Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Der Düsterwald

Ringsherum um Dol Guldur

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Fine:
Glorfindel, Erkenbrand, Thranduil, Bard und Cyneric aus der Festung von Dol Guldur


Es begann bereits zu dämmern als sie das Heerlager erreichten, müde und zerschlagen von den Anstrengungen der Schlacht. Die Heerführer blickten trotz des Sieges nicht zufrieden drein, zogen sich jedoch alle recht schnell in ihre Zelte zurück. Sie alle suchten nun die Erholung durch Schlaf, doch war es allen klar, dass noch einige Punkte offen geblieben waren und heftige Diskussionen bevorstanden.
Cyneric war froh, dass das Heerlager der Freien Völker von den Kampfhandlungen unberührt geblieben war. Die Kämpfe mit den Ostlingen hatten sich nahe der Belagerungsmaschinen am Waldrand auf der östlichen Seite Dol Guldurs abgespielt. Er fragte sich, wo Eddy wohl stationiert gewesen war.
Ich hoffe, der Junge hat die Kämpfe wohlbehalten überstanden, dachte er.

Bei den Zelten der Heiler fand er Irwyne, die alle Hände voll zu tun hatte. Die Belagerung hatte viele Krieger verletzt, doch offenbar gab es ausreichend Heiler, um sich um alle zu kümmern.
"Ich habe so viel lernen können," erzählte Irwyne mit eigenartig guter Laune. "Leuten helfen zu können ist einfach wunderbar!"
"Schön dass es dir gefällt," sagte Cyneric. "Ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist."
"Du musst dir keine Sorgen machen," antwortete das Mädchen. "Ich war hier die ganze Zeit über in Sicherheit. Aber wie ist es dir ergangen? Warst du mittendrin im Gefecht?"
"Ich bin tatsächlich mitten hinein geraten," erklärte er und zeigte zur Turmspitze, die sich vor dem aufgehenden Mond in den Himmel erhob. "Bis dort hinauf führte mich der Weg der Schlacht."
"Dahin, wo der fliegende Schatten gelandet ist?"
"Jetzt fliegt er nicht mehr."
"Oh, gut." sagte Irwyne erleichtert. "Die Geräusche, die dieses Biest gemacht hat waren wirklich unerträglich."
"Sei froh, dass du den Kampf nicht mitansehen musstest. Ich werde wohl noch einige üble Träume davon haben."
Irwyne legte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm. "Jetzt ist es überstanden. Die Schlacht ist gewonnen."
Cyneric seufzte müde. "Du hast Recht. Der Morgen mag neue Bedrohungen bringen, doch für heute haben sich all die Anstrengungen bezahlt gemacht."
Zwei Männer trugen Bard in das Zelt in dem Irwyne beschäftigt war. Der Mann war inzwischen erneut ohnmächtig geworden.
"Neue Arbeit für mich," kommentierte sie. "Bis morgen, Cyneric."
Er überließ Irwyne ihrer Arbeit und machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Zelt.

Die Erschöpfung half Cyneric, einen schnellen Schlaf zu finden. Doch die Erlebnisse der Schlacht waren nicht so leicht abzuschütteln. Die Schrecken, die er an der Turmspitze miterlebt hatte, verfolgten ihn bis in seine Träume. Erneut sah er Elfhelm durch den Armbrustbolzen fallen, sah die Reißzähne der geflügelten Bestie nach Bard schnappen. Erneut sah er, wie der grausame Schatten mit Glorfindel die Klingen kreuzte. Und zuletzt sah er Saruman, der seine Hand in Richtung der Festung ausstreckte, als würde er von dem umliegenden Land Besitz ergreifen.

--Cirdan--:
Die Dämmerung hatte eingesetzt, als Eddy endlich aus seinem Dienst für diesen Tag entlassen wurde. Noch lange nach der Schlacht hatte er die Belagerungsmaschinen den Hügel hinauf in den Innenhof Dol Guldurs ziehen müssen. Erschöpft und völlig geschockt der Schreckensbilder, die er den Tag auf dem Schlachtfeld gesehen hatte, machte sich Eddy auf den Weg zu seinem Schlafplatz. Stundenlang lag Eddy wach unter freiem Himmel, beobachtete die Sterne und drehte sich von einer Seite auf die Andere. Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge seinen Kameraden in seinen Armen sterben oder spürte erneut wie er sein Schwert in den Rücken des Ostlings stach. Nie wieder würden sie erwachen. Kurz vor Mitternacht erst fielen seine Augen endlich zu, doch nur kurz darauf wurde Ed wieder wachgerüttelt. 

