Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth
In der Stadt
Vexor:
Celebithiel hatte die hellen Lichtflecken am pechschwarzen Horizont schon lange gesehen, bevor die kühlen Regentropfen auf ihre nackten Arme tröpfelten. Sie hatte Gefühl für Zeit und Raum vollkommen verloren, sowie die anderen Leute auf dem Platz der Sonne, wodurch sie alle vor dem einsetzenden Gewitter überrascht wurden.
Während die anderen Schutz unter den nahegelegenen Dächern suchte, blieb Celebithiel stehen und ließ sich vom prasselnden Platzregen begießen. Gewaltsam trommelten die Wassermassen auf die Dächer der Schwanenstadt und hätte Celebithiel nicht gewusst, dass dies ein Gewitter war, so hätte sie es für die Kriegstrommeln Saurons gehalten. Der Krach wurde nur durchbrochen, wenn wieder einer der hellen Blitze über den schwarzen Teppich des Firmaments zuckte. Es schien so, als würde ihr Herzschlag aussetzen, wenn der Blitz, gefolgt vom brummenden Getöse, auftauchte.
Dennoch suchte sie keinen Schutz, stellte sich sogar aus der Obhut des Baumes, mitten auf den gepflasterten Platz und streckte die Arme in die Luft. Celebithiel fing an sich zu drehen, wie ein kleines Kind, begleitet von herzlichen Lachen.
Feuchte Strähnen legten sich ihr ins Gesicht und ihr gesamtes Kleid war getränkt vom kalten Regen, aber dennoch lachte Celebithiel immer weiter und fühlte sich so frei und erlöst, wie schon lange nicht mehr.
Plötzlich stoppte sie und rannte los. Sie erntete verwunderte Blicke und so manchen Kopfschüttler als sie durch die Straßen Dol Amroths rannte. Ihrer Schuhe hatte sie sich bereits entledigt und es trugen sie nur ihre nackten Füße durch die Gassen der Schwanenstadt, die mittlerweile nur noch durch die, vor Wind und Regen geschützten, Fackeln oder das Wetterleuchten erhellt wurde. Das breite Grinsen war der Elbe noch nicht von den Lippen gewichen, als sie die Stufen hinauf spurtete, die sie zu dem Viertel führten, wo ihre Unterkunft stand.
Hastig spurtete sie die Straßen entlang und riss die Tür zu der Wohnung auf, in der Amrûn untergebracht war.
„AMRÛN!?...Amrûn wo bist du denn?“, rief sie fröhlich und voll kindlicher Aufregung, während sie durch seine dunkle Wohnung hastete. Das Bett war allerdings gemacht und wies keine einzige Falte auf.
Dann muss ich es eben alleine machen
Celebithiel zum Palast des Fürsten
Thorondor the Eagle:
Amrûn vom Hafen
„Beim Hofe der Fürsten?!“, stammelte Amrûn überrascht als ihn Limris über ihren Plan informierte. Die Elbe war mit ihrem Kopf in einer großen Truhe versunken und suchte verzweifelt nach etwas.
„Ja. Ihr habt eine Einladung zum heutigen Frühlingsfest“, bestätigte sie.
„Was ist das? Ich denke nicht, dass wir zu einer solchen Veranstaltung gehen sollten. Eigentlich hatten Gwilwileth und ich vor uns im Hintergrund zu halten.“
„Ja, ja“, wehrte sie seine Bedenken ab und ein erfreutes Quietschen entkam ihr „Macht euch keine Sorgen. Ihr werdet maskiert sein und keiner wird euer wahres Gesicht sehen. Es ist der Höhepunkt des jährlichen Frühlingserwachen und nicht weniger pompös wird es heuer ausfallen.“ Triumphierend hielt sie einen dunkelblauen Umhang und ein Leinenwamst in die Höhe. Sie ging geradewegs auf Amrûn zu und hielt das Kleidungsstück an seinen Körper.
