Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor

Bree

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Fine:
Aus der Sicht Haleths:


Erelieva!

Der Name hallte in Haleths Gedanken nach, als sie sich durch die belebten Gassen Brees schlängelte, unterwegs zum Versteck ihrer Verbündeten nahe des Nordtores. Sie hatte die Schritte der Frau beschattet, als Erelieva die Stadt verlassen und zu den Grabhügeln gegangen war, doch als Haleth festgestellt hatte, dass Elea tatsächlich die Urne Hildamars besuchte, hatte sie es nicht länger ausgehalten und ihre Gegenwart enthüllt. Das Gespräch war kurz, aber intensiv gewesen, und Haleth hatte dabei zwei Dinge festgestellt: Erelieva schien von Lügnern umgeben zu sein, die die Wahrheit verdrehten, und zweitens schien der gute Ruf, den die Frau in Bree hatte, nicht grundlos entstanden zu sein.

Vielleicht haben wir uns in ihr getäuscht, dachte Haleth. Vielleicht hat sie wirklich ein gutes Herz - im Gegensatz zu ihrem Sohn.

Sie erreichte das Versteck des Sternenbundes. Erst vor fünf Tagen waren sieben Dúnedain aus Fornost hierher gekommen. Unter dem Befehl Avarons, der rechten Hand Belens, hatten sie Bree infiltriert und ihr Lager im Keller einer verlassenen Taverne nahe des nördlichen Tores von Bree aufgeschlagen. Haleth erinnerte sich noch gut daran, wie sie sich hier einst mit Kerry verborgen hatte, als sie vor der Belagerung von Fornost die Lage in Bree ausgekundschaftet hatten.
Die Waldläuferin trat an die mit Brettern wie zugenagelt aussehende Eingangstür und pochte siebenmal dagegen. Ein Vogelruf erklang aus dem Inneren, den sie auf dieselbe Art beantwortete. Ihren grünen Umhang hatte sie dabei eng um Kopf und Schultern geschlungen, denn obwohl es bereits dunkel geworden war, fürchtete sie, entdeckt zu werden. Die Wachen in Bree waren seit ihrem letzten Besuch vervielfacht worden.
Die Tür öffnete sich, und eine starke Hand packte Haleth und zog sie ins Innere. Am Geruch erkannte sie Rilmir und gestattete sich eine kurze, aber zärtliche Umarmung mit ihm. Ihre linke Hand, an der sein Ring mit dem Blütenmuster steckte, pulsierte dabei voller Aufregung. Doch sie zwang sich, ihre Gedanken auf das Hier und Jetzt zu richten.
„Komm,“ raunte Rilmir ihr zu. „Die anderen warten schon auf dich.“ Er eilte voran, die Treppe hinab in den mit steinernen Mauern versehenen Keller der Taverne. Fackeln erhellten das Dunkel des großen Vorratsraumes, den die beiden betraten. Fünf Gesichter wandten sich ihnen zu.
„Haleth,“ sagte Avaron mit einem zufriedenen Nicken. „Was hast du zu berichten?“
„Ich traf Erelieva an den Grabhügeln. Sie kam, um Hildamars Urne zu sehen, wie mir scheint.“
„Du hast dich ihr offenbart?“
„Ich konnte nicht anders, aber ich verhüllte mein Gesicht und nannte ihr nicht meinen richtigen Namen. Ich habe ihr erzählt, was die Schergen Sarumans mit dem Jungen gemacht haben.“
„Wie hat sie darauf reagiert?“ wollte Avaron sofort wissen.
„Sie schien geschockt zu sein und wollte mir erst nicht glauben,“ antwortete Haleth. „Ich hatte das Gefühl, dass man sie über die Untaten ihrer Landsleute größtenteils im Dunkeln lässt. Wenn sie mehr von der Wahrheit erfahren würde... ich glaube, ihre Loyalität ist fragwürdig. Ihre Liebe zu ihrem Sohn steht außer Frage, wie zu erwarten war. Aber seine Entscheidungen verachtet sie, wie es mir scheint.“
„Hm,“ machte Avaron nachdenklich. „Vielleicht bietet sich uns hier eine Gelegenheit, über seine Mutter an Helluin heranzukommen.“
„Das Risiko ist zu groß,“ warf einer der anderen Dúnedain ein. „Dadurch könnte unsere Präsenz hier in der Stadt aufgedeckt werden.“
„Was denkst du, Haleth?“ fragte Avaron. „Glaubst du, Elea würde dich verraten, wenn du ihr vom Sternenbund erzählen würde?“
„Ich bin mir nicht sicher,“ antwortete die Waldläuferin. „Sie ist beliebt beim einfachen Volk. Vielleicht könnte uns das zum Vorteil gereichen. Aber wenn sie gefoltert werden würde, so wie es mit Hildamar geschah...“ Sie wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende denken, ganz gleich, was sie von Elea hielt.
„Die Gelegenheit ist zu gut um sie auszulassen,“ meinte Rilmir. „Wenn jemand Helluin zur Vernunft bringen kann, dann doch am ehesten seine Mutter, will ich meinen.“
Haleth nickte. Das war ein gutes Argument, wie sie fand. Doch noch immer gab es zwei Dúnedain, die gegen den Vorschlag sprachen. Schließlich ließ Avaron abstimmen und die Mehrheit stimmte dafür, weiteren Kontakt mit Erelieva aufzunehmen, was erneut Haleth als Aufgabe aufgetragen wurde. Avaron beendete das Treffen und sandte die Dúnedain zurück auf ihre jeweiligen Posten.

