Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Isengart

Zelte außerhalb der Mauern

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Tom Bombadil:
Während die Elbin geistesabwesend auf einen Punkt weit links von Nerblog starrte, entspannte dieser sich wieder und ließ den Blick über die Rohrrim schweifen, die gerade von irgendeiner Triumphrede aus dem Zentrum Isengarts zurückkehrten. Sie wirkten alle seltsam empört und aufgebracht. Schlechten Rhetorikern war es eben noch nie gut ergangen, schoss es dem Ostling durch den Kopf.
Zufrieden verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Celebithiel an, die sich noch immer nicht gefasst hatte. Endlich hatte Nerblog mal die Gelegenheit, sie aus nächster Nähe eingehend zu betrachten, ohne irgendwie in Bedrängnis zu geraten. Sie war zweifelsohne sehr hübsch, doch auf eine seltsame Art und Weise auch außergewöhnlich verletzlich, als ob gerade ihre Schönheit auch das wäre, dass sich in der größten Gefahr befand.
Um zu verhindern, dass ihr Gespräch vollkommen einfror, erhob der Ostling erneut die Stimme. Er spürte, dass er sie mit der Ansprache auf ihren Ring in Verlegenheit gebracht hatte und so sagte er: "Hmm, hattet ihr nicht einen... Begleiter?"   

Vexor:
Hmm jetzt redet er gar nicht mehr von Narya. Ein seltsamer Mensch
" Ja ich habe einen Begleiter, aber ich weiß selbst nicht, wo sich jener herumtreibt. Er ließ mich mit meinem anderen Freund allein und seitdem ist so viel passiert, dass ich es nicht mehr mit ihm bereden konnte, geschweige denn weiß wo er ist", seufzte Celebithiel und sie dachte an die letzten Tage und all das was passiert war.
Wie Wolkenfetzen, immer mal wieder die Sonne verhüllend, zogen die Erinnerungen an ihr vorbei. Die Fratze des Mundes, Amrûns kieselgrauen Augen, Gandalfs Falten reiches Gesicht, Sarumans Rede, die Nachtigall, wie sie gen Lorien flog, und Narya an ihren Finger.
Die letzten Wochen waren so intensiv gewesen, dass Celebithiel ihr restliches Leben schon fast als Zeitverschwendung betrachtete.
Plötzlich richteten sich ihre ozeanblauen Augen wieder auf ihr gegenüber. Sie musterte ihn neugierig, denn er unterschied sich deutlich von den Menschen, die sie bisher gesehen hatte. Nur wenig Kontakt hatte sie zu den Ostlingen gehabt und seine dunkle Haut und Haare faszinierten Celebithiel.
Lange starrte sie ihn einfach so an, bis es ihr peinlich wurde, deshalb richtete sie wieder ihr Wort an ihn: " Nun wisst ihr meinen Namen, aber wie ist der eure. Und noch mehr interessiert mich, was ihr als Ostling, in dieser verfluchten Stadt und dem vergifteten Tal macht?"

