Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Der Thron von Mittelerde
Der Thron von Mittelerde-Backstory
Darkayah:
Leichter Schnee bedeckte die Festung Carn-dûm. Draußen befanden sich viele Menschen. Soldaten aus Angmar und Arnor, Menschen die Rüstungen für den kalten Winter mit Leder polsterten. Thirak Eisen lief gerade durch die langen Gänge der Burg der alten Festung, bis er den Thronsaal erreichte. Lynn Stark wartete dort schon auf ihn. Sie überreichte ihm eine Schriftrolle. Das Siegel, welches die kleine Rollte schloss, zeigte einen Schwan. Thirak wusste was dies zu bedeuten hatte: Der Brief kam aus der Hauptstadt Minas-Tirith und somit von König Imrahil Imrazor. Vorsichtig brach er das Siegel auf und las sich Brief durch. Im selben Moment betrat auch Davos mit Wiemund den Saal.
"König Imrahil schreibt, dass er die Euphorie des Nordens versteht und gratuliert dem Hause Stark Rückeroberung von Carn-dûm, denn Adahil Breune war ein Verräter des Reiches... Doch nun fordert er die Gefolgschaft des Nordens und wird mich zum Wächter des Nordens ernennen, wenn ich die Krone ablege...", klärte Thirak die anderen auf.
"Heuchler...", fauchte Lynn."...Durch ihn ist unsere Familie gestorben, und unser Vater in Minas-Tirith hingerichtet worden...".
Davos Schneewert, der dazu kam, sagte nur: "Er wird es nicht dulden, dass das Reich gespalten wird und der Norden unabhängig bleibt...".
"Wir haben für all das keine Zeit...", merke Thirak an. "...Wir müssen uns auf die dunkle Nacht vorbereiten, wenn der Tod über uns alle kommt, ist es egal wer zum Reich gehhört und wer nicht...".
Davos nickte seinem neuen König zustimmend zu.
Thiraks Interesse galt plötzlich Mira, die er erst jetzt bemerkte. Sie saß an einem der aufgestellten Tische und las ein Buch. Der junge Mann fand sie noch immer geheimnisvoll. Aber auch interessant. Besonders, weil er aus ihren Worten nicht wirklich schlau wurde.
Er ging auf sie zu und stellte sich neben sie. Diese bemerkte das und legte das Buch auf den Tisch und sah ihn durchdringend mit ihren grünen Augen an.
"Wie kann ich euch dienen?", fragte sie freundlich. Thirak schüttelte nur überrascht den Kopf. Er rechnete nicht mit einer Frage und dass er wohl offensichtlich danach aussah, als wollte er Aufmerksamkeit von der rothaarigen Frau. "Ich werde schon bald aufbrechen müssen, mein Herr verlangt es von mir!",sagte sie. Thirak war dagegen irritiert: "Wer ist euer Herr und ihr wollt uns vor dem bevorstehenden Krieg verlassen?".
"Mein Herr hat viele Namen: Einige nennen ihn Illuvatar, andere sehen ihn aufgeteilt unter den Valar... Für mich ist er der Weltenlenker, der für uns alle schon einen bestimmten Weg hat...", die rothaarige Frau machte eine kurze Pause, während sie sich erhob. "...Habt keine Sorge! Meine Zeit hier im kalten Land ist noch nicht vorbei... Ich werde zu euch zurückkehren, bevor der große Krieg bevorsteht!".
Thirak nickte ihr zu und ließ sie passieren, als sie Fortging. Er rätselte noch kurz über ihre Worte, plante aber weiterhin mit den Hauptmännern aus Angmar, den Abgesandten aus Arnor, Anbur Bittermark und Hildamar Rohstt, die mögliche Verteidigung des Nordens. Nach einiger Zeit kam ein Soldat in den Thronsaal gestürmt und versuchte Luft zu schnappen. Thirak fragte ihn was er hatte und ob etwas passiert war, doch dieser antwortete nur: "Im Hof... dort ist ein junger... Er möchte nur mit euch sprechen...".
Alle anderen im Saal wurden ebenfalls hellhörig, Thirak zögerte nicht lange und stürmte in den Hof der Festung. Dort saß, auf einem Baumstumpf, ein Junge. Er war scheinbar nicht älter als im Jugendlichen Alter. Zumindest wirkte er so. Er trug welliges - Schulter langes- Haar, das braun gefärbt war. Thirak Eisen, der neue König des Nordens, ging vorsichtig auf ihn zu. Als er direkt hinter dem jungen stand, sagte er nur:"Ich habe schon lange auf dich gewartet...".
Auch wenn Thirak nicht wusste warum, sorgten diese Worte für Herzrasen und Angst.
"Wer seid ihr?", fragte er vorsichtig. Der junge lächelte ihm nur zu und erwiderte: "Ich bin Eldarion, der Sohn von Aragorn, dem König von Gondor und Arnor!". Dabei klang seine Stimme sehr ruhig. Thirak fragte sich, wie das sein konnte. Immerhin war Aragorn seit über vierzig Jahren tot.
"Du fragst dich sicher wie das alles sein kann, warum ich hier bin und ob ich wirklich der wahre Sohn von Aragorn bin...", fing er an. "...Nun ich bin aus dem selben Gründen wie ihr hier: Melkor. Er ist der Feind den wir besiegen müssen... Ihr habt auch euren Part in der Geschichte, deshalb wurdet ihr zurückgeholt...".
Thirak war erschrocken. Woher konnte Eldarion das nur wissen? Der Mann, der aussah wie ein junge fuhr fort: "...Mein Großvater, Elrond von Bruchtal, wird euch helfen können. Er wird uns gegen die Macht der Dunkelheit unterstützen. Er kannte Anarya, die Visionen von Melkors Rückkehr hatte... Doch dazu kommen wir später...".
Eldarion erhob sich von dem Baumstumpf und hing auf Thirak zu. Er legte seine zarte Hand auf dessen Schulter, das dazu führte dass Thiraks Knie weich wurden. Er konnte sich nicht mehr lange halten, bis er auf die Knie sank. Eldarion behielt seine Hand weiterhin auf Thiraks Schulter. "Es gibt da etwas das ich euch zeigen muss... Was lange vergessen war...", sagte er dabei. Thirak verstand nicht was er meinte, doch alles um ihn herum verschwand und er hatte das Gefühl, als würde die Welt verschwimmen. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich an, als würde er in Sand versinken.
Das Drehen um ihn herum wurde schneller und schneller. Er konnte keinen Punkt fixieren, geschweige denn die Orientierung halten. Doch dann plötzlich stand er in einem Zimmer. Er kannte es, denn es war in Carn-dûm. Zwei Männer befanden sich dort: Der eine saß an einem Tisch, der andere stand in Rüstung vor den Tisch.
Der sitzende war offensichtlich Thir Stark, Thiraks und Lynns Vater. Der junge Mann Begriff noch gar nicht was vor sich ging. Immerhin war sein Vater lange Tod. Er bemerkte schnell, dass ihn die anderen Männer nicht sehen konnten. Hektisch schien Thir Stark einen Brief zu schreiben. Thirak stellte sich hinter ihm um diesen zu lesen. Er konnte nur vereinzelte Worte lesen: "Es ist sinnlos gegen Imrahil in die Schlacht zu ziehen", "Krieg ist vorbei", "Es gibt noch Hoffnung... Eure Tochter" waren die Fetzen die er las. Sein Vater unterzeichnete den Brief, faltete ihn und setzte das Siegel des Hauses Stark drauf. Er übergab das Schriftstück dem anderen Mann mit den Worten: "Reitet noch heute Nacht nach Nordwacht und übergibt dies Thurion Vaneryen... Nicht seinem Knappen, nicht dem Hauptmann seiner Wachen oder sonst irgendwen... Nur Thurion persönlich...".
Wieder verschwand alles um ihn herum und er befand sich diesmal woanders. Er war in einer ihm unbekannten Stadt. Sein Vater Thir redete mit einem Mann: "Thurion ist ein guter Anführer und Kommandant...". Der andere Mann erwiderte nur: "Denkt ihr noch immer, dass ein guter Soldat ein guter König ist... Es hat sich so viel in den letzten Jahren verändert, Fürst Stark... Ich habe Anarya Vaneryen als Königin geduldet, aber nichts legitimiert Thurion dazu.... Nur weil er Anarya geheiratet hat bedeutet es nichts... Wir dürfen nicht vergessen wer er eigentlich ist..."
Wieder verwischte die Umgebung um ihn herum. Thirak fühlte sich schon leicht gestresst, denn es zerrte an seinen nerven. Als das Bild wieder sichbar wurde, befand sich Thirak mitten in einer Schlacht. Er kannte weder den Ort noch die Stadt. Er erkannte lediglich die Banner von König Imrahil auf den Mauern und die Banner Thurions, den weißen Wolf auf schwarzem Grund, auf Seiten der Angreifer. Er befand sich unmittelbar neben Thurion, der sich auf die Mauern gekämpft hatte. Aus Reflex zog der junge Mann sein Schwert und wollte sich verteidigen, doch er schlug nur durch die Soldaten durch, bis er wieder bemerktw, dass dies noch immer die Traumsituation war. Für ihn fühlte es sich trotzdem echt an. Zunächst folgten Thurions Männer ihrem Anführer so lange bis Verstärkung aus Dol-Amroth eintraf. Thurions Männer zogen ihn von den Mauern und schleiften ihn mit sich, der sich aber vehement wehrte. "Bleibt und kämpft!", rief er immer wieder.
Die Szenerie verwandelte sich in eine Schneelandschaft.
Thirak sah sich um und sah nur wieder den weißen Wolf auf schwarzen Grund auf den Fahnen und Bannern. Thurions Männer brachen gerade die Zelte ab, als ein Mann bei ihm ankam und etwas überreichte. Es war das Schriftstück mit dem Siegel des Hauses Stark. Thurion steckte sich dieses zunächst ein und wies seine Männer an zu marschieren. Davos Schneewert traf noch auf seinen König: "Euer Gnaden, bei allen Respekt, ich denke nicht dass es einr gute Idee ist in die Schlacht zu ziehen... Habt ihr wenigstens Nachricht aus Carn-dûm? Konnte Fürst Stark etwas erreichen?". Thurion schüttelte den Kopf: "Nein... Wir werden nicht zurück gehen...". Dann erinnerte er sich an das Schriftstück, holte es heraus und las es. Erschien davon sichtlich angetan, denn er lehnte über einen Tisch, der in dem Zelt stand, und befand sich im Gedanken. Davos verstand nicht recht was los war, doch dann übergab sein König ihm den Brief. Er las sich diesen schnell durch und auch er wirkte sichtlich erstaunt. "Euer Gnaden, wenn das wirklich stimmt, was Thir Stark herausgefunden hat, dann solltet ihr dies nicht tun... Wenigstens IHRES Willens...".
