Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor
Fornost: In der Stadt
Fine:
Aldoc, Girion, Rilmir, Haleth und Kerry aus Bree
Als Fornost in Sicht kam staunte die kleine Gruppe nicht schlecht, denn so einiges hatte sich verändert seitdem Haleth, Rilmir und Kerry nach Bree aufgebrochen waren. Am großen Tor waren Befestigungen errichtet worden und Teile der zerstörten Mauern waren instand gesetzt worden. Die bedrückte und unterwürfige Stimmung war mit den letzten Spuren der Diener Sarumans verschwunden und einer Betriebsamkeit gewichen, die Kerry an einen Bienenstock erinnerte. Menschen kamen und gingen, es wurden Holzbalken vorbeigetragen und das Geräusch von Hämmern und Sägen war allgegenwärtig.
"Was ist hier denn los?" wunderte sich Haleth.
"Schätze, ein ganz schlimmer Fall von Arbeitswut ist ausgebrochen," kommentierte Kerry.
"Kommt mit," sagte Rilmir. "Sehen wir erst einmal zu, dass wir zum Sternenbund kommen."
Es dauerte einige Minuten, bis sie überhaupt durch das Tor kamen, und auf dem Platz dahinter schallte ihnen das Klirren von Waffen und der Klang von Stahl auf Stahl entgegen. Überall wurde geübt, trainiert, ausgebildet. Sie bogen in eine kleinere Gasse ab und kamen so auf Umwegen zur alten Rüsthalle der Könige, wo die Dúnedain herzlich begrüßt wurden.
"Was gibt es Neues aus Bree?" fragte man sie, doch Rilmir winkte ab.
"Nichts Gutes," gab er zurück. "Was geschieht hier in der Stadt? Was ist nur in die Leute gefahren?"
"Ärger von Norden," kam die Antwort. "Uns steht ein Kampf bevor, womöglich sogar eine Belagerung. Fornost bereitet sich darauf vor!"
Die Dúnedain und Kerry hatten Aldoc und Girion sicher durch das Nordtor Brees gebracht, dessen Wachen glücklicherweise abwesend waren. Sie hatten entschieden, dass sie auf direktem Weg nach Fornost reisen würden, denn aufgrund Lutz Farnrichs Vorhaben war Eile geboten, keine Heimlichkeit. Daher waren sie dem Grünweg gefolgt und hatten auf der Straße ein ordentliches Tempo vorgelegt. Da sie es eilig hatten war kaum Zeit zum Reden geblieben, auch wenn Kerry Aldoc ansah, dass er noch einige Fragen hatte. Sie hatte gar nicht anders gekonnt, als den Hobbit sogleich ins Herz zu schließen, denn er erinnerte sie mehr an Pippin als ihm wohl bewusst war. Sogar seinen Namen hatte sie sich gleich merken können, was höchst ungewöhnlich war. Girion hingegen hatte sich mit dem Namen "Thalier" zufrieden geben müssen.
Ungefähr auf halbem Weg waren sie auf drei Menschen getroffen, die ebenfalls auf dem Weg nach Fornost waren. Es handelte sich um Männer mit Kettenhemden, grünen Schilden und Umhängen.
"Ich bin auf der Suche nach meinem Sohn," hatte der Anführer der drei gesagt. "Ich hörte, er hält sich in der alten Hauptstadt auf. Wir sind von Arandol in den Pinnath Gelin gekommen und bringen Nachricht aus dem Süden, falls euch solche Neuigkeiten interessieren."
Das taten sie, und so hatte Argoleth, der der Hauptmann der Stadtwache von Arandol war, ihnen von der Lage in Gondor und von den Siegen, die die Verteidiger des Westens bei Dol Amroth und Linhir errungen hatten, erzählt. Doch er hatte auch von Aufruhr und Gefahren in Dunland berichtet, die er und seine Kameraden auf dem Weg nach Norden gesehen hatten, und bei diesen Worten hatten Aldoc und Girion aufgehorcht. Offenbar hatten sie bereit Erfahrungen mit diesem Land gemacht.
Rilmir hatte sich einige Zeit alleine mit dem Fremden unterhalten und sich anschließend dazu bereit erklärt, die drei Gondorer ebenfalls zum Sternenbund zu bringen.
Unterwegs hatten Erinnerungen an die Geschehnisse im Tänzelnden Pony Kerry eingeholt und sie war schweigsam und verschlossen geworden, obwohl ein Teil von ihr gerne mit Aldoc geredet hätte. Ständig hatte sie im Kopf diesen schrecklicken Vormittag durchgespielt und es nicht geschafft, den Kampf auszublenden oder zu vergessen. Sie hatte gespürt, wie das Erlebnis eine tiefe Narbe auf ihrer Seele hinterlassen hatte - eine Narbe, die womöglich niemals verheilen würde.
