Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Nah-Harad und Harondor
Aín Sefra - In der Stadt
Eandril:
Als Aerien ihre Hand ergriff wäre Narissa beinahe zurückgezuckt, und sie konnte sich nur gerade so noch zurückhalten. Dennoch erwiderte sie den sanften Händedruck, und sagte: "Ich danke dir. Und... falls du mich suchst, du kannst mich im Gasthaus Zum Wüstenlöwen finden." Warum genau sie das sagte wusste sie nicht, aber Aeriens offenkundige Besorgnis ließ sie ihre übliche Vorsicht vergessen und erweckte das Bedürfnis sich weiter mit dem Mädchen zu unterhalten. Dennoch, dazu war jetzt keine Zeit, und mit einem letzten Kopfnicken wandte sie sich ab.
Anstatt jedoch der Hauptstraße weiter ins Zentrum zu folgen führte ihr Weg sie nun in die Seitengasse, aus der Aerien zuvor gekommen war. Abseits der Hauptstraßen waren deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs, und so kam Narissa viel schneller voran als zuvor. Außerdem hoffte sie, dass sie auf diese Weise auf die Rückseite der Fürstenresidenz gelangen würde, denn trotz Aeriens Warnung wollte sie Qúsay nun mit eigenen Augen sehen und am besten unter vier Augen mit ihm sprechen.
Fine:
Aerien blickte Herlenna nach, bis diese am Ende der Gasse um die Ecke herum verschwand. Sie setzte sich auf das Fass, auf dem das Mädchen gesessen hatte und ordnete ihre Gedanken.
Habe ich sie gerade in den Tod geschickt? überlegte sie fieberhaft. Was, wenn sie versucht, in die Residenz einzubrechen, und dabei auf frischer Tat erwischt wird? Gibt es in Ain Sefra öffentliche Hinrichtungen?
In Mordor war so etwas hin und wieder vorgekommen. Es gab keine Gnade für jene, die den Dunklen Herrscher enttäuschten. In Durthang selbst geschah das nur selten, doch sie erinnerte sich noch gut an einen kalten Dezembermorgen, an dem sie als fünfjähriges Mädchen an der Hand ihrer Mutter gestanden hatte und dabei zusehen musste, wie ein hochrangiger númenorischer Kommandant langsam an dem Strick um seinen Hals erstickte. Man hatte ihr damit den absoluten Gehorsam Befehlen gegenüber einbläuen wollen. Je mehr sie von der Welt außerhalb des Schwarzen Landes erfuhr desto mehr stellte sie fest, an was für einem grausamen und schrecklichen Ort sie aufgewachsen war. Als Privilegierte waren ihr zwar die meisten Schrecken erspart geblieben, doch hatte sie selbst als Kind schon sehr deutlich gespürt und mitbekommen, dass der Dunkle Herrscher Sauron kein gütiger alter König oder Fürst war. Er verlangte absoluten Gehorsam und perfekte Ergebnisse.
Ihre Gedanken kehrte zu dem geheimnisvollen Mädchen zurück. Noch immer war sie unsicher, ob der Zusammenstoß der das Gespräch der beiden jungen Frauen eingeleitet hatte, wirklich ein Zufall gewesen war, fand jedoch keine Antwort auf diese Frage. Die Dúnedain von Harad ließen ihren Wissensdurst erneut erwachen und sie fragte sie, wieso sie bisher nicht einen einzigen Hinweis auf Getreue südlich von Pelargir gefunden hatte. Dass Herlennas Verwandte so lange im Verborgenen Gondor unterstützt hatten leuchtete ihr ein - wie sonst hätte das schwindende Reich in den Tagen der Truchsessen gegen die wachsende Macht Mordors und gleichzeitig gegen das deutlich größere und stärkere Harad bestehen können? Aber sie erinnerte sich an die Vergangenheitsform von Herlennas Geschichte und das Aufleuchten von Schmerz und Trauer in ihren Augen und Aerien kam zu dem Schluss, dass diese Untergrundnetzwerk entweder zerstört oder zumindest einen schweren Schlag erlitten haben musste. Sonst wäre sie wohl kaum ganz alleine hier, dachte sie. Wahrscheinlich hätte ich dann ganz schnell ein Messer an der Kehle gehabt.
Sie stand auf und trottete langsam die Straße in Richtung des großen Platzes entlang. Noch immer sah es nicht danach aus, als ob der Maljes bald beginnen würde. Der Vormittag neigte sich dem Ende zu und Aerien spürte, wie sich ein Anflug von Hunger in ihr regte. Sie blieb an einem der vielen Stände stehen und kaufte einen großen, runden Laib von hellem Brot, das dort am Straßenrand in offenen Öfen gebacken wurde. Frisch schmeckt es am Besten dachte sie kauend.
