Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Imladris

Elronds Haus

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Thorondor the Eagle:
Elea, Helluin und Arwen aus den Gärten Bruchtals


Der frühe Abend hielt im Tal Einkehr. Die prachtvollen Farben der Siedlung schwanden im zunehmenden, dämmrigen Licht. Elea saß mit Helluin, Arwen und Elrond an einer großen Tafel, sie war reich gedeckt. Es fiel kaum ein Wort während sie den großen Hunger sättigten. Für diesen Tag waren genug Worte gewechselt, so kam es ihr zumindest vor. Helluin hatte anscheinend auch schon ein langes Gespräch mit dem Herrn von Bruchtal geführt, denn immer wieder warfen sie sich wissende Blicke zu.
„Arwen, würdest du Helluin in sein Zimmer geleiten?“ ich möchte ein wenig mit Elea sprechen.
Seine Tochter nickte ihm zu und erhob sich vom Tisch. Aus dem Nebenraum vernahm die Frau nur noch die sich langsam entfernenden Schritte ihres Sohnes.
Elrond erhob sich von seinem Stuhl, er stellte sich neben sie, nahm einen Krug in die Hand und schenkte ihr einen klaren, kräftigen Rotwein in ihr Glas.
„Es tut mir Leid, dass ich vorhin nicht mehr Zeit für dich hatte. Wie geht es dir?“
„Wie soll es mir schon gehen? Ich habe alles verloren, was meinem Leben einen Sinn gab, einfach alles.“
„Ich weiß wovon du sprichst. Auch ich habe Celebrian verloren, wenn auch nicht für immer, liegen doch tausende Kilometer zwischen uns. Ich vermisse sie, mehr als alles andere und jetzt verlier ich auch noch meine beiden Söhne. In sie legte ich meine Hoffnung, auf einen Fortbestand unseres Volkes in Imladris, denn auch ich werde eines Tages nicht mehr hier sein um mein Heim vor dem Untergang zu bewahren. Nun ist die Zukunft von Bruchtal ein dunkler Fleck im Schicksal Mittelerdes. Den Dunedain geht es nicht anders…“
Bei diesen Worten wurde Elea sehr zornig, sie wusste worauf der Elb hinaus wollte. „Jetzt bist auch du schon auf der Seite des Rates, versteht mich denn keiner? Helluins Schicksal steht nicht zur Diskussion, weder für dich noch für den Stammesrat!“ Eiligen Schrittes verließ sie den Speisesaal. Sie begann zu laufen, ohne recht zu wissen wohin. Ein Schritt folgte dem nächsten, aus dem Haus hinaus und in die mondbeschienen Gärten Bruchtals.

Ich weiß, wen ich um Rat fragen kann. Auch sie stand einst vor dieser Entscheidung…
Gilraen, auch du hast einmal vor dieser Entscheidung gestanden und hier in Bruchtal wurde dir dein Wunsch gewährt. Ich  weiß Helluin hier in Sicherheit, wobei ich ihn nur vor seinem eigenen Volk verstecken muss. Ich kann ihn nicht verlieren, ich kann einfach nicht…

