Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Eregion
Ost-in-Edhil
Curanthor:
Aus der Sicht Faelivrins
Nachdem sie Oronêl zu seinem Raum geleitet hatte, wuchs in ihr das Bedürfnis alleine zu sein. Faelivrin steuerte die Treppe zur zweiten Etage an, die erst vor kurzem fertig gestellt wurde. Hier würde später ihre Familie leben, doch noch war alles leer. Auf der letzten Stufe blieb sie stehen und starrte in den hohen Korridor. Generell war der Palast bis auf die Garde, ihre drei Zofen und eine Handvoll Elben, die alles in Ordnung hielten leergefegt. Alles war damit beschäftigt entweder sich für den Krieg zu rüsten, oder an den zahlreichen Baustellen zu arbeiten. Auf dem verlassenen Korridor befanden sich zahlreiche Türen zu ihrer linken, rechts reihten sich hohe Rundbogenfenster aneinander.
Ihre Gedanken schweiften wieder ab. Unbewusst legte sie sich ihre Hand auf die Brust. Ihr Herz verkrampfte sich. Faelivrin hatte überhastet gehandelt, als sie Isanasca und Sanas ausgeschickt hatte. Der Druck auf ihren Schultern hatte ihre Entscheidung beeinflusst. Irgendwas hatte sie tun müssen, um den übrigen Avari zu zeigen, dass sie entschlossen handeln konnte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie würde sich niemals verzeihen können, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Und sie könnte nie wieder in die Augen ihres Enkels Calanto blicken. Ihre Hand ballte sich zur Faust. Vater, du musst Erfolg haben! Bringe mir mein Kind zurück und berichtige die dumme Entscheidung deiner Tochter, nur dieses eine Mal. Wenn es einer kann, dann du.
Eilig verließ sie den Korridor durch einen verborgenen Geheimgang hinter einem leeren Sockel. In dem engen Korridor, der nur ihrer Familie vorbehalten war, lehnte sie sich schwer atmend an die Wand. Hier war sie unbeobachtet. Alleine mit ihren Gedanken. Tränen stiegen ihr in die Augen. Faelivrin hieb mit der geballten Faust gegen die steinerne Wand. Ihre Hand pochte vor Schmerz, doch mochte er nicht die grausamen Bilder vertreiben, die Orornêls Erzählung ausgelöst hatte. Ein uraltes, namenloses Monster aus der alten Welt. Und ihre Tochter stand direkt vor dem Hort dieser Kreatur. Etwas Unbekanntes aus Dunkelheit, Kälte und Eis. Sie wollte Oronêl glauben, dass es noch nicht hervorkam, aber sie konnte die Furcht um ihre Tochter nicht verdrängen. Dazu noch die tausenden an Leben, die an ihren Entscheidungen hingen. Kraftlos sank sie an der Wand zu Boden und nahm den reich verzierten Haarreif von ihrem Kopf. Eine Bürde, die sie selbst gewählt hatte, zusammen mit Finuor. Faelivrin atmete durch und lehnte den Hinterkopf an den kühlen Stein. Ihr geliebter Gefährte hätte wohl anders entschieden. Er war viel vorausschauender gewesen als sie und er hatte das Königreich organisiert, viel effizienter als sie es je hätte tun können. Sie vermisste ihn jeden Tag. Und sie konnte es kaum erwarten ihn widerzusehen… doch wollte sie ihre Kinder nicht im Stich lassen. Die Worte Edanels hallten im ihrem Gedanken wider: „Du hattest eine Vision. Ambitionen. Ein Bild, von einem vereinten Stamm, nein, mehr noch, du wolltest die Wälle der Stämme zu Fall bringen.“
Wütend biss sie die Zähne zusammen. Nein, ich habe noch immer eine Vision. Ein Bild der vereinten Avari. Die Ambition ein Reich zu schaffen, in dem keine Grenzen zwischen den Stämmen herrschen. Und der Traum, dass meine Familie einen Fußabdruck in der Geschichte hinterlässt. Faelivrin ballte beide Hände um die schmale Krone. Sie könnte ihrem Mann niemals wieder in die Augen sehen, wenn sie wieder vereint waren, sollte sie hier scheitern. Mit einem tiefen Seufzer strich Faelivrin die Tränen aus den Augen und setzte sich wieder ihre Krone auf das Haupt.
Einen kurzen Moment verweilte sie noch am Boden und genoss die Stille, alle finsteren Gedanken von sich schiebend. Keine unaufdringlichen Augen, die ihr auf Schritt und Tritt folgten und keine Begleiter. Kurz schloss sie die Augen. Ihr Volk hatte den Zorn der Natur überstanden. Die Erde hatte gebebt, ganze Dörfer verschlungen. Es hatte Feuer geregnet, das ihre Felder und Ernten verbrannte. Das Meer hatte sich mit aller Macht aufgebäumt und versucht mit sich zu reißen und doch hatten sie all dem getrotzt und waren nun hier. Erneut ballte sie die Hände. Entschlossen, auch diese Katastrophe zu überstehen, ganz gleich was es war.
Faelivrin erhob sich und durchquerte durch die verborgenen Gänge, in denen nur eine Person Platz fand die obere Etage des gesamten Westflügels. Nach fast fünf Minuten erreichte sie das Ende des Flügels und trat in wieder in den Korridor, der an einer großen, schlichten Tür aus dunklen Eichenholz endete. Sie schmunzelte kurz, als sie bemerkte, dass jemand eine filigrane Krone aus Gold in das Holz geritzt hatte. Faelivrins Gemach empfing sie mit wohltuender Stille und einer gewissen Wärme. Bis auf ihre persönliche Zofe hatte niemand Zutritt. Sie schmunzelte, als sie das gemachte Bett sah, dass Tara offensichtlich in ihrer Abwesenheit aufbereitet hatte. Faelivrin atmete durch und verließ ihr Gemach wieder über den unfertigen Ostflügel. Ihre Schritte führten sie hinab ins Erdgeschoss, bis zum Ende des Ganges, den letzten Raum mit einer unscheinbaren Tür. Ohne zu klopfen platzte sie hinein.
Das Studierzimmer war nur seit einigen Wochen eingerichtet, doch stapelten sich auf dem Tisch in der Mitte bereits Pergamente und eine erschöpft wirkende Elbe hob hinter dem Stapel den Kopf. Die Regale rechts und links an den Wänden waren nur von vereinzelten Büchern nicht einmal ansatzweise gefüllt.
„Majestät“, ertönte ihre müde Stimme, „Ich habe mich schon gefragt, wann du hier auftauchst.“
„Artana“ Faelivrin nickte knapp, wohl wissen, dass die Gelehrte nicht viel von Höflichkeitsfloskeln hielt, „Was gibt es Neues?“
Die Elbe strich sich ihre kastanienbraunen Haare zurück und nahm sich einen Haarreif, damit sie an Ort und Stelle blieben. Artanas blütenweißes Kleid war mit einigen Tintenklecksern versehen, man konnte sehen, dass sie den Raum nur äußerst selten verließ. Mit ernstem Blick ging sie die Pergamente durch. Faelivrin umrundete den Tisch und stellte sich neben sie.
