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Die Straßen von Imladris

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Thorondor the Eagle:
Helluin und Elea aus Elronds Haus


Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer. Elea wachte langsam auf. Sie lag ganz alleine im Bett.

Ist Helluin schon gegangen? Ist er nun wirklich weg? Warum kann er meinem Wunsch nicht folgen. Warum nicht? So sehr ich mich auch weigern will den Rat Elronds zu akzeptieren... Er hat Recht. Ich kann ihn vor dem Stammesrat schützen, aber niemals vor ihm selbst. Er würde mich ein Leben lang hassen und das ist eine schlimmere Strafe, die eine Mutter ertragen muss. Helluin, bleib doch bei mir!

Es klopfte an der Tür und Elea setzte sich schnell auf. Sie warf einen einfachen Mantel über. Ein Elb kam herein: „Ihr habt Besuch Elea. Er wartet ihm Ratszimmer.“
Überrascht zog sie sich an und band sich ihr Haar zu einem schlaffen Zopf zusammen. Auf dem Weg rätselte sie lange, wer sie besuchen würde. Sie hatte einen Verdacht der ihr mehr als Angst machte.
„Hallo Elea!“, sagte der Vorsitzende des Stammesrates.
Sie gab ihm keine Antwort, sonder warf ihm nur zornige Blicke zu.
„Ich dachte, dass ich dich hier antreffen würde. Schon immer war dies für deine Familie ein willkommener Zufluchtsort. Wir wollen dir deinen Sohn doch nicht wegnehmen, er wird weiterhin am Abendrotsee leben, bei dir, in deinem Haus. Wir bilden ihn doch nur aus, letztendlich ist es so und so seine Entscheidung, ob er den Platz einnimmt, der ihm zusteht. Unser Volk braucht jemanden an seiner Spitze.“
Elea stand hinter einem Stuhl, ihre Hände lagen auf der Rückenlehne. Ihre Fingernägel bohrten sich in das weiche Holz: „Eines sag ich dir. Meine Zustimmung bekommt ihr nicht, niemals, aber diese Entscheidung habe nicht ich zu treffen. Wenn Helluin gehen will, soll er gehen, aber seine Entscheidung muss er treffen ohne von irgendjemandem beeinflusst zu werden. Weder von dir noch von mir. Ich möchte, dass Arwen mit ihm spricht.“


Elea stand auf der Brücke die von Imladris heraus führte. Sie vernahm das Rauschen der Bruinen unter sich. Die Sonne warf das von Schnee umgebene Bruchtal in ein warmes Licht. Vor ihren Augen sah sie einige Reiter in grau-grünen Gewändern. In langsamen Trab verließen sie die Elbenfestung und verschwanden im Wald. Helluin war bei ihnen.

Um Elea begann sich alles zu drehen und ihre Füße wurden schwer. Sie spürte noch wie ihre Knie nachgaben, ihr vor den Augen schwarz wurde und ein harter Knall.

Vexor:
Brianna von ihrem Hof außerhalb von Thal


„ Stein über Stein, zieht es Strahl um Strahl, zu deinem Herz [..]“, Brianna summte die Melodie stumm vor sich hin, als sie über den steinigen Weg wanderte.
Ihr Kleid warm am unteren Saum schon von großen Rissen durchzogen und ziemlich verschmutzt. Sie hatte es erst einmal gewaschen, seit sie Rohan verlassen hatte.
Ihr kastanienbraunes Haar war etwas zerzaust und Schneeflocken hatten sich, wie ein Haarnetz darüber gelegt.

Hier ist es wunderschön. Wenn ich die alte Karte richtig gelesen habe, dann befinde ich mich an den Lautwassern und müsste mich in der Nähe der sagenumwobenen Stadt Imladris befinden. Ob diese Stadt wirklich existiert und ob ich dort Zugang erhalten werde?
Die Sonne erleuchtete den Schnee, der sie sogar ein wenig blendete als sie kurz anhielt, um die Landschaft zu betrachten. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Trinkbeutel und atmete tief aus. Frische Bergluft erfüllte ihre Lunge, und der etwas harzige Geruch von Nadelbäumen stieg ihr in die Nase.

