Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Der Düsterwald
Ringsherum um Dol Guldur
Fine:
Die Elben rechts von Cynerics Position rückten in geordneter Formation vor und auch Calachír schloss sich ihnen an. Cyneric hörte die in der Elbensprache gerufenen Befehle Glorfindels, der im Zentrum der Krieger aus Imladris stand und den Vormarsch begleitete. Die silbernen Rüstungen und Helme der Elben schimmerten ein letztes Mal rot auf als die Abendsonne endgültig hinter den Bäumen des Düsterwalds versank. Bogenschützen feuerten aus der Deckung der großen Schilde der Hochelben und sicherten den Vormarsch, der nun den Aufstieg zum Berg erreicht hatte. Die Katapulte hatten aufgehört zu feuern. Offenbar hatten Sarumans Kommandaten erkannt, dass sie nur ihre Munition verschwendeten. Nun wird wohl eine direkte Herangehensweise erforderlich werden, dachte Cyneric.
Jetzt gab auch Erkenbrand den Befehl zum Vorrücken und ließ den Hornbläser neben ihm das Signal geben. Cynerics Einheit aus schwer gepanzerten Schildträgern bewegte sich vorwärts und wurde von einer gut gezielten Pfeilsalve der Bogenschützen Thranduils gedeckt, die hinter ihnen standen. Cyneric konnte nicht allzu gut sehen, was mit dem Rest des Heeres geschah, doch anhand der Hornsignale schienen sich zumindest die vorderen Reihen nun alle im Vormarsch zu befinden. Sie würden den Weg zu den Mauern hinauf frei machen und sichern, damit die Bogenschützen nahe genug heran kommen und die Verteidiger auf den Mauern ausschalten konnten. Anschließend konnten die Wälle selbst mit den Leitern, die in Sarumans Heer gebaut worden waren erklettert und eingenommen werden.
Sie hatten kaum ein dutzend Meter den steilen Hang hinauf zurückgelegt als erneut Ork-Hörner und Geschrei von oben erklang und das markerschütternde Kreischen des Ringgeists über ihren Köpfen widerhallte. Cyneric blickte angestrengt nach vorne, doch die zunehmende Dunkelheit machte es schwer, genau zu erkennen, was geschah. Die Elben jedoch hatten weniger Probleme damit, im Dunkeln zu sehen und schon klangen die ersten Warnrufe zu den Rohirrim herüber:
"Gegenangriff! Sie machen einen Ausfall!"
"Macht euch bereit!" kam Erkenbrands Befehl, der mitten unter den schwer Gerüsteten stand und seinen roten Schild erhoben hatte.
Cyneric suchte sich eilig einen festen Stand auf dem ansteigenden Boden um nicht umgeworfen zu werden. Der Schildwall der Rohirrim stand, in Erwartung des Ansturms. Sie konnten ihre Feinde jetzt sehen, eine große Zahl von Orks die von einigen Trollen begleitet wurden.
"Achtung! Da kommen sie!"
Eine tödliche Pfeilsalve rauschte knapp über ihre Köpfe hinweg als die Elben des Waldlandreiches erneut ihre Bögen abfeuerten. Durch den Hang hatten sie freies Schussfeld auf ihre Gegner ohne dass Verbündete im Weg waren. Cyneric sah, wie einer der Trolle getroffen zu Boden ging und unkontrolliert den Hang hinab krachte. Und schon waren die Verteidiger Dol Guldurs über ihnen und brandeten gegen den Schildwall der Rohirrim an. Der Lauf den Hang hinab gab ihnen zusätzlichen Schwung und brachte viele Menschen ins Wanken. Die Bogenschützen Thranduils dünnten die Reihen der Orks weiter aus, konnten den Ansturm jedoch nur etwas verlangsamen.
Cynerics Arm wurde schwer als ein Ork gegen seinen Schild anrannte. Der Mann neben ihm stieß dem Ork seinen Speer durch die Kehle und die Kreatur ging zu Boden.
So eine Waffe wäre mir jetzt lieber als mein Schwert, dachte Cyneric, der einen Speer jetzt gut hätte gebrauchen können. Damit ließen sich diese Orks auf Abstand halten.
Er schwang seine Klinge in einem tiefen Bogen und traf einen weiteren Ork am Bein, der sogleich stürzte. Wieder schlugen Pfeile in die Masse der Feinde ein. Cyneric riskierte einen Blick nach rechts und sah, wie die Elbenkrieger einen der Trolle erschlugen, der jedoch bereits einige von ihnen getroffen und ihre Schlachtreihe in Unordnung gebracht hatte. Und noch immer kamen mehr Orks den Berg herab. Er hieb nach rechts, um einen dritten Feind zu fällen, der die Klingen mit einem Gardisten gekreuzt hatte. Bisher war Cyneric unverletzt geblieben, doch erkannte er mit einem kurzen Blick schnell, dass dies nicht für alle seiner Mitstreiter galt. Der Gegenangriff hat uns schwer getroffen, stellte er fest. Wir müssen etwas unternehmen!
Da endlich erklang das Signal zum Rückzug. Der erste Angriff war also gescheitert. Langsam ließen sich die Rohirrim rückwärts gehend zurückfallen und wehrten die Vorstöße ihrer Feinde ab während die elbischen Bogenschützen den Rückzug deckten. Die Verwundeten wurden von ihren Kameraden so gut es ging gestützt und mitgetragen. Auch Glorfindels Formation zog sich nun zurück. Die Orks Dol Guldurs setzten ihnen noch bis zum Fuß des Berges nach, verfolgten sie jedoch nicht weiter als bis dorthin sondern kehrten in die Festung auf dem Berggipfel zurück. Dieses Mal mussten wir uns ihnen geschlagen geben, dachte Cyneric grimmig.
Sie kehrten in die relative Sicherheit des Heerlagers zurück. Die Heiler hatten nun viel zu tun sodass Cyneric keine Gelegenheit bekam, nach Irwyne zu sehen. Er ging mit Erkenbrand, der von Fremden gehört hatte, die offenbar zu Beginn des Angriffs aus westlicher Richtung auf der großen Lichtung eingetroffen waren. Der Herr der Westfold wollte offenbar sehen, um wen es sich dabei handelte, und wollte herausfinden welche Absichten sie hegten. Begleitet von Elfhelm und fünf weiteren Gardisten neben Cyneric ließen sie das Heerlager der Menschen und Elben hinter sich und kamen zum westlichen Waldrand.
kolibri8:
Alfwards Gruppe zog über die Ebene zwischen Wald und Feldlager und es dauerte nicht lang, da sahen sie einige Männer in Kriegsrüstung mit dem weißen Pferd Rohans auf ihren Schilden auf sie zu kommen. Einige von ihnen trugen Fackeln. Widurik ließ die anderen anhalten und stieg ab. Dann befahl er Alfward und Glóin dasselbe zu tun und zu dritt gingen sie den Männern entgegen.
„Wesad gí héle, Friundos!“, rief ihnen Widurik entgegen und hob die Hände zum Gruße.
Die Rohirrim blieben stehen und musterten sie einen Augenblick. Dann trat der Anführer - ein hochgewachsener kräftiger Mann mit einem roten Schild - vor.
"Haele, efenhéafdan," sagte er in einer Sprache, die jener der Menschen des Anduin-Tals ähnelte. Nach einem kurzen Blick auf Glóin wechselte der Mann jedoch in die Gemeinsprache.
"Ich bin Erkenbrand, der Herr der Westfold und Zweiter Marschall der Mark. Wer seid ihr, die ihr uns Freunde nennt und unter Waffen diesen lichtlosen Wald durchquert? Kommt ihr als Beistand im Kampf gegen unsere Feinde?"
"Widurik ist mein Name, Sohn von Widufrith, dem Herrn der Waldmenschen zu Widestún", antwortete Widurik, "dies sind Alfward, Alfriks Sohn, der lange in Thal lebte, und Glóin, Gróins Sohn vom Einsamen Berg. Wir sind als Söhne Cearls gekommen um unseren Verwandten den Eorlingen beizustehen und unseren Teil gegen Sauron zu leisten."
Die Miene Erkenbrands hellte sich auf und auch seine Begleiter schienen erfreut zu sein. "Lange ist es her dass die Eorlingas ihre alte Heimat verließen und in die Riddermark kamen und nur selten haben wir von unseren Vettern die im Norden blieben Nachricht erhalten," sagte der Mann neben Erkenbrand. "Ich bin Elfhelm, Elfgars Sohn und Dritter Marschall der Mark. Die Cearlingas sind uns wahrlich willkommen!"
