Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Eleas Haus im vierten Ring

<< < (2/3) > >>

Thorondor the Eagle:
Elea vom Haus des Truchsessen


Elea sah Helluin vor sich. Er hatte ein selbst gemachtes Holzschwert in der Hand und hob es drohend in die Luft. Haldar stand ihm gegenüber mit einer ähnlichen Waffe. Was zunächst wie ein Kampf aussah war nur Tollerei. Sachte und doch gezielt kreuzten sie ihre Schwerter. Bis ihr Sohn vollkommen außer Atem war. Er ließ sich auf den Boden fallen um zu verschnaufen.
„Ha, mein Sohn. Ergibst du dich freiwillig“, brüllte Haldar lachend drehte sich dabei um und ging zu seiner Frau.
Auf einmal, mit einem Satz sprang Helluin um seinen Hals und warf ihn zu Boden. „Mit dem hast du nicht gerechnet, Papa“, strahlte der kleine Junge über das ganze Gesicht, während er seinen Vater auf den Boden drückte. Elea lachte. Der Himmel wurde dunkler über ihnen, bis es fast Nacht war.
„Na, dein Sohn hat es dir heute ganz schön gezeigt, Haldar“, sagte sie am Tisch.
„Ja. Er ist hinterlistig; Eine gute Eigenschaft, nur mit dem Schwert muss er noch lernen umzugehen.“, antwortete ihr Gatte.
„Ach lass ihn. Er ist doch noch ein Kind.“
„In unseren Augen schon, doch in den Augen unseres Feindes nicht. Er muss sich auch zu verteidigen wissen.“
Ein Schatten überkam Elea. Sie hatte das Bild von Helluins letztem Gefecht vor Augen.

Die Frau schrak auf und lag verschwitzt im Bett. Sie nahm eine Kerze und entzündete sie in der Glut des Kamins. Sie warf sich einen Mantel über die dünne Nachkleidung und setzte sich an den Tisch.
Hallo mein Liebling,
Lange ist es her seit wir uns in Imladris trennten, doch immer zu denke ich an dich; wenn ich in den Nachhimmel schaue, sehe ich deine azurblauen Augen, wenn ich schlafe schleichen sich Träume von dir in meine Gedanken, wenn immer Schwerter aufblitzen, sehe ich dich…
Ich male mir ständig aus was für ein Mann aus dir geworden ist, wie sich die Waldläufer um dich kümmern. Was der Stammesrat aus dir geformt hat. Ich hoffe dir geht es gut.

Mein langer Weg hat mich nach Minas Tirith geführt. Eine Stadt die dir sicherlich gefallen würde, aber von der ich dir abrate sie in diesen Zeiten zu besuchen. Ich werde nicht lange hier bleiben, ich sehne mich nach dem Abendrotsee, nach deinem liebevollen Gesicht, nach unserer Heimat und unserem Haus. Bald schon werde ich zu dir zurück kehren und dann werde ich endlich wieder die Mutter sein die du brauchst.
Ich habe all meinen alten Groll überwunden und neue Stärke erlangt, für uns beide. Ich stand am Grab deines Vaters, der einzige Ort an dem ich mit meiner Vergangenheit abschließen konnte. Es fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich diese Ungewissheit abschütteln konnte. Und natürlich bin ich traurig, doch jetzt hat dein Vater auf ewig einen Platz in meinem Herzen. Er war die Liebe meines Lebens, genau wie du es bist und wie du es immer sein wirst. Egal ob du der Oberste der Dunedain bist oder nicht; ein Krieger oder ein Ehrloser – du bist mein Kind.

Auf ein baldiges Wiedersehen,
in Liebe, deine Mutter.
Sie setzte die Feder vom Papier ab und steckte sie zurück in ihr Tintenfass. Sie faltete den Brief zusammen und gab ihn in ein Kuvert. Mit einem Wachssigel verschlossen legte sie ihn vor sich ab. Elea pustete die Kerze aus und legte sich wieder zu Bett.


Elea auf die Straßen Minas Tiriths

Thorondor the Eagle:
Elea vom Versteck der getreuen des Königs


Hunderte Tränen entsprangen ihren Augen, als sie alleine im Schatten der Bücherregale saß. Der Mondschein leuchtete durch die großen Fenster der südlichen Hausfront herein. Elea konnte keine klaren Gedanken fassen, sie versuchte all dies zu verarbeiten. Die Geschehnisse hatten sie heute auf eine Prüfung gestellt, mit der sie nicht fertig wurde.
Knapp eine Stunde verging, ehe es leise an der Tür klopfte. Zunächst wollte sie nicht öffnen, ihre Beine waren schlaff und ihre Augen rot unterlaufen, doch es hörte nicht auf und plötzlich sah sie den schwarzen Schopf Araloths am Fenster und seine Hand, die sich gegen das Glas drückte um das Innere zu erkennen.
Sachte hob er grüßend die Hand als er ihre Silhouette erkannte. „Was ist denn passiert?“, fragte er die Frau in der offenen Haustür.
„Ich will jetzt alleine sein, Araloth.“
„Hast du etwa geweint?“
„Ja, aber bitte, lass mich jetzt.“
„Was ist denn passiert, warum bist du so schnell weg gegangen?“
„Ich kann nicht mehr mit dir auf die Treffen gehen.“
„Was? Wie kommt es den dazu?“, fragte er aufgeregt.
„Ich habe etwas Furchtbares getan.“
„Hast du es denn aus den richtigen Gründen getan?“
„Aus Gründen, die dort wohl niemand versteht“, antwortete Elea.
„Was hast du getan, Elea?“
„Ich habe mich mit dem Feind verbündet, so scheint es.“

Erstaunt blickte er auf die Frau gegenüber. Vieles hatte er wohl erwartet, doch nicht diese Überraschung: „Warum hast du das getan?“
Elea atmete tief ein und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Mit zittriger Stimme sagte sie: „Das versteht ihr nicht. Aber das habe ich auch nicht erwartet. Von keinem von Euch! Geh jetzt Araloth.“
„Erklär es, bevor du voreilige Schlüsse ziehst.“
Elea schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe dich beobachtet. Du bis keiner von denen die es verstehen. Du siehst die Frauen an und siehst nichts weiter als Vergnügung und Abwechslung, von Familie hast du keine Ahnung.“
„Aber…“, warf er noch ein, ehe Elea die Türe zuknallte. Die Tränen überkamen sie wieder. Eilig huschte sie die Treppe in den ersten Stock und verbarg sich im Schatten ihres halbüberdachten Balkones. Sie sank zusammen und landete auf einem hölzernen Sessel. Stunden verharrte sie dort und blickte in die weit entfernten Sterne.

Wie soll ich es Ioreth bloß sagen, auch sie wird es nicht verstehen. Hier geht es um ein Königreich, um ein Volk um das Leben aller und um Aragorn. Wie kann ich meinen Willen nur bevorzugen. Kann man ein Leben opfern um vielleicht viele zu retten? Ich kann es nicht. Nicht dieses Leben, nicht noch mehr Leid. Herumor, was hast du mir nur angetan…

Die Tränen waren noch nicht versiegt, als Elea die Müdigkeit packte und in den Schlaf riss.

Thorondor the Eagle:
Die Sonne blendete Elea ins Gesicht und weckte sie sanft aus dem Schlaf. Es war ein herrlicher Herbstmorgen, denn wenige wärmende Strahlen durchstießen die dichte, graue Wolkendecke. Elea stand gemütlich auf und ging in ihr Schlafzimmer. Im Spiegel sah sie ihr ausgelaugtes Gesicht. Ihre Augen waren rot unterlaufen und ihre Wimpern klebten zusammen. Mit beiden Händen griff sie in die Waschschale vor sich und wusch sich ordentlich das Gesicht. Sie Band ihren Zopf neu zusammen und zog ein blaues ihrer zahlreichen Kleider an.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie ihr netter Nachbar, als sie aus dem Hause ging. Elea nickte ihm nur zu. Zielstrebig ging sie zu den Heilhäusern, denn sie hatte beschlossen, Ioreth Bescheid zu geben über ihre Situation.
Die weiße Fassade glänzte im Sonnenlicht die Fenster wirkten wie schwarze Augen. Plötzlich stoppte sie. Ihre Hand war kurz davor die Klinke zu drücken, als sie eine unergründliche Angst überkam. Sie wurde Nervös und zitterte.

Die Hände des wahren Königs, sind die Hände eines Heilers… Ioreth wird es nicht verstehen.

