Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Imladris

Elronds Haus

<< < (9/9)

Fine:
Es verging noch ein Tag, den die Gemeinschaft mit den letzten Vorbereitungen verbrachte. Am folgenden Morgen trafen sie sich alle in der Eingangshalle von Elronds Haus, wo der Hausherr persönlich sie verabschiedete.
"Es ist gut, dass die Älteren Kinder Erus sich entschlossen haben, Eregion wieder zu besiedeln," sagte Elrond bedeutungsschwer. Von draußen fiel ein trübes Licht herein, denn es war ein besonders kühler Wintermorgen und die Sonne war hinter dichten Wolken verhangen. Kerry spürte, wie die Kälte bereits zwischen ihre Zehen kroch und sie spielte mit dem Gedanken, die Elben von Imladris um gefütterte Stiefel zu bitten.
"Die Bedrohung durch die Orks des Gebirges sollte nicht unterschätzt werden," fuhr der Herr von Imladris fort. "Dennoch bitte ich euch alle, vorsichtig auf eurer Reise zu sein, auch wenn euch die Sorge um eure Freunde in Eregion drängen mag." Er blickte in die Runde; Oronêl und Arwen erwiderten seinen Blick abwartend, während Elea zu Kerry hinübersah und der schweigsame Finjas, gehüllt in einen breiten Pelzmantel, regungslos dastand. Selbst Pippin, der neben Kerry stand, schwieg, anstatt einen von seinen üblichen Sprüchen zum Besten zu geben. Es betrübte Kerry, den lebhaften Hobbit so ernst dreinblicken zu sehen.
"Doch ihr sollt wissen, dass ihr auf eurem Weg nicht alleine sein werdet. Glorfindel und Celebithiel werden euch nach Süden folgen, sobald sie all jene zusammengerufen haben, die sich der Verteidigung Eregions anschließen wollen. Und darüber hinaus mag es sein, dass ihr erneut auf Angehörige von Erelievas Volk trefft, die in den Landen südlich und westlich von Imladris wieder häufiger gesehen wurden. Sarumans Streitmacht mag im Verborgenen lauern, doch wenn es stimmt, dass die Menschen von Dunland den Elben Eregions weiterhin wohlgesonnen sind, werden die Verteidiger von Hulsten nicht ohne Verbündete sein. Lasst sämtliche Vorsicht walten! Eilt euch, aber werdet in der Hast nicht nachlässig darin, eure Umgebung im Auge zu behalten!"
Kerry kam es vor, als hielte ihnen Elrond diesen Vortrag hauptsächlich deswegen, weil seine Tochter sich ihrer Reisegruppe angeschlossen hatte und er um ihre Sicherheit fürchtete. Ein rascher Blick zu Arwen hinüber schien diese Vermutung zu bestätigen, denn die dunkelhaarige Elbin wirkte ungewöhnlich verlegen, sofern Kerry ihre sonst so beherrschte Miene richtig einschätzte.
"Ihr zieht aus um Eregions Siedlern beizustehen, aber einige von euch zieht es weiter nach Süden," sagte Elrond und blickte Elea, Finjas und Arwen an. "Ich kann euch als Vater nur bitten, meine Tochter nicht alleine ziehen zu lassen, wenn sie gen Rohan weiterreist. Es wäre mein Wunsch, dass die Gemeinschaft zusammenbleibt, selbst nachdem euer Anliegen in Eregion vollbracht wurde. Sprecht darüber, während ihr euch auf den Weg nach Eregion macht," schlug er dann vor, und erntete ein Nicken von den meisten der Anwesenden.
Kerry dachte nach. Sie hatte sich noch keinerlei Gedanken darüber gemacht, was sie tun würde, sobald Eregion gerettet wäre. Einerseits hatte sie darauf gehofft, etwas Zeit in Frieden mit ihrer Familie zu verbringen, aber je länger sie darüber sinnierte, desto mehr verspürte sie in ihrem Innersten ein Gefühl, das sie später als den "Ruf des Abenteuers" bezeichnen sollte. Und dann war da noch Elea - sie würde nach Helluin suchen, ebenfalls in Rohan... Kerry nahm einen tiefen Luftzug, was ihr einen fragenden Blick von Pippin einbrachte, und traf eine Entscheidung. Sie würde versuchen, mit Elea und Arwen weiterzuziehen. Ich hoffe, die Gemeinschaft bleibt zusammen... Oronêl wird es ebenfalls nach Süden zu ziehen, immerhin sind Mithrellas und Irwyne dort... dachte sie.
Oronêl trat vor. "Nicht ohne Vorbehalte habe ich die Führung dieser... Gemeinschaft angenommen. Und noch immer bin ich mir nicht vollständig sicher zu verstehen, weshalb ihr alle ausgerechnet mir folgen wollt." Er bedachte Kerry mit einem vielsagenden Blick, ehe er fortfuhr. "Doch es wurde eine Entscheidung getroffen, und ich stehe dazu. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Gepäck ist verteilt und wir können aufbrechen. Lasst uns zu den Stallungen gehen."

