Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Imladris

Die Straßen von Imladris

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Tom Bombadil:
Aphadon fand Amrûn auf einer Terasse im strahlenden Sonnenlicht des nächsten Tages. Lächelnd blickte er auf zum blauen Himmel. Der Sommer kehrte zurück. Aphadon fragte sich gedankenverloren, was alles seit dem letzten geschehen war. Er hatte den Großen Strom überquert, Rohan durchquert und den Fangorn passiert, war monatelang in Isengart gefangen gehalten worden, hatte an der Befreiung ebenjenes Ortes mitgewirkt, war von dort nach Lothlorien gewandert und von dort über die Nebelberge hierher.
Es schien ihm so viel, dass er beinahe betrübt war, wieviele Details seiner Reise er bereits wieder vergessen hatte angesichts der schieren Masse von Erinnerungen. Zuvor hatte er jahrelang als Einsiedler die Einöde bewandert, doch diese Zeit schien ihm so fern, als sei es bloß die Erzählung eines anderen.
Amrûn und eine ausgesprochen hübsche Elbendame saßen auf einer Bank und blickten zu ihm auf. Amrûn begrüßte ihn, wie Aphadon fand, überraschend herzlich und fragte seine Begleiterin sogleich, ob er sich zu ihnen setzen könne. Die Elbe nickte.
Aphadon nickte Amrûn lächelnd zu und verbeugte sich kurz vor der Elbe, wie er es im Goldenen Wald gesehen hatte.
"Ihr seid...?", fragte er.
"Arwen", sagte die Elbe mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, als habe sie ein anderes Verhältnis zu Menschen als alle anderen Elben, die Aphadon kannte. "Für Euch einfach nur Arwen."
Aphadon nickte und zog sich einen Stuhl herbei, auf dem er sich sogleich niederließ.
Amrûn sah ihn fragend an.
Der Mensch holte kurz Luft, bevor er begann.
"Amrûn, ich habe Euch verziehen. Ich werde euch bis zum Westmeer begleiten. Hier hat mein Aufenthalt keinen Zweck. Daher werde ich Euch begleiten, und bitte Euch, dass Ihr mir, wenn wir angekommen sind, Rat gebt, wohin mein Weg von dort führen soll, bevor ihr... Bevor ihr diese Welt verlasst."

Vexor:
Celebithiel erreicht  Bruchtal, nachdem sie in Isengart aufgebrochen ist


„Ruhig!“.
Celebithiel streichelte durch die blonde Mähne ihrer Stute. Es roch immer noch nach den Gräsern in Lórien und unbewusst blickte sie gen Osten, durch die hohen Spitzen der Nebelberge hindurch. Ihre Augen folgten dem klaren und reinigenden Wasser Nimrodels, bevor es in den rauschenden Celebrant überging. Ihre Füße berührten das sanfte Gras, welches mit den Farben des Herbsts geschmückt war, und ihre Nase roch wieder den Duft Glorfindels, der sich in ihr so fest eingeprägt hatte, dass sie kaum noch Angst hatte ihn zu verlieren. Sie musste nur die Augen schließen und schon sah sie ihn vor sich. Sein markantes Kinn. Seine weißgoldenen Haare und seine weiche Haut. Celebithiel berührte ihre Lippen, als würde sie noch einmal die seinigen auf ihren spüren.
Das Rauschen der Bruinen riss sie aus ihren Gedanken und so blickte sie auf das Tal herab, indem Bruchtal lag.

Es hat sich kaum etwas verändert seitdem ich es vor etlichen Monaten verließ. Noch immer ist es mein Hort des Friedens, meine Ruhestätte, mein Refugium.

