Gandalf, Antien und Celebithiel von Firnharg im Weißen GebirgeEin Mantel aus Wärme legte sich über die weichen Schultern Celebithiels und streichelte ihr sanft über die blasse Haut. Sie schloss die Augen und atmete tief ein, bevor sie die silberne Klinge aus der Scheide zog.
Sie streckte das Schwert in die pechschwarze Nacht, denn der Mond formte nur eine kleine Sichel am Firmament. Es schien, als ob er zu verschwinden drohte in dem Meer aus Schwärze und den Strömen weißer Fische.
Das warme Licht, durchdrungen von den kalten Stimmen, war nun für Celebithiel klar warnehmbar. Die Orks waren nur noch wenige Minuten entfernt und Celebithiel und Gandalf machten sich bereit die Stimmen zu vertreiben und ihren Klang für immer aus dieser Welt zu tilgen.
Seit sie aus Firnharg in der Dämmerung aufgebrochen waren hatten die drei kein Wort geredet. Jedoch nicht aus Missgunst, oder Angst, sondern im stillen Einverständnis dessen, was sie nun zu leisten hatten.
Celebithiel strich sich die feinen Strähnen hinters Ohr und blickte zu Gandalf. In seinen himmelblauen Augen spiegelte sich das Abbild der Flammen, welche im Lager brannten, oder war es seine innere Flamme, die sich in seinen Augen abzeichnete? Was es auch war, Celebithiel schöpfte unermesslichen Mut aus ihnen und so wandte sie sich zu Antien um, welcher ebenfalls die Flammen des Mutes in sich trug.
Erneut wanderte ihr Blick zu der Sichel am Himmelszelt hinauf, und es schien ihr, als hätte sich das Bild verändert. Nicht das Meer aus Schwärze war jetzt dominant, sondern die millionen Schwärme leuchtender weißer Fische. Sie verdrängten die Schwärze und erleuchteten die gesamte Gegend.
Unter dem Schutze des Mondes reite ich, Celebithiel, gekrönte Tochter des Mondes, um diejenigen zu retten, die ihr Leben in einem sinnlosen Kampfe ließen. Unaufhaltsam galoppierten die drei Pferde mit ihren edlen Reitern auf das Lager zu, und die ersten patrouillierenden Orks wurden gewaltsam niedergeritten. Ein Stimmengewirr und Krächzen der Orks wurde laut, die alle in verschiedenen Dialekten der dunklen Sprache anfingen zu schreien und wild auf die drei Reiter loszustürmen.
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„ Eins, zwei, drei! Eins, zwei, drei. Gut Gwilwileth, sehr gut“, rief Elladan ihr keuchend zu. Die drei trainierten nun schon seit einigen Monaten mit Gwilwileth und sie verbesserte sich zumal von Tag zu Tag. „ Können wir nicht eine Pause einlegen, mein Handgelenk schmerzt“, fragte Gwilwileth mitleidsvoll.
„ Schwesterherz im Kampfe gegen Orks werden sie dir auch eine Pause gönnen, wenn dir das Handgelenk wehtut. Wir haben noch zwei Einheiten vor uns. Die führen wir auch zu Ende!“, ließ Elrohir verlauten, der auf einer der Stufen in Elronds Garten hockte und den beiden beim Training zusah.
Verbissen kämpfte Gwilwileth weiter, auch wenn ihr Handgelenk so sehr schmerzte, dass sie am liebsten aufgeschrien hätte. Nur mit Müh und Not konnte sie ihre Tränen zurückhalten, aber sie hatte sich geschworen nie mehr eine Form von Schwäche zu zeigen.
„ Elladan, Elrohir, ich werde sie alle vernichten. Jene bestialischen Kreaturen, die Celebrian diese Schmerzen zugefügt haben. Ich verabscheue diese Lebewesen aus tiefster Seele und nichts verschafft mir größere Genugtuung als sie tot auf dem Boden zu sehen.“
Celebrian lehnte an einer der alten Bäume, die in Imladris schon seit Jahrtausenden wuchsen. Mit traurigem Gesicht lauschte sie den Worten ihrer Ziehtochter.
Ach meine Liebe, wie sehr wünschte ich mir, dass deine Knospe der Kindheit nicht schon so früh erblüht wäre. Zu früh wurdest du von deinen Eltern getrennt und auch ich werde dir kein Halt mehr sein, wenn ich erst in den Westen gesegelt bin. So sehr schmerzt mich deine Entwicklung, und so sehr liebe ich dich.
