Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Imladris

Elronds Haus

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--Cirdan--:
Aus der Sicht Pallandos:

Pallando, Elrond, Arwen und einige begleitende Elben von der großen Oststraße.

„Da vorne ist der Eingang zum verborgenen Pfad“, sprach Arwen und Pallando sah in ihrem Gesicht die Freude nach Hause zu kommen. Noch viel erfreuter schien jedoch Elrond zu sein, der Herr des Hauses. Der Halbelb hatte Bruchtal schon eine ganze Weile, aus der Sicht der Menschen, nicht betreten.
Pallando freute sich mit ihnen, schließlich war Bruchtal eines seiner liebsten Herbergen, auch wenn es in den letzten Jahren zunehmend dunkler geworden ist. Aber als „Heimkommen“ würde er es nicht bezeichnen. Der Istar hatte kein zu Hause, oder vielleicht doch, aber dann war ganz Mittelerde sein Heim, das er zu schützen versuchte.
Erestor und die wenigen Bewohner Bruchtals bereiteten sogleich ein Abendmahl vor, als sie erfuhren, dass der Herr von Imladris wiederkehrt. Unverhofft war seine Rückkehr, doch umso nötiger. „Die Schutzzauber Bruchtals, die einst diesen Ort vor fremden Augen schützten und den Feind auf Abstand hielten, sind beinahe erloschen“, erklärte Elrond besorgt, „ob dies nun das Werk von Sauron oder Saruman ist, oder vielleicht das Verlassen so vieler unser Brüder und Schwestern in den letzten Tagen dafür verantwortlich ist, mag ich nicht zu sagen. Erneuern werde ich den Schutz meines Hauses, auch wenn es mir viel Stärke abverlangen wird.“
„Was werdet ihr tun, wenn ihr hier fertig seid?“, fragte Pallando den Halbelben beim Abendessen. „Das vermag ich noch nicht zu sagen“, antwortete Elrond, „wir werden sehen welche Nachrichten demnächst aus Osten oder Westen hier eintreffen, ob der Angriff auf Dol Guldur siegreich ausgeht oder ob die Menschen und Halblinge Eriadors sich Sarumans Einfluss entziehen können. Und auch Rohan und Gondor im Süden behalte ich im Blick, wie auch den Norden.“
Den Norden, dachte Pallando im Wissen auf seine nächste Aufgabe. „Euch bedrückt es weiter nordwärts zu reisen?“, fragte Elrond. „Es ist nur dieses Ungewisse. Ich war noch nie im echten Norden. Schnee und Eis, das ist nicht so meines“, antwortete der blaue Istari.
„Und doch muss es getan werden“, entgegnete der Halbelb, „ich wüsste nicht, wer geeigneter wäre für diese Aufgabe. Wir müssen wissen wer in Angmar umgeht. Ob es nur eine Gruppe herrenloser Orks ist, oder ob Sauron versucht das alte Schreckensreich um Angmar und Gundabad wieder zu neuer Stärke zu errichten.“ Pallando nickte: „Ich werde es ergründen. Ich werde lange Zeit fort bleiben und keine Nachrichten senden können.“

Pallando blieb noch einige Tage im friedlichen Bruchtal, bis er sich schließlich in nördliche Richtung aufmachte.



Melkor.:
Ardóneth von Bree


Schon von Weitem hörte er das Plätschern der großen Wasserfälle, den Gesang von Vögel und das Rauschen der Zweige im Winde. Er passierte das Tor Bruchtals und ging die große Treppe zum Hause Elronds hinauf. Er betrat das große Haus und wurde dort von Erestor, Elronds Bibliothekar, begrüßt.  Erestor führte Ardóneth in die große Bibliothek zu Elrond. Dieser saß an einem großen Tisch.
"Ardóneth! Wie ist es dir ergangen?" fragte er überrascht.
"Meister Elrond, könnt Ihr mir etwas über den Sternenbund berichten ?" fragte Ardóneth hastig. Dieser gab ihm Hinweise, das sich Mitglieder des Sternenbundes in Fornost aufhielten. Dankend verließ Ardóneth die großen Hallen.

Doch bevor er wieder Bruchtal verlassen wollte, lief er über eine große Brücke, und folgte einen langen schmalen Pfad. Am Ende dieses Weges war ein großes Grab -jenes in dem seine Frau beerdigt worden war. Ardóneth wurde ganz stumm und eine kleine Träne lief ihm die Wange herunter. Selbst fünf Jahre später war der Kummer über Finriens Tod noch zu groß. Er legte einen, auf den Weg gepflückten Blumenstrauß, auf das Grab drehte sich um und lief zum Westtor.  Er atmete tief ein und verließ die schützenden Mauern Bruchtals.