Thirak hörte den Gespräch interessiert zu. So anstrengend diese Reisen auch waren, wurde er sehr neugierig, warum ausgerechnet er diese Bilder sehen sollte.
"Nein... Wegen IHR sollte ich das erst recht tun... Sie würde es hier sonst sehr schwer haben, da sie meine Tochter ist...", sagte Thurion. Davos erwiderte: "Ihr habt schreckliche Dinge getan. Sicher. Ihr könnt diese aber wieder gut machen. Und wenn es nur dadurch ist, dass ihr eurer Tochter beibringt, wie man richtig herrscht und mit dem Verzicht auf die Krone Großzügigkeit zeigt....". Thurions Blick wirkte nur leer und nachdenklich. "Nein...", sagte er leise. Er schickte Davos daraufhin nach Carn-dûm, wo er nach weiteren Männer und Pferden fragen sollte.
Thurion und seine Armee marschieren weiter. Sie hatten keine Pferde. Die Armee war zu Fuß unterwegs. Es dauerte nicht lange bis Imrahils Kavallerie eintraf. Einige der Männer Thurions flüchteten schon. Er selbst zog sein Schwert und marschierte gegen die Übermacht. Viele folgten ihm in die Schlacht, aber sie wurden alle Gnadenlos abgeschlachtet.
Thurion lehnte sich verletzt an einen Baum und sank zu Boden. Es wirkte so, als wäre er weiterhin in Gedanken versunken.
Ein Mann trat vor ihm und sagte: "Da sieht man sich wieder...".
Thurion sah zu ihm auf. Der Mann war der enge Vertraute von König Imrahil Remiref. Thurion spottete nur: "Ich hab jetzt mit Imrahil selbst gerechnet, doch er hat doch nicht den Mumm dazu...".
"...Ihr habt meine Söhne hinrichten lassen und viel Unheil über das Land gebracht...".
Thurion erwiderte: "Ja, das habe ich...".
"Im Namen von Imrahil, König von Mittelerde, verurteile ich euch zum Tode... Habt ihr noch irgendwelche letzten Worte?", fragte Remiref sichtlich getroffen.
"Los, tut eure Pflicht...", speiste Thurion den Mann nur ab. Dann war es vorbei.
Mit dem Schwerthieb kam Thirak wieder in die normale Welt und er befand sich wieder im Hof von Carn-dûm. Er holte tief Luft, als wäre er lange unter Wasser gewesen. Er zitterte am ganzen Körper und sein Atem war schnell.
Die Wölfin Kyra lag neben ihm im Schnee und sah mit angelegten Ohren zu ihm. Thirak streichelte ihr über den Kopf und seufzte. Als er zu Eldarion aufblicken, stand dieser breit vor ihm. "Seit geraumer Zeit kann ich in die Vergangenheit blicken...Aber für den Rest seid ihr noch nicht bereit... Schickt einen Boten nach Bruchtal, wir brauchen die Hilfe von meinem Großvater, denn die lange Dunkelheit rückt näher...". Mit diesen Worten verschwand er in die Burg. Thirak richtete sich auf und sah zu Davos, der mit offenem Mund alles beobachtete.
"Geht es euch gut?", fragte der Mann. Thirak nickte nur. Der ältere Mann half seinem neuen Herren auf. Thirak hatte das Gefühl, er würde Davos die ganze Zeit anstarren. Es war ihm fast schon unangenehm.
"Ihr... Ihr habt versucht Thurion vom letzten Feldzug aufzuhalten?", fragte der junge Mann stotternd. Davos Schneewert nickte. "Es war aber vergebens... Er wollte nur noch vorwärts, nicht mehr zurück... Er wollte nicht nur eine einfache Seite in den Geschichtsschreibungen werden...". Er machte eine Pause und setzte sich auf den Baumstumpf, auf dem Eldarion vorher saß. "...Ich denke er sah seinem Ende entgegen... Weshalb tausende sterben mussten, obwohl er von seiner...".
"...Seiner Tochter erfahren hat!", fuhr Thirak den Satz seines Beraters fort, der sehr überrascht drein blickte. Er wollte wissen, woher sein neuer König dies wusste, doch Thirak schüttelte nur den Kopf: "Es ist eine komplizierte Geschichte...", sagte er nur.
Davos erwiderte: "Es ist eine traurige Sache... So viele Menschen mussten für diese Kriege um Mittelerde sterben... Thurion war sicher nicht unschuldig!". Er schnaubte kurz. "Er ist mit einer der Hauptverantwortlichen für all das Leid. Aber manchmal lässt mich etwas in mir drinnen Zweifel, ob seine Seele durch und durch verdorben war... Seine Reaktion auf die Nachricht war irgendwie... Anders...". Dabei klang der Mann getroffen. Thirak wusste wovon er sprach, denn er hatte es selbst gesehen.
Die Augen von Davos glänzten, als würden jeden Moment Tränen aus ihnen fließen und seine Stimme klang zittrig: "Versteht mich nicht falsch... Er war ein Tyrann, hat viele schlechte Dinge getan... Doch trotzdem bin ich durch ihn das geworden was ich jetzt bin und ich kannte ihn anders, auch wenn es nicht nach außen zeigte...".
Thirak legte seine Hand beruhigend auf die Schulter von Davos. "Niemand konnte damit rechnen, dass er verrückt werden würde...", erwiderte er nur.
Leicht aufgebracht rief Davos: "Da würde König Imrahil aber etwas ganz anderes Sagen!". Dabei lachte er aber auch gleichzeitig und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Vielmehr aus Verzweiflung, als aus Freude. Die schwarze Düsterwölfin Kyra stubste den Mann an. Sie spürte die Traurigkeit in ihrer Nähe. Dies veranlasste Davos dazu sie zu streicheln, was ihn auch beruhigte.
Thirak musste ebenfalls schmunzeln. "Und was ist mit Thurions Tochter geschehen?", wollte der junge Mann wissen.
Davos erwiderte nur: "Man weiß es nicht... Manche reden davon dass sie tot ist, andere dass sie im Osten im Exil lebt. Wahrscheinlich an einen Häuptling eines Stammes weit östlich von Khand verkauft...".
Thirak seufzte. Im Endeffekt spielte dies auch keine weitere Rolle, denn sie mussten sich weiter vorbereiten.
"Wünscht ihr, dass ich einen Boten nach Bruchtal schicke?", wollte Davos wissen. Thirak nickte ihm zustimmend zu. "Wir brauchen jede Hilfe die wir kriegen können!", sagte der König des Nordens. Sofort machte sich Davos auf dem Weg um jemandem mit der Mission zu beauftragen. Thirak vermutete, dass er auch seinen Frust ablaufen wollte. Er wurde aber selbst leicht nachdenklich. Warum zeigte Eldarion ausgerechnet ihm diese Bilder? Was hatten sie zu bedeuten? Und was meint er damit, dass er noch nicht bereit für den Rest war? Thirak fühlte sich überfordert. Er fühlte sich noch schwach und musste die Ereignisse noch verarbeitet. So ging er wieder in die Burg von Carn-dûm, um in seine Gemächer zu gelangen. Lynn fing ihn ab, um zu erfahren wo er denn so lange war, doch er wimmelte sie nur ab und ging weiter.
Darkayah:
Die Überfahrt von Umbar nach Mittelerde war lang. Die Schiffe schaukelten im Belegaer Meer hin und her. So manch einen wurde schon schlecht. Sie fuhren durch Stürme und heftige Gewitter. Doch zum Glück kenterte keines der zahlreichen Schiffe. Die schwarzen Segel, die den roten Dreiköpfigen Drachen zeigten wehten stark im Wind.
Kiana Vaneryen hatte ein mulmiges Gefühl. Denn sie mochte weder lange Schiffsüberfahrten, noch das Gefühl ins Ungewisse einzutauchen. Sie wusste nicht was sie in Mittelerde erwartete.
Als endlich die Insel Tolfalas in Sicht war, stand sie vorne am Schiffsbug und genoß die Aussicht.
Der leichte Wind des Meeres ließ ihre hellen -fast weißen- Strähnen ihres Haares ständig in ihr Gesicht wehen, sodass sie diese immer wieder aus ihrem Gesicht wischte.
Endlich war es soweit. Die lange Reise im Osten hatte ein Ende und sie konnte den Weg ihrer Bestimmung folgen: Den Thron von Mittelerde an sich reißen!
Für einen kurzen Moment dachte sie an die zahlreichen Sklaven und Menschen aus Umbar, Harad und Khand. Sie hatte sie alle befreit und diese hatten sich Kiana angeschlossen. Sie hoffte, dass diese auch noch in Zukunft frei und die Unruhen fern blieben. Aber sie hatte Loki ja dort gelassen und damit beauftragt, für Ordnung zu sorgen.
Kiana Vaneryen wusste, dass alle die ihr folgten, sie auch liebten.
Ob es in Mittelerde auch so sein wird? , dieser Gedanke trieb der jungen Frau schon eine sehr lange Zeit im Kopf. Sie hörte viele Geschichten über Mittelerde. Ihr Ziehvater Abbas, Galador, Faramir und Beregond erzählten ihr viel darüber. Sie wusste das ihre Familie nicht sehr beliebt war. Obwohl ihre Mutter viele gute Dinge für Mittelerde verrichtete, dachten alle nur an die schrecklichen Taten ihres Vaters: Thurion war ein Verrückter, dem es nur wichtig war seine eigene Macht zu festigen. Kostest was es wolle. Kiana dachte an die Vergangenheit zurück, auch wenn sie es nicht gerne tat. Denn viele Menschen haben sie betrogen und verraten. Doch diese Erlebnisse machten sie zu der Frau, die sie heute ist.
"Kiana!", rief ihre Beraterin Mina. "Sieh doch, Minas-Alagos ist schon in Sichtweite!".
Sie blickte in die Richtung, in der die Frau zeigte. Das singen der Möwen wurde lauter. Tatsächlich konnte Kiana nun auch die Umrisse der gewaltigen Festung auf Tolfalas erblicken.
Kiana wickelte sich etwas in ihren Umhang. Das Klima dort war wesentlich kühler, als im Osten. Deshalb trug sie auch wärmere Kleidung. Überwiegend schwarz. Eine silberne Kette trug sie als Schärpe, die ein blutrotes Tuch über ihre rechte Schulter als halben Umhang hielt. Die Befestigung an Kette und Mantel war ein dreiköpfiger Drache. Galador, Mina und Saruman trugen ebenfalls schwarze Kleidung.