In dem kleinen, engen Gebäude bot sich kaum genug Platz für Privatsphäre und Zweisamkeit, weshalb Rilmir und Haleth sich in eine Ecke im oberen Raum zurückzogen und im Flüsterton miteinander sprachen. Nebeneinander sitzend genossen sie die Gegenwart des Anderen.
„Denkst du, Erelieva wird uns helfen wollen?“ fragte Rilmir.
„Ich würde es mir wünschen,“ antwortete Haleth wahrheitsgemäß. „Wenn es ihr wirklich gelingen sollte, ihren Sohn von seinem falschen Weg abzubringen, stehen die Chancen gut, dass unser Traum wahr wird.“
„Die Einheit unserer Familie. Unseres Volkes,“ flüsterte Rilmir.
„Ja,“ hauchte Haleth. „Ich will den Tag erleben, an dem die Dúnedain wieder unter einem Banner vereint sein werden. Und wenn Elea dabei die Schlüsselrolle einnimmt, werde ich dafür sorgen, dass es ihr gelingt. Ich werde bald mit ihr sprechen.“
„Mögest auch du Erfolg haben,“ sagte Rilmir behutsam. „Doch ich frage mich, was dann mit dem Sternenbund geschehen wird. Belen wird seine Führungsrolle wohl kaum abgeben wollen.“
„Nein, und sicherlich nicht an Helluin, selbst wenn dieser zur Vernunft gekommen sein sollte,“ meinte Haleth. „Die Frage nach dem Anführer unseres Volkes wird sich unweigerlich stellen, wenn unser Vorhaben gelingt.“ Sie seufzte tief. „Ich wünschte, Aragorn wäre hier. Er besäße die notwendige Autorität, um die Spaltung der Dúnedain auf der Stelle zu beenden.“
„Aragorn ist fort, Haleth.“ Rilmirs Stimme hatte einen melancholischen Klang angenommen. Jener Klang, in den Haleth sich einst verliebt hatte. „Er ist in den Schatten unerreichbar für uns.“
„Vielleicht nicht für immer. Noch besteht Hoffnung,“ antwortete Haleth.
„Du hast Recht. Wir dürfen niemals aufhören, zu hoffen.“
Bis der Stern der Dúnedain wieder an seinem rechtmäßigen Platz aufleuchtet und Licht in die Finsternis bringt, fügte sie in Gedanken hinzu.

„Schlaf ein wenig, meine Liebe,“ sagte Rilmir kurz darauf. „Ich übernehme die erste Wache.“
Haleth gähnte und machte es sich, so gut es ging bequem. Das Leben in der Wildnis hatte sie abgehärtet, weshalb sie beinahe überall schlafen konnte, doch gegen ein weiches Bett hätte sie nichts einzuwenden gehabt. Mit den Gedanken auf ihre nächste Begegnung mit Erelieva gerichtet schlief sie auf Rilmirs Schoß ein.

Thorondor the Eagle:
Nächtelang nach diesem Ereignis im Grabhügel lag Elea wach. Sie dachte an diese mysteriöse Frau und ihre Worte. Wem sollte sie nun vertrauen? Hildur behauptete der Sternenbund hätte seinen Sohn gefoltert, Firiel jedoch behauptete genau das Gegenteil. Aber Elea konnte sich um keinen Preis dieser Welt vorstellen, dass der Vater seinen eigenen Sohn umbringen konnte. Niemand konnte aus ihrer Sicht so grausam sein.

Darüber hinaus machte sie sich weiterhin große Sorgen um ihre kleine Rabea. Sie saß gerade mit den beiden Jungen in der alten Gaststube, stütze sich mit ihrem Ellenbogen auf die Tischkante und der Kopf lag in ihrer Hand. Elea dachte über jenen Abend nach als Rabea weglief und augenblicklich war die Wut auf Finjas wieder da. Gleichzeitig hatte sie auch Angst vor ihm.
„Schau mal, ein Ork“, rief der kleine Aldred und riss sie damit aus ihren Gedanken. Er zeigte ihr eine Kritzelei, die er auf ein Stück Pergament gemalt hatte. Elea lobte den Jungen für sein Kunstwerk. Wie gewöhnlich ging auch an diesem Abend die Tür nach draußen auf und die schweren Schritte von Finjas waren zu hören. Elea zwang sich ihre Aufmerksamkeit bei den Buben zu lassen.

„Schau“, rief Madal freudestrahlend und zeigte mit dem Finger zur Tür. Neugierig schaute Elea nun zur Tür und sah an der Hand von Finjas die von Schmutz bedeckte Rabea. Ohne zu zögern stand sie auf und lief zu ihr. Sie umarmte sie ganz fest und küsste ihr auf die verschmierte Stirn.
„Wo warst du denn?“, fragte Elea. Sie bekam aber keine Antwort.