Erkenbrand nickte zustimmend. "Frohe Kunde ist es, unerwartete Verstärkung zu erhalten. Wieviele Speere bringt ihr, Widurik von Widestún?"
"Achzig Mann mit Speeren und Fünfzig mit Bögen", berichtete Widufrith. "Und zwanzig kampfbereite Zwerge", unterbrach ihn Glóin. Widufrith sah ihn verärgert an und fuhr dann aber fort: "Es ist nicht viel, aber alles was wir aufbieten können ohne unsere Familien zu Hause zu gefährden."
"Gut, sehr gut," antwortete Erkenbrand. "Kommt, bringt Eure Männer ins Feldlager, damit sie sich ausruhen können. Sicherlich habt ihr einen langen, anstrengenden Marsch hinter euch. Zwar ist es bereits spät, aber gewiss wird sich für euch noch eine warme Mahlzeit finden lassen. Anschließend sollten sich eure Anführer mit den Heerführern unserer Streitmacht treffen und austauschen. Ich schlage vor, ihr kommt, nachdem eure Männer versorgt sind, in mein Zelt - es ist das große rote im Zentrum des Feldlagers."
"Dann geht vorran!" antwortete Widurik und signalisierte dem Rest des Heeres mit einem Winken aufzuschließen und stieg als ihre Reittiere bei ihnen waren auf sein Pferd. So folgen sie den Rohirrim zum Feldlager.
--Cirdan--:
Ein wahrlich dunkler Zauber umgibt diesen Ort. Unsere Katapulte erzielen keinen Schaden und die Orks in Dol Guldur spotten über uns, dachte sich Eddy.
Der Beschuss auf die Festung wurde komplett eingestellt. Der quickende Orkaufseher erklärte, dass sich die Macht des Zauberers Saruman an diesem Ort noch nicht weitestgehend gefestigt hat und somit Saurons Verteidiger weiterhin auf die magische Abwehr der Festung vertrauen können.
Eddy hatte nichts dagegen zu warten. Er setzte sich auf einen Holzbalken und schloss einige Zeit seine Augen. Hören tat er allerdings noch immer alles; das ohrenbetäubende Toben, die Massen trampelnder und keuchender Orks, Rufe und Schmerzensschreie Verwundeter. Durch den Lärm hindurch, vernahm er zudem mehrere dröhnende Hornsignale. Schlagartig öffnete der Breeländer wieder seine Augen und suchte im Südwesten den Ursprung. Es waren die Rohirrim, die das Zeichen zum Vorrücken gaben um die Elben im Kampf zu unterstützen. Voller Schrecken sah Ed Saurons Orks Dol Guldur verlassen. Die Geschöpfe unter denen auch einige große Trolle waren, wie Eddy erkannte, stürmten den Hügel auf dem die Festung stand hinunter. Doch weder wahllos noch ungeordnet rannten die Krieger, die sich zielstrebig auf das Elben- und Menschenheer stürzten. Es war schwer aus der Entfernung und in der zunehmenden Dunkelheit zu erkennen, wie der Kampf verlief, aber immer mehr Orks stürmten auf die freien Völker ein und warfen sie zeitweise zurück.
„Wir müssen ihnen helfen!“, rief Ed dem Orkaufseher zu, der grade mit seinem Hauptmann aus Moria sprach. „Warum helft ihr nicht? Sarumans Armee muss den Menschen helfen!“, forderte der Breeländer und stampfte schweren Schrittes auf die beiden Orks zu. Seine Ängste völlig vergessend, näherte sich Ed den beiden Geschöpfen immer weiter bis ihn Kra´suk, der große Orkanführer, mit einer Handbewegung zum Stehenbleiben aufforderte. Flüssigkeit und andere lieber nicht zu nennende Dinge, spuckte Kra´suk beim Antworten unbewusst aus seinem Mund: „Lieber die, als wir. Die Guldurer wissen, wer hier die Schwachen sind. Gegen uns haben sie keine Möglichkeit zu gewinnen, weshalb sie lieber die Spitzohren und Pferdenarren angreifen. Was haben wir damit zu tun!“ Kra´suk lachte, erlaubte keine Widerworte und schickte Ed wieder zurück an seine Maschinen.
„Helft unseren Verbündeten“, hallte es laut und lange über die Köpfe der Orks und wenn Eddy sich nicht irrte, war es die Stimme Sarumans, die aus dem Nichts zu kommen schien.
