Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Arnor
Die Große Oststraße
Fine:
Arwen, Lindir, Kerry, Rilmir, Magrochil, Lónar und die Elben Bruchtals aus ihrem Lager nahe Bree
Die Elben Lothlóriens von der Nord-Südstraße
Arwen und ihre elbischen Begleiter reisten wie schon in den vergangenen Tagen auf der Straße östlich von Bree in einem eher gemächlichen Tempo. Eilig schienen sie es nicht zu haben. Kerry war das recht, denn so konnte sie sich im Laufen mit den verschiedenen Angehörigen der Reisegruppe unterhalten. Das Land veränderte sich während sie weiter nach Westen reisten, denn nach einiger Zeit wichen die Hügel südlich der Straße einer dunklen Reihe Bäume, die den Saum des Alten Waldes bildeten. Kerry lief einige Zeit mit Magrochil an der Spitze der Gruppe, ließ sich dann später zurückfallen um mit einigen Elben am Ende des Zuges zu sprechen und ging gegen Mittag einige Zeit neben Lindir her, der sein Pferd Súletál am Zügel führte und mit dem sie Scherze austauschen konnte.
"Das ist doch wirklich nicht so schwer, Kerevalline. Lind-dír. Lindir. Ein Wort. Zwei Silben. Geht das in deinen Kopf?"
"Sehr witzig, Pferdefreund. Ich verstehe trotzdem kein Elbisch."
"Du könntest es lernen! Es ist eine anmutige und fließende Sprache. Aber eigentlich geht es mir darum, dass du dir keine Namen merken kannst," sagte Lindir halb fröhlich, halb resignierend.
"Kann ich wohl!"
"Ist das so? Dann weißt du bestimmt noch, wie die edle Dame direkt vor dir heißt?"
"Die Prinzessin Abendstern?" schlug sie vor.
"Sie ist eigentlich keine Prinzessin, da ihr Vater kein König ist..."
"Du lenkst vom Thema ab, Herr Elb."
"Das ist doch - " Er unterbrach sich, und machte eine Geste gespielter Verzweiflung. "Also gut. Nochmal von vorne. Vielleicht war meine Frage zu schwer, und -"
"War sie nicht!"
" - und deshalb mache ich es dir noch leichter. Der Waldläufer mit dem du reist, wie lautet sein Name?"
"Du meinst den Dúnadan?"
Lindir klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. "Ja, richtig, er ist ein Dúnadan. Und weiter?"
"Wie, und weiter?"
"Es gibt viele Dúnedain. Woran unterscheidet man sie? An ihrem - "
" - Gesicht?" warf Kerry ein, worauf sie und Lindir sich nicht mehr halten konnten und in Gelächter ausbrachen.
"Du bist wirklich unmöglich, meine junge Freundin. Wir werden noch viel Spaß miteinander haben, " sagte Lindir, nachdem sie sich halbwegs wieder beruhigt hatten.
"Oh, das hoffe ich," gab sie zurück.
In diesem Moment kam einer der Reiter, die ihre Pferde inmitten der Gruppe im Schritt gehen hatten lassen zu Arwen nach vorne geprescht und glitt gewandt aus dem Sattel.
"Ela, Undómiel, Laurelindórenan tú lar," sagte er eilig, worauf die Elbin die Reisegruppe mit einer Handbewegung anhalten ließ.
"Warum halten wir?" wollte Kerry wissen, doch Lindir wies einfach nur in östlicher Richtung die Straße entlang. Sie folgte seinem Blick und riss die Augen auf.
Eine große Anzahl Elben schloss gerade zu ihrer Gruppe auf, und es wurden immer mehr. "Das sind Elben aus Lothlórien!" erklärte Lindir. Kerry sah den Unterschied zu jenen aus Imladris deutlich - viele von ihnen trugen graue Gewänder und Umhänge, deren Farbe schwer zu bestimmt zu sein schien. So viele Elben auf einem Haufen hatte sie noch nie gesehen. Hauptsächlich schienen es einfache Leute zu sein. Krieger waren nur wenige unter ihnen.
Arwen trat neben Lindir, und auch Rilmir kam nun hinzu. Mehrere der Elben Lóriens eilten herbei und grüßten sie mit freundlichen Gesten.
"Mae govannen! Ungewöhnlich ist dies Treffen, doch nicht unerfreulich!" sagte einer von ihnen. Arwen erwiderte die Begrüßung und erkundigte sich, weshalb die Elben in so großer Zahl auf der Oststraße reisten.
"Wir sind auf dem Weg nach Mithlond, arachíril ," erklärte ihr Gegenüber. "All jene, die nicht bereit sind, Saruman in seinem Krieg zu unterstützen oder nicht mit Mithrellas nach Gondor gehen mochten sind nun in den Norden gereist, um in Lindon Schutz zu suchen. Für kurze Zeit rasteten wir in Rohan, dank der Gastfreundschaft der Rohirrim. Doch nun führt uns unser Weg weiter zu den Elbenlanden, wo wir sicher sein werden."
"Also hat der Krieg im Osten erneut begonnen?" fragte Arwen.