Hier ist es ganz anders als in Thal. Allein die Vegetation ist etwas härter, aber dennoch wunderschön.

Brianna musste lächeln als sie ihre letzten Tagen Revue passieren ließ. Sie war erst ziellos aus Thal fortgegangen, ohne zu wissen wohin sie ihre Füße trugen. Sie wanderte zunächst am Ufer des Anduin entlang, obwohl sie wusste, dass diese Grenze ein unsicheres Gebiet war, wo ständig plündernde und blutrünstige Orks umherschweifen konnten.
Als sie an die Begegnung mit dem schwarzhaarigen Menschen aus Dol Amroth dachte, wurde sie immer noch rot und ihr Herzschlag fing an zu rasen. Wie es ihm wohl ging?
Brianna wusste es selbst nicht mehr, wie sie den gepflasterten Weg gefunden hatte, oder warum sie die Frau so schnell erblickte hatte.

Jedoch war sie sofort los gesprintet, als sie die Frau fallen sah und warf sich auf den steinernen Weg, um einen Aufprall der Frau zu verhindern. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Knie, nach dem Aufprall und es blutete stark.

Die fremde Frau war immer noch benommen, aber Brianna schaffte es ihr etwas ihrer Flüssigkeit einzuflößen und bettete sie in ihrem Schoß.
Brianna strich sich das zerzauste Haar hinter die Ohren und alsbald löste sich das weise Haarnetz auch wieder auf. Lächelnd musterte sie die Frau, die in ihrem Schoß lag, als diese zögerlich versuchte die Augen zu öffnen.

Thorondor the Eagle:
Elea öffnete ihre Augen und für einen kurzen Moment blickte sie in die vertrauten, dunkelbraunen Augen von Haldar. Sie lächelte und schloss sie wieder. Eine dunkle Leere umfing sie, kalt und gefühllos. Ein silberner Strahl traf durch einen kleinen Türschlitz in den Raum.
Die Frau stand auf und neugierig näherte sie sich dem Tor. Sie spürte nichts, weder den dunklen Fleck auf ihrem Herzen, den Haldar und Helluin hinterlassen hatten noch Kälte, Hunger oder Liebe.

Elea lugte durch den Spalt und vor ihr erhob sich ein weißer Dorn, der gegen den Himmel ragte. Der weiße Turm Ecthelions. Warum bin ich in Minas Tirith, welche Magie verschlägt mich hier her. Bin ich denn wirklich da? Es muss ein Traum sein…

Sie öffnete die Türe und die schwachen Mondstrahlen durchströmten den steinernen Raum. Elea vernahm ein Knistern aus dem Hintergrund. Erschrocken blickte sie zurück und sah eine lodernde Fackel in einer Wandhalterung. Verwirrt betrachtete sie die Wände des Raums, die von Spinnweben benetzt waren. Sie strich entlang der Mauer und spürte Einkerbungen. Sie lief zum Feuer und wirbelte dabei den Staub von Boden auf.
Immer wieder fragte sie sich, warum sie hier war und was dieser Raum zu bedeuten hatte. Sie hielt die Fackel nahe an die weiße Steinwand und erkannte die zahlreichen Wörter:
„Wie gewinnt man eine Schlacht, deren Sieg ausgeschlossen war. Wie verteidigt man eine Stadt, die von der Obrigkeit aufgegeben wurde. Wie überlebt man einen Kampf, wenn alle Hoffnung in den Menschen erloschen ist? – Mit Freunden an seiner Seite, Elben, Menschen und Zwergen vereint gegen die Dunkelheit. Sie standen uns bei und sie gewährten dem König die Rückkehr. Euch sei gedankt und ewig gedenken wir den Opfern hier in Minas Tirith, in der Stadt der Könige; der Stadt des Königs.“