Die Armee des undurchsichtigen Zauberers setzte sich in Bewegung und erstürmte den Hügel um Saurons Orks in die Flanken zu fallen. Nicht lange ließ das Signal aus Dol Guldur zum Rückzug auf sich warten und Eddy keuchte erleichtert auf. Warum nicht gleich so, schimpfte er innerlich und erinnerte sich einmal mehr, dass er hier und jetzt grade zwischen einem Heer blutrünstiger Orks stand, die seit jeher Menschen- und anderes Fleisch verspeist haben.
„Belagerungsmeister!“, rief Kra´suk, bevor er auf seinen Warg stieg, „euch und eure Maschinen brauchen wir in der Nacht nicht. Zieht euch zurück und legt euch schlafen. Am Morgen nehmen wir den Beschuss der Festung wieder auf.“ Nachdem der Orkhauptmann davongeritten war, ordnete der Orkaufseher den geordneten Rückzug an: „Ihr habt gehört was er gesagt hat! Verschwindet von hier.“
Eddy und die anderen menschlichen Belagerer fanden sich zusammen und suchten sich unsicher einen Weg durch die Orkarmee. Weitere Verbände wurden zur Nacht abgezogen und rückten ins Lager, etwas abseits der Front.
Ein Zelt zwischen zwei großen alten Bäumen des Düsterwaldes wurde Ed zugeteilt. Es gab für Jeden noch eine Schüssel Brühe, die die Männer wortlos aßen. Keiner hatte Lust über das erlebte, diesen Albtraum, zu sprechen. Kurz darauf legte sich der Breeländer schlafen, auch wenn er mit den Wurzeln der Bäume im Rücken und den erlebten Bildern der letzten Tage, kaum ein Auge zubekam.
Eru:
Der Befehl des Anführers der Rohirrim ließ nicht lange auf sich warten und von Hornschall getragen, marschierten die vorderen Reihen, dicht gefolgt vom Rest der Truppen, auf die finsteren Mauern Dol Guldurs zu, die am Horizont thronten.
Salve um Salve gingen die tödlichen Boten der Elbenbogenschützen auf den Feind nieder und in gleicher Weise antworteten die Schergen Saurons, bisweilen vom grausamen Kreischen des Nazgul in der Luft unterbrochen.
Der Feind reagierte rasch auf den Vormarsch der freien Völker und gegen die schallenden Hörner der Eorlingas, dröhnten nun die höhnischen Kriegshörner der Orks von Dol Guldur.
Die Elben warnten die vorderen Reihen sogleich vor einem anstehenden Gegenangriff und auch die Rohirrim gingen in defensivere Stellungen über.
Der Sturm der Orks und Trolle den Hügel herunter war gewaltig und an vielen Stellen brach die vorderste Front unter den Massen des Feindes ein. Aivari und Alvar standen dicht beisammen und nur das massive Eisenholzschild seines Freundes bewahrte sie davor von den Orks niedergetrampelt zu werden. Wenige Fuß entfernt schleuderte ein hausgroßer Troll seine Holzkeule mit aller Kraft in die Verteidiger und unter Schreien flogen einige mit gebrochenen Knochen und zersprungenen Helmen durch die Luft.
Einige der anstürmenden Orks brandeten dennoch über die Zwerge und Rohirrim hinweg, überrannten sie und drangen in die hinteren Reihen ein, sodass einige der Elbenbogenschützen zum Schwert greifen mussten.
Azanul, das schwarze Schwert Aivaris, schnitt ununterbrochen durch die Luft und traf mehr als ein Dutzend Mal sein Ziel. Das ebenso schwarze Orkblut war auf der Klinge nur schwach zu erkennen, Aivari selbst war jedoch schon nach kurzer Zeit in Blut, aufgewirbelten Staub und Dreck gehüllt. Es war eng und die Hitze des Gefechts nötigte sie sich ohne Unterlass zu verteidigen.
Aivari fühlte sich einige Monate zurück in den Erebor versetzt, die Gerüche und der Geschmack des Feindblutes erinnerten ihn an die Kämpfe in den Schmieden in den Tiefen des Berges und da tauchte auch der gefallene Körper seines Sohnes wieder im Geiste auf. Das von Blut verschmierte Gesicht zwischen den anstürmenden Feinden liegend – wie die Zeit quälend langsam zu vergehen schien und es keine Möglichkeit mehr gab ihn in die Arme zu nehmen.