„Elea“, kam wieder die vertraute Stimme aus dem Hintergrund „Ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen. Verzeih mir.“
Die Frau bewegte sich kein Stückchen, ihr Blick war auf den verwilderten Grabstein gerichtet: „Ich teile die Meinung mit ihr. Auch ich weiß meinen Sohn hier in Sicherheit. Elrond? Ich will hier bleiben, für immer… mit Helluin.“
„Nichts würde mich im Moment mehr freuen, aber dies ist nicht die Entscheidung…“,
„DIE ENTSCHEIDUNG DES RATES!“, schrie Elea zornig.
„Die Entscheidung, die dein Sohn getroffen hat. Gilraen wusste Aragorn hier in Sicherheit, vor all jenen die ihm schaden wollten, doch letztendlich war er es, der sich gegen das von seiner Mutter aufgetragene Schicksal wehrte. Er ging aus eigenen Stücken von hier fort, genauso wie es meine Söhne getan haben und genauso wird es auch Helluin tun. Verwehr ihm nicht seine Träume und seinen Ruhm.“
„Was nützt ihm dies alles, wenn er Tod ist?“
„Wer sagt dir, dass er sterben wird? Vielleicht ist genau er es, der die Waldläufer wieder ins Licht führt, der Eriadors verborgene Kraft vereint und Mittelerde verteidigt. Manche Entscheidungen kann man aufschieben, aber deswegen sind sie nicht vom Tisch.“
„Aber bei dieser Entscheidung geht es um Leben und Tod.“
„Es gibt nur ein Für und ein Wider und in diesem Falle ist letzteres der größere Part, aber ab und zu liegt es an uns ein Risiko einzugehen. Für alles und jeden den wir lieben“, antwortete der Elb weise.
„Keinen den ich Liebe würde ich in den Krieg schicken.“
„Aber du würdest ihm auch keinen Wunsch verwehren oder?“
„Wie kann er nur solche Wünsche haben, nachdem sein Vater an der Front starb?“, fragte sie sich selbst, dann wandte sie sich zum Elben: „Ihr kennt die ehrlichen Absichten eines Menschen, wenn ihr ihm gegenüber steht. Will er dies wirklich?“
Elrond nickte. Er legte seine Hand auf Eleas Schulter, während sie mit tränennassen Augen auf Boden kniete.

In jener Nacht schlief Elea nicht gut, sie lag eng an ihren Sohn geschmiegt und hielt in fest. Sie hatte Angst, dass er sie verlassen würde.


Elea und Helluin auf die Straßen von Imladris

Thorondor the Eagle:
Elea und Brianna aus den Gärten Bruchtals


Der Abend war herein gebrochen und die wärmende Sonne verschwunden. Zum ersten Mal dieses Jahr spürte Elea die beißende Kälte des Winters auf ihrer Haut. Behutsam nahm sie eine Kerze aus dem Regal und entzündete sie an einer Fackel.
In der großen Halle war es schon sehr dunkel geworden und so musste sich die Frau nahe an die Lichtquelle sitzen. Sie hielt eine Nadel in der Hand die immer wieder im Schein des Feuers aufblitzte.
Mit der linken Hand strich sie über den dunkelgrünen Samt ihres Kleides und versuchte den Ursprung des Risses auszumachen. Ihr Kopf war frei von allen Gedanken die sie plagten und seit langem spürte sie eine innere Zufriedenheit.

„Elea! Du bist noch wach“, überraschte sie die Stimme von Arwen „Kannst du nicht schlafen?“
„Doch schon, aber wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir. Ich ertrage es nicht mehr und deshalb nähe ich.“
„Darf ich mich zu dir setzten?“
„Natürlich“, antwortete Elea und rückte den Stuhl einladend zu ihr. Arwen ging zu einer Truhe an der Wand und öffnete sie. Sie suchte eine Zeit lang, bis sie etwas gefunden hatte: „Hier, ein Saum für dein Kleid“, sagte sie und streckte ihr ein weißes Band mit grauen, gewundenen Mustern darauf entgegen.
Dankend nahm es Elea entgegen: „Arwen? Glaubst du, es gibt noch Hoffnung für Aragorn?“
„Ja. Ich weiß, dass er noch lebt, ich spüre ihn jede Minute in meinem Herzen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er lächelt, wie er trauert und wie er liebt.“
„Ich hoffe, dass du ihn bald wieder siehst; dass er bald wieder bei uns ist“, sagte Elea zu ihrer Freundin, vertiefte sich jedoch auf ihre Arbeit.
Beide schwiegen, Arwens Blick war auf die Flamme der Kerze gerichtet. „Arwen? Ich hoffe auch noch.“
Überrascht blickte die Elbe auf die Frau.
„Genau wie du fühle ich, Haldar lebt. Ich sehe ihn in meinen Träumen, ich spüre, wie seine starken Hände die meinen umfassen. Ich, ich,...“, Elea stockte, sie begriff wie dumm sich das anhören musste.
„Oft sagen uns Gefühle mehr als Worte. Ich habe dir die Nachricht über den Tod deines Mannes gebracht, aber selbst ich habe es nur von Botschaftern vernommen.“
„Also ist es nicht dumm von mir noch zu hoffen?“
„Nein! Nein das ist es niemals. Ich bete für ihn, jeden Tag damit du ihn wieder sehen kannst, aber ich befürchte, dass es die Erinnerungen sind die dir diesen Traum offenbaren.“