„Vor kurzem ist eine Anfrage aus Tharbad angekommen. Sie wollen uns für die Hilfe bei der Befreiung und die Vertreibung Sarumans Schergen danken. Offenbar mit einen großen Streitwagen und sechs…“ Artana verstummte und las das zerknitterte Stück Pergament mit unsauberer Schrift erneut, „Ah, da. Zehn Kaltblüter. Glaube ich zumindest. Ich vermute, es sind Pferde… schaden kann es uns jedenfalls nicht.“
Sie wechselten einen nachdenklichen Blick. Faelivrin vertraute Artanas Urteil, weswegen sie auch hier war – eine Entscheidung, die sie viel zu lange vor sich hergeschoben hatte. Schließlich nickte sie nach einer Weile. Die Gelehrte nahm das als Zeichen ein unbeschriebenes Blatt zu nehmen und begann mit Tinte und Feder darauf in feinen, fast schon künstlerischen Schriftzeichen zu schreiben.
„Nur deswegen bist du doch nicht hergekommen oder?“, fragte Artana amüsiert, ohne von ihrem Werk aufzublicken, „Sonst hättest du auch bis zum Fürstenrat warten können.“
„Tatsächlich bin ich hier, um dich zur Hofmeisterin zu ernennen“, entgegnete sie mit einem leichten Grinsen, während Artana vor Überraschung fast das Tintenfässchen umstieß, „Oder um es offiziell zu sagen: Nehmt Ihr, Istime, genannt Artana, Tochter des Elental, die Verantwortung, Rechte und Pflichten des Titels Verwalterin des Reiches entgegen, dass Ihr dem Königreich Nutzen und Wohlstand bringt und stets im Sinne der Krone handelt?“
Ein kurzer Moment der Stille folgte, den Faelevrin mit einem freundschaftlichen, „Nimmst du an?“, brach, da sie wusste, dass ihr Gegenüber es erst als Scherz auffasste.
Die Gelehrte sprang fast von ihrem Stuhl auf und ging auf ein Knie, den Kopf gesenkt. „Ich weiß nicht, wie ich zu dieser Ehre komme, aber ich werde alles tun, um diese Chance zu ergreifen und deine Erwartung zu übertreffen! Danke, Majestät!“
Faelevrin lachte erleichtert und richtete sie auf. „Wenn einer diese Ehre verdient hat, dann du. Deine Studien der alten Schriften meiner Ahnen, die Amarin uns zur Verfügung gestellt hat, sind überlebensnotwendig für unser junges Reich. Und ich kann nicht alles alleine stemmen und über deinen Tisch gehen so oder schon die meisten Botschaften.“
Istime verneigte sich noch einmal knapp. Sie konnte Erleichterung auf ihrem Gesicht erkennen. Faelivrin hatte nicht deswegen gezögert, dass Artana ungeeignet war. Die alten Minen, die sie dank ihrer Arbeit wiederentdeckt hatten, haben ihnen einen großen Sprung nach vorn gegeben. Wahrscheinlich hätten sie noch nicht einmal einen einzigen Turm der Mauer fertiggestellt, ohne ihre Studien. Ihr Zögern lag eher daran, dass sie niemanden mit der Bürde der Verantwortung belasten wollte. Und doch hatten ihr die Worte Edanels gezeigt, dass es falsch gewesen war. Nach dem Tod ihres Mannes wollte sie alle Pflichten übernehmen und seinem Ansinnen gerecht werden. Sie hatte geglaubt, dass niemand außer ihr wusste, was er sich vorgestellt hatte. Dabei war sie blind für die vielen, helfenden Hände gewesen, die er hatte.
Sie wurde wieder ernster. „Wo wir von Amarin gesprochen haben, hat er es fertig gestellt?“
Artana nahm wieder Platz und begann wieder an der Antwort an Tharbad zu schreiben. Dabei nickte sie knapp und erklärte, dass er bald so weit sein würde, er aber seine Arbeit wegen einem Vorfall unterbrechen musste. Faelivrin hob eine Braue.
Die Gelehrte blickte wissend auf. „Es hat sich schon herumgesprochen. Bald musst du entscheiden, was wir mit ihr machen. Viele sehen in ihr eine massive Gefahr. Einige unter uns erinnern sich an Geschichten… uralte Monster, manche vage menschlich und mächtig, andere vage elbisch und von grausamer Schönheit. Das sorgt für Gerede.“
Faelivrin seufzte schwer und legte Artana eine Hand auf die Schulter. „Mein Herz wird schwer, wenn ich an sie denken muss. Ich hatte gehofft, dieser Entscheidung noch zu entgehen.“
Sie erinnerte sich an das Gespräch mit Amarin und Ivyn im Haus der Ruhe. Beide hatten sie gewarnt, dass das Wesen in Adrienne eine Macht besaß, die unberechenbar war. Jetzt mussten sie abwarten, welche Seite in ihr das Ringen über den Körper gewann. Und erst dann würde ihr Ivyn mehr erzählen.
Die neu ernannte Hofmeisterin strich sich nachdenklich über das Kinn und beschmierte sich dabei unbewusst mit Tinte. „Ich kann die Sorgen noch etwas beruhigen und die Stimmen nach einer Lösung zerstreuen… aber nicht für lange. Wenn sie nach einer Weile nicht aufwacht…“
Faelivrin verstand und bedankte sich, Adrienne stand ihr nicht besonders nah, aber sie schätzte sie als Gefährtin durch zahlreiche Gefahren. Und sie würde sie nicht einfach aufgeben. Faelivrin ging zur Tür und verharrte kurz. „Ein Abzeichen deines Ranges entsprechend wirst du bald erhalten.“
Artana nickte ernst, was mit der Tinte am Kinn ungemein komisch wirkte. Faelivrin schlüpfte zur Tür hinaus und erlaubte sich auf dem Korridor ein leises kichern. Dann atmete sie tief durch und machte sich wieder auf den Weg in den Thronsaal.
Fine:
Kerry und Oronêl sprachen noch eine ganze Weile über ihre jeweiligen Erlebnisse, und so erfuhr Oronêl unter Anderem, was mit Adrienne geschehen war. Aéds Brief sowie ihre Absicht, bei ihrer Schwester für Helluins Freilassung einzutreten, behielt Kerry vorerst für sich. Sie wollte zuerst mit Faelivrin reden und hoffte, dass die Königin der Manarîn trotz der späten Stunde noch ein paar Momente Zeit finden würde. So verabschiedete sich von Oronêl und machte sich auf die Suche.
Der Palast hatte schon bei ihrem ersten Besuch dort groß und verwirrend auf Kerry gewirkt, doch mittlerweile waren die Bauarbeiten weiter vorangeschritten, und schließlich musste sie einen der Gardisten bitten, ihr den Weg zu Faelivrins Gemach zu weisen. Dieser schüttelte jedoch den Kopf. "Du wirst sie dort nicht finden, hírilya. Ich bringe dich zum Thronsaal."
Kerry blieb nichts anderes übrig, als dem Elb zu folgen, bis er sie zum Thronsaal geführt hatte. Und tatsächlich trafen sie dort auf Faelivrin, die beinahe so aussah, als hätte sie schon auf Kerry gewartet. Zumindest schien sie nicht im Geringsten davon überrascht zu sein, ihre Adoptivschwester zu sehen.
