Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Thal

Kämpfe in Thal

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The Chaosnight:
In Gedanken versunken schaute Salia zurück auf das schmale Seitentor der Stadt und wartete schon beinahe auf herausströmende Gegnermassen, welche sofort in alle Richtungen ausschwärmen und geschickt die gesamte Umgebung zwischen Stadt und Berg bewachen würden, somit Salia und ihren Begleitern bis zu den geheimen Toren oder anderen zwergischen Verteidigungsgebilden nachsehen könnten und so alles wichtige für den Schlag gegen die gewaltige Festung zu erfahren, bevor sie mit schnellen Schüssen alle im Torbereich töten würden und mit Händen voller Wissen und blutroten Bögen, deren Abschüsse zehntausende Ostlinge wert wären, zu ihren Heerführern zurückkehren und zu ihrem letzten Schlag ausholen. Sie war sich sicher, irgendwo in der Stadt hatte der einzelne Ostling seine Kameraden erreicht, die diese Demütigung nicht hinnehmen würden und alles tun würden um diese Schmach auszulöschen und ihre Ehre wiederherzustellen. Sie wusste genug über dieses Volk...sie kannte seine Eigenheiten und wusste um dessen verdammtes Ehrgefühl und Stolz, das keine Niederlage ohne direkte Gegenschläge zuließ und doch zeigte sie im entscheidenden Moment Schwäche, einen Moment, der diese schmachvolle Niederlage der Wachgruppe im weiteren Schlachtgefüge vergessen ließe. Keiner wüsste von deren genauem Schicksal, sie wären nur Opfer gesichts- und namenloser Soldaten wie tausender ihrer Artgenossen. Keiner würde sich groß um sie kümmern - sie wären  lieblos in einem Gedächnisgedicht neben tausenden anderen Opfern erwähnt worden, in ein Massengrab geworfen und dann fern ihrer Heimat verrottet, keiner der Soldaten würde sich um das Schicksal einer weiteren Kleinstgruppe kümmern, doch nun? Eine gesamte Wachkopanie besiegt von einem einzelnen Soldaten und einer schlecht ausgerüsteten und nie professional ausgebildeten Frau, die einen ihrer Gegner klar besiegt hatte und ihn doch laufen ließ...besiegt und am Rand des Todes verschont, eine größere Schmach kann es für keinen Soldaten geben! Jeder Soldat, der nur etwas auf sich hält wird alles erdenkliche tun um sich zu rächen und alle Beweise dieser Schmach zu vernichten...und alle die davon wissen! Wer kann sich ausmalen, was für Lügengeschichten über Hinterhalt, Messerwerfer oder ähnliches verbreitet wurden, aus denen nur ein einzelner Kämpfer entkommen konnte, der sich nichts sehnlicher wünscht als seine gefallenen Kameraden zu rächen? Wer weiß wie viele Ostlinge dieser Geschichte glauben und sofort auf die Suche nach den Schuldigen gehen?

Salia fühlte sich schmutzig, nicht nur hatte sie sich und ihre Begleiter in Gefahr gebracht und ihren ganzen Rückzug aus Thal sabotiert, für den sie erneut riskierte in dem Berg gefangen zu sein und hilflos auf das Ende, den Gegenangriff oder den feindlichen Durchbruch zu warten und dem sie alles andere untergeordnet hatte, sie hatte auch einem Ostling das Leben geschenkt und damit ein Wesen erschaffen, welches undurchschaubar, jedoch mit Sicherheit gefährlich, aber auch mitleidserregend war. Sie konnte sich nicht erklären wieso sie dies überhaupt getan hatte, sie hasste den Osten und alle seine Bewohner, sie würde keinem einzelnen jemals aus Mitleid verschonen können, dessen war sie sich sicher, doch bei mehreren zehntausenden Ostlingen Mittelerdes konnte sie auch keinem einzelnen solch eine unehrenhafte Strafe auferlegen, ihr Hass galt primär dem Osten als ganzes, seine Bewohner waren mit ihrem Tod "schuldfrei" und das genügte ihr auch. Doch wieso sollte sie sonst zu so einer Tat fähig sein? Und was war diese Tat überhaupt? Gut oder Böse, Zeichen des puren Hasses oder ein tieferes, weniger düsteres Zeichen, welches die reine und totale negative Einstellung gegenüber den Ostlingen bekämpfte? Stärke oder Schwäche, ein Weg abseits des unteilbaren und überzeugten Hasses gegen die Ostlinge und dem Schmerz nach dem letzten Kampf oder der Beginn einer Angst vor dem letzten Schlag? Sie konnte es sich nicht erklären und verstand nicht, was dies bedeuten könnte.

