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Mathan Nénharma, Erster Charakter von Curanthor

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Curanthor:
Zur Zeit in Überarbeitung - Kern bleibt erhalten, meist nur geringfügige Änderungen oder Neufassung einiger Texte ohne die Grundstruktur zu ändern.
Ziel ist es den Thread lesbarer und ordentlicher zu machen, aber auch um besser mit den Ereignissen des RPGs abzustimmen, da manche Implementierungen einiger Planungen nicht ganz so funktioniert haben wie gedacht.


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Nachfolgend ist die Geschichte Mathans von der Geburt an.

Manche Abschnitte sind aus seiner Sicht geschrieben, andere Passagen nur chronologische Erzählungen oder gekürzte Zusammenfassungen.

Erläuterungen:
PoV = Point of View, Blickwinkel des Textes
EG = erzählerische Geschichte
ZE* = zusammenfassende Erzählung, die Anzahl der Sterne ist ein Hinweis auf den Detailgrad des Berichts
GZE= gekürzte, zusammenfassunge Erzählung

2. Mai, 1664 im zweiten Zeitalter. EG, PoV: Amarin, Mathans Vater
 
Es war endlich soweit. Amarin ließ den Hammer fallen und folgte dem Boten mit klopfendem Herzen. Rasch verriegelte er die kleine Schmiede, den er als Anbau an das kleine Haus gebaut hatte. Auf dem Weg durch die Straße zum Palast wurde er gelegentlich gegrüßt oder beglückwünscht. Scheinbar hatte es sich bereits herumgesprochen. Der Elb schmunzelte in sich hinein. Bei seiner Position war es nicht wunderlich, dass viel geredet wurde. Naja, eigentlich wurde immer geredet. Immerhin war er Oberster Schmiedemeister unter Celebrimbor, dem Herrn Eregions.

Er entließ den Boten mit einem Wort des Dankes und nahm einen der Seiteneingänge. Ihm war nicht danach noch mehr Glückwünsche zu erhalten. Seine Geliebte war die, die all die Arbeit und das Leid zu ertragen hatte. Seine leichten Schritte beschleunigten sich, als er in die östlichen Palastflügel einbog. Vor den großen Tor in die Kammer der springenden Quelle warteten bereits einige Elben und auch ein paar Zwerge. Amarin seufzte leise, als er die Gesichter erkannte, musste aber dennoch Schmunzeln.
„Amdirion, Maethor, Nargaladh, Tinnúviel“, begrüßte er die vier Ringschmiede mit einem Grinsen, als sie sich zu ihnen umdrehten, „Ich sagte doch, dass es nicht nötig sei hier zu warten.“
Die vier Elben sahen sich an, zuckten mit den Schultern und bestanden darauf, als erste ihren Lehrmeister zu beglückwünschen, wenn es soweit war. Amarin schüttelte nur grinsend den Kopf und schlüpfte endlich in die Kammer. Er sah gerade noch, wie einige Heiler und Zofen den Raum durch eine Nebentür verließen, bevor sein Blick die Liebe seines Lebens erblickte. Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass der Raum leer war, bis auf sie. Hellblonde Haare, fast weiß. Das Gesicht so blass wie frisch gefallener Schnee und Züge wie eine Elbe aber mit einem Hauch Mysterium. Amarin trat zu ihr und ergriff ihre Hand. „Ringelendis, meine Schöne“, flüsterte er und starrte auf das Bündel in ihren Armen, „Du… hast es geschafft“ Er blickte in ihre tiefblauen Augen, die wie Saphire ihn anstrahlten, „Geht… geht es euch gut?“ Seine Augen glitten an ihrem Körper auf und ab. Sie stand neben dem Bett, seltsam stramm und blickte scheinbar in weiter Ferne. Ihre Brust hob und senkte sich unmerklich.
Ringelendis‘ unerbittlichen Züge zitterten, bis sie ein belustigtes Prusten von sich gab. Ihre stramme Haltung erschlaffte und sie ließ sich auf das Bett nieder. „Du bist viel zu einfach zu verunsichern.“
Sie starrte ihn mit einem unergründlichen Blick an. Ihre blauen Augen strahlten wieder diese Härte aus. Amarin kratzte sich am Kinn. „Nunja… dies ist ja auch ein einzigartiger Augenblick.“
Ihr Blick wurde weich und sie zog ihn näher an sich heran. Amarin ließ sich neben ihr auf das Bett nieder. Endlich konnte er das erste Mal in das Gesicht ihres Kindes blicken. Ein verkniffenes, aber schlafendes Elbenkind.
„Ein Junge“, flüsterte sie und strich mit einer Mischung aus Faszination und Fürsorge über die kleine Wange, „Hat kein einziges Mal gebrüllt, nur stumm geweint.“
Er schluckte mehrmals und nickte mit einem Brocken im Hals. Amarin hatte das Gefühl seine Brust würde vor Glück platzen. Endlich hatten sie diesen Schritt gewagt. Er umklammerte ihre kühle Hand noch fester als die alte Befürchtung wieder aufflammte.
„Ich weiß worum du dich sorgst“, erklang ihre Stimme leise, während sie weiter das Neugeborene streichelte, „Im Moment bin ich einfach Irloê, wie schon in Gondolin.“
Amarin atmete aus und lockerte seinen Griff um ihre Hand, „Ich vertraue auf dein Urteil, wie schon zuvor.“
Sie warf ihm einen Seitenblick zu und reichte ihm das Bündel wortlos. Amarin nahm den Jungen vorsichtig entgegen. Ein leises Klicken ließ ihn den Kopf zu der Seitentür wenden. Er wollte sich erheben, doch Celebrimbor hob nur sacht eine Hand.
„Len suilon“, sprach der Herr Eregions mit einem sanften lächeln, „und meine Glückwünsche an euch beide.“ Amarin neigte kurz respektvoll das Haupt zum Dank, „Und habt ihr schon einen Namen gefunden, wenn mir diese Frage erlaubt sei.“
Ringelendis löste ihre Hand aus seinem Griff, „Le suilannon Celebrimbor“, sie wechselte mit Amarin einen Blick und er nickte knapp, „Wir haben uns noch nicht entschieden… wenn es Euch keine Umstände macht…“ Sie ließ den Satz unvollendet, doch der Herr Eregions verstand sie auch so.
Celebrimbor trat näher und Amarin blickte wieder in das Gesicht des Neugeborenen, dem ein paar Tränen auf den winzigen Wangen glitzern. „Wenn Ihr mir die Ehre gestattet, Irloê…“ Der Elb strich dem Säugling über das Haupt, „Carnesîr, es ist mir eine Freude dich als erster neben deinen Eltern in Mittelerde begrüßen zu dürfen.“ Er schenkte ihnen beide ein ermunterndes Lächeln, „Mögen die Sternen seinen Weg erhellen.“
Amarin bedankte sich und kurz darauf zog sich Celebrimbor wieder zurück, während der kleine Carnesîr unruhig wurde und nach seiner Mutter verlangte. Nachdem Amarin den Elbenherrscher zur Tür geleitet hatte, trat er wieder an ihr Bett. „Draußen warten einige Freunde und Bekannte, die uns gerne sehen würden.“
Seine Frau schmunzelte nur. „Du weißt, ich fürchte nichts und niemanden.“
Er strich ihr sanft über das seidene Haar. „Das das habe ich noch lebhaft in Erinnerung“, antwortete Amarin und streichelte noch einmal die Wange ihres Sohnes, „Und ich hoffe, dass er sowas nicht erleben wird.“
Seine Frau antwortete ihm nicht, er blickte ihr auch nicht in die Augen, aus Sorge um das, was er da sehen würde. Schließlich riss er sich von dem Anblick des Säuglings los und öffnete das Tor zur Kammer. Gut die Hälfte der Mírdain waren gekommen, zumindest die, die noch in der Stadt weilten. Sie überreichten ihnen Geschenke, meist kleine Aufmerksamkeiten oder Dinge, die ihr Sohn später gebrauchen könnte.

Schließlich trat ein Zwerg vor, der Amarin unbekannt war.
„Seid gegrüßt, Hadhodvellon“, der bärtige Mann deutete einen Knicks an und fixierte ihn mit seinem Blick, „Zwergenfreund“, wiederholte er flüssiger in Westron, „mein Volk erhielt Kunde über die baldige Niederkunft und hat mich ausgesandt, um Euch eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.“
Amarin bedeutete den Zwerg an einen Tisch zu treten, an dem Ringelendis sich inzwischen niedergelassen hatte. „Habt Dank“, erwiderte er in Khuzdûl und schaffte es damit den Zwerg kurz aus der Fassung zu bringen. Amarin konnte ein Grinsen nicht verkneifen und fuhr auf Westron fort: „Ich habe einige Zeit bei den Eisenfäusten gelebt und ihnen einige Dinge beigebracht. Und natürlich auch von ihnen gelernt.“
Der Zwerg hob eine buschige Augenbraue. „Ihr wart bei unseren Verwandten im fernen Osten?“
Amarin wechselte einen Blick mit seiner Frau. „Nun, das ist ziemlich lange her, aber ja. Und nicht nur dort.“
„Dann müsst Ihr ihnen einen sehr großen Dienst erwiesen haben“, befand der Zwerg und strich sich nachdenklich über den langen Bart, bis ihm schließlich wieder der Grund seines Besuchs einfiel. Er räusperte sich rasch. „Wie ungeschickt von mir.“ Der Zwerg zog etwas Metallisches aus einem Beutel und legte es vor Ringelendis auf den Tisch.
Sie beugte sich nach vorn und nahm es in die Finger. „Mithril“, stellte sie sofort bewundernd fest, „Ein wundervoller Ring.“
Der Zwerg wirkte hin- und hergerissen. „Man sagte mir, dass es von einem alten Freund ist.“ Er löste einen Beutel von seinem Gürtel und stellte ihn vor Amarin auf den Tisch, „Und diese hier sind von Bewunderern und anderen meines Volkes, die sich gerne Eure Schmeidekünste ansehen würden, wenn ihr das nächste Mal Khazad-Dûm besuchen kommt.“
Amarin öffnete vorsichtig den Beutel und fand darin wunderschön geschliffene und polierte Edelsteine aller Art. „Das ist… sehr großzügig.“
„Auf dass ihr noch weitere Kinder zeugt“, sagte der Zwerg und seine weißen Zähne blitzten unter seinem buschigen Bart hervor, „Sollte ich Euch ausrichten.“
Ihm entging nicht der pikierte Blick seine Frau, doch Amarin kannte den Humor der Zwerge und verneigte sich mit einem freundlichen Lächeln, „Ihr ehrt uns. Richtet Eurem Volke unsere Dankbarkeit aus und dass ich in den nächsten Wochen Khazad-Dûm einen Besuch abstatten werde.“
„Das werde ich tun. Nun, gehabt Euch wohl.“
Sie verabschiedeten sich und die übrigen Gratulanten beglückwünschten sie mit der gebotenen Förmlichkeit.