Einige Schiffe der Armada fuhren voran, um die Festung zu durchsuchen. Laut Saruman war sie leer, doch man konnte in diesen Zeiten nicht sicher genug sein.
Nach einiger Zeit ließen einige der schwarzen Ostlinge ein Boot für Kiana und ihr Gefolge hinunter. Sie blieb stehen, während Mina, Saruman, Galador sitzen blieben.
Die schwarzen Ostlinge ruderten das Boot. Dabei spritzen einige Tropfen des salzigen Meeres in Kianas Gesicht, doch sie ließ sich nicht daran stören.
Ancalagon, Darium und Aranion flogen über ihre Köpfe hinweg und umkreisten die Festung. Kiana lächelte zufrieden, denn der Anblick gefiel ihr.
Minas-Alagos befand sich auf einer Klippe, die erhöht auf der Insel lag. Die Steine, aus denen sie gebaut wurde, waren überwiegend schwarz und grau.
Die Boote landeten am Strand und die junge Frau lief diesen entlang. Sie kniete sich hin und drückte ihre Hand in den Sand. Endlich berührte sie den Boden, auf dem sie geboren war, der zum Land ihrer Heimat gehörte. Als sie sich erhob, blieb einige Sandkörner an ihrer Hand kleben, die sie aber abstreifte.
Die Küste führte zu einem großen Tor. Die Wachen öffneten diese Tore, und man erblickte viele Stufen, die zur Festung führten.
Als Kiana und ihr Gefolge an der Festung angekommen waren, führte Grauer Staub seine Herrin durch die dunklen Gänge der Festung. Ihre Schritte hallten dabei laut.
Kiana blieb vor einem Banner stehen, welches den silbernen Schwan von Dol-Amroth zeigte. Angewidert berührte sie den Stoff. Diese Verräter... Ich werde sie alle töten... , dachte sie sich, und kurz darauf riss sie das Banner zu Boden. Für die junge Frau fühlte sich das herunterreißen des Banners schon wie ein kleiner Sieg an und gab ihr Genugtuung.
Die Wachen öffneten große schwarze Türen und Kiana betrat den Thronsaal der Festung. Nur wenig Licht erreichte den Raum. Lediglich die wenigen Sonnenstrahlen von draußen erhellten den Saal etwas. Überall lagen Kisten oder umgefallene Kerzenständer herum. Kiana betrat den kühlen Saal und blickte erstaunt auf den Thron, der direkt aus dem Fels geschlagen wurde. Ihr treuer Hauptmann Grauer Staub wollte ihr folgen, doch Mina hielt ihn fest, denn es war ein emotionaler Moment für ihre Königin. Dies hier war ihr Geburtsort und hier thronten ihre Eltern zuletzt. Ihre Mutter Anarya starb sogar dort. Sie hielt kurz inne und schloss die Augen. Nun ist das Haus Vaneryen zurück und ich werde mir das holen, was mir zusteht... .
Sie öffnete wieder die Augen und ging einige Schritte weiter in einen Nebenraum, in dem ein großer Tisch -aus stein gemeißelt- stand, welcher Karte von Mittelerde sehr ähnlich sah. Viele Figuren lagen verstreut auf dem Tisch herum, die für Armee- und Strategiepläne benutzt wurden.
Kiana strich mit der Hand über den Tisch, während sie durch den Raum ging. Der Stein fühlte sich an ihren Finger kalt und staubig an. Am Ende des Raumes befand sich eine große Öffnung mit Balkon, die in Richtung von Gondor und somit Minas-Tirith gerichtet war.
Nur noch wenige Meilen trennen mich von meinem Ziel... , dachte sie, während sie aus dieser Öffnung sah. Es war vielleicht naiv das zu glauben, da die Stadt nicht einmal sichtbar war. Doch es war ihr egal. Ihre Berater folgten ihr in den Raum.
Kiana Vaneryen wendete sich zu ihnen und sagte: "Sollen wir endlich anfangen?"
Mittlerweile sind noch zwei weitere Personen eingetroffen: Irna Girion und Fennies Turmbauer, die Frau des toten Nithram Turmbauer aus Mordor. Beide wollten ihre Rache für ihre getöteten Familien. "Ihr habt drei ausgewachsenen Drachen und unsere Armeen zusammen sind viel größer, als die von Imrahil! Die Stadt würde innerhalb Stunden euch gehören!", sagte Fennies Turmbauer. Sie war noch recht jung. Galador klinkte sich ein: "Natürlich könnte unsere Königin das, aber sie ist ja nicht hier um Königin der Asche zu werden, sondern des Volkes welches Mittelerde bewohnt...".
"Aber warum sollte die Königin darauf warten, den Thron zu holen? Imrahil hat nichts anderes verdient als zu sterben...", fuhr ihn Irna an. Kiana erwiderte ruhig: "Er hat recht... Ich möchte nicht die Königin der Asche sein... Ich möchte das Rad brechen, welches Mittelerde schon viel zu lange im Griff hält... Das Land vor den Tyrannen befreien...".
Galador nickte ihr dankend zu und sie wartete, bis er fortfuhr: "Wir werden dem Schwan sein Nest nehmen und somit eine wichtige Einnahmequelle der Krone... Wenn sein Heimatsitz Dol-Amroth weggenommen wird, wird Imrahil nicht mehr so zuversichtlich sein und ihn hart treffen. Grauer Staub wird mit seinen schwarzen Ostlingen dorthin segeln. Die Festung wird gut bewacht werden und gut verteidigt...Wahrscheinl ich werden viele fallen... Aber Die Ostlinge haben etwas, was die Truppen meines Bruders nicht haben. Denn diese kämpfen, weil sie es müssen und aus Furcht vor ihrem König.... Die Ostlinge aber, kämpfen für was Viel größeres: Für die Königin, welche die Welt zu einem besseren Ort macht!". Galador machte eine Pause und legte die Figuren so auf dem Tisch, dass der Schwan aus Dol-Amroth verschwand. "...Irna Girion, ihr werdet nach Thal reisen und eure Truppen vor Minas-Ithil stationieren, während ihr von den Truppen aus Mordor eskotiert werdet... Sobald Minas-Tirith dann umzingelt ist und kein Nachschub in Form von Truppen und Nahrung mehr in der Stadt eintrifft, wird es für uns ein leichtes Spiel sein, die Stadt zu erobern! Denn das Volk wird eine Belagerung mit Hungersnöte vermeiden wollen und für uns die Tore öffnen".
Fennies Turmbauer und Irna Girion sahen noch skeptisch drein, doch Kiana nickte ihnen zu. Damit gaben sie sich zufrieden. "Habt ihr einen Moment?", wollte Irna wissen. Kiana erwiderte: "Sicher...". Sie schickte daraufhin alle raus. Als die beiden alleine waren fing Irna an: "Ich bin nur eine alte Frau, ihr wisst, dass ich euch nicht unbedingt unterstütze, weil ich euch liebe oder Sympathie für euch habe... Nein! Es ist eher die Rache, die mich antreibt! Sicherlich ist eure Hand ein schlaues Kerlchen... Wir sollten aber nicht vergessen wer und was er ist... Versteht mich nicht falsch, aber er ist nunmal auch ein Mann... Und wie die manchmal ticken, muss man nicht verstehen. Ich spreche da aus Erfahrung. Mein Mann und mein Sohn waren da spezielle Fälle... Die Fürsten von Mittelerde sind alle Schafe die geführt werden wollen, sie lassen sich von so vieles beeinflussen...Seid ihr ein Schaf?".
Kiana hatte sich inzwischen gesetzt und hörte gespannt zu.
"...Nein, ihr seid ein Drache... Also seid auch ein Drache!", sagte Irna.
Kiana Vaneryen lächelte ihr zu, denn ihr gefiel die Ansprache von Irna Turmbauer, da sie recht hatte.
Irna machte sich auch auf dem Weg, denn der Krieg hatte schon begonnen und die restliche Vorbereitung sollte so schnell wie möglich anfangen. Die Schiffe legten bereits ab und machten sich auf den Weg zu ihren Zielen.
Es war inzwischen Abend geworden und Kiana empfing im Thronsaal Saruman. "Ihr dientet doch mein Vater, richtig?", fragte sie. Er erwiderte rasch: "Das habe ich, eure Majestät.".
"Und ihr dientet dann meiner Mutter und danach beiden?".
Er antwortete: "So ist es...". Der Istari spürte worauf die junge Frau anspielte.
"Und nach dem Verrat dientet ihr dem Usurpator Imrahil... Warum?".
Saruman wirkte ziemlich ruhig: "Nun ja, ich tat was ich tun musste um zu überleben...". Er stoppe kurz und ging einige Schritte auf den Thron zu. "...Zumindest nach dem Tod eurer Mutter... Als euer Vater verrückt geworden ist, habe ich versucht die zu schützen, die geschützt werden müssen... Und denen diene Ich auch!".
Kiana erhob sich und ging die Stufen hinunter. Sie ging auf Saruman zu und fragte neuguerig: "Und wem dient ihr?".
"Den Schwachen... Denen die sich der Macht der großen nicht widersetzen können.... Dem Volk!".
"Das heißt, das ihr mich ebenfalls verraten würdet, wenn ihr der Meinung seid, dass ich dem Volk schade?", wollte sie direkt wissen.
Saruman antwortete nur knapp: "Ja...".
"Dann verspricht mir, dass ihr niemals hinter meinen Rücken agieren werdet und mir immer Bescheid sagt, falls ich falsch handeln sollte!".
Saruman nickte: "Ich verspreche es, euer Gnaden!".
Kiana ging einige Schritte auf den Istari zu und mahnte: "Und ich verspreche euch dies: Solltet ihr mich einmal hintergehen, dann werde ich euch von meinen Drachen verbrennen und zu Asche werden lassen!". Ihre Stimme klang dabei energisch und bestimmend. Saruman wusste, dass sie es ernst meinte. Er schmunzelte und erwiederte: "Ich habe von der Drachenkönigin nichts anderes erwartet, eure Majestät!".
"Gut!", sagte Kiana.
Kurz darauf betrat Galador den Saal, dicht gefolgt von einer Frau, die komplett in rot gehüllt war. Selbst das Haar war rot. Sie schien noch jung zu sein. Nicht viel älter als Kiana selbst.
"Hier möchte jemand mit euch sprechen, eure Hoheit!", fing die Hand der Königin an. Kiana war gespannt.
"Ich grüße euch, oh Königin von Umbar, Mutter und Herrin der Drachen! Ich bin Mira, Priesterin des Weltenlenkers!", sagte die Frau.