Dem Gedenkspruch folgte eine lange Liste mit Namen. Elea wurde aufmerksam als ihr Blick über „Halbarad“ flog. Ein Gedanken durchfuhr sie wie ein Blitz. Aufgeregt begann sie die Liste zu durchforsten. Ihre Finger begannen zu zittern, denn sie hatte Angst den Namen ihres Mannes darauf zu entdecken. Meter für Meter strich sie die Spinnweben von der längst vergessenen Wand. Zeile für Zeile ging sie durch, doch sie fand nichts. Ihr entwich ein Seufzer, doch dann sah sie etwas, das ihr den Atem raubte.
Mitten in der langen Kette aus fremden und bekannten war ein unbeschriebener Fleck. Er fiel kaum auf, aber trotzdem war er da. Elea kniete sich nieder. Sie legte die Fackel neben sich auf den kalten Boden. Ihr zittriger Finger näherte sich dem Mauerwerk. Widerwillig zeichnete sie eine Linie in die Staubschicht, eine zweite und eine dritte. Sie erkannte das ‚H’ vor sich. Tränen rannen über ihre Wangen und landeten auf den kalten Fliesen wo sie beinahe gefroren. Sie zeichnete ein ‚AL’ in den Staub. Einen Moment zuckte ihre Hand zurück, sie konnte nicht weiter schreiben. Die Trauer wandelte sich zu Wut und unter einem lauten Klageschrei verwischte sie die Buchstaben im Staub. Tausende Tränen kullerten über ihre Wangen und als sie ihre Augen öffneten, sah sie vor sich eine fremde Frau. Elea vernahm das beruhigende Rauschen der Bruinen unter sich und den kalten Stein auf dem sie lag: „Was ist passiert?“ fragte Elea verwirrt.
„Ihr seid einfach zusammengebrochen“, sagte sie „ich habe euch aufgefangen und gleich etwas zu trinken gegeben. Menschen benötigen viel zu trinken am Tag, sonst brechen sie irgendwann zusammen, aber ihr seid nicht alleine. Viel zu viele vergessen das. Wie geht es euch?“
„Danke, schon besser“, antwortete Elea nur kurz und setzte sich auf.
„Kommt, ich begleite euch noch in die Stadt, sonst kippt ihr mir nochmals weg.“
„Das ist nicht nötig.“
„Ich denke schon, ihr kennt Imladris und ich nicht. Wollt ihr mir helfen mich zu Recht zu finden?“, antwortete sie mit einem schüchternen, jedoch netten Lächeln auf den Lippen.
Elea mochte dieses herzhafte Lächeln, vielleicht war etwas Gesellschaft jetzt gar nicht so schlecht für sie: „So ist uns beiden geholfen.“

Vexor:
Briannas braunes Haar wurde durch den Schein der müden Abendsonne erhellt. Die Sonnenstrahlen wurden immer schwächer, denn der Winter war eingekehrt und bald würde sich die Sonne zu ihrem Winterschlaf begeben, wenn die grauen Wolken den Himmel verdeckten und ihre weiße Pracht unersättlich auf Mittelerde niedergehen lassen würden.
Ihr Blick musterte die Frau, die ihr gegenüber stand. Ihr Haar war rabenschwarz und ihre Augen meergrau, wie das westlich gelegene Meer in den Liedern ihres Volkes immer besungen wurden.

Sie hat dieselbe Haar- und Augenfarbe, wie der Mann aus Dol Amroth.

Brianna brach das Schweigen der beiden, welches keineswegs unbehaglich gewesen war. Beide schlenderten gemeinsam den gepflasterten Pfad zu den Hallen Elronds hinauf.
„ Ich glaube wir sollten uns erst mal vorstellen“, entgegnete ihr Brianna mit einem aufrichtigen Lächeln auf den Lippen, „ ich bin Brianna. Und komme aus Thal. Wie heißt ihr? Kommt ihr zufällig auch aus der gondorianischen Stadt Dol Amroth? Euer Haar und eure Augen gleich denen eines jungen Mannes, welchen ich auf meiner Reise hierher gesehen habe.“

Elea blickte sie kurz freundlich, aber durchdringend an bevor sie antwortete, als hätte ein Wort Briannas in ihr etwas bewegt.
„ Nein, nein, Brianna. Da irrt ihr euch, “ erwiderte sie, „ Ich komme aus Annúminas und bin aus dem Geschlecht der Dúnedain des Nordens. Mein Name ist Erelieva Lote in Dúnadan, aber ihr könnt mich ruhig Elea nennen. Jedoch ist eure Vermutung nicht ganz irrtümlich, da viele Dunedain in den südlichen Festung Gondors leben und wir viele verwandtschaftliche Beziehungen zu ihnen pflegen. Aber jetzt wo ihr es erwähnt, warum seid ihr aus Thal aufgebrochen und was zieht euch in diesen dunklen Tagen nach Imladris? Dies ist ja nicht der nächste Weg für eine Frau aus Thal“.
Ein Schatten zog sich über Briannas Gesicht und schlagartig wirkte sie um zehn Jahre gealtert. Eine Windböe kam auf und schon befand sie sich wieder auf dem Trampelweg, der zu ihrem Hof führte.

Der frische Duft von Lavendel stieg ihr in die Luft und sie sah Rhia, wie sie die Bienen betrachtete, die emsig in ihren Beeten nach Nektar suchten. Ihr Haar hing ihr ins Gesicht und als Brianna näher kam und sich Rhia zu ihr wandte, da war an Stelle ihres Gesichts nichts. Keine Gesichtszüge zierten das Gesicht Rhias, sondern nur eine leere hautfarbene Masse war dort zu sehen.
Schlagartig verwelkten die Blumen und die Bienen starben. Und an Stelle der Beete traten nun die beiden Grabhügel, die Brianna für Nîdanadh und Rhia ausgehoben hatte.
Die sanfte Stimme Eleas nahm sie an der Hand und führte sie Weg vom Trampelpfad und führte sie zurück auf die Straße nach Imladris, wo die beiden jetzt standen und Brianna mit den Tränen kämpfte.

„ Ist alles in Ordnung mit euch Brianna? Habe ich euch gekränkt?“, fragte die fürsorgliche Stimme Eleas, während sie Brianna eine Strähne hinters Ohr strich.
„ Nein, schon ok, aber für meine Geschichte brauchen wir etwas länger. Vielleicht bei einem gemütlichen Mahl in warmen Hallen“, presste Brianna hervor, während sie immer noch die Tränen zurückhielt. Elea nickte bloß und nahm Brianna nun wirklich an der Hand und gemeinsam passierten sie das Tor Imladris`.

Als Brianna die sagenumwobene Stadt erblickte und sich vor ihr die bauten der Elben, mit ihren verschnörkelten und wunderschönen Verzierungen, offenbarte fingen die Tränen an zu laufen. Jedoch waren es keine Tränen der Trauer, sonder Tränen der Überwältigung.


Brianna und Elea in die Gärten Bruchtals

Thorondor the Eagle:
Amrûn und Aphadon vom Weg über das Gebirge


„Hier sagst du mir das?“, antwortete der Mensch leise. Seine Gedanken waren tief versunken. Sein Blick fest an die lodernden Flammen geheftet „Hier, in einem Land das ich nicht kenne, in dem ich niemanden kenne. Was soll ich machen, wenn ich dich nicht mehr habe?“
Amrûn bedauerte Aphadon. Er wollte sich zu ihm setzten, ließ es aber dann bleiben.
„Was mache ich überhaupt hier? Ich kann nicht nachhause, ich kann nicht zu Freunden, ich kann nicht…“, stotterte er verzweifelt. Er war stark und er vergoss nicht eine einzige Träne in dieser düster-schwarzen Nacht. „Ich denke, ich komme mit nach Bruchtal. Dort werde ich zumindest eine Zeit lang Ruhe finden. Vielleicht ergibt sich eine neue Gelegenheit, ein Fenster in den Osten.“
Der Mensch war sichtlich enttäuscht und Amrûn bemerkte dies. Er wusste, dass er keine Akzeptanz erwarten konnte und das tat er auch nicht. Jeder hatte seinen eigenen Blickwinkel auf das Leben und jetzt drängte sich ein großer Keil in die ohnehin sehr junge Freundschaft. Das Vertrauen war zerbrochen.

Noch ehe die Sonne an jenem Abend hinter dem Horizont verschwand erreichten die beiden das verborgene Tal und die Festung Imladris. Wie eh und je wurden sie von den alles sehenden Augen der Elben willkommen geheißen und in die Stadt gebracht und völlig unerwartet stand Elrond vor ihnen. Auch sein Gemüt wirkte geplagt. Und seine Miene mehr denn je von Sorgenfalten durchzogen.
„Willkommen Amrûn, alter Freund und Sohn der westlichen Schiffbauer. Lange ist es her, dass du diese Pforte das letzte Mal durchschritten hast, doch umso größer die Freude das du nun wieder hier bist.“
Der Elb lächelte seinen ehemaligen Heerführer an und verneigte sich vor ihm. „Einen Gast bringst du mit. Einen Menschen und wenn sich meine Augen nicht irren ein Mann des Ostens. Eure Statur und Hautfarbe haben euch sofort verraten.“
„Ich bin Aphadon aus Rhun“, antwortete er und gebührte dem Elben auch seinen Respekt.
„Aphadon? Ein höchst eigenartiger Name für einen Ostling“, stellte Elrond fest.
„Ja, das ist er tatsächlich und seine Geschichte noch interessanter. Er erhielt ihn von jemandem der euch alles andere als Fremd ist, mein Herr“, ergriff wieder Amrûn das Wort.

„Kommt in meine Hallen. Dieser Tage seid ihr meine Gäste, denn ihr bringt Neuigkeiten mit euch an denen ich sehr interessiert bin. Doch zunächst mein Freund habe ich eine Überraschung für dich. Sie kam ganz unerwartet und voller Vorfreude, sie erzählte mir, dass du zu uns stoßen wirst. Sie wartet in der Bibliothek auf dich.“
Armûns Herz raste: „Ich bin bald wieder bei dir, Aphadon. Verzeih mir.“ Mit einem Satz sprang der Elb los. Er rannte die gepflasterten Wege Bruchtals entlang zum Herrenhaus. Die Zimmer waren schon vom fahlen Licht der Kerzen erhellt. Behutsam öffnete er die Türe zur Bibliothek und er fing den wohl schönsten Blick seines Lebens ein: Aratinnuíre saß schweigend im Schein des Feuers. Sie stützte ihren Kopf mit ihrer rechten Hand und war über ein großes Buch gebeugt. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und ihre silberne Strähne glitzerte matt. Als sie den kalten Luftzug spürte und die Flamme unruhig zu tanzen begann drehte sie sich zu ihm. Ihr Gesicht zunächst nachdenklich und ernst, begann zu strahlen.
Rasch lief sie zu Amrûn und fiel ihm in die Arme. Für diesen einen Moment war das Leben perfekt für beide. Der Elb sah es vor sich: sein Lebensabend an den westlichen Gefilden. Er sah sich und Aratinnuíre an den Küsten Tol Eresseas spazieren gehen. Er sah wie sie gemeinsam mit den Schwanenboten nach Alqualonde segeln. Sie wanderten zu den Gärten Loriens und zu Este, der mächtigen Heilerin, die ihnen wieder Kraft schenkte.

Amrûn küsste die Elbe. „Hallo, meine Schöne“, begrüßte er sie. Aratinnuíre küsste ihn ein weiteres Mal auf seine kühlen Lippen. „Endlich bist du angekommen. Ich konnte es nicht mehr erwarten dich wieder zu sehen. Ich musste hierher kommen“, gab sie zur Antwort.
„Und ich bin glücklich darüber.“ Er nahm sie an der Hand und ging zurück zum Tisch. Er sah das Buch an und erkannte riesige Stammbäume darauf.
„Was liest du da?“, fragte er.
„Ich grüble über Geschichten aus längst vergangenen Tagen“, antwortete Aratinnuíre.
„Diese Namen sind älter als ich selbst, diese Zeit ist wahrhaftig längst vorbei.“ Er strich mit seinem Finger über das glatte Papier. Einige Namen kannte er, unter anderem Olwe den Herren der Teleri und Cirdan den Schiffbauer und da, etwas abseits aber in selber Linie stand ihr Name: Aratinnuíre. Langsam schloss er das Buch: „Ab heute musst du nicht mehr an deine Vergangenheit denken und ich auch nicht mehr an meine. Heute beginnt unsere Zukunft; unser gemeinsames Leben.“ Sie umschloss ihn fest mit ihren Armen.

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