Zu seiner vollsten Überraschung traf er dort seine alte Gruppe wieder, diese war jedoch auf wenige Waldläufer geschrumpft. Elrádan berichtete, dass einige Waldläufer gefallen und der Rest korrupt wurde - sie waren Saruman gefolgt.  Er zählte aufmerksam die Gruppe durch und stellte fest, dass viele seiner alten Freunde, nicht mehr dabei waren. Elrádan, Galbárd, Fulthíen, Avel, Fórtorg, Hanvár sowie die Geschwister Kilian und Kiárd jedoch blieben ihrem Weg weiterhin treu.
Adróneth erzählte ihnen von seinen Plänen, dem Sternenbund dabei zu helfen die Lakaien des "Scharkers" vernichten und Eriador zu befreien. Elrádan übergab die Führung wieder an Ardóneth und die Waldläufer machten sich gemeinsam auf den Weg nach Fornost.


Ardóneths Gruppe weiter nach Fornost

Verlinkung ergänzt

Fine:
Antien, Finelleth und Irwyne vom Hohen Pass


23. Juli 3022
Aus der Sicht Irwynes

"Du musst stillhalten, sonst tut es mehr weh," sagte Irwyne mit unterdrückter Frustration. Wieso versteht sie nicht, dass die Wunde Zeit braucht, um richtig zu heilen?
Finelleth gab ein schmerzerfülltes Geräusch von sich als Irwyne den blutdurchtränkten Verband abzog. Eine dünne Kruste klebte daran. Schnell legte sie so sanft wie möglich den neuen Verband darum, den sie von Elrond erhalten hatte und der mit einem Sud aus abgekochten Heilkräutern getränkt war.
"Das wird ein bisschen brennen," sagte sie und presste die Binde fester an die Wunde.
Antien, der auf der anderen Seite des Bettes stand, sagte etwas, doch aufgrund Finelleths lautstarkem Schrei konnte Irwyne es nicht verstehen.
"Was hast du gesagt?" fragte sie, während sie der Elbin den Mund zuhielt. Gedämpfte Geräusche drangen zwischen ihren Fingern hervor und Finelleths Hände krallten sich ins Bettlaken.
"Ich sagte: Das ist wohl leicht untertrieben," wiederholte Antien seelenruhig. "Wie du sehen kannst, hatte ich Recht. Ich denke, dies wird helfen."
Damit ließ er sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder und nahm eine kleine Harfe zur Hand. Die Töne, die er damit erzeugte waren nicht sehr laut, ließen aber dennoch alles andere im Raum in den Hintergrund treten.

Der Klang des Flusses spricht zu mir, die Worte hell und klar
Von Wasser, Regen, Licht und Meer, von vielem, was einst war
Vergangenheit und Gegenwart, die Reise endet nicht
Selbst wenn der Strom sein Ziel erreicht, im Meer sich dort verflicht
Kehrt er als Regen doch zurück, getragen von den Wolken
Und nimmt erneut den Lauf der Zeit, dem wird er ewig folgen!
Irwyne war wie verzaubert von der Musik und Antiens Gesang. Sie sah deutliche Bilder vor sich: Wolken, die am Himmel vorbeizogen, ein weites, rauschendes Meer, und strömender Regen über einem grünen Wald. Mit einem mal war es ihr, als stünde sie selbst am Ufer des Flusses aus dem Lied, umgeben vom Tiefgrün unzähliger Weidenbäume. Ein Pfad lief am Fluss entlang und sie folgte ihm, bis zu einem kleinen Haus neben einem Wasserfall. Die Tür öffnete sich, und helles Licht strahlte daraus hervor. Irwyne machte einen Schritt vorwärts, doch in diesem Moment wechselte Antien in die Elbensprache, und das Bild verblasste. Sie war wieder in Bruchtal, in Finelleths Krankenzimmer, wo es nach Kräutern und Tee duftete.

A Elbereth Gilthoniel
o menel palan-diriel
le nallon sí di'nguruthos
A tiro nin, Fanuilos!
So sang Antien an jenem Juliabend, während die Sonne hintern ihm im Westen versank.