Kiana antwortete verdutzt: "Und ich grüße euch! Was führt euch zu mir?".
"...EINER kann ihn aufhalten: Selbst aus Schatten und Flammen geboren, wird dieser EINE die Welt befreien!", dabei sprach sie plötzlich Khandisch.
Kiana war irritiert: "Ich verstehe nicht recht... Wenn ihr mich damit meint, kann ich mich keines Weges geschmeichelt fühlen, denn ich bin kein Mann...".
"Eure Majestät, ich denke eure Übersetzung ist nicht ganz korrekt: Das kann auf Khandisch sowohl die weibliche und männliche Form sein.", warf Mina hinein.
Saruman mischte sich sofort ein: "Aus der schwarzen Schrift der Bücher des Melkor... Schon seltsam, dass in den Schriften, in denen er verehrt wird, auch die Prophezeiung steht wie er besiegt wird...".
"Ihr wisst genau wovon ich spreche, ihr wusstet von Anaryas Visionen!", behauptete die Priesterin Mira. Saruman beschwichtigte nur: "Anarya war zu diesem Zeitpunkt krank, war von Fieber geplagt, da bekommt so mancher Visionen...".
"Es wird einen großen Krieg geben, den wir alle nicht entrinnen können...".
Kiana lächelte und erwiderte: "Natürlich, wir befinden uns schon mitten in einem Krieg!".
"Lasst den König des Nordens Thirak Eisen nach Minas-Alagos kommen... Hört euch an was er euch zu sagen hat und was er mit seinen eigenen Augen gesehen hat...", schlug Mira vor.
"Thirak Eisen, der Bastard von Thir Stark? König des Nordens?", Galador konnte seinen Ohren nicht trauen. Die rote Priesterin nickte ihm zustimmend zu.
"Ihr kennt ihn?", fragte Kiana.
"Als ich einen Gefangenentransport an die Nordmauer begleitete, traf ich ihn. Er war ein Mitglied der Nordwacht. Der Junge schien mir ganz ordentlich und Pflichtbewusst zu sein...", erinnerte sich Galador, die Hand der Königin.
"Vertraut ihr ihm?".
"Nun ja, ich denke schon. Ich glaube zwar nicht an Prophezeiungen oder ähnliches, aber wenn er wirklich den Norden beherrscht und wir ihn auf unsere Seite ziehen, haben wir einen mächtigen Verbündeten!", erwiderte Galador.
Kiana wies sofort an: "Gut, dann schickt eine Nachricht nach Carn-dûm und ladet Thirak Eisen nach Minas-Alagos ein... Um das Knie zu beugen!". Galador verzog daraufhin das Gesicht. Er hoffte dass dies eine gute Idee war.
Saruman aber machte sich sofort auf dem Weg.
"Und ihr, Mira, fühlt euch hier wie zu Hause, ihr seid ein willkommener Gast auf Minas-Alagos!", sagte die junge Königin.
Mira verneigte sich und antwortete: "Ich Danke euch! Doch lange werde ich nicht bleiben können, denn mein Herr hat schon eine neue Aufgabe für mich!".
Kiana machte sich auf in ihre Gemächer, die endlich hergerichtet wurden. Es gewitterte und stürmte heftig. Der Wind heulte überall auf der Festung und auch das Regenprasseln war deutlich zu hören. Ihr Zimmer war durch Kerzenschein beleuchtet. Sie setzte sich erschöpft auf ihr Bett, nahm eine Klammer aus ihren Haaren und legte die silberne Klammer auf den Nachttisch, der neben dem Bett stand.
Es Klopfte an der Tür und Minas Stimme erschallt dumpf: "Die Bäder sind vorbereitet!".
Die junge Frau freute sich daraufhin und machte sich sofort auf dem Weg. Im Badesaal angekommen, befanden sich dichte Dampfschwaden im Raum. Kiana zögerte nicht lange, zog ihre schwere Kleidung aus und ließ sich in das warme Nass gleiten. Dazu kam noch, dass es unfassbar gut roch. Es waren die Düfte die in Umbar aus den edelsten Blüten hergestellt wurden.
Die junge Frau nahm sich ein kleines Tuch, welches am Beckenrand lag, faltete es und legte es sich auf die Stirn. Sie schloss die Augen und genoß den Moment der Entspannung und dervStille. Lediglich einzelne Wassertropfen, die ins Wasser fielen und das dumpfe Donnern des Gewitters hörte sie.
Für einen kurzen Moment konnte Kiana alles vergessen: Den Krieg, ihre Vergangenheit, die Sorgen, Faramir...
Als sie an ihn dachte musste sie seufzen. Sie hoffte, dass er einen Weg nach Heilung gefunden hatte. Kiana wollte lieber an was anderes denken. Traurigkeit stieg schon wieder in ihr hoch. Nun war Loki in ihren Gedanken. Was er wohl jetzt machte?
Er wird sich schon zu beschäftigen wissen... Wahrscheinlich genießt er jetzt das Leben als Statthalter... , dachte sie sich.
Sie versuchte nicht mehr an ihn zu denken und versuchte noch einmal ihre Kräfte zu kontrollieren: Es fühlte sich an, als würde ihr Körper im Wasser schweben. Sie konzentrierte sich mehr und mehr. Das Waser an ihren Händen verwandelte sich in heiße Blasen. Sie versuchte ihre Kräfte so einzusetzen, wie Saruman es ihr während der Überfahrt beibrachte. So langsam schien es zu funktionen. Kiana war erleichtert und nahm wieder eine entspannte Pose ein. Aber nein! Sie wollte lieber enspannen! Sie wollte an etwas schönes denken, was nicht mit Anstrengung in Verbindung stand. Doch soweit kam es nicht mehr: Im nächsten Moment betrat Mina wieder den Saal und fragte ob mit ihrer Herrin alles in Ordnung war. Kiana zuckte zunächst zusammen, denn sie war mit ihren Gedanken ganz woanders.
"Ja, ich werde jetzt raus kommen!", rief sie. Mina schnappte sich sofort Tücher, in denen sie ihre Königin einwickelte, die gerade aus dem Becken tapste.
"Danke, das Wasser ist noch sehr warm, also wenn du magst...", schlug Kiana vor. Mina nickte ihr zu.
In Tüchern eingewickelt schnellte Kiana wieder zurück in ihre Gemächer. Die Ostlinge an den Türen regten sich dabei kein Stück. In ihrem Zimmer trocknete sie sich noch ab und warf die Tücher über einen Stuhl. Die junge Frau öffnete eine hölzerne Kommode. Zu Ihrer Überraschung fand sie dort ein schwarzes Stück Stoff, obwohl ihre Sachen noch gar nicht eingeräumt waren. Sie faltete es auseinander und dabei erkannte sie, dass es eine große Flagge war. Mittig war ein weißer Wolf genäht.
Sie wusste wem dieses Wappen gehörte: Thurion Vaneryen, ihrem Vater. In ihr kochte es vor Wut und sie zerknüllte es. Mit voller Wucht warf sie es gingen die Wand, dann rutschte es zu Boden.
Im nächsten Moment kamen ihr die Tränen. Auch wenn ihr Vater ein Tyrann war. Auch wenn er so viel schlechtes getan hatte. Sie fragte sich, ob er auch so geworden wäre, wenn er von ihr gewusst hätte. Die junge Königin hob die Flagge wieder auf. Sie wickelte sich damit ein und legte sich auf das Bett. In diesem Moment wünschte sie sich ihn zurück, damit er für sie da sein konnte.
Still und heimlich weinte sie in das Stück Stoff hinein, bis sie schließlich erschöpft einschlief...
Darkayah:
Thirak hatte inzwischen die Rückblenden verarbeitet, die Eldarion ihm gezeigt hat. Er dachte lange über den Brief nach, welchen er erhalten hatte. Ein Rabe brachte das Schriftstück nach Carn-dûm. Im Thronsaal der Festung saßen erneut die Fürsten des Nordens zusammen. Einige beklagten sich, andere teilten aktuelle Geschehnisse mit.
Thirak hörte den Gesprächen nur halb zu, da seine Gedanken noch beim Brief waren. Lynn erkannte dies und warf ihrem Halbbruder einen mahnenden Blick rüber. Thirak wusste, dass der Inhalt des Briefes wahrscheinlich auf Unverständnis treffen wird. Aber auch auf Verachtung und Widerstand.
Thirak fasste sich Mut und erhob sich von seinem Platz. Im ganzen Saal war es daraufhin still. Thirak atmete noch einmal durch und sagte: "Ich habe hier einen Brief von Lohr Schekel erhalten... Er durchforstet die große Bibliothek der Grauen Anfurten, um nach einer Waffe gegen die Armee Melkors zu finden... Er war mein Bruder bei der Nordwacht und einer der Männer denen ich am meisten vertraue... Er hat herausgefunden, dass alte Schwerter der vergessenen Elbe und Waffen von Westernis, welche aus dem -laut Volksmund- Material Dunkelstahl hergestellt wurden...". Er machte eine kurze Pause und fuhr fort: "Er hat auch herausgefunden, dass die Festung Minas-Alagos auf Tolfalas auf einem großen Berg von Dunkelstahl steht...".
Er übergab den Brief von Lohr an Fürst Hohenturm, der es kaum glauben konnte.
Lautes Gemurmel ertönte im Saal. "...Und das hier, habe ich von Minas-Alagos erhalten!", dabei hielt ein ein weiteres Schriftstück in die Luft.
"Er wurde von Galador Imrazor verschickt... Er ist die Hand von Königin Kiana Vaneryen...".
Die Gespräche wurden lauter. Anbur Bittermark, der Fürstprotektor von Arnor, wurde hellhörig. Denn er kannte Galador gut. Auch wenn beide Männer keine Sympathie teilten..
Thirak fuhr fort: "... Sie will den Thron von Imrahil Imrazor zurückholen, sie hat eine starke Armee hinter sich und wenn man der Nachricht glauben schenken kann: Drei Drachen!".
Entsetzten machte sich im Saal breit.
"Und Fürst Galador hat mich nach Minas-Alagos eingeladen, um Kiana Vaneryen zu treffen und ich werde die Einladung annehmen!".
Alle Fürsten redeten durcheinander und selbst Lynn Stark schaute erschrocken drein.
Thirak versuchte die Fürsten zu beruhigen: "Meine Fürsten, wir brauchen den Dunkelstahl, wir wissen, dass wir Melkors Armee nur dadurch stoppen können... Wir müssen es abbauen und daraus Waffen herstellen... Noch wichtiger ist es aber, mehr Verbündete gegen die Streitkräfte der Dunkelheit zu bekommen! Wir haben nicht die Anzahl der Männer um alleine gegen Melkors Armee standzuhalten, die Tag für Tag größer wird! Kiana hat ihre eigene Armee und dazu noch Drachenfeuer... Ich muss versuchen sie zu überzeugen mit uns zu kämpfen!". Der junge Mann redete fast an einem Stück durch ohne wirklich Luft zu holen.