Fred, der die letzten Tage in einer anderen Katapultstellung stationiert gewesen war, kniete neben ihm. Das Bein des ehemaligen Kellners eines inzwischen geschlossenen Gasthauses in Bree blutete stark. Eddy war sofort wieder hellwach und kam seinem Freund zur Hilfe. Ed stützte ihn beim Auftreten, wobei er versuchte Freds seit Tharbad verletzte Schulter nicht zu berühren.
Sarumans Orks lachten, als Eddy und Fred im Lager ankamen und nach einem heilkundigen Dúnadan des Nordens fragten. „Es ist keiner da. Sie entzünden ein Feuer des Sieges in der Festung“, grölten die Orks gut gelaunt ihres Sieges in Dol Guldur wegen, „aber nehmt dies und trinkt es aus, dann wird es euch besser gehen.“
„Trink das nicht Fred“, schlug Eddy das Angebot aus, „das ist schwarze Medizin.“

Verzweifelt, wohin Eddy mit seinem verletzten Kameraden gehen sollte, wendeten sich die beiden Breeländer wieder ab und mühten sich im Licht des Mondes in Richtung des Heerlagers der Freien Völker. Auf halben Weg erschreckten sie beide plötzlich. Es knallte mehrfach am Himmel über Dol Guldur. Rot und in anderen Farben entbrannte der Himmel über der Festung unter ohrenbetäubenden Lärm. „Die Rache Mordors“, stotterte Fred und wollte sich zu Boden werfen. Eddy hielt ihn davon ab. „Bleibe stehen und sieh es dir an“, riet er, „es ist ein Feuerwerk und ich glaube nicht von Sauron, sondern von Saruman. Siehe da!.“ Ed zeigte über die Turmspitze Dol Guldurs, wo jetzt mehrere weiße Raketen aufstiegen und eine große weiße Hand am Himmel formten. Weitere Feuerwerkskörper wurden abgeschossen und bestrahlten die ganze Lichtung um die Festung. Im Hintergrund konnte Ed die Orks und Uruks johlen hören. Sie feierten ihren Sieg.

Die Elben und Menschen hatten ein großes Krankenlager, das in der Nacht von einigen elbischen Laternen beleuchtet wurde. Viele Verletzte lagen hier unter freiem Himmel oder den großen Zelten. Viele schliefen, einige keuchten allerdings auch oder husteten dauerhaft, aufgeweckt durch das Feuerwerk. Langsam gingen sie durch die Reihen der Verwundeten. Eddy sah im leichten Schein so manche üble Kopfverletzung oder offene Wunde an allen möglichen Körperstellen. Kurz hatte er seinen Blick auf einen Krieger Rohans fallen lassen, der seinen Arm verloren hatte. Schnell schaute Ed wieder weg. Er konnte sich diesen Mann nicht ansehen. Sein eigener Arm füllte sich mit einmal komisch taub an und seine Finger nahmen keine Berührung mehr wahr. Was würde ich tun, hätte ich im Kampf einen Arm oder nur eine Hand verloren?, überlegte Ed, vorausgesetzt ich würde überleben. Nie wieder kann dieser Rohirrim ein normales Leben führen. Zu viel geopfert hatte er für diesen Krieg Sarumans gegen Sauron.