Tom Bombadil:
"Das", erwiderte Nerblog, "ist eine sehr lange Geschichte und ich müsste weit ausholen, um Euch Eure Fragen zu beantworten." Fragend sah der Ostling zu der Elbin hinüber.
"Fahrt fort, im Moment bin ich nicht beschäftigt."
"Nun. Der Name, den mein Vater mir gab, lautet Nerblog, doch dieser Name beschreibt schon seit langer Zeit nicht mehr das, was ich bin. Genauer gesagt seit etwa zehn Jahren. Damals erledigte ich gerade einen Auftrag, den mein Vater mir gegeben hatte, im Aschengebirge, das das Schwarze Land gen Norden abschirmt. Worum genau es dabei ging, will ich jetzt nicht genauer ausführen, doch es steht fest, dass ich auf dem Rückkehr in meine Heimatstadt, das legendäre Gortharia, unangenhmen Kontakt zu einem einfachen Boten aus Mordor hatte. Die Wachen des Südtors bezichtigten mich des Mordes an einem Diener des Dunklen Herrn. Ehe ich wusste, wie mir geschah, waren sie schon dabei, mir Ketten anzulegen."
Nerblog hatte im vergangenen Jahrzehnt so viele Stunden über den Ereignissen am Stadttor gebrütet, dass dieses Geschehnis für ihn jegliche Bedeutung verloren hatte. Das einzige, was aus seiner Kindheit geblieben war, war die Wehmut, fern von den mit goldenem Weizen bepflanzten Hügeln auf den Ländern seines Onkels Galblog, fern vom ausschweifenden Leben in der Hauptstadt des glorreichen Ostreiches, fern von seiner Familie zu sein.
"Also stieß ich die Wachen von mir und rannte davon. Ich war schnell und so gelang es meinen Verfolgern nicht, mich einzuholen. Doch auf meiner überstürzten Flucht hatte ich jegliche Orientierung verloren. Es müssen Jahre gewesen sein, in denen ich in der Ödnis zwischen dem Großen Strom, Rhun und den Braunen Landen herumgestreift bin. Den Fluss selbst hatte ich nie erblickt, bis ich eines Tages im Nebel hineinstolperte.
Ihr müsst wissen, ich hatte bei meinem Onkel öfters Karten des Landes erforscht, und so wusste ich, dass jenseits des Flusses eines der Freien Völker lebte. Und so zog ich los.
Über einige Umwege gelangte ich nach... zum Goldenen Wald, wie er bei den Menschen genannt wird. Irgendein ranghoher Anführer dort trug mir auf, in den Nebelbergen nach Aktivitäten der Orks zu suchen.
In Moria stieß ich auf sie. Tausende Orks, gut organisiert und die Rüstungsbestrebungen unermütlich vorantreibend."
Als die Elbin erschrocken Luft einsog, machte Nerblog eine beschwichtigende Geste.
"Wenn diese Armee bis heute nicht Isengart unterstützt hat, was, wie ich damals in Erfahrung brachte, ihre Absicht war, hat sich ihr Reich längst in Machtstreitereien und Bürgerkrieg aufgelöst. Auf meiner Flucht aus der Mine kam es nämlich zum Duell zwischen ihrem Anführer und mir. Ich konnte ihn nicht besiegen, doch ich glaube, ich schwächte ihn zumindest so stark, dass er sich seiner internen Widersacher nicht länger erwehren konnte. Mehr über diese Sache weiß ich nicht. Verwundet vom Gefecht mit dem Ork trieb ich tagelang besinnungslos einen Schmelzbach aus dem Gebirge hinab... bis mich eine äußerst seltsame Gestalt, wie war nochgleich ihr Name, Nidanadh, aus dem Wasser fischte. Statt mir zu helfen, ließ er mich jedoch im Stich, und so wurde ich von einigen Orks nach Isengard verschleppt, wo ich wochenlang in den Minen schuften musste... bis jetzt."
Nerblog lächelte die Elbin an und erhob sich, um sich einen neuen Suppenteller zu holen. Gerade wollte er fragen, ober ihr ebenfalls etwas mitbringen sollte, als er ihre noch volle Schale sah.
Als er zurückkehrte und sich über die zweite Ladung hermachte, fragte er: "Und... wer genau seid ihr? Und was habt ihr vor, wenn hier alle Dinge erledigt sind?