"Davos und ich werden Morgen abreisen und nach Minas-Alagos segeln!".
Davos blickte zu ihm auf. Er konnte die ganze Nachricht noch gar nicht glauben. Denn die Frau, über die sein König sprach, war die Tochter von Thurion und Anarya. Er hatte dabei gemischte Gefühle.
Lynn war sehr entsetzt und besorgt: "Hast du vergessen, was ihr Vater getan hat?"
"Ich habe es nicht vergessen...", erwidete Thirak ruhig.
"Sie ist hier um den Thron von Mittelerde und somit die sieben Königslande zu erobern... Und der Norden ist eins von ihnen, mit Arnor sogar zwei... Es ist keine Einladung, es ist eine Falle!".
Thirak schüttelte den Kopf und erwiderte: "Es könnte eine Falle sein, ja, aber ich glaube nicht, dass Galador dies tun würde... Du kennst ihn selbst am besten... Er ist ein guter Mann...".
Hildamar Rohstt erhob sich von seinem Platz: "Bei allen Respekt, euer Gnaden, aber ich erinnere mich noch sehr gut an den Verrückten König... Einem Vaneryen kann man nicht vertrauen, noch weniger einem Imrazor..."
Fürst Hohenturm erhob sich daraufhin: "Euer Vater ritt nach Süden und daraufhin verlor er sein Reich und sein Leben...".
"Der Winter ist hier, euer Gnaden...", sagte der junge Fürst Blacken. "...Wir brauchen den König des Nordens hier im Norden!".
Viele der Fürsten stimmten dem Jungen zu und klopften auf den Tischen.
Thirak fühlte sich innerlich geehrt. Auf einer gewissen Weise konnte er die Befürchtungen der Fürsten auch verstehen. Doch es musste sein, wenn sie überleben wollten.
Der junge König des Nordens erwiderte: "Ihr alle habt mich zum König gekrönt, ich wollte es niemals sein... Ich habe niemals danach gefragt... Aber ich habe es akzeptiert, weil der Norden mein zu hause ist, er ist ein Teil von mir und ich werde niemals aufhören dafür zu kämpfen, egal was kommt...".
Er machte eine Pause und seufzte. "Niemand von euch hat die Armee von Melkor gesehen... Wir brauchen nicht zu hoffen, alleine zu gewinnen.... Wir brauchen Verbündete, starke Verbündete! Ich weiß dass es riskant ist, aber ich muss es versuchen...".
Lynn erhob sich von ihrem Platz und rief: "Dann schick einen Abgesandten an deiner Stelle!".
"Kiana ist eine Königin... Nur ein König kann sie davon überzeugen uns zu helfen... Ich muss es machen...".
"Du lässt dein Volk zurück, deine Heimat....", entgegnete sie.
Thirak wendete sich zu ihr: "Ich lasse beides in gute Hände zurück... In deine....".
Verdutzt ließ sich Lynn wieder auf ihren Platz sacken.
"Du bist meine Schwester, die einzige Stark in Carn-dûm... Bis ich zurückkehre, ist der Norden deins!".
Lynn seufzte. Sie hoffte, dass Thirak wusste was er tat. Aber er war ihr Bruder. Sie vertraute ihm, auch wenn es ihr generell schwer fiel, anderen außer sich selbst zu vertrauen.
Am Abend hatte Davos Schneewert alle seine Sachen eingepackt. Er spielte mit dem Gedanken schon vorher nach Minas-Alagos aufzubrechen. Wenn es wirklich stimmte, dass Kiana Vaneryen lebt und nach Mittelerde zurückgekehrt war, musste er an ihrer Seite sein. Er fühlte sich ihr verpflichtet, da sie die Tochter von Thurion war. Am Tor angekommen zögerte er noch. Er ging auf die Mauer und wolllte nach dem Torwächter sehen, doch bevor er das Tor öffnen lassen konnte, stand Thirak hinter ihm.
"Könnt ihr auch nicht schlafen?", fragte er Davos. Erschrocken rührte sich Davos nicht von der Stelle. Er suchte nach Worten und antwortete stotternd: "Ne-Nein...Ich - Ich...".
Thirak lächelte nur und sah von der Mauer in die Dunkelheit. "Ich nehme es euch nicht übel, immerhin ist sie die Tochter eures Freundes...".
Davos atmete erleichtert aus. So musste er seinen neuen Königin wenigstens nicht anlügen.
"Ihr seid frei zu gehen, ich halte euch nicht fest! Wenn ihr der Meinung seid, dass ihr an ihre Seite gehört, dann lasse ich euch gehen...", sagte Thirak.
Davos war davon angetan. Denn die Aussage erinnerte ihn an seine ersten Tage mit Thurion. Dieser hatte ihn auch erlaubt zu gehen, als die Familie von Davos im Krieg gegen Arnor gestorben war. Doch er tat es nicht und hat dadurch viel erreicht und einen guten Freund gewonnen. Der ältere Mann ballte die Fäuste, auch wenn an seiner linken Hand die Finger fehlten. Die Entscheidung stand für ihn fest: Er wollte weiterhin an Thiraks Seite sein und ihn beraten.
"Nein, ich werde euch weiterhin dienen. Wir haben einen gemeinsamen Feind und den gilt es zu besiegen!", erwiderte Davos.
Der junge Mann lächelte ihm zu. Er hatte eigentlich auch nichts andres von ihm erwartet.
"Uns rennt die Zeit davon, ich hoffe dass sie sich überzeugen lässt...".
Davos lehnte sich an die Zinnen und sah nun auch in die Dunkelheit. "Ich hoffe es auch... Wir sollten schlafen gehen, denn die Reise nach Minas-Alagos wird heftig!".
Thirak stimmte ihn zu. Allerdings war er zu aufgeregt um zu schlafen...
Am nächsten Tag waren Thirak und Davos Abreise bereit. Lynn fing ihren Halbbruder noch ab, der den Sattel an seinem Pferd fest zog. Sie wollte etwas sagen, doch stattdessen umarmte sie ihn einfach.
"Pass auf dich auf, ja?", flüsterte sie.
"Werde ich, und du musst den Nordmänner kräftig einheizen, damit wir gut vorbereitet sind!", antwortete Thirak. Lynn ließ von ihm ab und lachte, während sich die junge Frau eine Träne von der Wange wischte. Thirak stieg in den Sattel seines Pferdes. Er machte sich mit Davos und einigen Soldaten aus Angmar auf den Weg nach Forochelhafen, eine Hafenstadt weit im Westen von Angmar an der Bucht des Forochel. Lynn sah ihnen noch hinterher, bis sie verschwunden waren.
Von Forochelhafen aus segelten sie in das Ungewisse nach Tolfalas im weiten Süden.
Auf dem Schiff sah Thirak noch so lange Richtung Land, bis es nicht mehr sichtbar war. Davos Schneewert kam zu ihm. "Ich bin noch nie außerhalb des Nordens gewesen...", sagte Thirak. Davos lachte laut auf. "Ich habe viele Männer getroffen, die noch nie im Süden waren. Sie waren aufgeregt und dachten man lebt dort ein besseres Leben, bis sie von der Realität eingeholt wurden...", erwiderte er rasch.
"... Es ist vielleicht wärmer, aber ebenso hart wie im Norden!".
Der junge König des Nordens schmunzelte. Die leichte kühle Briese dehnte die Segel des Schiffes aus und trieb schnell Richtung Süden. Thirak war gespannt was ihn auf Minas-Alagos erwartete...
Darkayah:
Imrahil entging die Landung von Kiana Vaneryen auf Tolfalas nicht. Überall in Minas-Tirith wurde darüber gesprochen. Auch über die Drachen, die Kiana mit sich hatte. Imrahil hatte das befürchtet. Er wollte Kiana schon damals tot sehen, doch selbst Saruman hatte ihn verraten.
Ich hätte es selbst erledigen sollen, als ich die Chance dazu hatte... , dachte er sich immer wieder. Doch es war zu spät. Nun war die Familie wieder nach Mittelerde zurückgekehrt, welche er so verachtete. Sein Berater Norys versuchte schon alle möglichen Waffen zu erfinden, die gegen die Drachen effektiv waren. Das letzte was er Imrahil zeigte, war eine Balliste, die selbst härtesten Stahl durchschlug. Der König war davon überzeugt und wies Norys an, vorsichtshalber mehr von den Ballisten anfertigen zu lassen, um gut gegen die Drachen von Kiana gewappnet zu sein. Aber er machte sich trotzdem noch sorgen um die Unterstützung, die er im Reich hatte: Arnor und Angmar waren unabhängig, Thal und Mordor hatten sich Kiana Vaneryen angeschlossen. Blieben nur noch Rohan und die Weite.
Zuversichtlich stimmte es ihn nicht, denn beide Fürstentümer waren nicht unbedingt für ihre starken Armeen bekannt. Er rief die restlichen Fürsten in die Hauptstadt, um deren Unterstützung zu sichern. Theomer von Rohan und Fürst Avaros Dumath von Dämmerstadt aus der Weite versicherten ihm auch ohne weiteres deren Unterstützung. Sie hatten beide nich viele Männer, aber für Imrahil zählte jeder. Remiref lud den Anführer der Bank von Dorwinion in die Hauptstadt, denn Imrahil brauchte Gold. Viel Gold. Denn Krieg war teuer.
Der Anführer der Bank machte sich allerdings Sorgen, wie der König das Geld zurückzahlen wollte. Die Krone hatte schon genug Schulden und die Wirtschaft warf in den letzten Jahren nicht viel ab. Imrahil versprach ihm, wenn er einige Tage blieb, würde er sehen dass sich die Investition lohnte. Der Bankier stimmte zunächst zu.
Als nach einiger Zeit auch Jahnes Schekel, der Fürst von Esgaroth, eintraf, versuchte Imrahil ihn zu überzeugen seine Lehensherren, das Haus Girion, zu verraten. Allerdings lehnte er dies strickt ab und wollte die Hauptstadt auch so schnell wie möglich verlassen. Elphir, der Sohn von Imrahil versuchte ihn nochmal im persönlichen Gespräch zu überzeugen:
"Fürst Schekel wollt ihr wirklich, dass eine fremde Ausländerin unser Land beherrscht?".
"Nein, natürlich nicht. Aber wie soll ich, nach all dem was euer Vater tat, ihm die Treue schwören?", erwiderte er.