Doch so weit mussten sie gar nicht laufen. Sie hatten kaum das große Eingangsportal von Elronds Haus passiert, da sahen sie, dass im kleinen Hofe bereits Reittiere auf sie warteten. Arwen war die Einzige, die nicht überrascht wirkte. Es stellte sich heraus, dass der Herr von Imladris die Pferde bereits herbringen hatte lassen, ehe er sich mit der Gemeinschaft in der Eingangshalle getroffen hatte. Es waren fünf kräftige Elbenpferde, wie sie von den berittenen Kundschaftern des verborgenen Tals verwendet wurden.
Pippin zupfte an Kerrys Umhang. "Ein Pony haben sie wohl nicht auftreiben können," merkte er an.
"Ein Pony könnte mit den Rössern der roqueni wohl kaum mithalten," erwiderte Elrond schmunzelnd. "Ich bin mir sicher, die junge Kerevalline hat nichts dagegen, ihren Sattel mit dir zu teilen, Meister Peregrin."
"Oh," machte Kerry und schüttelte dann schnell den Kopf, sodass ihre beiden blonden Zöpfe nur so durch die Luft sausten. "Natürlich hab' ich nichts dagegen. Aber du sitzt vor mir," forderte sie dann.
"Na, wenn du meinst," sagte Pippin und folgte Kerry zu einem der Pferde. Es war ein Schimmel, das das Mädchen und den Hobbit aus klugen, geduldigen Augen anblickte.
"Ihr Name ist Ringilóte," sagte der Elb, der das Tier herbeigeführt hatte. Lächelnd sah er Kerry an. "Ich sehe, dass du vertraut mit Pferden bist, Rohíril. Ihr werdet euch sicherlich gut verstehen."
"Natürlich," erwiderte Kerry und legte der Stute eine Hand an die Flanke, und strich sachte darüber. "Und wir werden sie auch nicht sehr belasten - wir sind zwar zu zweit, aber keiner von uns beiden ist sonderlich schwer."
Pippin lachte. Kerry hingegen schwang sich geschickt in den Sattel, dann streckte sie den Arm zu dem Hobbit herunter und half ihm beim Aufsitzen. "Kann es losgehen?" fragte sie und spürte, wie die Reiselust sie überkam.
"Oh, na klar," erwiderte Pippin gut gelaunt. "Es ist ein Weilchen her, dass ich auf einem Pferd geritten bin, aber ich bin mir sicher, dass ich bei dir in guten Händen bin."
"In den besten," behauptete Kerry grinsend.
Auch die übrigen Mitglieder der Gemeinschaft saßen auf ihren Reittieren auf. Elea lenkte ihr Pferd - eine dunkelgraue Stute - neben das von Kerry und Pippin. Sie trug eine feste Lederrüstung, die Oronêl für sie ausgesucht hatte. Am Gürtel hing ein langes Schwert. Finjas, der auf einem großen Fuchshengst ritt, setzte seine Kapuze auf, während Elea sagte: "Es ist eine Weile her, dass ich zuletzt geritten bin. Aber ich bin froh um diese Tiere, so werden wir schneller vorankommen als gedacht."
"Die Wildnis südlich von Bruchtal ist unwegsam," warf Oronêl ein, der ein geschecktes Pferd gewählt hatte. "Aber ich bin mir sicher, dass diese Pferde gut mit der Gegend vertraut sind."
"Das sind sie," sagte Arwen. Sie ritt auf einem nachtschwarzen Pferd, das einen hellen Fleck zwischen den Augen besaß, der beinahe wie ein Stern aussah. "Sie werden uns schnell und sicher nach Eregion tragen."
Elrond trat an das Pferd seiner Tochter heran und sie beugte sich zu ihm herab, um leise Abschiedsworte in ihrer Muttersprache auszutauschen. Pippin, der vor Kerry im Sattel saß, und ebenfalls ein kurzes Schwert am Gürtel trug, regte sich und fragte: "Was sind das für Elben, die sich im verlassenen Hulsten ansiedeln? Als ich zuletzt dort war, kam es mir sehr trostlos und verlassen vor."
"Sie sind ein bisschen... ungewöhnlich, zumindest wenn man hauptsächlich die Elben von Imladris gewohnt ist," sagte Kerry, die wohlig lächelte als sie an all ihre lieben Familienmitglieder und Freunde unter den Manarîn denken musste. "Sie haben viel durchgemacht, nachdem sie ihre Heimat verloren haben. Jetzt bauen sie sich eine neue auf."
"Das verstehe ich," sagte Pippin und nickte. "Ich bin mir sicher, ich kann den einen oder anderen Tag erübrigen, um diesen Elben unter die Arme zu greifen, ehe ich nach Rohan weiterziehe."
Auch wenn er es anscheinend ernst meinte, musste Kerry lachen. "Oh, wie großzügig! Sicherlich werden sie sehr froh sein, die unschätzbare Hilfe eines Hobbits in Anspruch nehmen zu dürfen."
Pippin versetzte ihr einen freundschaftlichen Schubser mit dem Rücken. "Du würdest dich wundern, was ein einzelner Hobbit so alles erreichen kann, liebe Kerry."
Daraufhin wurde Kerry nachdenklich und schwieg, bis Oronêl schließlich das Zeichen zum Aufbruch gab. Unter den Augen der Mitglieder des Hauses von Elrond und deren Herrn setzte sich Oronêls Gemeinschaft in Bewegung und verließ Bruchtal, auf dem Weg in das vom Krieg mehr und mehr bedrohte Eregion...


Oronêl, Elea, Kerry, Finjas, Arwen und Pippin zur Wildnis rings um Bruchtal

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln