Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Imladris

Die Straßen von Imladris

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Thorondor the Eagle:
Schon als sie Bruchtal erreichten war der Frühling in vollem Gange. Die bunten Blüten und grünen Gräser sprossen auf den Hängen des Tales und hüllten die blanken Felswände in ein farbenfrohes Kleid. Die Tage verflogen in dieser verborgenen Zufluchtsstätte, denn auch hier war eine mysteriöse Magie am Werk, ähnlich wie im goldenen Wald. Die Zeit schien stehen zu bleiben, doch außerhalb des Elbenreiches verflog sie nahezu.

Lange feierten Amrûn und Aratinnuíre ihr zusammentreffen; ihr Zusammenleben. Sie wichen kaum mehr von der Seite des anderen. Und auch wenn der Zahn der Zeit ruhte, so wusste Elrond dass außerhalb seiner Grenzen die Bedrohung zunahm und nicht schlief. Und an einem warmen Sommerabend rief er eine Versammlung ein, keine von jenen Ratsversammlungen von Heerführern und Weisen sondern alle Bewohner von Imladris wurden zusammen gerufen.

Hier realisierte Amrûn zum ersten Mal seit Jahren, dass die Elben in Mittelerde noch nicht ausgestorben sind, nein dass sie sogar noch eine gewisse Macht hatten und jahrtausende alte Erfahrung. Knapp 1000 Bewohner und 300 Flüchtlinge hatten sich am Fuß der Stufen vor Elronds Haus eingefunden. Alle sprachen sie durcheinander und rätselten über den Grund. Amrûn saß abseits von ihnen allen. Er gab Aratinnuíre seine Hand und sie legte ihren Kopf auf sein Schultern. Ihre Hand lag auf seinem Knie. Aphadon stand neben ihnen, er lehnte sich an einen braunen Baumstamm. Wortlos verfolgten sie, wie Elrond aus der Tür schritt. Links und rechts gingen zwei seiner Gefolgsleute und hielten Fackeln in den Händen. Hinten im Schatten des Hauses stand Arwen. Ihr Gesicht war nur ganz schwach vom Schein des Feuers erleuchtet.

„Eine Zeit ist angebrochen, die selbst wir Weisen in unseren schlimmsten Albträumen nicht kommen sahen. Eine Zeit der Dunkelheit und des Schmerzes, die uns alle mehr betrifft als wir anfangs vielleicht glaubten. Und auch wenn die Zeit für uns Eldar eine untergeordnete Rolle spielt, so sehe ich und auch unsere Verwandten aus Lindon und Lorien den Zeitpunkt gekommen um zu handeln. Um unserem Feind zu zeigen, dass die Elben Mittelerde noch nicht aufgegeben haben, dass noch genug geblieben sind um ihm entgegen zu treten. Ein weiteres Mal ziehen die Erstgeborenen in den Krieg, vielleicht das letzte Mal, aber mit dem guten Gewissen jenen zu helfen die wir unsere Freunde nennen. Im goldenen Wald werden wir uns sammeln, um wie ein tosender Sturm auf unseren Feind herunter prasseln zu können.
Schon morgen beginnen wir uns auszurüsten und zu packen, denn ehest möglich marschieren wir gen Süden in den wohl größten Krieg seit dem Wandel der Welt.“