Elphir sagte: "Kiana Vaneryen wird schrecken und Verderben über die sieben Königslande bringen...Habt ihr gehört, wer alles mit ihr reist? Wilde Variags, die eure Felder zerstören, euer Volk vernichten , euer Land plündern und eure Frauen schänden werden... Und dann noch Drachen... Ich denke nicht, dass ihr das ertragen wollt...".
"Und was soll ich eurer Meinung nach dagegen machen?".
"Kämpft für meinen Vater, werdet nach dem Krieg Fürst von ganz Thal und den Flusslanden! Mein Vater wird sich sicher sehr dankbar zeigen,wenn der treue Fürst Schekel ihm geholfen hat den Krieg zu gewinnen!", erwiderte Elphir. Er schmierte seinem Gegenüber förmlich Honig um das Maul. Jahnes Schekel zeigte sich daraufhin interessiert. Schließlich willigte er zugunsten von Elphir ein, der sich sofort auf dem Weg zu Imrahil machte, um ihn zu unterrichten.
Dieser schickte seinen Sohn mit Fürst Jahnes Schekel sofort mit einer Armee nach Thal, um den Sitz von Haus Girion zu erobern und zu plündern. Immerhin besaßen sie das meiste Gold in ganz Mittelerde. Da die Männer von Irna Girion so überrascht vom Angriff waren, konnten sie sich kaum wehren und sie starben zahlreich, bis die Stadt unter dem Banner des Königs stand.
Das zahlreiche Gold und die Vorräte der Ernte wurden auf Wägen transportiert, während Elphir in die Gemächer von Irna Girion ging. Dort saß sie, eine ältere Frau, auf einem Stuhl und wartete förmlich auf Elphir. Noch immer Stolz und zeigte keine Furcht.
"So endet es also?", fragte sie sarkastisch.
"Ja...", antwortete Elphir,
Sie sah auf sein Schwert, dann wieder zu ihm hoch: "Ihr und meine Tochter wärt ein perfektes Paar gewesen. Zusammen hättet ihr das Reich wieder vorangetrieben... Mit eurem Alter von Fünfundzwanzig seid ihr noch jung und jetzt schon so talentiert... Wie werdet ihr es machen?".
Er stellte ein kleines Fläschchen auf den Tisch der neben ihr stand. "Wirkt es schlimm? Ich will nicht so aussehen, wie eure Mutter, als sie am Gift erstickte...", wollte sie wissen. Leicht getroffen schüttelte er nur den Kopf. Irna trank das Fläschchen leer. Sie wartete einem Moment und sagte: "Ich musste etwas tun um meine Familie zu beschützen! Leider vergebens... Ich bin nicht wie Fennies Turmbauer auf der Seite von Kiana Vaneryen, weil ich dem Haus schon seit Jahren treu bin. Nein! Ich verachte dieses Haus genauso wie euer Vater, doch mir ging es um Rache! Rache dafür, dass euer Vater meine Kinder und somit die Zukunft von Haus Girion zerstört hat...".
Sie lächelte dabei und seufzte. Der junge Prinz schwieg weiterhin, denn er konnte Irna Girion auf einer Art und Weise verstehen.
"Wie ich sagte: Ihr und meine Tochter wärt das perfekte Königspaar gewesen... Allerdings musste euer Vater Imrahil dafür sterben... Er hat sich in ein Monster verwandelt... Nicht mehr der edle Ritter, der er mal war... Leider wurden die Kelche vertauscht und eure Mutter starb... Ein Jammer... Ich mochte sie...".
Elphir konnte seinen Ohren nicht trauen. Also hatte Irna Girion seine Mutter vergiftet, weil sein Vater eigentlich sterben sollte?
Er musste sich zusammenreißen und verließ auf der schnelle den Raum. Im Vorhof der Burg biss er sich in den Handschuh und schrie los. Er trat gegen eine Holzkiste und hockte sich auf den Boden. Ein starker Schmerz erfüllte seine Brust.Der junge Mannn durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Immerhin war er der Prinz und oberste Befehlshaber der Armee. Er atmete tief ein und aus, und ging aus der Stadt. Er hatte Wut auf seinen Vater, denn wegen ihm starb seine Mutter, er tötete viele unschuldige Menschen, die Frau die er liebte...
Elphir sammelte sich und dachte jetzt nur noch an seinen Auftrag: Er musste das Gold nach Minas-Tirith bringen!
Auf dem Weg nach Minas-Tirith erreichte Elphir ein Bote. Er berichtete, dass die Armee von Mordor ebenfalls durch einen Überraschungsangriff besiegt und aufgerieben wurde.
"...Es ist so wie ihr gesagt habt, mein Herr! Eure hervorragenden Pläne sind aufgegangen! Ich dachte zunächst, ihr werdet nur so hochgelobt, weil ihr der Sohn des Königs seid!", lobte der Fürst von Esgaroth.
Elphir war zufrieden positive Nachrichten würden seinen Vater ruhiger stimmen und besänftigen...
Darkayah:
Endlich war Land in Sicht. Das Schiff aus dem Norden erreichte die Küste von Tolfalas. Thirak war erleichtert, dass die Überfahrt ziemlich ruhig verlaufen war. Er stand am Bug des Schiffes, während die seichte Briese durch seine dunklen gewellten Haare, die er zu einem Knoten zusammengebunden hatte.
Das Schiff fuhr nicht in den Hafen von Tolfalas, sondern es wurde ein Boot hinab gelassen. Lieber wollten sie das Schiff, ihre einzige Möglichkeite zurück in den Norde, in Sicherheit wissen. Man konnte nie sicher genug sein, zu diesen Zeiten. Im Boot saßen Davos und Thirak mit einigen Wachen, die den Strand der Insel anfuhren. Während der Fahrt hoffte der junge König die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dabei sah er auf die mächtige Festung der Insel.
Endlich am Strand angekommen wurden sie auch schon von einigen Personen empfangen. Etliche Männer die schwarze Lederrüstungen trugen, mit Schild und Speer bewaffnet, und einige, die eher Fellrüstungen trugen und wahrscheinlich von weit her stammten. Vor ihnen standen zwei Männer und eine Frau: Der eine war dünn und hatte dunkle halblanges Haar und einen dunklen Bart, der andere sah wesentlich älter aus, trug einen weißen Bart und kurzes weißes Haar. Die Frau hatte einen dunklen Hautton und dunkles Haar mit kleinen Locken.
"Der Bastard von Carn-dûm!", begrüßte der dunkelhaarige Mann Thirak. Nun erkannte er den Mann. Er hatte ihn schonmal an der Nordwacht gesehen. Es war Galador Imrazor, der Bruder des Königs Imrahil! Er sah nur deutlich verändert aus. Älter. Und damals trug er keinen Bart.
"Der Verstoßene von Dol-Amroth!", erwiderte Thirak. Der Mann lachte und nahm seine Hand entgegen.
"Ihr habt wohl viele Narben einstecken müssen?", dabei deutete der König des Nordens auf etliche Kratzer in seinem Gesicht. Er erwiderte nur: "Es war ein langer Weg hier her, und doch sind wir hier!".
"Schön euch wiederzusehen!", sagte er noch.
Er streckte seine Hand zu Davos aus: "Ich bin Galador Imrazor!". Davos nahm seine Hand entgegen: "Ich bin Davos Schneewert!".
Natürlich wurde Galador sofort hellhörig, denn er kannte ihn indirekt: "Ah, euren Namen hörte ich auf dem Schlachtfeld von Minas-Tirith vor vielen Jahrem, ihr wart auf der Gegenseite!", erinnerte sich Galador. Davos antwortete gelassen: "Leider unglücklich für mich ausgegangen!".
Galador stoppte kurz, denn er bemerkte, dass dies eher ein schlechtes Gesprächsthema war. Er deute auf die Frau hinter such: "Das ist Mina, die engste Vertraute der Königin!".
"Ich heiße euch auf Minas-Alagos, im Namen von Königin Kiana Vaneryen, willkommen! Sie weiß dass eure Reise lang war und schätzt eure Ankunft!", begrüßte sie die Gäste daraufhin.
"Wenn ihr nun so freundlich wärt eure Waffen abzulegen?", forderte sie die Männer auf.
Thirak und Davos warfen sich irritierte Blicke zu. Dann sah der junge König zu Galador, der nur mit den Schultern zuckte.
"Sicher...", erwiderte Thirak. Ein leichter Ton des Misstrauens lag in seiner Stimme. Widerwillig gaben auch die Wachen Thiraks ihre Waffen ab. Thirak übergab sein Schwert einem mächtigen Krieger.
"Folgt mir, bitte!", forderte Mina die Männer auf.
Alle folgten ihr brav. Davos nutze die Chance und fragte: "Wo seid ihr her? Man hört euch kaum einen Akzent an.".
Die Frau lächelte und erwidete: "Ich wurde östlich des rhûnischen Meeres geboren...".
"Ah, es ist schön dort! Strände und Palmen so lang das Auge reicht! Ich war selbst mal dort vor sehr langer Zeit!", erwiderte Davos. Mina lächelte nur und ging einen Schritt schneller. Davos ließ sich zurückfallen und flüsterte zu Thirak: "Der Ort hier hat sich verändert....". Davos verbrachte früher viele Jahre mit Anarya und Thurion auf der Insel, doch sicher fühlte er sich auch nicht mehr.
Der junge Mann hörte nun auch bei ihm die Verunsicherung aus der Stimme. Das brachte auch Thirak ins wanken.
Sie liefen durch ein Tor und über viele Stufen und Brücken, die zu der Festung führten. Währenddessen nutze Galador die Chance um Thirak nach seiner Schwester zu fragen: "Wie geht es eurer Schwester? Ich hörte sie ist lebendig und munter?".
Thirak erwiderte trocken: "Das ist sie...".
Der Berater von Kiana Vaneryen versuchte weiter ein Gespräch aufzubauen: "Ihr wisst sicher, dass ich damals mit ihr verheiratet wurde... Es war eine Schande für sie... Ich wollte mich nur nochmal hier offiziell bei euch entschuldigen....:.
"Ich hab nich danach gefragt...", antwortete Thirak leicht desinteressiert.
"Eines Tages möchte ich mit euch an einem Tisch sitzen, Wein trinken und eure Geschichte hören, wie ihr zum König des Nordens aufgestiegen seid!", redete er weiter.
Der junge König erwiderte: "Wenn ihr mir dabei erzähl, wie ein Imrazor zur Hand von Königin Kiana Vaneryen wurde...".
"Ach ja, es war eine lange und blutige Geschichte.... Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich die meiste Zeit betrunken war...".
Beide konnten sich das schmunzeln nicht verkneifen.