Sie stieg von der Stute ab und führte sie neben sich an den Zügeln und folgte mit andächtigem Schritt dem kleinen Weg, der zum letzten gastlichen Haus Mittelerdes führte.
Die Sonne senkte sich bereits über die westlichen Hügel und tauchte die schneebedeckten Zinnen des Nebelgebirges in ein feuriges Rot, als würde Mithrandir dort oben erneut gegen den Balrog von Morgoth kämpfen. Der Weg, obwohl sie ihn unzählige Male in ihren Leben gegangen war, bereitete ihr Schwierigkeiten, vor allem die Stute nebenbei zu führen erwies sich als gefährlich, da sie Angst vor den schmalen Passen hatte, die sich um die steilen Gebirgshänge wandte, wie eine Schlange um ihre Beute.
Die Vögel zwitscherten, wie verrückt als sie auf den geraden Pfad, der zu der Brücke führte, die die einzige Möglichkeit darstellte die Bruinen an dieser Stelle zu überwinden und nach Bruchtal zu gelangen. Celebithiel machte eine kleine Pause, um ihrer Staute eine Verschnaufpause zu gönnen, denn ihr Herzschlag raste beinahe. Sie setzte sich auf einen kleinen Stein und nahm einen Schluck aus ihrer Trinkflasche. Das klare Wasser, das noch aus den Quellen Nimrodels stammte, rann ihre Kehle hinunter und sorgte für ein angenehmes Gefühl in ihren Magen. Celebithiel fühlte sich wie neugeboren und ihre ozeanblauen Augen wanderten sehnsuchtsvoll zu den Dächern Imladris‘, die nur einen Wimpernschlag entfernt waren. Sie hatte Angst über diese Brücke zu gehen. Angst vor der Begegnung mit Arwen. Angst vor den Blicken Amrûns. Angst davor das Grab ihres Vaters zu Besuchen.

Und trotz ihrer Angst ging sie über die Brücke und trotz ihrer Angst passierte sie das edle Tor der Stadt und ging ohne Umschweife auf das Haus Elronds zu, wo sie bereits auf einen der Balkone Arwen erblickte, so wie es ihre Art war. Bevor sie die Tür erreicht hatte stürmte ihr die schönste Elbe Mittelerdes entgegen und fiel ihr um den Hals.
„ Gwilwileth, du bist hier“, schluchzte sie.
„ Elrond ist fort! Er folgt dem tragischen Schicksal seiner Söhne.“
Celebithiel stutzte bei Gwiliwleth erwiderte, aber die herzliche Umarmung ihrer Halbschwester.
„ Ich weiß meine Liebe, ich weiß.“

Celebithiel hatte sich gewaschen und die Haare zu einem Zopf geflochten, den sich um die Schulter gelegt hatte. Sie träufelte ein wenig das Rosenwasser über ihre Handgelenkte und betupfte ihren Hals damit, bevor sie die smaragdgrüne Haarspange nahm, die einen Schmetterling formte, und sie sich ins Haar steckte.
Sie trug ein Limettenfarbenes Kleid, welches ihr Arwen geliehen hatte. Einen Moment zögerte Celebithiel, ob sie Narya aufsetzten sollte, doch Galadriel hatte ihr gesagt den Ring so wenig wie möglich offen zu tragen. Deswegen steckte sie ihn nur wieder in den seidenen Beutel, den sie an ihren silbernen Gürtel hing.
Es klopfte und Celebithiel schreckte zusammen. Es war Arwen, die sie zu Amrûn und Aphadon begleiten wollte. Celebithiel schlug das Herz plötzlich bis in die Kehle und sie zitterte leicht, als sie die Tür hinter sich schloss.
Sie betraten den westlichen Balkon und die Sonne hatte sich nun hinter den Bergen zur Ruhe gelegt. Ein paar Fackeln erhellten den Balkon und im flackerenden Licht konnte sie Amrûns Hinterkopf ausmachen, der neben einer Elbe saß und am Geländer des Balkons erhaschte sie einen Blick auf Aphadon, der gedankenverloren in die Ferne blickte.
„ Entschuldigt Amrûn, aber hier ist jemand, der zu euch möchte“, räusperte sich Arwen, bevor sie mit der anderen Elbe ein wenig zur Seite ging.
Celebithiels Herzschlag setzte aus und sie sah Amrûn nun direkt in die Augen.

