Gandalf, Belen, Rilmir und Kerry mit dem Sternenbund von der Feste der DúnedainDie Gruppe versammelte sich auf einer Anhöhe, die sich im Westen der alten Stadt Fornost erhob und blickte auf die Stadt hinab.
"Früher kam nahezu niemals jemand hierher, bis auf die Dúnedain," sagte Belen. "Totendeich nannten es die Menschen von Bree. Sie sagten, es spuke in den Ruinen und Geister gingen darin um. Und jetzt seht es euch an."
Die Stadt war voll von Aktivität. Rauch stieg an vielen Stellen auf und wies auf Lagerfeuer hin. Überall sahen sie behelfsmäßige Unterstände: zwischen den alten Mauern waren neue Holzkonstruktionen zu sehen und einige der Straßen waren mit Überhängen aus dicken Stoff überdacht worden. Am großen Tor war ein reges Kommen und Gehen von Menschen die hier nun wohnten. Fornost hatte durch die Flüchtlinge aus Rohan, Gondor und Thal zu neuem Leben gefunden und war wieder eine Heimat für viele Menschen.
Gandalf hüllte sich in seinen grauen Mantel.
Er befürchtet wohl, wieder für Saruman gehalten zu werden, folgerte Kerry.
Das könnte einen ziemlichen Aufruhr verursachen. Und zuviel Aufruhr sollten wir besser vermeiden.Sie legten das letzte Stück zum Tor zurück und traten den Wachen entgegen. Es waren ganz eindeutig Diener Sarumans. Auf ihren runden Schilden war das Zeichen der Weißen Hand zu sehen.
Belen hob die Hand. "Grüß' euch, Freunde," sagte er. "Wie ich sehe ist die Stadt weiterhin gut bewacht."
Die Wächter schienen unbeeindruckt. "Parole?" verlangte der eine.
"
Golden fallen die Blätter im Wald," antwortete Belen.
Sein Gegenüber nickte, doch sein Blick blieb misstrauisch. "Ihr Waldläufer dürft 'rein," knurrte er. "Aber was ist mit denen beiden da? Die Kleine und der alte Graubart? Wer sind die? Was haben die mit euch zu schaffen?"
"Der Alte ist mein Vater," erklärte Belen. "Er ist etwas wirr im Kopf, aber er geht schon in Ordnung. Und was das Mädchen betrifft...", Verschwörerisch senkte er die Stimme und fuhr fort. "Sie wird mir und meinen Brüdern dabei dienlich sein, die...
kleinen Freuden des Lebens zu genießen," sagte er und setzte ein schiefes Grinsen auf.
Das meint er doch nicht ernst. Das ist doch... dachte Kerry und wollte schon protestieren, doch Rilmir hielt ihr geschwind den Mund zu.
Wehe, wenn das kein Scherz war, dachte sie und blickte finster zu Belen hinüber.
Er schien es gar nicht zu bemerken. "Oho, ich verstehe," sagte der Wächter und ließ seinen Blick über Kerrys Figur gleiten. "Nun denn. Herein mit Eurer fröhlichen Gesellschaft, Waldläufer."
Sie passierten das Tor und gingen die Hauptstraße entlang. Überall sahen sie Menschen, die Not litten. Es schien einfach nicht genug zu Essen und genug warme Kleidung für alle zu geben.
"Wir müssen diesen armen Leuten helfen," sagte Kerry voller Mitleid.
"Das werden wir, Kerry," antwortete Gandalf, der neben ihr ging. "Sobald ich nicht mehr
wirr im Kopf bin," fügte er in Belens Richtung hinzu.
"He, Mithrandir, es hat funktioniert, oder nicht?" wehrte sich dieser mit einem für ihn ganz untypischen Grinsen im Gesicht.
"Kerry, mein Mädchen, ich befürchte, du färbst auf die guten Dúnedain ab. Jetzt versuchen sie auch schon,
witzig zu sein," sagte Gandalf und stieß ein tiefes Seufzen aus, von dem sich Kerry nicht ganz sicher war ob es echt war oder nicht.
