Als Halarîn die Tür schloss, strich sie sich seufzend das Haar zurück. Irgendwas war mit Kerry, dass sie nicht ganz verstand. Ihr Gefühl riet ihr zur Vorsicht, doch das Warum erschloss sich ihr nicht. Nachdenklich kehrte wieder an Deck zurück und suchte Mathan. Er schien überrascht gewesen zu sein, als Kerry davongelaufen war. Sie hatte seine Enttäuschung in den Augen lesen können. Ihr Mann verbarg seine Gefühle gut, leider oft zu gut, sie kannte ihn. Finelleth deutete wortlos zum Bug des Schiffes, dort hockte seine Gestalt. Halarîn wurde das Herz schwer, es war so, wie sie es vermutet hatte. Sie ging zu ihm und legte eine Hand auf die Schulter und wollte sie schon zurückziehen. Kälte durchdrang seine Kleidung und ließ sie frösteln. Etwas erstaunt zog sie sich zurück und beschloss zu warten, bis er bereit war.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter, doch er reagierte nicht. Ihm war nicht danach zu reden. Gischt spritzte ihm ins Gesicht, doch es störte ihn nicht. Halarîn verstand, dass er alleine gelassen werden wollte und zog sich wieder zurück. Mathan legte die vier Schwerter in seinen Schoß und schloss die Augen für einen Augenblick. Die Zurückweisung erinnerte ihn an die Haltung seiner Mutter. Sie hatte ihn sehr selten berührt, so als ob er nicht ihr Kind wäre. Aber in ihren Augen sah er immer die Liebe einer Mutter. Das Glück einen Sohn zu haben und dennoch... war sie immer distanziert gewesen. Er öffnete die Augen und starrte hinaus auf das Meer, das weiter weg von der Küste höhere Wellen schlug. Dem Elb war klar, dass dies die erste Prüfung nach Carn Dûm war, was ihre Familienbande aushalten würden. Erneut spritze ihm die Gischt das Meerwasser in das Gesicht, er spürte es kaum. Mathan dachte wieder an den Traum, den er vor einiger Zeit hatte, wo er Ost-In-Edhil sah. Etwas war in diesem Traum gewesen, dass er sich nicht erklären konnte. Ob es etwas mit Kerry zu tun hat? Das kann aber auch nicht sein, es ist immerhin meine Vergangenheit. Sie weiß davon noch gar nichts... Es half nicht darüber zu grübeln, stellte er nach dutzenden, ähnlichen Gedankengängen fest. Sein Körper verharrte regungslos, das Haar wurde von seinem Haarreif gehalten und er blickte weiterhin auf das Meer. Die Kälte der Silmacil drang langsam durch seine Hose, doch war es nicht sonderlich störend. Im Gegenteil, er möchte sogar die Kälte irgendwie. Das zeigte ihm, dass er nicht unbewaffnet war. Erneut fragt er sich, wie seine Eltern die Waffen gefertigt haben könnten. Immerhin waren sie nicht oft zusammen in den Schmieden gewesen. Sein Vater hat ihn auch nur stets in den Teil mitgenommen, den auch alle anderen Elben besuchen konnten. Was er in seiner eigenen Werkstatt als Oberster Schmiedemeister getan hat, wusste er nicht. Sein Vater hatte ihn stets zurückgewiesen, manchmal sogar recht harsch. Manchmal braucht man keine Wörter um harsch zu sein... und die zurückzuweisen, die einem am Herzen liegen. Zumindest sollten sie am Herzen liegen. Manchmal sprechen Taten eine deutlichere Sprache als Wörter....