"Nésa," begrüßte die Königin sie herzlich und legte ihr die Hände auf die Schultern, nachdem sie Kerry kurz umarmt hatte. "Gut siehst du aus, wie es einer Dame deines Standes angemessen ist. Wenn auch ein klein wenig zerzaust." Faelivrin lächelte, und Kerry tat es ihr gleich.
"Was bin ich froh, dich zu treffen," stürzte Kerry sich gleich auf das Thema, über das sie mit der Herrscherin Eregions hatte sprechen wollen. "Ich weiß nicht, wieviel Zeit du hast, aber-"
"Für dich nehme ich mir die Zeit, Morilië. Was liegt dir auf dem Herzen?"
Kerry blickte sich im leeren Thronsaal um. Bis auf die beiden Gardisten die den Haupteingang bewachten, war der große Raum leer. Sie standen einander nahe gegenüber, kaum einen Schritt entfernt von der untersten der Stufen, die zum Thron selbst hinauf führten.
"Nun, also, es... es geht um Helluin," sagte Kerry und konnte nicht verhindern, dass sich eine gewisse Verlegenheit in ihren Tonfall schlich.
"Den Dúnadan, den uns die Dunländer auslieferten? Was ist mit ihm?"
"Ich habe es dir noch nicht erzählt - bislang hatten wir keine Zeit... aber ich kenne ihn, Faelivrin. Ich bin ihm im Düsterwald begegnet, als wir Finelleth dabei halfen, das Reich ihres Vaters zurückzufordern."
"Nun ist es ihr eigenes Reich, wie wir erfahren haben," merkte Faelivrin an. "Ich hoffe, sie schlägt sich mit ihrer neuen Verantwortung als Königin gut... ich weiß aus eigener Erfahrung, was für eine Bürde dies oft sein kann."
Kerry hielt inne und nahm Faelivrins Hände in ihre eigenen Hände. Sie sah, oder spürte vielmehr, wie sehr ihre Adoptivschwester die Last der Krone im Augenblick verspüren musste.
"Ich, ähm... denke, sie bekommt das schon hin," sagte Kerry. "Aber zurück zu Helluin... du musst ihn unbedingt freilassen, Nésa, hörst du? Er steht nicht mehr unter Sarumans Zauber... und er möchte helfen und seine Taten wiedergutmachen!"
Faelivrin betrachtete Kerry nachdenklich mit einem prüfenden Blick. "Wieso liegt dir so viel an der Freilassung dieses Waldläufers?"
"Weil ich... an zweite Chancen glaube," sagte Kerry überzeugt und rief sich ihre Unterhaltung mit Oronêl wieder in den Sinn.
"Das sehe ich," sagte Faelivrin, dann musste sie lächeln. "Aber das ist doch nicht der einzige Grund, nicht wahr?"
"N-naja..." stammelte Kerry, die nun nicht mehr verhindern konnte, dass sich ihre Wangen röteten. "Ich..." sie sah sich um, ob auch wirklich niemand in der Nähe war, und wisperte Faelivrin verlegen zu: "Ich wollte es ja Anfangs selbst nicht recht wahrhaben, aber... bei unserem Wiedersehen, dort in der notdürftigen Zelle in der die Elben in festhalten... als er all diese Dinge zu mir sagte, da..."
"Dinge?" fragte Faelivrin mit einem sehr wissenden Lächeln. "Dinge wie: Du bist etwas ganz Besonderes und Endlich habe ich dich gefunden?"
"W-was? Woher... wie hast du...." stammelte Kerry erschrocken.
Faelivrin lächelte wissend. "Eine Königin muss wissen, was in ihrer Stadt vor sich geht. Und ihr habt dort unten nicht gerade im gedämpften Ton miteinander gesprochen, selbst wenn keine Wachen mit Elbenohren vor den Türen gestanden hätten, hätten euch vermutlich andere gehört."
"A-also... weißt du über alles Bescheid..."
"Morilië, ich finde es bewundernswert, wie du für diejenigen einstehst, die du als deine Freunde bezeichnest," sagte Faelivrin lobend. "Und ich wäre eine schlechte Königin, wenn ich mich ausschließlich auf meine eigenen Meinungen und Einschätzungen verlassen würde, ohne jemals auch die Ansicht derer, die mir wichtig sind, in Betracht zu ziehen. Wenn du der Meinung bist, dass Helluin von den Dúnedain frei von Sarumans Bann ist und er vertrauenswürdig ist, dann werde ich ihn dank deiner Fürsprache auf freien Fuß setzen."
Kerry konnte ihren Ohren kaum trauen. Sie hatte erwartet, dass sie all ihre sorgfältig zurechtgelegten Argumente benötigen würde, um ihre königliche Schwester davon zu überzeugen, Helluin nicht länger gefangen zu halten. "Danke, danke danke!" sagte sie überschwänglich und umarmte Faelivrin liebevoll.
"Wenn wir etwas Ruhe haben, dann möchte ich jedes einzelne Detail von deiner Reise in den Düsterwald hören," sagte Faelivrin. "Ich bin mir sicher, dass du eine ganze Menge erlebt hast, und ich sehe, dass du an den Abenteuern, die du hinter dir hast, gereift bist. Bleib am besten in der Stadt, hier wird es am sichersten für dich sein, und vielleicht finden wir zwischen all dem Chaos ja tatsächlich mal etwas Zeit, um wirklich ... reden zu können. Aber solange Isanasca nicht sicher wieder zurück ist... " Sie schüttelte besorgt den Kopf.
"Wenn ich dir irgendwie helfen kann, musst du es nur sagen!" beteuerte Kerry sofort.
"Tatsächlich gibt es da etwas," sagte Faelivrin. "Bitte geh und sieh nach Adrienne, in Ordnung? Die Heiler sagen, dass du einen beruhigenden Einfluss auf sie hast."
"Das mache ich, versprochen," sagte Kerry, die ohnehin vorgehabt hatte, ihre Freundin regelmäßig zu besuchen.
"Gut. Das ist gut. Ich danke dir, Morilië. Das Letzte was wir jetzt gebrauchen können, ist noch mehr Chaos im Inneren der Stadt. Dann geh und sieh nach ihr, in Ordnung? Ich muss mich wieder meinen Aufgaben widmen."
"In Ordnung, ich gehe direkt zu ihr," sagte Kerry und ließ ihre Adoptivschwester los. Dann machte sie sich auf den Weg.
Adrienne lag nach wie vor im Haus der Ruhe, was Kerry auch recht leicht fand, nachdem sie einmal nach dem Weg hatte fragen müssen. Die Stadtwachen hatten sie verwundert gefragt, was sie zu so später Stunde noch alleine auf den Straßen tat, und Kerry hatte wieder einmal festgestellt, wie unterschiedlich die Manarîn sie wahrnahmen, wenn sie Nivims elbische Kleider trug, anstatt ihrer üblichen, recht mitgenommen aussehenden Reisekleidung. Der Saum ihres Kleids war zwar mittlerweile vom Staub der Straße bedeckt, doch anscheinend hatte sich mittlerweile herumgesprochen, dass die Adoptivschwester der Königin in Ost-in-Edhil war. Zwei Wächter brachten sie hilfsbewusst bis vor die Tore des Hauses der Ruhe und versprachen ihr, dort auf sie zu warten und sie später sicher zurück zu Farelyës Haus zu geleiten.