"Ein großes Heer brach gen Norden auf," antwortete der Elb. "Glorfindel führt es an. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
"Ging mein Vater mit ihm?"
"Nein, Herrin. Meister Elrond kam mit uns nach Eriador, doch vor kurzem trennten wir uns als er in Begleitung Herrin Galadriels und von Herrn Celeborns in Richtung eines der Wälder hier aufbrach - er lag in nordwestlicher Richtung. Wir anderen folgten der Straße weiter nach Norden bis zur Kreuzung, welche die Menschen die Grünwegkreuzung nennen. Nun reisen wir von hier aus weiter nach Lindon."
"Dann ist mein Vater also in den Alten Wald gegangen? Ich frage mich, was seine Gründe dafür waren," sagte Arwen.
"Er hat sie uns nicht mitgeteilt. Herrin Galadriel sprach davon, dass sie sich um eine wichtige Angelegenheit kümmern müssten."
Kurze Zeit später stand Rilmir bei Arwen, die sich mit Lindir unterhielt. Die Elben Lóriens waren nun vollständig heran gekommen und sammelten sich zu beiden Seiten der Straße.
"Ich weiß, wo mein Vater hinwollte. Und da Galadriel bei ihm ist, werde ich gehen und sie aufsuchen. Lindir, du und die anderen können mit den Galadhrim hier auf uns warten, bis wir gemeinsam mit ihren Anführern zurückkehren.
"Ve merityë, herya," antwortete Lindir zustimmend und gab die Anordnung an die restlichen Elben von Imladris weiter.
"Lasst mich Euch begleiten, Herrin," sagte Rilmir. "Ich benötige den Rat Eures Vaters. Seine Weisheit wäre mir von großem Nutzen."
Arwen bedachte ihn mit einem prüfenden Blick, dann nickte sie zufrieden. "Gut, du und deine Begleiter mögen mit mir gehen."
"Wir sollten sie fragen," warf Kerry ein.
"Willst du denn mit?" sagte Rilmir prompt.
"Was? Natürlich! ... natürlich komme ich mit dir mit!" stieß sie hervor. "Ich meinte doch Maggie und den Zeichner!"
Rilmir zuckte die Schultern und ging, um die Beiden zu holen. Arwen bedachte Kerry mit einem Blick, der zu gleichen Teilen aus Verständnis und Belustigung zu bestehen schien. Eine Pause entstand, da Kerry ausnahmsweise nichts zu sagen hatte. Was sollte ich auch groß sagen? Selbst die Prinzessin Abendstern hat mit nur einem einzigen Blick erkannt, was der Dúnadan mir bedeutet.
Gleich darauf kehrte Rilmir mit Lónar und Magrochil zurück.
"Auf einen Umweg durch den Wald kann ich gut verzichten. Tut mir Leid, Mädchen," sagte Lónar entschuldigend. "Ich denke, ich werde hier bleiben und endlich meine Zeichnungen vollenden. Die Pause kommt mir sehr gelegen.."
"Und ich würde den Wald auch lieber auslassen, Kerra - sieh doch nur wie unfreundlich er aussieht. Nicht gerade einladend und auch irgendwie gruselig, findest du nicht?," sagte Magrochil, doch Kerry sah ihr an, dass ihr der Abschied nicht leicht fiel. "Ach Maggie, jetzt mach' doch nicht so ein Gesicht," sagte Kerry und umarmte sie herzlich. "Wir sehen uns doch schon bald wieder, das verspreche ich dir."
"Ohne dich wird es nur halb so lustig werden," erwiderte Magrochil.
"Damit musst du leben, meine Liebe."
"Mach's gut, "Lothíriel"!"
"Mach's gut, Angsthase," erwiderte Kerry grinsend. Wir sehen uns bald wieder.
Lónar und Magrochil kehrten zu den Elben zurück, die nun begonnen hatten, nahe der Straße ein Lager für die Nacht zu errichten.. Kerry winkte ihnen zum Abschied und trat dann zu Arwens Gruppe, die nun nur noch aus Rilmir, Kerry, zwei Elbenkriegern in silberner Rüstung und ihr selbst bestand. Zu fünft verließen sie die Straße und traten kurz darauf in die Schatten der Bäume des Alten Waldes ein.
Arwen, Kerry und Rilmir in den Alten Wald
Fine:
Gandalf, Elrond, Galadriel, Celeborn, Pallando, Arwen, Celebithiel, Kerry und Rilmir aus dem Alten Wald
Die kleine Gruppe trat aus dem Schatten der Bäume des Alten Waldes hervor und erreichte kurz darauf die Straße, wo sie von den Galadhrim empfangen wurden. Die Elben Lóriens hatten in Erwartung ihres Eintreffens ihr Lager bereits abgebaut und waren bereit zu erneuten Aufbruch. Doch nicht alle würden mit ihnen nach Lindon gehen. Kerry entdeckte auch Magrochil, die ihr fröhlich zuwinkte.
"Meine Tochter und die Bewohner von Imladris werden mich dorthin zurück begleiten, und Pallando der Blaue wird mit uns gehen," erklärte Elrond, der bei Galadriel, Celeborn und Celebithiel stand. "Ich werde sehen, was ich von dort aus gegen den Einfluss Sarumans über Eriador tun kann."
