Músab, Aglarân, Alára, Alyana und Taloraqen aus KermaNachdem die
Kadarzimril bereits seit mehreren Tagen auf See unterwegs gewesen war, erreichte die Gruppe um Músab endlich das Inselreich Assuit. Zum Glück gab es kaum enormen Wellengang und so konnte der König die Überfahrt womöglich als die letzte Erholung vor dem Krieg genießen. Die
Burgherrin war ein eher kleineres Schiff, das nach der númenorischen Bauart aus einem dunklen, sehr widerstandsfähigem Holz gebaut worden und mit zwei Masten ausgestattet war. Músabs Mutter, Belazil, hatte ihr Schiff jedoch eher selten genutzt. Wenn sie jedoch gesegelt war, dann über mehrere Tage, sogar Wochen hinweg.
Auf Anraten von Músabs Tochter, Alyana, ankerten sie in der geheimen unterirdischen Bucht namens Aryasel, die unter anderem auch das Versteck der Piratenjäger Assuits war.
"Die Piratenjäger oder auch "Jäger von Aryasel" sind ein geheimer Bund, der treu zum Königshaus von Assuit steht. Sie jagen und eliminieren die Plünderer der Samaal, Jarir und anderen Staaten." erklärte Aláya, die die erstaunten Gesichter der Besatzung erkennen konnte. Tatsächlich hatte die Bucht von Aryasel etwas Mystisches an sich. Sie war groß genug, dass dort mehrere dutzend Menschen leben aber gleichzeitig auch die Schiffe der Jäger versteckt worden konnten. Über Jahrhunderte waren Gravuren und (Eben)bilder in die Wände gemeißelt worden, die zusammen ein prächtiges einzelnes Bild abgaben.
"Wie lang existiert dieser Bund bereits?" fragte Taloraqen, der sich, immer noch beeindruckt von den kunstvollen Verzierungen, umschaute.
"Länger als es das Königreich von Assuit gibt. Nun jedoch sind die meisten tot, gefallen bei der Verteidigung der königlichen Stadt oder Gefangene in den Kerkern Khabars," erklärte Alyana, die aufgrund ihrer Herkunft das meiste Wissen über die Insel Assuit besaß.
"Das Gefängnis von Khabar... " sprach Músab "Kashta wird die Kerker von Assuit nicht nutzen. Sie sind zu viel zu klein für so viele Gefangene und zudem unsicher... Wir sollten uns zuerst in Khabar umschauen," sprach er, während er langsam einen seiner Dolche über seine Finger tanzen ließ und ihn schließlich in die Dolchscheide steckte.
Nachdem sie zu viert Aryasel verlassen hatten, hatten sie einen zwei stündigen Fussmarsch vor sich, bis sie Khabar erreicht hatten. Buri Khabar, wie es ursprünglich hieß, war ein Gefängnis, in dem vor allem Piraten und Kriegsgefangene ihre Strafe absitzen mussten oder schließlich gerichtet wurden.
"Das Gefängnis ohne Widerkehr" tuschelte Alára, während er sich neben Músab kniete. Sie hatten ein hohes Gebüsch in sicherer Entfernung von Khabar, aber nah genug um den Ablauf dort zu beobachten und zu hören, als ihr Versteck ausgewählt. Khabar hatte sich von einem Gefängnis in einen Ort des Schmerzes und der Hinrichtungen verwandelt: An den Mauern waren alte Holzbalken angebracht worden, an denen mehrere Stränge angebracht waren, in deren Schlaufen noch teilweise zuckende Menschen hingen sowie Käfige, in denen die Gefangenen teilweise nackt eingesperrt wurden.
Der kurze Moment der Stille wurde von lauten Schreien unterbrochen. Mehrere Gefangene wurden unter tobenden Jubel der Wachen zum Richtblock geführt, während die anderen, auf das gleiche Schicksal warteten Gefangenen, dagegen verbal rebellierten. Nachdem die letzten Männer hingerichtet worden waren, konnte Músab beobachten, wie eine der Wachen einen vermummten Mann gewaltsam aus dem Gefängnis hervor zog und wie fast alle Wachen auf die Mauer strömten.
"Ihr hattet die Möglichkeit, euch dem rechtmäßigen König des Reichs von Kerma anzuschließen. Euren Rang und eure Titel zu behalten. Das Leben eurer Gefolgsleute retten können... Ihr hättet nur niederknien müssen... Heute
werdet ihr knien. Jedoch zum allerletzten Mal!" schrie der Kommandant des Gefängnisses, seine Tonlage war erniedrigend. Er zog den Sack vom Gesicht des Gefangenen, bei dem es sich, wie Músab nun erkannte, um den König von Assuit handelte. Obwohl sein Gesicht blutüberströmt und übersät mit Hämatomen war, zeigte es dennoch einen gewissen Stolz.