Laut- und regungslos starrte sie weiter gedankenversunken auf das Tor und wartete, dass irgendetwas passieren würde, doch das Tor blieb wie sie es hinterlassen hatten und nicht ein Schatten war um die verlorene Stadt zu erkennen. Leise Schritte weckten Salia aus ihrem eindimensionalen Fokus - Agarwaen war vom Fluss zurückgekehrt. Ohne zu zögern drehte Salia sich um und ging geradewegs auf den Erebor zu um den Weg schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Als sie den soliden Felsbau direkt vor sich hatten konnten sie das massive Torwerk schon fast erahnen, sie mussten nur noch an dem Gestein des Berges entlang gehen und sie wären dort. Sie hätten es trotz aller Widrigkeiten - Häuser- und Gassenkämpfen, Agarwaens Verletzung, dem verschonten Ostling, der feindlichen Überzahl und anderen Schwierigkeiten wie untern anderem den Katapultbeschuss, den Einsturz des Hauses, dem Fehlen von Bogenschützen und schlecht bewachter engen Gassen und Ausgängen, geschafft den Berg zu erreichen, wo es Wasser, Ruhe und zumindest vorübergehende Sicherheit und damit Zeit gab - genau das, was erschöpfte Kämpfer nach kürzeren Kämpfen und anstrengender Flucht brauchen um wieder zu alter Kraft und in Salias Fall auch zu sich selbst zu finden.
Und schließlich standen sie vor ihm: Dem gewaltigen Tor zum Erebor. Es war wahrhaft gigantisch und schien auf den ersten Blick ein einzelner massiver Steinblock zu sein, der kunstvoll in den Berg geschlagen wurde...das Tor war, so schien es Salia, der Berg selbst. Ehrfürchtig blickte sie zu dem oberen Ende des Tores, von ihrer Position war es nur zu erahnen, die steinernden Reihen reihten sich Stück für Stück nach oben ohne das Ende erwarten zu lassen, lediglich die Schatten der umliegenden Felswände ließen es ungefähr erraten. Beim letzten Gefecht hatte sie diese Stelle schnell durchrannt ohne etwas erkennen zu können, hätte sie dieses Bollwerk damals schon sehen können hätte sie nicht das Gefühl ständiger Gefahr des feindlichen Einmarsches verspürt und hätte sich wahrscheinlich ausgeruht und auf den Gegenschlag vorbereitet...

Ausgeruht und vorbereitet...wären wir dies gewesen hätte Liviana möglicherweise überlebt...
Ein schmerzhafter Stich durchfuhr Salia, eine solch massive Verteidigung ohne erkennbare Schwachstelle ließ ihre damalige Wachsamkeit absolut unnötig und lächerlich dastehen, hätte sie sich nur auf die Zwerge gehört, die die ganze Zeit von den "undurchdringbaren Mauern" geredet haben, dann würde ihre Schwester möglicherweise noch leben...überhaupt, die Zeit im Berg hatte sie nur ausgehalten, weil sie sich nicht allein fühlte und Liviana neben sich hatte, der Gedanke jetzt alleine diese Zeit durchstehen zu müssen erfüllte ihr Herz mit Angst, sie wusste nicht wie sie dies mit warten aushalten könnte und sich erholen und zur Ruhe kommen? Mit all den Gednken, die ihr durch den Kopf schwirrten war sie über jede Sekunde Beschäftigung froh, schon das Warten vor dem Tor ließ ihren Kopf beinahe explodieren. Doch es gab kein zurück mehr, hinter ihr warteten tausende Ostlinge und vor sich war nur noch der Berg und zu den Seiten waren entweder der Osten selbst oder zerstörte Überreste vergangener Eroberungen. Der Erebor war der einzige Weg, den sie gehen konnte!
"Und? Wie machen wir die Zwerge auf uns aufmerksam", fragte Rohnon inmitten Salias Gedanken. Erneut aus ihrer Starre geweckt murmelte sie niedergeschlagen: "Gar nicht, die Zwerge haben uns schon lange kommen sehen."


Salia, Rohnon und Agarwaen zum Tor des Erebors

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