Thorondor the Eagle:
Celebithiels Gesicht wieder zu sehen, versetzte Amrûn einen Stich. Sofort fühlte er wieder den Kummer, den Schmerz, aber auch die tiefe Verbundenheit.
Wie es ihm die Höflichkeit gebot, erhob sich der Elb und sogleich wollte ihn Celebithiel in die Arme schließen. Er jedoch ging ihr aus dem Weg. Sein Blick wanderte zum nördlichen Geländer des Balkons, wohin er auch ging um außerhalb der Hörreichweite der anderen zu sein. Verwirrt folgte ihm der Neuankömmling.

„Hallo!“, sagte Celebithiel reumütig. Amrûn begegnete ihr mit einem Nicken.
„Ist es wegen meiner Entscheidung in Lothlorien? Es tut mir…“
„Warte“, platze der Elb heraus „Warte, was ich zu sagen habe, ehe du dich entschuldigst.“
Überrascht schauten ihre blauen Augen in die seinen.
„Deine Entscheidung aus Galadriels Mund zu hören, brach mir das Herz. Ich begegnete dir als starke Kriegerin, als Edle der Noldorí und vor allem als einzigartige Freundin. Doch die Zeit hinterlässt auf uns allen seine Spuren.
Als deine Großmutter sprach wurde mir eines bewusst. Sie verkündete dein Schicksal gleichzeitig mit meinem. Ich fand mich damit ab endlich mit Aratinnuíre in den Westen zu segeln. Den ganzen langen Weg nach Imladris hatte ich Zeit dies zu akzeptieren… und das habe ich.“
Ein kleiner Seufzer huschte über Celebithiels Lippen, aber sie unterbrach ihren Freund nicht.
„Nicht du sollst dir Vorwürfe machen, dass du im goldenen Wald eine Entscheidung getroffen hast, weil dich so vieles auf einmal überrumpelte. Nein, meinetwegen habe ich gezögert dich so herzlich zu begrüßen, denn ich bin derjenige mit den Schuldgefühlen. Du solltest vorher wissen, wie es um mich und um unsere Freundschaft steht, ehe du eine Entscheidung triffst.“

Celebitiels Arme umschlossen Armûns Oberkörper und auch er legte seine um ihre Schultern. Sie verharrten in der Umarmung und der Elb spürte wie sein Hemd von Tränen genässt wurde.
„Wie konntest du nur so denken. Die Entscheidung mit dir befreundet zu sein habe ich längst getroffen. Und nichts gibt es, das einen Schatten über sie legt. Wahre Freundschaft überdauert Zeit und Entfernung. Diesen vernünftigen Entschluss, auch wenn es mir sehr schwer fällt, werde ich annehmen.“

Sie lösten sich: „Aber wie du schon sagtest. Ich traf die Entscheidung nach Westen zu gehen aus falschen Gründen. Es schien als ob all die Bürden zu schwer sind, doch noch habe ich Kraft genug, dank Gandalf und Galadriel… und Glorfindel. Ich will bleiben und nach Dol Amroth segeln, zu unseren Verwandten.“
Amrûn nickte ihr verständnisvoll zu: „Lass uns zu Tisch gehen. Heute kann ich dir endlich Aratinnuíre vorstellen. Sie wird dir gefallen, denn sie ist der Heilkunde mächtig und kann dir viele Geschichten aus den ältesten Tagen erzählen, bis zu ihren jungen Jahren am See von Cuivienen.“