Sie ging mit dem Mädchen nach oben, um sie zu baden und von dem Schmutz zu befreien. Sie half ihr aus ihrem Kleid und wickelte sie in eine dicke Decke. Als sie aus dem Waschraum hinausging, um warmes Wasser aus der Küche zu holen, stolperte sie beinahe über die befüllten Eimer vor die Tür. Finjas hatte sie bereits befüllt und die Treppe heraufgetragen.

Behutsam säuberte sie den Körper der Kleinen und begann eine Unterhaltung mit ihr:
„Ich bin froh, dass du wieder da bist Rabea. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, leitete die Dunadan ein und erntete ein dankbares Nicken.
„Wo warst du denn solange?“
„Ich habe mich versteckt. Hin und wieder ging ich auf die Straße und habe geschaut ob ich dich finde. Aber hierher habe ich mich nicht getraut“, gab das Mädchen zur Antwort.
Elea sah ihr reumütig in die Augen: „Das tut mir so leid. Weißt du, auch ich habe mich versteckt.“
„Ich weiß!“, erwiderte sie leise.
„Hat Finjas dir weh getan oder?“
„Nein! Er hat mich heute am Marktplatz erwischt. Ich wollte mir nur etwas zu Essen holen und er hat mich erwischt. Ich hatte am Anfang so viel Angst. Aber er bezahlte das Brot, dass ich mir einfach genommen hatte“, sagte die Kleine beschämt „Und er hat gesagt ich soll nachhause kommen, weil es falsch war was er gemacht hat.“
Elea war sehr erstaunt über diese Geschichte.
„Warum hat er das getan, Mama Elea?“, frage sie.
„Weißt du mein Schatz, auch er hat Angst“, antwortete die Dunadan.

In dieser Nacht kuschelte sich Rabea wieder in Eleas Bett und seit längerem hatte die Dunadan wieder einen ruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen als Finjas die Gaststube betrat, stand sein Frühstück bereits auf dem Tisch. Überrascht blickte er auf die liebevoll zubereitete Speise.
„Setz dich“, bat ihn Elea „Es ist für dich.“
„Danke“, entgegnete er kurz und versuchte ein dankbares Lächeln aufzusetzen.
Die Dunadan setzte sich gegenüber an den Tisch: „Danke, dass du sie gesucht und zurückgebracht hast.“
Er nickte: „Sie war ja meinetwegen weg.“
Dass Finjas die Kleine gefunden hatte, war Entschuldigung genug für sie. Sie gab alles um diesen Morgen zu vergessen und wieder Normalität einkehren zu lassen. Ein Thema musste sie mit Rabea aber noch besprechen. Der geeignete Moment dazu ergab sich bald nach einem Mittagessen. Die beiden Jungen waren gleich wieder nach draußen gegangen um die paar Sonnenstrahlen des Tages zu nutzen und Rabea half beim Abwasch.

„Rabea?“, begann Elea.
„Ja.“
„Damals, als du Hildamar hierhergebracht hast, sagtest du, dass du ihn kennst.“
Wie ertappt schaute die Kleine ihre Ziehmutter an: „Ja“
„Woher kanntest du ihn?“
„Ich habe ihn gleich nach unserer Ankunft hier kennen gelernt. Wir haben uns oft in der Dämmerung getroffen. Meistens kam er vom Abendessen und brachte mir ein paar Rest mit. Er hatte meistens nicht viel Zeit und musste gleich weiter, irgendwohin.“
„Und das wars dann?“
„Nein“, gab das Mädchen gleich zu „Vor ein paar Wochen habe ich ihn dann in der Nähe vom Markt gesehen. Er hatte ganz schmutzige Kleider und hockte seitlich versteckt an einer Hauswand. Ich habe mich zu ihm gesetzt und mit ihm geredet. Er fragte wie es mir geht, wo ich jetzt wohne und ob ihr eh nett zu mir seid. Er freute sich sehr als ich ihm die Geschichten von dir erzählte. Dass Finjas so nett war, konnte er zunächst kaum glauben.“
„Warum hast du ihn nicht hergebracht?“, frage die Dunadan.
„Das wollte ich. Aber obwohl ich mehrere Male bitte gesagt habe hat er abgelehnt. Er sagte, er hat kein zuhause mehr und würde ohnehin nicht mehr lange hier sein. Ich war dann ganz traurig.“
„Das glaube ich dir. Hast du ihn dann nochmal getroffen?“
„Nein. Dann fand ich ihn schon an diesem Abend. Es war in der Nähe vom Gasthaus zum tänzendeln Pony.“

Also war es wahr. Die fremde Frau, Fíriel, hatte ihr die Wahrheit gesagt über Hildur. Er hatte seinen eigenen Sohn auf dem Gewissen. Kein Wort konnte sie mehr mit diesem Ungeheuer wechseln. Als sie daran dachte, dass sie sich bei ihm entschuldigt, ihn umarmt und angehimmelt hat wurde ihr ganz schwindlig. Letztlich konnte sie sich aber dann doch gleich wieder fangen.