In Fornost angekommen wurden alle Gedanken daran glücklicherweise von den neuen Eindrücken in der Stadt in den Hintergrund geschoben und Kerry fand für einige Zeit wieder größtenteils zu ihrem scherzenden, unbekümmerten Selbst zurück. Sie zeigte Aldoc und Girion das Versteck des Sternenbundes und hörte sich von Mírlinn an, was in ihrer Abwesenheit geschehen war. Doch ganz gelang es ihr nicht, wieder Ordnung in ihren Gedanken zu schaffen. Sie nahm sich vor, so bald wie möglich mit Halarîn zu sprechen, denn sie hatte das Gefühl, bei der Elbin ein offenes Ohr zu finden. Auch Aldoc wollte sie näher kennenlernen, und es tat ihr Leid, dass sie auf der Reise nach Fornost nur wenig mit dem Hobbit geredet hatte. Doch vor allem verlangte es sie danach, mit Gandalf zu reden - von dem Zauberer gab es aber keine Spur, niemand hatte ihn gesehen seitdem Kerrys Gruppe nach Fornost gekommen war. Kerry fragte sich, ob er wohl mit den Adlern davongeflogen war...
Kerry ins Versteck des Sternenbundes
Melkor.:
"Das ist schlechte Kunde die aus Bree zu uns gebracht wird!" bemerkte Elrádan. "Gegen ein Heer sind unsere Chancen schon gering, aber was gegen zwei?"
Ardóneth versuchte Elrádan zu beruhigen, jedoch ohne großen Erfolg. "Wir müssen die Stadt halten. Für eine Flucht ist es jetzt schon zu spät, und selbst wenn, für was haben wir dann hier gekämpft? Im schlimmsten Fall könnten wir uns hier, in den Palast zurückziehen."
"Und wir haben nach Gandalfs Bauplänen die Balliste fast fertigstellen können, wir müssen sie nur noch gut platzieren," warf Gilbárd ein, der sich der Besprechung gerade anschloss. "Es fehlen nur noch die Bolzen" sagte er.
"Wir sollten zuerst in der Waffenkammer suchen. Dort sind sicher noch einige irgendwo aufbewahrt," schlug Ardóneth vor.
Die drei Gefährten verließen nun den Palast und versuchten sich durch die vielen Gassen einen schnellen Weg zur Waffenkammer zu finden. In einem günstigen Moment versuchte Ardóneth kurz Gilbárd unter vier Augen zu sprechen.
"Wann sagst du es ihnen? Sie sollten es wissen - sie haben das Recht zu erfahren wer du bist." flüsterte Ardóneth.
Gilbárd wusste jedoch nicht genau wovon der Dúnadan sprach, konnte aber schon ungefähr erahnen was er meinte. "Wenn die Zeit reif ist," sagte er, blockte jedoch jedes weitere Gespräch ab. Ardóneth akzeptierte diese Entscheidung, war jedoch sichtlich unerfreut über Gilbárds Verschlossenheit.
Als sie die Waffenkammer betraten hörten sie wie sich Belen mit einer ihnen unbekannten Person unterhielt, Ardóneth kam die Stimme bekannt vor konnte sie jedoch nicht wirklich einordnen. Elrádan, der vor ihnen in der Waffenkammer angekommen war suchte bereits nach den Bolzen.
"Ich schaue schon mal nach Elrádan." sagte Gilbárd. Ardóneth nickte und folgte der Stimme. Sie führte in zu Belens Quartier, doch anstatt weiterzugehen stoppte er vor der Tür und lauschte dem Gespräch.
"Die Gefahren sind größer als du zu denken vermagst. Sauron hat nun eine Möglichkeit gefunden mit Hilfe seines Meisterringes wieder eine körperliche Gestalt anzunehmen!"
Eine kurze Zeit hatte Ardóneth das Gespräch seines Vetters und der ihm bekannten Person lauschen können, doch die Neugierde wurde zu groß und so klopfte er an der offenen Tür. Eine große, grauhaarige Person stand vor Belen, den Rücken zur Tür gerichtet.
"Entschuldigt die Störung." sagte er und betrat das Zimmer. Die beiden Gesprächspartner wandten sich zu Ardóneth zu. Beim Anblick der anderen Person erschrak Ardóneth.
"Mein Sohn," sagte der Fremde.
"Vater, was tust du in Fornost?" fragte er Argóleth.
Er und sein Vater hatten das gleiche Erscheinungsbild. Sein Vater war jedoch älter, größer und stärker als er; zudem war sein Bart auch deutlich länger.
"Ich wollte nach meinen einzigen Kind, meinem Sohn sehen. Es war ein großer Fehler den ich damals gemacht hatte und diesen bereue ich schon lange," sagte sein Vater. Ardóneth hatte dies schon beinahe vergessen...
"Ich werde diese verwöhnte Göre nicht heiraten!" schrie Ardóneth seinen Vater an. "Dieses Weib soll an in ihrem Reichtum ersticken."
Argóleth blieb vorerst ruhig dennoch konnte man seinen Zorn erkennen. Sein Kopf lief rot an und seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Verstehst du den nicht? Diese Hochzeit ermöglicht es uns das Verhältnis zwischen Haus Laegened und dem unserem zu verbessern."
"Darum geht es dir also? Du verkaufst mich, dein einziges Kind an irgend so eine Prinzessin? Ich werde sie nicht heiraten!" brüllte Ardoneth zurück.
"Du wirst sie heiraten das ist mein letztes Wort," sagte Argóleth abschließend. Wutentbrannt stürmte Ardóneth aus dem Haus seiner Familie...