Elea schaute wieder auf ihr Kleid. Der Riss war mittlerweile schon wieder geschlossen und sie begann den elbischen Saum anzubringen. In ihren Gedanken spielten sich alle möglichen Szenarien über Haldar ab: ein Leben mit ihm, ein Leben ohne ihn, sein Tod, sein Überleben, die Schlacht, aber am meisten quälte sie die Ungewissheit: „Es gibt wohl nur einen Weg um heraus zu finden was geschehen ist.“
„Du willst nach Gondor gehen?“
Zweifelnd blickte sie der Elbe in die Augen, sie zog ihre Brauen nach oben, so dass sich nachdenkliche Falten auf ihrer Stirn bildeten. Doch dann nickte sie zögerlich.
„Aber du weißt was dich dort erwarten wird. Dunedain des Nordens sind in Minas Tirith keine willkommenen Gäste“, sagte Arwen.
„Dann werde ich wohl verdeckt reisen müssen. Ich weiß nur eines und ich sehe es jetzt klarer denn je, ich kann so nicht weiter machen, abschließen kann ich allerdings auch nicht. Ich muss etwas verändern.“
„Ich verliere nur ungern eine solch gute Freundin wie dich und mit dir eine weitere der Dunedain“, flüsterte nun Arwen. In ihren Augen bildeten sich feurig schimmernde Tränen.
„Ach Arwen“, keuchte Erelieva und umarte sie. „Du wusstest von Anfang an warum ich nach Imladris gekommen bin, du hast den Scharfsinn deines Vaters geerbt.“
Nach einigen Minuten lösten sich die beiden von einander: „Das Kleid, es ist fertig.“

„Endlich sehe ich dein inneres Strahlen wieder“ sagte Arwen. Elea lächelte ein wenig auf diese Worte hin: „Es liegt wohl am Nähen, es ist meine Leidenschaft. Viel zu lange habe ich es versäumt ihr nachzugehen.“
„Ja, das vermutlich auch. Geh jetzt schlafen, ich glaube heute wirst du Ruhe finden in deinen Träumen“, schloss Arwen ab und verlies lautlos den Raum.

Thorondor the Eagle:
Elea öffnete die Augen. Ihr Kopf lag auf einer unbequemen, harten Platte. Sie musste sich einen Augenblick orientieren, bis sie begriff, dass sie am Tisch gestern Abend eingeschlafen war. Die Kerze war bis auf den Boden niedergebrannt, sie war alleine.
Die Frau warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass die Sonne bereits hoch über den Gipfeln der Berge stand.
In Windeseile wechselte sie das Kleid, es war angenehm wieder den vertrauten Stoff auf ihrer Haut zu spüren.

Auf einer Kommode neben der Tür stand ein Korb voll Brot. Elea nahm ein Stück um den größten Hunger zu stillen. Die Frau öffnete die Türe zum Gang und vernahm gleich die ruhige Stimme Elronds. Er war zu weit weg, als dass sie die Worte verstehen konnte. Neugierig schlich sie den Gang entlang und wartete vor der Bibliothekstür.
Langsam drückte sie die Türe auf und sah Elrond vor sich, wie er Brianna die Bibliothek zeigte.
Ein Knarren durchfuhr die stille Atmosphäre und der Elb wandte sich überrascht um: „Elea! Hat die Mittagssonne dich geweckt?“