Augenblicklich wandte sie sich ab und lief davon. Schritt für Schritt ging es die Ringe der Stadt hinab. Bis sie vor einer vertrauteren Türe stand. Vorsichtig öffnete sie die verglaste Tür und hörte die liebliche Klingel, die ihr Kommen ankündigte.
„Guten Tag“, begrüßte Sie Brianna, die gerade in das Einsortieren ihrer Kräuter vertieft war „Hallo Elea.“
„Guten Morgen“, antwortete Elea und schloss sie in die Arme „Wie geht es dir?“
„Es geht. Ich bin etwas müde, nach der turbulenten Nacht.“
„Wieso denn das?“
„Vor meiner Haustür wurde ein junges Mädchen angegriffen und verletzt. Ich hab ihr geholfen, beinahe wäre sie verblutet.“
„Was?“, sagte Elea entsetzt „Von den Soldaten?“
„Nein, viel schlimmer. Zwei Orks waren in der Stadt, hässliche Fratzen hatten sie und schreckliche Worte wechselten sie.“
„Aber…“, Elea fehlten die Worte „So weit ist es schon gekommen?“
„Anscheinend.“
„Ich muss Herumor informieren, dass darf er nicht zulassen. Dies ist die Stadt der Menschen und nicht der Orks“, verlautbarte die Dunedain.
„Herumor… Herumor! Pass auf was du ihm anvertraust. Ich denke, er spielt ein falsches Spiel mit dir.“
„Keine Sorge. Ich kenne ihn mittlerweile sehr gut und das Orks in der Stadt umherstreifen, geht im auch gegen den Strich. Aber lass uns nicht über ihn sprechen. Wie geht es dir mit Araloth?“
„Ich weiß nicht. Ich habe ihn seit meiner Rückkehr nicht mehr gesehen, er ist nach Dol Amroth geritten um wichtiges zu erledigen.“
„So, so. Ja, seine Aufgabe ist jetzt wichtiger denn je.“
„Ich muss bald los, Elea. Kommst du mich einmal besuchen in meiner Wohnung?“
„Natürlich. So bald ich kann. Und wenn es zu gefährlich wird bei dir… meine Tür steht immer für dich offen und einen freien Platz zum Schlafen hab ich auch.“
„Danke“, schloss sie ab und Elea verlies das Geschäft wieder.

Orks… Orks in Minas Tirith. Das ist ja furchtbar. Schlimme Zeiten stehen uns bevor. Ich muss meine Freunde warnen, ich muss Ioreth warnen, aber sie wird nicht mit mir reden. Nicht nach dem gestrigem Arbeiten. Was soll ich nur machen? Araloth. Ich muss Araloth finden, auf ihn werden sie hören… Aber wo finde ich ihn, wenn nicht mal Brianna weiß wo er ist. Vielleicht in den Gemächern für Diplomaten und Gäste des Königs. Ich muss schnell hinauf zum Brunnenhof…


Elea nach "Der Brunnenhof und die Zitadelle"

Thorondor the Eagle:
Elea vom Brunnenhof und der Zitadelle


Elea betrat den Flur ihres Hauses und machte sich sogleich in die Küche auf um etwas Holz in den Ofen zu legen. Einen Topf füllte sie halb mit Wasser und schaute halb versteckt um die Ecke. Die Haustür hatte sie weit offen stehen lassen.
Sie erkannte eine Silhouette im Türrahmen. „So einfach schleichst du dich in ein Haus einer fremden Frau? Das du dich nicht schämst!“, sagte sie und der Mann zuckte erschrocken zusammen.
„Du bist doch keine Fremde für mich. Aber wie sonst sollte ich mit dir reden, gestern noch hast du mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.“
„Komm herein, Araloth. Ich mache dir Tee.“
„Danke“, antwortete er und legte seinen triefnassen Mantel über die Garderobe.
„Wie kommt es, dass du heute so nett bist zu mir?“
„Ich war gestern aufgebracht. Ioreth hat mich aus dem Kreise verbannt.“
„Ist es so schlimm?“, fragte Araloth.
„In ihren Augen schon“, antwortete sie.
„Und in den deinen?“
„Ich denke, meine Entscheidung war die richtige. Aber lass uns nicht darüber sprechen. Wichtigeres gibt es zu besprechen. Du musst die Getreuen darüber informieren.“
„Was denn?“
„Gestern Abend wurde vor dem Haus Briannas eine junge Frau angegriffen. Zwei Orks gingen mit Messern auf sie los und verletzten sie schwer.“
„Was? Zwei Orks, in Minas Tirith?“
„Ja und ich fürchte, dies ist nur der Anfang. Immer mehr werden kommen und die Stadt überschwemmen. Folter wird alltäglich und öffentlich sein, die Kinder werden nicht auf den Straßen spielen können und die Stadt langsam verstummen. Wir müssen etwas tun, das können wir nicht zulassen.“
„Ich denke, dies solltest du ihnen sagen.“
„Sie haben mich verbannt. Ich kann nicht mehr teilnehmen.“
„So zeigst du ihnen wenigstens deinen guten Willen“, versuchte er zu überzeugen „Es wurde eine Sondersitzung einberufen, heute Abend. Über dem Stadttor wurde heute zum ersten Mal die Flaggen Saurons gehisst. In großer Sorge sind die getreuen des Königs. Immer häufiger machen sich die Zeichen der dunklen Herrschaft in der weißen Stadt bemerkbar. Komm mit in die Heilhäuser.“
„Ich kann nicht, Araloth.“
„Ich verstehe es, wenn du es aus deiner eigenen Überzeugung nicht kannst. Aber ist es so, oder kannst du nicht weil sie es dir verboten hat? Ioreth bestimmt nicht über deinen Willen und Glauben, du glaubst an die Rückkehr Aragorns, dann kämpfe auch dafür.“
Sie grübelte einen Moment. Eilig schob sie den Topf von der glühenden Platte: „Du hast Recht. Lass uns gehen, ich muss mit ihnen sprechen.“