Vexor:
Als der Ostling Nîdanadh erwähnte war Celebithiel zum wiederholten Male an diesem Tage sprach - und fassungslos.
Wie klein diese Welt doch ist. Bei allen Männern hier hätte ich ihm am wenigsten eine Bekanntschaft mit dem Waldläufer zugetraut.
Während Nerblog sich eine neue Suppe holen gegangen war, stütze Celebithiel ihr kann auf ihrer Hand ab und versank in Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit mit Nîdanadh.
Wie anders sie damals im Gegensatz zu heute gewesen war. Sie erinnerte sich an die gemeinsame Zeit mit ihm, wie sie ihn das letzte Mal beim Abschied in Lorien an ihren gefrorenen Teich gesehen hatte.
Ich frage mich, wie es ihm wohl geht. Er war damals mit ebenso vielen Fragen beschäftigt, wie ich. Nur habe ich meine Antworten gefunden, auch wenn ich schon wieder so viele neue Fragen habe. Ich hoffe es geht ihn gut und er hat das gefunden, wonach er gesucht hat. Was immer das auch gewesen sein mag...
Sie fuhr behutsam mit ihrem nackten Zehen durch das feuchte Gras und als ein kalter Wind durch die Zelte zog, legte ihr Füße auf die Bank auf der sie saß und hüllte sie mit ihrem Mantel ein.
Schnell hatte die Kälte den warmen Sommer verdrängt und der September war mit einem gravierenden Temperatursturz gekommen. Die obersten Gipfel des Nebelgebirges hatten schon angefangen ihr weißes Winterkleid zu tragen.
Sie sah Nerblog wiederkommen und schon verflogen die Gedanken an Nîdanadh wieder und sie konzentrierte sich auf ihr Gegenüber.
" Nun ja auch meine Geschichte ist nicht so kurz, dass ich sie in kürzester Zeit erzählen könnte", erklärte Celebithiel mit einem Lächeln. Als jedoch Nerblog nicht reagierte und weiter aß, fuhr sie fort. " Wie ich bereits sagte ist mein Name Celebithiel, jedoch hieß nicht immer so.
Ich wurde geboren in Imladris, oder Bruchtal, unter diesen Namen wirst du es eher kennen. Ich hieß damals Gwilwileth. Nunja auf tragische Weise starben meine beiden Eltern und Celebrian, die Frau Herrn Elronds, nahm mich als Ziehtochter auf. Jedoch verließ auch sie diese Gefilde und segelte nach Westen. Allein in dieser Welt reiste ich viel durch Mittelerde, kämpfte hier und dort, und sammelte Wissen jeglicher Art.
Leider verstieß es mich nie in die von euch erwähnte Stadt Gortharia. Euren Erzählungen nach reizt es mich sehr diese Stadt einmal zu sehen und zu erkunden.
Vor bald einem Jahr entsandte mich Elrond nach Lorien, um dort den Angriff des Hexenkönigs abzuwehren. Wie ihr sicherlich wisst war jene erfolgreich und zusammen mit Gandalf und zwei weiteren Gefährten wanderte ich über den Fangorn nach Rohan und half bei der Befreiung dieses unterdrückten Landes.
Und nun, nun bin ich hier, werde als Tyrannenmörderin gefeiert und sehne mich einfach nach Ruhe und Gesellschaft meiner Großeltern in Lorien. Ich sehne mich nach den Wäldern und ein Leben ohne den Krieg und ohne jegliche Bürde", schloss Celebithiel und fing an ihre Suppe aus zu löffeln. Dass sie bereits kalt war störte sie nicht.

Tom Bombadil:
Die Sonne versank nun vollends hinter der Anhöhe im Osten und nach- und nach entflammten überall Lagerfeuer. Die erschöpften Krieger versammelten sich, lachten, tranken und speisten und trotz der immer kälteren Winde breitete sich eine gemütliche Atmosphäre in der kleinen Zeltstadt aus.
Der appetitliche Duft von am Spieß gegrillten Ferkeln waberte zwischen den Zelten umher und das Flackern der Feuer warf tausende Schatten in die unterschiedlichsten Richtungen. Der Himmel war außergewöhnlich klar, sodass sie einen herrlichen Blick auf die Sterne und die Sichel des Mondes hatten. 
Als Celebithiel ihre Suppe gegessen hatte, starrten sie beide einige Zeit  wortlos nach oben. Als Nerblog auffiel, dass die Elbin barfuß unterwegs war, erhob er sich und nickte zum nächsten Feuer hinüber, an dem noch Platz für zwei, oder drei Personen war.
"Kommt. Wärmen wir uns ein wenig im Schein der Flammen."

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