Sie hatten Bruchtal drei Tage nach dem Kampf am Hohen Pass erreicht. Irwyne hatte mit Staunen das verborgene Tal betreten und mit Demut und Ehrfurcht war sie vor Meister Elrond getreten.
"Eine ausgezeichnete Heilerin, wie ich sehe," hatte der Herr von Imladris anerkennend gesagt als er erfuhr, wer Finelleths Wunden verbunden hatte. Der Meister selbst hatte sich der Verletzten angenommen, und mit wachsender Sorge hatte er die Nachrichten aus Dol Guldur vernommen. Als er von Glorfindels Entschluss erfuhr, Thranduil nach Norden zu folgen nickte der Herr von Imladris anerkennend.
"Eine mutige Tat war dies," sagte Elrond zu Antien, der von den Ereignissen berichtet hatte. "Er gibt den Kampf gegen das Böse also weiterhin nicht auf. Es ist gut, dass wir jemanden in Sarumans Nähe haben."
Erestor, der oberste Berater Elronds, warf ein: "Dennoch sind dies nicht die einzigen Erkenntnisse. Der Fall Dol Guldurs zeigt, dass Saurons Streitmacht im Norden nicht so stark ist, wie wir annahmen. Und die Entdeckung, die Antien und Finelleth im Gebirge gemacht haben weist darauf hin, dass die Orks der Hithaeglir miteinander im Streit liegen. Es scheint als ob Sauron und Saruman weniger souverän sind als sie vorgeben zu sein."
"Einige Zeit schon vermutete ich, dass die Orks von Gundabad nicht Saruman dienen," sagte Elrond. "Wahrscheinlich sind sie es, die nun in der Abwesenheit von Sarumans Heer am Hohen Pass Wanderern und anderen Orks auflauern."
"So scheint es wohl," bestätigte Erestor.

Bereits am nächsten Tag erlaubte Elrond Finelleth, das Krankenbett zu verlassen. "Deine Wunden verheilen nun, nachdem das Gift, mit dem die Waffen deiner Feinde beschmiert waren, aus deinem Körper geschwunden ist. Irwyne hat gute Erste Hilfe geleistet. Du wirst dich in einigen Tagen erholt haben." Damit verließ der Herr von Imladris den Raum. Die Elbin lächelte Irwyne dankbar zu und stand langsam auf. Gemeinsam traten sie an eines der Geländer des Hauses und genossen den Blick über die Wasserfälle Bruchtals. Es war Nachmittag, und eine kühle Brise strich erfrischend über ihre Gesichter, versprühten Wasserdampf mit sich tragend. So standen sie einen Augenblick dort und genossen die Ruhe, bis sie von mehreren Stimmen unterbrochen wurden. Eine gehörte Elrond, und sie kam näher.
"...ich entsandte ihn gen Norden, vor mehreren Wochen schon."
"Pallando wird seine Gründe gehabt haben," sagte eine neue Stimme, alt und voller Wärme.
"Nun, es ist gut zu wissen, dass der Orden der Istari zum Großteil weiterhin seinem Auftrag folgt," antwortete Elrond. "Saruman hingegen... Ich befürchte, er könnte Glorfindel auf seine Art und Weise benutzen. Direkt kontrollieren kann er ihn vielleicht nicht - doch durch dessen Sorge um Thranduil übt der Zauberer trotzdem Kontrolle auf Glorfindel aus. Die Macht seiner Stimme ist nach wie vor groß."
Irwyne drehte den Kopf in Richtung der Sprechenden. Dort war Elrond, begleitet von einem alten Mann in brauner Kleidung, einen großen Stab in der Rechten. Als der Zauberer - den um nichts anderes konnte es sich handeln - sie sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
"Es sind also nicht nur Elben hier," stellte er geradezu fröhlich fest. "Wie lautet dein Name, junge Dame? Ich bin Radagast, und wenn mich nicht alles täuschst, stammst du als dem selben Land wie Gamling, einer meiner Reisegefährten auf dem Weg hierher."
"Ich heiße Irwyne," sagte sie. "Wer ist Gamling?"
"Ein schlechtgelaunter Mann aus Rohan," antwortete Radagast. "Er und der Junge ruhen sich in einem der freien Zimmer in den unteren Stockwerken aus."
Elrond, der vieles sah und noch mehr erahnen konnte, legte die Hände zusammen und sagte: "Du solltest nach ihnen sehen, Irwyne. Ich denke, du wirst eine Überraschung erleben."
Sie bedankte sich ordentlich und eilte die Treppen hinunter, verwundert darüber, was Elronds Worte wohl zu bedeuten hatten. Finelleth war bei Radagast geblieben, und so fragte Irwyne einen der Elben den sie auf dem Weg nach unten traf nach Gamlings Aufenthaltsort. Man schickte sie zu einem der kleineren Zimmer nahe der Halle des Feuers. Gespannt öffnete sie die Tür, spähte hinein - und riss erschrocken die Augen auf, als sie Amrothos dort liegen sah, in einem großen Bett, leichenblass und schlafend. Ein müder alter Krieger lehnte auf einem Stuhl neben dem Bett, die Augen geschlossen. Sie stürzte in den Raum, Tränen in den Augen.