"Es ist gut," antwortete Celeborn. "Eure Rückkehr nach Imladris verschafft uns viele Möglichkeiten."
Sie besprachen noch einige weitere Angelegenheiten, doch Kerry wurde vom Anblick Gandalfs abgelenkt, der den Wagen entdeckt hatte den die Elben von Imladris mit sich geführt hatten. Schnell ging sie hinüber sah, dass Gandalf mit kummervollem Ausdruck den verstorbenen Hobbit im Inneren betrachtete.
"Kanntest du ihn?" fragte sie schließlich leise.
"Er war ein sehr guter Freund," antwortete Gandalf mit brüchiger Stimme. "Ich wusste nicht, dass er gestorben ist."
"Die Elben bringen ihn nach Hause," sagte Kerry mitfühlend.
"Dann werde ich sie dabei begleiten," antwortete Gandalf.
Der Zauberer hatte die Hand zur Faust geballt. Einige Augenblicke standen sie schweigend da, bis schließlich die Elbin Celebithiel dazu trat, die mit ihnen von Tom Bombadils Haus hierher gereist war. Sie begann, leise auf elbisch mit Gandalf zu sprechen. Als Kerry sich gerade abwenden wollte (denn es erschien ihr, als wäre es eine sehr persönliche Unterhaltung), hielt Celebithiel sie am Arm fest und sagte: "Du denkst ebenfalls, dass Gandalf seinen Mut und seine Entschlossenheit verloren hat, nicht wahr?"
Kerry nickte rasch, unsicher darüber was nun kommen würde.
"Dann wird dies vielleicht sein Gemüt befeuern," sprach die rothaarige Elbin, und zog einen Ring von ihrem Finger. Sie legte ihn in Gandalfs Hand, und schloss sie mit ihrer eigenen darum.
"Nimm zurück was du mir einst gabst, denn ich kann ihn nicht länger verwenden," sagte sie leise. "Narya wird dich mit neuer Entschlossenheit erfüllen, so hoffe ich zumindest."
Gandalf erwiderte lange Zeit nichts. Schließlich jedoch wandte sich Kerry zu. "Reicht Sarumans Einfluß auch bis ins Auenland?" wollte er wissen.
"Es gehen dort Dinge vor, die mir gar nicht gefallen," antwortete sie. "Es würde Sinn ergeben, wenn er dahinter steckt."
"Dann werde ich gehen. Nicht zu den Anfurten, doch eine direkte Konfrontation mit Saruman werde ich jetzt dennoch nicht wagen. Aber ich werde tun, was ich kann, um im Auenland wieder Frieden einkehren zu lassen. Um Bilbos Willen."
"Und du gehst mit ihm, und erinnerst ihn an seine Aufgabe, ja?" verlangte Celebithiel.
"Das mache ich!" erwiderte Kerry. "Das mache ich."
Gandalf stand auf und richtete seinen Stab gen Westen. "Dann lasst uns aufbrechen."
Der Zauberer sprach anschließend einige Zeit mit Galadriel und schließlich wurde beschlossen, den verstorbenen Bilbo als symbolischen Akt mit einem der Schiffe, die an den Grauen Anfurten lagen, nach Westen zu schicken. "Dort wird er die Ruhe finden, die er verdient," sagte Gandalf.
Kerry verabschiedete sich von Magrochil und Lónar, die gemeinsam weiter in die Ered Luin reisen wollten. "Ich wollte schon immer einmal die Hallen der Zwerge sehen," sagte Magrochil.
"Hab' nicht zu viel Spaß ohne mich, Maggie," antwortete Kerry und umarmte ihre Freundin lange. Anschließend machte sie sich gemeinsam mit Gandalf und Rilmir auf den Weg nach Westen.
Gandalf, Kerry und Rilmir ins Auenland
--Cirdan--:
Aus der Sicht Pallandos:
Es schien, als gingen der Morgen und der Abend Seite an Seite Hand in Hand. Leise sprachen sie zueinander, bis der Abend schließlich wich und nur der Morgen blieb, der dem blauen Istar entgegen kam.
„Oh, hohe Frau Galadriel, meine Herrin“, begann Pallando, „gekommen bin ich um Abschied zu nehmen. Es erfreute mich, euch im Alten Wald noch einmal wieder zu treffen, nachdem wir zuvor keine Gelegenheit mehr hatten uns voneinander zu verabschieden.“
„Ich bin froh, dass ihr noch einmal zu mir kommt. Lasst uns ein Stück wandern auf der Straße nach Westen in den Spüren von Mithrandir und seinen Begleitern.“
Sie Beide betraten die große Oststraße und folgten ihr. Nebeneinander her gingen sie, die in weiß gekleidete Herrin und der blautragende Zauberer.