Sie lächelte und nickte ihm zu. „Komm zu uns.“
„Die Geschichte, Brianna, unsere Geschichte ist das wertvollste Gut dieser Welt. Aus ihr lernen wir und sie prägt uns. Man misst Menschen an den Taten die sie vollbracht haben, die sie Verändert haben. Hier in diesen Räumen, findet ihr mehr Wissen über Mittelerde, als sonst wo auf unseren Gefilden. Genießt es sie...“

Eleas Gedanken schweiften ab. Mit ihrer Hand glitt sie über die Buchrücken in den Regalen, sie nahm den Geruch des Pergaments in sich auf. Plötzlich stoppte sie auf einem Buch mit Kartenmaterial darin.
Sie zog das in grün gebundene Buch von der Holzstaffel und schlug es auf. Ihre Augen studierten die Karten von Gondor und von Minas Tirith.

„Was siehst du dir da an?“, lies sie die Stimme des Elben aufschrecken. Elea hatte nicht mitbekommen das Elrond seine Rede beendet hatte und Brianna sich den Büchern zuwandte. Die Frau schaute tief in die Augen ihres Gegenübers. Sie verlor sich beinahe in der Unendlichkeit von Elronds Vergangenheit die sich in seinem Blick widerspiegelte: „Du willst uns also schon wieder verlassen?“
„Ich werde Imladris verlassen, ja, aber von Wollen kann ich nicht sprechen.“
„Warum gehst du dann?“
„Weil mein Herz es mir so sagt. Seit ich Haldar nun liebe spüre ich seine Seele neben der meinen. Unentwegt ist er da, auch jetzt noch.“
„Du glaubst also, dass er noch lebt.“
Elea nickte dem Elben zu.
„Wann wirst du denn gehen?“
„Diese Woche will noch aufbrechen nach Minas Tirith.“
„Und begleitet dich jemand?“
„Nein.“
„Soweit ich dich unterstützen kann, werde ich es tun. Ich lasse Proviant einpacken und du bekommst eine Karte. Und... Ich werde sogleich alles vorbereiten.“
„Einfach so? Erhalte ich keine Warnung von euch, keinen Rat der mich davon abbringen soll?“

Elrond legte die Hand auf Eleas Schulter: „Meine liebe Erelieva. Unser Leben ist ein langer, schmaler Pfad, du aber befindest dich auf einer Gabelung. Oft ist es gut, den schwierigeren Weg zu wählen, denn an ihm wird man wachsen. Du wirst stärker und weiser sein, wenn du zu uns zurück kehrst und du wirst endlich soweit sein, die Vergangenheit ruhen zu lassen.“
Mit diesen Worten verließ der Elb den Raum.
Elea klappte das Buch zusammen und stellte es zurück in das Regal.

„Entschuldigt Elea. Ich habe gehört, dass ihr nach Minas Tirith gehen wollt“, fragte Brianna nun.
Überrascht schaute sie auf die zierliche Frau aus dem Osten und nickte dabei.
„Würdet ihr... Würdet ihr mich mitnehmen?“, fragte sie zaghaft.
„Wenn ihr mitkommen wollt, dann gerne. Ich könnte etwas Gesellschaft gebrauchen, aber zuvor muss ich euch warnen. Gondor ist kein Land, das Fremde willkommen heißt, weder Frauen aus dem Norden noch aus dem Osten. Es wird sicherlich nicht sehr einfach werden.“
„Wenn mein Leben einfach verlaufen wäre, dann stünde ich in diesem Moment nicht vor euch.“
„Und warum wollt ihr nach Gondor?“
„Manche meiner Händler kamen von dort und erzählten mir von der weißen Stadt, vom blühenden weißen Baum und vom Klang der Trompeten, die jeden freien Tag durch die Gassen hallten. Ich will die Welt sehen und ich will alte Freunde wieder sehen und vielleicht einen neuen.“
„Also gut. Morgen werden wir losgehen.“

Thorondor the Eagle:
Eifrig stapften die beiden Frauen über den Pfad aus dem Tal heraus. Hinter sich hörte Elea noch das Rauschen der Wasserfälle und den Gesang der Elben. Die Tasche auf ihrem Rücken fühlte sich ungewohnt an, aber sie war federleicht...