Eddy fiel ein junges Mädchen auf, das im Lager nach irgendwas zu suchen schien. Ein paar Jahre jünger als Ed musste sie sein, aber dennoch wirkte sie nicht fehl an diesem Platz der Heilkundigen. Ed und Fred humpelten zu ihr und baten um Hilfe. Das Mädchen schickte sie in ein Zelt und kam kurz danach mit neuem Verbandszeug wieder. „Ich bin Irwyne und das ist König Bard II. von Thal“, flüsterte sie schnell und zeigte dabei erst auf sich und danach auf einen kränklichen Mann im Bett, „ich verbinde noch schnell seine Wunde neu, dann komme ich zu euch.“

Ed ließ Fred auf einem Stuhl nieder und betrachtete das verletzte Bein seines Kameraden.
Eine tiefe Wunde hatten Freds Feinde hinterlassen. „Du kannst einiges einstecken“, versuchte Eddy erfolglos seinen Freund aufzumuntern. „Flüstert bitte“, ermahnte das junge Mädchen sofort und erstaunte Eddy dadurch abermals mit ihrem erwachsenen Auftreten.
Sie reinigte Freds Wunde und legte auch ihm einen Verband an. „Ihr könnt die Nacht hierbleiben“, bot Irwyne ihnen an, „aber habt bitte ein Auge auf Bard. Ich bin so müde, ich gehe jetzt schlafen.“ Damit verabschiedete sie sich und ließ die beiden Breeländer mit dem König aus dem fernen Norden alleine.

Nur kurz darauf vernahmen sie Worte von Bard, die er im Schlaf vor sich her murmelte: „Du bist Saruman. Ich schulde dir mein Leben. Aus der Gefangenschaft Mordors hast du mich befreit und ich werde mich vollständig erholen.“
„Bard von Thal“, sagte Eddy gedankenversunken, „ich habe schon einmal von Feuerwerkskrachern aus Thal gehört, die im Breeland hoch gehandelt wurden. Ob das Feuerwerk mit Thal und ihrem König zu tun hatte?“
In einer Ecke des Zeltes nahmen die beiden Breeländer mit einmal eine Bewegung war. Ein Elb mit braunen Haaren saß dort im Schatten auf dem Boden, die Beine vor seinem Körper gekreuzt. Er blickte sie nicht an, sondern schaute verträumt auf eine weiße Schwanenfeder, die er langsam in der Hand drehte. Dennoch hatte er sich bewusst bewegt um die Aufmerksamkeit zu erlangen und sprach nun verträumte Worte:
„Raketen sah man hell verglühn
In tausend Sternen blau und grün
Und gingen unter Donnerschlägen
Hernieder wie ein Blumenregen.“
Der Elb machte eine Pause und erklärte daraufhin: „Mit Thal und ihrem König hatte das Feuerwerk nichts zu tun. Es kam komplett von Saruman, der wieder einmal zeigte, dass er Mithrandir sichtlich versucht nachzueifern.“
Ed und Fred verstanden wenig und wussten nicht, was sie von dem geheimnisvollen Elben halten sollten. Sie gingen nicht weiter darauf ein und suchten sich im Zelt ein Platz zum Schlafen. „Gute Nacht“, wünschte Fred und Eddy antwortete: „Schlafe schön Fred und auch Ihr, Herr Elb.“ „Ich schlafe nicht, ich ruhe nur“, erklärte er Elb und die Breeländer sahen sich verunsichert an.

„Ich bin so froh, dass ich dich vorhin gefunden habe“, flüsterte Fred als sie nebeneinander lagen, „ich hatte nach der Schlacht die Orientierung verloren und wusste überhaupt nicht mehr wohin ich gehen sollte. Dann traf ich auf eine Horde Orks, die mich für einen Späher der Feinde hielten und ich musste fliehen. Die halbe Nacht bin ich umhergeirrt, bis ich unser Lager wieder fand.“ Ob Fred noch weiter erzählte, konnte Eddy nicht sagen, denn ihn überkam rasch die Müdigkeit und er schlief ein.

Fine:
Trotz der Geschehnisse am Vortag wachte Cyneric am nächsten Morgen frisch und erholt auf. Die Erinnerung an die Träume der Nacht verblassten bereits. Auch Irwyne war bereits wach und bei der Arbeit, weshalb er ihr nur kurz einen guten Morgen wünschte und sie dann in Ruhe weitermachen liess.
Sie blüht wirklich dabei auf, dachte er. Es ist gut, dass sie eine so passende Aufgabe gefunden hat.
Der Wachdienst rief Cyneric schon bald zu Erkenbrands Zelt, wo sich die Heerführer am späten Vormittag versammelten. Cyneric war gespannt, welche Entscheidungen nun getroffen würden und spitzte von seinem Posten am Eingang des Zelts die Ohren als die Besprechung begann.