Als letztes trat ein schwer gerüsteter Elb heran, mit dem Amarin nicht gerechnet hatte. Den feuerroten Haarschopf, der unter dem Helm hervorlugte würde er sofort erkennen. Rasch schloss er das Tor.
„Telumenáro“, sagte ernst als sich der breit gebaute Elb zu Ringelendis an den Tisch setzte, „Ich dachte du wärst… weit entfernt?“ Amarin hatte in schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen und wenn, dann immer nur im Krieg. Dass er gerade hier und zu dieser Zeit auftauchte, erfüllte ihn mit tiefer Sorge.
Der Krieger nickte nur bedächtig und betrachtete stattdessen den schlafenden Säugling. „Unsere gemeinsame Freundin schickt mich“, sprach der Elb mit tiefer Stimme blechern unter seinem Helm, „Sie hat gespürt, wie sich etwas regt in Mittelerde… ein altes Übel.“ Er wandte den Kopf zu ihm, „Aber allen voran schickt sie mich, um herauszufinden ob die alte Abmachung noch steht.“
Etwas perplex blickte Amarin zu Ringelendis, die Telumenáro keines Blickes würdigte. Er seufzte unmerklich. Die beiden hatten sich noch nie verstanden, ganz gleiche welche Gefahren sie zusammen durchgestanden hatten. Der feurige Blick des Kriegers forderte ihm zu sprechen auf, während es in den Raum gefühlt kälter wurde.
Sein Mund war staubtrocken, als er knapp nickte. „Wir haben darüber noch einmal gesprochen… sie ist zwar nicht davon überzeugt… und ich auch nicht aber…“, Amarin kratzte sich erneut am Kinn, „Wenn sie sagt, dass es ein Versuch wert ist…“
„Unter der Voraussetzung“, schaltete sich Ringelendis schneidend ein, „Dass alles auf natürliche weise geschieht. Wenn es soweit ist, sollen sie sich kennenlernen, ohne dass eine von uns irgendwelche Fäden zieht.“ Während sie sprach, hatte sie den Säugling dicht an ihren Körper gezogen und beschützend eine Hand über ihn gelegt.
Telumenáro nickte knapp. „Natürlich. Es ist auch nur eine Möglichkeit. Eine Eventualität.“
„Und deswegen bist du so weit gereist? Wegen einer Eventualität, die in weiter Zukunft eintreten könnte?“
„Was spricht dagegen ein paar alte Freunde zu einem so glücklichen Ereignis zu besuchen?“
Die Antwort des sonst eher pragmatischen Kriegers überrumpelte Ringelendis, denn sie schaute ihn das erste Mal seit seinem Eintreten an. „Ich… verstehe.“ Ihre Lippen hoben sich zu einem Anflug von einem Lächeln. „Das… ist unerwartet, aber nicht unwillkommen.“
Amarin seufzte und zog unter lauten Scharren den dritten Stuhl an den Tisch. „Es ist echt nicht leicht euch dabei zuzusehen – aber ein Stück amüsant.“ Er grinste sie beide an als Telumenáro zustimmend brummte und seine Frau nun doch lächelte, dann ließ er sich auf den Stuhl nieder. „Also, erzähle uns, was geht so vor sich im tiefen Osten? Was machen die anderen von uns?“


Das Gespräch zog sich den ganzen Nachmittag bis in den Abend, bis Amarin plötzlich ein Gedankenblitz hatte. Ringelendis erzählte gerade Telumenáro über ihre Zeit in Gondolin und ihre Identität als Iroê als Amarin sich vorbeugte und sie auf die Stirn küsste. Verwirrt unterbrach sie ihre Erzählung und blickte in fragend an.
„Ich habe einen Namen gefunden“, verkündete er stolz und streichelte dem Säugling über den Arm, „Mathan. Wie der meines… Vorfahren.“
Sie bemerkte sein Zögern, sagte jedoch nichts, sondern lächelte versonnen auf ihren Sohn hinab. „Mathan… ein starker Name. Er passt wundervoll.“
„Der Name eines großen Kriegers“, befand Telumenáro, der noch immer seinen Helm trug, „Hoffentlich muss er dem nicht gerecht werden.“ Er neigte andächtig das Haupt, „Und wenn doch, bin ich davon überzeugt, dass er nur das Beste von euch geerbt hat.“
Amarin legte seinem alten Freund eine Hand auf die Schulter nach einem Blickaustausch und Nicken von Ringelendis, „Wir danken dir. Und dafür, dass du die lange Reise hier her auf dich genommen hast. Das bedeutet mir-… uns viel.“


Eriador, das Königreich von Eregion, in der Hauptstadt Ost-in-Edhil, im östlichen Palastflügel, in der Kammer der springenden Quelle

Nach einem anstrengend Tag in der Schmiede war Amarin froh, endlich Heim zu kehren. Der Weg zurück zur Stadt ging schnell und an dem Tor wurde er bereits von einem Boten erwartet, der ihn sofort zum Palast brachte. Ohne große Umschweife wurde er in einen großen Raum geführt, wo seine Frau stand, umringt von einigen Heilerinnen. Er runzelte die Stirn, eigentlich kannte er sie nur aus dem Lazarett, bis er begriff. Flüchtig bemerkte er eine weitere Person in einer Ecke des Raumes, doch er fixierte sich wieder auf seine Frau, die noch noch sehr blass wirkte, trotzdem hielt sie sich wackelig auf den Beinen. Ihre Stärke faszienierte ihn noch immer. Er erwiderte ihr sanftes Lächeln versonnen, während sie leise sprach: „Einen Sohn, wir haben einen Sohn.“ Er legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und blickte den Säugling schweigend an. Der Kleine hatte ihre Gesichtszüge und in dem Moment öffnete er die Augen und starrte ihn an, mit den Augen des Vaters. Der Kleine schrie nicht sondern blickte langsam umher, Amarin streichelte die weiche Wange und ein Lächeln huschte über das kleine Gesicht. Unwillkürlich hoben sich ebenfalls seine Mundwinkel. Aus den Augenwinkeln sah Amarin, dass die Person von zuvor langsam aus der Schatten trat. Der große Elb sah ihn und seine Frau voller Güte an, ehe er leise anfing zu sprechen: „Mae l'ovannen, ich beglückwünsche euch zu euren Sohn." Die Stimme des Herrn von Eregion war ruhig und gelassen, wie sie es gewohnt waren. "Wie ist sein Name?" Die Frage Celebrimbors ließ Amarin einen Blick mit seiner Frau wechseln und sie nickte stumm., Nun, wir wollten euch bitten, dass ihr einen Namen für unser Kind wählt, Herr“, antwortete Amarin schließlich und das Gesicht, dass meist von Kummer erfüllt war, erhellte sich ein wenig. Celebrimbor machte einen Schritt auf den Säugling zu und blickte ihn lange und nachdenklich an. "Dies sind schwierige Zeiten, so sind wir immer froh, wenn ein Licht in der Dunkelheit aufgeht und mag es noch so winzig sein.“ Bei den Worten strich er über die Stirn des Kleinen und hielt einen Moment inne, denn eine einzelne Träne kullerte die Wange hinab. Sogleich schluchzte das Neugeborene und verlangte nach seiner Mutter."Ein trauernder Stern in der Dunkelheit“, murmelte der Herrscher leise. Er streichelte den Säugling erneut: „Carnesîr, die Elben dieser Stadt haben deine Geburt herbeigesehnt. Du, der als einziger in diesen Jahren in meiner Stadt geboren wurdest, mögen die Sterne bei dir sein und dich auf deinen Pfad, wohin er auch führen mag begleiten und beschützen.“ Mit diesen Worten zog er sich in seine Gemächer zurück. Irlôe drückte ihren Mann den kleinen Elb in die Arme und bedachte ihm mit einem aufmunternden Blick. Sein Sohn! Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange, der kleine versuchte seine Haare zu greifen, kam aber nicht in Reichweite. Schließlich murmelte Amarin leise: "Na, Mathan Carnesîr, mein kleiner Stern."
„Mathan, ein origineller Name.“, sagte jemand hinter ihnen. Sie drehten sich um und erblickten einen gedrungenen Zwerg, der erstaunlich gut die Sprache der Elben beherrschte, Irlôe verneigte sich leicht und Amarin antwortete in Kuhzdul: „Habt Dank, Herr Zwerg. Wie ist euer Name?“ Der Zwerg deutete einen Knicks an und konnte noch rasch seine Überraschung verbergen, als der Elb in der geheimen Sprache der Zwerge antwortete. Amarin schmunzelte hingegen, während der Zwerg antwortete: „Ich bin Gomrin, Sohn von Domrin, den Hauptmann der Leibwache des Herrn von Khazad-dûm. Ich soll euch dies im Namen der Zwerge übergeben. Auf das unsere beiden Völker weiterhin gute Beziehungen pflegen.“ Der jung aussehende Zwerg kramte aus seinem Beutel einen kleinen Ring hervor und reichte ihm Irlôe. Sie beide machten erstaunte Gesichter, sehr zu Belustigung des Zwergs.
„Aber das ist Mithril.“, sagte Irlôe erstaunt und hielt das Kleinod gegen das Licht, „Das können wir nicht annehmen.“, setzte Amarin kopfschüttelnd nach.
Der Zwerg zog hingegen seine buschigen Augenbrauen zusammen.
„Kein Zwerg würde jemals Mithril ablehnen und auch keinen Bernstein. Es wurde viel von euch und eurem Kind geredet, sogar so viel, dass wir es in Khazad-Dûm vernehmen konnten. Das erste Kind der Hauptstadt Eregions nachdem es so lange Zeit keine Geburten gab. Wir wollen den Ring der Mutter geben, als Glücksbringer und Familienschatz. Jeder Nachfahre eurer Sippe soll diesen Ring weitergeben. Für dem Vater, dem ehemaligen Herold und den Obersten Schmied Eregions…“, er zog einen kleinen, zwergenhand großen Beutel hervor, „…schenken wir einen kleinen Beutel Edelsteine. Als Zeichen dafür, dass jedes Kind wertvoller als ein Edelstein ist. Und das du noch viele Kinder zeugen wirst.“ Beim letzten Satz blickte Irlôe etwas pikiert drein, Amarin lächelte, nahm den Beutel an und verneigte sich.
„Gomrin, Sohn von Domrin, ich danke euren Volk für die kostbaren Geschenke und weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Richte deinem Herrn aus, er habe unsere tiefste Verbundenheit und das wir uns geehrt fühlen.“
"Nun, eure gelegentlichen Besuche in unseren Reich sind uns stets willkommen und wir hoffen, dass ihr uns noch oft besuchen kommt.", sprach Gomrin mit einer verneigung, ehe er sich verabschiedete und davontrabte. Irlôe fand, dass er es ziemlich eilig hatte, was sie leise Amarin zuwisperte.  „Es schmerzt ihn, die Kostbarkeiten uns zu überlassen. Deswegen war er so schnell weg.“, flüsterte Amarin schmunzelnd, während seine Frau kaum hörbar kicherte.
Sie hatte wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, dennoch bat Amarin, dass sie sich für eine Weile hinlege. Er nahm sie an ihre kühle Hand und geleitete sie aus dem Raum. Auf dem Weg zu ihrem Gemach kamen sie aber aber nicht zur Ruhe, da sie öfters von anderen Elben und sogar ein paar Menschen beglückwünscht wurden. Der kleine Mathan schlief in den Armen seiner Mutter, die ihn versonnen betrachtete und dabei ein klein wenig nachdenklich wirkte.
Edit. Dez.2024. Neufassung, um die Stimmung der damaligen Zeit besser zu treffen - Urfassung im Spoiler erhalten.

Curanthor:
1664 bis 1679, Zweites Zeitalter

Mathan wuchs relativ unbeschwert zu einem aufgeweckten und wissbegierigen Elbenknaben heran. Trotzdem war er öfters alleine, da seine Eltern ihren Pflichten nachgehen mussten. Seine Mutter war recht zurückhaltend, liebevoll aber immer etwas kühl – für sie war das alles sehr neu und ungewohnt. Ihr fiel es schwer in die Mutterrolle zu finden. Dennoch nahm sie sich Mathans aufrichtig an und versuchte ihn so gut sie konnte auf das Leben vorzubereiten, wohl wissend, dass eine dunkle Zeit auf sie zurollte.
Seine Mutter lehrte ihn in den jungen Jahren sowohl das Quenya, als auch Sindarin und später dessen Dialekte. Außerdem brachte Amarin ihm das Khuzdul bei, sein Vater erzählte aber nie woher er die Sprache der Zwerge kannte – machte aber hin und wieder Andeutungen, dass er oft und viel herumgekommen ist. Man merkte aber, dass Amarin viel Wert darauf legte, dass man sich gut mit seinem Nachbarn verstand. Außerdem merkte er an, dass es bei einem Konflikt von Vorteil wäre, die Sprache des Feindes zu verstehen. Zwar war Mathan nicht sonderlich gelehrig was Sprachen anging aber mit wachsendem Alter gab sich das rasch. Zumal sein Vater dazu übergegangen war, ihm die Dinge spielerisch beizubringen.

Mathans Elternhaus war liebevoll und gut besucht. Freunde seiner Eltern gingen bei ihnen ständig ein und aus. Elben, Menschen und Zwerge statteten ihnen einen Besuch ab, meistens Amarin, der im Zentrum der Freundschaften stand, doch auch seine Mutter pflegte einige tiefe Freundschaften mit Elben in ganz Mittelerde. Für Mathan waren es meist nur „Freunde von Amil und Ontaro“. Es gab nur drei, oder vier Leute, zu denen er engeren Kontakt suchte – eine davon hieß Amante, eine blonde Elbe, die (angeblich) aus Gondolin stammte und ihn betreute, wenn seine Eltern nicht daheim waren. Sie war stets stramm und erhaben, konnte aber sehr schelmisch und geheimniskrämerisch sein. Mathan würde sie noch lange in Erinnerung behalten.