Kerry kam sich dabei etwas merkwürdig vor, mit einem Mal als eine so schützenswerte Person behandelt zu werden, aber sie beschwerte sich nicht. Es war besser, als der Umgang, den sie bei ihrer ersten Rückkehr nach Ost-in-Edhil von den Torwächtern erlebt hatte.
Sie fand Adrienne schlafend in ihrem Zimmer vor. Eine Heilerin war bei ihr, ging aber hinaus als Kerry sich neben das Bett gesetzt hatte. Sie atmete tief durch, dann fand sie langsam ein wenig zur Ruhe. So viel war in den letzten Tagen geschehen. Ihr fiel ein, dass sie Helluin noch nicht einmal die Nachricht von seiner Freilassung überbracht hatte und hoffte, dass Faelivrin sich mit dieser Anordnung selbst an ihre Wachen wenden würde.
"Arme Adri," murmelte Kerry mitfühlend, als sie sah, wie bleich ihre Freundin noch immer war. Aber Adriennes Atem ging ruhig und regelmäßig, und im Schlaf waren ihre Gesichtszüge friedlich. "Ich wünschte, ich könnte dir mehr helfen, könnte irgendetwas tun, um ... das was da in dir ist, zu vertreiben..." Sie nahm Adriennes Hand, die sich nicht mehr so kalt wie bei Kerrys letztem Besuch anfühlte. Kerry blieb eine ganze Weile sitzen und dachte nach. Beinahe wünschte sie sich, Adrienne zu wecken, um mit ihr über alles reden zu können. Und tatsächlich, noch während Kerry hinsah, öffneten sich Adriennes Augen und blickten sie an.
"Kerry," sagte sie leise.
"Ooh," machte Kerry etwas erschrocken "Du bist wach. Geht es... dir etwas besser?"
Adrienne blickte an sich herab. "Fühlt sich noch immer so an als wäre eine ganze Horde Reiter über mich hinweg getrampelt," murmelte sie. "Aber... denken kann ich wieder etwas klarer. Hab' nur... ständig Erinnerungen, die... ich noch nicht genau einordnen kann... von Dingen, die sehr lange her sind, glaube ich."
"Du kommst wieder in Ordnung," versprach Kerry ihr und drückte die Hand zärtlich. "Das weiß ich ganz genau."
Adrienne wich ihrem Blick aus. "Vielleicht... aber... was, wenn das Leid dann damit nur einfach weitergeht? Kerry, ich-" Sie hatte Kerry bei den letzten Worten wieder angesehen, doch dann schüttelte sie etwas hilflos den Kopf und beendete ihren Satz nicht.
Kerry wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte. Sie ahnte, worauf Adrienne hinaus wollte - denn es gab noch immer eine ungeklärte Sache, die zwischen den beiden Freundinnen stand. "Woran denkst du?" fragte sie sanft.
Doch Adrienne überraschte sie. "An meinen Bruder," wisperte sie. "Ich mache mir Sorgen um ihn... und zweifle mittlerweile daran, ob wir wirklich miteinander verwandt sind, wenn ich..."
"Wenn du das?"
Adrienne schüttelte den Kopf. "Ich verstehe es selbst noch nicht... ich denke, ich bin noch nicht so weit. Tut mir Leid, Kerry..."
"Es ist in Ordnung, Adri. Erhol dich, und ich komme ein andermal wieder, in Ordnung?"
"Ja... ein andermal," wiederholte Adrienne. Dann ließ sie den Kopf zurück auf ihr Kissen sinken.
Kerry schloss die Türe lautlos hinter sich, als sie ging. Sie nahm sich vor, am nächsten Tag zurückzukehren.
Draußen vor dem Haus der Ruhe staunten die Wächter nicht schlecht, als sie sie bat, sie nicht zum Haus von Farelyë zu bringen, sondern zu den Verliesen. Sie musste Helluin unbedingt die Nachricht von seiner Freilassung überbringen...
Thorondor the Eagle:
Es war bereits Nacht hereingebrochen, als Helluin alleine auf seinem behelfsmäßigen Bett lag. Durch ein schlitzartiges Fenster der Kaserne kroch das fahle Mondlicht in das Zimmer und warf es in ein unheimliches blau. Der junge Dúnadan dachte an den heutigen Tag und die zahlreichen Begegnungen. Er hatte endlich Kerry wiedergefunden nach dieser elends langen Reise. Er lächelte beschwingt, als er an den Moment dachte als sie in der Tür stand. Seltsam diese Gefühle zu spüren, es war eine langerwartete Sehnsucht nach Sicherheit. Hier im Umfeld, in den Armen von Kerry würde Saruman ihn niemals erreichen können.
Plötzlich wurde ihm wieder klar, dass Aéd, den er mittlerweile sehr schätzte, Kerry als seine Gefährtin erwählt hatte und in sie verliebt war. Und Kerry? Was denkt Sie darüber? Sie schien nicht abgeneigt zu sein und sie lehnte den Brief nicht ab. Ja, ihre Finger krallten ihn richtig. Ob sie auch diese Gefühle für ihn hat? Was wird passieren, wenn er nach Ost-in-Edhil kommt?
Ruckartig setzte er sich in seinem Bett auf und spähte durch den Spalt. Der Mond hatte annähernd eine runde Form. Übermorgen, ja wenn nicht schon morgen Abend würde der Wolfskönig in die Stadt der Elbenkönigin kommen und er würde Kerry für sich gewinnen. Helluin versuchte diese düsteren Gedanken abzuschütteln und versuchte sie gezielt auf sein Wiedersehen mit seiner Mutter zu lenken.
Elea war so überaus liebevoll und fürsorglich zu ihm obwohl er sie sein ganzes Leben lang enttäuscht hatte.
„Mein Schatz“, sagte sie zu ihm „stets wusste ich um das Gute in deinem Herzen. Du warst auf Abwegen, verführt von einem der Zauberer, wenn nicht sogar vom größten unter ihnen. Aber niemals habe ich daran gezweifelt, dass du tief in deinem Inneren ein anderer bist als früher. Die Dúnedain werden das erkennen und dir vergeben.“
Wie konnte sie ihm nur so schnell verzeihen. Er hatte soviele Untaten vollbracht, er hat das eigene Volk verraten und hinrichten lassen, er hat blinden gehorsam eingefordert und jahrtausendealte Freundschaften in ihren Grundfesten erschüttert. Er war schuld am Fall von Lorien und an der Knechtschaft des Düsterwalds, des Auenlands und dem übrigen Eriador. Ihm grauste als er sich an das machtgierige Gesicht Sarumans erinnerte und an das schmierige Grinsen, dass er auf seinem Gesicht trug.