In Windeseile hatten sie wieder ihre Mäntel übergeworfen. Der Mond hatte die Wolkendecke noch nicht überschritten, die Nacht war dunkel und kalt.


Elea und Araloth zum Häusern der Heilung

Thorondor the Eagle:
Elea vom Haus des Truchsessen


Den kommenden Tag verbrachte Elea ganz alleine in ihrem Haus. Sie wollte keinen sehen, schon gar nicht Herumor. Zudem saß eine Wache auf dem Flur und beobachtete stumm die Haustüre.

Was soll ich nur tun? Ich muss zu Araloth und zu Ioreth… Ich muss ihnen erklären, dass ich unschuldig bin und ich muss ihnen sagen, warum ich bei Herumor bleibe. Warum ich keine andere Möglichkeit habe…

Mittags klopfte es laut an der Türe. Eleas Herz pochte vor Nervosität, denn sie dachte ihr Verlobter kommt herein. Die Wache öffnete die Eingangstüre: „Na endlich!“, ertönte die dumpfe Stimme „Hier ist es ja kaum auszuhalten, so ruhig und langweilig. Viel Spaß den nächsten halben Tag, wir sehen uns morgen…“. Die Türe fiel in das Schloss. Beruhigt von den Worten fixierte sie von ihrem Stuhl in der Bibliothek die Türe. Da kam Beregond herein: „Guten Tag, Herrin“, begrüßte er sie.
„Beregond! Endlich jemand, der mir netter gesinnt ist“, entgegnete Elea „Leg deinen Mantel ab und deinen Helm. Hier im Haus passiert uns so und so nichts. Möchtest du Tee?“
Er nickte nur zustimmend, als er die Fibel seines Umhanges öffnete. Augenblicklich stand Elea auf um etwas Wasser auf den Ofen zu stellen und Holz nachzulegen.
„Wie geht es euch, nach allem was passiert ist?“, fragte Beregond.
„Was soll ich nur sagen; den Umständen entsprechend. Schuldgefühle plagen mich, wobei ich keine Schuld trage und Angst habe ich, obwohl ich keine haben müsste, nachdem was Herumor mir versprochen hat.“
„Also hier, in euren vier Wänden müsst ihr keine Angst haben, nicht solange ich bei euch bin.“
Elea lächelte: „Und, wie geht es deiner Familie…“

Das Gespräch zog sich den ganzen Nachmittag hindurch, wie zwei alte Freunde, die sich schon Jahre nicht mehr gesehen haben. Bis schließlich der Abend und die Nacht wieder hereinbrach.

„Beregond, es ist gut, dass du hier bist. Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten. Ich möchte ein letztes Mal zu meinen Freunden in die Verliese. Ich muss nochmal mit ihnen sprechen und ihnen erklären, was geschah.“
„Das halte ich für keine gute Idee. Es ist gefährlich für euch und auch für mich. Was glaubt ihr was Herumor mit uns anstellt, wenn er davon erfährt.“
„Ich weiß, das erlöst mich aber nicht von meiner Schuld“, antwortete Elea „Ich muss mit ihnen sprechen und ich hoffe, dass du Verständnis zeigst. Sagt einfach, ich wäre euch davon gelaufen und es wird euch nicht zum Verhängnis.“
„Keine Schuld, aber eine Strafe… Einen Sturm kann ich nicht aufhalten und ein solcher seid ihr Herrin. Ich komme mit, denn ich habe versprochen euch zu beschützen, somit halte ich wenigstens einen von meinen Aufträgen.“