Die Anführer trafen einer nach dem Anderen ein. Saruman und Thranduil erschienen zuletzt. Auch die Zwerge und Waldmenschen waren durch Glóin und Widurik vertreten. Bard hatte man eine Liege zur Verfügung gestellt. Der See-Mensch war wach und es schien ihm schon etwas besser zu gehen.
"Wie ich bereits gestern betont habe müssen wir nun nordwärts ziehen", eröffnete Thranduil die Diskussion. Der Waldlandkönig pochte erneut auf die Rückeroberung seines Reiches.
"Ich habe meine Diener bereits darauf eingewiesen“, sagte Saruman. Und wirklich, es kam Cyneric so vor als hätte der Zauberer nichts als gute Absichten. Die Wiederherstellung eines elbischen Reiches war ein deutlicher Beweis dafür.
"Nun gut“, sagte Erkenbrand.
Auch die Waldmenschen schienen diesem Plan zuzustimmen, denn Widurik zeigte ein leichtes Nicken, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Mordors Heere halten die Gebiete nördlich und östlich des Düsterwaldes, und wir wissen nicht, wie stark ihre Präsenz im Nordteil des Waldes ist“, warf Glorfindel ein. "Nach dem, was bekannt ist, herrscht der Ringgeist Khamûl über Thal und den Erebor. Sicherlich hat er starke Streitkräfte dort positioniert um die eroberten Gebiete zu besetzen."
"Die Menschen Thals sehnen sich nach Freiheit", sprach Bard zum ersten Mal. "Mit Sarumans Hilfe könnten sie befreit werden."
Der Zauberer nickte. "Wenn sie erfahren dass ihr König am Leben ist werden sie sich uns anschließen und für ihre Befreiung kämpfen."
"Hat Thal nicht schon genug Krieg gesehen?" widersprach Glorfindel. "Ich denke nicht, dass die verbliebenen Bewohner zu einem Aufstand gegen ihre Unterdrücker bereit sind."
"Mein Volk ist stark“, gab Bard zurück. "Sie werden nicht aufgeben. Und vielleicht gibt es auch noch kampfbereite Zwerge, die ebenfalls nach einer Rückkehr in die Heimat streben."
Glóins Miene blieb jedoch ausdruckslos. "Mein König weilt in Rohan. Der Erebor wird warten müssen."
"Ich werde mein Reich nicht erneut den Schatten überlassen wenn es zurückgefordert wurde“, stellte Thranduil klar. "Die Grenzen werde ich zu sichern wissen sobald die Diener Mordors erst vertrieben worden sind. Meine Kundschafter haben nichts von zusätzlichen Feindbewegungen nördlich des Waldes berichtet, und ich vertraue ihren Beobachtungen. Wenn das Waldlandreich befreit wurde wird die Bedrohung nur noch aus dem Osten kommen."
"Also geht der Feldzug weiter nach Norden?" wollte Erkenbrand wissen. "Ist dies unsere Entscheidung?"

Er wurde von Rufen und Tumult von draußen unterbrochen. Ein ferner Hornstoß erklang. Verwundert eilten die Heerführer aus dem Zelt, gefolgt von ihren Wachen. Entsetzt mussten sie feststellen, dass östlich des Heerlagers, wo noch immer einige Belagerungsmaschinen standen und nach und nach abgebaut wurden, ein Gefecht zwischen einigen Rohirrim und Uruks der Weißen Hand entbrannt war. Es war sogar bereits zu Toten auf beiden Seiten gekommen, und immer mehr Kämpfer eilten hinzu, die Waffen griffbereit. Pfeile schwirrten umher, Vewirrung und Durcheinander breiteten sich aus.
"Aufhören!", rief Thranduil, und auch Glorfindel rief entsprechende Befehle. Doch der Kampf kam erst zum Stillstand, als Saruman zwischen die Streiter trat und seinen Stab erhob.
"Was ist geschehen?", wollte Erkenbrand von den Rohirrim wissen.
"Wir gingen los, um unsere Gefallenen vom Schlachtfeld zu holen“, erzählte einer der Reiter mit wütendem Tonfall. "Als wir sie fanden war dieser Abschaum bereits dabei, sich über sie herzumachen! Sie schändeten die siegreichen Toten!"