„Ich habe euch zu danken, ihr Jäger Oromes“, sagte Galadriel, „währet ihr nicht gewesen in Lothlorien, so hätten viele mehr ihr Leben verloren. Durch eure Warnung, dass der Feind naht, wurde Vielen das Leben gerettet, auch wenn wir letztendlich Caras Galadhon verloren. Zudem ward mir berichtet von eurem Einsatz und Opfern auf der Furt des Nimrodel. Das Volk der Galadhrim schenkt euch Dank.“ Pallando winkte bescheiden ab. Für ihn war es das einzig Richtige gewesen und er bereute es keineswegs.
„Und nun trennen sich uns unsere Wege erneut“, sprach Galadriel weiter, „Meister Elrond lässt euch keine Ruhe, wie es mir scheint.“ Pallando nickte und versuchte nicht komplett in die Gedanken an seine zukünftige Aufgabe zu versinken. „Mein Herr Elrond Halbelb scheint der Letzte zu sein, der sich anschickt das Schicksal Mittelerdes beeinflussen zu wollen und dabei einen höheren Plan zu haben“, sagte Pallando und versuchte dabei nicht vorwurfsvoll gegenüber Galadriel zu klingen, die sich nach Mithlond zurückziehen würde.
„Nach Angmar soll ich gehen“, keuchte Pallando nach kurzem Schweigen.
„Klären werdet ihr, welche Gefahr von dort ausgeht, ob ein neuer Herrscher sich dort niederlässt und warnen werdet ihr das freie Land im Falle eines Angriffes wie schon in Lothlorien“, erklärte Galadriel mit wissendem Blick. Die hohe Herrin blieb stehen und richtete ihr Augenmerk auf das Land vor ihnen. Der Alte Wald zu ihrer Linken endete und vor den beiden Weisen breitete sich das Bockland aus. Einige Zeit blieben sie schweigend stehen, bis sie schließlich den Rückweg antraten.
„Pallando“, sprach Galadriel den blauen Zauberer nun direkt an, „du hast in Imladris meine Enkelin kennen gelernt. Sage mir, wie wirkte sie auf euch?“
Arwen Abendstern, überlegte Pallando, wie war sie? Gastfreundlich, ja, aber irgendwie auch kühl. Ganz Bruchtal lag unter einer Traurigkeit, die sich in Elronds Tochter bündelte. Schwach war Arwen, wie das ganze Reich der Elben, in diesen Jahren der Dunkelheit.
Pallando sah der ehemaligen Herrin von Lothlorien in die Augen um zu ergründen, welches Ziel sie mit dieser Frage verfolgte. Doch ihr Herz war verschlossen und ihr Wille stärker.
„Als Anführerin meines Volkes habe ich versagt“, erklärte Galadriel schließlich, „nun will ich zu Mindestens als Großmutter nicht scheitern. Meiner Tochter Tochter suchte meinen Rat und Erlösung gleichermaßen. Ihr Auftreten ist nur noch ein Schauspiel früherer Zufriedenheit und Zuversicht. Ich sah in ihrem Herzen tiefste Trauer um ihren Verlobten. Wie ihr wisst Pallando, hält sich Sauron Aragorn noch immer als Gefangenen und foltert ihn. Das Band, durch das Arwen und Aragorn miteinander verbunden sind, lässt auch Arwen Qualen durchleben und hält wahrscheinlich einzig Aragorn am Leben. Arwen bat mich um Hilfe, doch was soll ich tun? Ich will meine Enkelin nicht auch noch, wie meine Enkel Elladan und Elrohir, an den dunklen Herrscher verlieren. Ich würde sie sofort über das Meer schicken, doch will sie nicht und es wäre wohl der Tod des Hoffnungsträgers der Menschen. Glaubt denn noch irgendwer daran, dass Aragorn jemals befreit werden kann aus den Fängen des Roten Auges, oder ist das nur ein Wunschgedanke um dem Leben ein erstrebenswertes Ziel zu geben?“
Pallando unterbrach die alte Elbin, obwohl er selbst nicht wusste, was er daraufhin zu Antworten hatte. Es ehrte ihn, dass Frau Galadriel sich ihm anvertraute in dieser solch persönlichen Angelegenheit.
„Letztendlich kann nur Arwen entscheiden, welchen Weg sie einschlägt. Ob sie nach Westen geht, oder weiter das Dunkel in sich eindringen lässt um Aragorn am Leben zu erhalten“, begann Pallando vorsichtig, „dass sie euch, als ihre Großmutter, um Hilfe und Rat fragt ist nur natürlich, meine ich.“
„Ich bin schwächer als so Mancher denkt. Auch meine Macht ist mehr eine Täuschung, als vorhanden. Der Zauber der Elben verliert sich in der Dunkelheit der Welt. Und wende ich mein Blick nach Mordor um Aragorn zu sehen, so höre ich nur Saurons Stimme, die mich ruft zu ihm“, Galadriel machte eine Pause, in der sie überlegte, ob sie Pallando auch ihre restlichen Gedanken offenbaren sollte. Pallando sah eine Träne Galadriels Wange herunter laufen. Sie schüttelte ihr goldenes Haar und sprach dann leise voller Trauer weiter: „Ich hatte einst die Gelegenheit den Geliebten meiner Enkelin zu retten, doch habe ich sie nicht ergriffen, denn ich fand den Preis zu hoch. Ob ich am heuten Tage genauso entschieden hätte, wage ich jetzt zu bezweifeln.