Unruhe breitete sich in der Menge aus und doch erntete der Herr von Bruchtal regen Applaus. Er schritt die Stufen hinab durch die Menge, genau auf Amrûn und seine Geliebte zu.
„Wie ich höre mein Herr habt ihr die Begabung zu sprechen noch nicht verlernt“, lobte ihn Amrûn.
„Danke, mein lieber Freund. Und doch können meine Worte leider nichts gegen den drohenden Schatten des Ostens ausrichten.“
„Nicht eure Worte, aber die geballte Kraft des Elbenvolkes von Mittelerde.“
„Ja, das hoffe ich. Schwierig ist diese Situation und schwierig sind die Entscheidungen die ich treffen muss. Wieviel Mann werde ich nach Lorien schicken und wieviele soll ich hier lassen? In den letzten Wochen meldeten unsere Späher wieder vermehrt Orkangriffe an den Hängen des Nebelgebirges. Die Orks werden aggressiver, jetzt wo sie spüren, dass ihr Herr mächtiger denn je ist. Und was geschieht mit den Frauen und Kindern von Imladris, schicke ich sie nach Lindon um sie im schlimmsten Falle in das Segensreich zu schicken? Überlasse ich mein Haus den Gezeiten und dem Verfall?“
„Ich für meinen Teil habe eine Entscheidung getroffen. Und glaubt mir, es war die schwerste meines Lebens, aber wie ihr einst gesagt habt, die große Zeit der Elben ist vorüber.“
„Ja, aber wer wenn nicht wir soll Mittelerde retten? Die Menschen können sich nicht mehr wehren. Sie stecken in einer Zwickmühle fest, die sich langsam schließt uns die erdrückt.“
Amrûn schwieg und wandte seinen Blick von ihm ab.
„Meine Entscheidungen sind meine Sache und deine die deinen. Lass dir nicht meine Sorgen durch den Kopf gehen, alter Freund. Bleibe solange zu willst und vor allem so lange du kannst. Ich möchte noch gar nicht daran denken dich nie wieder zu sehen.“
„Danke, Herr Elrond. Ich denke ein paar Wochen können wir unsere Abreise aufschieben. Ich möchte dieser Feste, die mir vielmehr ein Heim war, den gebührenden Respekt erweisen, denn die letzten viertausend Jahre gab es mir stets Sicherheit und ein Gefühl von Geborgenheit. Der Abschied wird mir schwer fallen.“

Thorondor the Eagle:
Die Sonne brannte förmlich in das grüne Tal hinab, als Amrûn inmitten einer Blumenwiese lag. Sein Kopf war in den Schoß von Aratinnuíre gebettet. Er hatte eine weiße Margerite in den Händen und drehte sie zwischen seinen Fingern hin und her.

„Mein Schatz?“, sagte er „Hast du nicht auch Angst all das hier zu vermissen? Die Blumen, Bäume, deinen Hof, die singenden Vögel,…“
„Natürlich weiß ich genauso wenig wie du was uns im gesegneten Westen erwartet, aber ich habe Vertrauen in die Geschichten aus den alten Büchern und aus den Erzählungen all jener die aus dem Westen gekommen sind. Hast du Angst?“
„Nein!“, antwortete er und dachte einen Moment über seine Wortwahl nach „Denn ich habe das Gefühl dies alles schon zu kennen. Vor nicht all zu langer Zeit stand ich schon vor den Pforten von Valinor. Ich sah das schützende Gebirge mit seinen schneebedeckten Gipfeln. Ich sah Tirion und den weißen Turm und das ewig leuchtende Licht an dessen Spitze. Ich sah die weiten Wälder Loriens und den Taniquetil mit seinen silbernen Dächern. Es war wunderschön, aber es war nicht Mittelerde.“
Verwundert sah sie ihn an: „Wie ist das nur möglich?“
„Auf den Ebenen von Rohan in der Hand der Orks war ich gefangen und ich hatte nichts mehr wofür es sich zu leben lohnte. Ich öffnete meine Seele ehe sie in meinem Körper vergehen würde. Bis…“ Er stockte.
„Bis was geschah?“, fragte sie aufgeregt.
„Bis ich eine Hand an meiner Wange spürte, von der ich hoffte es war deine. Wie eine warme Sommerbrise kam es mir vor, die meinen kalten Körper wärmte. Es war eine Elbe, die ich heute meine Freundin nennen kann. Ich wünschte du hättest sie kennen gelernt, aber vielleicht hast du dazu noch die Chance, denn auch ihr Weg führt sie in den Westen. Seit wir Rohan verlassen haben und seit wir die zwei hoffnungslosesten Schlachten geschlagen haben, sind unsere Seelen verbunden. Sie hat mich gelehrt das selbst im dunkelsten Raum die Möglichkeit besteht ein Licht zu entflammen, wenn man nur genug Hoffnung in sich trägt.“
„Sie scheint dich sehr verändert zu haben, denn ich erkenne dich kaum wieder.“
„Ja, aber vielmehr ich selbst habe erkannt, dass ich all die Jahre nur meinetwegen hier geblieben bin. Ich wollte meinen Namen in den Geschichtsbüchern verewigen, wollte Statuen meiner selbst errichten und eine Legende sein für all jene die nachkommen. Doch dies alles ist nicht von Bedeutung, nicht mehr“, antwortete Amrûn „Ich sehe jetzt diese Margerite und denke an den weißen Schnee der auf der warmen Hand schmilzt. Ich denke an den weiß-silbrigen Mond in den klaren Nächten, ich denke an den Duft von Kirschblüten, wie sie zahlreich über die Straßen von Mithlond wehen, jeden wiederkehrenden Frühling, ich denke an Galadriels schimmerndes Gewand, an ihre Güte und an ihre Weisheit und ich denke an die reinen Quellen des Nebelgebirges, wie das Wasser die Wurzeln des Fangorn nährt.“
„Es scheint mir als hätten die dich die letzten paar Monate mehr gelehrt als dein übriges Leben.“
„Ja. Ich bin aufgewachsen mit den Lehren meines Volkes und mit dem was mein Herz mir sagte dass richtig sei, aber in letzter Zeit bin ich an mir selbst gewachsen. Habe all das hinter mir gelassen, um in Frieden zu leben, mit dir.“
Aratinnuíre küsste ihn auf den Mund. „Niemals zuvor habe ich etwas Schöneres gehört“, sagte sie lächelnd.
„Und niemals zuvor habe ich etwas süßeres geschmeckt als deine Lippen.“