Natürlich war seine Kindheit auch nicht von negativen Ereignissen befreit. Er bekam einen heftigen Streit seiner Eltern mit, woraufhin seine Mutter nach Imladris zu einem Verwandten zog, Onkel Cinad. Um den Inhalt der Auseinandersetzung zu verstehen, war er jedoch noch zu jung. Durch diese Situation war Mathan ständig hin- und hergerissen, da er gerne bei beiden Zeit verbrachte. Seine Mutter schien aber nicht wirklich erbost schien, denn sie küsste Amarin leidenschaftlich als sie ging. Dies war ein prägender Augenblick, da dies in Mathan zementierte, dass man selbst wenn man auf jemanden ‚böse‘ ist, ihn trotzdem gerne haben kann.

Seine Mutter weilte ein, vielleicht zwei Jahre in Bruchtal bei seinem Onkel und besuchte sie immer wieder, wobei er nicht den Eindruck hatte, dass sie mit Amarin stritt. Wenn sie nicht da war und sein Vater in der großen Schmiede arbeitete, kümmerte sich Amante um ihn. Der junge Mathan machte sich darüber nicht so viele Gedanken, denn er war sehr neugierig und versuchte bei seinem Vater in der Schmiede zu sein. Er folgte ihm einige Male trotz den Ermahnungen der Wachen, da Mathan zu jung sei um dort zu sein, oder gar zu arbeiten. Trotzdem folgte er seinem Vater und Amarin gab schließlich nach, bis nur ein paar Tage danach Celebrimbor auf sie beide zukam, während sie in den Schmieden standen. Nach einem kurzen Gespräch mit Amarin fragte der Herrscher, ob Mathan gerne mehr lernen würde, was dieser bejahte. So erhielt er die Erlaubnis regelmäßig mit seinem Vater zu schmieden und durfte sogar auch dem großen Meister hin und wieder über die Schulter schauen.

Nach einigen Jahren kehrte seine Mutter heim, wo sie sich schließlich mit Amarin stritt. Diesmal war Mathan in der Lage zu verstehen – ein kindlicher Verstand aber ein scharfer.

Sie wollte nach Lórien gehen und Galadriel folgen, doch Amarin war dagegen, denn er wollte unbedingt sein Meisterwerk fertig stellen und konnte dies nicht in dem Goldenen Wald tun. In einer gedämpften Unterhaltung belauschte er, dass seine Mutter sich ‚hier‘ nicht mehr sicher fühlte und Amarin ziemlich deutlich machte, zusammen das Land zu verlassen.

Da Mathan nun alt genug war um zu verstehen worum es bei den Auseinandersetzungen ging, versuchte er behutsam und mit kindlicher Unschuld zu vermitteln. Er konnte seine Mutter dazu bringen noch eine Weile zu warten und sie würden bei den ersten Anzeichen von Gefahr sofort durch die Zwergenhallen nach Lothlórien verschwinden. Amarin hingegen trat mit seinen Verpflichtungen etwas kürzer, um sein Werk so bald wie möglich zu beenden. Was er dort schuf behielt er eisern für sich und antwortete nur ausweichend, dass es ein Memento an seine alte Heimat war. „Eines Tages wirst auch du sie erblicken, aber dafür ist es noch viel zu früh…“ Hatte er damals nur gemurmelt und ihn schwören lassen, es niemals seiner Mutter zu erzählen. Den Schwur hat Mathan noch nie gebrochen.

Einige Zeit nach der Versöhnung seiner Eltern wurde seine Mutter sehr zur Freude Amarins schwanger und gebar schließlich am 8.12.1670 Z.Z. Mathans kleinen Bruder. Der kleine Merlan löste eine ähnliche Welle von Glückwünschen aus wie Mathans Geburt vor sieben Jahren. Viele Bewunderer, Freunde und Vertraute beglückwünschten die kleine Familie. Für ihn selbst war das alles sehr aufregend und er konnte es gar nicht erwarten mit seinem kleinem Bruder die Umgebung um das Haus herum zu erkunden und mit Amante zu spielen.

Von der aufziehenden Spannungen und der Dunkelheit bekamen die beiden jungen Elben nichts mit. Mathan konzentrierte sich voll und ganz damit ein toller großer Bruder zu sein und achtete zusammen mit Amante auf den kleinen Merlan. Seine Eltern waren geschäftiger denn je, denn hinter der unbeschwerten Fassade zu Hause rüstete sich das Elbenreich für einen Krieg und sie beide waren unverzichtbar dafür – er als Oberster Schmiedemeister und sie als hoch angesehene Späherin unter den Jägern. Doch Mathans Eltern waren sehr bedacht darauf ihn davon abzuschirmen und hatten dabei anfangs großen Erfolg.

Da Elbenkinder körperlich langsamer wuchsen, ihre mentalen Fähigkeiten sich aber deutlich schneller entwickeln, spürte Mathan irgendwann, dass nicht alles ganz so unbeschwert war. Allerdings machte er sich darum nicht große Sorgen und Amante schaffte es ihn die größte Furcht zu nehmen – dass er seine Eltern verlieren könnte. Merlan lenkte ihn auch immer von sämtlichen schlechten Gedanken ab.

Die Zeit verging und am 14.2.1676 Z.Z. – Mathan war fast 12, gab es einen großen Wirbel um die Familie: Ringelendis – eher bekannt unter den Namen Irloê – brachte Zwillinge zur Welt. Die beiden Mädchen glichen ein Ei wie dem anderen und besaßen hellblondes, fast silbernes Haar. Mathan brauchte eine Weile um zu verstehen, warum er direkt zwei Schwestern auf einmal bekam, da dies bei Elben extrem selten war. Sie wurden Sabaia und Yuteé benannt, Amarin erklärte Mathan, dass dies an Namen von Orten im tiefen Osten angelehnt war, die er einst bereist und kennengelernt hatte. Sein Vater wich tieferen Fragen aus und lenkte nur soweit ein, dass diese Orte, nachdem die Mädchen benannt waren, für ihn und Ringelendis eine sehr große Bedeutung hatten.
Der Rummel um die Zwillinge brachte Mathan ein wenig aus dem Fokus seiner Eltern – worüber er ganz froh war. Nun konnte er endlich mit Amante einigen Schabernack treiben, da die wachsamen Augen seiner Mutter nun mit der Versorgung der beiden Mädchen abgelenkt waren. Meistens waren es nur harmlose Streiche und dienten eher dazu, sich selbst auszuprobieren. Mathan stellte aber recht bald fest, dass es ihm nicht so viel Spaß machte wie gedacht und Merlan mehr Aufmerksamkeit haben wollte. Also widmete sich Mathan mehr seinen Geschwistern, lernte auf sie aufzupassen und nahm gleichzeitig die Lehren seiner Eltern und die von Amante auf. Die Rolle des großen Bruders erfüllte ihn mit großem Glück und Selbstbewusstsein.

1679 war Mathan bereits 15 und somit kein Kleinkind mehr – dennoch ein aufgewecktes Kind. Seine Interessen wandelten sich allerdings. Nach wie vor blieb er der vorbildliche große Bruder, aber er wollte diese Dinge, die sein Vater herstellte selbst benutzen. Auch war ihm die verstärkte Präsenz der bewaffneten Soldaten aufgefallen. Nach einem kleinen Übungskampf mit Stöcken gegen Amante stellte sich rasch heraus, dass Mathan großes Talent aufwies. Fortan wurde er von allen drei unterwiesen: Amante in körperliche Ertüchtigung und dem Axt- und Speerkampf, den er nur mäßig Begeisterung entgegenbrachte. Irloê schärfte seinen Geist, seine Bildung und brachte ihm Etikette bei. Amarin nahm ihn nun vermehrt mit in die Schmiede und ließ ihn auch den Hammer schwingen, doch am meisten fokussierte er sich auf den Schwertkampf mit jeglicher Art und Variante des Schwerts. Hier schon fand Mathan seine Begeisterung für das Schwingen der Schwerter mit beiden Händen. Er liebte das rasante Klirren von Stahl und die fließenden Bewegungen mehr als alle anderen Kampfstile.

Obwohl er dadurch weniger Zeit für seine Geschwister fand, blühte Mathan trotz der ziemlich fordernden Erziehung und Ausbildung regelrecht auf. Merlan wollte ihm bereits nacheifern, doch war er noch viel zu klein – und er schwärmte für die Axt, was Mathan nicht nachvollziehen konnte.

Trotz des ernsten Hintergrunds achtete vor allem seine Mutter darauf, dass die anlaufende Ausbildung möglichst unbeschwert verlief.
1679 bis 1694
*In Bearbeitung

1690 bis 1693, Zweites Zeitalter. Frühe Jugend und erste Selbstständigkeit

Nach langer Arbeit Amarin stellte seine Meisterwerke fertig und versteckte sie vor den anderen Elben. Er zeigte selbst Mathan nicht das fertige Werk und tat sehr geheimnisvoll, obwohl er sagte, dass es eigentlich nichts Besonderes sei. Dennoch wurden die Waffen in keiner Chronik aufgezeichnet und auch seine restliche Familie erfuhr nichts davon. Einzig Irlôe, die nun darauf drängte endlich fortzugehen, doch Amarin war zu erschöpft und wollte sich noch etwas ausruhen. Außerdem brauchte er einige Zeit um sich von der Heimat zu verabschieden. Mathans Eltern einigten sich darauf, dass sie Mathans Geschwister vorrausschickten, da er sich weigerte und lieber bei seinen Eltern bleiben wollte. So zogen Sabaia, Yuteé und Merlan in der Obhut von einer größeren elbischen Reisegruppe durch Moria, wobei sie dabei von den Zwergen eskortiert wurden, in das Reich Galadriels.

Nach ein paar Jahren war Mathan fast erwachsen und fühlte sich nun mehr zu seinen kleineren Geschwistern hingezogen. Er wollte ihnen in den Goldenen Wald folgen, doch seine Eltern verbaten es ihm mit der Begründung, dass er konsequent sein musste bei seinen Entscheidungen. Amarin zog auch das Argument heran, dass er noch nicht fertig war ihn auszubilden. Das war auch der Punkt, der den jungen Elben dazu bewegte noch nicht fortzugehen, doch selbst das half nach einem Jahr nicht mehr und so zog er heimlich los und schaffte es nahezu unerkannt durch Khazad-Dûm zu schleichen.

Als er nach mehreren Wochen aus den Minen trat, wurde er von einer Wache der Waldelben ertappt. Diese brachte ihn zum Hauptmann, der wiederum hatte Kunde über den Ausreißer, schickte ihn mit einer ordentlichen Standpauke und einer Eskorte wieder zurück. Daheim angekommen stellt er fest, dass seine Mutter fort war und sein Vater sehr betrübt dreinblickte und mit niemanden sprechen wollte. Auch blieb die lang befürchtete Rügung durch seinen Vater aus, der in der Zeit recht verschwiegen war und sich in seine Arbeit stürzte.

Nach etwa einem Jahr, war Mathans Mutter noch immer nicht aufgetaucht als ein Bote Gil-Galads seinen Vater aufsuchte, da dieser aber zur Zeit nicht in Eregion weilte und er Mathan sämtliche Aufgaben übertragen hatte, empfing dieser ihn und hörte sich die Botschaft an. An diesem Tag erfuhr er, was sich damals zugetragen hatte: In den Wochen, in denen er durch Khazad-Dûm geschlichen war, hatte Eregion hohen Besuch: Gil-Galad, Hoher König der Noldor. Seine Mutter erblickte ihn und fühlte sich stark zu ihm hingezogen, allerdings nicht romantischer Natur, denn sie fragte, ob sie an seinem Hof dienen könnte. Amarin hatte keine andere Wahl gehabt, als seine Frau ziehen zu lassen, da der Hochkönig schon zugestimmt hatte.Er formulierte es so: Die Elben die fortgehen wollten,würde er in Lindon willkommen zu heißen oder in den Westen entlassen.