Trauer und Wut erfüllten den Zwerg und schreiend löste er mit seiner linken Hand die Schlaufe an seinem Gürtel, die sein Kriegsbeil Shathûr festhielt. Mit aller Wucht hieb er es dem nächsten Ork, der aus dem unendlich scheinenden Strom des Feindes über ihn hereinbrach, in die Kehle, während er mit der rechten Hand sein Schwert Azanul schwang und dem Ork den Schädel abhieb.
»Baruk Khazâd! Khazâd ai-mênu!«, war Alvars Stimme aus der Umgebung zuhören, und obwohl Aivari ihn im Getümmel nicht zu sehen vermochte, beflügelten ihn die Worte des Zwerges und mit neuem Mut warf er sich in den Kampf.
»Spürt das scharfe Eisen aus den Adern des Bundushathûr!«, brüllte er den Feinden mit aller Kraft seiner Stimme entgegen, während er zwei anstürmende Orks köpfte. »Geschmiedet von den begabten Händen Balvaris, Sohn Aivaris! Möge Aule ihn selig haben und sein Zorn euch vernichten!«
Schmerz durchfuhr den Zwerg, als ihn der schwarze Krummsäbel eines Orks am Bein traf.
Er trat dem Angreifer den Säbel aus der Hand und streckte ihn mit einem Stich durch den Hals nieder. Der Stoß eines anderen Säbelknaufes traf ihn plötzlich am Kopf und er musste ein paar Schritte zurückweichen, um wieder ein klares Bild von der Schlacht zu erhalten.
Die Offensive des Feindes war unnachgiebig und von einer dunklen Kraft getragen, mit der die freien Völker nicht gerechnet hatten. Saurons Macht war in den zurückliegenden Monaten seit Aivaris letzter großer Schlacht zweifelsohne gewachsen und auch seine Schergen trugen diese neue Stärke in den Kampf.
Mehr und mehr verstand der Zwerg, dass die freien Völker auf verlorenem Posten gestanden hatten und das Bündnis mit Saruman ein letzter Ausweg gewesen war.
Ohne sein Eingreifen wäre die Belagerung wohl schon zu dieser Stunde als Niederlage der freien Völker geendet. Doch als der Kampf endgültig zugunsten des Feindes zu kippen drohte, das Rückzugssignal aus den Reihen der freien Völker kam und die sterblichen Hüllen vieler Menschen, Zwerge, Elben und Orks bereits höhnisch das blutige Schlachtfeld drapierten, fiel die Armee Sarumans dem Feind in die Flanke und brachte den Sturmangriff so zu einem abrupten Halt.
Der überraschende Angriff kam mit einer solchen Stoßkraft, dass die Reihen des Feindes sogleich auseinanderbrachen und aus Dol Guldur ebenfalls das Signal zum Rückzug gegeben wurde.
Die schwer getroffenen Elben, Menschen und Zwerge nutzten die Gelegenheit und zogen sich in ihr Heerlager zurück, von einigen wenigen Feinden bis an den Fuß des Hügels verfolgt.
Einer der Rohirrim stützte den verwundeten Aivari, als er bemerkte, dass der Zwerg sich nur mühsam fortbewegen konnte. Alvar half hingegen die Verwundeten mit Schild und Axt weiter zu verteidigen, bis der Feind nicht mehr in Angriffsreichweite war.
Rasch zog man sich in das geschützte Heerlager zurück. Aivari wurde sogleich zu einer Elbenheilerin gebracht, die seine kleineren Wunden und den Schnitt am Bein versorgte.
Die Elbenkräuter brannten schmerzlich in der offenen Wunde, doch Aivari war vertraut mit der Kräuterkunde und er schätzte die Heilkünste der Elben sehr.
»Ihr könnt Aule danken, dass der Säbel des Feindes nicht vergiftet war.«, teilte ihm die Heilerin mit einem wonnigen Lächeln mit, das in dem hellen, makellosen Gesicht der Elbin wie gemalt wirkte, als schaue er auf ein Gemälde. Sie verband die Wunde am Bein sorgfältig und schenkte dem Zwerg ein weiteres Lächeln.