--Cirdan--:
Rufe wurden laut, Hörner erschallten in Eddys Ohren aus einiger Entfernung. Er musste eine Ewigkeit geschlafen haben und Fred genauso. Beide wachten am Mittag wegen der aufgeregten Rufe auf. Bard und der geheimnisvolle Elb waren verschwunden. Eilig verließen die Beiden das Zelt und folgten einer Gruppe wütender Rohirrim um das Lager. Schon bald kamen sie zu einer ehemaligen Katapultstellung. Die Stimmung war erhitzt. Hier standen die Rohirrim, Elben und Zwerge einem Heer der Orks Sarumans gegenüber und der Zauberer Saruman ließ immer mehr bewaffnete Orks und Uruks aufmarschieren.

„Ihr habt tapfer gekämpft. Jeder einzelne von euch!“, rief Saruman und blickte dabei in die zornigen Gesichter der Elben, Menschen und Zwerge, „gemeinsam haben wir die Festung des Feindes erobert und Mordors Horden zurückgeschlagen. Doch auch einige mutige Männer eurer wurden geschlagen, fanden den Heldentod auf dem Schlachtfeld und dienten treu ihrem Land und Herren. Bewahrt ihr Andenken in Ehren. Ihre Seelen sind nun an einem besseren Ort. Vergesst ihre vom Krieg zermahlenen Körper. Diese können nur noch dienen auf eine Weise.“ Kurz unterbrach sich Saruman, fuhr jedoch geschwind fort bevor jemand anderes das Wort ergreifen konnte: „Ihr alle wart dankbar, als ich meinen Kriegern befahl euch zur Hilfe zu eilen beim Ausfall Dol Guldurs auf eure Stellung. Wir alle sind dankbar für die Bereitschaft der Orks unsere Kriege gegen Sauron zu führen. Doch essen müssen unsere Krieger genau wie wir und Essen ist an Tagen wie diesen rar. Ist das Opfer, das längst im Kampf Gefallene aufbringen müssen wirklich so groß? Selbst im Tod können sie noch hilfreich sein und den Krieg gegen Sauron unterstützen.“

Eddy merkte, wie sich viele der Umstehenden umsahen. Unsicher wie sie darauf reagieren sollten, denn Sarumans Worte ergaben durchaus Sinn. Niemand schien dem Zauberer widersprechen zu wollen, was ein stillschweigendes Zustimmen bedeuten würde.
Zu Eddys Erleichterung trat der Elbenfürst Glorfindel hervor und forderte, diesen Wahnsinn zu beenden: „Um Tote wollen wir nicht streiten, Saruman. Du nimmst die deinen, wir die unseren. Es ist Teil unserer Tradition die Toten in Würde zu verabschieden. Ich erwarte nicht, dass du, der du jede Tradition mit Füßen getreten hast, dies verstehst. Sollen sich deine Orks an den gefallenen Orks sattessen bis sie fett werden wie einst der Großork in der Orkstadt.“
Die Orks der weißen Hand schlugen die Waffen aneinander und stampften mit den Füßen auf nach dieser Beleidigung.

„Endlich stehen wir auf der richtigen Seite“, flüsterte Eddy in den Reihen der Elben, Menschen und Zwerge zu Fred.“ „Auf der richtigen Seite sicherlich, aber nicht auf der Gewinnerseite im Falle eines Kampfes. Wir haben noch nicht einmal Waffen dabei.“, antwortete Fred und blickte auf die Horden an Orks, die vor den freien Völkern Aufstellung genommen hatten. Zahlenmäßig waren sie drei oder viermal überlegen.
„Es wird zu keiner Schlacht kommen!“, rief Erkenbrand, „Sauron würde sich nur prächtig amüsieren. Saruman, ich fordere euch auf, eure Krieger abzuziehen und auch wir werden uns zurückziehen. Sollst du die Festung Dol Guldur haben und sie lange verteidigen mögen. Rohan wird seine Toten aufsammeln, die Verwundeten transportbereit machen und dann aufbrechen zurück in unsere Heimat. Das Bündnis, wie es unserem Land aufgezwungen wurde, ist in Kürze beendet.“