"Hast du 'was für mich übrig?" sagte eine helle Stimme an ihrem rechten Ohr. Sie fuhr herum.
"Serelloth!" atmete sie auf, doch ihre Worte klangen verärgert. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt!" sagte sie vorwurfsvoll auf Sindarin.
"Oh, Aerien, du musst Augen und Ohren offen halten in einer Stadt wie dieser," lachte Serelloth. "Du hast es offenbar geschafft, den guten Beregond zu verlieren und hast dich von diesem Brot ablenken lassen, sodass ich mich kaum anschleichen musste."
Aerien beschloss, das Ganze als Lektion zu mehr Vorsicht zu verstehen. Sie brach ein großes Stück von ihrem Brot ab und reichte es der Waldläuferin.
"Ich wusste nicht, dass du Damrods Tochter bist," sagte sie.
"Das ist ja auch nicht der Rede wert," gab Serelloth achselzuckend zurück. "Glóradan ist bereits auf dem Rückweg nach Ithilien. Wenn mein Vater von der Audienz erfährt wird er dir bestimmt vertrauen."
Sie schenkte Aerien einen fröhlichen Blick. Die gute Laune Serelloths war ansteckend und schon bald redeten sie wie alte Freundinnen über dies und das, lachten über Beregonds einzelgängerische Art und aßen das Brot gemeinsam leer während sie der Straße in Richtung Stadtmitte folgten.
Als sie zum großen Platz kamen staunte Aerien nicht schlecht: In der Mitte stand eine beeindruckende Statue eines haradischen Reiterkriegers, der offenbar den Stammvater der Lahmiden darstellte. Die Residenz des Fürsten lag nicht weit entfernt, und die Straße die vom Platz dorthin führte war von Wachposten versperrt. Sicherlich würden aus dieser Richtung die Anführer des Malikats kommen wenn der Maljes begann. Aerien und Serelloth suchten sich ein schattiges Plätzchen an der Südseite des Platzes und hielten Ausschau nach Beregond, von dem jedoch jede Spur fehlte.
"Er kommt bestimmt bald," sagte Serelloth. "Spätestens wenn das Spektakel beginnt."
"Ich hoffe es," antwortete Aerien. "Wenn ihm etwas zugestoßen ist..."
"Unsinn," meinte die Waldläuferin. "Er kann schon auf sich aufpassen."
Aerien erwog, Serelloth von Herlenna zu erzählen, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen fragte sie: "Hast du schon einmal etwas von einem Mädchen mit weißen Haaren gehört?"
Serelloth blickte ihr ins Gesicht und blieb einen Moment still. Dann sagte sie: "N-nein, Aerien, bitte nicht. Das würde dir nicht stehen."
Erst einen langen Augenblick später verstand Aerien und lachte leise. "Oh, na gut. Dann färbe ich sie mir nicht."
Sie lehnten sich mit den Rücken gegen die nahe Hauswand und schauten dem Treiben auf dem Platz zu, warteten geduldig auf den Beginn des Maljes.
Eandril:
Nach kurzer Zeit, in der sie sich allerdings in mehrere Sackgassen verirrt hatte, erreichte Narissa die Rückseite des Palastes. Sie lehnte sich gegen die Wand eines auf der der Palastmauer gegenüberliegenden Straßenseite, das rechte Bein angezogen und gegen die Wand gestellt, und suchte unauffällig den Palast nach Wegen ab, auf denen sie heimlich in das Gebäude eindringen könnte.
Sie hatte bereits einen Weg ausgemacht, ein Haus neben dem Palast, dessen Dach gerade weit genug über die Gasse hing um mit einem Sprung auf die Mauer überzusetzen, als sich eine weißgekleidete Frau, deren Gesicht unter einer Kapuze verborgen war, an ihr vorbeiging und sich dann ein Stück entfernt von ihr an die Hauswand lehnte. Eigentlich war Narissa voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentriert, doch als die Frau das rechte Bein in die Höhe zog, den Fuß gegen die Wand stellte und damit Narissas Haltung eindeutig nachahmte, blickte sie unwillkürlich zu Seite. In diesem Moment warf die Frau die Kapuze ab.
"Gut getroffen, Narissa. Kind der Zeit."