»Euch droht keine Gefahr mehr von dieser Wunde. Ruht euch die Nacht über aus und versucht das Bein zu schonen.«
Aivari dankte der Elbenfrau nur noch kurz und begab sich von einer Holzkrücke gestützt in das Lager. Es gab weniger verwundete als er zunächst angenommen hatte, dennoch war die Niederlage kaum zu leugnen.
Nach einem wenig reichhaltigen, kurzen Essen verbrachten Aivari, Alvar und einige andere Zwerge ihre Nacht im Lager der Rohirrim. Wenig wurde an diesem Abend noch gesprochen, denn sie alle waren erschöpft und die Moral war gesunken, nachdem die Belagerung zunächst abgewehrt war.
Doch die Entschlossenheit Glorfindels und Erkenbrands und des gesamten Heeres war noch nicht gebrochen und am nächsten Tage würde ihre vereinte Kraft erneut über Sauron hereinbrechen. Dieses Mal jedoch wussten sie auch um die Stärke des Feindes.
Fine:
Die Cearlingas und die Zwerge Glóins folgten Erkenbrand und Elfhelm zurück ins Heerlager. Cyneric hielt die Fackel in seiner Hand fest und hoffte, sie würde nicht verlöschen bis sie das Zelt Erkenbrands erreichten. Genau wie der Rest der Rohirrim war er von der Ankunft ihrer Verwandten aus dem Norden sehr überrascht gewesen. Viel zu lange haben wir nichts mehr von jenen gehört, die nicht mit Eorl in die Mark ritten. Diese Unterstützung in unserem Kampf gegen Dol Guldur ist sehr willkommen, dachte er als sie das große Lager erreichten.
Den Männern die mit Widurik gekommen waren teilte man einen großen Bereich am westlichen Rand des Lagers zu, an dem die Palisaden, die es umgaben, noch nicht fertig gestellt worden waren und sich somit genug Platz für die etwas mehr als zehn Dutzend Waldmenschen bot. Erkenbrand ordnete an, den Neuankömmlingen genug von den Vorräten für ein gutes Abendessen zu geben und steuerte dann auf sein Zelt zu, mit Elfhelm und den Gardisten im Schlepptau. Allzu lange mussten sie nicht auf Widurik und Glóin warten, die von dem Mann den Widurik als Alfward vorgestellt hatte sowie einem weiteren Cearling begleitet wurden.
Erkenbrand bot den neuen Verbündeten an, sich zu setzen und ließ den Blick einen Moment lang durch die Runde schweifen. Dann blickte er Widurik an und fragte: "Wie steht es um Euer Volk im Anduin-Tal? Leben die Erben Cearls, dem Bruder unseres Ahnherrn Eorls noch unter euch?"
Dieser antwortete sogleich und sprach: "In der Tat, die meisten unserer Edlen führen sich auf Cearl zurück, mich eingeschlossen. Nun unser Volk ist klein aber kräftig, auch wenn wir wie eh und je unter den Angriffen der Orks des Nebelgebirges leiden. Doch seit dem Verschwinden der Beorninger haben ihre Angriffe zugenommen. Außerdem tragen sie nun Zeichen die wir vorher nicht kannten, eine S-Rune und eine weiße Hand."
"Saruman", mischte sich Glóin ein und erklärte: "Wir fanden tote Orks mit seinem Zeichen, in den verbrannten Überresten von Beorns Hütte."
Erkenbrand blickte zerknirscht drein. "Dass der Zauberer ein doppeltes Spiel spielt ahnten wir bereits. Ich selbst bin nicht zufrieden mit dem Bündnis das mein Herr mit ihm geschlossen hat. Doch wir sind nun hier und bevor die Festung, die wir belagern nicht erstürmt ist müssen wir wohl oder übel mit den Machenschaften Sarumans zurecht kommen. Ich hoffe, die Menschen in Eurer Heimat wissen sich zu verteidigen und sind nicht schutzlos dort geblieben als Ihr hierher aufgebrochen seid."
"Nein, wir haben Festungen im Wald, in denen unser Volk sicher ist", antwortete der dritte Cearling, der sich als Fridurik vorstellte. Dann fuhr er nachdenklich fort, "Zumindest, wenn die Streitmacht des Feindes nicht zu groß ist."