Die Kälte des Medallions auf seiner Brust schien durch ihn hindurchzufließen. Er wusste nicht wie spät es war, er hatte auch keine Lust sich darum zu kümmern. Zwar hörte er hin und wieder hinter ihm die Schritte seiner Reisegefährten, doch schienen sie alle ihn in Ruhe zu lassen. Es war einfach die Gefährten auseinander zu halten, die beiden Menschen traten schwerer auf das Holz der Planken auf. Auch die Waldelben hörte er, zwar deutlich leise, aber ihre Schritte waren mit bedacht. Wenn er genau hinhörte, konnte er sogar heraushören, wer am meisten Erfahrung hatte, in den Baumwipfeln zu laufen. Der Elb hatte nämlich den leisesten Auftritt. Dann war da noch Halarîn, die er jedes mal sofort hörte, ihre Schritte waren ihm schon so vertraut, dass er sie selbst in einer Armee herausgehört hätte. Einmal hörte er Kerry hinter sich sprechen, doch er reagierte nicht. Er wollte nicht. Wenn man ihn abweist, dann sollte man auch damit rechnen, dass er entsprechend reagiert. Er war ein Elb und kein Stein. Beiläufig bemerkte er, dass die Sonne sich dem Horizont entgegen neigte. Seine Augen stets auf die See gerichtete, beobachtete er das bunte Farbenspiel als sie die Sonnenstrahlen auf dem Meer sich spiegelten. Mathan schloss die Augen und rief sich seinen Traum erneut in Erinnerung. Irgendwas an diesem Traum wollte ihm Etwas sagen. Nachdenklich schweifte er mit den Gedanken zu seinem Vater. Er vermisste ihn, wahrscheinlich schlendert er gerade in Aman umher. Er lachte innerlich, für ihn war es viel zu früh an Aman zu denken. Hier in Mittelerde gab es noch viele Dinge zu klären, wie die Ringe der Macht, seine Mutter und jetzt Kerry. Das einzig Gewisse an seiner Vergangenheit war, dass sein Vater im Kampf fiel und nun im Segensreich umherzog. Wahrscheinlich würde er dort mit seinem Bruder sitzen, Merlan. Bei den Gedanken an seinen Mruder zuckten kurz seine Mundwinkel, doch bewegte er sich kein Stück und verharrte seit Stunden weiterhin. Merlan war sehr vorlaut und gleichzeitig furchtsam. Kerry erinnert ihn wirklich an ihn. Der Tod seines Bruders hatte eine Wunde hinterlassenn, um die er sich nie gekümmert hatte. Als er ihn damals kurz vor der Schlacht auf der Dagorlad getroffen hatte, tat er so, als ob ihr Streit von damals nie stattgefand. Trotzdem konnte Mathan nicht so einfach damit fertig werden wie sein Bruder, der ihn genauso wie Kerry hat stehen lassen. Das Thema war zwar ein ganz Anderes gewesen, aber die Reaktion war die Gleiche. Immerhin schien sein Bruder wieder mit ihm reden zu wollen, was kurz vor einer Schlacht leider nicht so gut möglich gewesen war. Danach hat es keine Möglichkeit gegeben. Mathan wusste noch nicht einmal wie sein Bruder gefallen ist, er wusste nur, dass es schnell ging. Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und der Blick auf das Meer war nun ein Sinnbild für einen Blick in einen dunklen, tiefen Schlund. Doch Mathan wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Er richtete seinen Blick auf den aufgehenden Mond, der schwach strahlte und das schwarze Meer um das Schiff herum ganz leicht erleuchtete. Er würde immer im Licht wandeln, egal was passiert.
Halarîn blickte zu ihren Mann, der noch immer am Bug saß. Es war selten, dass er so etwas tat. Es war eine Seite, die sie kaum an ihn kannte. Ihr Blick fiel auf Kerry, die unter einer Laterne saß und etwas im Gedanken versunken war. Sie beide sagten nichts, sondern blickten hin und wieder zu Mathan, der sich seit Stunden nicht geregt hatte. Halarîn erinnerte sich, wie sie ihn kurz berührte. Ihr Verdacht regte sich wieder in ihr, doch sie schüttelte den Kopf und ging zu dem hinteren Teil des Schiffes. Dort traf sie auf Adrienne, die ein besorgtes Gesicht machte.
"Wie geht es ihm?", fragte sie nach einem kurzen Augenblick. Aus dem Augenwinkel sah Halarîn, dass Oronêl ebenfalls zuhörte, denn er drehte sich etwas zu ihnen.
"Wenn ich das sagen könnte... was auch immer es war, was sie ausgelöst hat, es scheint ihn tief getroffen zu haben.", erklärte sie leise und vermied es Kerrys Namen zu nennen. Sie wollte nicht hinter dem Rücken ihrer Tochter über sie sprechen.
"Hat er schonmal so reagiert?", hakte Adrienne nach und schien für einen Augenblick ihre eigenen Probleme zu vergessen.
Halarîn nickte nach einigen Zögern und sah sich um, mit einem Handzeichen bedeutete sie Oronêl näher zu treten.
"Ihr beide steht ihm nahe, ihr solltet es auch wissen." Auf Oronêls Blick hin lächelte sie ihm zu, "Du bist ein guter Freund für ihn und sein Waffenbruder.", sagte sie und wandte sich wieder an beide: "Er hat einen dicken Eispanzer, es braucht schon Etwas um ihn zu treffen... es geschah nicht oft, in den Jahrtausenden, in denen ich schon mit ihm zusammen bin. Der Verlust seiner Heimat, der Tod seines Vaters, der Verlust seiner besten Krieger im Kampf um Eregion, der Tod seines Bruders auf der Dagorlad und die Niederlage ... " Sie stockte und nahm beiden das Versprechen ab, nicht darüber zu reden, wenn er in der Nähe war, " Er war im alten Arthedain als Heerführer verkleidet und kämpfte in der Schlacht um Amon Sûl. Die Niederlage dort und dem Fall des Königreichs trafen ihn damals auch schwer."