Der Bote verstummte kurz und überlegte sorgsam seine Worte:
„Einige Tage später zog sie mit einem erfahrenen Jagdtrupp aus, um einzelne Trolle zu jagen die in der Nähe einiger abgelegener Bauernhöfe gesichtet wurden. Zwei von ihnen sind gefallen, Irlôe kehrte nie zurück. An einem Lagerplatz fand man nur noch den Ring, an einer Kette gebunden im Gras liegen, sie selbst war verschwunden und es führten Fußspuren in die Berge. Eine Suche führte in die nördlichen Gefilde, wo man sie sehr bald verlor.“
Nachdem der Bote Mathan den Ring gab und wieder aufgebrochen war, bekam er ein schlechtes Gewissen, da er nicht dort gewesen war um das zu verhindern. Er redete sich ein, dass seine Mutter sich wohl mit Amarin gestritten hat und fortgehen wollte, ohne auf die Worte seines Vaters zu hören, da er beteuerte, dass nicht vorgefallen war. Mathan erkannte nicht, dass sein Vater zu sehr mit sich selbstbeschäftigt war, da ihn ein nagender Zweifel überkam, den er aber nicht mit seinem Sohn teilte. Schließlich vergruben beide sich in den Kampfunterweisungen, die etwas härter wurden, da Amarin recht unbarmherzig wurde. Besonders nachdem Celebrimbor den Elben Eregions die wahren Absichten des Herrn der Geschenke offenbart hatte, bereitete er seinen Sohn gezielt darauf vor, in harte Kämpfe verwickelt zu werden und sogar alleine zu sein. Trotz der Härte des Trainings, welche das der normalen Ausbildungen zum Krieger überstieg, freute sich Mathan, dass sich sein Vater nun so viel Zeit für ihn opferte und nahm sich fest vor, seine Mutter wieder zu finden. Zuvor müsste er seine Heimat verteidigen. Amarin spornte ihn zusätzlich auch noch zu Höchstleistungen an und trieb Mathan öfters über seine Grenzen hinaus. In den Augen anderer Elben waren die zwei Elben merkwürdig, doch keiner sprach darüber öffentlich, nur die wenigen zwergischen Besucher verloren ein paar Wörter in den Gaststätten. Zwischen den Training und Kämpfen, war die Beziehung zwischen Vater und Sohn gespannt: Der Rest der Familie ließ nichts von sich hören und es gab keine neue Kunde über seine Mutter; ihre Hoffnung sank. Ebenfalls kam hinzu, dass mit dem Verschwinden seiner Mutter jegliche Unternehmenslust seines Vaters im Keim erstickt wurde und Amarin sich immer mehr nach Westen sehnte. Das Versprechen an Mathans Großeltern hielt den Obersten Schmied als Einziges zurück. Ab dem Moment begann der junge Elb sich oft und lange außerhalb der Stadt herumzutreiben und die Wildniss zu suchen. Dutzende kleine Wanderungen innerhalb Eregions folgten, bis Mathan anfing an, eine Reise zu planen, da er ahnte, dass ihm sein Vaterimmer weniger beibringen konnte. In den Duellen mit bisweilen scharfen Waffen gewann er öfters die Oberhand und konnte sogar einen Sieg zählen. Trotzdem war sich Mathan klar, dass Amarin noch weit mehr wusste, sich aber aus unerklärlichen Gründen zurückhielt. Sein Vater erschuf hin und wieder sehr spezielle Waffen, während sie beide in den Schmieden arbeiteten und dabei halfen Ausrüstung für die Bewaffung der Elben zu schmieden. Hier zeigte Mathan auch das erste Mal sein richtiges Können mit Hammer und Amboss. Die Hangriffe saßen gekonnt und so erarbeitete er sich in mühsamen Wochen den Respekt der anderen Schmiede. Hin und wieder bekam er sogar von Celebrimbor einen Tipp, wenn er durch die Schmiede wandelte und den allgemeinen Fortschritt beobachtete. Man merkte mittlerweile, dass man sich zum Krieg rüstete, da man befürchtete, dass der Verräter sich rächen wollte. Zumindest merkte der Herrscher von Eregion so etwas in der Art hin und wieder an. Nach den Arbeitsstunden entspannte sich Mathan, in dem er sich in der Gegend herumtrieb um die Natur zu beobachten. Mittlerweile konnte er sich gut Orientieren und immer längere Wanderungen planen, wobei er bemerkte, dass er sehr gerne in der Wildniss umherwanderte. Sein Vater dagegen, stürzte sich in die Arbeit und ließ den jungen Elb längere Zeiten alleine, was sehr an dessen Nerven zerrte und er sich selbst versorgen musste. Ein paar Mal unternahm sein Vater sogar einige Reisen, kehrte aber immer missmutig zurück und wollte tagelang nicht gestört werden, auch wenn Mathan vorsichtig nachfragte, erhielt er oft keine Anwort.
Das führte dazu, dass ihm kaum noch etwas in seinem Elternhaus hielt und er es vorzog bei den älteren Elben zu sitzen und zuzuhören. Er unterhielt sich mit den Wachen und dutzenden Kundschaftern und sogar stellenweise Celebrimbor, wenn dieser Zeit hatte. Mathan interessierte sich für Mittelerde und sog jede Information auf, wie ein ausgedörrter Baum. Zwar hatte er kaum Karten zu Gesicht bekommen, dennoch faszinierte ihn die Geschichten und Beschreibungen der Welt, in der er lebte. Irgendwas zog ihn immer hinaus in die Wildnis und als schließlich Kunde von Ungeheuer weit im Süden des Dunlands zu ihnen drang, geriet die Stadt in Aufruhr. Die Elben rüsteten sich zum Krieg, was Celebrimbor bereits schon geahnt hatte. Mathan dagegen sah es eine Chance, sich zu beweisen und wieder die Aufmerksamkeit seines Vaters zu verdienen.

1693, Zweites Zeitalter, Eregion ,Ost-in-Edhils Westmauer Ein besonderer Tag

Mathan saß auf einer Mauerkrone, unweit des Stadttors im Westen und beobachtete das geschäftige Treiben der Stadt. Zwischen den verschlungenen Straßen und hohen Häusern und dutzenden Türmen schlängelten sich Elben, Menschen und ganz wenige Zwerge. Meist waren die Elben gerüstet oder trugen Vorräte von einem Ort zu Anderen, ein reger Verkehr von Meldereiter herrschte dieser Tage, doch Mathan kümmerte es nicht sonderlich. Er saß auf der Mauerkrone und ließ die Beine über die Kante baumeln. Sein Blick glitt nach Norden, wo die Schmieden lagen und die Arbeitsstätte seines Vaters. Er selbst war einige Tage frei gestellt worden, da er noch immer als Jüngling galt, was ihn etwas verärgerte. Es war ein recht Kühler Tag und die Schmieden Eregions arbeiteten mit Hochdruck, doch war kein Qualm oder Rauch zu sehen, denn er wusste um das raffinierte Abzugssystem, dass die Schwaden rasch zerstäubte. Zwar kannte er das komplexe System nicht komplett, doch er interessiete sich nicht sonderlich dafür. Er wusste nur, dass die Zwerge dabei geholfen hatten. Mathan gähnte und ließ sich von der Mauer fallen, rollte sich geschmeidig ab und klopfte den groben Staub aus seinen Kleidern. Er überlegt was er mit dem angefangen Tag anstellen sollte und zog eine Karte aus der Tasche, während er zum Tor im Westen der Stadt ging. Die Karte, die er einem quirligen Zwerg abgeschwatzt hatte, zeigte die Gänge und Hallen Khazad-Dûms aus der Sicht eines Vogels. Auf ihr waren dicke, schwarze Streifen eingezeichnet, die den schnellsten Weg nach Lothlórien zeigten. Für ihn würde es bald Zeit sein wieder seine Geschwister zu treffen. Er packte sie wieder zurück und sah jeden in die Augen, den er begegnete. Einige hielten seinen Blicken stand, meistens Wachen oder Würdenträger, doch Menschen hielten es keine zwei Herzschläge aus. Mathan grinste immer wieder wenn jemand den Blick senkte oder schnell beiseite sah. Ein lauter Ruf ertönte hinter ihm und er drehte sich betont langsam um. „Ja, mein Herr?“, sagte er süffisant. Die Wache war ein Kopf kleiner als er und fuchtelte mit der Lanzenspitze vor seiner Nase herum.
„Benimm dich, nur weil dein Vater nicht daheim ist, kannst du uns nicht unsere Gäste vergraulen. Du bist ein Elb, benimm dich auch wie einer und nicht wie ein Zwerg oder Mensch“, zischte der kleine Elb feindselig. Mathans Augenbrauen zogen sich zusammen, sein Herz schlug schneller, bis eine raue Hand sich auf seine Schulter legte. Lautlos war sein Vater hinter ihm aufgetaucht. „Ich übernehme hier.“, sagte er nur sehr leise und zog ihn in eine Seitenstraße, während die Wache kopfschüttelnd um die nächste Ecke bog.
„Ich habe dir oft genug gesagt, dass es sehr unhöflich ist, jemanden so anzustarren. Und mit den Wachen hat man einen respektvollen Umgang“, sagte Amarin streng, doch sein Sohn rollte nur mit den Augen. Der Elb mochte Enadrin nicht, er war ein paar Jahre älter und vor kurzen der Stadtwache beigetreten, davor war er in Lindon bei seinen Eltern, die ihn immer verzärtelt hatten. Für Mathan war er ein arroganter, immer neidischer Aufschneider. Sein Vater belehrte ihn weiter, während sie in ihre Kammer gingen. „Aber das ist nicht der Grund, warum ich früher hier bin.“ Er machte eine längere Pause und schloss die Tür, Mathan konnte den Rauch der Schmiedefeuer noch riechen, er schein sich sehr beeilt zu haben. „Celebrimbor hat dir die Erlaubnis gegeben deine längere Wanderung zu machen, doch unter einer Bedinung.“ Mathan wartete gespannt, bis sein Vater weitersprach. Amarin holte wortlos einen kleinen Brief, mit einem schlichten roten Siegel hervor. Er hielt ihm den Brief entgegen, zweifelnd Blickte der junge Elb auf das Schreiben. „Die Erlaubnis ist hieran gekoppelt: er bittet dich, dies an den Herrscher des Landes weiterzugeben, zu dem du reisen wirst. Und du weißt, dass die Bitte eher ein Befehl ist, außerdem darfst du den Brief unter keinen Umständen verlieren und niemals öffnen, Mathan. Wirst du die Abmachung eingehen und einhalten?“, fragte er leise. Sein Vater war wohl kurz davor zu fragen wohin er wandern will, doch hielt er sich zurück, oder er ahnte es. Mathan konnte es nicht genau sagen und auch das Gesicht Amarins verriet nichts über seine Gefühle oder Gedanken. Die Stille schien seinem Vater unangenehm zu sein, denn er sprach weiter: "Ich weiß, dass du gerne mit dem Kopf durch die Wand willst, doch handle mit Bedacht, denn wohin du auch gehen magst, du kannst dir keine Fehltritte leisten. Wenn du wieder Heim kehrst, habe ich ein Geschenk für dich und eine Bitte, aber das hat bis dahin Zeit.“