Thorondor the Eagle:
Die Sonne ragte hoch über dem Horizont dieses späten Sommertages. Leichte Zeichen des Herbstes hatten sich schon im Tal breit gemacht. Die Blattränder der Bäume färbten sich schon in ein gelb schimmerndes Grün und die Abende wurden kühler. Innerhalb der Stadtmauern, gleich beim Tor war die Heerschar der Elben versammelt. Sie hatten die letzten Wochen damit verbracht die Schwerter zu schleifen, die letzten Vorräte einzupacken und die Festung standhaft zu machen.
Im Licht der Sonne strahlten ihre goldenen Helme und Schilde während die tiefblauen, im Wind wehenden Gewänder wie das brandende Meer bei Sonnenuntergang wirkten. Elrond kam die Treppe seines Hauses herab um sich von Amrûn und Aratinnuíre zu verabschieden.
„Hier nun, im verborgenen Tal im Schatten meines Hauses müssen wir uns trennen, mein lieber Amrûn. Du ziehst fort von hier in eine bessere Welt und ich befangen von meinem stetigen Schicksal ziehe in die Schlacht. So wie wir einst Seite an Seite in den Krieg gezogen sind. Ich werde an dich denken, wenn immer ich Schwert ziehe, wenn immer ich dem Meer nahe bin und stets wenn ich andere deiner Freunde treffe.“
Amrûn verneigte sich vor seinem Herrn.
„Du hast keinen Grund dich vor mir zu verbeugen. Ich nenne dich Freund, wir sind einander ebenbürtig“, er sah ihm noch einmal tief in die Augen „Freunde lässt man nur sehr ungerne gehen, denn sie hinterlassen eine große Lücke, die kein anderer zu füllen vermag, wie ein Schloss zudem nur ein Schlüssel passt. Leb wohl, Amrûn, Sohn des Gilwe und leb wohl, Aratinnuíre, Königin der mondlosen Nächte.“
Elrond drehte sich um und ging zu seinem Gefolge. Seine alte Rüstung erstrahlte in neuem Glanz und sein Schwert, lange im dunklen verwahrt, kam endlich wieder an das Tageslicht.
Langsam schritt das Paar die Stufen zum erhöhten Fundament hinauf. Am oberen Ende stand Arwen in einem dunkelvioletten Kleid. Sie lehnte an einer Säule, ihre Arme waren ineinander verschränkt und ihr Blick auf ihren Vater gerichtet: „Elrond verlässt Bruchtal, der letzte Halbelb des verborgenen Tals macht sich auf die Spuren seiner gefallenen Söhne. Sein Schicksal wohl ungewiss und verborgen in der dunklen Hülle hinter den Sternen. Auf ein Wiedersehen, Herr von Imladris“, sagte sie zu sich selbst und zu Amrûn.
„Arwen, ich denke dein Vater weiß was er tut. Er ist einer der Weisen dieser Lande und er besitzt eine Gabe die nur wenigen zuteil wird. Gäbe es keine Hoffnung, gäbe es für ihn keinen Krieg.“
„Nein, nur wenn er nicht kämpft, hat er bereits verloren“, gab sie zur Antwort und brach in Tränen aus. Aratinnuíre stellte sich zu ihr und legte ihr die Hand um die Hüfte.