"Die Fürsten des Nordens halten eine Reise hierher für waghalsig...", beschwerte sich Thirak.
"Kann ich verstehen... Wäre ich eurer Berater, hätte ich euch davon abgeraten...", antwortete Galador. "...Eine Faustregel besagt: Nordmännern, besonders unter Stark Führung, ergeht es nicht sonderlich gut im Süden!".
"Wie wahr.... Allerdings bin ich ja kein Stark...", verteidigte sich Thirak. "Aber noch ein Nordmann!", konterte Galador. Bevor Thirak etwas entgegensetzen konnte, flog etwas großes dicht an ihren Köpfen vorbei. Sofort duckten sich Davos und sein König Reflexartig. Sie staunten nicht schlecht, als sie dem Etwas hinterher sahen und die Gestalt als Drachen erkannten. Er war schwarz gefärbt und flog zu zwei weiteren, die direkt über der Festung kreisten und kreischten.
Mina lächelte ihnen zufrieden zu und ging weiter. Galador half Thirak auf und sagte dabei: "Man kann meinen, man gewöhnt sich daran... Aber irgendwie tut man es nicht... Kommt, die Königin wartet auf euch!".
Thirak sah noch kurz zu den Drachen: Wenn er wirklich Kiana Vaneryen davon überzeugen konnte, die Schlacht gegen Melkor zu unterstützen, hatten sie einen großen Vorteil in der Schlacht.
Schließlich erreichten sie die Festung. Sie gingen direkt zum Thronsaal von Minas-Alagos. Als die dunklen Türen sich öffneten, erblickte Thirak eine blonde Frau, mit langen Haaren. Sie trug schwarze Kleidung. Er konnte vom weitem schon erkennen, dass es sich um eine hübsche junge Frau handelte. Er hatte das Gefühl, als strahlte sie eine warme Aura aus, die jemanden besänftigen konnte.
Mina erhob ihre Stimm: "Ihr befindet euch in Gegenwart von Kiana Sturmgeborene aus dem Hause Vaneryen vom Blute der Maiar! Rechtmäßige Erbin des Thrones von Mittelerde, rechtmäßige Königin der Numenorer und der ersten Menschen! Beschützerin der sieben Kronlande, Mutter der Drachen, Herrin über die khandischen Weiten, der unverbrannten und Befreierin der Sklaven...".
Danach war es ganz still im Saal. Thirak sah zu Davos, der erstaunt in Kiana Vaneryens Richtung starrte. Nicht nur allein, weil er überrascht wegen der Aufzählung der ganzen Titel war. Auch ihre Anwesenheit, Ausstrahlung und ihr Aussehen ließen ihn erstarren.
Schließlich bemerke er den Blick von Thirak und erwiderte: "Das ist Thirak Eisen... Der König des Nordens!".
"Danke dass ihr so weit gereist seit, mein Fürst...", fing die blonde Frau an.
"... Ich hoffe, ihr seid nicht in Raue See geraten...".
Thirak wollte gerade antworten, dass ihre Überfahrt ruhig verlief da mischte sich Davos ein: "Ich wende ein, Jon Eisen ist KÖNIG des Nordens, euer Gnaden, keinesfalls irgendein Fürst!".
"Vergibt mir, Fürst...", fing sie erneut an.
Galador funkte nun dazwischen: "Das ist Herr Davos Schneewert!".
Kiana wurde hellhörig. Sie hatte diesen Namen schonmal irgendwo gehört. Doch zu diesem Zeitpunkt fiel es ihr nicht ein.
"Vergibt mir, Herr Davos, ich habe meine Schulbildung nicht auf dieser Seite von Mittelerde genoßen, aber ich meine gelesen zu haben, dass der letzte fremde König des Nordens Eddrik Stark war, der sein Knie vor meinem Vater beugte, der dann König des Nordens wurde...", sagte sie ruhig.
"...Im Tausch gegen sein Leben, schwor Eddrik Stark meinem Vater die perpetuelle Treue, oder verwechsel ich etwas?".
"Da war ich noch nicht an der Seite von...", wollte er gerade erwidern, da antwortete Kiana Vaneryen rasch: "Natürlich nicht! Aber ein Eid ist ein Eid!".
Die äußert attraktive Frau wendete sich an Galador: "Und perpetuell bedeutet.... Was bedeutet perpetuell, Fürst Galador?".
Dabei klang sie sehr provokant und arrogant.
Galador erwiderte kurz: "Für immer..."
"Für immer!", wiederholte Kiana. "Also, mein Fürst, denke ich ihr seid hier um euer Knie zu beugen!".
Thirak überlegte kurz was er antworten sollte. Dann fand er Worte: "Nein, das bin ich nicht...".
Kiana sah verdutzt drein und entgegnete: "Oh, das seid ihr nicht? Also seid ihr den ganzen weiten Weg hierher gereist um dem Hause Vaneryen die Treue zu brechen?".
Thirak konnte nicht glauben was er da hörte.
"Die Treue zu brechen... Euer Vater hat viele unschuldige Menschen hingerichtet... Meinen Vater in einen sinnlosen Krieg geführt...", fing er an.
Sofort erwiderte die junge Frau: "Mein Vater.... Er war eine schlechte Person... Im Namen von ganz Haus Vaneryen, ersuche ich euch und euer Volk um Vergebung für die Verbrechen meines Vaters! Und ich bitte euch nicht die Tochter für die Sünden ihres Vaters zu verurteilen.... Unsere Häuser waren lange Zeit Verbündete.... Es waren die erfolgreichsten Jahre, die das Reich je gesehen hatte... Jahre des Friedens und des Wohlstandes... Mit meiner Familie auf dem Thron und einem Stark als Wächter des Nordens!".
Thirak sah zu Galador rüber. Dabei war er doch aus einem ganz andren Grund hier. Er hoffte, dass wenigstens Galador dies Begriff.
"Ich bin die letzte der Vaneryens... Erkennt das an, was euer Vorfahren geschworen haben, beugt das Knie und ich ernenne euch zum Wächter des Nordens, Thirak Eisen! Gemeinsam werden wir das Land vor diesen beschützen, die es zerstören wollen", fuhr sie fort. Dabei war ihre Stimme stets ruhig.
Thirak seufzte, sah zu Galador rüber, der ihn erwartungsvoll anblickte, und wendete sich zu Davos. Für einen kurzen Moment wusste er nicht wie er anfangen sollte. Wie sollte er Kiana beibringen, dass er wegen was anderem dort war?
"Ihr habt recht...Ihr tragt keine Schuld an den Vergehen eures Vaters... Aber auch ich nicht für die Eide meiner Vorfahren...", entgegnete er.
Kianas lächeln verfinsterte sich. "Warum seid ihr dann hier?", fragte sie irritiert.
Thirak erwiderte: "Weil ich eure Hilfe brauche und ihr meine!".
Galador wendete sich zu Kiana die ihn daraufhin anschaute. "Habt ihr die drei Drachen über der Festung fliegen sehen?", fragte sie.
"Das habe ich...".
"Und habt ihr die Variags gesehen, die alle geschworen haben für mich zu töten?", fragte sie wieder.
Thirak antwortete: "Sie sind nicht zu übersehen. ..".
"Und doch soll ich eure Hilfe gebrauchen?", dabei klang sie äußerst misstrauisch.
Davos lenkte ein: "Nicht um Imrahil zu schlagen... Ihr könntet morgen Minas-Tirith stürmen und die Stadt würde fallen... Wir hatten sie damals fast erobert und hatten nichtmal Drachen!".
"Um ein Haar!", warf Galador in den Saal. Bevor Davos wieder etwas erwidern konnte, griff Thirak das Wort an sich: "Gestürmt habt ihr sie aber noch nicht! Wieso nicht? Für mich ist der einzige erkennbare Grund, dass ihr nicht tausende unschuldige Menschen töten wollt... Es wäre der schnellste Weg den Krieg zu gewinnen, aber ihr seid nicht dazu bereit... Immerhin heißt es, ihr seid besser als Imrahil!".
Kiana zog dir Augenbrauen hoch und fragte erneut: "Das erklärt noch immer nicht, warum ich eure Hilfe brauche...".
"Weil gegenwärtig ihr und ich und Imrahil ein Spiel spielen und schreien, dass die Regeln nicht fair sind...".
Er wurde von der blonden jungen Frau unterbrochen. Sie wendete sich an Galador. Sie klang verärgert: "Ihr sagtet mir dass ihr diesen Mann schätzt...".
"Das tue ich...".
"Seit dem er hier ist weigert er sich mich Königin zu nennen, weigert er sich zu verbeugen und jetzt nennt er mich ein Kind...".
"Ich denke er bezeichnet uns alle als Kinder, eine Metapher...", beschwichtigte er seine Königin.
"Euer Gnaden, alle die ihr kennt werden sterben, bevor der Winter vorbei ist... Wenn wir den Feind im Norden nicht besiegen...", dabei wurde Thirak lauter.
"So wie ich das sehe, seid ihr der Feind im Norden!", warf sie ein.
"Ich bin nicht euer Feind... die Toten sind der Feind...".
Kiana wusste nicht ob sie sich nur verärgert oder durch solche Aussagen belustigt fühlen sollte. "Die Toten?", fragte sie fast spöttisch. Sie wendete sich wieder an Galador: "Ist das etwa wieder eine Metapher?".
Bevor ihr Berater ihr antworten konnte ergriff Thirak das Wort: "Melkor befindet sich mit den Toten auf dem Vormarsch...".
"Melkor und die Toten...", wiederholte Galador.
"Ihr kennt mich nicht gut, mein Fürst, aber haltet ihr mich für einen Verrückten oder einen Lügner? ", fragte er Galador.
"Nein..."
"Die Armee von Melkor ist echt... Die Grabunholde sind echt... Melkor selbst ist echt.. Ich habe sie gesehen... Wenn sie die Nordmauer überwinden und wir noch immer untereinander streiten...", dabei ging der König des Nordens reflexartig einige Schritte vorwärts, doch er wurde direkt von den Wachen gestoppt, die ihre Hände an ihre Waffen hielten.
So fügte er nur noch hinzu: "Dann sind wir erledigt...".
Für kurze Zeit herrschte erneut Stille im Saal, bis Kiana ihre Stimme sprechen ließ: "Ich wurde auf Minas-Alagos geboren... Nicht, dass ich mich dran erinnern könnte...". Sie erhob sich und ging die Stufen vor ihrem Thron hinunter und bewegte sich Richtung Thirak und Davos.