Nichts sehnlicher wünsche ich mir, dass du wieder Zugang zu dem Garten deiner Seele findest, wo die Düfte und Blüten versteckt sind, die sich mit den schönen Dingen des Lebens befassen.
Als Gwilwileth zu ihr sah, zwang sie sich zu einem Lächeln und winkte ihr zu.
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Ihre Klinge tänzelte elegant durch die Luft und durchschnitt die Rüstung des Orks, wie ein Messer Butter, welche zu lange in der Sonne gestanden hatte. Mit einem letzten Hieb versetzte sie ihm den Todesstoß.
Die krächzende Sprache der Orks versetzte Celebithiel Kopfschmerzen, aber sie fuhr in ihrem Kampf fort und vom Rücken ihrer Stute kämpfte sie weiter, bis das Pferd sich plötzlich aufbäumte, und sie rücklings auf den Boden beförderte.
Celebithiel hatte aus Furcht die Augen verschlossen und riss sie nun auf. Der aufsteigende Rauch schmerzte ihr in den Augen und einen Augenblick war sie orientierungslos. Die Orks hatten in ihrer Verwirrung, zwecks des Angriffs der drei, ausversehen ihre eigenen Zelte angezündet.
Panisch fingen die ersten an zu desertieren und das weiter zu suchen.
Celebithiel versuchte aufzustehen, aber sie brach wieder zusammen. Ihr Fuß schmerzte höllisch und sie ließ einen stummen Schrei los, als der Schmerz erneut pulsartig auf kam. Sie drehte sich auf den Rücken und über sich sah sie nicht mehr die Ströme weißer Fische und die weiß goldene Sichel des Mondes, sondern das schwarze Meer war zurückgekehrt und Wolken, wie graue Schleier, legten sich über sie.
Ich bräuchte eine Auszeit!Doch im selben Augenblick kamen ihr die Worte Elladans erneut in den Kopf und sie spürte wieder den Mantel aus Wärme, der sich wie einer der Elbenmäntel Loriens über sie ausgebreitet hatte.
Mit einem Hieb ihres Schwertes durchtrennte sie die Achillessehnen mehrerer Orks, die um sie herum standen.
Langsam stützte sich auf alle viere und schaffte es unter Qualen aufzustehen.
Die Orks gönnen dir keine Auszeit, als gönne ihnen auch keine. Plötzlich machte sich ein lähmender Gestank breit und Celebithiel blickte plötzlich in die leeren und kalten Augen eines muskulösen Uruk-Hais, der sie hämisch ansah.
„ Schon eine Schande so ein hübsches Ding zu tö - ..“. Der Uruk-Hai sank zu Boden und Gandalf zog sein Schwert Glamdring aus seinem Leichnam. Die Klinge war schwarz gefärbt, aber aufmuntert sah Gandalf sie an und erneut sah sie die Flammen in Gandalfs Augen schimmern.
Die Flammen des Mutes und der Hoffnung, welche so ein seltenes Gut geworden war in den letzten Monaten.
Die Orks waren bald vernichtet und nur drei hatten es geschafft ihrer Rache für Firnharg zu entkommen.
Trotz des Sieges war niemand der drei euphorisch gestimmt. Wie bittersüße Mandeln schmeckte ihre Rache und Celebithiel erkannte zum ersten Mal, dass sie sich auch in diesen Belangen seit der Schlacht um Lorien geändert hatte. Es ging ihr nicht mehr primär darum, die Orks für ihre Verbrechen zu töten, sondern einen Ausgleich zu schaffen für diejenigen die ihr Leben an die Schergen Saurons verloren hatte. Die Tat blieb dieselbe, aber ihre Ziele hatten sich verändert.
Intuitiv wanderte ihr Blick erneut zum Firmament und beruhigt konnte sie feststellen, dass der Mond immer noch eine leuchtende Sichel war, umgeben von den weißgoldenen Fischen.
„ Gandalf dort liegt noch jemand! Es ist ein Elb, aber erst ist bewusstlos“, rief Celebithiel, als sie das Lager nach verwertbaren Informationen über die Pläne des Mundes in Rohan durchsuchte. Sie rannte zu dem Gefangenen und löste seine Fesseln.