Die Straßen waren wie leergefegt seit dem Ereignis in den Heilhäusern. Nur vereinzelte Patrouillen querten die Straße, doch vor ihnen wussten sich die beiden zu verbergen. „Warum bewacht denn niemand das Verlies?“, fragte Beregond erstaunt.
„Dies ist wirklich eigenartig, aber umso besser für uns, denn ich habe mir schon Sorgen gemacht, wie wir unbemerkt hinein kommen. Los…“, befahl Elea und schlich sich laufend über die schwach beleuchtete Straße.
Zwischen den Fackeln am Korridor breitete sich undurchdringliche Dunkelheit aus. Plötzlich hörten sie leise, eilige Schritte. Beregond packte Elea an der Schulter und zog sie hinter die Eingangstür. Beide hielten den Atem an. Lautlos schloss jemand die Türe von außen. Der Schock legte sich nur langsam in ihnen, doch sie hatten kaum Zeit um sich zu erholen. Zielstrebig fixierten sie die Zellen im hintersten Trakt des Gebäudes.
„Araloth?“, rief sie in die Finsternis.
„Bria…“, er stockte abrupt „Elea? Was machst du hier?“
„Araloth. Es tut mir so Leid, so furchtbar Leid. Ich wollte nicht, dass das passiert.“
Er schlängelte seine Hand zwischen den Stäben heraus und streichelte sanft ihr Haar: „Aber daran trägst du doch keine Schuld.“
„Aber ich schulde euch eine Erklärung…“, sie stoppte kurz und Araloth lauschte aufmerksam „Ich hatte solche Angst, dass ihr mich nicht versteht; dass ihr meine Entscheidung nicht unterstützt. Herumor erpresst mich. Ich war töricht, nein sogar dumm. Vor einigen Monaten schrieb ich einen Brief an meinen Sohn. Er lebt bei den Ruinen von Annuminas und ich gab den Brief an einen Händler, im Stillschweigen selbstverständlich, aber Herumor wusste davon. Er wusste es und fing ihn ab.“ Aufgeregt keuchte Elea: „Er sagte, dass er mich Liebe und dass er mich heiraten wolle, doch ich wollte nicht. Er zeigte mir den Brief und sagte, wenn ich mich nicht beuge, dann wird er einen Trupp seiner besten Männer losschicken um den Brief meinem Kind zu bringen und dann würden sie Helluin gefangen nehmen und sogar umbringen, sollte er ihnen nicht folgen. Die Dunedain würden die Soldaten zu ihm durchlassen, wenn sie eine Nachricht seiner Mutter bringen… Ich konnte nicht anders, er ist alles was mir noch geblieben ist…“ All die Worte platzten gerade zu aus der Frau heraus. Sie war froh sich endlich alles von der Seele zu sprechen. Einige Minuten vergingen und die Dunkelheit schien dicker zu werden und den Raum zu ersticken.
„Wieso dachtest du wir könnten das nicht verstehen? Natürlich verstehe ich dich, vielmehr als du vielleicht denkst. Ich habe meine kleine Tochter nach Tolfalas geschickt, dort ist sie sicher und geborgen in der Hand ihrer Großmutter. Alles würde ich tun um ihr Leben zu schützen, selbst wenn es den Verrat meines Volkes fordert.“
Elea sah Araloth in einem ganz anderen Licht. Niemals hätte sie gedacht, dass er ein Familienvater sein kann. Dass seine größte Liebe sein eigenes Kind ist, sie hatte ihn wahrhaft unterschätzt.
„Dann schmerzt es mich umso mehr, dass du hinter Gittern sitzt und ich frei bin“, sagte Elea betrübt.
„Das muss es nicht. Dieses Schicksal habe ich selbst gewählt und Elea; es ist nur ein momentaner Zustand, ich blicke voll Zuversicht auf eine bessere Zukunft.“
„Ich auch“, antwortete sie „Wenn du die Möglichkeit hast, sprich auch mit Ioreth. Ich hoffe sie zeigt gleiches Verständnis.“
Er nickte ihr zu: „Geh jetzt, ehe sie dich entdecken.“

Elea öffnete die Türe zu ihrem Haus. Plötzlich sah sie einen hellen Fleck am Boden. Sie griff danach und hob ein Kuvert auf.

Liebe Elea,
eine gute Freundin ist dabei zu verzweifeln. Ich denke sie braucht mehr denn je jemanden, mit dem sie sprechen kann.

Sofort dachte sie dabei an Brianna, obwohl der Brief nicht unterzeichnet war. Stattdessen waren dort die klaren Konturen eines Dolches, dessen Klinge von einer Rose umrankt wurde. Elea wusste was sie am nächsten Tag zu tun hatte, doch vorerst ging sie schlafen.


Elea zu Briannas Wohnung in der Spielmanngasse

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln