Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor

Fornost: Die Mauern und das umliegende Gebiet

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Fine:
Den Wehrgang entlang ging es, immer weiter nach Osten. Kerry musste rennen, um mit Gandalf Schritt zu halten. Der Zauberer legte ein ungewöhnlich hohes Tempo vor. Sein grauer Umhang bauschte sich im Wind hinter ihm auf und ließ die weiße Robe, die er darunter trug, immer wieder hervorblitzen. Pfeile schwirrten über sie hinweg und einer streifte Gandalfs Spitzhut, doch er achtete kaum darauf. Kurz darauf jedoch hielt er an, als sie an eine Stelle in der Mauer gerieten, an der es die Orks tatsächlich geschafft hatten, eine Leiter aufzustellen. Als der erste Ork gerade seinen Kopf über die Zinnen erhob fuhr Glamdring funkensprühend auf den Helm der Kreatur nieder und ließ ihn rückwärts abstürzen. Mit seinem Stab versetzten Gandalf der Leiter einen kräftigen Hieb, sodass sie umkippte. Er warf einen zufriendenen Blick nach unten, nickte den Verteidigern ringsum aufmunternd zu und eilte dann weiter.

"Dieser Nebel ist nicht natürlich," grummelte er während er lief. "Den hat Saruman uns eingebrockt. Mit so etwas kennt er sich aus. Vor einigen Jahren bin ich in einen seiner Schneestürme geraten! Der war wirklich nicht von schlechten Eltern."
"Wieso schickt er dann diesmal Nebel und keinen Sturm?" fragte Kerry, die zu Gandalf aufgeschlossen hatte und neben ihm hereilte.
"Seine Orks ertragen das Licht der Sonne nicht, zumindest die gewöhnlichen unter ihnen. Das sind wohl diejenigen, die aus Angmar stammen. Deswegen hüllt er sein Heer in diesen Nebel, um die wahre Größe des Heeres zu verschleiern, ihren Angriff zur Überraschung zu machen,  und die Orks vor der Sonne zu schützen. Zu unserem Glück haben die scharfen Augen des Adlers den Nebel durchdringen können! Der Nebel ergibt Sinn. Ein Schneesturm würde Sarumans Kriegern ebenso schaden wie uns," erklärte Gandalf.
Kerry nickte. "Und was wirst du nun tun?"
"Das wirst du gleich sehen. Komm, Mädchen, beeil dich! Je länger wir brauchen, desto länger wird der Nebel den Orks nutzen!"

Noch dreimal mussten sie unterwegs anhalten als sie in Kämpfe gerieten. Die Verteidiger Fornosts stemmten sich mutig gegen den Ansturm der Orks, doch obwohl die Fallen Mathans Wirkung zeigten und die Menschen Leiter um Leiter und Ork um Ork zurückwarfen schienen die Angreifer einfach nicht weniger zu werden. Gandalf rief den Verteidigern im Vorbeilaufen ermutigende Worte zu, doch er schien nirgendwo lange verweilen zu wollen. Kerry hielt sich im Hintergrund, wenn gekämpft wurde, doch sie zog ihr Schwert und packte es mit beiden Händen. Du musst bereit sein, sagte sie sich selbst. Sei bereit, dich zu verteidigen. Ihre Knöchel waren weiß vor Anspannung und umschlossen den Schwertgriff so fest sie konnte. Doch Gandalf eilte weiter, und sie musste ihm folgen, um ihn im Nebel nicht aus den Augen zu verlieren.

Endlich erreichten sie ihr Ziel: Den großen Turm, der sich an der Ecke im Südosten der Stadt erhob und an Süd- und Ostwall grenzte. Auch hier waren einige Verteidiger postiert worden und sie berichteten Gandalf, dass während des Angriffes weiterhin Orks außerhalb der Mauern zur freien Fläche südlich der Stadt hindurchzogen. Doch sie berichteteten auch von Aufruhr in den hinteren Reihen der Feinde, den sie zwar gehört hatten, jedoch durch den Nebel nicht hatten sehen können, worum es sich dabei handelte.
Gandalf und Kerry eilten die Stufen im Inneren des Turms hinauf. Auf der Spitze angekommen wurden sie von Mírlinn begrüßt, die hier mit einer Gruppe Bogenschützen Stellung bezogen hatte und Salve um Salve auf die marschierenden Feinde abfeuerte.
"Mithrandir!" rief sie. "Gut, dass Ihr kommt! Durch den Nebel sind diese Orks nur schwer zu sehen."
"Na, dann wollen wir doch mal sehen, was sich machen lässt," sagte Gandalf und stellte sich in der Mitte des Plateaus auf der Turmspitze auf. Einige Minuten lang schien er regungslos zu bleiben und Kerry hörte, wie er Worte in einer uralten Sprache murmelte. Der Zauberer hielt seinen Stab fest in beiden Händen und sützte sich darauf während er den Blick langsam zu den Wolken hob. Seine Worte wurden nun lauter. Schließlich griff er in eine der Falten seines Mantels und zog ein kleines Bündel hervor. Er winkte Kerry zu sich heran und drückte es ihr in die Hand.
"Mach es auf, und dann wirf den Inhalt so hoch du kannst in die Luft!" wies er das Mädchen an. "Aber warte, bis ich dir das Zeichen gebe! Halte dich solange bereit!"
Kerry tat wie Gandalf gesagt hatte und zog das Bündel vorsichtig auseinander. Inmitten des braunen Stoffes kam ein dunkles, seltsam riechendes Pulver zum Vorschein. Sie ließ es in ihre geöffnete Handfläche rieseln, darauf bedacht, nichts zu verschütten. Es war weniger, als sie gedacht hatte, nicht mehr als ein Häufchen, um das sie problemlos ihre Faust schließen konnte.
Gandalf erhob seinen Stab und sprach drei kurze Worte in der alten Sprache, dann reckte er die Spitze des Stabes in Richtung der Nebelwand im Süden.
"Jetzt, Kerry!" rief er ihr zu, und sie holte aus und schleuderte den Inhalt ihrer Hand so hoch sie konnte über die Zinnen des Turms hinaus.

Einige Augenblicke geschah gar nichts, doch dann war es Kerry, als würde sie überall inmitten des Nebels kleine, rötlich leuchtende, tanzende Punkte sehen, die wie Funken nur Bruchteile von Sekunden lang aufglühten und wieder verblassten. Als die Lichtpunkte nach wenigen Minuten endgültig verschwunden waren stellte sie fest, dass der Nebel sich tatsächlich zu lichten begonnen hatte.
"Was immer er gemacht hat, es hat funktioniert!" rief Mírlinn begeistert. Die Waldäuferin legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne ihres Bogens, zielte, und schoss einen großen Uruk ab, der gerade aus dem durchsichtiger werdenden Nebel aufgetaucht war.
"Du hast es geschafft, Gandalf!" rief Kerry.
Der Zauberer nickte zufrieden. "Ich hatte nicht erwartet, dass es so gut klappen würde..." sagte er, mehr an sich selbst als an Kerry gewandt.
"Seht, nun wissen wir, wer den Aufruhr in den Reihen der Orks verursacht hat!" lenkte einer von Mírlinns Bogenschützen ihren Blick in Richtung Osten. Dem Fingerzeig des Mannes folgend lief Kerry zum östlichen Rand des Turms und spähte hinunter auf die Masse der Orks. Bäume waren nun sichtbar geworden, und zwischen Wald und Mauer waren nun kämpfende Gestalten zu sehen, die sich mit unmenschlicher Anmut und Geschwindigkeit bewegten, die Kerry an Mathan und Halarîn erinnerte.
"Das müssen Elben sein!" rief sie.
"Also bekommen wir Verstärkung? Den Valar sein Dank!" sagte Mírlinn.
"Nein," sagte eine neue Stimme. Sie kam vom Nordrand des Turmes. Dort stand der Waldläufer Valandur, den Kerry vor Beginn der Schlacht am Tor gesehen hatte und den Belen als Anhänger Helluins bezeichnet hatte. Er trug keine Waffen, doch seine Bewacher waren verschwunden. Offenbar hatte man entschieden, dass er hier auf der Turmspitze am wenigsten Schaden anrichten konnte.
"Sie sind nur zu acht," sagte Valandur düster. "Zu wenige, um die Orks aufzuhalten. Zu wenige, um das Blatt zu wenden..."
Kerry ließ hastige Blicke über die kämpfenden Elben schweifen, und konnte sogar nur sechs Gestalten erkennen. Waren etwa zwei von ihnen bereits gefallen? Ganz vorne kämpften ein Elb in Grün, der seine Feinde mit einer Axt niedermachte, und neben ihm eine schlankere Gestalt, offenbar eine Elbenfrau, die Wurfmesser und ein Kurzschwert verwendete. Doch weitere Unterstützung konnte Kerry nicht entdecken.
"Sie sind in Schwierigkeiten! Ihr müsst ihnen helfen!" rief sie Mírlinn zu, die ihren Bogenschützen einen Wink gab. Für einen Augenblick schlugen ihre Pfeile nun in den Reihen der Gegner in der Nähe der Elben ein, doch Kerry wusste nicht, ob das ausreichen würde, damit diese gegen die Übermacht bestehen konnten....

Eandril:
Jetzt, wo die Orks die Feinde in ihrem Rücken bemerkt hatten, wurde der Kampf schlagartig härter für Oronêl und Finelleth. Statt ihren Feinden in den Rücken zu fallen und nur gegen kleine Grüppchen überraschter Orks zu kämpfen, standen sie nun einer vielfachen Übermacht gegenüber.
Dennoch kämpften sie weiter, auch wenn Oronêl den Sinn nicht mehr sehen konnte. Während Finelleth einen weiteren großen Uruk mit ihrem zweiten Wurfmesser zu Boden schickte, erledigte Oronêl zwei kleiner Gebirgsorks die auf ihn zugestürmt kamen, mit raschen Axthieben. Plötzlich fühlte er einen scharfen Schmerz in seiner linken Schulter, und fühlte eine warme Flüssigkeit an seinem Arm herunter laufen, und als er herum fuhr, sah er sich einem grinsenden Ork mit zum Schlag erhobener, hässlich gezackter Waffe gegenüber. Er hob die Axt um den Schlag zu parieren, doch er wusste er würde zu langsam sein - und Finelleth, seine einzige Verbündete im Meer der Feinde, kämpfte ein paar Schritte entfernt gegen drei Orks gleichzeitig.
Nur einen Herzschlag, bevor die Klinge des Orks getroffen hätte, hörte er ein helles Schwirren, dann einen dumpfen Aufschlag, der Orks ließ die Waffe fallen und griff sich verwirrt an die Kehle, aus der plötzlich eine blutige Pfeilspitze ragte. Er taumelte, und Oronêl gab ihm mit einem Axthieb der ihm die Schläfe spaltete, den Rest, und als er seinem fallenden Gegner kurz hinterher blickte, sah er neben ihm eine weitere Orkleiche, in deren Nacken ein graubefiederter Pfeil steckte. Für einen Augenblick war er frei von Feinden, denn um ihn herum schwirrten nun immer mehr Pfeile und hielten die Orks in Schach.
Oronêl blickte hinauf zum Turm, den er bereits zuvor durch die Nebelschwaden gesehen hatte, und auf dem er mehrere Bogenschützen und eine Gestalt, die von innen zu leuchten schien, stehen sah. Er hob grüßend die Axt, und wollte sich gerade erneut in den Kampf stürzen als er die Orks bemerkte, die sich in langen Reihen weiterhin von Norden heranwälzten. Und sie standen direkt in ihrem Weg.
"Finelleth", rief er, so laut er konnte, und trotz des ohrenbetäubenden Lärms hörte sie ihn. Sie streckte ihren letzten Gegner mit einem präzisen Hieb nieder, und folgte mit dem Blick Oronêls ausgestrecktem Arm nach Norden.
"Oh, verdammt", glaubte er sie sagen zu hören, und rief dann: "Die wollen direkt hier entlang, und es sind zu viele!" Finelleth nickte knapp, riss eines ihrer Wurfmesser aus der vor ihr liegenden Leiche, und kam zu ihm geeilt. "Dann sollten wir hier verschwinden. Hoffentlich kommen die anderen ebenfalls auf die Idee."


Sie schafften es gerade so zurück in den östlichen Wald, wo Oronêl sich an einen Baum lehnte um zu Atem zu kommen. "Du bist verwundet", sagte Finelleth, während sie ihr Schwert an einem bemoosten Baumstamm vom Blut der Orks säuberte. Oronêl betastete vorsichtig seine verletzte Schulter, doch obwohl der Schnitt schmerzte, war er nicht sonderlich tief. "Nur ein Kratzer", beruhigte er, als Cúruon und Mírwen in schnellem Lauf unter den Bäumen auftauchten. Mírwen hielt sich die Seite und war blass, winkte aber auf Oronêls besorgte Blick ab, und keuchte: "Nur... eine Prellung. Der Schlag ist nicht durch die Rüstung gekommen."
"Was ist mit dir?", fragte ihr Vater Oronêl ernst, und gerade als dieser antworten konnte, gesellten sich Gelmir und Faronwe zu ihnen. Beide sahen mitgenommen aus, Gelmir blutete aus einer Schramme an der Schläfe und Faronwe schien ebenso wie Mírwen eine Prellung davongetragen zu haben.
"Und jetzt?", fragte Gelmir, und hob ratlos die Arme. Oronêl war ebenso ratlos wie er, doch Cúruon antwortete für ihn: "Sobald die Orks uns entdeckt hatten, war unsere Taktik hinfällig, also müssen wir uns neu formieren. Ich schlage vor, dass wir warten bis die restlichen Orks aus dem Norden vor der Südmauer eingetroffen sind, und dann an ihrer nordwestlichen Flanke und von hinten zuschlagen, sodass wir uns immer schnell in den Wald zurückziehen können wenn notwendig."
"Das klingt gut", meinte Faronwe, und die anderen nickten zustimmend. "Ist euch aufgefallen, dass das Heer fast nur aus den kleineren Gebirgsorks besteht?", warf Mírwen ein, deren Seite inzwischen offenbar etwas weniger schmerzte. Oronêl nickte. "Ja, es sind nur sehr wenig Uruks unter ihnen, und diese scheinen eher als Rudelführer zu dienen."
"Die Disziplin unter dieser Art von Orks ist relativ niedrig." Cúruon hatte sein Großschwert vor sich in den Boden gestoßen und benutzte es nun als Stütze. "Wenn die Verteidiger sich lange genug halten und wir genügend Verwirrung in den Reihen der Orks stiften können, verlieren sie vielleicht den Funken an Disziplin den sie verlieren und fangen an untereinander zu kämpfen oder fliehen sogar."
"Also gut", meinte Oronêl, der wieder etwas Hoffnung geschöpft hatte. "Wir gehen vorsichtig vor, aber schlagen schnell und hart zu um die Kampfordnung der Orks zu brechen."
"Es gibt noch einen Grund zur Hoffnung", fügte Cúruon hinzu. "Oben auf dem Turm habe ich Mithrandir gesehen. Wenn er unter den Verteidigern ist, werden sie mit größerer Tapferkeit kämpfen als anderweitig, und das wiederum verbessert unsere Aussichten." Oronêl erwiderte nichts. Er hatte einiges von diesem Zauberer gehört, und es konnte nach seinen Erfahrungen nicht schaden, einen aus diesem Orden in seinen Reihen zu haben. Vermutlich war Mithrandir auf dafür verantwortlich, dass sie Sarumans Zaubernebel ein wenig gelichtet hatte. Während sie gesprochen hatten, hatten auch die letzten Ork-Nachzügler ihre Posten bezogen, und Oronêl schloss seine Hand wieder fester um den Griff seiner Axt. Bevor er das Kommando zur Rückkehr in den Kampf gab, wandte er sich jedoch an Mírwen, die noch immer ihre zwergische Armbrust auf dem Rücken und einen Beutel mit Bolzen am Gürtel trug. "Geh zu Glorwen und Orophin, und bezieh mit ihnen hier Stellung. Schießt auf die Orks, aber nicht so sehr dass sie eure Position angreifen." Mírwen nickte, und eilte mit schnellen Schritten nach Norden davon - und Oronêl hatte das Gefühl, Dankbarkeit auf Cúruons ernstem Gesicht aufflackern zu sehen.
"Zurück in den Kampf, und diesmal alle zusammen."

Curanthor:
Auf dem westlichen Wehrgang wurde es zunehmend gefährlicher, die Orkbogenschützen hatten aufgehört zu schießen, dennoch wurden weiter westlich des Tores mehr und mehr Leitern angestellt. Durch den sich lichtenden Nebel wurde nun das Ausmaß der Schlacht klar: Die Trupps mit den Spießen konnten mit dem schnellen Tempo nicht mehr mithalten. Mathan rannte die Mauer entlang und zog seine beiden Schwerter, die er für die Schlacht an seine Hüfte geschnallt hatte.
"Haltet die Mauer! Lasst sie nicht Fuß fassen!", brüllte er und spornte die Verteidiger an.
Im Lauf warf er eine Leiter um, von der ein Ork gerade abspringen wollte. Mit einem schrillen Kreischen fiel er auf seine Artgenossen. Der Elb war bereits weitergelaufen und erreichte den hinteren Teil der Mauer, auf dem schon erbittert gekämpft wurde. Tote lagen vereinzelt auf dem Wehrgang. Ein Ork warf sich gerade gegen einen Waldläufer, der verzweifelt mit einer geborstenen Klinge versuchte seinen Gegner loszuwerden. Der Mann drehte sich gerade zur Flucht, als Mathan mit einem Klirren die Klinge des Orks abfing, die auf den Rücken des Mannes gezielt hatte.
"Kämpft weiter!", rief er, enthauptete mit der freien Klinge den Ork und trat die Leiche zurück wo sie herkam. Der Gerettete nuschelte einen Dank und hob das Schwert eines Gefallenen auf. Vor Mathan wartete eine größere Horde Orks, die es geschafft hatten auf die Mauer zu klettern. Triumpfierend reckte sie ihre Waffen und stießen Schreie aus, wärend ihre Artgenossen weiter nachrückten.

Mehr und mehr Verteidiger erkannten die Lage und versammelten sich hinter Mathan, der sie dazu aufrief sich zu sammeln. Wenn sie diese Horde nicht schnell vertrieben würde, wäre die westliche Teil der Mauer verloren. Seine Gedanken rasten, er drehte sich kurz um und blickte in grimmige Gesichter der Menschen. "Schickt einen Boten zu Ardóneth, wir brauchen hier hinten dringen Bogenschützen", rief er und sogleich rannte einer der Männer davon, die Nachricht überbringen.
Die Orks dagegen machten sich zum Angriff bereit, im losen Haufen rannten sie ihnen entgegen.
"Weicht nicht zurück, lasst sie kommen. Schilde nach vorne, drängt sie von der Mauer!", befahl er.
Scheppernd prallten die beiden Gruppen aufeinander, ein paar Orks purzelten von der Mauer und blieben verdreht liegen. Die Taktik funktionierte, bis mehr und mehr Verteidgern der Schild aus der Hand gerissen wurde und Orks sich einfach auf ihre Feinde warfen. Mathan stach einem der häßlichen Gegner in den Hals, als er sich auf dem Schild eines Mannes festhalten konnte.
"Zieht euch langsam zurück!" befahl er, wärend wütende Hiebe auf sie einprasselten. Die Schildträger wurden überwältigt und stellenweise einfach von der Mauer gestoßen. Dann war die Masse über ihnen. Der Elb duckte sich unter einer Axt hinweg und fing mit dem Schwert in der rechten Hand eine gezackte Klinge ab. Mit dem linken Schwert beschrieb er einen blitzenden Bogen und schlitzte ein paar Beine auf. Kreischend gingen drei Orks zu Boden, die sogleich von den Verteidigern erledigt wurden. Doch dem Elb brannte das Temperament durch, wie so oft in einer Schlacht. Er dreht sich an einem Schlag vorbei und rammte seinem Gegner den Ellenbogen ins Gesicht, ein Stich nach hinten drang tief einen Körper. Ein schwacher Schwerthieb prallte an seiner Rüstung ab und Mathan antwortete mit einem kräftigen Tritt, der den Ork über die Mauer schickte. Plötzlich hörten die Orks auf anzugreifen und machten Platz für einen Uruk, der sich wild gebärdete. Er rannte Mathan entgegen und fiel plötzlich aus dem Lauf heraus vor ihm auf die Füße und zuckte kurz. Der Elb warf den verbliebenden Angreifern die Leiche des Uruks in den Weg. Es dauert einen Moment, als er den Pfeil erkannte und sich rasch umsah. Halarîn stand auf einer Hausruine und winkte ihm, ehe sie einen weiteren Pfeil von der Sehne ließ.
Die verbliebenden Orks auf der Mauer dagegen zogen sich weiter zurück und hielten den Teil besetzt, den sie zuvor eingenommen hatten. Mathan blickte die verbliebenden Verteidiger an, ihre Zahl war nicht größer, als die der Orks. Einen Angriff konnten sie sich nicht leisten.
"Wo bleiben die restlichen Bogenschützen?", fragte er und ließ das Blut von den Klingen spritzen, wärend die anderen Männer vereinzelte Leitern umwarfen.
"Der Bote ist noch nicht zurück, Hauptmann!", rief einer der Waldläufer keuchend und stach einem Ork in die Brust, der gerade die Leiter erklimmen wollte.
Mathan durchtrennte eine unförmige Hand, die sich auf der Sprosse einer Leiter legte. "Sie konzentrieren sich gerade dort hochzuklettern, wo die Orks schon auf den Mauern sind, aber lasst euch nicht davon ablenkten."

Melkor.:
Ardóneth duckte sich und wich einem Pfeil aus, der klirrend gegen die Rückseite der Mauer hinter ihm prallte. Ein Mann aus Gondor hob ihn auf, spannte seinen Bogen und schickte den Pfeil zu den Orks zurück.
Die Schlacht oben auf dem Wehrgang des Tores wogte hin und her. Orks stellten Leiter zu beiden Seiten des Tores auf und kletterten wie Affen daran hinauf. Oben erwartete sie entschlossener Widerstand, denn hier stand Belen, der mit grimmigem Gesicht sein Schwert führte, Befehle rief und von einer Gruppe kampferfahrener Dúnedain begleitet wurde. Auf Belens Schild glänzte ein goldener Stern und wohin der Stern kam schöpfen die Verteidiger neuen Mut. Ardóneth konnte auch Finnabair entdecken, die Belen begleitete und verbissen gegen alle Feinde kämpfte, die es auf die Mauern schafften. Fürs erste hielt die Verteidigung am Tor stand.

Auf Ardóneths Befehl hatte Elrádan eine große Gruppe Bogenschützen in der Straße direkt hinter der Mauer postiert und schickte nun Salve um Salve aus relativer Sicherheit über die Zinnen hinweg und ließ die alten Pfeile Arnors, die fleißige Hände aus den Tiefen der Waffenkammer hierher getragen hatten, wieder und wieder auf das feindliche Heer hinabregnen.

Als er gerade eine kurze Verschnaufpause einlegte und sich auf sein Schwert stütze kam Avaron, ein Waldläufer aus Belens Gruppe angesprintet.
"Ardóneth! Wir brauchen deine Bogenschützen beim westlichen Wall! Die Orks haben einen Teil der Mauer eingenommen und drohen nun, Hauptmann Mathan und seine Leute zu überwältigen!"
Ardóneth gab Elrádan einen Wink, und der Beschuss stoppte. Die Bogenschützen griffen sich jeder so viele Pfeile wie sie tragen konnten und eilten den Aufgang zur Mauer hinauf.
"Folgt mir! Unsere Leute brauchen Unterstützung im Westen!" rief Ardóneth und rannte mit gezogenem Schwert voraus. Sie kamen an mehreren umkämpften Abschnitten vorbei, konnten jedoch nicht anhalten. Avaron und Finnabair, die mitgelaufen waren, blieben jedoch schließlich zurück, um bei der Verteidigung eines Mauerstücks zu helfen, an dem besonders viele Leitern aufgestellt worden waren.

Endlich erreichten sie die Stelle, an der Mathan kämpfte. Auch Halarîn konnte Ardóneth entdecken und sah, wie ihre Pfeile Tod in die Reihen der Orks sandten. Er nickte Elrádan zu und dieser brachte die Bogenschützen in einer Reihe auf dem Wehrgang in Stellung. Mathan und seine Leute ließen sich zurückfallen als sie die Verstärkung bemerkten und machten so das Schussfeld frei. Drei schnelle Salven trieben die Orks zurück, dann begannen Ardóneth und Mathan mit dem Gegenangriff.