"Er war dort?!", rief Adrienne etwas lauter als beabsichtigt und hielt sich die Hand vor dem Mund.
"Ja, er wollte den Menschen helfen. Dass er damals den Ringschmieden half nagt schwer an seinem Gewissen. Mathan erhoffte sich durch die Maskerade seine Fehler wieder gut zu machen und den Schatten zu schlagen..."
Adrienne nickte und machte große Augen, kurz spähte sie um die Ecke und stellte erleichtert fest, dass Mathan nichts von dem Gespräch mitbekommen hatte. Sie gähnte, woraufhin Halarîn sie ins Bett schickte, da es schon spät war. Zögerlich kam sie der Aufforderung nach und wollte noch mehr fragen, wurde jedoch rasch ins Innere gescheucht. Als sie die Tür zu der Kabine öffnete, in der auch Kerry saß, bekam sie noch mit, wie diese rasch ein silbernes Kästchen verschwinden ließ. Adrienne war so klug und tat so, als ob sie nichts gesehen hat. Insgeheim beschloss sie das Gesehene so bald wie möglich den beiden Elben zu sagen, falls sie es nicht vergessen würde. So wie Mathans Schwert, dachte sie sich zerknirscht und ärgerte sich, dass sie die Klinge in ihrem Bündel vergessen hatte. Als sie ihre Kleidung auszog, bemerkte sie, wie Kerry zur Seite blickte.
"Was ist? Wir sind beide Mädchen und du wahrscheinlich die Ältere von uns beiden. Stell dich nicht so an", sagte sie barsch und stand nun in Unterwäsche vor ihr,"Schau mal"
Adrienne beschloss dem Mädchen etwas zu zeigen um ihr den Kopf gerade zu rücken. Etwas peinlich berührt hob Kerry den Blick und machte große Augen. Fasziniert und schockiert zugleich hob sie die Hand und stoppte jedoch. "Darf ich?", fragte sie leise und Adrienne nickte. Scheu betastete das Mädchen den Bauch von ihr und Adrienne schüttelte sich:"Das kitzelt"
Das Mädchen aus Rohan entschuldigte sich und blickte lange auf die große Narbe, die sich von der Brust,quer über den oberen Bauch, bis zur Leiste zog. Nach kurzer Stille fragte sie, wie das geschehen konnte, woraufhin Adrienne ein kaltes Lachen von sich gab.
"Ein Attentäter. Mein Haus liegt in einer Blutfehde mit einigen ziemlich üblen Gestalten. Ich wurde bei der Besetzung von Minas Tirith entführt und...", sie stockte und verstummte. Lange hatte sie darüber nachgedacht, war Stunden am Strand entlang gelaufen, fernab von allen Anderen. Sie war gelaufen und gelaufen. Bis ihr Beine sie nicht mehr tragen konnten. Als sie erschöpft am Strand, weit ab von der Stadt zusammengebrochen war, blieb sie einfach liegen und hatte die Welt an ihr vorbeiziehen lassen. So hatte sie mehrere Stunden dort in völliger Erschöpfung dagelegen, bis eine Elbe mit goldenen, blonden Haar aufgetaucht war. Sie hatte sie nur angeblickt und brauchte gar nichts zu sagen. Es hat ihr Kraft gegeben, nur sie anzusehen. Sie kannte nicht ihren Namen und Adrienne war es auch egal, aber die einfachen Worte waren sehr deutlich: "Bekämpfe den Schatten, ganz gleich wo und wie." Und sie kannte nur einen Weg zu Kämpfen, mit dem Schwert und Wörtern.
Kerry schien respektvoll, aber auch unverholen neugierig zugleich zu sein, was eine merkwürdige Mischung gab. Adrienne seufzte schwer und setzte sich auf ihr Bett.
"Sie haben Dinge mit mir gemacht... die ich niemals irgendeiner Frau wünsche..."