"Es war ein Fehler zu glauben ich könnte durch diese Hochzeit ein Bündnis mit dem Hause Laegened schließen. Kannst du mir verzeihen ?" fragte er hoffnungsvoll. Ardóneth war skeptisch "Ich kann es versuchen." Ardóneth reichte seinen Vater, als eine Geste der Vergebung, die Hand. Die beiden hatten viel miteinander zu besprechen, dennoch war die Zeit knapp.
Belen versuchte derweil, noch mehr Neuigkeiten aus dem Osten herauszubekommen. Argoleth berichtete von Gondors Bündnis mit Qúsay, einem Fürsten der Haradrim der sich gegen Saurons auflehnte, von der Belagerung und dem Fall Dol Guldurs aber auch von der siegreichen Schlacht bei Linhir. Ehe er seinen Bericht beenden konnte, wurden Vater und Sohn von Gilbard unterbrochen, der in den Raum geeilt kam und erzählte, dasss seine Suche erfolgreich gewesen war.
Ardóneth nahm Gilbards Nachricht mit einem zufriedenen NIcken auf. Nun waren sie einen wichtigen Schritt zur Verteidiung Fornosts weiter.
Curanthor:
Mathan stand im Lager und leitete zwei Gruppen an, wo sie das viele Holz ablegen sollten. Langsam nahm sein Plan Gestalt an, sein Blick ging zum Tor. Rainer von Bree hatte ganze Arbeit geleistet und innerhalb kürzester Zeit das Tor repariert. Selbiger winkte ihm gerade zu und rief ihn mit "Hauptmann Elb", was sich bei seinen Leuten eingeschlichen hatte.
Mit einem Schmunzeln trat Mathan zu Rainer unter den Torbogen.
"Und was sagt ihr?", fragte jener und ließ die offene Handfläche auf das frische Holz klatshen.
"So gut wie neu, gute Arbeit. Was macht der Rest?", fragte Mathan und sie beide gingen vor das Tor.
"Nun, die Gräben sind auch bald fertig. Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Leute finden."
Dutzende Menschen waren dabei einen Graben vor dem Tor zu ziehen, sie schwitzten und brabbelten unaufhörlich, taten aber ihre Arbeit. Adrienne lief an ihnen vorbei über die Planken, die als Brücke dienten. Sie nickte ihnen zu und trieb die Gruppe weiter an.
"Wofür brauchen wir eigentlich so viel Holz?", fragte Acharnor mit hochrotem Kopf.
Er stand unter ihnen im Graben vor der Torschwelle und schwang die Hacke, ein weiterer Mann stand daneben und stellte einen angespitzen Holzpahl ab.
"Nun, wie wollen unsere Feinde ja nicht einladen einen Rammbock an das Tor zu schleppen," sagte Mathan und deutete zu den reparierten Mauern, "das Gleiche gilt für die Mauern, denn da wollen wir keine Leitern haben."
"Ach deswegen sind wir wie Maulwürfe am buddeln.", murmelte der junge Mann und keuchte angestrengt.
"Glaub mir Junge, eine Belagerung kann äußerst hässlich sein. Zum Glück haben wir einen Elb, der etwas davon versteht. Jetzt sind wir vorbereitet und haben einige Überraschungen für die Hunde und-", Rainer wurde von der Ankunft eines Boten unterbrochen, es war der Vater von Adrienne.
Schnaufend berichtete er, dass die Späher aus Bree zurückgekehrt sind. Mathan gab ein paar Anweisungen und begleitete den noch immer schnaufenden Chronisten zurück durch das Tor.
Halarîn bedeutete den Männern noch weiter zu ziehen, bis auch der letzte Holzbalken an seinem Platz war. Adrienne ließ erschöpft das Seil los und setzte sich neben sie auf den Boden. Die Ankunft von Mathan und ihrem Vater, ließ sie wieder aufstehen. Halarîn blickte ihren Mann an, dieser erkundigte sich nach dem Fortschritt.
"Nun, das Grundgerüst steht, nur der Seilzug macht Probleme. Aber das bekommen wir schon hin, der schwierigste Teil ist geschafft.", erklärte sie und erhielt nur ein Nicken.
"Ich hörte, dass die Späher aus Bree zurück sind, kannst du herausfinden, was sie in Erfahrung gebracht haben?", fragte er sie und begutachtete die Holzkonstruktion.
"Natürlich.", sagte sie und wollte schon gehen, als Adrienne einwarf, dass sie auch mitkommen will.
"Zuerst müssen wir beide reden", verkündete ihr Vater überraschend und ging mit der jungen Frau voraus, "sie kommt gleich nach, es sollte nicht lang dauern."
Halarîn nickte und ging schnellen Schrittes in die Stadt. Ihr Gefühl sagte ihr, wo sie zumindest eine Person mit Sicherheit antreffen würde. Sie passierte den Marktplatz wo stellenweise reger Tauschhandel stattfand, dennoch waren die meisten Menschen an den Toren oder draußen am jagen. Natürlich wurde sie hin und wieder angestarrt, doch das war sie mittlerweile gewohnt.