"Amrothos, Amrothos! Was ist nur mit dir geschehen?"
Zuerst kam keine Reaktion, doch dann öffneten sich flatternd die Augenlider des jungen Mannes. Verwirrt versuchte er, Irwyne zu fixieren. Schließlich klärte sich sein Blick, und er setzte sich im Bett auf.
"Irwyne? Die kleine Irwyne aus Rohan? Kann es denn wahr sein?" fragte er mit leiser Stimme.
"Ich bin es, Amrothos," presste Irwyne hervor und umarmte den verdutzten Amrothos. "Hat Oronêl dich gefunden? Wo ist er? Er ist doch nicht etwa..."
"Nein, nein," antwortete Amrothos. "Es geht ihm gut, schätze ich. Er blieb in Dunland, mit Orophin, um auf etwas zu warten. Mehr weiß ich auch nicht. Ich denke er... er hat ihn noch. Er versteckt ihn vor mir, der Dieb!"
Irwyne prallte zurück. Amrothos hatte die Hände zu Fäusten geballt und sein Gesicht war zu einer Maske der Wut verzerrt. Doch der Augenblick verging so schnell wie er gekommen war, und eine Träne stahl sich die Wange des Prinzen hinab. "Irwyne, verzeih! Es ist... es geht mir nicht so gut. Ich muss ruhen, und ich muss vergessen. Oronêl wird es dir erklären, wenn er kommt."
"Wird er kommen?" fragte Irwyne hoffnungsvoll.
"Ich vermute es," sagte Amrothos. "Aber ich weiß nicht wann das sein wird."
"Ich bin froh, dass er dich gefunden hat und dass du jetzt hier bist," meinte Irwyne leise. "Du wirst wieder gesund werden, denn Meister Elrond ist der beste Heiler, den ich kenne. Er weiß bestimmt, was zu tun ist."
Amrothos blickte ihr lange in die Augen, und sie glaubte, einen blassen Schimmer der Hoffnung dort zu erhaschen.
"Vielleicht," sagte er leise. "Vielleicht eines Tages."


Dialog zwischen Elrond, Erestor und Radagast angepasst

Eandril:
Oronêl und Orophin aus Eregion...

Der Abend senkte sich langsam herab, als Oronêl und Orophin das Tal von Imladris erreichten. Wie so viele Jahre zuvor näherten sie sich dem Tal von Süden, und schlugen dann einen Bogen daran entlang nach Nordwesten, bis sie die Brücke über den südlichen Arm der Bruinen erreichten, wo die alte Südstraße mit der Großen Oststraße aus Arnor und der nördlichen Straße vom Hohen Pass zusammentraf.
Nebeneinander schritten sie über die Brücke, und Oronêl sah auf Orophins Gesicht die gleichen Gefühle widergespiegelt, die er bei seinem ersten Besuch hier empfunden hatte: Staunen, und das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein.
Die Luft war erfüllt vom Singen der verschiedensten Vögel, und dem Plätschern unzähliger kleiner Wasserfälle. So durchschritten sie das Tor von Bruchtal, dass unbewacht und offen stand, und folgten der Straße nach oben, in Richtung des Hauses das der Herr von Imladris bewohnte. In vielen Häusern brannte Licht, denn die Sonne stand nun sehr tief, und aus einigen drangen Musik und Gesang an die Ohren der Elben.
Oronêls Befürchtungen, die ihn beim Anblick des offen stehenden Tores überkommen hatten, erwiesen sich so als unbegründet - wie es schien, wurde Imladris noch von anderen Kräften als Toren und Mauern beschützt.