„Und du hast ihn bis hierher gebracht?“, frage Elea erstaunt.
„Ja.“
„Du bist ein tapferes Mädchen“, sagte Elea „Dank dir hatte er wenigstens noch einen Hauch von Chance zu überleben.“
Ein stolzer aber trauriger Blick kam von dem Mädchen.
„Sag mir bitte noch, als ihr euch kennen gelernt habt; wo war denn das?“, frage die Dunadan abschließend.
„Damals trieb ich mich meistens im Norden der Stadt herum. Da waren am wenigsten Wachmänner unterwegs.“
„Kluges Kind!“

Thorondor the Eagle:
Hurtig wusch sich Elea am nächsten Morgen und zog sich an. In kürzester Zeit richtete sie ein dürftiges Frühstück für Finjas und die Kinder, nahm sich einen Happen Brot und lief auf die Straße hinaus.
Als sie das Haustor schloss griff sie in ihre Tasche und holte ein weißes Tuch heraus. Sie öffnete es behutsam bis der Stern der Dunedain ihr entgegenstrahlte. Sie legte die Kette um den Hals und ging Richtung Norden.

In dieser schlaflosen Nacht hatte sie beschlossen irgendwie Kontakt zu der Frau aufzunehmen. Sie wollte mehr erfahren, denn scheinbar hatte Hildur – das Scheusal – auch Feinde hier in Bree. Das Problem war nur, wie würde sie Firiel wiederfinden? Sie würde wohl kaum auf der Straße herumlaufen und sie ansprechen. Zum Grabhügel zurück würde sie ebenfalls nur in letzter Not gehen.

Am Nordtor angekommen fiel ihr nichts sonderlich Auffälliges auf. Weder in den Gassen noch in den Fenstern der Häuser war etwas zu sehen. Die Taverne nahe dem Nordtor war wie alle Gasthäuser verbarrikadiert und geschlossen.

„Frau Erelieva“, kam ihr auf einmal ein aufmerksamer Wachmann entgegen.
Elea erschrak und fühlte sich ertappt. Darüber hinaus war sie verwundert, dass er ihren Namen kannte.
„Was macht ihr hier? Wonach sucht ihr?“, frage er neugierig.
Die Dúnadan war leicht nervös, konnte aber zum Glück schnell eine plausible Antwort finden: „Die beiden Jungen sind abgehauen als ich zum Markt gehen wollte.“

Als sie mit dem Wachmann sprach, fiel ihr Blick auf das Eckhaus hinter ihm gleich neben dem verbarrikadierten Gasthaus. Zur Hauptstraße hin hatte es eine große, mit Brettern vernagelte Luke. Daneben begann eine steinerne Arkade die sich um die abgeschrägte Ecke des Hauses schlängelte. Genau in der schrägen Kante befand sich das Haustor neben dem klar und deutlich eine Prägung zu erkennen war: ein Wappen.
„Dieses Haus?“, stotterte sie und der Wachmann drehte sich um.
„Ja, das alte Handelshaus“, antwortete er.
„Ist es bewohnt?“
Plötzlich ertönte ein lauter Ruf vom Stadttor: „Öffnet das Tor!“
„Ich muss wieder auf meine Posten. Aber nein, es war nie bewohnt. Und ich bin immerhin hier geboren“, gab er zur Antwort.
„Danke“, entgegnete sie leise und ging zu dem Gebäude. Als sie die Arkaden erreichte, kam ihr ein modriger Geruch entgegen aber das hielt sie nicht auf im Schatten des alten Gemäuers zu verschwinden.

Es war ein kurzer Blick in die Vergangenheit für Elea, als sie über das Wappen der Bachor Erthad Andúnië strich. Es waren schöne Erinnerungen an Brianna ihre Freundin, vertraute an ihren Beschützer Doreal, abscheuliche an Herumor ihren Unterdrücker. Sie erinnerte sich an die Geschichte über die Handelsgilde und über die Selbstlosigkeit der Händlerfamilien, die vielen das Leben retteten ehe Numenor für immer versank.

Die Tür klemmte ein wenig ließ sich aber dann doch öffnen. Vor ihr tat sich ein dunkler Vorraum auf. Die Wände waren kahl, auf dem Boden lagen umgekippte Stühle und in der Ecke stand eine morsche Kommode. Aus diesem Vorraum gingen zwei Türen. Eine nach rechts. Elea betrat diesen Raum in dem mittig ein großer Schreibtisch aus Holz stand. An den Wänden waren dunkle, leergeräumte Holzregale. Links von ihr war noch eine schmale Tür. Durch den Türspalt erspähte sie ein Bett in einem fensterlosen Raum. Sie wollte ihn lieber nicht betreten.

Der Raum links vom Vorraum war ein größerer leerer Raum. Hier war die Luke die auf die Hauptstraße zum Nordtor hinaus führte. An der hinteren Wand war eine breite Treppe nach oben. Sie folgte ihr und kam in einen einzigen großen Lagerraum. In einer Ecke standen noch einsam einige Kisten die mit Büchern befüllt waren. Sorgsam nahm sie eines davon heraus. Sie schlug es auf und blickte auf alte Karten Eriadors. Es waren noch die drei Reiche Arnors eingezeichnet.