".... Ich wurde wegebracht, bevor Imrahils Mörder mich finden konnten... Euer Vater verbrachte zu dieser Zeit viel Zeit bei König Imrahil in Minas-Tirith um sich um Frieden zu bemühen, nicht wahr? Ob er davon wusste, dass Imrahil Assassinen ausgesendet hat um ein Baby zu töten? Das spielt natürlich keine Rolle mehr...".
Kiana stand zu diesem Zeitpunkt fast vor Thirak.
Sie fuhr fort: "...Ich hab mein Leben in fremden Ländern verbracht... Zu viele Männer haben versucht mich umzubringen... Ich kenne nichtmal mehr ihre Namen... Ich wurde verkauft, wie eine Zuchtstute... Ich wurde angekettet und verraten... Vergewaltigt und geschändet...".
Sie stand nun direkt vor Thirak. Sie hörte sich entschlossen und bestimmend an. Beide Gäste erkannten nun ihre vollkommene Schönheit, ihre violetten Augen.
"...Wisst ihr was mich durchhalten ließ in all den Jahren im Exil? Vertrauen! Nicht in irgendwelche Götter oder Mythen... In mich selbst! In KIANA VANERYEN! Die Welt hatte seit Jahrhunderten keine Drachen mehr gesehen, bis meine Kinder geboren wurden.... Die Variags aus dem weiten Osten kamen nie nach Mittelerde, dochbsie taten es für mich! Ich wurde geboren um Mittelerde zu regieren, und das werde ich tun!".
Thirak sah sie nur verständnislos an und erwiderte: "Ihr werdet über einen Friedhof herrschen, wenn wir Melkor nicht besiegen...".
"Der Krieg gegen meinem Bruder hat bereits begonnen, wir können jetzt nicht einfach die Kampfhandlungen aussetzen und das bekämpfen, was auch immer ihr hinter der Mauer gesehen habt....", sagte Galador der sich neben seine Königin stellte.
Davos kam jetzt auch einige Schritte näher und sprach Kiana direkt an: "Gut, ihr glaubt ihm nicht? Das kann ich verstehen, daß klingt alles wie Unfug... Aber wie das Schicksal Kiana Vaneryen zurück an unsere Küsten geführt hat, so hat es auch Thirak Eisen zum König des Nordens gemacht... Ihr brachtet als erste die hinter Khand liegenden Variags nach Mittelerde und Thirak machte als erster Angmarer und Arnorer zu Verbündeten, genauso wie die Wilden Stämme des hohen Nordens mit Nordmännern.... Er wurde als Anführer der Nordwacht gesehen und wurde zum König des Nordens... Nicht wegen seines Geburtsrechts... Er hat keins, denn er ist ein verdammter Bastard... All die Männer wählten ihn zu ihrem Anführer, weil sie fest an ihn glauben... Diese Dinger an die ihr nicht glaubt... Er hat sich ihnen gestellt, er hat sie bekämpft zum Wohl seines Volkes... Er hat sein Leben für sein Volk riskiert, ihm wurde ins Herz gestochen für sein Volk, er gab sein eigenes Leben...".
Thirak blickte ihn daraufhin finster an und brachte Davos zu schweigen. Auch Kiana und Galador sahen sich skeptisch an und fragten sich was er meinte. Schließlich fuhr er aber fort: "Wenn wir unsere Feindschaften nicht beiseite legen und uns verbünden, werden wir sterben und es ist egal welches Skelett auf dem Thron sitzt!".
Galador warf ein: "Wenn es egal ist, könnt ihr auch das Knie beugen! Schwört Königin Kiana die Treue, helft ihr im Krieg gegen Imrahil und gemeinsam werden wir dann den Norden verteidigen!".
"Dafür haben wir keine Zeit mehr.... Für all das hier nicht...", beschwerte sich Thirak.
"Es dauert nicht lang das Knie zu beugen! Verpflichtet euch unserer Sache und...", wollte Galador sagen, da erwiderte Thirak wutentbrannt: "Und warum sollte ich das tun?". Dabei sah er in Kianas kaltes Gesicht. "Ich will euch nicht beleidigen, euer Gnaden, aber so wie ich es sehe, beruht euer Anspruch auf den Thron ausschließlich auf den Namen eurer Familie und mein Vater starb aus der Willkür eures... Die Fürsten des Nordens haben mich auserwählt sie anzuführen... Und das werde ich weiterhin tun, so gut ich nur kann...".
"Das ist aufrichtig.... Es ist auch aufrichtig darauf hinzuweisen, dass ich die rechtmäßige Königin der Mittelerde bin... Solange ihr euch zum König des Nordens ausruft, macht ihr euch der Rebellion schuldig...", erwiderte sie ganz kalt. Thirak konnte dies nicht verstehen. Er schüttelte den Kopf und auch Davos war sprachlos.
Der weiß-haarige Mann vom Strand eilte plötzlich in den Saal und flüsterte der Königin etwas in das Ohr.
Sie wendete sich wieder den Besuchern zu und sagte: "Wo sind nur meine Manieren.... Eure Reise war lang und anstrengend. Ruht euch etwas aus. Ich werde dafür sorgen, dass euch Bäder eingelassen werden!".
"Sind wir eure Gefangenen?", fragte Thirak genervt.
Kiana antwortete schnell: "Noch nicht!".
Dann wurden die beiden Männer aus dem Norden aus dem Thronsaal geführt.
Thirak und Davos wurden auch direkt in den Badesaal geleitet, wo schon warmes Wasser und Blütendüfte auf sie warteten. Davos ließ sich zuerst hinein gleiten, denn er nahm das warme Nass dankend an. Thirak zögerte noch und zog langsam seinen Waffenrock aus. Bis schließlich auch die restliche Kleidung vom Leib war und er sich auch in das Waser ließ.
"Ist es nicht angenehm? Immerhin müssen wir nicht frieren oder werden in einen feuchten Kerker gebracht!", scherzte der Berater. Thirak warf ihm nur einen verständnislosen Blick zu.
"Warum glaubt sie uns nicht? Sie hat doch selbst Drachen, die lange Zeit als Mythos galten, ihr Vater war ein Maia, der selbst unter Melkor diente und es lebten noch viele Elben in Mittelerde...", fragte der junge König des Nordens. Davos zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: "Nun ja, sie ist weit weg von all dem. Seit dem sie denken kann, gibt es all die Dinge nicht mehr... Und guck dir die Menschen an: Niemand erinnert sich an die Baumeister der Zwerge, an die Magie der Elben oder an die vergangenen Zeitalter... So sind eben die Menschen!".
Thirak musste leider feststellen, dass Davos recht hatte. Er konnte nicht still sitzen bleiben. Nicht jetzt und später auch nicht. Die Zeit drängte.
Es dauerte nicht lange da spazierten beide Männer durch die Festung Minas-Alagos. Davos nutzte die Chance und fragte: "Wie findet ihr sie?". Thirak verstand zunächst nicht: "Wie finde ich wen?"
"Ich denke ihr wisst genau von wem ich rede!".
Der junge König rollte seine Augen und erwiderte knapp: "Sie hat ein gutes Herz...".
"Man konnte nicht übersehen wie ihr das gute Herz der Königin angestarrt habt!", erwiderte der Berater. "...Man kann es euch sicherlich nich verübeln, sie ist echt sehr hübsch...".
Der König des Nordens verstand nun die Anspielung von Davos. Ihm störte es allerdings, weil er nicht verstand wie Davos an so etwas in dieser Situation dachte.
"Wir haben keine Zeit für das...", erwiderte er genervt. "...Wie viele Männer haben wir im Norden? Zehntausend? Weniger?".
Kurz danach erblickten sie die Beraterin von Kiana Vaneryen, die am der Mauer stand und in die Ferne Blickte. Sie schien in Gedanken zu sein und auf etwas zu hoffen.
"Wenn das nicht Mina, die Beraterin der Königin ist!", fing Davos an und riss sie dabei aus den Gedanken.
"Herr Davos! Fürst Eisen...", nickte sie ihnen zu. "König Eisen, oder?", fing Davos an. "Nein, das klingt nicht gut... König Thirak?"
Thirak wimmelte ihn nur ab, dass es nicht wichtig war. "Kennt ihr überhaupt eure Mutter, wenn sie nicht die Frau eures Vaters war?".
Thirak wunderte sich, warum sie das wissen wollte. Sein Vater hat ihm nie von ihr erzählt, auch wenn er immer wieder gefragt hat. Thir Stark versprach seinem Sohn mit ihm über seine Mutter zu reden, wenn er aus Minas-Tirith zurückkehrte. Allerdings ist dies nie passiert, denn er wurde dort hingerichtet für Verrat. Thirak war da gerade mal fünfzehn Jahre alt.
"Nein...", erwiderte er nur knapp.
"Ich auch nicht, ich wurde früh in die Sklaverei verkauft...", entgegnete Mina.
"Das tut mir leid...", erwiderte Thirak.
"Wenn ihr erlaubt...", fing Davos an, "...Wie kommt ein Sklavenmädchen an die Seite von Kiana Vaneryen um sie zu beraten?".
Die junge Frau lächelte."Sie kaufte mich von meinem Meister und schenkte mir die Freiheit!".
"Das war gut von ihr! Aber jetzt dient ihr doch ihr?", sagte Davos. Auch Thirak horchte dabei auf.
"Ich diene meiner Königin, weil ich ihr dienen will, weil ich vertrauen in sie habe!", dabei wirkte sie entschlossen.
Thirak fragte weiter: "Und wenn ihr jetzt sagen würden, dass ihr gehen wollt?".
"Dann würde sie mich ziehen lassen und mir ein Schiff geben und viel Glück wünschen!", antwortete sie.
"Und das glaubt ihr?", entgegnete Thirak skeptisch.
Mina antwortete wieder: "Ich weiß es...". Dabei klang sie etwas verärgert.
"Alle die mit ihr aus dem Osten kamen glauben an sie! Sie ist nicht irgendeine Königin, weil sie die Tochter eines Königs ist, den wir nie kannten... Sie ist die Königin, die wir gewählt haben!".
Davos und Thirak sahen sich an. Kiana schien eine edle Person zu sein, wenn sie wirklich so war wie Mina sie beschrieb. Doch so ganz überzeugt war er noch nicht.
Mina sah wieder zurück auf das weite Meer, denn ein Schiff näherte sich. Thirak kannte das Wappen nicht, welches das Segel zeigte: Einen schwarzen Turm auf weißem Grund.
Er dachte sich dabei nichts weiter und verließ mit seinem Berater die Mauer. Thirak hoffte weiter, dass er etwas für den Norden tun konnte. Aber er hing auf Tolfalas fest und konnte nicht zurück. Hatte Lynn vielleicht doch recht und es war eine Falle?
Dabei kam Melkor Angmar immer näher...
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