Der dunkle Herrscher sprach zu mir, als Isengart befreit und der Mund getötet wurde. Den Ring der Elben wollte er, den der nie besessen hatte. Nenya wollte er ihm Tausch für den rechtmäßigen König von Gondor und Arnor. Doch ich konnte ihn nicht abgeben, nicht, solange das Scheitern der Elben in Mittelerde nicht besiegelt war.“
Pallando spürte den Schmerz in Galadriel und die Vorwürfe, die sie sich selber machte. „Und heute, da ist ein Tausch ausgeschlossen?“, fragte der Zauberer behutsam.
„Heute sind die Mächte der Welt anders verteilt. Aragorn wird nie freigelassen werden, solange er ihm als Druckmittel gegen das aufstrebende Gondor braucht. Grade jetzt, wo der Verräter Saruman über den Anduin drängen wird, kann sich Sauron nicht erlauben, dass die Menschen des Südens sich neu hinter ihrem freigelassenen König sammeln.
Ich fürchte um Arwen. Lange wird sie nicht mehr standhalten können und es gibt nichts, was ich tun kann.“
Pallando guckte zur Seite. Es gab nichts was er sagen oder tun konnte. Eine wahrhaft dunkle Welt war dies. Sauron war hunderte Meilen entfernt, doch selbst hier vermochte er Schmerz und Trauer zu verbreiten.
Pallando und Galadriel nahmen Abschied voneinander, als sie wieder bei den anderen Elben angekommen waren. Vielleicht ist es ein Abschied für die Ewigkeit, überlegte Pallando.
Viele weitere Verabschiedungen gab es, denn in verschiedene Richtungen brachen die Elben auf.
Pallando, Elrond, Arwen und eine kleine Gruppe der Elben Bruchtals wanderten auf der großen Oststraße durch das Breeland und Wilderland nach Imladris.
Galadriel, Celeborn, Celebithiel und die meisten Elben brachen mit dem Leichnam Bilbo Beutlins in nördliche Richtung zu den Grauen Anfurten auf.
Eandril:
Oronêl und Gefährten aus Bruchtal...
Sie passierten die Bruinen-Furt nur kurze Zeit nach ihrem Aufbruch von Bruchtal, und folgten der großen Oststraße weiter nach Westen. Valandur plante, der Straße nach Westen bis zur Wetterspitze zu folgen, und dann den entlang der Wetterberge nach Nordwesten zu ziehen. Dieser Weg würde zwar deutlich unbequemer sein, als auf der Straße bis nach Bree zu gehen und von dort auf der Nord-Süd-Straße nach Fornost, doch Oronêl nahm die Bedenken des Waldläufers, der die von Saruman beherrschte Stadt umgehen gerne umgehen wollte, ernst.
Einen Tag nach ihrem Aufbruch begannen sich nördlich von ihnen bewaldete Höhenzüge zu erheben, die Cúruon als Trollhöhen bezeichnete.
Oronêl nutzte den Anfang ihrer Reise, um seine Gefährten besser kennen zu lernen. Valandur, der ein kleines, zähes Pferd mit sich führte, war ein schweigsamer und grimmiger Mann, der nur ungern über sich und sein Volk redete. Dennoch gewann Oronêl schnell den Eindruck, dass das Bündnis seines Volkes - wenn man es so nennen konnte - mit Saruman den Waldläufer ebenso schwer belastete, wie Gefangenschaft ihres alten Anführers Aragorn im schwarzen Turm. Valandur kannte sich ebenso wie Cúruon sehr gut in den Ländern zwischen Bree und Bruchtal aus, und würde ihnen ein ausgezeichneter Führer sein.
Gelmir und Faronwe waren eng befreundet, und hatten sich dem Elbenheer in Lórien angeschlossen. Nach dem Bündnis mit Saruman waren sie allerdings nach Bruchtal zurückgekehrt, denn der Fall des Zauberers besorgte sie tief. Gelmir war ein Nachfahre des Gelmir, der einst Túrin und Orodreth vor dem Fall Nargothronds gewarnt hatte und nach diesem benannt. Oronêl fand diesen Zufall interessant, schließlich war sein Vater Ardir bei der Ankunft des ersten Gelmir in Nargothrond zugegen gewesen.
Cúruon, der Wächter der Grenzen stammte aus einem uralten Haus der Noldor, das einst in den Diensten der Söhne Feanors gestanden hatte. Er war früh im Dritten Zeitalter in Imladris geboren worden, und hatte Eriador nur selten verlassen, doch dafür kannte er diese Lande umso besser. Seine Tochter Mírwen war noch jung nach den Maßstäben der Elben, begleitete ihren Vater jedoch schon lange auf seinen Streifzügen rund um Bruchtal. Sie trug eine zwergisch gearbeitete Armbrust auf dem Rücken, und ein elbisches Kurzschwert an der Seite. Oronêl vertraute sie an, dass sie das Volk der Zwerge im Gegensatz zu den Elben faszierend fand und gerne eine Zeit unter ihnen leben würde - was dieser kein bisschen nachvollziehen konnte.