Als die Elbe in die Rüsthalle eintrat war niemand anwesend, scheinbar hatten alle eine Aufgabe erhalten. Sie ging hoch auf das Dach, doch dort war auch niemand zu sehen. Bei ihrere Rückkehr in die Eingangshalle kam ihr Gandalf entgegen, der seine Pfeife paffte. Halarîn grüßte ihn, was er erwiderte. Nach einem kurzen Moment des Schweigens sagte er nur:" Sie ist ganz in der Nähe." und schlenderte aus der Rüsthalle, wärend er Rauchringe hinterließ.
Es brauchte ein paar Augenblicke, bis sie verstand und rasch zu den Schlafraum der Frauen ging. Dort angekommen dachte sie zuerst, dass niemand im Raum war, doch ihre Elbenaugen erkannten die blonden Haare nach ein paar Herzschlägen, auch wenn sie zerzaust waren.
Zaghaft ging Halarîn auf sie zu und blieb ein paar Schritt vor ihr stehen. Nach ein paar Augenblicken des Schweigens zog sie eine Unterlage von einem Stapel Decken und setzte sich neben Kerrys Bett auf den Boden. Dann wartete sie unaufdringlich, schloss die Augen und lauschte dem Atem der jungen Frau, bis sie von selbst bereit war mit ihr zu sprechen.
Halarîn zum Versteck des Sternenbundes
Mathan und Ardóneth zum Südtor
Verlinkung ergänzt
Azaril:
Als Aldoc und Girion mit ihren neu gewonnenen Gefährten Fornost erreicht hatten, war der Hobbit erstaunt gewesen, wie lebendig die Stadt erschien. Er war früher ein- oder zweimal bereits hier gewesen, zu jener Zeit, als sich sonst nur die Waldläufer der Dúnedain in diese Stadt gewagt hatten, die sie damals den Totendeich genannt hatten, aber nun glaubte er fast, sie hätten sich auf dem Weg verlaufen und seien zu irgendeiner Stadt weiter im Süden gelangt.
Der Totendeich war wieder zu einem Ort der Lebenden geworden.
Wo vorher eine verfallene, düstere Mauer eine alte, ruinenhafte Stadt umgeben hatte, in der sich manch ein unangenehmes Getier eingenistet hatte, strotzte Fornost nun nur so vor Leben. Die Mauer war an vielen Stellen repariert, die Häuser wieder instand gesetzt geworden, und eine neue, geschäftige Bevölkerung lebte in der einstigen Hauptstadt Arthedains. Staunend war Aldoc den beiden Dúnedain und Kerry zur alten Rüstkammer gefolgt, wo sie von einigen Mitgliedern des Sternenbundes empfangen worden waren.
Nachdem Aldoc und Girion einen Schlafplatz zugewiesen bekommen hatten und Belen, dem Anführer des Sternenbundes, offiziell vorgestellt worden waren, beschloss der Hobbit, sich ein wenig in diesem neuen, veränderten Fornost umzusehen. Es war, als wäre sein Erkundungsdrang einmal mehr erwacht, nur dass es ihn dieses Mal nicht in die weite Ferne zog, sondern nur um die nächste Ecke, um zu sehen, was dort Neues auf ihn wartete. Und es gab einige Dinge in Fornost, die es wert waren, von einem jungen Abenteurer wie ihm erkundet zu werden.
Als erstes nahm er sich die riesige Waffenkammer vor, die, wie er hörte, viele Jahrhunderte lang verschlossen gewesen und erst vor Kurzem wieder geöffnet worden war. Er staunte nicht schlecht, als er all die Waffen sah, die inzwischen von fleißigen Arbeitern aus den Tiefen der Kammer nach draußen getragen wurden, um damit die Verteidiger von Fornost zu rüsten. Aber nicht nur hier zeugte das geschäftige Werken der neuen Einwohner der alten Stadt von den rasch voranschreitenden Kriegsvorbereitungen, denn auch am Königspalast, den er als nächstes aufsuchte, war eine überraschend große Zahl an Menschen in alle nur erdenklichen Richtungen unterwegs, wobei ein jeder von ihnen einer wichtigen Aufgabe nachzugehen schien. Aldoc musste gestehen, dass er sich ein wenig nutzlos vorkam, weil er nur ziellos durch die Stadt streifte, astatt wie die Anderen zu arbeiten, aber sobald er sich hier ein wenig besser zurechtfand, würde er auch mithelfen, das nahm er sich fest vor.
Schließlich kam er wieder am Tor an, das er zwar schon bei seiner Ankunft gesehen hatte, allerdings war er dabei nicht dazu gekommen, es genauer zu betrachten. Aldoc erinnerte sich noch gut daran, in welch zerfallenem Zustand sich dieses Tor befunden hatte, als er zum ersten Mal hier gewesen war. Vor hunderten von Jahren war es aufgebrochen worden von den Armeen Angmars, doch niemals wiederhergestellt – bis heute, denn die Flüchtlinge, die von überall her nach Fornost geströmt waren, hatten ganze Arbeit geleistet. Dennoch bezweifelte der Hobbit, dass dieses Tor einer großen Streitmacht mit gutem Belagerungsgerät sehr lange standhalten würde.