"Das ist gut," stellte Elfhelm fest. "Nun sollten wir uns unserer aktuellen Lage zuwenden. Als ihr eingetroffen seid, habt ihr vielleicht noch die Nachwirkungen des ersten Sturmangriffs auf die feindliche Festung sehen können. Er wurde zurückgeschlagen. Auch Sarumans Kriegsmaschinen haben die Verteidigung Dol Guldurs nicht durchbrechen können."
"Wir haben nicht genug Vorräte um sie auszuhungern," sagte Erkenbrand. "Es muss uns also gelingen, einen Weg über die Mauern zu finden ohne dabei zu große Verluste zu erleiden."
"Vielleicht müssen wir nicht über sie hinüber", warf Glóin ein, "wenn wir die Mauern mit Stollen an den schwächsten Stellen untergraben, müssten sie einstürzen. Dies würde uns den Weg in die Festung ebnen."
"Eine sehr gute Idee, Meister Glóin," sagte Erkenbrand anerkennend. "Ich werde sie dem Herrn Glorfindel vortragen." Er wandte sich an Widurik. "Ich nehme an, Eure Männer haben ihre Quartiere inzwischen bezogen? Mein Vorschlag lautet, dass sich eure Reiter Elfhelm anschließen, der die Berittenen befehligt. Alle übrigen Krieger können eine eigenständige Einheit bilden und Seite an Seite mit den Eorlingas kämpfen, die von mir selbst angeführt werden. Wem Ihr die Führung der beiden Gruppen anvertraut, liegt bei Euch."
"Danke, aber euer Angebot werde ich zum Teil ablehnen müssen", antwortete Widurik, "auch wenn wir zu Pferd reisen, vom Ross aus kämpfen tun wir nur noch selten. Im Schildwall oder Eberkeil, so werden wir kämpfen, an der Seite eurer unberittenen Krieger."
"Ich verstehe," antwortete Erkenbrand. "Nun, allzu viele Reiter können wir in diesem dichten Wald und auch bei der Belagerung an sich wohl sowieso nicht ins Felde führen."
"Lieber wäre es mir, wir führten eine Schlacht auf offener Ebene," sagte Elfhelm. "Doch es ist, wie es ist. Ich stimme zu dem Rat des Zwerges zu vertrauen. Freund Glóin, wärt Ihr bereit, gemeinsam mit jenen aus Eurem Volk einen Plan für einen solchen Stollen zu machen? Zwar zogen die meisten Zwerge nach Helms Klamm, doch ungefähr hundert von ihnen befinden sich hier in unserem Lager."
"Mehr Zwerge, sagt ihr?", erwiderte Glóin erstaunt, "Natürlich, Herr Elfhelm, ich werde mich sogleich aufmachen." Dann zog er seine Kapuze, verbeugte sich und verließ das Zelt.
"Dann ist es entschieden," stellte Erkenbrand fest. "Wir werden auf die Weisheit der Zwerge vertrauen. Doch sagt, gebródhor nordhendeas, wie steht Ihr zu der Lage in der wir uns befinden? Ich werde euch gerne alle Fragen beantworten, die ihr mir stellt."
"Wir sind hier um euch zu helfen", antwortete Widurik, "entsprechend werden wir euch in der Einschätzung der Lage vertrauen, auch wenn es uns missfällt mit Orks gemeinsame Sache zu machen. Was das Sonstige angeht, wäre es interessant zu erfahren, wie es um Eorls Linie steht?"
Erkenbrand senkte seine Stimme etwas. "Nicht so gut wie wir es uns wünschten," sagte er. "Wir haben zwei Könige innerhalb von wenigen Tagen verloren, und keiner hat einen Erben hinterlassen. Jetzt regiert Königin Éowyn Éomundstochter, die Schwester des letzten Königs der Mark. Doch ihr Wille ist stark und ihre Herrschaft gerecht."
"Es tut uns Leid das zu hören" erwiderte Widurik, sichtlich betroffen.
Die Rohirrim nickten leicht und blieben einen Moment still. Dann sagte Erkenbrand: "Nun, ich denke wir brauchen nach dem heutigen Ereignissen wohl alle etwas Schlaf. Ich schlage vor, wir stellen Euch morgen den übrigen Heerführern vor und ziehen uns für die Nacht zurück."
Damit war die Besprechung beendet, doch Cynerics Wachschicht ging noch einige Stunden weiter. Gegen Mitternacht kam endlich die Ablösung und er machte sich auf den Weg zu seinem Zelt. wo er erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
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