„Erelieva“, flüsterte ihr jemand plötzlich zu. Elea war so erschrocken, dass ihr das Buch aus der Hand fiel. Sie schaute augenblicklich zum Treppenaufgang, doch da war niemand.
„Hier bin ich“, sagte die Stimme wieder.
Erst jetzt fiel ihr der Schatten hinter einem der Fenster auf. Sie ging eilig hin und erkannte sogleich Fíriel: „Wie kommst du hier herauf?“ fragte sie verwundert.
„Über das Dach des Nachbarhauses. Ich habe dich beobachtet wie du mit dem Wachmann gesprochen hast. Sie haben ein Auge auf dich geworfen.“
„So wie du? Bist du eigentlich immer hinter mir her?“
„Meistens“, antwortete Fíriel ehrlich.
„Wieso?“, fragte Elea.
„Viele meiner Freunde kennen dich von früher. Sie schätzen dich und wir alle hoffen, früher oder später, dass dein Sohn irgendwann zur Vernunft kommt und sich für sein Volk entscheidet und nicht immer wieder für Saruman.“
„Da muss ich euch enttäuschen“, sagte Elea und versuchte die Traurigkeit hinunterzuschlucken „Ich habe meinen Sohn gesehen, mehrmals; aber ich erreiche ihn einfach nicht.“ Tränen flossen über Eleas Wangen: „Und ich weiß einfach nicht mehr wo ich nach dem kleinen Helluin, den ich kannte, suchen soll.“

Schweigen trat zwischen die beiden Frauen. Elea kniete sich auf den Boden, setzte sich auf ihre Fersen und hob das Buch auf, um es in die Kiste zurück zu legen. Mitten in der Bewegung stockte sie, ließ das Buch auf ihre Knie sinken und hielt es weiterhin fest.

„Wie war er?“, frage Elea dann und schaute in das fragende Gesicht Fíriels.
„Wer? Helluin?“
„Nein, Hildamar. Erzähle mir von ihm, bitte.“
„Hildamar?!“, frage sie nun überrascht „Aber natürlich. Hildamar war ein mutiger Junge, wobei man eher Mann sagen sollte bei dem was er geleistet hat. Er hatte sicherlich mehr Mut als so mancher Soldat in vorderster Reihe. Und er war immer so fröhlich, er brachte uns zum Lachen… egal wie furchtbar und trostlos die Situation schien.“
Ein sanftes Lächeln legte sich auf das Gesicht der fremden Dunadan. Offensichtlich erinnerte sie sich an ein Erlebnis mit dem jungen Mann.

„Hildur’s Auftrag war es die Entwicklungen in Bree zu verfolgen und Bericht an Saruman zu erstatten. Er war eine Art Stabstelle neben dem Statthalter und den Ältesten. Lief etwas nicht nach den Vorstellungen Sarumans, so erstattete er sofort Bericht und ein paar Tage später sind ein paar Leute spurlos verschwunden.
Zu diesem Zweck suchte er sich ein Haus direkt am Marktplatz, gleich gegenüber dem Ratshaus. Die Familie die es seit mehreren hundert Jahren bewohnte, musste ihm natürlich weichen. Sie wurden lange Zeit nicht gesehen. Bereits ab diesem Zeitpunkt wandte sich sein Sohn von ihm ab, da er diese Ungerechtigkeit nicht ertrug.“

„Wenn ich sehe was, Sarumans Worte mit Helluin gemacht haben, wundert es mich nicht, dass auch Hildur sich so verändert hat und so grausam wurde“, warf Elea ein.
„Ich weiß es nicht wie mächtig dieser Zauber ist, aber ich glaube tiefsten Herzens daran, dass es noch wirksamere Mächte gibt die diesen Zauber Sarumans brechen können. Ich sehe es ja bei meinen Freunden, aber bei Hildur bin ich mir nicht sicher.“
„Wieso? Ich kenne ihn schon lange, er war stets ein sehr zuvorkommender und höflicher Mann“, antwortete Elea.
„War er das? Vielleicht nur zu dir und deinesgleichen. Du entstammst einem hohen Hause, er aber nicht. Daher war ihm der Weg in den Stammesrat der Dunedain immer verschlossen. Egal wie sehr er sich auch bemühen würde, es fehlte ihm ein ruhmreicher Name. Wut und Verbitterung waren sicherlich immer sein Begleiter, auch wenn er dies hinter seiner Maske verbarg. Der Zauber Sarumans hat dies sicher noch genährt, wenn man bedenkt was er seinem eigenen Sohn angetan hat.“

„Und du, und deine Freunde?“, frage Elea nun „Ihr seid die Befreier von Fornost, Bree oder gar von ganz Eriador?“
„Wir glauben an das Volk der Dunedain und an die freien Völker Mittelerdes“, antwortete Fíriel „Ich glaube daran, dass wir stärker sind als uns zugetraut wird, ja sogar als wir uns selbst zutrauen. Lange verbargen wir uns in den Wäldern und fürchteten unsere Vergangenheit, aber was diese Zeit uns abverlangt ist Einheit und Zusammenhalt… und Freundschaft. Einmal schon wurde unser Volk entzweit und es führte zum Untergang unserer Welt. Es liegt an uns, dass dies nie wieder geschieht.“

Nach diesen Worten schwieg Elea.