Zu seinem Erstaunen erblickte er beim Tor sogar einen Elben. Dann gibt es im Sternenbund wohl auch Elben?, fragte er sich nachdenklich. Aber nicht sehr viele, wahrscheinlich. Da der Elb allerdings beschäftigt aussah, beschloss Aldoc, erst später mit ihm zu sprechen, falls sich eine passende Gelegenheit ergab.
Vorerst aber kehrte er zur alten Rüsthalle zurück, um Girion zu holen und sich mit ihm nützlich zu machen. Vielleicht wurde ihre Hilfe noch beim Errichten der Befestigungsanlagen gebraucht, vielleicht auch beim Zusammenstellen der Ausrüstung oder sogar bei der Ausbildung all dieser Menschen, wobei Aldoc sich nicht sicher war, ob er bei letzterem von großem Nutzen sein konnte.
Doch als er bei der Waffenkammer ankam, war der Mensch aus Thal dort nirgends zu finden, so sehr Aldoc auch nach ihm suchte. Er durchkämmte selbst die hintersten Winkel des großen Gebäudes und einige der leerstehenden Häuser in der Nähe, doch ohne Ergebnis. Girion war wie vom Erdboden verschluckt. Schließlich setzte sich der Hobbit in einer düsteren Gasse nicht unweit der Rüstkammer auf eine alte Kiste und seufzte tief. Wahrscheinlich war Girion schon längst dabei, dem Sternenbund zu helfen, wo er konnte, im Gegensatz zu ihm.
Vermutlich war Girion für die Verteidigung von Fornost ungleich wichtiger als Aldoc. Sie waren beide keine Fürsten oder Stammesführer oder Zauberer oder irgendetwas dergleichen, deshalb würden sie wahrscheinlich ohnehin keine große Rolle in der Schlacht spielen, doch Girion war wenigstens ein bestens ausgebildeter und erfahrener Krieger, was man von den meisten der Menschen, die nun hier lebten, nicht behaupten konnte.
Aber was war Aldoc? Ein Abenteurer. Auch er hatte sich schon gegen die eine oder andere Gefahr behaupten müssen, und theoretisch verfügte er auch über eine Schwertkampfausbildung, aber er wusste trotzdem nicht, ob er für eine richtige Schlacht schon bereit war. Nun, es war allemal besser, als nur untätig im Auenland herumzusitzen. Auch wenn es nur wenig war, nichtig im großen Gesamtbild, so konnte er hier doch zumindest etwas bewirken.
Auf einmal setzte sich jemand neben ihn, eine Gestalt in weiß und mit einer Art langem Wanderstab. Aldoc sah überrascht auf und wäre fast von seinem nicht sehr gemütlichen Sitzplatz aufgesprungen, als er erkannte, dass es sich um niemand geringeren als Gandalf handelte, der gemütlich seine Pfeife stopfte, als wäre der Hobbit gar nicht hier, ehe er diesem auch etwas Pfeifenkraut anbot. "Wie wäre es mit ein wenig Alter Tobi? Ich habe nicht mehr viel, also rate ich dir, mein freundliches Angebot nicht abzuweisen."
Ein paar Augenblicke lang war Aldoc viel zu erstaunt, um zu realisieren, was der Zauberer eigentlich von ihm wollte, geschweige denn, eine Antwort zu geben, doch schließlich brachte er ein Nicken zustande und kramte seine eigene Pfeife, die er schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzt hatte, aus seinem Reisebeutel.
Eine Zeit lang saßen die beiden nur schweigend nebeneinander und bliesen verschieden große Rauchringe in die Luft, der Halbling und der Zauberer. Aldoc hatte Gandalf nie sonderlich leiden können, was im Großen und Ganzen daran lag, dass sein Unterbewusstsein den Zauberer immer wieder mit Bilbos Verschwinden an dessen einundelfzigsten Geburtstag in Verbindung brachte, obwohl er eigentlich schon lange wusste, dass Gandalf nicht dafür verantwortlich war – jedenfalls nicht auf eine direkte Weise.
Dennoch machte es ihm nun seltsamerweise nichts aus, dass der graue Pilger sich neben ihn gesetzt hatte, und es fühlte sich seltsam friedlich und gewöhnlich an, mit ihm gemeinsam Pfeife zu rauchen, als wäre der Krieg nur ein ferner Traum und sie säßen auf einem sonnigen Hügel zuhause im Auenland. Und da war noch ein anderes Gefühl… als wäre Aldoc endlich am Ziel seiner jüngsten Reise angelangt. Und in gewisser Weise war das auch so, denn sein Ziel war gewesen, Gandalf und dem Sternenbund zu folgen.
"Nun, Aldoc Tuk", durchbrach Gandalf auf einmal diese friedliche Stille zwischen ihnen. "Gedenkst du, an der Schlacht teilzunehmen?"
Aldoc zögerte nur kurz, bevor er antwortete, kaum einen Wimpernschlag lang, aber er zögerte. "Natürlich. Warum sollte ich nicht daran teilnehmen? Jetzt, da ich hier bin, werde ich selbstverständlich kämpfen. Es sei denn… haben sie Warge?"
Gandalf zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht."
Aldoc griff mit einer Hand nach dem Wargzahn, den er noch immer an einem Band um den Hals trug, und atmete tief durch, als ihn ein eisiges Schaudern überkam. "Auf Zauberer ist heutzutage anscheinend auch kein Verlass mehr."