Elea stand am Stadttor von Imladris. Gegenüber von ihr befand sich Elrond und Arwen und eine Schar Elben.
„Schweren Herzens nur lass ich zwei so tapfere und schöne Frauen aus Imladris fortgehen, doch ich will euch kein Stein auf eurem Wege sein und so lasse ich euch ziehen“, begann Elrond zu sprechen „Aber gewährt mir wenigstens einen gebührenden Abschied. Brianna, kurze Zeit wart ihr mein Gast aber seid euch im Klaren, dass die Türen meines Hauses für euch offen stehen, zu jeder Zeit. Nehmt diese leichte Lederrüstung und dieses Kurzschwert, ich hoffe, dass ihr es nicht benötigt, aber kein Pfad ist dieser Tage sicher.
Und nun zu dir Elea, liebes Kind. Deine Ankunft hat Imladris wieder etwas fröhlicher gestimmt und so betrübt es uns dich fortgehen zu sehen. Hier ist mein Geschenk an dich, Pfeil und Bogen aus den Waffenkammern Bruchtals. Ich weiß, dass dein Geschick im Fernkampf liegt, dennoch nimm auch diesen Dolch für jene Situationen, die aussichtslos scheinen, aber es niemals sind.“

Die Elben überreichten Elea die Präsente. Elrond machte wieder einen Schritt zurück und deutete Arwen. Sie ging auf die Frau zu und umarmte sie von ganzem Herzen.
„Ich werde dich vermissen“, flüsterte ihr die Elbe in Ohr. „Letzte Nacht erzähltest du mir von einer Passion, die schon lange in dir schlummert und die du viel zu lange vernachlässigt hast. Ich gebe dir weder Waffen noch Rüstung mit auf den Weg, denn das ist nicht nötig um jenen Schmerz zu heilen der in dir brennt. In dieser Tasche sind einige der edelsten Stoffe aus meinen Gemächern. Tue immer das was dein Herz dir sagt und achte nicht länger auf andere. Wenn du zurückkommst, wirst du ein neuer Mensch sein, stark und ungebrochen. Die Blüte der Dunedain.“

„Ich danke euch“, sagte Elea und anschließend auch Brianna.
„Ich schicke euch nun los, so wie ich damals die Gemeinschaft verabschiedet habe. Ich wünsche euch besseres Geschick auf eurer Reise. Geht mit dem Segen der Elben und Menschen des Nordens und kehrt wohlbehalten wieder zurück.“ Die Elben verneigten sich vor den beiden Frauen ehe sie sich umdrehten und durch die Pforte schritten.

„Elea...“, riss Brianna sie aus den Gedanken „habt ihr Angst?“
„Angst? Nein, ich behalte immer das Ziel im Auge, Angst hat keinen Platz in meinem Herzen“, schwindelte sich Elea selbst was vor.“
Schweigend gingen die beiden nebeneinander her, sie würden die nächsten Monate noch genug Zeit haben zu Reden.


Elea und Brianna gen Süden in die Wildnis

--Cirdan--:
Aus der Sicht Pallandos:

