut geschlafen letzte Nacht? Es muss doch eine Wohltat gewesen sein in einem Feldbett geschlafen zu haben. Ihr seht dennoch etwas müde aus, finde ich.“

Weis er Bescheid? Warum fragt er mich ausgerechnet danach, ob ich gut geschlafen habe. Hat er Nachricht von meinem nächtlichen Ausflug mitbekommen? –Turin hat sicher nichts gesagt.
Oder hat er mit Elphir gesprochen? –Nein, nein wir waren uns einig; wir sprechen mit niemanden.
Oder hat Hilgorn womöglich Späher in Linhir – aber wie könnten sie, woher sollten sie…

Nach einem zweifelnden, sich selbst fragendem Gesichtsausdruck antwortete Merian mit einem unsicherem lächeln auf Hilgorns Frage: „Ja, ja mein Herr Hilgorn. Ich habe gut geschlafen, doch ich habe viel Schlaf nachzuholen, bevor ich wieder richtig ausgeschlafen bin.“
„Nun gut. Einige wenige Tage könnt ihr euch jetzt noch kräftig ausschlafen, bevor wir zum Treffen mit Qúsay aufbrechen. Ich habe mich entschlossen, dass ihr uns als Berater begleitet. Jedoch habe ich vorher noch einige Fragen; Turin sagte mir, ihr wäret Steinmetz. Unterbrecht mich, wenn ich etwas nicht stimmt.“ Merian nickte nur - so führ Hilgorn gleich fort: „Warum bricht ein Steinmetz mit seinen Kumpanen in das besetze Linhir auf? Warum habt ihr euch nicht in Dol Amroth gemeldet und euch dem Heer angeschlossen? Wäre dies nicht viel sinniger gewesen um etwas zu bewirken? –Männer Gondors sind gestorben!“ Bei den letzten Worten erhob sich Hilgorns Stimme immer weiter.
Merian überlegte kurz und antwortete dann: „Das jemand zu Schaden kommt wollte ich nie. Ich war kurze Zeit in Dol Amroth und erfuhr dort, dass ein Heer nach Linhir entsandt wird. Ich kehrte allerdings in mein Dorf zurück, das während meiner Abwesenheit angegriffen wurde. Meine Frau und meine Tochter starben.“, Merian schluckte kurz und erzählte dann weiter; Wie er beschlossen hatte nach Linhir aufzubrechen um sich dort mit dem Heer von Dol Amroth zu vereinen. Wie er Angbor und seine Männer traf und von dem Versuch die Frauen bei ihrer Spähaktion zu befreien. Merian erzählte wie er gefangen genommen wurde und viele seiner Leute starben und letzten Endes; wie ihn Qúsay kaufte und ihn entkommen ließ.
„Das heißt Angbor ist jetzt ein Gefangener der Haradrim“, stellte Hilgorn noch einmal fest, nachdem Merian zu Ende berichtet hatte.
„Ja mein Herr“, bestätigte Merian, „Mein Herr, jetzt wo ich euch alles…“, Merian zuckte ganz kurz, „…berichtet habe was ihr Wissen wolltet, ist mir da auch eine Frage gestattet? –Mich würde es nämlich brennend interessieren, wie ihr über Qúsay denkt. Werden ihr auf sein Angebot eingehen?“

Eandril:
Hilgorn strich sich nachdenklich über das Kinn. Viele andere Offiziere hielten es für falsch, mit einfachen Soldaten oder noch schlimmer, Zivilisten wie Merian eigentlich einer war, über solch wichtige Dinge zu sprechen. Er war allerdings anderer Meinung, denn so lange er keine Geheimnisse preisgab, die dem Feind nützen konnten, was konnte es dann schon schaden?
Außerdem hatte Merian sich eine Antwort verdient, denn er hatte vieles riskiert und aufgegeben, nur um den Soldaten Dol Amroths hier zu helfen - das sein Versuch schief gegangen war, war nicht allein seine Schuld. Außerdem hatte er, in dem er Qúsays Nachricht an Elphir übergeben hatte, einiges wieder gut gemacht.

"Ich weiß nichts über Qúsay. Ihr kennt ihn wohl am Besten von allen in diesem Lager, aber ich habe einige Vermutungen angestellt. Erstens: Es scheint ihm, wenn in seinem Brief die Wahrheit schrieb, nicht besonders viel an Sauron und Suladan zu liegen. Was seine Gründe dafür sind, kann ich nicht sagen. Es besteht selbstverständlich die Möglichkeit, dass er uns nur benutzen will,  um sich gegenüber seinen Konkurrenten in Harad einen Vorteil zu verschaffen.
Zweitens:  Er scheint ein gutes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zu haben. Er weiß vermutlich, wie stark unser Heer ungefähr ist, und weiß, dass wir mit seiner Hilfe deutlich leichteres Spiel haben werden. Wir werden bei den Verhandlungen auf der Hut sein müssen, denn wie es aussieht, ist er nicht gerade unerfahren auf diesem Gebiet."

"Das heißt, ihr werdet sein Angebot annehmen?", fragte Merian dazwischen.
"So weit sind wir noch lange nicht. Wir werden zunächst sein Angebot zu Verhandlungen annehmen, ob wir uns schließlich mit ihm einigen können, ist noch unklar. Schließlich wissen wir nicht, was er für Forderungen an uns stellen wird.", antwortete Hilgorn. "Aber ich habe noch ein paar weitere Fragen an euch: Ihr wart mehrere Tage in Linhir, wenn auch die meiste Zeit im Kerker. Ist euch währenddessen irgendetwas aufgefallen, auf das wir beim Angriff achten sollten, wie zusätzliche Verteidigungsanlagen oder ähnliche Dinge? Außerdem, habt ihr eine ungefähre Vorstellung, wie viele Haradrim sich in Linhir aufhalten, und wie viele davon auf Qúsays Seite stehen?"

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