Das Heer setzte sich in Bewegung, durschritt das Tor und überquerte die Brücke. Sie schlugen den Weg nach Süden ein, zur mittlerweile freien Pforte von Rohan. Zwei Soldaten schlossen das Tor ehe die Dämmerung hereinbrach.

Tom Bombadil:
Aphadon saß trübsinnig auf einer marmornen Bank und betrachtete mit erlahmendem Blick die sich im sanften Abendwind wiegenden Laternen an der Häuserfassade ihm gegenüber. Bruchtal oder Imladris, wie die Elben es nannten, war fantastisch: allen voran die sagenhafte Architektonik der Festung. Solch hingebungsvoll bearbeiteten Fels hatte der Ostling nirgendwo zuvor gesehen und es bereitete ihm immer eine Freude, die faszinierenden Muster, die die Steinmetze in den Marmor geprägt hatten, zu bewundern. Selbst die Luft war von atemberaubender Reinheit und in den wenigen Tagen seines Aufenthalts hier hatte sich ein wohliges Gefühl der Erholung in ihm ausgebreitet. Doch vieles hinderte ihn daran, diese Stimmung zu genießen.
Obgleich die bloße Anwesenheit in Bruchtal heilende Wirkung zu haben schien, begann Aphadon einfach in keinster Weise, sich hier zuhause zu fühlen, was daran lag, dass ihm die einheimischen Elben zwar mit Freundlichkeit, aber zugleich auch mit distanzierter Missbilligung entgegen kamen.  Seine Angehörigkeit zum Volk der Ostlinge verfolgte den Menschen also auch noch hier, in einem Hort des Guten, hunderte, wenn nicht tausende Meilen entfernt von seiner Heimat, obwohl er vor Monaten alle Bürden seines Alten Lebens abgelegt und einen Neubeginn gestartet hatte.
Aphadon seufzte schwer. Er hatte nicht von den achso rechtschaffenen Elben erwartet, dass sie solche Vorurteile gegen ihn hegen würden, aber es gelang ihm auch nicht, es ihnen angesichts der Kriegslage und der Vergangenheit zu verübeln.
Aphadon verspürte zum ersten Mal seit langer Zeit den Wunsch, Pfeife zu rauchen. Er versuchte sich zu erinnern, wann er dies zuletzt getan hatte. Sein Onkel Galblog, ein Gutsbesitzer nördlich von Gortharia, hatte sich häufig Stengel mit einem bestimmten Kraut gerollt, und Aphadon kurz vor seiner Verbannung auch des öfteren einen Stengel gegeben.
Gern erinnerte sich Aphadon an seine Aufenthalte bei seinem Onkel auf dem Land, fern vom Trubel und Dreck der Stadt, wo seine Familie in den ärmsten Bezirken gehaust hatte. Aphadon schloss die Augen und sah die Roggenfelder vor sich, wie sie sich sanft in der Brise wiegten, die Sonne, wie sie in hinter dem flachen Horizont versank und die ganze Szenerie in ein majestätisches Orange tauchte.
Eine brennende Sehnsucht schüttelte sein Herz und eine Träne tropfte auf sein ledernes Wams. Selbst im Angesicht eines Ortes von solcher Schönheit wie Bruchtal sehnte sich Aphadon nach der Rückkehr in seine Heimat, dort wo er herkam, dort, wo er hinge...
Aphadon schüttelte energisch den Kopf und sprang auf.
Dieses Leben war Vergangenheit, er lebte nun hier, im Westen und kämpfte auf der richtigen Seite.
Doch was war eine Heimat ohne Freunde, ohne Leute, denen man vertraute, mit denen man sprechen konnte. Amrûn würde ihn bald verlassen, feige wie er war, fliehen vor dem Konflikt in das Paradies der Elben, weit hinter dem Meer im Westen. Aphadon trat an das gusseiserne Geländer der Terasse und spuckte in die Blumenbeete einige Meter unter sich. 
Ohne Amrûn blieb ihm niemand, er wäre ganz allein. Und auch wenn Aphadon zornig auf den Elben war, so schuldete er ihm doch Verzeihung, nach dem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Also fasste Aphadon den Beschluss, Amrûn bis zu den Anfurten zu begleiten. Er drehte sich heurm und schritt durch die Straßen Bruchtals, die nach dem Abrücken des Heeres wie ausgestorben schienen. So würde es nicht schwierig werden, Amrûn zu finden.