Fine:
Saruman blickte Erkenbrand streng an. "Dieses Bündnis sollte nicht leichtfertig abgetan werden. Rohan ist verwundbar. Es wäre ein Leichtes für mich, die Dunländer erneut gegen euch aufzubringen. Wie viele Männer halten noch die Furten des Isen und die Klamm besetzt? Wie viele Familien würden erneut ihre Heimat verlieren?"
"Deine Drohungen sind bedeutungslos, Saruman. Führe du weiter deinen Krieg wenn du denkst, stark genug dafür zu sein. Die Eorlingas kehren nun heim." Damit wandte sich der Marschall der Mark ab und ging davon.
"Du hast dein wahres Gesicht gezeigt, Saruman“, stellte Glorfindel fest. "Was haben wir nun von diesem Sieg? Dol Guldur ist weiterhin in der Hand des Bösen. Auch die Elben werden dieses Bündnis nicht länger dulden."
"Nicht alle Elben sind dieser Meinung", warf Thranduil ein. "Ich lasse nicht zu, dass Streitigkeiten wie diese die Rückeroberung des Waldlandreiches verhindern. Mein Volk wird weiter mit Saruman ziehen."
"Und auch ich bleibe an der Seite des Zauberers“, meinte Bard. "Er ist die einzige Hoffnung für ein freies Thal, die verblieben ist."
"Eure Treue werde ich zu belohnen wissen“, sagte Saruman zu den beiden. "Wir brauchen diese ängstlichen Anführer und ihr Gefolge nicht."
"Dann kannst du gewiss auch auf meine Leute verzichten“, sagte Glóin. "Wir machen bei diesem Unsinn ebenfalls nicht mit. Mein König weilt in Rohan, und dorthin werde ich gehen, mit allen Zwergen die noch hier sind."
Auch die Waldmenschen Widuriks nahmen nun Abstand. Man konnte sehen, dass sie das wenige Vertrauen, dass sie für Saruman gehegt hatten, längst verloren hatten.
"Thranduil, lass dich von den Lügen Sarumans nicht täuschen“, redete Glorfindel auf den Waldlandkönig ein. "Kannst du nicht erkennen dass er dich nur für seine eigenen Zwecke benutzt? Nichts von seinen Versprechungen wird er halten!"
"Er gibt mir die Chance, den Grünwald zu befreien. Diese Gelegenheit werde ich nicht ungenutzt verstreichen lassen," widersprach Thranduil mit ernster Miene. "Frage dich selbst: Läge Imladris in Trümmern und man gäbe dir die Chance, es erneut zu errichten, stärker und prächtiger als zuvor, würdest du sie nicht nutzen? Würdest du nicht alles für dein Volk und dein Reich tun?"
"Nicht um den Preis, die Pläne eines machthungrigen Zauberers zu unterstützen!" rief Glorfindel.
Sarumans Zorn war nun deutlich spürbar und die Orks lechzten nach Blut. "So belohnt ihr mir also die Milde, die ich nach dem Fall Lothlóriens zeigte. So viel hätten wir gemeinsam noch erreichen können! Ich bin schwer enttäuscht."
Mit einem Schwenk seines Stabes ließ er die Reihen seiner Uruks vorwärts marschieren, vorwärts auf die Reihen der freien Völker zu. Die Heerführer wichen vorsichtig und langsam in Richtung ihres Lagers zurück, während sie Befehle an ihre Soldaten riefen.
Doch bevor der Angriff erfolgte und die Reihen aufeinander trafen hob Saruman die Hand und die Orks stoppten ihren Vormarsch. Die alte, kalte Stimme des Zauberers fing an zu lachen. Alles schwieg. Die ganze Lichtung hörte den spontanen Ausfall des Zauberers, bis sich dieser endlich wieder beruhigte.
Im ernsten Tonfall rief er: „Habt ihr Angst? Zum Fürchten ist es und keinesfalls lustig, denn geschwächt sind wir nun und entzweit durch eure Torheit. Aber so ist es ja immer. Die Schwachen bleiben zurück, die Starken ziehen weiter. Doch merkt euch dies: Saruman vergisst nicht. Euren Verrat werdet ihr noch bereuen!“

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