„Ich muss nun wieder gehen, meine Liebe. Hier können wir uns wiedersehen, wenn du es wünscht. Falls du nicht gesehen werden möchtest, das Fenster zur Seitengasse ist nie verschlossen. Ach und ehe ich es vergesse:“, die fremde Dunadan versuchte sich zu etwas zu überwinden „Mein Name ist Haleth.“

Thorondor the Eagle:
Elea saß noch lange auf dem Boden des Lagerraumes und grübelte über den Karten Arnors und über das Gespräch mit Haleth. Als sie schließlich nach Hause ging war es bereits spät am Nachmittag. Finjas war wie immer nicht zuhause, nur die Kinder spielten fröhlich Verstecken in der Gaststube.

Elea war etwas planlos wie sie nun vorgehen sollte. Sie glaube Haleth grundsätzlich die Geschichte über Hildur, aber sie war nicht bereit blind der anderen Seite zu folgen. Oft genug war sie in diese Falle getappt.

Am nächsten Tag als sie in der Küche stand dachte sie über ihre nächsten Schritte nach, wobei sie keine Ahnung hatte was sie nun tun sollte. Plötzlich kam Finjas die Treppe herunter. Ohne ein Wort von sich zu geben, zog er sich seinen Mantel über und ging in Richtung Tür.
„Warte“, rief ihm Elea nach „Willst du heute gar nichts essen?“
„Nein, ich muss zu Herrn Hildur“, antwortete er nur kurz und bündig.
Kurzerhand und ohne viel über die Folgen nachzudenken rief sie ihm nach: „Warte Finjas, darf ich dich begleiten?“
Überrascht blieb er stehen und schaute zu der Dunadan.
„Wozu?“, antwortete er misstrauisch.
Blitzartig versuchte sie eine unauffällige Begründung zu finden: „Ich möchte sehen wie es ihm geht... wegen dem was mit Hildamar passiert ist.“
Nach einem prüfenden Blick stimmte er dem ganzen zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Marktplatz.

Hildur’s Haus stand genau gegenüber dem Marktplatz. Es war verhältnismäßig groß für die Häuser aus Bree. Die Tür war aus solidem und dunklem Holz. Im ersten Stock gab es ein großes Erkerfenster mit viel buntem Glas.
Finjas betrat nachdem er geklopft hatte einfach das Haus. Im Vorraum nahm er die erste Tür auf der rechten Seite und setzte sich auf einen Stuhl in dem Raum. Das Zimmer erinnerte sie sehr an die Feste der Dunedain. Dorthin hatte Aragorn oft seine engsten Vertrauten eingeladen um sich mit ihnen zu beraten. Elea musterte die Regale an der Wand hinter Finjas Stuhl und las aufmerksam die Buchrücken, wie sie es immer tat.
Nach kurzer Zeit hörte sie laute Tritte auf der Holzstiege. Sie drehte sich um, platzierte sich hinter Finjas und legte ihre Hand auf seine Schultern, was ihn leicht zusammenzucken ließ.

„Finjas mein Freund“, sagte Hildur beim Hereinkommen und erblickte da erst Elea „und einen schönen guten Morgen auch an dich Elea!“
Nach einer kurzen Pause setzte er fort: „Es überrascht mich sehr dich hier zu sehen. Was führt Dich denn zu mir?“
Elea versuchte ihr mitfühlendstes Gesicht aufzusetzen: „Ich wollte nach dir sehen, wie es dir den geht in dieser schwierigen Zeit.“
„Das ist sehr liebenswürdig von dir. Es ist gut, dass ich derzeit so wenig Zeit habe darüber nachzudenken“, er senkte seinen Blick auf den Schreibtisch „Hildamar fehlt mir sehr.“

In Eleas Kehle bildete sich ein großer Kloß. Am liebsten würde sie dieses verlogene Scheusal anschreien bis ihre Stimme versagen würde.
„Geh doch nach oben zu Fiona. Sie soll uns einen Tee zubereiten, dann können wir uns im Anschluss ein wenig austauschen.“
Um nicht auffällig zu erscheinen folgte sie seinen Anweisungen und verließ den Raum. Oben angekommen fand sie eine junge Frau vor. Sie hatte dunkles Haar und grau-grüne Augen.
„Hallo, ich bin Elea“, stellte sich die Dunadan vor „Du bist Fiona?“
Die junge Frau nickte eingeschüchtert.
„Hildur möchte, dass du Tee für uns zubereitest“, sagte Elea knapp und das Mädchen verschwand augenblicklich in der Küche. Es dauerte keine zehn Minuten bis sie mit einem Tablett aus der Küche kam um nach unten zu verschwinden. Wie vom Blitz getroffen ging Erelieva einen Schritt auf sie zu: „Ich danke dir. Ich werde es nach unten bringen.“
Fiona schaute sie verunsichert an: „Ist Finjas da?“
„Ja“, bestätigte Elea und löste damit ein trauriges Gesicht bei ihrem Gegenüber aus, aber wortlos übergab sie das Tablett.

