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Autor Thema: Die Furten des Harnen  (Gelesen 6025 mal)

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Die Furten des Harnen
« am: 21. Feb 2016, 16:48 »
Qúsay, Dirar und zwanzig Reiter von den Harnenmündungen
Beregond und Aerien von der Harad-Straße



Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte kamen Beregond und Aerien an den Furten des Harnen an. Es wurde wärmer als Aerien es bisher je erlebt hatte.
"Lass' uns eine Pause einlegen," schlug Beregond vor. "Bei dieser Hitze müssen wir vorsichtig sein und genug trinken. Ich weiß nicht, wann wir das nächste Mal die Gelegenheit bekommen werden, unsere Trinkwasservorräte aufzufüllen."
Sie standen im Schatten der Olivenbäume die auf beiden Seiten der Furten wuchsen und ließen die Pferde vom klaren Wasser des Harnen trinken. Beregond war abgesessen und füllte ihre Trinkschläuche, doch Aerien blieb im Sattel und hielt wachsam in alle Richtungen Ausschau.

"Siehst du das?" fragte sie den Gondorer, der aufblickte und in die Richtung schaute, in die Aerien zeigte. In westlicher Richtung am Fluß entlang war in der Ferne eine Staubwolke zu sehen.
"Das müssen Reiter sein," stellte Beregond fest. Und tatsächlich konnten sie schon bald ungefähr zwei Dutzend berittene Gestalten erkennen, die sich rasch näherten.
Beregond schwang sich eilig in den Sattel. "Halte dich zur Flucht bereit, Aerien," sagte er vorsichtig und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes.
"Was, wenn es Qúsay ist?" fragte sie.
"Das wissen wir nicht. Ich kann das Banner, das sie mit sich führen, nicht erkennen."
Die Reiter waren nun so nah, dass Aerien ihre Gesichter erkennen konnte. Es waren Haradrim, wie sie feststellte, denn sie waren in Rüstungen und Kleidung wie sie bei den Südländern üblich waren gekleidet. Aerien machte sich bereit. Überlebe.

Die Reiter kamen herangeprescht und hielten in ungefähr zehn Metern Abstand an. Zwei stachen unter ihnen hervor: Der Reiter mit dem Banner, das je einen grünen, einen schwarzen und einen weißen Balken zeigte, und der neben ihm: Ein Mann mit einer Klappe über dem linken Auge.
Beregond hob die offene Hand um zu zeigen, dass er keine feindlichen Absichten hatte.
"Zum Gruße! Wer reitet da in solcher Eile durch Harondor?" fragte er in der Gemeinsprache.
"Shalem la-itta! Ich bin Abdul-Nazir Dirar. Mein Herr hier, ist auf dem Weg nach Aín Sefra!", antwortete der Bannerträger in derselben Sprache, "wir haben dort dringende Geschäfte zu erledigen. Doch was machen zwei gondorische Reisende hier in Harad?"
Beregond verzog leicht den Mundwinkel, blieb jedoch freundlich. "Dies Land gehört zu Gondor, Freund. Wir sind auf der Suche nach seinem neuen Herrn, dem Fürsten von Harondor, um ihm eine wichtige Nachricht zu überbringen."
Aerien blieb still und musterte die Männer aufmerksam.
Der Einäugige zog die rechte Augenbraue hoch und sah die beiden Reisenden eindringlich an. "Ihr sucht Malik Qúsay?", sagte er schließlich. "Man nennt mich Ibn Nazir. Wir sind auf dem Weg zu Qúsay. Wir könnten euch zu ihm führen. Doch wer sagt uns, dass ihr nicht Spione Hasaels, Suladâns oder sogar Saurons seid? Auch Dúnedain folgen ihren Befehlen. Es wäre ein leichtes für zwei dunkle Dúnedain, sich als Gondorer getarnt hier einzuschleusen."
Aeriens Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen als sie sich einmischte: "Alle Dúnedain die Sauron folgen sind Narren! Er hat den Untergang ihres Arûzadân(1)...ihres Königreiches verursacht," platzte sie heraus.
"Still, Aerien," sagte Beregond scharf auf Sindarin. "Überlasse das Reden mir. Vergiss nicht den Auftrag Damrods und Imrahils für uns!"
Der Gondorer wechselte zurück zur Gemeinsprache. "Wie können wir Euch davon überzeugen, uns zu Herrn Qúsay zu führen, Ibn Nazir?"
"Nun ihr könntet damit beginnen, uns zu erzählen wer genau ihr seid", antwortete der Angesprochene.
"Ich bin Beregond, Baranors Sohn und dies ist meine Begleiterin, Aerien Bereneth. Wir suchen keine Streit mit Eurem Herrn sondern bringen ihm gute Botschaften, will ich meinen."
"Also gut, Beregond, Baranors Sohn. Ich bin durchaus geneigt Euch zu glauben. Ihr sagtet, Ihr hättet Euren Auftrag von Imrahil, kennt Ihr den Fürsten?"
Beregond war die Verwunderung darüber anzusehen, dass der Einäugige offenbar die Worte, die er auf Sindarin mit Aerien gewechselt hatte verstand, einen Moment lang deutlich anzusehen. Dann fing er sich wieder und antwortete: "Nein, Herr, ich habe ihn nur einige Male gesehen, doch nie mit dem Fürsten selbst gesprochen. Er kam vor vier Jahren zur Verteidigung der Weißen Stadt. Ich war damals einer der Wächter der Veste, innerhalb deren Mauern der Fürst sich einige Male mit dem Truchsessen beriet."
"Aber Ihr werdet mir den Fürsten beschreiben können, oder? Ein Mann, zwei rangar(2) groß, schwarzes Haar und grüne Augen. Bartlos. Nicht wahr?" erwiderte Ibn Nazir und beugte sich vor.
"Seine Augen sind grau wie das Meer, wenn ich mich recht entsinne. Alles andere jedoch stimmt mit meinen Erinnerungen überein, Ibn Nazir."
"In der Tat!" antwortete Ibn Nazir und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, "Ihr und Eure Begleiterin dürft euch uns anschließen, Baranors Sohn. Qúsay wird euch in Aín Sefra erwarten." Dann wandte er sich an seine Begleiter, und sprach: "Wir reiten weiter!"

Beregond und Aerien atmeten hörbar aus und schlossen sich den Reitern Ibn Nazirs an, die nun begannen, die Furt zu überqueren.
"Er hat die Elbensprache verstanden," wisperte Aerien dem Gondorer zu als sie nebeneinander durch das Wasser ritten, "und wenn mich nicht alles täuscht, hat er selbst viel númenorisches Blut in seinen Adern."
"Wir werden sehen, was geschieht wenn wir Qúsay treffen," beschwichtigte Beregond sie. Und so machte sich die Gruppe auf den Weg nach Aín Sefra.


Qúsay, Dirar, Beregond und Aerien mit den Reitern weiter nach Aín Sefra

(1) adûnâisch "Königreich"
(2) sindarin "Schritt" (númenorisches Maß)
« Letzte Änderung: 28. Jul 2016, 10:26 von Fine »
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