Glorwen war eine typische Elbin aus Lórien, die Bäume liebte und bevorzugt mit dem Bogen in den Kampf zog. Wenn sie den Untergang ihrer Heimat für einen Moment vergaß konnte sie fröhlich und abenteuerlustig sein, doch meistens lastete der Fall Lóriens schwer auf ihr. Sie und Orophin kannten sich von früher, und die gemeinsamen Erinnerungen schienen die beiden unzertrennlich zu machen.
Und dann war da noch Finelleth, mit der Oronêl sich von Anfang an verbunden gefühlt hatte. Er konnte mir ihr über vieles sprechen - über Lórien und das Waldlandreich, ihren Kampf gegen den Schatten, Irwyne - und dennoch, eine gewisse Distanz zwischen ihnen blieb. Noch immer wurde sie vorsichtig und reserviert wenn das Gespräch auf ihre Vergangenheit und Abstammung kam, was Oronêl mit der Zeit etwas enttäuschte, zumal er sich das Hirn zermartete, woher ihre Ähnlichkeit mit Calenwen kam und wem sie noch ähnlich sah.
Am Morgen des dritten Tages überquerten sie die Brücke über den Mitheithel, denn auf der gepflasterten Straße kamen sie rasch voran. Finelleth war als erste über die Brücke gegangen und hatte einen Blick über den Hügel, den die Straße auf der anderen Seite geworfen. Nun stand sie oben, und beobachtete wie der Rest der Gruppe nacheinander über die Brücke ging, als sie plötzlich einen Ruf ausstieß und alle erstarrten und zu ihr aufblickten.
"Neun sind von Bruchtal aufgebrochen", sagte sie. "Aber jetzt sind wir zehn."
Oronêl, der zwischen Mírwen und Orophin gegangen war, wandte ebenso wie alle anderen unwillkürlich den Kopf nach hinten, zum letzten Mitglied ihrer Gruppe, das sich ihnen heimlich angeschlossen haben musste. Die schmale Gestalt war in einen grauen Mantel aus Lórien gehüllt, und deshalb im schwachen Licht der Sonne, die durch die schweren Regenwolken aus dem Westen schien, nur schwer zu sehen. Sie warf die Kapuze ab, und Oronêl erkannte Irwynes schuldbewusstes Gesicht.
Er blickte zu Finelleth hinüber, doch auf ihrem Gesicht sah er die gleiche Mischung aus Überraschung und Entsetzen widergespiegelt, die er selbst empfand.
"Es tut mir leid!", sagte Irwyne mit zerknirschter Miene. "Aber ich konnte euch einfach nicht alleine gehen lassen."
Oronêl schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu ordnen, und sagte dann, schroffer als er eigentlich beabsichtigt hatte: "Du musst zurück. Sofort."
Er sah Irwynes Unterlippe beben, doch bevor er etwas hinzufügen konnte um seine Worte etwas weicher erscheinen können zu lassen, wandte Cúruon plötzlich den Kopf nach Norden, sog tief die Luft ein und sagte: "Orks. Sie sind fast über uns."
Instinktiv zogen die Elben und Valandur die Waffen.
"Auf die Brücke", schlug Gelmir vor. "Dann können sie nur von einer Seite kommen, wenn sie in der Überzahl sind."
"In der Überzahl sind sie sicherlich", meinte Glorwen, und befühlte mit grimmiger Miene die Sehne ihres Bogens. "Sonst würden diese Geschöpfe nicht auf die Idee kommen, uns anzugreifen."
Glorwen, Orophin und Mírwen, die ihre zwergische Armbrust vom Rücken genommen und bereits einen Bolzen aufgelegt hatte, liefen ans östliche Ende der Brücke, von wo aus sie die Orks in sicherer Entfernung unter Beschuss nehmen konnten.
"Du bleibst hinter ihnen", wies Oronêl Irwyne an, die sofort gehorchte. Er hatte die Axt aus Rohan bereits gezogen, und postierte sich nun zwischen Valandur und Cúruon, die ihre Waffen ebenfalls kampfbereit hielten, am Westende der Brücke. Hinter ihnen bildeten Finelleth, Gelmir und Faronwe eine zweite Kampfreihe, und ihm gleichen Moment brach die Orkhorde aus dem Wald nördlich der Straße. Dass ihre Opfer sich auf die Brücke zurückgezogen hatten, überraschte die Kreaturen offenbar für einen Augenblick, in dem Orophin, Glorwen und Mírwen bereits zu schießen begannen und erste Lücken in ihre Reihen rissen.