Thorondor the Eagle:
Der Morgen brach herein in das verborgene Tal an den westlichen Hängen des Nebelgebirges. Dichter Herbstnebel lag über der Bruinen und kündigte den kommenden Winter an. Die Temperaturen waren bereits stark gefallen und das Laub schon goldgelb und rot durchtränkt.
„Schönheit umgibt uns hier, am letzten Tage den wir im Tale Elronds verbringen. Spürst du den kalten, frischen Nebel wie er sich auf unsere Haut setzt?“, fragte Amrûn seine geliebte Elbe. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und beide schauten Sie das Tal hinab und ihr Blick folgte der Nebelspur wie sie sich sanft aus dem Tal hinaus schlängelte.
„Unser Schiff wartet auf uns, Aratinnuíre, lass uns losreiten. Damit wir zum Morgengrauen in Mithlond angekommen sind. Celebithiel und Aphadon werden unseren Weg teilen bis zu den Anfurten. Dort muss ich mich dann endgültig verabschieden“, sagte der Elb.

Die ersten Sonnenstrahlen ließen sich hinter der Nebeldecke erahnen, als sie sich auf den Weg zu den Stallungen machten. Dort fanden Sie ihre Weggefährten, Arwen und einige Elben des Landes. Ein gutes Duzend Pferde stand dort bereit zum Aufbruch.
„Nun seid ihr komplett für eure Reise“, empfing sie die Herrin des Tales.
„So viele Pferde? Reiten denn so viele mit uns?“, warf Amrûn zurück.
„Einige unserer tapfersten Krieger sende ich euch einen Teil des Weges mit. Auch Eriador ist dieser Tage nicht sicher. Orks greifen immer wieder die umliegenden Gebiete an. Das Tal haben sie noch nicht gewagt zu betreten, doch wird auch dies früher oder später der Fall sein.“
„Bis dahin wird die Heerschar hoffentlich zurück sein.“
„Ganz bestimmt“, versicherte Arwen „Oh Amrûn. Ich denke nun ist unser Abschied gekommen. Lass dich umarmen. Ein guter Freund unseres Hauses warst du stets und wie ein Onkel für mich und meine Brüder. Ich werde dich vermissen. Wenn du meiner Mutter begegnest, sag ihr, dass ich sie liebe und das ich sie vermisse, jeden Tag und gerade jetzt in dieser dunklen Zeit.“
Celebithiel zuckte bei diesen Worten ein wenig zusammen. Anscheinend hatte sie noch gar nicht daran gedacht, dass Amrûn ihrer Ziehmutter begegnen wird.
„Werde ich machen, Arwen. Pass gut auf dich auf, und auf deinen Vater.“
Sie lösten sich voneinander. Wortlos setzten sich die Gefährten auf ihre Rösser und traten ihre Reise an. Dem Elben lief ein kalter Schauder über den Rücken und ehrfürchtig durchschritt er ein letztes Mal das Tor von Bruchtal und überquerte die Brücke über die Lautwasser, die immer noch tosend ihren Weg in die Ebene suchte.

Plötzlich fiel im sein Gedicht wieder ein:
Oh Mittelerde, einst lieblich rein
Verseucht bist du von Dunkelheit.

Einst brachten wir dir Licht und Schein
Doch es verging in Ewigkeit.

Der Regen der die Felder goss
Verbannt von Hitze und von Feuer

Mein Herz hängt hier an jedem Spross
Der Schönheit Preis ist wahrlich teuer.


Der Sommer kommt und Spross wird Blatt,
und zahlreich Leben wird begonnen

Doch Laub im Herbst wird rot und matt,
und was einst aufgeblüht im Licht der Sonnen

vergeht in Winters kaltem Frost.
Valinor reicht man uns zum Trost.

Oh Mittelerde, einst lieblich rein
im Herzen wirst du stets meine Heimat sein.
Lebe wohl…
Murmelnd sagte er es vor sich auf, als sie das Tal verließen und nach Westen ritten.


Celebithiel, Aphadon, Amrûn und Aratinnuíre zur Großen Oststraße

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