Kerry kicherte. Diese Reise würde also
doch einigen Spaß machen.
Sehr gut.Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Menschen in Fornost zu. Die unterschiedlichsten Leute waren auf den Straßen der Stadt unterwegs, die nun wahrlich nicht mehr leer genannt werden konnte. Sie sah Rohirrim, von denen nur die wenigsten noch Pferde zu haben schienen. Auch viele Gondorer, Menschen die ihrer Freundin Magrochil ähnelten, konnte sie entdecken. Und dann waren da noch Menschen, die entfernte Verwandte der Rohirrim zu sein schienen, jedoch zumeist dunkleres Haar besaßen.
"Sie kommen aus Thal, einer Stadt weit im Osten von hier," erklärte Rilmir. "Die wilden Ostlinge haben sie erobert. Es heißt, dass nun einer der Ringgeister über die Menschen von Langen See herrscht."
"Ich weiß durchaus wo Thal liegt," gab Kerry zurück. "Es ist traurig zu sehen, dass all diese Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind hier nun in solchem Elend leben. Und Sarumans Schergen machen ihre Lage ganz sicher nicht besser."
Die Gruppe erreichte einen zentralen Platz innerhalb Fornosts, auf dem eine Art Markt entstanden war. Dort handelten die Bewohner der Stadt mit dem wenigen, das sie aus ihrer Heimat hatten retten können oder das sie in den Gegenden um Fornost jagen, sammeln oder finden konnten. Hier hielt Belens Gruppe an.
"Wie gehen wir jetzt vor, Gandalf?" fragte Kerry. Doch der Zauberer schien ihr nicht zuzuhören. Er blickte in die sie umgebende Menge und schien etwas zu suchen. Dann plötzlich erhellte sich sein Gesicht und er ging zu einem der Stände hinüber. Dort bot ein düster dreinblickender Mann mit grünem Umhang erlegtes Wild aller Art an. Gandalf trat an den Stand und stützte sich auf seinen Stab.
"
Ja, das Fleisch ist frisch,
ja, es stammt aus den Wäldern in der Gegend, und
nein, ich gewähre keine Sonderpreise. Wir haben alle mit unseren eigenen Problemen zu kämpfen," sagte der Mann ohne aufzublicken.
Er bekommt wohl immer dieselben Fragen gestellt, dachte Kerry.
"Und wie sieht es mit sehr alten Freunden aus? Bekommen die Eure Jagdbeute etwa billiger?" wollte Gandalf schmunzelnd wissen.
Jetzt blickte der Mann auf und die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "...Mithrandir? Bist du's wirklich?"
"Ich bin's, Mablung. Es ist ein weiter Weg von Minas Tirith, als wir uns zuletzt trafen, nicht wahr?"
"Woher kennst du ihn, Mithrandir?" fragte Belen. "Wer ist dieser Mann?"
"Oh, er ist einer der Dúnedain des
Südens, mein guter Belen. Ein äußerst mutiger Waldläufer, der viele Jahre mit Faramir, dem Sohn des Truchsessen, gegen die Horden Mordors gekämpft hat. Ich kenne ihn schon lange. Ihr könnt ihm vertrauen."
"Wer sind deine Freunde, Mithrandir?" wollte Mablung wissen.
"Dies sind Belen, der Anführer des Bunds der Sieben Sterne, sowie seine treuen Gefährten. Und dazu die junge Kerevalline."
Ich bin genauso treu wie jeder andere hier, dachte Kerry, die sich übergangen fühlte, doch sie schaffte es, den Mund zu halten.
"Wir sind hier, um gegen Sarumans Einfluß in Eriador vorzugehen," fuhr Gandalf fort. "Und wir brauchen deine Hilfe."
Mablung nickte. "Kommt am besten mit. Ich bringe euch an einen sicheren Ort. Es ist nicht weit."
Der Dúnadan des Südens ging voran und die Gruppe folgte ihm tiefer in die alte Stadt hinein.