Mathan merkte, dass Amarin doch nicht ganz sein Interesse an seinem Sohn verloren hatte. Zwar wusste er, dass es Quatsch war, aber in den letzten Wochen war der Eindruck entstanden, langsam und schleichend. Doch was Mathan im Moment noch mehr verwunderte, war die Tatsache, dass sein unsinniges Vorhaben gestattet wurde. Nur störte ihn die dazugehörige Aufgabe, die er nicht unbedingt übernehmen wollte. Ihm passte es nicht ein einfacher Laufbursche zu sein. Sogleich machte er seinen Unmut kund: „Kann nicht jemand anderes den Brief abgeben? Es gibt doch dafür extra Boten.“  Amarin schüttelte jedoc sofort den Kopf und antwortete schlicht: „Entweder du überbringst den Brief und darfst auf Wanderschaft gehen, oder ein Bote geht und du bleibst hier.“
Widerwillig nahm Mathan langsam den Brief entgegen und betrachtete das Siegel, schlicht in Rot und ohne Wappen gehalten, wirkte es nicht wichtig. Er wiegelte im Gedanken die Gefahren ab und fragte sich vor allem, woher Celebrimbor wusste, wohin er wandern wollte. Und dass er einen König treffen sollte, bereitet ihm zusätzliches Unbehagen. Er hoffte, dass er den Brief den nächstbesten, höheren Würdenträger überbringen konnte.
„Eins noch, Mathan.“, unterbrach sein Vater seinen Gedankengang und packte ihn an beiden Schultern, „Du musst schnell sein, niemand darf dich erkennen und benutze nicht deinen wahren Namen, denk dir einen anderen aus. Auch gegenüber anderen Elben, es könnte dir deine Reise erleichtern“, schloss er und wandte sich ab. Die kleinere Kammer war verdunkelt und gut belüftet, trotzdem konnte er nicht erkennen was Amarin dort tat, scheinbar suchte er etwas. Als Mathan sich reckte um ihn besser zu sehen, drehte sich sein Vater wieder um, er sah nun alt und abgekämpft aus. In seinen Armen lag ein zusammengebundenes, fein gearbeitetes, schwarzes Stück Stoff, es war so gefaltet, dass die Stickerei nach innen zeigte. Wortlos entfaltete sein Vater es und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Mathan blieb sprachlos, vor ihm glitzerte das Wappen Gondolins auf der Innenseite des Mantels. Sein Vater legte ihm den Mantel um. „Er sitzt dir ausgesprochen gut, fast so wie mir damals.“, sagte er, der Stolz, der in seiner Stimme lag war kaum zu überhören.
Mathan blickte seinen Vater ungläubig an, doch dieser ließ sich nicht beirren und sprach weiter: „Die Stickereien sind etwas Besonderes, niemand kann sie sehen, es sei denn, es ist dein ausdrücklicher Wunsch. Außerdem vermag er dich vorübergehend vor Blicken zu schützen, wenn auch nur kurz. Ich hoffe, dass er dir genauso gute Dienste leisten wird wie mir“, schloss er seine Erklärung und blickte den jungen Elben erwartungsvoll an. Dieser nahm aufgeregt den Mantel an und legte ihn auf sein Bett, als er seine Sachen packen wollte, viel ihm die Hälfte auf den Boden. Er hielt inne. „Vater, woher hast du den Mantel? Gondolin ist doch vernichtet worden?“, fragte er verwundert. Amarin schmunzelte und sagte belustigt: „ Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn aus Gondolin habe, das Wappen aber schon. Wenn es soweit ist, wirst du es schon genauer erfahren.“
„Warst du denn längere Zeit dort“, hakte Mathan etwas genauer nach und überwand seine Zurückhaltung.
„Ja, bis ich den flammenden Schimmer der Balrogs sah. Den Fall selbst habe ich nicht mitbekommen. Einer Schar Elben ist es gelungen durch einen Tunnel zu fliehen, einige davon waren ich und deine Mutter. So haben wir uns kennengelernt, nicht grade der glücklichste Ort“, erzählte er mit belegter Stimme. Mathan hörte wie gebannt zu, bei der Erwähnung der Ungeheuer lief es ihm kalt den Rücken herunter und er wollte den Namen nicht einmal im Gedanken erwähnen. Er kannte sie nur aus geflüsterten Erzählungen der alten Elben, die nur ganz selten darüber sprachen. Schatten und Flamme; Mathan schüttelte sich.
In der kurzen Pause schloss sein Vater die Augen und fuhr schließlich fort: „Das Getöse der Schlacht dröhnte bis in den Gang hinunter und viele von uns hatten Angst. Irlôe ging neben mir, sie zuckte jedes Mal zusammen, als die Schläge der Bestien bis zu uns hinunterdrangen. Als mit einem gewaltigen Getöse der stolze Turm der strahlenden Stadt fiel, begannen wir zu laufen. Idril haben wir es zu verdanken, dass keine Panik ausbrach. Doch in ihren Augen lag tiefste Trauer, auch einige der anderen Elben waren den Tränen nahe. Sie führte uns in das Tal des Sirions. Dort mussten Irlôe und ich, uns von unseren Eltern trennen, denn meine Ziehmutter sah, dass sie und mein Ziehvater uns Zeit erkaufen mussten. Was genau sie damit meinten wusste ich nicht. Irlôes Eltern wurden bei den Angriffen getötet, mein Vater fand Irlôe und schleppte sich mit ihr zu meiner Mutter und starb an seinen Verletzungen. Meine Mutter nahm uns das Versprechen ab, aufeinander aufzupassen und eine sichere Heimat zu finden. Sie blieb am Eingang des Tunnels zurück und warf sich in die Schlacht, während wir eine sichere Zuflucht suchten. Die fanden wir nach langer Zeit auch, denn letztendlich sind wir in Lindon angekommen und haben uns dort Galadriel angeschlossen, als sie nach Eregion zog. Den Rest der Geschichte kennst du ja.“, Amarin öffnete die Augen und sah ihn an, sein Blick war hart. Mathan merkte, dass er am Ende sehr gekürzt hatte, sagte aber nichts und begann seine Sachen zu packen. Sein Vater verließ den Raum und erst dann wurde Mathan klar, dass er zuvor "Ziehvater" gesagt hatte. Grübelnd fragte er sich, was mit seinem richtigen Großvater war, schüttelte aber den Kopf. Amarin hatte schon seine Gründe.

Am späten Nachmittag des Tages, wurde er zu den Gemächern Celebrimbors gerufen. Die Wachen an der Tür nickten ihm zu. Einer der Männer bedeutete ihn mit einer Handbewegung zu warten und verschwand hinter der Tür. Ein paar Momente später, öffnete sie sich erneut und die Wache trat heraus. Aus dem Inneren hörte er die Stimme des Fürsten: „Tritt ein, Mathan Carnesîr, Sohn des Amarin.“
Angespannt kam er der Bitte nach und trat ein, während die Wache die Tür schloss. Der Fürst Eregions maß ihn mit einem prüfenden Blick und blieb an seiner Frisur hängen. Mathan hatte den Eindruck, dass sich seine Mundwinkel etwas bewegten. Der Eindruck verflog jedoch rasch. Langsam sah sich der junge Elb um: Der Raum war groß, offen und duftete nach frischem Holz; auf einer Kommode neben der Tür, lagen mehrere Ringe und an der Wand dahinter hing ein langes, fein gearbeitetes Schwert. Celebrimbor drehte ihm den Rücken zu und blickte zur tiefer stehenden Sonne, nach einer Weile seufzte er leise und sah ihn an. „Suilad, du bist anders als andere Elben.“, sagte er schlicht, Mathan zog unwillkürlich eine Augenbraue hoch, was sein Gegenüber schmunzeln ließ. „Und du musst noch lernen, deine Gefühle besser unter Kontrolle zu haben.“, setzte er nach. Ich hoffe nicht, dass mich belehrt wie mein Vater am Morgen... vielleicht habe ich eine Waffe falsch geschmiedet, dachte er sich grübelnd und schloss das jedoch aus. Aber selbst dann würde ich nicht zu ihm, sondern zu dem Hauptmann gerufen und der hat seit heute Mittag ärger mit einem betrunkenen Zwerg, der ihn ganz schön auf Trab hält,sinnierte Mathan weiter und unterdrückte ein Grinsen. Besoffene Zwerge, die Schänken verwüsten, sich schlugen und jeden anpöbelten der ihnen über den Weg lief. Er hatte wenige gesehen aber es war amüsant, wie schnell die anderen Elben in ihrer direkten Nähe verschwanden. Rasch riss Mathan sich zusammen und räusperte sich kaum hörbar und sagte knapp: „Ich bemühe mich, Herr.“ Der Fürst nickte knapp und schlenderte langsam im Raum umher.
„Ich gehe davon aus, dass du bereits mit deinem Vater gesprochen hast?“, erkundigte sich Celebrimbor mehr oder weniger beiläufig.
„Ja, Herr“, antwortete Mathan und unterdrückte es, ihm in die Augen zu starren.
„Er hat dir einen Brief überreicht?“, hakte der Herrscher nach.
„Das hat er, Herr.“, bestätigte Mathan erneut knapp und er fühlte sich leicht unwohl.
Vielleicht lag es daran, dass ich noch nichts gegessen habe? ...
„Gut, bevor du deine Mutter suchen gehst, wirst den Brief abliefern und das nur an den Hochkönig persönlich. Danach bist du von deinem Dienst freigestellt. Es würde zu viel Aufmerksamkeit erregen, wenn ich die regulären Boten losschicke. Eine Bitte habe ich jedoch noch“, erklärte Celebrimbor und machte eine kurze Pause, „Komm sobald es möglich ist wieder zurück und halte Stillschweigen über unser Gespräch.“
Mathan nickte ernst und machte Anstalten zu gehen, doch Celebrimbor hielt ihn einen Moment zurück: „Warte, ohne Proviant und Ausrüstung kannst du nicht losziehen.“, sagte der Elb und ein kurzes Schmunzeln huschte über das gütige Gesicht. Mathan errötete leicht und vergaß vor Aufregung was er sagen wollte und nickte stattdessen stumm.
„Begib dich zum Zeugmeister, er weiß über alles Bescheid und wird dich ausrüsten. Mögen dir die Sterne deinen Weg leuchten“, beendete der Fürst das Gespräch und wandte sich ab.
„Ich bin bald wieder zurück. Habt Dank, Herr.“ Mathan zog sich rasch zurück und die Wache schloss Tür.

„Gute Reise“, murmelte Celebrimbor und ließ sich kraftlos auf einen Stuhl fallen. Er hoffte, dass sein Plan aufgehen würde. Nachdenklich strich er das lange Haar zurück, vielleicht sollte er den jungen Elb auch die anderen beiden Aufgaben übertragen. Sein Gewissen hielt ihn jedoch davon ab. Ihm kam es einfach zu gelegen, dass ein einzelner Elb, der sich von den meisten anderen unterschied, von alleine losziehen wollte. Warum keinen kleinen Umweg machen? Seine Gedanken kreisten zurück zu dem Späher der große Bewegungen an den äußersten Grenzen gemeldet hatte.

Curanthor:
Mathan schulterte seine beiden Beutel, steckte den neuen Dolch in seinen Gürtel und zog den Riemen des rechten Beutels enger. Er versuchte sich zu erinnern, was ihm alles mitgegeben wurde, doch er bekam es nicht alles zusammen und er hatte auch keine Lust wieder alles auszupacken, nachzusehen und neu zu schnüren. Er verharrte vor der Kammer seines Vaters. Hinter ihm räusperte sich jemand, der Elb drehte sich langsam um und sah den Ankömmling direkt in die Augen, ein dunkles Braun strahlte ihn sanft an. Sein Fokus vergrößerte sich: feine, bronzenen Augenbrauen und eine Stupsnase; ein sanft geschwungener, blutroter Mund und weiche, glatte Wangen erfassten seine Augen. Vor ihm stand eine junge Elbe, die sich ein paar Strähnen ihres hell-bronzenen Haars um die Finger gewickelte hatte. Sie wirkte etwas verlegen und neugierig zugleich. Er brachte kein Wort heraus und starrte sie nur unentwegt an. Der junge Schmied spürte wie sein Herz einige Hüpfer machte und ihm das Blut in die Wangen schoss.
„Mae l'ovannen, I eneth nîn Halarîn“, sagte die Elbe etwas unsicher und lächelte scheu.
„I eneth nîn Mahtan“, antwortete Mathan leise, fasziniert von ihrer Ausstrahlung und der samtenen Stimme, die durch seinen ganzen Körper zu fließen schein.
„Ich bin hier zu Besuch und habe mich scheinbar verlaufen…“, die Elbe mit dem Namen Halarîn lachte glockenhell um ihre Unsicherheit zu überspielen, "Und jetzt suche ich den Weg zum Tor, da dort meine Familie auf mich wartet. Wir wollen zu den Grauen Anfurten. Das heißt, sie wollen dahin, ich konnte mich bis jetzt noch nicht entscheiden.“ Sie begann im Kreis zu laufen und es sah so aus, als ob sie über den Boden schwebte. Mathan brauchte einige Augenblicke um die unausgesprochene Frage zu verstehen, er faltete seine Hände vor dem Bauch und deutete eine Verneigung an, ehe er sprach: „Wenn ihr erlaubt, geleite ich euch zurück zum Tor.“, Der Elb sprach  leise und unterdrückte das Zittern in der Stimme, da seine Unsicherheit durchzubrechen drohte. Doch Halarîn musterte seine Ausrüstung und schüttelte schließlich den Kopf. Sie lächelte gütig und antwortete: „Das ist nicht nötig, ihr wolltet doch abreisen und ich will euch nicht aufhalten.“
„Ich wollte gerade aufbrechen und meinem Vater Lebewohl sagen, der ist allerdings grade in der Schmiede, also muss ich ebenfalls zum Tor“, winkte Mathan ab und nickte ihr aufmunternd zu. Nun hatte sich seine Stimme etwas beruhigt aber sein Herz raste, seine Beine waren weich wie Grashalme. Als er die hübsche Elbe durch die vielen Gänge zu dem Haupteingang geleitete, warfen die Wachen und Höflinge ihnen erstaunte Blicke zu, was bei deinem meisten Elben nur eine hochgezogene Augenbraue war. Dennoch war die Erscheinung Halarîns recht exotisch verglichen mit den Noldor in Eregion. Kurz vor dem Tor kam ihnen ein bärbeißig aussehender Zwerg entgegen, dieser verlangsamte seine Schritte und musterte sie beiden Elben unverhohlen. Instinktiv starrte Mathan den Zwerg in die Augen, der bärtige räusperte sich kurz und nickte ihnen zu, nuschelte einen Glückwunsch und eilte davon. Der Elb wollte dem Zwerg hinterher und die Sachlage klarstellen, doch Halarîn war schon weitergegangen. Ihre Wangen waren glühend Rot als er sie einholte. Eine peinliche Stille folgte und bis auf die Geräusche ihrer Schritte war es erstaunlich ruhig. Mathans Mund war staubtrocken und er überlegte doch noch etwas zu sagen, verwarf es aber. Gemeinsam gingen sie um eine Ecke und standen in der großen, gewundenen Eingangshalle. Das Haupttor stand weit offen, das Plätschern des Brunnens auf dem großen Vorplatz, drang bis in die große Halle hinein. Untermalt wurde die Szene von einem lieblichen Gesang, der von überall und nirgends kam. Die Melodie machte ihn ganz benommen fortspülte sämtliche Gedanken davon:

Renia i chîr na annûn,
Ned i aduial.
Renia mi raen tinu...
(Segeln die Schiffe nach Westen)
(in die (Abend)Dämmerung.)
(Wandert ein liebenswürdiger(kleiner)Stern)[/i]

Die Stimme verstummte und es war nur noch das Plätschern des Brunnens zu hören. Mathan wandte seinen Blick ab und sah Halarîn in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick und schüttelte sanft den Kopf, die bronzenen Haare tanzten auf ihrer Schulter umher. Etwas schüchternd setzte sie zum Sprechen an, war aber erst beim zweiten Versuch erfolgreich. „Ich singe selten in Sindarin, hat es euch trotzdem gefallen?“, fragte sie entschuldigend und sah ihn erwartungsvoll an. Mathan blieb sprachlos und nickte, weil er befürchtete, dass er nur stammeln würde. Die Elbe summte das Lied weiter und schien über den Boden zu schweben, die Augen geschlossen. Er selbst blieb in der Mitte der Halle stehend und sah ihr verzückt zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Gruppe von Elben in Gewändern gehüllt, die scheinbar aus Lórien stammten. Halarîn verstummte schließlich und ging der Gruppe entgegen, es waren drei Männer und eine Frau. Mathan hatte sofort eine Abneigung gegen den älteren der Männer, dieser umarmte Halarîn und wechselte einige Worte mit ihr. Die Frau tat es ihm gleich, sprach aber länger mit ihr, weil Halarîn sehr oft Widerworte gab. Die beiden anderen Elben blieben stumm im Hintergrund und starrten zu ihm herüber. Er wandte sich ab und schlenderte ziellos in der Halle umher. Nach einer Weile bemerkte er die Ähnlichkeit der beiden Elben, die mit Halarîn gesprochen haben. Der Vater von ihr löste sich schließlich aus der Gruppe und kam auf ihn zu. Kurz fragte sich Mathan, was der alte Elb wohl von ihm wollte und ob dieser auf der Suche nach Amarin war.
„Mae l'ovannen, Mathan Carnesîr“, begrüßte ihn Halarîns Vater und wirkte nicht so, als ob er auf einen freundlichen Plausch aus war. Auffallend war der starke Akzent des Elben,- genau dessen Tochter- , als er fortfuhr: „Halarîn hat uns Einiges von euch erzählt, mehr noch habe ich aber von Euren Schwestern erfahren. Ihr seid anders als die anderen Elben, zumindest was sie mir so erzählt haben. Um Euch die Frage vorweg zu beantworten: Die Zwillinge sind nur Freundinnen eines guten Freundes von mir, der in Lórien bleiben wird. * Nun, meine Tochter möchte diese Gestade nicht verlassen, anders als wir, sehnt sie sich noch nicht nach Aman. Wir möchten sie nicht zwingen mit uns zu gehen. Wir stellen es ihr frei und mir scheint, sie hat auch nun einen Grund nicht mit uns zu gehen. Ich bin nicht für meine noblen Gesten bekannt, deswegen verlange ich dafür etwas von euch: Nehmt sie an, enttäuscht sie nicht und behandelt sie gut. Sie macht zwar nicht den Eindruck, doch sie ist nicht die unscheinbare Blume, wie sie euch jetzt erscheinen möge.“, als der Elb endete schwirrte Mathan der Kopf, er strich sich seine Haare zurück und überlegte ob es das richtige war. Seine Beine zitterten und er hatte das Gefühl, dass er hier nicht hingehörte. Halarîns Vater wandte sich ab und ging wieder zu seiner Frau zurück, im Gehen sagte er noch:
„Ich soll euch beste Grüße von eurem Vater ausrichten, er bedauert, dass er euch nicht verabschieden konnte. Er weiß von dem besprochenen, schließlich war er es, der das hier ermöglicht hatte.“, offenbarte ihm der alte Elb. Mahtan blickte verwirrt drein, sein Blick glitt zu Halarîn. Sie hatte die Hände vor ihr Gesicht geschlagen und durch die Finger konnte er ihr knallrotes Gesicht und einzelne Tränen sehen.

Amarin. Vater, warum hast du mir nichts gesagt? So ein Spiel ist gar nicht nötig gewesen, ich hätte sie auch ohne das Ganze akzeptiert. Obwohl ich meine Pläne ändern muss…oder nicht?

„Le hannon“,  murmelnd er , geistesabwesend und grübelte über seine Reisepläne.
„Cuio mae“, verabschiedete sich Halarîns Vater und ging zu seiner Tochter.
Mathan beobachtete sie aufmerksam, ihr Vater umarmte sie und die Zwei wechselten einige Worte und ihre Mutter tat es ihr gleich. Er trat unruhig von einen Fuß auf den anderen und atmete tief durch um sich zu beruhigen. In seinem Kopf spielten sich hunderte Bilder ab, wie es wohl Aussehen würde zu zweit zu wandern. Er verscheuchte sie mit einem Kopfschütteln und ging festen Schrittes auf Halarîn zu. Die Waldelben gingen gemessenen Schrittes hinaus, am Brunnen gesellten sich acht weitere Elben dazu und gemeinsam bogen sie um eine Ecke.

Bis auf das Plätschern und leisen Stimmengemurmel war es wieder still, Halarîn trat neben ihn und nahm seine Hand. Die Elbe hatte eine weiche, warme Haut und einen kräftigeren Griff. Hinter ihnen hörten sie leise Schritte und sie drehten sich langsam um.
„Ich beglückwünsche euch, es kommt selten vor, dass eine solche Bindung stattfindet.“, sagte der Elb wohlwollend, wandte sich ab und ging davon. Sie sahen sich an und mussten unwillkürlich lächeln, er umarmte sie scheu und begann vor ihr im Kreis zu laufen und nachzudenken.

Wenn wir zu zweit sind, brauchen wir mehr Proviant. Wie schnell sie wohl laufen kann?

„Ich denke, du solltest langsam aufbrechen, damit du dein erstes Zwischenziel erreichen kannst.“, sagte Halarîn unvermittelt. Sein Herz machte einen kurzen Aussetzer, er unterbrach seine Gedankengänge und starrte sie an.
„Du kommst nicht mit?“, fragte er erstaunt und umfasste ihre linke Hand mit beiden Händen. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, unsere Väter waren der Meinung, dass du deine erste große Reise alleine machen solltest.“, sagte sie bedauernd, lächelte aufmunternd und strich sich ihre Haare hinter die spitzen Ohren.
„Ich werde in der Zeit bei deinem Vater lernen wie es ist am Feuer zu stehen, nicht das in der Küche sondern in der Schmiede.“, sagte sie, eher er den Mund aufmachen konnte und schmunzelte. Erst jetzt bemerkte der Elb das feine Sommerkleid aus Seide, das sie trug; ihr Antlitz hatte ihn so blind für alles andere gemacht. Es war in einem lichten Grau gehalten und endete knapp über den Boden, er brannte sich das Bild tief in sein Gedächtnis, als Schatz für dunklere Stunden.
Er machte einige Schritte auf das Tor zu und stolperte vor Aufregung fast, Halarîn war zum Glück hinter ihm und hielt ihn an der Schulter fest. Sie lachte leise und sinnlich und es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Mathan fühlte sich in ihrer Gegenwart befreit und sorglos, alles erschien ihm so einfach. Ihre braunen Augen strahlten ihn aufmunternd an und schienen ihn zum Tor hinauszuschieben.
Tatsächlich machte er einige feste Schritte Rückwärts, er wollte sich nicht abwenden. Sie kam auf ihn zu und ging neben ihm.
„Was ist dein erstes Ziel, Mathan?“, fragte sie leise und nahm seine Hand.

Er dachte kurz nach, ehe er antwortete: „Die Nord-Süd-Straße hinter Tharbad folgend, bis zur Sarn-Furth am Baranduin. Dort mache ich die erste Rast.“, sagte er nachdenklich, strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken und spürte wie sie leicht zusammenzuckte. Mathan lächelte kurz und verbarg es sofort.
„Nun, es ist Zeit aufzubrechen, sonst schaffst du es nicht mehr“, sagte Halarîn mit etwas Nachdruck, er nickte nur und trat hinaus auf den großen, leeren Vorplatz mit den Brunnen. Mathan drehte sich nochmal um, die Elbe war auf der Schwelle stehen geblieben und hob die linke Hand zum Abschied. Kurz bevor er sich wieder umwandte, trug eine leichte Brise ihre Frage zu ihm herunter:
„Nin melog?“, sie hatte kaum die Lippen bewegt und blieb starr stehen. Er sah sie lange an.
„Ci bain in elin; Gin melin”, sagte er leise, ihr traten die Tränen in die Augen. Sein Herz pumpte rasend und er hatte das Gefühl, dass seine Brust zersprengen würde.
„ Gerog i chûn nîn mi i chaim gîn. (komm bald zurück)”, flüsterte Halarîn und legte ihre rechte Hand aufs Herz. Mahtan hätte schreien können vor Glück und weil er aufbrechen musste.
Er straffte sich und atmete tief durch und verließ mit entschlossenen Schritten die Stadt.

Curanthor:
Der erste Tag seiner Wanderung führte ihn durch bekannte Gefilde, anfangs lief er querfeldein um auf die Nord-Süd-Straße zu gelangen. Als er diese erreichte folgte er ihr und gelegentlich begegnete er einigen Menschen und Elben auf der Straße. Nicht selten überholte er auch jene, die auf den Weg waren, die ersten Boote nach Westen zu nehmen. Der Elb glaubte auch Halarîns Vater überholt zu haben, allerdings lief er ab und an eine Abkürzung und bekam keine Gewissheit. Als Mathan seine erste Rast einlegte, gesellten sich einige wandernde Zwerge zu ihm. Es war kurz vor der Dämmerung und sie boten ihm an, sich für eine Weile ihnen anzuschließen. Er willigte ein, allerdings nur bis zur Sarn-Furt.

Das kleine Lagerfeuer prasselte unentwegt vor sich hin, der Rauch zog in kleinen Kringeln gen Himmel und der Wind blies den beißenden Gestank fort. Funken stoben jedes Mal aus dem Holz als es knackte.
„Ihr hättet trockeneres Holz nehmen sollen.“, brummte einer der drei Zwerge in seinen Bart und zog an seiner langen Pfeife. Die anderen beiden grummelten etwas vor sich hin, der jüngere winkte ab:
„Lass gut sein, für den Anfang war das gar nicht schlecht für so ein Spitzohr.“, sagte er und biss herzhaft  in einen getrockneten Schinken, mit vollem Mund sprach er weiter:
„ War wirklisch gut, dasch wir unsch getroffn ham.“- er schluckte das Fleisch hinunter und hielt ihm ein unangetastetes Stück hin.- „Hier iss was, damit du noch was in die Breite gehst.“, feixte er.
„Banri, lass das, Elben essen kein Fleisch.“, forderte der dickere Zwerg, der ihr Anführer war. Der junge Zwerg mit den Namen Banri zuckte mit den Schultern und aß weiter.
Mathan fand die Gesellschaft der drei Zwerge erfrischend, nachdem er den ganzen Tag alleine gewesen war. Etwas müde streckte er seine Beine neben dem Feuer aus und schob sich einige süßen Beeren in den Mund. Er lauschte dem Gespräch der drei Zwerge, die sich ausgelassen, mit vollen Mündern und grölenden Lachern über einen fetten Zwerg in Moria lustig machten. Dieser konnte sich kaum rühren, weil er sich dermaßen vollgefressen hatte. Als sie eine Pause machten und gierig das üppige Essen herunterschlangen, bot ihm der brummigere der Zwerge einen Zug aus einer unbenutzten Pfeife an die er eben gestopft hatte.
Mathan überlegte wieder lange, da kein Elb ihm gesagt hatte, ob sich das gehörte oder nicht. Die anderen beobachteten ihn aus den Augenwinkeln als er die Pfeife entgegennahm, die der Zwerg grade entzündet hatte. Unsicher führte er sie zum Mund und blickte unschlüssig drein, er wischte das Mundstück sauber und setzte die Pfeife an die Lippen.
„Das ist eine Ausnahme, dass ich sie dir angemacht habe und bleibt unter uns. Ein kurzer Zug, nicht durch die Nase oder die Lungen und es wird gepafft.“, sagte der Brummige augenrollend, lehnte sich genüsslich zurück und schlürfte aus seinen Humpen Bier.