Auch wenn Narissa sie seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte, erkannte sie Elyana doch sofort. "Was tut ihr hier?", zischte sie. Der Anblick der Frau brachte Erinnerungen in hier hervor, an eine Nacht in der Wüste. Eine Nacht voller Geschichte, Verrat und Gewalt.
"Ich bin hier um dich zu warnen, Narissa", erwiderte Elyana, und Narissa musterte sie etwas genauer. Die Frau aus dem Bund der Sieben Schwestern hatte sich in den letzten zwölf Jahren kein bisschen verändert, es hatten sich höchstens ein paar zusätzliche feine Falten um ihre Augen gebildet.
"Mich warnen?" Narissa spuckte die Worte geradezu aus. "Als ihr das letzte Mal gekommen seid um mich vor etwas zu warnen, habt ihr versucht meine Freunde zu töten und mich zu entführen!"
"Unser Handeln damals war ein Fehler, das gebe ich zu." In Elyanas Gesicht rührte sich kein Muskel, sie wirkte wie aus Stein. "Es war gut dass du deinen Großvater erreicht und die für deine Aufgabe nötigen Fähigkeiten erhalten hast. Aber es war nicht gut, dass du nach seinem Tod nicht zu uns gekommen bist."
Narissa atmete einmal tief durch, und ihr Blick schweifte unruhig über die Straße. Nur wenige Menschen kamen hier vorbei, offenbar hatte sich beinahe die gesamte Bevölkerung von Aín Sefra am zentralen Platz zum Maljes versammelt.
"Ich hatte andere Pläne", gab sie kühl zurück. "Und außerdem hätte ich nicht gewusst, wo ich euch gefunden hätte."
"Hättest du nach uns gesucht, dann hättest du uns auch gefunden." Erstmals klang in Elyanas Stimme ein leichter Vorwurf mit. Narissa zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Na und? Ich wollte eben nicht. Außerdem bin ich jetzt in meinem eigenen Auftrag hier."
"Bist du sicher?" Die Augen der Frau waren wie zwei schwarze Spiegel, in denen Narissa keinen Funken Emotion lesen konnte. "Ich denke, sie hat dich hierher gelenkt. Die Schlange."
"Welche Schlange? Ich kenne keine..." Narissa stockte, denn ihr wurde klar, wen Elyana meinte. Ihr war hingegen überhaupt nicht klar, wie die Sieben Schwester von ihrem Treffen mit der Frau namens Saleme und dem Gondorer Edrahil wissen konnten. Und darüberhinaus war Edrahil es gewesen, der sie nach Aín Sefra geschickt hatte. Und überhaupt... "Ich hatte selbst geplant, hierher zu kommen!", platzte sie heraus, und Elyana zog eine Augenbraue in die Höhe. Das war die erste Regung die sie seit Beginn des Gesprächs erkennen ließ.
"Das mag sein", sagte sie, und wechselte das Thema: "Wie auch immer es gekommen sein mag, du bist von deinem dir bestimmten Weg abgekommen. In Aín Sefra gibt es nichts für dich."
"Ich glaube nicht an euren Kult.", gab Narissa kühl zurück, und richtete die Augen stur geradeaus auf den Palast, ohne Elyana anzusehen. "Und ich tue was ich selbst für richtig halte."
"Aín Sefra bedeutet für dich Blut. Schmerzen. Und Tod." Elyanas Stimme war noch immer vollkommen ausdruckslos. "Der Knochenmann ist dir auf den Fersen, und wenn du hier verweilst wird er dich auch bekommen. Und dann war all unsere Arbeit umsonst, und die Welt wird der Finsternis anheimfallen."
Narissa stieß sich von der Mauer ab, und machte lachend einen Schritt auf die Straße, wobei sie beinahe mit einem vorbeieilenden Mann zusammenstieß.
"Blut, Schmerzen, Tod und der Knochenmann?" Trotz des Lachens war ihre Stimme bitter. "Ihr wisst was ich erlebt habe, und denkt ihr könntet mir damit einen Schrecken einjagen? Damit ich ängstlich wimmernd euren Befehlen folge?"