Sie stürmten vorwärts, während Elrádans Leute Pfeile über ihre Köpfe hinweg fliegen ließen um die Orks weiter zu dezimieren. Als Ardóneth in den Nahkampf geriet wechselten die Schützen ihre Schussrichtung und zielten nun auf die Feinde, die zur Verstärkung der Orks auf der Mauer die Leitern hinauf kletterten. Ardóneth schwang seine Klinge in einem Bogen und enthauptete einen Ork, der gerade auf ihn zugestürmt kam. Neben ihm begann Mathan mit wirbelnden Schwertern erneut sein blutiges Werk.
Nach einem kurzen, heftigen Gefecht wankten die Reihen der Orks und sie wandten sich zur Flucht, doch die Bogenschützen ließen es nicht dazu kommen. Halarîn war es, die den letzen Feind auf der Mauer niederstreckte. Ardóneth versetzte der großen Leiter neben ihm einen starken Stoß und schicke sie zurück auf das Feld vor der Stadt. Die Westmauer war nun wieder frei von Orks.

Fine:
Kerry sah zu, wie sich die Elben unten auf der Ebene in Richtung Osten zurückzogen als die letzten Orks der Nachhut Angmars am Turm vorbeieilten und sich den Streitkräften südlich des Walls anschlossen.
"Schätze, das waren alle von ihnen," sagte Mírlinn, die sich neben ihr über die Zinnen beugte. Westlich des Turms wurde die Mauer noch immer angegriffen, und die Bogenschützen auf dem Turm lenkten nun ihre Pfeile dorthin um die Verteidiger zu unterstützen. Einer nach dem anderen schoss seinen Vorrat leer und schloss sich den Nahkämpfern auf den Mauern an, bis nur noch fünf Bogenschützen übrig blieben. Es waren diejenigen, die Mírlinn als am zielgenausten einschätzte und denen sie daher die meisten Pfeile überlassen hatte.
"Wenn nicht bald eine Kampfpause eintritt wird uns die Munition endgültig ausgehen", kommentierte die Waldläuferin. Sie zog einen weiteren Pfeil hervor und setzten den Beschuss fort.

Kerry wandte den Blick zu Gandalf, der noch immer auf der Turmspitze verharrte. Der Zauberer stand mit Blick gen Süden auf seinen Stab gestützt und die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Willst du dich denn nicht den Kämpfen auf den Mauern anschließen, Gandalf?" fragte Kerry als sie neben ihn trat. "Deine Gegenwart würde den Menschen Hoffnung spennden, wie sie es damals in Edoras tat."
Doch Gandalf schüttelte traurig den Kopf. "Nein, Mädchen. So einfach ist es leider nicht. Ich muss feststellen, dass Sarumans Bann, der mich im Schlaf hielt, noch einige üble Nachwirkungen hinterlassen hat. Als ich den Nebel vertrieb, machte ich mich zum Ziel und meine Worte der Macht machten mich verwundbar. Ich brauche meine verbliebene Kraft um den Widerbann abzuwehren." Gandalf seufzte tief. "Saruman weiß, dass ich hier bin. Und er spürt, dass ich schwächele. Ich darf mir nun keine Fehler oder Ablenkungen leisten. Würde ich mich in den Kampf dort unten stürzen, könnte er diese Gelegenheit nutzen und mich erneut außer Gefecht setzen. Diesen Fehler habe ich in Isengard gemacht, als ich all meine Kraft darauf verwandte, den Mund Saurons niederzuwerfen; und selbst damals gelang es nur, weil Celebithiel bei mir war. Doch sie ist nach Lindon gegangen." Er ließ seinen Blick sorgenvoll über die laufende Schlacht schweifen. "Sie ist zu weit weg, um mir jetzt zu helfen, weshalb ich mir keinen Kampf erlauben kann."

Kerry nickte. Sie hatte verstanden. Gandalf hatte seinen Teil geleistet und den Nebel aufgelöst. Doch nun musste er auf sich selbst Acht geben. Also beschloss sie, ihm dabei zu helfen und den Turm und den Zauberer mit aller Kraft zu verteidigen. Jeder Feind, der zu Gandalf durchdringen wollte, würde erst an ihr vorbeikommen müssen. Natürlich war sie sich wohl bewusst, dass sie keine große Kämpferin war wie Mathan oder Finnabair, doch ihr Gesicht war ernst und hart geworden und ihre Augen strahlten wie nie zuvor vor Entschlossenheit. Sie hielt das arnorische Schwert griffbereit und wartete darauf, dass die Schlacht den Turm erreichte.

Mírlinn verschoss schließlich ihren letzten Pfeil. Sie erhob sich aus der knieenden Position aus der sie bisher ihre Schüsse abgegeben hatte und zog ihr Schwert, das im fahlen Licht das durch den lichten Nebel drang glitzerte wie frisch gefallener Tau im Morgengrauen.
"Es wird Zeit für Schwertarbeit," rief sie und eilte die Stufen zur Mauer hinunter, gefolgt von den übrigen Dúnedain. Auch Valandur schloss sich der Gruppe an und erhielt ein Zweihandschwert. Jeder kampfbereite Mann wurde nun gebraucht; die Zeit für Misstrauen war zumindest für Mírlinns Gruppe vorbei. Und so blieb Kerry mit Gandalf alleine auf der Turmspitze zurück.
"Ich wünschte, der Adler würde in den Kampf eingreifen," sagte sie hoffnungsvoll. "Er würde bestimmt ordentlich unter diesen dreckigen Orks aufräumen."
"Das würde er," antwortete Gandalf. "Doch er hat alles getan, was in seiner Macht stand, als er uns rechtzeitig vor dem Angriff warnte. Würde er direkt angreifen, setzte Róvallír sich großer Gefahr aus. Den Orks aus dem Gebirge sind die großen Adler nicht unbekannt. Schon einige Male ist es ihnen gelungen, die Vasallen Gwaihírs vom Himmel zu holen. Es ist besser, wenn Róvallír unverletzt bleibt und somit weiterhin seine scharfsichtigen Augen für uns offen halten kann, falls neue Gefahren im Anmarsch sind."
"Zuerst müssen wir diese Schlacht überleben," warf Kerry ein.
"Noch ist nicht alles verloren," gab Gandalf zurück. "Sieh es dir an. Die Orks ziehen sich zurück!"

Und tatsächlich ebbte der Angriff auf die Mauern nun ab. Ein lauter Hornstoß erklang aus dem Süden. Die überlebenden Orks zogen sich zum Rest des Heeres zurück, doch es war keine ungeordnete Flucht, die sie antraten. Stattdessen marschierten sie in ordentlichen Reihen rückwärts und deckten einander mit ihren Schilden vor Pfeilbeschuss. Offenbar hatten die feindlichen Kommandanten eine Kampfpause angeordnet um ihre Strategie zu überdenken. Fürs Erste hatten sich die Verteidiger Fornosts eine Verschnaufpause erkämpft.
Sofort entsandte Mírlinn die Männer und Frauen, die noch am meisten ausgeruht waren, um aus den vorbereiteten Lagern in den Straßen an der Mauer neue Pfeile und Wurfspieße auf die Turmspitze zu bringen. Auch Kerry half dabei mit und schleppte viele Ladungen Munition die steilen Treppen hinauf, bis ihre Arme schließlich zu schmerzen begannen und sie nicht mehr weitermachen konnte. Erschöpft lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Zinnen des Turms.
Mírlinn ließ sich neben sie fallen. "So viele Pfeile habe ich schon lange nicht mehr verschossen," bemerkte die Dúnadan.
"Hast du denn auch viel getroffen?" fragte Kerry.
Die Waldläuferin zog eine Augenbraue hoch. "Für wen hältst du mich? Selbstverständlich war jeder Schuss ein Treffer. Hast du gesehen, wie ich dem grüngewandeten Elben dort auf der Ebene gerade noch rechtzeitig den Feind im Rücken weggeschossen habe?"
"Ja, da hat er wirklich Glück gehabt," meinte Kerry. "Denkst du, die Elben haben sich rechtzeitig zurückziehen können? Warum haben sie nicht versucht, auf die Mauern zu gelangen und sich uns hier drinnen anzuschließen? Hier ist es doch immerhin etwas sicherer als dort draußen im offenen Gelände."
"Ich weiß es nicht," antwortete Mírlinn. "Ich hoffe, es geht ihnen gut, aber wir können es nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht werden wir sie wiedersehen, wenn die Kämpfe weitergehen."
"Wann wird das sein?" fragte Kerry, doch Mírlinn gab keine Antwort. Niemand wusste, wann die Heerführer Sarumans den erneuten Angriff auf Fornost befehlen würden....

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