Der Blutgeruch ihrer gefallenen Kameraden schien die Orks in Raserei zu versetzen, und sie stürmten nun auf die Verteidiger zu, als wilder Haufen ohne jegliche Schlachtordnung. Die nächsten Minuten waren blutig, denn obwohl sie weit in der Überzahl waren, hatten die Orks ihren Gegnern nur wenig entgegenzusetzen. Neben Oronêl schwang Cúruon sein großes Schwert in weiten Bögen, und trieb die Orks somit immer wieder auseinander. Auf seiner anderen Seite kämpfte Valandur mit seinem Langschwert in verbissenem Schweigen, und hinter ihnen hatte Finelleth zunächst einige der Anstürmenden mit gezielten Messerwürfen niedergestreckt, und sich dann mit Schwert in der Hand ins Getümmel gestürzt. Gelmir und Faronwe hatten sich etwas von der Gruppe gelöst, und kämpften gemeinsam in einem offenbar lange einstudiertem Tanz, immer Rücken an Rücken. Sie schlugen eine blutige Schneise durch die Orks, die schon bald, nachdem über die Hälfte von ihnen gefallen waren, begonnen in Panik zu geraten. Auch Mírwen hatte nun, nachdem ihr die Bolzen ausgegangen waren, ihr Schwert gezogen und sich ins Getümmel gestürzt.
"Lass nicht zu, dass einer entkommt!", versuchte Oronêl, der gerade seine Axt aus dem Hals eines niedergestreckten Orks befreite, und Orophin und Glorwen, deren Pfeilvorrat unerschöpflich schien, streckten jeden Orks nieder der versuchte das Schlachtfeld zu verlassen. Oronêl hatte das Zeichen der Weißen Hand auf einigen der Orks entdeckt, und er wollte unbedingt vermeiden dass Sarumans Diener früher als unbedingt nötig von ihrer Anwesenheit erfuhren.
Ein letzter Ork wich quiekend vor Angst vor Cúruon zurück, wandte sich um und begann den Abhang im Norden zu erklimmen. Oronêl erwartete jeden Moment einen Pfeil der ihn niederstreckte, der jedoch nicht kam. Offensichtlich waren den Bogenschützen nun doch die Pfeile ausgegangen, und er wollte gerade loslaufen, dem Ork hinterher, als eine Axt pfeifend durch die Luft flog und den Ork knirschend in den Rücken traf.
Als Oronêl der Flugbahn der Waffe folgte, fiel sein Blick auf Finelleth, die über ihren gelungenen Wurf zufrieden grinste. Cúruon rammte sein Schwert mit Wucht einem Ork dessen Arme noch gezuckt hatten, in den Rücken und sagte nachdem er einen Blick über das Schlachtfeld geworfen hatte: "Nun, so einen schönen Kampf hatte ich lange nicht mehr."
Auch Oronêl ließ den Blick über die Brücke und die Straße davor schweifen. Etwa fünf dutzend Orks lagen tot auf dem Schlachtfeld, und von seinen Gefährten waren die meisten unverletzt gewesen. Lediglich Gelmir blutete aus einem Schnitt am Oberschenkel, winkte aber auf die besorgten Blicke der anderen hin ab. "Nur ein oberflächlicher Kratzer", sagte er.
Da alle wohlauf waren, konnte Oronêl sich nun wieder dem unerwarteten zehnten Mitglied ihrer Gemeinschaft zuwenden. Irwyne hatte während des gesamten Kampfes hinter den Bogenschützen auf der anderen Seite gestanden, doch nun kam sie über die Brücke. "Das habt ihr großartig gemacht!", und obwohl ihre Stimme ein wenig zitterte, leuchtete ihre Augen.
"Wir haben eben Übung, Mädchen", erwiderte zu Oronêls Überraschung der Waldläufer Valandur mit freundlicher Stimme.
"Aber du nicht", warf Oronêl so streng wie möglich ein, und wechselte einen Blick mit Finelleth, die allerdings keine Miene verzog. "Also musst du zurück."
"Aber wir können sie nicht alleine gehen lassen", sagte Finelleth ruhig, und Cúruon fügte hinzu: "Und wir können auch niemanden entbehren, um mit ihr zurückzugehen, und wir können auch nicht umkehren." Valandur und Faronwe nickten zustimmend, und Oronêl schüttelte ungläubig den Kopf.
"Heißt das, ihr wollt sie mitgehen lassen?" Bei seinen Worten hob Irwyne, die bislang betreten zu Boden geschaut hatte, den Kopf. "Nun... ja", erwiderte Finelleth, und die Augen des Mädchens begannen zu strahlen.
Oronêl seufzte. "Also gut... Aber du musst mir eines versprechen!", sagte er an Irwyne gewandt. "Wenn es zu Kämpfen kommt, wirst du dich immer so weit entfernt davon halten, wie es dir möglich ist."
"Ich verspreche es", erwiderte Irwyne ernst. "Und ich verspreche euch, ich werde euch auf keinen Fall eine Last sein. Wenn jemand verwundet ist, kann ich danach sehen, denn ich habe schon vieles gelernt."
Über ihren Eifer musste selbst Oronêl lachen, wurde aber bald wieder ernst. "Wir sollten hier nicht verweilen.", meinte er mit einem Blick auf die Leichen des Orktrupps. "Wo ein Trupp Orks ist, da kann auch ein zweiter sein."
Eandril:
Am Abend des selben Tages suchte Oronêl das Gespräch mit Irwyne, die Cúruon zusah wie er ein kleines, rauchloses Feuer nach Art der Hochelben in Gang brachte.