Durch probieren lernt man, so schädlich kann das ja nicht sein. Einmal zu testen und nicht immer alles vorgekaut zu bekommen.

Der Tabakgeruch stach ihn in die Nase, der Elb schloss die Augen und nahm einen kleinen Zug. Den er fast sofort wieder hinausblies, er hatte einen leicht pelzigen Geschmack auf der Zunge.
„Und?“, fragte einer der Zwerge interessiert. Mathan räusperte sich länger und aß ein paar Beeren. Der Dicke lachte, beugte sich rüber und gab ihm einen Klapps auf den Rücken.
„Das ist das erst Mal in meinem langen Leben, dass ich einen Elben Pfeife rauchen sah. Ich hätte nicht erwartet, dass du es auch wirklich tun würdest.“, sprach er lobend.
„Ich werde es wohl nie mehr tun, es ist nicht so mein Fall.“, antwortete der Elb mit einer etwas rauen Stimme, der Brummige grinste kurz. Mathan wollte ihm die Pfeife wiedergeben und als er sie den Zwerg reichte, schüttelte dieser den Kopf:
„Nein, Pfeifen sind wie Weiber, man tauscht sie nicht oder verkauft sie niemals.“, sagte er ernst und legte sich nieder, die anderen taten es ihm gleich.
„Wir werden dann eine Weile schlafen, du solltest dich auch hinlegen.“, sagte der Dicke.
„Elfen schlafen nicht und außerdem kann ich so die erste Wache übernehmen. Nur zur Sicherheit.“, antwortete Mathan und setzte sich in den Schneidersitz, einer der Zwerge brummte zustimmend:
„Stimmt, habe ich ganz vergessen.“, danach waren alle eingenickt und schnarchten so laut wie eine Horde röhrende Hirsche.

In den ersten Sonnenstrahlen packten sie ihre Sachen und zogen weiter. Leichter Nebel zog über die verlassene Straße und kleine Vögel zwitscherten in den Bäumen. Als Mathan die Zwerge erneut fragte wohin ihre Reise führen würde, bekam er keine klar Antwort. Er wurde misstrauisch und blieb stehen, der Dicke seufzte und drehte sich um.
„Wir gehen zu den Ered Luin,um dort unsere Verwandten besuchen.“, sagte der Dicke missmutig und ging zügig weiter. Mathan konnte mühelos schritthalten und knabberte etwas ein seinem Brot vom Frühstück herum.
Die weitere Reise verlief ohne weitere Probleme, ihnen begegnete immer weniger Reisende und die Sarn-Furt rückte immer näher.

Nach mehreren Tagesmärschen erreichten sie die Sarn-Furt, eine seichte Stelle in dem Fluss Baranduin und hier verabschiedete er sich von den Zwergen. Sie reisten weiter nach Norden, während er durch das spätere Fürstentum Arthedain weiterzog. Hier war die Straße noch nicht ganz fertig und er lief über weite Wiesen, leichte Hügel und vereinzelte Wälder. Einmal lief er einem anderen Elben über den Weg, der naserümpfend das Weite suchte, obwohl er sich vor kurzen gewaschen hatte, er roch wohl zu stark nach Zwerg für ihn. Die kurze Zeit, die er rastete verging wie im Flug. Seine Karte half ihm sich nach der Pause neu zu orientieren. Meistens war das Wetter erstaunlich gut, zweimal kam Mathan in einen Regenschauer und es war nichts zum Unterstellen in der Nähe. Nach fast zwei Wochen erreichte der junge Elb endlich das Umland von Mithlond.





Mithlond und Gil-Galad

Als Mathan aus dem kleinen Fichtenwald trat, sah er kurz an sich herab: Er trug sein zweites paar Schuhe, seinen schwarzen Mantel, der fast alles weitere verdeckte und kein bisschen Schmutz abbekommen hatte und dass, obwohl er einmal oder zweimal gestolpert ist. In seinem schlichten Gürtel steckte der Dolch, den er gerne zum Schnitzen benutzte, daneben sein Holzschwert mit filigranen Verzierungen mit dem er letztens erst fertig geworden war. Er hatte sich aus großen Blättern und deren Fasern eine schlichte Schwertscheide gebastelt und trug sein Werk nun stolz mit sich herum. Er ließ sein Blick über die Landschaft schweifen, es sah alles so aus wie er sich das Vorgestellt hatte. Sein Vater hatte ihm auch darüber viel erzählt.

Was er jetzt wohl gerade macht? Halarîn…-

Von der Stadt her ertönte ein dunkles Dröhnen, das Geräusch galoppierender Pferde und es kam langsam auf ihn zu. Unschlüssig blickte er zu der großen Straße, die sich auf die Stadt zu schlängelte und vereinzelt konnte er einige Elben erkennen. Die Sonne sank sich herab, tauchte die Stadt in ein goldenes Orange und dann sah er sie. Ein Trupp Reiter auf gerüsteten Schimmeln ritt den grünen Hügel hinauf, auf den er sich umgesehen hatte. Unsicher machte er einen Schritt zurück in den Wald, dann noch einen, die glänzenden Rüstungen der Elben sahen aus wie pures Silber. Die Pferde verlangsamten ihren Schritt und vielen in einen langsamen Trab, bis sie ganz stehen blieben. Es klapperte, der Elb hörte wie der Anführer abgestiegen war und seinen Männern leise Befehle erteilte. Erneut ertönten trommelnde Hufe die sich entfernten und leise Schritte im Gras.

„Im Namen des Hochkönigs Gil-Galad, zeigt euch!“, rief eine befehlsgewohnte Stimme, die Schritte waren verstummt. Einen Moment war es still, Mathan streckte sich und ging ins Freie. Der Blick des Elben war streng, er starrte unverhohlen zurück und bemerkte jede Reaktion seines Gegenübers: Die leicht angehobenen Augenbraue und die minimal geweiteten Augen.
„Wer seid ihr?“, fragte ihn der Elb nach einigen Augenblicken auffordernd. Mathan deutete eine Verneigung an:
„Le suilon. Verzeiht mir, ich war verunsichert.“, sagte er leise und straffte sich um das Zittern in den Beinen zu unterdrücken.
Der Elb nickte ihm zu und stieß einen Pfiff aus, nach einigen Momenten tauchten die Reiter wieder auf und musterten ihn mit argwöhnischen Blicken.
„Wo kommt ihr her? Normalerweise benutzen wir die Pfade oder Straßen. Ihr seht aus, als ob ihr eine längere Reise hinter auch habt.“, fragte ihn der Anführer, ein Pferd wieherte leise und es roch nach zertrampelten Gras, Wald und dem Meer.
Mathan überlegte lange eher er antwortete:
„Ich wanderte aus dem Süd-Osten hier her und ab der Sarn-Furt ging ich durch die Wildnis.“, antwortete er die halbe Wahrheit, doch die genügte um Unruhe unter den Reitern zu verbreiten.
„ Verzeiht, Herr Elrond?“, sprach einer der Reiter, doch der Elb hob nur den Arm um ihn zum Schweigen zu bringen und musterte den jungen Elben eindringlich. Mathan trat von einem Fuß auf den anderen und dachte an Halarîn.
„…bringen euch zum Sitz des Königs und melden euch an, mit den Namen?“, fragend sah Elrond ihn an undder junge Elb schreckte aus den Gedanken.
„Mathan Carnesîr, Sohn des Amarin und der Irlôe.“, antwortete er leise, sah in den Himmel und beobachtete einige Möwen. Der neutrale Gesichtsausdruck Eldronds wich einem ernsteren Stirnrunzeln, er nickte nur und befahl einem der Reiter ihn hinter sich in den Sattel zu heben. Nachdem er sich hinter dem Ritter gesetzt hatte, ging es direkt los und die Elben preschten das letzte Stück Weg im Galopp. Sie hielten auf die eindrucksvollen Stadttoren zu, die jeden ungebetenen Gast abwiesen.

Als sie an der hohen Verteidigungsmauer entlangritten, drehte der Ritter vor ihm den Kopf leicht nach hinten.
„Ich kannte deine Mutter, sie hat oft von dir geredet. Wir müssen uns später unterhalten.“, sagte die melodische Stimme über das Getrappel der Hufe hinweg und Mathan hatte sich getäuscht, vor ihm saß eine Frau im Sattel, er fragte sich ob sie an die Schönheit Halarîns reichte, verscheuchte aber den Gedanken sofort.
Das große Tor stand zum Glück offen und die Torwachen ließen sie ohne zu zögern passieren. Die Reiter preschten so schnell zu den Ställen, dass er gar nicht dazu kam die Stadt genauer zu betrachten. Als sie unter einem hohen Torbogen in die Ställe einritten konnte er sich gut vorstellen wie der Rest der Stadt aussah, anders als bei den Menschen, die ihre Pferde in Holzhütte stellten, war das was er sah, ein Prachtbau: schlanke Säulen mit filigranen Stuckverzierungen, schöne gewundene Bögen und gut eingearbeitetes Holzwerk.
Die Ritter saßen ab und die Reiterin, hinter der er saß bot ihre Hilfe an.Mathan schüttelte den Kopf, schwang die Beine herum und sprang vom Pferd herunter. Elrond trat neben sie beide, auf seiner glänzenden Rüstung hatte sich eine feine Staubschicht gebildet und sagte eindringlich:
„Der König will euch sehen, am besten sofort. Nasaria, geleite ihn zu den Bädern und gib ihm neue Kleider. Danach bringst du ihn in die große Vorhalle und dort erwarte ich euch.“, sagte der Elb, während die Soldaten ihre Lanzen verstauten. Sie hatten sich auf die Bänke gesetzt, die neben jeder Box standen und blickten zu ihnen, ein paar hatten ihre Helme abgenommen. Nasaria behielt ihren auf, nickte nur und ging zum Ausgang, die eine Hand stützte sie auf ihrem Schwertknauf und mit der anderen trug sie ihre Lanze.

„Komm schon.“, sagte sie über der Schulter hinweg zu ihm, Mathan beeilte sich aufzuholen und spürte noch immer die Blicke der Elben in seinen Rücken. Als sie aus den Ställen traten umspielte eine sanfte Meeresbrise seine Nase und vertrieb seine Unsicherheit fürs erste. Nasaria blickte nachdenklich auf den großen Palast der sich vor ihnen erhob, groß, mit vielen Fenstern und Säulen wirkte er erhaben. Sie passierten ein kleines Tor, das in der Mauer eingelassen war, die den Palast umschloss. Vor ihnen öffnete sich ein riesiger Platz, auf dem zwei Brunnen standen, vier Bäume wuchsen und wunderschöne Pflanzen blühten. Vereinzelt liefen einige Elben auf dem Platz, andere saßen auf Bänken und schrieben Gedichte, wieder andere saßen mit geschlossenen Augen da und genossen das Zwitschern der Vögel, die in den Bäumen saßen.