Die Dunadan ging so leise es möglich war treppab und blieb vor der Türe stehen. So gut es ging versuchte sie dem Gespräch zu lauschen.

„…musst dort sein. Übermorgen Nacht werden sie ankommen“, hörte sie die Stimme Hildurs.
Finjas antwortete sicherlich nur mit einem Nicken.
„Aber dann? Ich möchte die Waffen nicht lange hier in Bree wissen. Es ist zu unsicher hier, noch immer gibt es viele die sich gegen die weiße Hand auflehnen. Was meinst du, der Grünweg: ist er sicher?“
Erstmals antwortete Finjas mit Worten: „Wenn du es riskieren willst? Für meinen Geschmack führt der Weg zu nahe an Fornost vorbei.“
„Du hast absolut Recht. Mhmmm… was können wir tun? Ich weiß, schicke nach Arik. Vielleicht kann er uns mehr dazu sagen oder eine günstige Alternative vorschlagen.“
„Ich werde sofort selbst zu ihm reiten“, antwortete Finjas kurz und bündig.
Um einem vorzeitigen Öffnen der Tür zuvorzukommen, klopfte Elea nun. Die Männer verstummten augenblicklich.
„Hier ist er schon der Tee“, sagte Elea ungestüm.
„Ach du bringst ihn gleich hierher!“ entgegnete Hildur erstaunt „Ich dachte wir trinken ihn oben.“
„Oh, das wusste ich nicht. Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Aber nein Elea, ich entschuldige mich. Das nächste Mal werde ich mich etwas klarer ausdrücken.“
„Wenn ihr aber noch nicht mit eurer Besprechung fertig seid, ich… ich müsste noch auf den Markt ehe alle guten Sachen weg sind. Ich hatte gehofft, dass es etwas schneller gehen würde.“
„Aber natürlich. Eine ‚Mutter‘ muss sich ja um ihre Kinder kümmern. Geh ruhig Elea, wir werden unser Gespräch ehest möglich nachholen und ich danke dir für deine aufrichtige Anteilnahmen“, sagte Hildur und stand bei der Verabschiedung auf.

Elea verließ das Haus. Sie war sehr aufgeregt über diese Neuigkeiten. Augenblicklich wollte sie in das Lagerhaus laufen um es Haleth mitzuteilen. Dann aber überkam sie die Vernunft. Es war wichtig zuerst ihre Gedanken zu sortieren und zum Markt zu gehen. Finjas würde Verdacht schöpfen, wenn nun nichts zu essen zuhause war.

Thorondor the Eagle:
Finjas kam allerdings an diesem Abend nicht nachhause. Sie hatte den drei Kindern eben zu essen gegeben und Rabea mit den beiden Jungen nach oben geschickt. Das Mädchen hat ihnen noch beim waschen geholfen und ihnen eine Geschichte vorgelesen. Sie waren längst wie richtige Geschwister.

Erst im Anschluss kam Rabea herunter und setzte sich zu Elea an den Tisch:
„Alles in Ordnung, Mama Elea?“, frage sie mit einem traurigen Gesichtsausdruck.
„Ja meine Kleine“
„Woran musst du denken? An Hildamar?“
„Ja, auch an ihn. Eine Freundin hat mir erzählt, dass er ein mutiger junger Mann war. Mutiger als wir es je sein könnten“, antwortete die Dunadan und hatte ein hauchdünnes Lächeln auf den Lippen.
„Wir sind auch mutig“, entgegnete die Kleine mit einem verschmitzten Lächeln.
„So, sind wir das? Ich weiß nicht ob ich jemals so mutig sein könnte um mich gegen mein Kind zu stellen. Hildamar hat das gemacht, er hat gegen seinen Vater gekämpft und auch umgekehrt.“
„Ich weiß. Aber es war richtig. Sein Vater ist kein guter Mann. Hildamar hat mir erzählt, dass er dieses Mädchen im Haus schlägt, wenn es nicht tut was er will und er sperrt sie über Nacht ein!“
Aufmerksam lauschte Elea den weisen Worten eines kleinen Mädchens.
„Hätte mein Vater so etwas getan, ich hätte glaube ich das gleiche getan wie Hildamar. Aber er war zum Glück immer lieb, mein Papa. Er hat mich ein einziges Mal geschlagen, aber gleich danach kam er wieder zu sich und hat sich bei mir entschuldigt. Und er hat dabei geweint.“
„Dann hat er es bitterlich bereut. Ich glaube nicht, dass Hildur es bereut. Zumindest hat er keine Tränen vergossen“, eine eisige Kälte kroch ihren Rücken hinauf bei dem Gedanken daran: „Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie es ist sich gegen seine eigene Familie zu stellen.“
„Mein Papa hat mich auch damals geschlagen obwohl er es nicht wollte. Manchmal passiert so etwas einfach, aber wenn es ihm leid tut ist es gleich viel weniger schlimm.“
„Glaubst du, dass ich mutig genug bin mich gegen mein eigenes Kind zu stellen?“, frage sie nun angsterfüllt dieses kleine Mädchen vor sich.
„Helluin, ist er wirklich so böse wie alle sagen?“, frage sie.
„Nein, eigentlich nicht. Er war immer ein so fröhliches Kind. Nie gab er eine ruhe und musste sich immer beschäftigen. Er hat mit seinem Vater stundenlang herumgetobt und mit ihm kämpfen geübt, so als würde er gegen eine Horde Orks und Bergtrolle kämpfen. Niemals konnte er einem Menschen schaden zufügen der ihm nichts getan hatte.“
„Und denkst du er bereut alles was er getan hat?“, hakte die Kleine nach.
„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es inständig.“
„Mama hat immer zu mir gesagt, dass Papa so furchtbar traurig ist darüber was passiert ist und dass er verspricht es nie wieder soweit kommen zu lassen. Sie sagte dann, dass ich ihm immer vertrauen kann, weil er mit gutem Beispiel voran geht und uns den Weg zeigt.“
„Wie kann ein so kleines Mädchen - wie du es bist - schon so weise und klug sein?“ sagte Elea mit einem Lächeln auf den Lippen „Also werde ich meinem Sohn mit gutem Beispiel voran gehen und hoffen, dass er mir folgen wird?!“