"Warum bist du uns nachgelaufen?", fragte er, und setzte sich neben sie auf einen Stein. Sie hatten ihr Lager nördlich der Straße, auf einem bewaldeten Hügel aufgeschlagen. Glorwen und Orophin hatten etwas von "die Gegend auskundschaften" gemurmelt, und waren gemeinsam verschwunden, Mírwen half ihrem Vater beim Feuer machen, und Valandur nahm ein Kaninchen aus, dass Glorwen auf seine Bitte hin erlegt hatte.
"Ist das nicht klar?", antwortete von der anderen Seite Finelleths Stimme, und die Elbin ließ sich rechts neben Oronêl nieder. Oronêl nickte, denn sie hatte recht.
"Du wolltest helfen, nicht wahr?", fragte er, und Irwyne, die die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen hatte, nickte ebenfalls. "Ja. Es kam mir... falsch vor, einfach in Bruchtal zu bleiben und euch ziehen zu lassen."
Oronêl seufzte tief, und blickte über die Baumwipfel am gegenüberliegenden Hang, wo die ersten Sterne am Himmel zu leuchten begannen. "Ich verstehe. Verstehst duch auch, warum ich dagegen war, dass du mitkommst?"
"Ja, ich weiß es", antwortete das Mädchen. "Aus dem gleichen Grund, warum du nicht wolltest dass ich mit nach Dunland gehe. Und warum Cyneric mich nach Imladris geschickt hat." Sie stieß mit der Fußspitze nach einem kleinen Stein, der direkt ins Feuer flog und Funken aufwirbelte, und erntete dafür einen tadelnden Blick von Valandur, der gerade das fertig ausgenommene Kaninchen über dem Feuer befestigte.
"Genau. Weil wir uns Sorgen um dich machen", meinte Oronêl sanft, doch Irwyne war nicht besänftigt. "Aber ich kann auf mich selbst aufpassen! Ich bin vielleicht keine Kriegerin, aber trotzdem!"
"Und was hättest du auf dem Hohen Pass gemacht, wenn ich nicht dort gewesen wäre, hm?" In Finelleths Stimme schwang nur der leiseste Vorwurf mit, Oronêl merkte wie Irwyne sich neben ihm anspannte und musste trotz der Lage leise lachen.
"Auf dich muss man aufpassen, junge Dame. Aber nun bist du hier, zurückschicken können wir dich nicht, zurückgehen auch nicht... du hast es geschickt angestellt."
"Bist du sehr wütend auf mich?" Irwyne klang besorgt, doch Oronêl schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich daran, wie Mithrellas ihm und Amdír einst nachgeschlichen war, als sie eine Gruppe Orks an den Grenzen Lórinands ausspähen wollten. Seine Tochter hatte genau den selben Ausdruck im Gesicht gehabt wie Irwyne, und auch damals war er, nachdem der erste Schock vergangen war, nicht länger wütend gewesen.
"Nein, bin ich nicht. Vielleicht kannst du ja tatsächlich nützlich sein." Bei seinen Worten hellte sich Irwynes Gesicht auf und sie wollte aufspringen, doch Oronêl hielt sie zurück. "Wie hast du es eigentlich geschafft, uns zu folgen?"
"Ach, das war eigentlich nicht schwer. Ich bin ganz früh aufgestanden, und habe mich noch vor euch nach draußen geschlichen. Ich glaube, Radagast könnte mich gesehen haben, aber er hat nichts gesagt, und außerdem hatte ich ja einen Mantel." Irwyne strich zärtlich über den Stoff des Mantels, den sie in Lórien bekommen hatte. "Dann habe ich gewartet bis ihr vorbeigezogen seit, und bin euch bis zur Brücke in sicherem Abstand gefolgt."
Die Wege von Zauberern sind unergründlich... Oronêl war sich sicher, dass Radagast Irwyne sehr gut gesehen hatte, und auch ihre Absichten durchschaut hatte. Vielleicht hatte der Zauberer irgendeinen verborgenen Sinn darin gesehen, Irwyne mit ihnen gehen zu sehen.
"Nun ja, ich glaube ich helfe Valandur mal mit seinem Kaninchen und lasse euch zwei, äh... unter euch." Und schon war sie unten am Feuer, und rasch in ein Gespräch mit dem Waldläufer vertieft.
Oronêl warf Finelleth einen verwirrten Blick zu. Das war nun schon das zweite Mal, dass Irwyne auf diese Art und Weise reagierte, und er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen - Finelleth jedoch schon, wenn er ihr verschmitztes Lächeln bedachte. "Würdest du mir vielleicht dieses Mal erklären, was das soll? Ist das irgendeine Verschwörung von euch beiden?" Finelleth lachte, und erwiderte: "Inzwischen bin ich mir sicher, aber ich lasse dich gerne noch ein wenig zappeln. Offensichtlich wird man mit den Jahren nicht nur klüger... Ich hoffe, du kannst heute Nacht schlafen ohne die ganze Zeit darüber nachzugrübeln."
Oronêl und Gefährten zur Wetterspitze
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