"Es gibt mehr Grauen auf dieser Welt als du dir vorstellen kannst.", gab Elyana zurück, und in ihrer Stimme war wiederum eine Spur Verärgerung zu hören. Doch Narissa war bereits herumgewirbelt und eilte mit schnellen Schritten die Straße den gleichen Weg den sie gekommen war entlang. Elyana rief ihr noch etwas hinterher, doch sie hörte nicht mehr zu. Sie hatte ihre Entscheidung schon lange getroffen. Sie würde den Sieben Schwestern niemals folgen, also hatte sie es auch nicht nötig, ihnen zuzuhören. Sie folgte dem Gewirr der schmalen Gassen bis zur Hauptstraße zurück, ihr Vorhaben in den Palast einzudringen fürs erst Vergessen, und tauchte in die Menge ein. Hier würde Elyana sie nicht finden - und wenn sie sowieso hier war, konnte sie sich auch gleich das Ergebnis des Maljes ansehen und später versuchen, mit Qúsay zu sprechen.
kolibri8:
Kaum waren die Gondorer durch die Tür verschwunden, wurde diese von Azruba’al ungefragt durchschritten. Begleitet wurde er von einigen anderen Kinahhu, die ihrer Kleidung nach Händler waren. Azruba’al selbst war ein hager Mann, mit einer, für die Kinahhu üblichen, olivfarbenen Haut, lockigem, kurz geschnittenen Haar und einem Bart, der Oberlippe und Kinn bedeckte. Sein Amt als Supet verdankte er nur der Tatsache, dass er einer einflussreichen Kaufmannsfamilie aus Hadasht entstammte, die die Stimmen für seine Wahl gekauft hatte. Mit eiligen Schritten durchquerte Azruba’al den Saal und blieb einige Schritte vor Qúsays Thron stehen.
„Qúsay“, sagte er sichtlich aufgeregt, „was hat all dies zu bedeuten? Ich lasse mich nicht…“, setzte er an, doch Qúsay unterbrach ihn mit lauter und drohender Stimme: „Supet Azruba’al! Dies ist das Heim des Herrn Marwan und das unsrige, und es ist allein unsere Entscheidung, wann wer zur Audienz bei unserer Person eingelassen wird. Eine Entscheidung über die ihr euch nicht hinwegzusetzen habt“, Qúsay stand auf und ging ein paar Schritte auf Azruba’al zu und blieb am oberen Rand der Stufen, die das Thronpodest vom Boden des restlichen Saals trennten stehen, sodass er nun auf Azruba’al herabsah und fuhr fort: „Vielleicht solltet ihr euch ein Beispiel an Supet Ahaziah nehmen, er weiß was Geduld ist.“
Die Erwähnung seines Mitregenten ließ Azruba’al, der gerade zum Widerwort ansetzte verstummen. Ahaziah, war wie Azruba’al ins Amt des Supets gewählt worden. Doch war Ahaziah kein Mitglied einer Kaufmannfamilie, wie Azruba’al, sondern entstammte dem Adel von Shekhem, einer weniger bedeutenden Stadt in der Kinahhu-Konföderation, und war bei Gemeinen wie Edlen gleichermaßen beliebt.
Qúsay fuhr ungehindert fort und sprach weiter, „Nun wenn ihr euch nun beruhigen und uns euer anliegen vortragen möget“, dann drehte er sich um und nahm wieder auf seinem Thron platz.
Azruba’al atmete tief durch und sprach schließlich: „Mein Herr Qúsay, wieso wird Fremden aus Gondor, augenscheinlich nicht einmal Füsten, der Vortritt noch vor Fürsten Harads gewährt. Der Herr Harith ist in tiefer Sorge und verdient es vorgelassen zu werden.“
„Wenn ihr euch so sehr um das Recht Hariths sorgt, bei uns vorsprechen zu können, warum habt ihr ihm dann nicht den Vortritt gelassen?“ konterte Qúsay und wieder verstummte Azruba’al deutlich verlegen, „wie wir bereits gesagt haben, obliegt es allein unserer Entscheidung wen wir wann vorlassen. So kommt endlich zu euren wahren Anliegen, oder der Herr Harith wird heute wirklich keine Möglichkeit mehr haben bei uns vorzusprechen.“
„In Ordnung“, grummelte Azruba’al und fragte: „Werdet ihr das Privileg der Kinahhu den westlichen Seehandel der Ghanúbiyya zu kontrollieren, bestätigen?“
„Wir haben euch und dem Herrn Ahaziah bereits unsere Zusage gegeben und wir werden unser Wort halten – oder zweifelt ihr daran?“
„Nein, mein Herr“, antwortete Azruba’al und verbeugte sich leicht.
„Ihr seid nun entlassen“, sagte Qúsay und rief den Wachen zu Harith einzulassen.