Pallando und Radagast aus Lothlorien

Langsam öffnete er seine Augen und blickte unsicher umher. Noch immer war er müde und erschöpft und spürte die Wunden aus dem Kampf mit Saruman. Nach Kurzem schloss er seine Augen wieder, denn sie schmerzten beim Einfallen des hellen Morgenlichtes durch das offene Fenster.
Pallando lag in einem weichen Federbett von Imladris, im Hause Elronds.
Ein leichter Windstoß zog über Pallandos gezeichnetes Gesicht und die schneeweiße Decke, die seinen Körper ansonsten vollständig verbarg, hinaus in den Gang durch die sich grade öffnende Tür. Mit geschlossenen Augen, augenscheinlich schlafend, lag Pallando da und lauschte einem Gespräch:
„Er hat im Schlaf schon wieder gesprochen“, flüsterte eine weibliche Stimme und eine alte Ruhige antwortete: „Er hat ein großes Kräftemessen hinter sich. Saruman ist stark geworden, seitdem er große Teile seiner Macht bei der Überflutung Isengarts verlor. Was sprach Pallando in der Nacht, Arwen?“ „Es schien mir, als riefe er gegen eine große Macht an. Er sagte Worte, die mein Vater mich nie lehrte. Es wirkte fast so, Radagast, als kämpfe er noch immer gegen seinen Feind an, hier in einer der sichersten Zufluchten Mittelerdes.“
Radagast überlegte kurz: „Nun, ich kann nicht sagen, ob Saruman einen Zauber auf Pallando legte, der ihn bis hierher verfolgt. Wenn es so ist, kann er ihn nur selbst bekämpfen.“
„Ähmmmhem“, Pallando erhob seinen Kopf leicht, „mir geht es gut“, und blickte in die Gesichter von Arwen Undómiel, der Tochter von Elrond, und seinem alten Freund Radagast.
„Es geht euch gut?“, wiederholte Arwen zweifelnd, „Ihr habt fast eine Woche geschlafen und seid nur immer kurz erwacht…“ „…und habe im Schlaf geredet“, beendete Pallando den Satz für Arwen, „ich weiß. Doch kann ich euch versichern, dass Saruman mir keinen Zauber auferlegt hat. Lasst mich noch ein paar Tage ausruhen und dann brechen wir auf, Radagast.“ „Wir brechen auf?“, wiederholte nun Radagast, „sicher, ich werde dir folgen wohin du auch gehst, doch wohin willst du?“ „Zu dem, den es zu befreien gilt“, antwortete Pallando und schloss daraufhin wieder die Augen, „lasst mir noch ein paar Stunden schlafen, dann werde ich aufstehen und frühstücken und später besprechen wir alles.“

Die nächsten Tage schlief Pallando noch immer bis in den Tag hinein, doch immer öfter verließ er sein Zimmer und wanderte durch die Gärten Bruchtals oder gesellte sich zu den wenigen Elben, die Imladris noch immer bewohnten.
Bei einer Zeremonie zu Ehren Elronds trat Radagast vor Pallando und überreichte ihm seinen Stab, den Pallando in Lorien verloren hatte. „Wie“, fragte der blaue Zauberer glücklich, „er wurde doch die Nimrodel herunter gespült?“ Woraufhin Radagast nur antwortete: „Forellen, mein Freund!“

Zwei Tage später wanderte Pallando mit Radagast weit am Bruinen entlang und erzählte von seiner Begegnung mit Saruman. Auf dem Rückweg am rauschenden Gewässer berieten die Beiden was als nächstes zu tun sei und Radagast beschloss Pallando auf seiner Fahrt gen Westen zu begleiten. Zurück in Bruchtal genossen sie ein Abendessen am Feuer und lauschten den Liedern und Geschichten der Elben. Allerdings waren die Klänge und Betonungen anders als früher – trauriger. Und nicht wenige Geschichten waren düster und voller Grauen und nicht weniger Lieder handelten davon Mittelerde nun endlich zu verlassen und nach Valinor zu fahren.