"Ich habe gehört, du und dein menschlicher Begleiter seid mit Rilmir, Haleth und Kerry hierher gekommen?", lenkte der Zauberer das Gespräch auf ein anderes Thema, aber dem jungen Tuk war es nur recht so.
"Ja, das stimmt." Wo auch immer mein menschlicher Begleiter nun stecken mag. "Aber sag, Gandalf, sie ist keine Dúnadan, diese Kerry, oder? Woher kommt sie?"
"Vielleicht solltest du darüber lieber mit ihr selbst sprechen. Noch ist Zeit, und wenn du einmal mein Alter erreichen wirst, wirst du erkennen, wie wertvoll es sein kann, noch einmal ein freundliches Gespräch zu führen, bevor der nächste Sturm heraufzieht."
Aldoc schnaubte belustigt. "Gandalf der Poet. Keine schlechte Metapher, aber dir ist bewusst, dass es nicht gerade ein neuartiger Einfall ist, eine bevorstehende Schlacht mit einem Sturm zu vergleichen, oder?"
"Aber nichtsdestotrotz ein passender Vergleich, meinst du nicht?", entgegnete Ganadlf. "Noch ist es hell hier in Fornost, aber wenn der Sturm über uns hereinbricht, wird es dunkel sein, in mehr als nur einer Hinsicht."
"Kein Wunder, dass sie dich mancherorts als Vorbote des Unheils bezeichnen", brummte der Hobbit. "Bei deinen Worten scheinst du genau das zu sein."
Gandalf nahm einen tiefen Zug von seiner Pfeife und stieß eine Reihe langsam größer werdender Rauchringe aus. "Ich helfe, wo ich kann. In dieser Hinsicht sind wir beide uns doch gar nicht so unähnlich."
"Da irrst du dich, alter Mann." Aldoc schüttelte den Kopf. "Ich bin kein Helfer in der Not und auch kein Herold des Blutvergießens. Ich bin nur ein kleiner Hobbit-Abenteurer, nicht mehr als ein Kieselstein im großen Gefüge von Mittelerde."
"Das war auch Bilbo, und nun sieh, was er alles bewirkt hat." Der Zauberer beugte sich zu ihm herüber und fuhr mit leiser, aber eindringlicher Stimme fort. "Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern, Aldoc Tuk."
Tatsächlich? Aldoc wagte das zu bezweifeln. Gewiss, Bilbo hatte einiges vollbracht, und wäre er nicht gewesen, würde der Drache Smaug vermutlich noch immer in Mittelerde wüten. In diesem Fall sähe es vermutlich zu diesem Zeitpunkt weit schlechter für die freien Völker aus. Aber was spielte es letztlich für eine Rolle? Die Dunkelheit kam so oder so. Nach Bilbo hatte es auch noch Frodo Beutlin versucht, größer zu sein, als er wirklich war, und wozu hatte das letztlich geführt?
"Verzage nicht, Aldoc", sagte der alte Mann in weiß, der offenbar genau in der Miene des Halblings gelesen hatte.
"Du sprichst mit mir, als würdest du mich gut kennen", bemerkte Aldoc. "Dabei sind wir uns erst ein- oder zweimal begegnet."
"Natürlich kenne ich dich. Ihr Hobbits wart schon immer ein faszinierendes Völkchen, und ich habe nicht wenige von euch wachsam im Auge behalten, vor allem jene, die mit Bilbo Beutlin zu tun hatten. Ich kenne dich genau, Aldoc Tuk, täusche dich nicht."
Der Abenteurer seufzte tief. "Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll, dass mich ein grauer, alter Mann scheinbar mein ganzes Leben lang beobachtet hat."
Daraufhin lachte Gandalf herzhaft. "Na also, dein Humor ist dir also doch noch nicht gänzlich abhanden gekommen, mein junger Freund."
"Ich erinnere mich nicht daran, dass wir jemals Freundschaft geschlossen hätten", entgegnete Aldoc jedoch bar jeglicher Belustigung.
"In diesen finsteren Tagen müssen wir alle zusammenhalten, und neues Licht kann entstehen, wo vorher keines war", meinte der Zauberer. "Ich war und bin mit einigen Hobbits befreundet, und ich wage zu behaupten, dass auch wir eines Tages Freunde sein können."
Jetzt war es an Aldoc, zu lachen, jedoch auf eine zynische Weise. "Wenn wir bis dahin nicht alle unter der Erde verrotten, vielleicht."
Schlagartig wurde auch Gandalf wieder ernst, und seine Stimme nahm einen tadelnden Ton an. "Solche Ansichten sind für einen Jungen in deinem Alter nicht gesund. Vergiss nicht, viele hier hegen noch immer die Hoffnung, Sauron könnte eines Tages bezwungen werden."