Elea schien das allerdings nichts auszumachen. Sie scheute sich nicht davor ihn sogleich wieder in die Arme zu schließen und ihm leise ins Ohr zu flüstern „Alles wird wieder gut“. In dem langen Gespräch beschwörte sie immer wieder die Gutmütigkeit der Waldläufer des Nordens, sie meinte, dass der größte Schritt bereits getan war, denn Aragorn – ihr König – hatte ihm vergeben und die anderen würden sein Urteil nie anzweifeln. Wenn ich der war, der die Dúnedain gespalten hat und Aragorn sie wiedervereint – vielleicht ist sein Urteil, dann das einzige das zählt. Vielleicht hat Mama ja recht. Gleich morgen werde ich Arwen das Elendilmir übergeben und die Nachricht über das Überleben ihres Geliebten. Sie wird die Nachricht nach Norden bringen und von mir berichten und meiner Reue.
„Ach wäre doch das alles nie passiert“, seufzte er leise vor sich hin.
Plötzlich hörte er Schritte draußen auf dem Gang vor seiner Zelle. Es waren schleichende und nur schwer hörbare. Ein leises Klacken öffnete die Verriegelung der Tür und sie öffnete sich einen Spalt breit.
„Ihr habt ein paar Minuten, nicht länger“, flüsterte eine fremde Stimme, ein Wächter.
Neugierig und leicht verängstigt starrte Helluin auf die Tür die sich langsam öffnete zwei Gestalten traten herein. Im Lichtschein einer kleinen Öllampe erkannte er das liebliche Gesicht von Kerry sowie die Silhouette einer zweiten Frau, vermutlich eine vertraute Begleiterin von Kerry. Schlagartig wurde seine Laune noch besser, er setzte sich auf und begrüßte sie überrascht: „Kerry“. Sie trug ein wunderschönes samtenes Kleid und ihre Haare waren geflochten.
Ihr Gesicht strahlte verborgene Freude aus: „Ich kann diese Nachricht keine Sekunde für mich behalten. Meine Schwester, ich habe mit ihr gesprochen. Sie ist so großherzig, dass sie dich wieder auf freien Fuß setzt.“
„Wirklich?“, fragte der junge Mann verwundert.
„Ja. Ich bin ihr so dankbar.“
„Wieso macht sie das?“
„Nur so“, tat es Kerry ab.
„Und wann?“
„Ich vermute noch morgen, aber genaueres haben wir nicht besprochen.“
„Das macht nichts, deinem Wort vertraue ich.“
Die Frau im Hintergrund schluckte laut, Helluin ließ sich aber nicht davon ablenken und ging einen Schritt auf Kerry zu, sie tat es ihm gleich. Er nahm sie dankbar in den Arm und presste ihren Köper fest an den seinen „Ich danke dir.“
„Keine Ursache“, sagte sie verlegen.
Am allerliebsten hätte er sie geküsst, wenn auch nur auf die Wange. Aber seine Unsicherheit bezüglich Aéd und Kerry hielt ihn ab.
„Wenn sie dich dann entlassen komm zu Farelyë’s Haus dort sind wir alle untergebracht. Auch deine Mutter ist dort mit…“, plötzlich unterbrach sie und wirkte irritiert „mit uns allen eben.“
Er nickte.
„Aber vielleicht erfahre ich noch wann sie dich frei lassen, dann holen wir dich ab.“
„Ist gut“, sagte er und berührte sie sanft am Oberarm „Ich werde euch jedenfalls finden.“
Die Frau im Hintergrund räusperte sich: „Wir sollten jetzt ohnehin gehen“, flüsterte sie und ging zurück zur Tür.
Helluin war überglücklich in diesem Moment. Er freute sich auf die kommenden Tage in Ost-in-Edhil, auf die Freiheit und auf Kerry. Er fürchtete den Konflikt mit Aéd nicht, aber er fürchtete, dass sich Kerry für den Wolfskönig entscheiden würde. Aber er war guter Dinge.
Es vergingen einige Augenblicke als sich plötzlich die Türe wieder einen Spalt breit öffnete.
„Ausnahmsweise hast du noch ein paar Minuten“, sagte wieder die Stimme.
„Kerry?“, fragte Helluin in die Dunkelheit und sprang auf, aber es kam keine Antworte.
Eine Frau, den Bewegungen nach dieselbe die mit Kerry vorhin hier war, betrat den Raum. Sie hatte keine Lampe dabei.
„Nein, diesmal bin ich es alleine“, sagte sie kühl.
„Wer bist du?“
„Es ist lange her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben“, langsam trat sie in den schwachen Schein des Mondlichtes. Er erkannte sie, aber ihr Name war ihr entfallen. Ihm war unbehaglich und er trat einen Schritt zurück.
„Was willst du hier? Du bist mit Kerry befreundet?“
„Ja das sind wir und mir graut vor dir, wenn ich sehe wie offen du diesem unschuldigen Wesen ins Gesicht lügst. Wie du ihr vorspielst, was du uns allen vorgespielt hast.“
„Ich spiele Kerry nichts vor“, beteuerte er.
„Ja, davon sind wir auch immer ausgegangen bis zu deinem grausamen Verrat. Dein eigenes Volk hast du abschlachten lassen. Deine Freunde hintergangen und ihre Heimat zerstört. Du hast Lorien niedergebrannt und die Elben des Düsterwalds gefoltert.“
Ein Knoten bildete sich in Helluin’s Magen, ihm wurde furchtbar übel.
„Haleth“, stammelte er heraus als ihm der Name wieder eingefallen war.
„Weißt du noch damals im Wald? Mit keiner Wimper hast du gezuckt, als du deinen Männern befohlen hast die deinen - dein eigenes Volk - zu töten.“
Düstere Erinnerungen kamen zurück in sein Gedächtnis. Er brachte kein Wort mehr heraus.
„Du bist Abschaum! Du bist ein Mörder, ja ein Monster“, sagte sie abschätzig „Auch wenn Kerry dir diese Masche abkauft und die Elben von Eregion und ach ja, deine Mutter dir verziehen hat. Keiner! Keiner der Dúnedain wird dir jemals vergeben.“
Helluin traten Tränen in die Augen: „Es tut mir leid“, presste er seine verschlossene Kehle hinauf.
„Ha, es tut dir leid?“, der Sarkasmus war nicht zu überhören „Unserem Volk wird es das nicht tun! Wage dich niemals zurück nach Fornost, du würdest es nicht überleben.“ Ihre Augen funkelten vor Hass und Wut ehe sie sich abwandte. Es war wohl Glück für Helluin, dass sie nicht mit einem Dolch hereinkommen durfte.
Sie ließ Helluin in der Dunkelheit allein zurück. Er krümmte sich auf seinem Bett zusammen vor Schmerz der so starkt war, dass ihm ein Dolchstoß mitten ins Herz wie eine Erleichterung vorkommen würde.. Die furchtbarsten Szenen seiner Vergangenheit holten ihn in dieser Nacht ein.
Niemals kann ich zurückkehren... Niemals.
Eandril:
"Guten Morgen!", wurde Oronêl von Anastorias begrüßt, als er sich zu der Truppe gesellte, die sich am Nordtor von Ost-in-Edhil versammelt hatte. Er trug wieder seine alte Ausrüstung, die die Manarîn in Windeseile gesäubert und geflickt hatten - sie Spuren von Moria waren kaum noch zu sehen. Mit Anastorias hatten sich ungefähr fünfzig Elben versammelt, die leichter gerüstet waren als jene, die mit Mathan nach Rómen Tirion marschiert waren. Anastorias schien Oronêls Gedanken zu erraten, und erklärte: "Unsere Aufgabe ist, herauszufinden, was im Nordosten vor sich geht, mehr nicht." Er rückte seinen kleinen Schild auf dem Rücken zurecht und fügte hinzu: "Aber wir sollten trotzdem vorbereitet sein."