Am nächsten Morgen weckte Pallando, nicht wie die Tage davor das Strahlen der Sonne, sondern die Vögel vor seinem Fenster. Er stieg aus seinem Bett und beschloss, dass es nun Zeit war aufzubrechen. Gemütlich wanderte er durch die Gänge von Elronds Haus und hinaus auf die kleinen Wiesen von Imladris. Auf einer Brücke über einen Zubringer des Bruinen traf er den brauen, in Gedanken versunkenden Zauberer. „Guten Morgen“, rüttelte Pallando Radagast aus seinen Gedanken, „ich möchte aufbrechen, noch heute.“ „Ich weiß. Ich habe grade mit Molli und Klockel gesprochen“, antwortete Radagast, als hätte er ihn schon erwartet. „Mit wem?“, fragte Pallando schmunzelnd nach.
„Ach, eine Stute und ein Hengst. Sie kommen aus Imladris. Ich habe sie vorhin unten am Wasserfall getroffen und sie haben angeboten uns zu begleiten.“
Pallando lachte: „Radagast, deine Tierliebe in Ehren, aber Pferde sprechen nicht.“ „Diese schon“, erwiderte Radagast mit einem strengen Blick, „hast du sie noch nie getroffen oder zu mindestens ein Buch gelesen, wo von ihnen die Rede ist?“ „In welchem Buch sollte davon berichtet werden?“
„Der kleine Hobbit“, rief eine Elbenstimme aus der Entfernung und riss die beiden Istari aus ihrer Unterhaltung, „kommt schnell! Der Hobbit Bilbo…“ Daraufhin läuteten die Turmglocken von Bruchtal und ließen auch die beiden Zauberer hinauf in Elronds Haus eilen.
Sie folgten einer traurigen Melodie, die sie in ein helles Zimmer führte, indem sich schon einige Elben um ein kleines Bett versammelt hatten. Arwen flüsterte traurig zu Pallando und erzählte, dass Bilbo am Morgen nicht erwacht sei und wohl im Laufe der Nacht verstorben sei.
Einige Elben weinten und knieten um Bilbos Bett nieder. Andere traten vor und legten Blumen und Kränze um Bilbo auf das Bett oder dichteten eilig noch einige Worte für den Hobbit. Dann trat Erestor vor und bat um Ruhe.
Als die letzte Harfe ausgeklungen war, begann Erestor sanft mit seiner Rede. Er erzählte von Bilbo, wie er zum ersten Mal auf einem Pony, unter den Lache rufen der Elben, in Begleitung von dreizehn Zwergen nach Bruchtal kam, wie sie ihn alle liebgewonnen hatten, als er sich in Bruchtal niederließ und sie sich an seinen Geschichten und Gedichten erfreuten. Wie sie ihn wertschätzten, den kleinen Hobbit aus dem Auenland, der sie stets bei Laune halten konnte.
Enden tat Erestor auf besondere Weise, die die Anwesenden aufheiterte: „Lasst uns Bilbo Beutlin Glück wünschen, auf seiner weiteren Reise. Denn keinesfalls ist dies sein Ende. Er lässt die körperliche Hülle zurück und verlässt, wie es ihm erlaubt ist, die Weltkreise Ardas. Nicht lange möge er auf der Suche nach seinen Vorfahren durch das Dunkel streifen, sondern schnell Einfall finden, in die entfernte Welt der Sterblichen, die uns verschlossen ist.“

Noch einige Zeit bleiben Pallando und Radagast und lauschten Gedichten von Bildo, die die Elben zum Besten gaben, dann verließen sie das Zimmer und sammelten ihre Ausrüstung zusammen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten sich die Zauberer von Erestor und dankten Arwen für ihre Gastfreundschaft. Mit Molli und Klockel brachen sie nach Westen auf.
„Hah“, lachte Radagast am Ende der Schlucht auf, als sie zurück nach Bruchtal blickten, „Herr Beutlin hat den alten Tuk um ein Jahr übertroffen. Er ist genau ein Jahr älter geworden.“
Dann begann Radagast ein Wanderlied zu siegen, das Bilbo vor vielen Jahren verfasste:

„Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fußes nach,
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich müden Fußes nach
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Zur Ferne hin, zum fremden Ort,
Ihr folge denn, wer wandern kann
Und einem neuen Ziel sich weihn.
Zu guter Letzt auf müdem Schuh
Kehr ich zur hellen Lampe ein
Im warmen Haus zur Abendruh.“
Am folgenden Tag verließen die beiden Zauberer Imladris in Richtung der Menschenstadt Bree.

Pallando und Radagast nach Bree.

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