"Bringt ihn zum Block!" Sogleich zogen ihn zwei Soldaten zum Henker, von dessen riesiger Axt noch das Blut tropfte.
Gespannt schaute die Gruppe aus dem Gebüsch dem Geschehen zu. Taloraqen hatte auf einen Ast eines Baumes unter Músab Stellung bezogen. Er hatte bereits seinen Bogen gespannt und zielte nun auf den Kopf des Henkers.
"Ich kann ihn töten... Den Treffer überlebt er nicht." gab er Bescheid.
"Dann tue es." flehte Alyana ihn an. Auf ihren Wangen hatte sich bereits ein Rinnsal aus Tränen gebildet.
"Nein. Warte! Wenn sie herausfinden, woher der Pfeil kam, sind wir die nächsten, die da vorne ihr Leben verlieren," stellte Alára klar.
Alyana drehte sich zu Alára um und begann wütend auf seine Brust zu schlagen. "Sie werden ihn töten! Wegen dir! Wegen Dir!" Ihr Sicht wurde von den Tränen bereits enorm getrübt, als plötzlich eine Hand um ihren Mund griff und sie zu sich zog.
"Psst." sagte Músab zu seiner Tochter und zeigte mit seinen Fingern auf eine größere Gruppe von in schwarze Mäntel gehüllte Gestalten, die knapp an ihnen vorbei schlichen. Alyana umklammerte Músab als wäre sie noch ein kleines Kind. Doch Músab erwiderte die Umarmung und beobachtete dabei, wie die Gruppe langsam auszuschwärmen begann.
Ein Moment der absoluten Stille, der Anspannung entstand, der jedoch plötzlich durch das Zischen von mehreren Pfeilen gestört wurde. Die Schützen auf den Mauern der Burg begannen nun verzweifelt ihre Wunden mit ihren Händen abzudecken; sanken jedoch einer nach dem anderen nach Luft schnappend zu Boden. " Tötet sie", schrie der Kommandant der Festung während er die Alarmglocke betätigte. Die angreifenden Männer enthüllten nun ihre Beweggründe. "Befreit den König." schrie einer Angreifer. Músab blickte zu Alára und Taloraqen, die scheinbar, ohne das Músab sie fragen musste, gleicher Meinung waren. Taloraqen hatte bereits den ersten Pfeil verschossen, der einen der Wachmänner mitten in die Brust traf. Alára und Músab stürmten mit gezogenen Waffen, gefolgt von der nun fast in Rage verfallenen Alyana. Auch der schweigsame Agláran schloss sich dem Kampf an und sorgte dafür, dass Músabs Rücken gedeckt war. Músab warf zwei seiner Wurfdolche mit äußerster Präzision in den Brustkorb zweier Wachmänner, die ihn kurzzeitig überrascht anblickten aber dann nach hinten wegfielen. Músab zog seine Schwerter und tauchte rasch unter einem Hammerschlag hinweg und entledigte sich seines Feindes mit zwei schnellen Schwerthieben. Dieser ließ seinen Hammer nun frei durch die Luft fliegen und gegen die Wand prallen. Mit einem raschen Stich durch den Hals beendete Músab das Leben des Wachmanns.
Die Gefängniswachen waren deutlich in der Überzahl, jedoch kaum so kampferfahren wie die Angreifer, bei denen es sich um die Jäger von Aryasel handelte. Schnell konnte der Innenhof und Richtplatz erobert werden, jedoch schwärmten immer mehr Schützen auf die Mauern und Wachmänner in den Innenhof. Ihre Chancen für einen Sieg wurden immer geringer, umso mehr Männer der Angreifer ihr Leben durch die Schützen verloren.
Nachdem Músab, Aglâran und Alára raschvier Wachmänner töten konnten, atmeten sie, erschöpft vom Kampf, tief durch. "Das sind zu viele. König Abdul ist immer noch in der Hand der Wachmänner und die Jäger von Aryasel werden immer weniger..." meinte Alára. Músab nickte und zog einen seiner Wurfdolche. Mit Schwung warf er ihn in einen Wachmann, der kurz davor gewesen war, einen am Boden liegenden Jäger von Aryasel mit seinem Speer zu durchbohren. Beide rannten zu dem Krieger und halfen ihm hoch. "Danke, Fremde." sagte er. " Unsere letzte Chance ist das Nebengebäude einzunehmen, wenn ihr helfen wollt, folgt mir." sagte er.
"Ich bleibe bei Alyana, hilf du ihm." schlug Alára vor.
Músab zögerte kurz. "Wir sehen uns wieder." sagte er dann, bevor er gemeinsam mit Aglâran dem Jäger folgte.