Schock breitete sich auf dem Gesicht von Kerry aus, doch Adrienne gebot ihr zu schweigen und hielt nicht die Tränen auf, die ihr Gesicht hinabliefen. "Ich bin für meine Mutter eingetreten, die sie eigentlich holen wollten. Ich wünschte, ich hätte damals schon kämpfen können... dann wäre das hier" Sie deutete auf die riesige Narbe auf ihren Körper "Vielleicht nie geschehen und meine Mutter wäre noch am Leben"
Es herrschte eine kurze Stille, während Adrienne sich ihre Tränen wegwischte und schniefte. "Du glaubst, ich sei stets eine Kämpferin, habe schon immer gefochten und bin immer stark" Sie schüttelte sacht den Kopf und strich sich über die Narbe, "Dies hier wird mich mein ganzes Leben lang begleiten und mich an meine Vergangenheit erinnern." Sie hob die Hand an ihren Kopf, "Die Erinnerung werden immer miteinander verbunden sein, von der Schlacht um Fornost, bis hin zu unzähligen Nächten der unsäglichsten Qualen. Kerry... Ich war nicht immer so. Vor zwei Jahren war ich noch ein normales Mädchen." Adrienne setzte sich auf und wischte nun wütend ihre Tränen fort, "Denke darüber nach, willst du in meine Fußstapfen treten? Ich rede nicht von der Narbe, die hat gar nicht geschmerzt, denn ich hatte keine Furcht vor den Schmerz. Ich rede von den Schmerzen meiner Seele. In einem hatte Mathan recht: Man wird nicht als Kämpferin geboren, man wird dazu gemacht. Mich haben meine Erfahrungen zu dem gemacht was ich bin, obwohl ich es hätte Anders haben können... einfacher. Überlege dir, wodurch du zu was werden willst, Kerry. Und vor alle dem: durch wen.", schloss Adrienne und seufzte schwer. Mühsam kroch sie unter die Decke und schaute zu Kerry herüber, die total überrumpelt dasaß und sie weiterhin anblickte.
"Tut mir leid, dass ich nicht feinfühliger bin, aber ich habe das lange mit mir herumgetragen und du hattest das Pech es jetzt abzubekommen. Nun werde ich versuchen trotz der Schauergeschichten etwas Schlaf zu finden. Du solltest es auch versuchen und morgen das offensichtliche Problem aus der Welt schaffen."
Adrienne unterdrückte noch ihre Tränen, bis sie sich mit dem Rücken zu Kerry drehte und gab sich ihren Alpträumen hin, die sie schon erwarteten.
Die Nacht war kühl und ein günstiger Wind ging sanft und strich ihm über die Haare. Mathan hörte das Rauschen der Wellen, doch hatte er die Augen geschlossen. In seinem Geist spielten sich ständig die gleichen Bilder ab. Der Traum von Ost-In-Edhil vermischte sich mit dutzenden Dingen, bis er in einem tiefen Traum sank, obwohl sein Körper noch immer so verharrte wie die ganzen Stunden zuvor. Durch die Kälte nahm er es gar nicht war.
Es war warm und roch nach Stein... und Erde? Mathan stand in einer Kammer, sie war oval und maß vielleicht dreißig bis vierzig Schritt im Durchmesser. Der Boden war stellenweise mit schweren Steinen gepflastert oder war festgesampft. Ein Feuer brannte in der Mitte in vier großen Hochöfen. Sie beherrschten den Raum und strahlten eine respektable Wärme aus. Dutzende Werkzeuge hingen von der Decke hinab und das rythmische Geräusch von Stahl auf Stahl erklang...
klang, klang, klang, Pause, klang, klang, klang, Pause, klang, klang, klang
Leichter Rauch hing in der Kammer, neben einem Regel stapelten sich dutzende Gussformen von verschiedenen Waffen. Mathan entdeckte sogar eine von einem prunkvollen Helm, der ihn stark an die Rüstung der Elben aus dem Ersten Zeitalter erinnerte. Er hatte einige von ihnen in der Bibliothek von Imladris und Eregion in den Büchern gesehen, in denen er über die alten Tage gelesen hatte. Er wollte näher an die Gussform herantreten, wurde jedoch davon abgehalten. Sein Blick wurde wieder zu den Hochöfen gezwungen und erneut erklang das Geräusch:
klang, klang, klang, Pause, klang, klang, klang, Pause, klang, klang, klang
Schließlich bewegte sich der Elb um die Hochöfen herum und entdeckte eine Gestalt zwischen drei Ambossen stehen. Als diese ihn bemerkte, schleuderte sie ausgenblicklich ein rot glühendes Stück Metall, das einen feurigen Schweif hinerließ.