Am nächsten Tag war Finjas noch immer nicht zurückgekehrt. In der Nacht hatte sie beschlossen Rabea mitzunehmen in das Handelshaus und sie mit Haleth bekannt zu machen. Diesem Plan folgte sie am nächsten Morgen. Über die kleinen Seitengassen schlichen sie sich zu dem Haus und stiegen über das Fenster hinein. Sie folgten der Treppe nach oben.

Als Elea sie auf die Bücher in der Kiste aufmerksam machte, lief sie aufgeregt dorthin um jedes einzelne von ihnen durchzublättern. Es dauerte keine halbe Stunde ehe Haleth am Fenster auftauchte und den großen Lagerraum betrat.

„Guten Tag“, begrüßte Haleth sie.
„Hallo“, entgegnete Elea ebenfalls aufgeregt.
„Firíel?“, stieß Rabea überrascht heraus als sie den Ankömmling sah. Sie ließ das Buch fallen und stürzte auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen. Behutsam strich ihr Haleth über den Kopf.
„Du kennst sie?“, fragte Elea überrascht.
„Ja! Sie hat mir früher oft geholfen, falls mich die Markthändler beim Stehlen erwischt haben oder wenn ich draußen alleine im Dunklen war“, antwortete das Mädchen und hatte feuchte Augen dabei.
„Das habe ich“, bestätigte Haleth „Und weißt du wer mich darum gebeten hat? Hildamar. Seit eurer ersten Begegnung wusste er, dass du etwas ganz Besonderes bist und dass du wahrscheinlich noch das ein oder andere Mal Hilfe benötigen wirst ehe du alleine deinen Weg beschreiten kannst.“

Die Kleine lächelte nun die Frau in ihren Armen an.
„Und bitte Rabea, nenne mich Haleth – bei meinem richtigen Namen.“
Das Mädchen nickte verstehend: „Also gehörst du auch zum Sternenbund?“
„Sternenbund?“, fragte Elea und neugierig.
„So ist es und ja, so nennen wir uns. All jene die wir Saruman’s Fluch entkommen sind und für unser Volk kämpfen. Belen ist unser Anführer und ihm folgen wir.“
„Belen? Das überrascht mich, wobei: er war stets ein aufrichtiger, prinzipientreuer und mutiger Mann. Er war ein guter Anführer wie Aragorn und ein guter Kämpfer, so sagte man.“
„Das IST er allerdings“, bestätigte Haleth und schloss stolz an „Fornost ist unser Sitz, den wir stets zu verteidigen wissen.“
„Dies erklärt nun, warum der Grünweg so gefährlich ist“, entgegnete Elea und erinnerte sich an die Unterhaltung zwischen Finjas und Hildur. Sie erzählte Haleth alles was sie gehört hatte in der Hoffnung, dass sie eine Logik darin erkannte.

„Ich verstehe! Saruman schickt Waffen nach Carn Dum um seine Armee wieder zu bewaffnen. Er muss den Weg über Bree gehen, da er weder zu Nahe an Gundabad gelangen darf noch an Fornost. Wir müssen es auf jedenfalls verhindern, dass Carn Dum an Waffen gelangt, die Bedrohung aus dem Norden ist so schon bedrückend genug.“
„Er erwähnte auch noch einen Arik. Er würde eventuell Alternativen wissen“
„Arik? Er ist der Ältestenrat aus Archet und für das gesamte Breeland zuständig. Es gibt alte Pfade die von Archet durch den dichten Chetwald führen, vielleicht möchte Hildur das wissen. Es muss jedenfalls alles schnell gehen, da der Norden Eriadors sehr umkämpft ist. Danke Elea, damit hast du uns sehr geholfen. Diese Informationen sind sehr beängstigend, aber es ist nun gut, dass wir davon wissen. So können wir den Feind vielleicht daran hindern in Bälde wieder zu erstarken. Ich muss sofort Bericht erstatten. Heute Nacht müssten die Waffen ja bereits hier eintreffen und dann kann es nicht lange dauern bis ihre Reise weitergeht.“
Haleth gab Rabea einen Abschiedskuss auf die Stirn, nickte Elea zu und verschwand wieder durch das Fenster

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