"Wo genau sind diese Banditen gesichtet worden?", fragte Oronêl nach, und der junge Elb antwortete: "Es gibt Berichte von unterschiedlichen Orten. Sie scheinen sich vor allem an den Westhängend es Gebirges herumzutreiben, nah unserer nördlichen Grenze."
Oronêl nickte. "Ich kenne das Gebiet. Ich bin vor gar nicht langer Zeit auf dem Weg von Dunland nach Norden dort hindurchgekommen." Er erinnerte sich an diese Reise mit Orophin, nachdem sie Amrothos aus der Gefangenschaft befreit hatten. Damals waren sie zu tief in die Berge geraten, nachdem der Weg durch eines der Täler von einem Orkheer versperrt gewesen war. Oronêl hoffte, dass sie dieses Mal wenigstens kein Orkheer, sondern wirklich nur Banditen erwarten würden.
"Das wird nützlich sein", unterbrachen Anastorias' Worte seinen Gedankengang, bevor der junge Anführer stutzte. "Ténawen, was treibst du hier?" Oronêl folgte seinem Blick zu dem Haus in dem Helluin eingesperrt war - eingesperrt gewesen war, viel mehr, denn der Dúnadan verließ gerade, flankiert von Kerry und Elea, das Haus.
"Nésa hat Helluins Freilassung befohlen", erklärte Kerry, und warf Oronêl dabei einen knappen, prüfenden Blick zu. Oronêl betrachtete währenddessen aufmerksam Helluin. Es war einige Zeit vergangen, seit er den Verräter gesehen hatte, und die Erinnerung an jene Zeit gehörte nicht zu seinen schönsten. Seit dieser schicksalshaften Nacht am Rand des Grünwalds war Helluin ein wenig schmaler geworden und wirkte abgekämpft. Sein Gesicht war blass und er trug dunkle Ringe unter den Augen, als hätte er kaum geschlafen, und der Anblick verschaffte Oronêl eine tiefe Genugtuung. Er hatte Kerry versprochen, Helluin eine zweite Chance zu geben. Er hatte nicht versprochen, ihn zu mögen.
Anastorias wirkte unterdessen etwas verwirrt. "Freilassung? Ich habe das Gefühl, dass mir ein paar wichtige Details fehlen..."
"Helluin ist ein...", begann Oronêl, wurde allerdings von Helluin selbst unterbrochen. "Verräter. Ich habe die Dúnedain von Arnor unter Sarumans Befehl gebracht, und sie nach Lórien geführt." Helluins Stimme war leise, aber fest, und er wich den Blicken der Elben nicht aus. "Doch inzwischen bin ich frei von Sarumans Zauber, und... ich weiß nicht, ob ich eine zweite Chance verdiene. Doch ich werde alles tun um... ein wenig von dem Unheil, das ich angerichtet habe, wieder gutzumachen."
Bei den letzten Worten blickte er von Kerry zu Oronêl, doch Oronêl rührte sich nicht. Er musste seine widerstreitenden Gefühle, den Hass und Zorn, mit seinen Worten an Kerry in Einklang bringen, und das fiel ihm schwer.
"Schön, wenn meine Großmutter eure Reue für echt genug hält euch freizulassen, soll mir das auch genügen", sagte Anastorias gerade, doch seine Stimme klang kühl. Helluin ließ den Blick über die versammelten Elben schweifen. "Wohin geht ihr?", fragte er, doch Oronêl schüttelte den Kopf. "Das ist für dich nicht von Belang", erwiderte er, sich der Tatsache wohl bewusst, dass dies die ersten Worte waren, die er seit den Geschehnissen am Waldrand an Helluin richtete.
"Nein, wirklich nicht...", meinte Helluin langsam. "Wenn ihr gegen Sarumans oder Saurons Diener auszieht... dann würde ich euch gerne begleiten."
Oronêl blinzelte ein paar mal rasch hintereinander, und brauchte einen Augenblick um das gerade gehörte zu verarbeiten. Den übrigen Anwesenden schien es ähnlich zu gehen. Anastorias zeigte die geringste Reaktion, nur etwas Überraschung. Kerry schien vollständig überrumpelt und geschockt, als hätten Helluins Worte ihre sämtlichen Pläne zum Einsturz gebracht, während Elea fassungslos den Kopf schüttelte.
"Helluin, mein Sohn..." sagte sie so leise, das Oronêl es nur aufgrund seiner Elbenohren verstehen konnte. "Du kannst nicht... wieso willst du schon fortgehen? Noch dazu dich schon wieder in Gefahr begeben?"
"Ich... kann nicht anders", erwiderte Helluin ebenso leise, und blickte erwartungsvoll zu Oronêl und Anastorias. Letzterer ergriff Oronêls Schulter, und zog ihn ein paar Schritte zur Seite. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", gestand er leise. "Normalerweise würde ich freiwillig angebotene Hilfe niemals ablehnen, doch in diesem Fall... Und mir ist nicht entgangen, dass die Situation zwischen ihm und dir ein wenig komplizierter zu sein scheint. Also solltest du entscheiden."
Oronêl presste die Lippen aufeinander, und zögerte. Er wollte Helluin nicht dabei haben, er wollte sein Gesicht nicht sehen. Und doch... welche Bedeutung hatte seine Aussprache mit Kerry gehabt, wenn er nicht in der Lage war, Helluin eine Gelegenheit zu geben, seine Reue zu beweisen, wenn dieser es schon freiwillig anbot?
"Wenn du seine Hilfe annehmen willst... werde ich mich nicht in den Weg stellen", antwortete er schließlich ein wenig unwillig.
Anastorias blickte ihn aufmerksam an. "Bist du sicher?" Oronêl atmete tief durch, und nickte dann.
Als sie zu der kleinen Gruppe Menschen zurückgekehrt waren, redeten Kerry und Elea gerade beide auf Helluin ein und wollten ihn offenbar dazu bewegen, nicht zu gehen. Anastorias bereitete dem ein Ende, indem er an Helluin gerichtet sagte: "Ihr dürft mit uns kommen. Doch eines... wenn sich zeigt, dass eure Treue vielleicht noch immer unseren Feinden gehört und eure Reue vorgetäuscht ist, ist euer Leben verwirkt."
Helluin, der noch immer sehr blass war, schluckte sichtlich, aber nickte. "Ich würde nichts anderes erwarten."
"Ihr werdet eine Waffe brauchen", meinte Anastorias. "Unbewaffnet werdet ihr keine Hilfe darstellen. Vielleicht..." Bevor er aussprechen konnte, hob Oronêl die Hand. Ihm war ein Gedanke gekommen, der ihm nicht sonderlich gefiel, doch er spürte, dass es der richtige Weg war. Er wandte sich an Elea. "Das Schwert, das ich dir in Imladris gab - würdest du es mir für einen Augenblick zurückgeben?"