"Dann sind sie Narren." Er ließ seine eigene Pfeife sinken und drehte sich dem alten Mann mit dem Stab zu, um ihn mit einem finsteren Blick zu bedenken. "Wir schaffen es doch nicht einmal, Saruman zu besiegen, wie sollen wir uns da mit dem dunklen Herrscher messen? Weißt du, vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich auch noch so gedacht, habe einem Freund erzählt, dass noch Hoffnung bestünde, aber dann ist ebendieser Freund von Wargen zerfleischt worden und ich habe mehrere Wochen in einem dunklen Kerker mit einem senilen Alten und einem Verrückten verbracht. Und als ich endlich wieder in die Freiheit gelangte, war das Auenland, zu dessen Befreiung ich eigentlich ausgezogen war, bereits befreit worden, und alles, was für mich zu tun blieb, war, die mickrigen Überreste der Strolche zu beseitigen. Und jetzt bin ich hier und warte auf eine Armee, die uns vermutlich alle umbringen wird. Siehst du es nun, Gandalf? Die letzten Monate haben mir nicht viel Anlass zum Hoffen gegeben. Mehr und mehr gelange ich zu dem Schluss, dass Hoffnung eine Illusion ist. Dass es keinen Sieg gibt, nur einen Aufschub."
Auch Gandalf ließ nun seine Pfeife sinken und nahm keinen weiteren Zug mehr. "Hoffnung ist immer nur eine Illusion, mein junger Freund. Aber sie ist eine machtvolle Illusion, die Schlachten entscheiden und Kriege gewinnen kann. Gebe nicht die Hoffnung auf, bevor du den Feind überhaupt zu Gesicht bekommen hast. Ich bin mir sicher, wir werden Fornost verteidigen können."
"Bist du das? Ich glaube dir nicht." Aldoc seufzte noch einmal. "Du bist zu alt und hast wahrscheinlich zu vieles gesehen, als dass du an deine eigenen Worte glauben würdest. Es ist keineswegs sicher, ob wir Fornost halten können oder nicht. Aber ich weiß zu schätzen, dass du versucht hast, mir Mut zu machen, auch wenn es nicht funktioniert hat. Wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich bin dieses Gespräches müde. Wir können nach der Schlacht noch einmal reden, wenn du willst, so wir denn da beide noch am Leben sind."
Und damit erhob er sich von der alten Kiste in der dunklen Gasse und machte sich wieder auf die Suche nach seinem hochgewachsenen Gefährten. Gandalf sah ihm nachdenklich hinterher, doch für den Moment gab es nichts mehr, was sie einander noch zu sagen hatten.
Fine:
Kerry vom Südtor
In der Abenddämmerung machte Kerry einen Spaziergang durch die sich leerenden Straßen der Stadt. Sie hatte seit ihrer Reise nach Bree nur selten einen Grund zu lächeln gehabt, doch nun grinste sie, denn sie war äußerst zufrieden mit sich selbst und mit dem Tag, der gerade zu Ende ging. Halarîn hatte es geschafft, sie wieder aufzubauen, Adrienne hatte ihr gezeigt, dass man stets Mut zum Kämpfen in sich tragen konnte, egal wie groß oder stark man war; und Ardóneths freundliche Annahme ihrer Entschuldigung und das Gespräch mit ihm hatten einige der Risse in Kerrys Herzen verschwinden lassen. Sie betastete die türkis glitzernden Ohrringe und spürte, wie Wärme in ihre Wangen stieg. Und diesmal suchte sie nicht nach dem Grund und machte sich nicht endlos Gedanken darüber, wo dieses Gefühl herkam, sondern genoss einfach nur, wie schön es sich in ihrem Inneren anfühlte. Es hatte gut getan, frei mit Halarîn zu reden und die sanfte Berührung der Elbin auf ihrer Haut und an ihren Haaren zu spüren, und es war Kerry egal, dass sie sich in diesem Moment wie ein kleines Mädchen gefühlt hatte, das in der Umarmung ihrer Mutter Schutz suchte.
Sie kam zum westlichen Tor Fornosts, dem kleinsten der drei Tore. Wachsame Menschen hatten selbst hier einige Barrikaden errichtet, doch Belens Plan sah vor, dass dieses Tor als Hauptfluchtweg für diejenigen, die nicht kämpfen konnten dienen sollte, falls die Schlacht sich zu Ungunsten der Verteidiger wenden sollte. Kerry ging daran vorbei. Durch das Tor wollte sie heute nicht, sondern ihr Ziel lag auf dem Gebäude daneben. Es handelte sich um einen alten Turm, der wohl einst als Nistort für Vögel verwendet wurde, die Nachrichten in alle Winkel des Reiches von Arnor trugen. Nach dem Fall von Fornost im Krieg mit Angmar waren nur wenige Tiere dort geblieben, da nun niemand mehr da war, der ihnen Futter brachte. Kerry stieg nicht bis ganz auf die Spitze hinauf sondern begnügte sich damit, eine Höhe zu erreichen die es ihr erlauben würde, über die Dächer der übrigen Häuser und über die westlichen Mauern hinwegzublicken und ihren Blick auf die Ebene im Westen schweifen zu lassen.
Wie sie so gedankenverloren die breiten Stufen im Inneren des Turms hinaufstieg wäre sie beinahe mit einem Mann in einem grauen Mantel zusammengestoßen. Dieser drehte sich um und stoppte Kerry indem er sie an der Schulter festhielt. Es war Rilmir.
"Dúnadan! Ähm... du hier?" stieß sie überrascht und erschrocken hervor.