„Das ist der Behütete Garten.“, sagte Nasaria schlicht und stiefelte weiter ohne der Schönheit weitere Beachtung zu schenken, während Mathan etwas langsamer ihr folgte und jede Kleinigkeit mit den Blicken aufsog. Die voll gerüstete Elbe trat an das große Tor und rief etwas unverständliches und warteten. Nach einem kurzen Moment öffnete es sich fast lautlos und ein warmer Lufthauch, der nach Holz und Stein roch, schlug ihm sanft entgegen. Vor ihm lag eine hohe, weite Halle, sie war leer. Die kuppelartige Decke wurde durch schmale Säulen gestützt, die Wände waren mit hellem Holz vertäfelt und zwei breite Treppen führten an jeweils einer Seite zu einer Empore hoch, die beide Treppenabsätze verband. Hinter der Empore befand sich ein großes Holztor, es war reich verziert, sogar einige Edelsteine konnte er erkennen. Versehentlich stolperte der Elb als er Nasaira folgte, die eine der vielen Türen ansteuerte.
Vor der Türe an der rechten Seite stellte sich eine Wache, ließ den Speer jedoch an der Wand angelehnt. Nasaria ging auf den gerüsteten zu und er schien sie zu erkennen, er nickte und öffnete die Tür. Feuchte Luft schlug ihm entgegen und die Elbe schob ihn hindurch und stand in einem Zimmer mit einem großen Becken, in dem munter ein kleiner Wasserfall plätscherte. Auf einer Steinbank an einer Wand lag ein Bündel Kleider, daneben ein kleiner Gegenstand, der in Blättern eingewickelt war. Die Elbe setzt sich seufzend daneben, er rechnete fest damit, dass sie ihren Helm abnehmen würde und wurde aber enttäuscht. Sie lehnte sich an die Wand und genoss scheinbar das Plätschern des Wassers.
Unschlüssig stand Mathan vor dem Becken und starrte von dem Wasser zu Nasaria und wieder zurück. Sie bemerkte es jedoch nicht, da sie den Kopf zurückgelegt hatte. Er räusperte sich.
„Beeil dich, wasch dich in dem Becken und zieh dir etwas anderes an.“, sagte sie müde und hob noch nicht einmal den Kopf, der Elb bewegte sich jedoch nicht. Sie richtete sich auf und musterte ihn mit einem Funkeln in den Augen.
„Ich soll auf dich aufpassen und darauf achten, dass du nicht umherwanderst, also werde ich dich nicht aus den Augen verlieren.“, sagte sie und lehnte sich wieder zurück, das Metall ihrer Rüstung kreischte erbärmlich am kalten Stein und das Geräusch jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Die Elbe macht ein merkwürdiges Geräusch und wandte ihm schließlich den Rücken zu, Mathan atmete etwas erleichtert aus, dennoch war es merkwürdig jemand dabei zu haben wenn er badete. Unsicher entkleidete er sich und als er ins Wasser stieg und sich wusch, ertönte ein durchdringender Gong und er fuhr zusammen.
„Es ist Mittag.“, sagte die melodische Stimme der Elbe schlicht und es war wieder still. Er beeilte sich fertig zu werden, als er aus dem Becken stieg, stand Nasaria mit geschlossenen Augen auf und legte die Kleider auf den Beckenrand. Mathan entspannte sich schließlich und kleidete sich schnell an, während die Elbe noch immer mit geschlossenen Augen vor ihm stand. Es war ihm peinlich, unangenehm und er fühlte sich sehr unwohl. Als Mathan das Wams verschnürte öffnete sie die Augen und starrte ihn von oben bis unten an, sein Blick ging sofort zu ihren Augen. Sie erwiderte seinen Blick unberührt, gleich einer stahlgrauen Wand.
„Gut, dann können wir ja los.“ - sagte sie nur und deutete auf seine gesamte Habe - „ Nimm dir das was du brauchst, deine Kleider werden in der Zeit gereinigt.“, fuhr sie fort und ging zu der Tür, die gegenüber der anderen lag. Er deutete auf das eingepackte Bündel, dass sie in den Händen hielt.
„Das erfährst du nachher.“, sagte sie, eher er fragen konnte. Mathan viel ihm ein, dass die Elbe noch mit ihm reden wollte, doch sie winkte ab als er sie darauf ansprach.
„Nachher, erst das wichtigste.“, antwortete Nasaria gleichmütig und öffnete die Tür. Der junge Elb folgte ihr durch unzählige Gänge, bis sie schließlich in einer kleinen Halle standen in denen sich mehrere Bücherregale befanden. In der Mitte des Raumes wartete Elrond mit einen langen, braunen Gewand und wirkte nicht mehr so kriegerisch. In seiner Hand hielt er eine Lanze, an der das Banner des Königs befestigt war. Die gerüstete Elbe nahm den Helm ab und überreichte Elrond das Bündel Blätter.

„Ich danke dir Nasaria. Mathan folgt ihr mir bitte?“, sagte dieser nur und schritt voraus. Mathan blickte zu der Elbe zurück, sie lächelte ihm kurz aufmunternd zu und machte auf dem Absatz kehrt. Nach ebenso vielen Gängen, Fluren aber mehr Wachen und Elben, blieben sie vor einer schlichten Tür stehen, sie war ein Spalt geöffnet und ein leichter Geruch nach Beeren und Gras wogte in den Flur hinein.

Curanthor:
Elrond stieß mit seine Lanze auf den Boden:
„Mathan Carnesîr, der Wanderne Stern; Sohn des Amarin und der Irlôe.“, verkündete der Elb und trat hinter ihm, beugte sich leicht nach vorne und flüsterte in sein Ohr:
„Geht sieben Schritte vor.“
Die Tür öffnete sich wie von Geisterhand und die hellen Strahlen der Mittagssonne schienen ihm ins Gesicht. Unbeeindruckt ging der Elb weiter, blieb bei sechs Schritten stehen und setzte schnell einen Schritt nach.
„Ein fast vertrautes Gesicht in diesen Hallen, es freut mich sehr, dass wir uns kennenlernen Mathan Carnesîr.“, erklang eine angenehme Stimme und der Elb verneigte sich tief.
„Ich habe mit einem Elben aus Eregion gerechnet aber nicht mit euch. Als ich Kunde über euch erhielt, war ich mir sicher, dass ihr ohne Probleme hier her gelangen würdet.“
„Euer Vertrauen ehrt mich, Herr.“, antwortete Mathan noch immer verbeugend, ihm war heiß und kalt vor Aufregung.
„Ich möchte eure Augen sehen, bitte.“, bat ihn der Hochkönig, seine Stimme schien durch ihn hindurch zu fließen. Langsam richtete er sich auf und aus den Sonnenstrahlen trat der Hochkönig der Elben. Sein Anblick war anders, als er erwartet hatte, unbeschreiblich. Der Blick Gil-Galads hatte was von einem Speer, der einen durchbohrte, das Grau seiner Augen strahlte wie ein Feuer in der Nacht.

„Ungewöhnlich.“, sagte der König langsam und machte ein paar Schritte auf ihn zu.
„Ihr habt mehr von eurer Mutter, nur die Statur eures Vaters.“, sinnierte Gil-Galad und wirkte leicht abwesend, der Eindruck verflog so schnell, wie er gekommen war.
„Mein Herr.“, sagte Elrond leise, doch Mathan traten die Tränen in die Augen eher Gil-Galad reagieren konnte, doch Mathan straffte sich, reckte stolz das Kinn und nickte.
„Darf ich sprechen?“, fragte der junge Elb, trotz des Zitterns seines ganzen Körpers. Der Hochkönig nickte ihm zu.
„Ich soll euch Grüße von Celebrimbor, dem Herrn von Eregion, überbringen und euch dies überreichen, wenn ihr erlaubt.“, sprach er unsicher den Text, den ihn sein Vater eingetrichtert hatte.
Er reichte den, leider etwas aufgeweichten, Brief Elrond, dieser prüfte kurz das Siegel und reichte ihn dann wortlos an Gil-Galad weiter.
Dieser runzelte zum ersten Mal im Gespräch das Gesicht, ein strenger Zug erschien um seinen Mund als er den Brief entgegen nahm, er blickte zu Elrond, die beiden schienen irgendetwas zu wissen, denn der Herold zog sich zurück und schloss die Türe.
„Du warst lange unterwegs, hast du in der Zeit mit jemand anderes gesprochen?“, fragte Gild-Galad und er erzählte von seiner Unterhaltungen mit den Zwergen, bis der König ihn mit einer Handbewegung unterbrach.

„Gut, du hast dem Reich der Elben einen großen Dienst erwiesen.“, sagte er ernst, öffnete den Brief und holte etwas aus dem Umschlag. Mathan hatte mit einem Pergament gerechnet, es war aber viel kleiner und als der Hochkönig die Hand öffnete lag in seiner Handinnenfläche ein Ring in dem ein roter Rubin eingelassen war.
„ Bei deiner Rückkehr richtest du Celebrimbor aus, dass ich hocherfreut bin und ihm meine Dankbarkeit gebührt.“, sagte der Elb und steckte sich das Kleinod auf den linken Ringfinger.
Mathan überkam ein überwältigendes Gefühl, er konnte es nicht genau beschreiben, doch es sagte ihm, dass nicht alles schlecht war und für seine Mutter Hoffnung bestehe.
„Du kannst dich in meinen Hallen so lange du willst aufhalten, bedenke, das du daheim erwartet wirst.“, sprach Gil-Galad und wandte sich langsam ab.
Nach ein paar Augenblicken trat Elrond wortlos ein und Mathan ahnte, dass es Zeit zu gehen war.
„Ich wünsche euch eine gute Reise. Elrond, gebt ihm ein Pferd, Proviant und ein Geschenk seiner Wahl.“, so würdevoll wie möglich verneigte und bedankte sich Mathan, schließlich zog er sich zurück.  Als die Tür geschlossen war, atmete er tief ein und aus, Elrond ging schon voraus und forderte den jungen Elben auf, ihm zu folgen. Sie liefen wieder durch Gänge, Flure und schließlich kamen sie durch einen Hinterausgang bei den Ställen aus und der Herold zog sich zurück.

Er bekam ein Pferd samt Sattel, damit er sich mit dem Tier vertraut machen konnte, es war ein grauer Rappe. Nach einiger Zeit konnte er mit ihm auch gut umgehen und er begann Nasaira zu suchen, da sie noch mit ihm sprechen wollte. Als er nach ihr fragte, sagte man ihm, dass sie auf einer Patrouille sei und erst abends, vielleicht auch am nächsten Morgen wiederkam.
Der junge Elb erkundete die Gegend um die große Stadt und stand eine Weile am Meer, bis er zu Elrond gerufen wurde, der ihn nach seiner Wahl fragte. Als er seinen Wunsch vortrug, hatte er das Gefühl, dass sein gegenüber skeptisch eine Braue hob, doch er war sich nicht sicher.

Am frühen Abend erhielt Mathan seine Ausrüstung, den Proviant für die Reise und begann seine Sachen in die Satteltaschen des Pferdes zu packen. Nasaira war noch immer unterwegs. Spät am Abend suchte ihn ein Bote auf, der ihm die Nachricht überbrachte, dass sein Geschenk morgen fertig währe.
Die Nacht war schnell vorbei und er bemerkte nach seiner Ruhepause, dass sein Geschenk angekommen war, es lehnte neben ihm an der Wand in der Kammer die ihm zugewiesen wurde. Beim Morgengrauen sattelte er sein Pferd und machte sich bereit aufzubrechen, als hastige Schritte ihn zurückhielten. In den Ställen war sonst niemand, vereinzelt wieherte ein Pferd und es roch nach frischem Stroh. Er packte sein Pferd am Zügel und führte es auf die Schwelle des Tors. Nasaira bog um die Ecke, sie trug den Helm unter den Arm und blickte ihn erstaunt an. Das erste mal sah er sie ohne Helm und ihre kurzen, braunen Haare sahen zerzaust aus.
„Du brichst auf? Und was ist das?“, bei der letzten Frage deutete sie auf seinen Wanderstab, er hatte die Form von Gil-Galads Lanze, war aber etwas kleiner. Der Elb lächelte kurz.
„Ein Geschenk des Königs?“, fragte sie erstaunt als er ihr Antwortete, doch Mathan schüttelt den Kopf.
„Nicht der Stab, er steht nur dafür.“, berichtigte er sie, was sie keinesfalls zufrieden stellte. Doch er kam ihr zuvor:
„Es ist sehr persönlich, wenn du erlaubst?“, fragte er sie und zähneknirschend nickte die Elbe. Jetzt da er fortging verhielt sie sich vollkommen anders als am Tag zuvor,  er dachte sich nichts dabei.
„Ich wollte mit dir noch was besprechen, aber das können wir ja auch, wenn du wiederkehrst. Versprichst du mir das?“, fragte sie ihn. Mathan saß elegant auf, was ihm einen anerkennend Blick einbrachte. Er neigte sich leicht zu ihr herunter.
„Ich verspreche es.“, sagte er augenzwinkernd und ritt gen Osten in die Berge, als er noch einmal zurücksahsah er sie noch immer an der Stelle stehen, wo er sie verlassen hatte.


Gil-Galads Reaktion, nach der Abreise von Mathan (?):

Gil-Galad stand an der Brüstung des Balkons und blickte den einzelnen Reiter nach, hinter ihm trat Elrond hervor.
„Wird er wieder hierherkommen?“, fragte der Herold, worauf der Hochkönig sacht den Kopf schüttelte.
„Nein. Wir werden ihn wieder sehen, aber nicht hier.“, antwortete er und blickte den kleinen schwarzen Punkt nach.
„Hat er sein Versprechen erhalten?“, erkundigte sich der Herrscher, Elrond nickte, als sich der Hochkönig umdrehte, umspielte ein Lächeln seine Lippen.
„Er erinnert ein wenig an mich.“, sagte er, zur Verwunderung seines Herolds.

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