Elea wirkte verwirrt, schnallte aber Amrûns Schwert ab und reichte es Oronêl. Er zog die Klinge mit einer Bewegung aus der Scheide, und richtete die Waffe auf Helluin. "Dieses Schwert gehörte meinem Freund Amrûn. Er fiel in Lórien, durch die Pfeile der Dúnedain wie ich hörte." Bei seinen Worten zuckte Helluin sichtlich zusammen, doch die Schuld in seinem Gesichtsausdruck verwandelte sich in Verwirrung als Oronêl das Schwert wieder in die Scheide stieß und ihm mit dem Griff voran entgegen streckte. "Nimm es", forderte er den jungen Dúndadan auf. "Nimm es und führe es gegen Sarumans und Saurons Schergen. Zeig mir, dass deine Reue echt ist, indem du Amrûns Kampf fortführst, denn deine Taten waren es, die sein Leben in Mittelerde beendeten."
Zögerlich nahm Helluin das Schwert entgegen. Seine Hand zitterte sichtlich, und schließlich blickte er Oronêl ins Gesicht. "Oronêl, ich..."
Oronêl unterbrach ihn. "Ich will es nicht hören, nicht jetzt." Er blickte zu Kerry, deren Augen jetzt wieder strahlten, und allein dieser Anblick war das Ganze beinahe wert.
"Ich hoffe, du täuschst dich nicht." Sie schüttelte entschieden den Kopf. "Das tue ich nicht, da bin ich sicher." Sie griff Oronêl am Arm, und führte ihn wie zuvor Anastorias einige Schritte von der Gruppe weg.
"Hör mal... versprich mir, dass du auf Helluin aufpasst, wenn... wenn er auf eurer Seite bleibt."
"Du verlangst viel, Kerry", erwiderte Oronêl leise. "Sehr viel."
"Ich weiß!", erwiderte sie mit einem Hauch von Verzweiflung. "Aber... tu es meinetwegen. Und für Elea." Kerry deutete auf Helluins Mutter, die leise mit ihrem Sohn sprach und zutiefst besorgt wirkte. "Helluin ist ihr einziger Sohn, alles was ihr von ihrer Familie geblieben ist. Wenn er euch verrät, tu was immer du willst mit ihm, aber wenn nicht... bitte, Oronêl."
Oronêl atmete tief durch. "Schön. Ich werde versuchen dafür zu sorgen, dass er heil hierher zurückkehrt. Ich gebe kein Versprechen, aber ich werde es versuchen."
"Das genügt mir schon", erwiderte Kerry, und umarmte ihn rasch. "Und achte auch auf dich selbst und Anastorias", flüsterte sie ihm dabei ins Ohr. "Ich wünsche mir, dass ihr alle unbeschadet zurückkehrt."
Als Oronêl und Kerry zu den anderen zurückkehrten, klopfte Anastorias ihm auf die Schulter. "Also... bereit zum Aufbruch?" Oronêl nickte, und Helluin, der sich gerade aus einer letzten Umarmung seiner Mutter gelöst hatte, tat es ihm gleich.
"Sehr gut", meine Anastorias, und hob dann die Stimme, sodass seine Soldaten ihn hören konnten: "Manarîn! Wir brechen auf!"
Thorondor the Eagle:
Helluin hatte all seinen Mut und seine Aufrichtigkeit gepackt um Oronêl entgegen zu treten, doch als er das Schwert jenes Elben in die Finger bekommen hatte den vielleicht er selbst getötet hatte, wich jegliche Standhaftigkeit aus ihm. Mit Müh und Not hielt er sich auf den Beinen als bereits Elea wieder zu ihm stürmte.
„Bist du wahnsinnig?“, wiederholte sie ihre Frage nochmals eindringlich „Du stürzt dich gleich wieder in die Schlacht? Mit Mitstreitern die dich verachten?“
Der Dúnadan fühlte sich noch immer wackelig auf den Beinen.
„Keiner wird auch nur irgendetwas auf dein Leben geben. Du hast keinen Wert für sie.“
Sein Unterkiefer schob sich leicht nach vorne und er kämpfte mit den Worten: „Da haben sie wohl recht.“
„Sag so etwas nicht. Das ist nicht wahr“, sie war sichtlich entrüstet „Was ist nur geschehen, dass du so von dir denkst? Gestern Abend noch… du bist wie ausgewechselt.“
Er antwortete ihr nicht. Im Augenwinkel sah er Kerry wieder näherkommen, sie hatte einige Worte mit Oronêl gewechselt. Respektvoll wie sie war, hielt sie ein wenig Abstand. Ihre Augen fixierten aber die beiden Dunedain.
„Du bist wertlos in ihren Augen. Zweifelsfrei werden sie dich in die erste Reihe stellen und als Schutzschild benutzen.“
Er blickte ihr in die Augen: „Wenn das für mich vorgesehen ist, dann werde ich mich dem stellen.“
Sie war fassungslos. Tränen liefen ihr über die Wangen: „Geh nicht Helluin, geh nicht mein Schatz“, flehte sie ihn an und umarmte ihn dabei. Er erwiderte nicht.
„Elea“, unterbrach sie nun Kerry leise. Sie hatte eine ernste Miene: „Das wird nicht geschehen. Oronêl hat es mir versprochen und du kennst ihn.“
„Oronêl hasst Helluin. Er verhöhnt ihn indem er ihm noch das Schwert seines gefallenen Freundes übergibt.“
„Ich kenne Oronêl und so etwas würde er niemals tun. Er hat mir versprochen auf ihn Acht zu geben“, beteuerte die Rohirrim.
„Nein, nein! Ich lasse dich nicht gehen“, sagte sie wieder an Helluin gewandt. Ihr Ton war der strenge Befehlston einer liebenden Mutter.
„Das ist meine Entscheidung, Mutter“, antwortete er und versuchte jegliche Unsicherheit zu überspielen. Innerlich war er etwas erleichtert, weil Kerry dem Elben das Versprechen abgerungen hatte obwohl es seine Situation nicht wesentlich verbesserte.
„Ich werde Finjas bitten dich zu begleiten.“
„Finjas?“, fragte Helluin überrascht.
„Ja. Er wird mit dir kommen und auf dich aufpassen.“
„Das würde mich sehr wundern.“
„Bitte“, rief Elea noch zu Oronêl und Anastorias und ging ein paar Schritte auf sie zu. Der junge Waldläufer hörte noch Worte wie: Wartet noch mit dem Aufbruch. Finjas wird euch…
Oronêl und Anastorias wirkten überrascht, nickten ihr allerdings immer wieder verständnisvoll zu.
Es dauerte nur einen kurzen Moment ehe sie sich wieder an ihren Sohn wandte: „Du wartest hier!“ befahl sie und duldete keine Widerrede.
„Ähm Helluin“, begann nun Kerry vorsichtig „Finjas und deine Mutter sind, wie soll ich sagen…“ Ihre Wangen röteten sich leicht. „Sie sind ein Paar.“
„Finjas?“, fragte Helluin irritiert. Diese Nachricht hatte ihm gerade noch gefehlt. Er kannte ihn von früher. Als er die Stammesführung übernahm war Finjas ein Widersacher von ihm. Der Konkurrent hatte Ambitionen seinen Platz einzunehmen, darum hatte Saruman ihm eine andere Aufgabe zugeteilt. Helluin war sich lange Zeit nicht sicher ob er überhaupt noch am Leben war.