"Schsch," machte Rilmir und legte einen Finger an die Lippen. "Leise, Kerry. Sonst werden sie dich noch hören," wisperte er.
"Hören? Wer..." fragte Kerry so leise sie konnte, doch Rilmir hatte sich bereits wieder umgedreht und begonnen, die Stufen hinauf zu schleichen. Kerry, der ein großes Fragezeichen im Gesicht stand, folgte ihm vorsichtig, darauf bedacht, keinen Laut zu machen. Und obwohl die Stufen steiler wurden schaffte sie es, nahezu lautlos zu atmen.
Einige Meter weiter kam ein Torbogen auf der linken Seite in Sicht, von dem Kerry vermutete, dass er zu ihrem ursprünglichem Ziel führte: dem großen Balkon, der nach Westen blickte. Auf der obersten Stufe stand eine schlanke Gestalt und spähte hinaus. Kerry war wenig überrascht, dass es sich dabei um Haleth handelte. Die Waldläuferin winkte ihr fröhlich zu, gab ihr jedoch ebenfalls zu verstehen, so leise wie möglich zu sein. Kerry und Rilmir schlossen zu Haleth auf, und als sie bei ihr angekommen waren, hörten sie die Stimmen.
"Dein Haar glänzt wie flüssiges Gold im Sonnenuntergang," sagte jemand den Kerry nicht ganz einordnen konnte. Es war die Stimme eines Mannes.
Eine zweite Stimme kam dazu und machte ein Geräusch, das zustimmend klang, aber kein Wort war. Diese Stimme kam Kerry eindeutig bekannt vor. Auch Haleth und Rilmir hatten erkannt, um wen es sich handelte, und konnten ihr Grinsen nun nicht länger unterdrücken.
"Siehst du wie sich die Strahlen auf dem Abendrotsee in der Entfernung spiegeln?" fragte die Frau. Und Kerry erkannte Mírlinns Stimme. Sie erinnerte sich, dass die Waldläuferin ihr einmal erzählt hatte, dass ihre Vorfahren aus Annúminas stammten und sie an den Ufern des Abendrotsees aufgewachsen war.
"Ich sehe es, meine Blüte, doch dein Antlitz ist mir ein viel lieberer Anblick," antwortete der Mann.
Mírlinn kicherte, doch nicht auf ihre typische Art und Weise, sondern eindeutig mit verliebten Untertönen.
Und jetzt konnte Rilmir und Haleth nicht mehr an sich halten. Rilmir brach in schallendes Gelächter aus während Haleth auf den Balkon sprang. "Also, wen haben wir hier?" fragte sie spitz und und begann dann, unkontrolliert zu kichern.
Kerry schob sich an Rilmir vorbei und warf endlich einen Blick auf den Balkon. Dort saß Mírlinn mit hochrotem Kopf - und neben ihr der Waldläufer Elrádan, der so etwas wie Ardóneths Rechte Hand war, so wie Kerry es verstanden hatte.
"Und so wendet sich das Blatt," brachte Rilmir zwischen zwei Lachanfällen hervor.
"Meine Blüte!" rief Haleth und sank lachend auf die Knie.
"Hört auf!" verlangte Mírlinn während Elrádan betreten neben ihr stand und offensichtlich gerne im Boden versunken wäre.
Doch es dauerte noch eine ganze Weile bis das Gelächter endlich verklang. Auch Kerry hatte inzwischen ein breites Grinsen im Gesicht. Ihr war nicht entgangen, wie Mírlinn wieder und wieder Rilmir und Haleth aufgezogen hatte, weil sie in letzter Zeit unzertrennlich gewesen waren. Dass die Dúnadan die ganze Zeit im Geheimen selbst eine romantische Beziehung geführt hatte machte diese Entdeckung umso schockierender - und witziger.
Während sie zu fünft auf dem Balkon standen ging im Westen über der Ebene zwischen Annúminas und Fornost die Sonne unter. Haleth und Rilmir hatten sich beruhigt und Elrádan und Mírlinn klar gemacht, dass sie rein gar nichts gegen deren Beziehung hatten, sie ihnen jedoch nicht versprechen konnten, die Sache geheim zu halten. Elrádan versuchte es trotzdem und schärfte Kerry ein, Ardóneth kein Wort davon zu erzählen, woraufhin sie mit den Schultern zuckte.
"Wir werden sehen. Wenn er mich danach fragt werde ich Ardan nicht anlügen," stellte sie klar.
Alle fünf machten sie sich nun, als es dunkel geworden war, auf den Weg zurück zum Versteck des Sternenbundes. Das Gelächter hatte Kerry gut getan und rundete einen ereignisreichen aber dennoch insgesamt guten Tag geradezu perfekt ab. Sie freute sich darauf, in dieser Nacht ganz besonders gut einschlafen zu können, da nun einige ihrer Probleme fürs Erste behoben zu sein schienen. Zwar vergaß sie nicht den bevorstehenden Angriff auf die Stadt und die Sorgen, die dieser bei ihr auslöste. Doch für den Augenblick überwog die gute Stimmung und ließ ihr Lächeln bestehen.
Rilmir, Haleth, Mírlinn, Elrádan und Kerry zum Versteck des Sternenbundes
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