Sie erreichten die Tür von Elronds Haus, müde von der Reise, denn sie hatten in kurzer Zeit eine weite Strecke zurückgelegt. Oronêl hob die Hand um an der reich verzierten, hölzernen Tür zu klopfen, als diese unvermittelt aufschwang und er sich in der festen Umarmung eines ihm gut bekannten blonden Mädchens wiederfand.
"Irwyne!" Trotz seiner Überraschung, das Mädchen aus Rohan hier zu sehen, erwiderte Oronêl die Umarmung, und genoss für einen Moment ihre Nähe - es erinnerte ihn daran, wie er vor langer Zeit Mithrellas in den Armen gehalten hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
"Was tust du hier? Und woher wusstest du, dass ich komme?"
"Amrothos hat es mir gesagt", antwortete sie gedämpft, weil ihr Gesicht im Stoff seiner Kleidung vergraben war. Natürlich, Amrothos. Oronêl schwirrte der Kopf, vor Freude über das Wiedersehen und vor allen Fragen, die es aufwarf.
Er strich dem Mädchen sanft über den blonden Schopf, und löste sich dann sanft aus der Umarmung. "Ich freue mich sehr, dich zu sehen", sagte er, und ein Lächeln breitete sich auf Irwynes Gesicht aus. "Aber was ist mit Cyneric, ist er..." Das Mädchen schüttelte den Kopf, doch ihr Gesicht wurde ernst. "Als ich ihn zuletzt gesehen habe, bei Dol Guldur, ging es ihm gut."
Oronêl atmete erleichtert auf. Auch wenn er Cyneric nicht gut gekannt hatte, hatte er doch erkannt dass der Gardist ein guter Mann war - sonst hätte er ihm Irwyne nicht anvertraut. Und jeder Tod eines guten Mannes war ein kleiner Sieg für den Feind.
"Aber er ist auf einem Auftrag nach Osten aufgebrochen, da konnte er mich nicht mitnehmen und hat mich nach Bruchtal geschickt", fuhr Irwyne fort.
"Allein?", fragte Oronêl ungläubig, und Irwyne schüttelte erneut den Kopf. "Nein, ich hatte zwei Begleiter, Finelleth und..." Sie unterbrach sich, als aus dem Flur Gesang zu hören war, und die Stimme kam Oronêl sehr bekannt vor. Er blickte auf, und sah Antien mit einem breiten Lächeln singend aus einem Nebenzimmer kommen.
"... und Antien", beendete Irwyne ihren Satz, und auch sie lächelte wieder. Offenbar hatten die beiden, die ja bereits von Dunharg nach Lórien gemeinsam gereist waren, sich weiter angefreundet.

"So ist es", sagte Antien nachdem er sein Lied beendet hatte. "Die große Kriegerin Finelleth und ich haben diese ausgezeichnete Heilerin auf unserem Weg beschützt. Es ist gut, euch zu sehen", schloss er an Oronêl und Orophin gewandt.
"Und ebenso gut, dich zu sehen", erwiderte Orophin, der bislang geschwiegen hatte und neigte freundlich den Kopf. Auch er war ja bereits gemeinsam mit Antien gereist.
"Komm", sagte Irwyne, und ergriff Oronêls Hand. "Ich möchte dich Finelleth vorstellen."
Mit einem Lächeln schüttelte er den Kopf. So sehr ihn dieses unverhoffte Wiedersehen auf freute, es gab vieles was ihn beschäftigte und keinen Aufschub duldete. Dass Irwyne Amrothos erwähnt hatte, hatte ihm alles was er beim Anblick Bruchtals für einen Augenblick vergessen hatte, wieder bewusst gemacht.
"Ich muss erst mit Elrond sprechen - und Radagast, wenn er hier ist." Er ließ Irwynes Hand sanft los, und bewunderte wie schnell sie ihre Enttäuschung verbarg und begriff, dass diese Angelegenheit wichtiger war.
"Geht es um Amrothos? Er... er hat dich einen Dieb genannt." Bei diesen Worten spürte Oronêl, wie sich etwas in seiner Brust verkrampfte. Insgeheim hatte er gehofft, dass der Frieden Bruchtals und Elronds Heilkünste dem Prinzen helfen konnten, doch tief im Inneren wusste er, dass es nur einen Weg gab um Amrothos zu helfen. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, ins Haus zu treten, die Tür hinter sich zu schließen und die Welt auszusperren. "Ja, es geht um Amrothos", antwortete er. "Und noch um einiges anderes, aber es ist besser wenn du davon nichts weißt."
Er sah die Enttäuschung die sich nun deutlich auf Irwynes Gesicht malte, und kam ihrem Widerspruch zuvor: "Ich vertraue dir, Irwyne. Ebenso sehr wie ich Orophin oder Antien vertraue, aber diese Angelegenheit ist gefährlich für Menschen. Wenn du davon wüsstest, könnte es dir ebenso ergehen wie Amrothos, und... das könnte ich nicht ertragen."
"Aber vielleicht könnte ich helfen!", wandte das Mädchen ein, und Oronêl musste über ihre Sturheit lächeln obwohl der den Kopf schüttelte. "Es tut mir Leid, aber es ist zu gefährlich." Er sah Antien an, der eine Augenbraue hochgezogen hatte, und auf seinen Blick hin die Schultern zuckte.
"Ich bringe die sofort zu Meister Elrond, wenn du möchtest."