„Das ist gerade sicher nicht leicht für dich“, unterbrach Kerry ihn zaghaft.
Innerlich schüttelte er jeglichen Gedanken von seiner Mutter und Finjas als Paar von sich ab: „Überrascht? Ja, aber es ist ihre Entscheidung.“
„So wie du deine getroffen hast?“, der Vorwurf in dieser Aussage war kaum zu überhören.
„Ich hoffe du kannst mich verstehen.“
Er sah ihr an, dass sie ihm unzählige Sachen an den Kopf werfen wollte, aber sie schluckte es hinunter: „Ich habe Angst, dass dir etwas geschieht. Wirf dein Leben nicht sorglos zur Seite, denn es gibt viele Menschen denen du sehr viel Wert bist auch wenn du das nicht erkennen kannst.“
Der junge Mann war gerührt von ihren Worten.
„Ich weiß nicht was ich sonst tun kann. Nirgendwo kann ich hin. Das Volk von Eregion kennt meine Vergangenheit zum Teil und sie hegen keinen Groll gegen mich. Ihnen wurde hier ein Neuanfang gewährt, vielleicht habe ich auch eine Chance darauf. Wenn auch nur eine winzig kleine.“
„Wenigstens weiß ich, dass du bei meiner Familie in guten Händen bist und dass sie jene beschützen die uns am nächsten stehen.“
Ach wie gerne würde ich jetzt hier bei Kerry bleiben, in ihren Armen in Frieden. Aber Friede gibt es nicht, nicht hier und nicht in mir. Kerry, meine Kerry.
Einige Elben aus der Kaserne in der Helluin inhaftiert war brachten ihm seine Ausrüstung. Er legte das Kettenhemd sowie die Lederrüstung an und schnallte den Gurt enger. Behutsam hängte er das Schwert an seinen Gurt und fragte sich, ob das Schwert überhaupt seiner Hand folgen würde oder ob es sich seinem ‚Feind‘ widersetzen würde. Er verwarf den Gedanken augenblicklich wieder, obwohl man bei einem Elbenschwert wohl nie ganz sicher sein konnte.
Zwischenzeitlich war auch Arwen und Magor, der Gesandte von Imladris, eingetroffen. Elea hatte sie auf der Suche nach Finjas gesehen und ihnen von der Abreise berichtet. Die Elbe sprach den Kriegern, allen voran ihrem treuen Freund Oronêl, den Segen ihres Volkes aus und beschwor den Schutz der Valar. Die Anmut und Würde die sie dabei hatte, stand jener ihres Vaters in nichts nach. Ihre Stimme war jedoch wesentlich weicher und klang leicht melodisch.
Oronêl und die anderen anwesenden Elben verneigten sich dankbar vor ihr, Helluin jedoch ging in die Knie. Mit einem gezielten Griff in sein Reisegepäck holte er ein verwahrlostes Päckchen heraus. Er legte es in seine flachen Hände und streckte es der Elbe entgegen.
„Für mich?“, fragte sie überrascht.
Dem Dúnadan entging der misstrauische Blick Oronêls nicht, als Helluin nickte.
„Mir wurde aufgetragen euch dies zu überreichen.“
Sie schaute ihn fragend an und öffnete das geheimnisvolle Präsent. Der sanfte Schein des Elendil-Steins erhellte ihr Gesicht.
„Das Elendilmir? Bringst du es zurück damit wir es verwahren?“ Offensichtlich wusste Arwen, dass Helluin es früher als Zeichen seiner Abstammung und seines Ranges trug. „Gerne werden wir oder besser gesagt mein Vater dies an uns nehmen um es zu bewahren.“
„Nein Arwen. Es ist eine Botschaft an euch von König Elessar.“
Perplex starrte sie den jungen Mann an.
„Als er es mir in Edoras wieder übergab, bat er mich euch mitzuteilen, dass der Abendstern und der Stern des Nordens in Imladris verweilen sollten, bis ihre Träger dort wieder vereint sein würden.“
„Du hast Aragorn gesehen?“, ihr blieb beinahe der Atem weg.
„Ja, ich traf auf ihn unmittelbar nachdem er aus der Gefangenschaft entflohen ist. Gemeinsam mit Gandalf, dem Prinzen von Dol Amroth und drei recht sonderbaren Gefährtinnen machte er sich auf den Weg zur Schwanenstadt.“ Mit einem Lächeln im Herzen dachte er an die kurze Bekanntschaft mit Aerien, Narissa und Irwyne. In ihrer Gruppe hatte er sich erstmalig wieder gut aufgehoben gefühlt.
„Aragorn lebt!“, Arwens Gesichtsausdruck quoll über vor Freude und Glück „Meine Vorahnungen… ich hatte also Recht.“ Sie viel ihm in die Arme und Helluin konnte sich nicht erinnern sie jemals so überschwänglich gesehen zu haben. „Es ist unglaublich. Wie steht es um ihn?“, fragte sie neugierig nach.
„Die Zeit im dunklen Turm hat ihre Spuren hinterlassen, aber Aragorn ist unbeugsam. In ihm ist die Stärke und der Mut Elendils wiedererwacht.“
Stolz war im Gesicht der Elbe zu erkennen: „Ich danke dir Helluin, von ganzem Herzen: Vielen Dank.“
In diesem Moment war auch Elea wieder auf dem kleinen Platz aufgetaucht. Finjas stand gleich hinter ihr. Helluin erkannte ihn augenblicklich wieder. Überwältigt von dem Gefühlsausbruch Arwens fand sie keine Worte. Ehe sie sich in der Situation zurechtfand, sammelte Helluin all seinen Mut und begann mit fester Stimme: „Mutter, ich werde alleine gehen. Finjas, ich danke dir für deine Bereitschaft uns zu begleiten, aber sie ist nicht notwendig.“
Oronêl war gerade dabei Luft zu schnappen und seine Befehle zu unterbinden als ihm Kerry den Ellenbogen leicht gegen die Hüfte stieß. Er beließ es bei einem Räuspern.
„Aber, Hellu…“, begann Elea.
„Lass es sein“, wurde sie von Finjas unterbrochen.
Der junge Dúnadan umarmte seine Mutter zum Abschied: „Mach dir keine Sorgen“, flüsterte er ihr ins Ohr. Danach wandte er sich zu Kerry. Er sah in ihre hoffnungsvollen Augen, sanfte legte er eine Hand auf ihre Schulter. Er wollte sie in die Arme schließen, schwenkte im letzten Moment aber sein Gesicht zu ihrem und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Sein Herz raste dabei und seine Hände schwitzten leicht. Zahlreiche Gedanken schossen ihm durch den Kopf, unter anderem Aéd oder den Schmerz abgewiesen zu werden. Eigentlich war er neugierig auf die Reaktion von ihr, aber er wagte nicht abzuwarten bis sie sich von dieser Überraschung erholte. Er drehte sich schleunigst zu Oronêl, der etwas verdutzt dreinschaute sich aber nicht dazu äußerte. Der Dúnadan nickte ihm zu und gab ihm so zu verstehen, dass er für den Aufbruch bereit ist.
Oronêl, Helluin und Anastorias mit dem Elbentrupp ins nördliche Eregion...
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