Mathan zuckte zusammen, als er erwachte und blickte hinaus auf das Meer. Die Sonne hatte sich schon erhoben und sandte die ersten Strahlen über das Meer hinaus. Er hörte die ersten fernen Rufe der Avari, die auf dem Schiffen wohl gerade die Schicht wechselten. Aus dem Inneren der Avalosse hörte er erste Schritte und als sie auf das Deck kamen, bemerkte er, dass es Halarîn war. Sie setzt sich an den Platz, an dem sie gestern ebenfalls gesessen hatte und schien ihn anzublicken. Er konnte beinahe spüre, wie ihre Augen auf ihn lagen, traurig und nachdenklich. Sie wird das verstehen, dachte er sich und hörte nach einiger Zeit schließlich die Stimme von Kerry. Scheinbar sprach sie mit Adrienne, sie verstummten, als sie auf das Deck kamen.
"Ist er noch immer...?", hörte Mathan die erstaunte Frage Adriennes. Dann folgte eine kurze Stille, die schließlich von Kerry gebrochen wurde, die etwas Unverständliches nuschelte. Geräuschvoll legte er seine Schwerter vor sich auf die Planken. Einzelne Gelenke knackte bei der Bewegung.
Dem Elb war in dem Moment egal was sie von ihm hielten und erhob sich langsam. Den Blick noch immer auf das Meer gerichtet begann er zu sprechen sodass sie ihn hören konnten:" Ich gebe zu, dass ich nicht viel Erfahrung mit Menschen habe. Mag sein, dass ich noch nie eine Menschentochter hatte...", er drehte sich um und blickte Kerry geradewegs in die Augen, "Das heißt aber nicht, dass sie mit mir umgehen kann wie sie will. Auch Elben haben Gefühle, mein Medallion mag aus Eis sein, ich bin es aber nicht."
"Wenn du nicht mit mir rede-", begann sie stur, verstummte als sie einen Funken Zorn in Mathans Augen aufblitzen sah. Er machte einen langsam Schritt auf sie zu. "Du musst für deine Taten einstehen. Du kannst nicht machen was du willst und jene verletzen, die dir helfen wollen, die dich beschützen wollen. Und dann auch noch erwarten, dass sie sich entschuldigen, wenn sie nicht mit dir reden weil du sie verletzt hast, in dem du dich einfach von ihnen abwendest." Seine Stimme klang ruhig, der Zorn war verschwunden und nur maßlose Enttäuschung war geblieben. Halarîn packte Adrienne bei den Schultern und führte sie von Vater und Tochter fort.
"Ich... das war falsch von mir", rief sie schließlich und senkte den Blick, "Ich habe einen Fehler gemacht."
Mathan blickte sie weiterhin an und streckte seinen Rücken, der ein leises Knacken von sich gab. Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie blickte ihn an und murmelte, dass er kühle Hände hat. Er schmunzelte, woraufhin Kerry erleichtert wirkte. "Es ist gut, dass du deinen Fehler eingesehen hast. Ich habe auch nicht richtig gehandelt, sondern eher eine Elbe in dir gesehen.", sagte er sanft und öffnete die Arme, "Lass uns das mit einer Umarmung abschließen" Seine Tochter blickte zu ihm auf und lächelte schelmisch, um ihn dann zu umarmen, was er zu gern erwiderte.
"Ich weiß, dass du dir Sorgen machst... und dass du mich in Sicherheit haben willst.."
Mathan ging in die Hocke um auf einer Augenhöhe mit ihr zu sein, was sie kurz stocken ließ, "Ich habe mit Adri.. ich meine mit Adrienne gesprochen... sie hat mich zum nachdenken gebracht. Vielleicht..." Sie murmelte erneut etwas Unverständliches.
Der Elb hob überrascht eine Braue und nahm sich vor, mal mit seiner Schülerin zu sprechen, obwohl er ahnte, dass sie gerade eine schwere Zeit durchmachte.
"Wenn du magst, ich bin nach dem Frühstück hier und trainiere ein bisschen. Du kannst dich gerne anschließen, wenn du dich vorher gestärkt hast.", bot er ihr an und drückte sie nochmals kurz an sich, "Ich hab dich lieb", sagte er dabei leise.
Kurz darauf erschienen Halarîn und Adrienne, sodass Vater und Tochter sich wieder voneinander lösten. Seine Schülerin wollte mit Kerry etwas besprechen und zog sie zur Seite, während Halarîn Mathan umarmte.
"Magst du mir nachher erzählen, was in der Nacht los war"?, flüsterte sie auf Quenya
"Ich habe Dinge gesehen... es ist schwer zu beschreiben. Später weiß ich wohl mehr, dann erzähle ich auch davon.", antwortete er leise und zog sie in eine Umarmung. Ein Kuss folgte und sie begaben sich zu den Vorräten um das Frühstück vorzubereiten, da sie selbst hungrig waren.