Melkor.:
Músab, Alára, Wa'aran Haywat und ihr Gefolge von der Harad-Straße
Als nach einer langen, beschwerlichen Reise durch von Suladan kontrollierte Gebiete endlich Aín Sefra in Sicht kam seufzte Músab erleichtert. Nun erst würde er sich ein wenig entspannen können und würde nicht länger besorgt Blicke in alle Richtungen werfen. Sie waren von einem zweiten Überfall verschont geblieben und hatten die Wüstenstadt der Lahmiden im Eiltempo erreicht um noch rechtzeitig zum Beginn des Majles dort anzukommen. Músabs Familie besaß ein Anwesen in Ain Sefra, und er bot seinem Freund Wa'aran an, für die Dauer ihres Aufenthalts als Gast mit ihnen dort zu wohnen.
Am Tor der Stadt wurden sie erkannt und freudig begrüßt. Sie passierten den Eingang Ain Sefras und bahnten sich ihren Weg zu Músabs Anwesend. "Macht Platz! Platz für den König von Kerma und den König von Da'amat!" So kamen sie angenehm schnell durch die Menschenmenge und erreichten schließlich das Haus. Beim Anwesen angekommen sattelten sie von ihren Rössern ab und einige Bedienstete brachten die Pferde in den Stall. Das Anwesen war keineswegs mit dem Königspalast von Kerma zu vergleichen, dennoch war die Residenz groß genug um für die Könige und ihr Gefolge einen Platz zum ausruhen nach der langen Reise zu bieten.
Nach einer kurzen Erholungspause wollten sich Músab und Alára im Speisesaal wieder treffen. Dort wurden bereits einige Vorbereitungen für das kommende Mahl getroffen. Músab wartete bereits im Saal als Alára, verspätet, den Saal betrat.
"Verzeih' mir meine Verspätung, ich wurde aufgehalten." begrüßte Alára seinen Bruder und setzte sich neben ihn.
"So, Bruder, was möchtest du nun besprechen?" fragte er.
Músab grinste einen Augenblick lang, wurde jedoch gleich wieder ernst. "In wenigen Stunden beginnt der Majles. Dort werden sich alle Anführer und Könige die gegen Sauron kämpfen treffen. Wir sollten uns dort auch blicken lassen," sagte er.
"Was werden wir tun? "fragte Alára.
Doch anstatt zu antworten stand Músab auf und begrüßte Wa'aran Haywat, der in der Tür stand und lud ihn zum baldigen Mahl ein. Dieser bedankte sich, betrat den Saal und setzte direkt neben Músab. Noch bevor das Mahl angerichtet wurde, nutzen sie die Chance, sich zu dritt über den Majles zu unterhalten.
"Eine schöne Residenz besitzst du hier," sagte Haywat während er die Gemälde an den Wänden betrachtete.
Músab versuchte jedoch, ihn wieder auf das eigentliche Thema zurück zu führen und fragte: "Was habt Ihr vor, Wa'aran? Wird sich Da'amat Qusay anschließen?"
Wa'aran nickte. "Du weißt ebenso wie ich, dass wir alleine nicht den Hauch einer Chance gegen Suladan und Mordor haben."
Alára und Músab tauschte einen Blick und dieser reichte aus, dass sie einander verstanden. Alára versuchte eine passende Antwort auf diesen Satz zu finden, doch nach einen Augenblick des Stotterns meldete sich Músab zu Wort.
"Was mein Bruder sagen wollte ist, dass wir uns noch uneins sind. Alleine sind unsere Chancen gering, dennoch können wir uns, aus verschiedenen Gründen, noch nicht genau entscheiden." Er stoppte einen kurzen Augenblick, dann fuhr er fort: "Zudem fällt uns die Entscheidung durch den Tod unserer Mutter nicht gerade leichter..."
Das Gespräch wurde unterbrochen als die Dienerschaft die ersten Speisen in den Saal bringen wollte. "Oh, vergebt mir mein Herr, ich wusste nicht das Ihr hier seid!" sagte eine jüngere Dienerin die bereits im halben Raum stand. Músab nickte und nahm die Entschuldigung mit einen Lächeln im Gesicht an.
"Lasst euch von uns nicht stören," sagte er und unterhielt sich weiter mit Alára und Haywat. Doch als nun auch ein Teil des Gefolge gefolgt von Tamal, Gatisen und Pada'am, Haywats ältesten Sohn, den Saal betreten unterbrachen sie das Gespräch. "Wir müssen das auf später verschieben," flüsterte er zu Haywat herüber. Dieser stimmte dem Vorschlag verständnisvoll zu.
Nachdem alle Speisen aufgetragen waren erhob sich Músab und eröffnete das Mahl mit den traditionellen kermischen Segensworten. Während er sich dem Abendessen widmete fragte sich Músab, was ihn wohl beim Majles erwarten würde....
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