Eandril:
Sie fanden den Herrn von Bruchtal in einem Zimmer, das in einen Balkon über dem größten der Wasserfälle überging. Elrond stand, der Tür den Rücken zugewandt, auf das Geländer gestützt und blickte auf den Wasserfall hinab. Als er Oronêl und Antien in den Raum kommen hörte, wandte er sich um.
"Willkommen in Bruchtal, Oronêl Galion. Ich hörte, dass deine Suche erfolgreich war."
"Das war sie", entgegnete Oronêl, und neigte respektvoll den Kopf. Er wollte den Ring aus der Tasche an seinem Gürtel holen und ihn Elrond zeigen, doch der hob die Hand. "Lass ihn für den Moment verborgen", sagte er. "Dieses Ding sollte nicht ohne einen triftigen Grund hervorgeholt werden." Für einen Augenblick glaubte Oronêl, etwas blaues an Elronds Hand aufblitzen zu sehen. Er nahm die Hand wieder aus der Tasche und ließ den Ring dort wo er war.
"Herr Elrond, auch wenn die Reise lang und anstrengend war, benötige ich deinen Rat."
Elrond sah ihm in die Augen, und Oronêl hatte das Gefühl dass der Halbelb seine tiefsten Gedanken sehen konnte. "Es geht um den jungen Amrothos, nicht wahr?", fragte er.
"Um ihn und um den Ring", antwortete Oronêl, und Elrond seufzte. "Ja, beides ist untrennbar miteinander verbunden. Ich und Radagast haben für den Prinzen getan was wir konnten, doch die Krankheit von der er beherrscht wird, können wir nicht vollends heilen - nur im Zaum halten, solange dieser Ring nicht zerstört wurde."
"Kannst du ihn zerstören?", fragte Oronêl, obwohl er die Antwort bereits kannte. Elrond schüttelte den Kopf und blickte wieder hinaus auf den Wasserfall, über dem bereits die ersten Sterne zu leuchten begannen. "Nein, diese Macht besitzen wir hier in Bruchtal nicht. Es handelt sich nicht um den Einen", bei der Erwähnung des Meisterringes schienen sich die Sterne kurz zu verdunkeln, "aber um ihn vollends zu vernichten, bedarf es des Feuers in dem er geschmiedet wurde."

"Die Schmieden von Eregion", meinte Oronêl, und trat neben Elrond auf den Balkon hinaus. Antien war in der Zwischenzeit irgendwohin verschwunden, aber Oronêl wunderte sich nicht darüber. Der Elb war ein guter Gefährte und Freund, doch diese Dinge interessierten ihn wenig.
"Ja. Doch wie Radagast berichtet hat, halten sich Diener Sarumans in den Ruinen dieses Königreiches auf. Und ihm darf dieser Ring auf keinen Fall in die Hände fallen, also kannst du nicht ohne Gefährten gehen."
"Und alleine werde ich die Schmiede nicht finden", ergänzte Oronêl. "Mathan hat mir eine Karte überlassen, aber ich kann sie nicht lesen."
"Dann führt dein Weg dich nach Fornost. Wenn dein Freund Mathan im Norden ist, dann vermutlich dort. Ich fürchte allerdings, dass die Stadt bald angegriffen werden könnte." Oronêl musste an den Traum denken, denn er in Dunland gehabt hatte, am Tag des Treffens mit Radagast.
"Du kannst also nicht allein gehen, such dir Gefährten unter den hier verbliebenen Elben. Ich sehe es zwar ungern, wenn sie in den Krieg ziehen, doch wer freiwillig geht, dem werde ich die Abreise nicht verwehren."
Der Herr von Bruchtal wandte Oronêl nun wieder direkt zu, und in seinen Augen spiegelten sich die Sterne über ihnen. "Bevor du gehst, musst du wissen dass es eine Möglichkeit gibt, Amrothos bereits zu helfen, bevor der Ring vernichtet wird."

Bei diesen Worten spürte Oronêl sein Herz schneller schlagen. "Wie?"
"Ich muss dich warnen, es könnte gefährlich sein." Erneut schien Elronds Blick Oronêl geradezu zu durchbohren. "Du musst ihm den Ring zurückgeben, und er muss ihn aus freiem Willen aufgeben."
"Ich muss... was tun?", fragte Oronêl ungläubig. "Nachdem er den Ring mit Gewalt genommen hat, wurde er ihm wiederum mit Gewalt abgenommen. Aber wenn du ihm den Ring aus freien Stücken überlässt und er ihn ebenso freiwillig wieder zurückgibt - dann könnte der Fluch unter dem er liegt, gebrochen werden." Als er Oronêls erleichterte Miene sah, fügte Elrond hinzu: "Aber ich warne dich, es ist gefährlich. Isildur hat es nicht geschafft den Meisterring aufzugeben, und auch wenn dieser ungleich mächtiger ist als einer der Neun, war Isildur doch nach Elendil der größte unter den sterblichen Menschen."
"Was rätst du mir?", fragte Oronêl unglücklich. Er war hin und hergerissen zwischen der Gefahr, und der Möglichkeit, Amrothos zu helfen. Immerhin war er dafür verantwortlich, dass der Prinz überhaupt von dem Ring erfahren hatte.
"Ich rate dir nichts", erwiderte Elrond. "Aber sei dir bewusst, dass du deinem Freund entweder hilfst oder ihn vollends zerstören kannst wenn du ihm den Ring erneut mit Gewalt abnehmen musst."
Oronêl erinnerte sich an den wahnsinnigen Blick, den er im Kerker in Amrothos' Augen gesehen hatte, und an den Moment, als er Bóran wie ein Verrückter angesprungen und ihm Kampf um den Ring getötet hatte. Er wollte nicht, dass der Prinz auch nur einen weiteren Augenblick in diesem Zustand blieb, wenn er es irgendwie verhindern konnte.
"Ich werde es tun", sagte er langsam.


Nur wenig später folgte Oronêl Elrond durch die ausgestorbene Halle des Feuers, und schließlich in ein kleines Nebenzimmer. Dort lag Amrothos in einem Bett, schlafend. Er sah noch immer blaß aus, doch deutlich besser als beim letzten Mal dass Oronêl ihn gesehen hatte. Elrond blieb am Fußende des Bettes stehen, während Oronêl sich neben Amrothos kniete und leise seinen Namen sagte.
Der Prinz öffnete langsam seine Augen, und zu Oronêls Erleichterung waren sie klar, ohne eine Spur von Wahnsinn darin. "Oronêl...? Dann habt ihr es also nach Bruchtal geschafft." Er klang erleichtert. "Hast du Irwyne schon gesehen? Sie ist auch hier, weißt du?"
Mit einem Lächeln erwiderte Oronêl: "Ja, sie war die erste die mich hier begrüßt hat."
"Das ist schön", sagte Amrothos ebenso lächelnd. "Es geht mir hier besser als in... Dunland. Ich denke kaum noch an..." Er stockte, unfähig das Wort zu sagen, und Oronêl spürte wie sein Lächeln gefror.
"Er ist hier, nicht wahr?" Mit Entsetzen stellte Oronêl fest, dass in Amrothos Augen ein Funke Wahnsinn aufglomm. Er spürte Elronds Blick hinter sich, und wusste dass sich Amrothos' Schicksal nun entscheiden würde. Entschlossen zog er den Ring aus seinem Beutel und legte ihn in Amrothos Hand, wobei seine eigene bebte.
"Er ist hier, und ich gebe ihn dir." Für einen Augenblick zeigte das Gesicht des Prinzen Überraschung und Schock, die allerdings allmählich von einem gierigen Ausdruck überdeckt wurden. "Und nun bitte ich dich, gib ihn auf."
Oronêl blickte Amrothos fest ihn die Augen, in denen sich der goldene Reif mit dem zersplitterten Juwel, der auf seiner geöffneten Handfläche lag, spiegelte.
"Ich bitte dich als Freund, mit dem du viele Meilen gereist bist."
Amrothos' Blick flackerte, und er versuchte Oronêls Augen auszuweichen.
"Ich bitte dich für die gesamten freien Völker, für Menschen, Elben und Zwerge."
Mit wachsender Verzweiflung stellte Oronêl fest, dass der Ausdruck manischer Gier auf dem Gesicht der Prinzen nicht schwächer wurde, und seine Augen nun fest den Ring fixierten. Langsam begannen sich Amrothos' Finger zu schließen.
"Ich bitte dich als einer, der dich wie einen Sohn liebt." Für einen Moment erstarrten die Finger, Amrothos hob den Kopf und blickte Oronêl direkt in die Augen. Aus seinem Blick sprach Verzweiflung. "Vergib mir. Ich bin zu schwach."

Er wollte gerade die Finger schließen, als von der Tür her ein lautes Klirren ertönte, und Oronêl fuhr herum. In der Tür stand Irwyne, deren Gesicht eine Mischung aus Scham, Überraschung und Entsetzen zeigte, die unter anderen Umständen Grund zum Lachen geboten hätte. Vor ihr lagen die Splitter einer Glaskaraffe, die sie offenbar von dem Schränkchen neben der Tür gestoßen hatte.
Der Moment war vorüber, Amrothos keuchte schmerzerfüllt auf und schloss die Finger vollends um den Ring.
Bevor Oronêl oder Elrond reagieren konnten, machte Irwyne einen großen Schritt über die Überreste der Karaffe hinweg, und kniete plötzlich neben Oronêl an Amrothos' Seite.
"Bitte, Amrothos." Dem Mädchen liefen Tränen über das Gesicht, und sie legte ihre Hand sanft auf seine, die den Ring umschloss. "Du bist doch mein Freund. Lass dich nicht davon zerstören." Für einen Augenblick herrschte eine geradezu ohrenbetäubende Stille in dem kleinen Zimmer, doch dann entspannten sich die Züge des Prinzen, und Oronêl erkannte zum ersten Mal seit langem den Mann darin, den er in Dol Amroth kennengelernt hatte.
"Ihr habt recht", sagte er langsam mit belegter Stimme, und seine Finger öffneten sich langsam wieder. "Ihr habt recht", wiederholte er, und fügte hinzu: "Dieses... Ding will mir gar nicht helfen. Es will mich nur beherrschen."
Jetzt war seine Hand ganz geöffnet, und der Ring leuchtete golden und verlockend.
"Bitte", flüsterte Oronêl. Er wusste nicht was er tun sollte.
"Gib ihn mir", hörte er Irwyne neben sich sagen, und Amrothos Hand zitterte. "Gib ihn mir, wenn du ihn Oronêl nicht geben kannst."
"Also... also gut. Nimm ihn. Ich will ihn nicht mehr." Mit zitternden Fingern ergriff Irwyne den Ring, und für einen winzigen Augenblick wollte Oronêl sie aufhalten. Sie war doch nur ein junges Mädchen, sie hatte keine Ahnung worauf sie sich einließ.
Doch als Irwyne sich ihm zuwandte wusste er, dass sie sich der Gefahr sehr wohl bewusst war - und dass sie sie bewusst einging, um einem Freund zu helfen.
"Hier", sagte sie, und hielt ihm den Ring mit noch immer zitternden Fingern entgegen. Tränenspuren zogen sich über ihr Gesicht, doch sie weinte nicht länger. "Nimm du ihn, Oronêl. Ich will ihn nicht, denn ich bin keine Kriegerin. Ich will nicht herrschen, ich will nur Leuten helfen - sie heilen."
Oronêl streckte die Hand aus, und sie ließ den Ring hineinfallen. Als das Gold seine Handfläche berührte, verspührte er gleichzeitig ein Gefühl der Erleichterung und des Abscheus. Dennoch schloss er seine Hand um das kalte Gold, und steckte den Ring in seinen Beutel zurück. "Ich will ihn auch nicht haben", sagte er. "Aber ich werde ihn nehmen, bis ich ihn vernichten kann."

"Nun, das war spannend", ertönte von der Tür die warme Stimme Radagasts. "Und mit einem besseren Ausgang, als wir erwarten konnten", stimmte Elrond zu. "Den Menschen gelingt es immer wieder, mich zu überraschen."
Weder Oronêl noch Amrothos brachten ein Wort hinaus, und so war es Irwyne die das Schweigen brach, in dem sie, immer noch kniend die Arme um Oronêl schlang und den Kopf an seiner Schulter verbarg. "Es tut mir Leid", schluchzte sie. "Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe dich und Meister Elrond im Balkonzimmer gesehen, und musste einfach zuhören."
Oronêl strich ihr sanft über den Rücken. "Ich bin dankbar, dass du es getan hast."
"Und ich ebenfalls", meldete sich nun Amrothos zu Wort. Seine Stimme klang kräftiger und voller als zuvor, und die Farbe schien in sein Gesicht zurückgekehrt zu sein. "Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich - ohne euch - geschafft hätte."
Irwyne hob den Kopf von Oronêls Schulter, und blickte den Prinzen an. "Dann habe ich es nicht schlimmer gemacht?"
Oronêl befreite sich sanft aus ihrer Umarmung, stand auf und zog sie ebenfalls auf die Füße. Er schüttelte den Kopf. "Nein, hast du nicht. Du hast es überhaupt erst gut gemacht."
Ein erstes kleines Lächeln zeigte sich auf Irwynes Gesicht, und als er es sah begann Amrothos zu lachen. Es war ein frohes Lachen, voller Erleichterung, und schon bald stimmten alle bis auf Elrond, der sich auf ein Lächeln beschränkte, mit ein.
"Ich denke, heute Nacht können wir alle besser schlafen als seit langem", meinte Radagast fröhlich.
"Und doch liegt noch ein langer Weg vor uns allen, bis die Dunkelheit aus Mittelerde vertrieben wird", sagte Elrond ernst. "Aber für heute schlaft. Schlaft in dem Wissen, der Dunkelheit einen Schlag versetzt zu haben - und einen Freund gerettet zu haben."

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