Thorondor the Eagle:
Die Feste war wie leergefegt, nach dem Tag an dem das Heer losmarschiert war. Amrûn saß allein im Garten von Bruchtal auf einer verborgenen Stufe. Links und rechts türmten sich rote, gelbe und weiße Rosen auf, die bereits begannen zu welken und ihre Blütenblätter abwarfen. Eine leicht kühle Brise wehte durch dass Tal, erwischte allerdings den Elben nicht, da er geschützt zwischen den Sträuchern saß.
Die Sonne blinzelte über die Gipfel hinweg. Amrûn nahm einen großen Schluck aus dem Becher der neben ihm auf den Stufen stand. Aus seinem Gewand zog er ein Buch hervor. Mit seinem Finger strich er über die silbrig geprägten Buchstaben: „Das Erbe der Eldar“. Er schlug eine der letzten Seiten des Buches auf und sah auf einen riesigen Stammbaum, dessen Namen klein und zierlich auf die Seite geschrieben waren.

Hier steht mein Name, schwarz auf weiß. Eine Erinnerung für alle die dieses Buch lesen werden, für alle die Elronds Bibliothek betreten werden. So viele Namen, so viele Bekannte… Er strich mit dem Finger über den Namen seiner Mutter und blendete ihn so gedanklich aus. Gil-Galad, Celebrian, Elladan, Elrohir, Celebrimbor…

Immer weiter arbeitete er sich zu den jüngeren Generationen der Elben vor. Bis er auf Gwilwileth stieß oder Celebithiel wie sie sich nun nannte. In seinen Gedanken waren die Seiten des Stammbaumes fast leer.
„Was machst du hier?“, fragte ihn die vertraute Stimme Aratinnuíres.
Er presste ein winziges Lächeln über seine Lippen: „Ich grüble über der Vergangenheit.“
„Warst du es nicht, der gesagt hat, dass ich mich nur noch über die Zukunft Gedanken machen soll?“
„Ja, ich weiß. Wenn ich mir ansehe wer aller fort ist, dann sind die Seiten des Buches nur spärlich beschrieben.“
„Ja, die Zeit der Eldar auf Mittelerde ist vorbei. Unser Erbe liegt nicht auf diesen Gefilden sondern jenseits des Meeres.“
„Es stimmt mich traurig. Wenn dieser Krieg vorbei ist, werden die meisten Seiten dieses Buches leer sein inklusive unseren.“
„Bereust du deine Entscheidung, Amrûn?“, fragte sie zudringlich.
 „Nein. Es ist nur…“ er zögerte einen Augenblick „Ich habe es ignoriert, weil ich nur zu dir wollte, aber…“
„Aber was?“, fragte seine Gefährtin nochmals.
„Ich habe lange in mich geschaut um herauszufinden was es ist und ich denke ich fühle mich schuldig! Schuldig gegenüber Gandalf, gegenüber Galadriel, gegenüber Cirdan… und vor allem gegenüber Celebithiel.“
„Nichts schuldest du ihnen, höchstens Celebithiel und selbst sie will in den Westen segeln.“

Die letzten Sonnenstrahlen versetzten das Tal in ein feurigrotes Leuchten ehe die Dämmerung einsetzte.
„Celebithiel wird nicht gehen. Sie ist stark, stärker als wir alle. Gandalf hat dies erkannt und ihr Narya übergeben, so wie Cirdan ihn einst an Mithrandir weitergab. In ihr lodert eine Flamme stärker und feuriger als alle Macht des Ringes. Celebithiel hat es nur noch nicht erkannt.“
„Dann wirst du nicht nach Valinor gehen?“
„Wie sie, stehe ich mir nur selbst im Wege und das möchte ich nicht mehr. Mein Verstand sagt mir ich solle hier bleiben, aber mein Herz sagt mir ich komme mit dir“, er reichte ihr die Hand und stand auf. Er legte einen zarten Kuss auf ihre Lippen und sie gingen zurück in das Haus. Auf der Terrasse stand ein reich gedeckter Tisch an dem Arwen bereits Platz genommen hatte. Aratinnuíre und Amrûn setzten sich zu ihr, als plötzlich Aphadon durch die Tür kam.
„Aphadon, da bist du ja wieder“, sagte Amrûn erfreut „Arwen, darf sich mein Freund zu uns setzten?“
Sie nickte nur zustimmend.

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