„Ein Fest… und das obwohl die Truppen Mordors vor unserer Haustüre stehen?“, fragte sich Amrûn.
„Ja. Imrahil will den Menschen keine Hoffnung rauben. Wenn alles seinen gewohnten Gang nimmt, hemmt dies die Spannung und verhindert einen Verfall in die Trostlosigkeit.“
„Auch wenn es nur wenig Sinn macht, erscheint es mir trotzdem ein klein wenig logisch. Und wie kommt ihr zu dieser doch recht späten Einladung? Immerhin ist das Fest heute Abend.“
Limris Hektik schwand ein wenig und sie legte den Mantel zur Seite: „Nunja, ich habe eigentlich kaum etwas dazu beigetragen. Es war Berehal, mein Ziehsohn, falls ihr euch erinnert.“
Der Elb nickte ihr zu.
„Ihm gehört dieses Haus und auch der Name den er trägt. Er eröffnet uns die zahlreichen Privilegien in dieser Stadt. Sein Vater war ein enger Vertrauter des Fürsten, ein Heerführer und Kapitän. Über viele, viele Schichten waren die beiden sogar verwandt. Doch, wie so viele in diesen Tagen, fiel auch er dem Krieg zum Opfer; zu Felde auf dem Pelennor in jener Schlacht in der Gondor seinen letzten Sieg errang. Seine Mutter schied bereits bei seiner Geburt von dieser Welt. So war er ganz alleine. Er trägt ein großes Vermächtnis, einen mächtigen Namen, doch nichts davon half ihm über den Schmerz hinweg. Der Fürst selbst holte mich vor Jahren schon in die Stadt um dem jungen Mann ein wenig die Stärke unseres Volkes zu vermitteln und ihm die Einsamkeit erträglich zu machen. So kam ich schon hierher bevor der Schatten über das Land zog und alles ins Unglück stürzte.“
„Wie lange ist das her?“
„Nicht lang genug, dass die Wunden verheilt wären. Und wir wollen auch kein Salz mehr darüber streuen“, sie setzte eine nachdenkliche und traurige Miene auf. Für einen Moment schien sie wie versteinert, doch dann kehrte warme Zuversicht in ihre Stimme zurück: „Die Zeit wird Heilung bringen. Zieht euch jetzt um. Ich mach mich einstweilen auf die Suche nach Gwilwileth.“
Wie schon wenige Stunden zuvor verließ sie schleunigst den Raum. Doch diesmal glaubte Amrûn ein leises Schluchzen zu hören, ehe die Tür in ihr Schloss fiel.
Vexor:
Celebithiel stieg gerade die Treppen ihrer Wohnung hinab, als eine zarte Frauenstimme sie zurückhielt. Die Elbe aus Imladris drehte sich verdutzt um, als sie in die Augen Limris' blickte, die sie vom Hafen abgeholt hatte.
"Fräulein Gwilwileth, wartet kurz", legte die Frau gehetzt los, in der Angst sie könnte Gwilwileth nicht mehr erwischen.
Ein " Ja?", war alles was Celebithiel herausbrachte, denn sie wollte so schnell es möglich war den Palast des Fürsten aufsuchen.
"Habt Ihr einen kurzen Augenblick Zeit?", erwiderte Limris und bedeutete ihr, in Celebithiels Wohnung zu kommen.
Widerwillig gab sie nach und folgte der Frau in ihre Wohnung.
Die Kerzen waren alle angezündet, während der Kamin leise knisterte, wodurch sich eine warme und wohlige Atmosphäre in der kleinen Wohnung ausbreitete.
Sie setzten sich aufs Bett und Limris berichtete von dem Gespräch mit Amrûn, den die Elbe anscheinend nur um wenige Minuten verpasst hatte.
"Ach Ihr wart auch auf den Weg zum Fürsten", ertönte Limris' weiche Stimme im Raum und die rotblonde Elbe nickte stumm, während sie in ihrer Erzählung fortfuhr.
"Ich habe einen Plan, wie wir die nahende Belagerung Mordors zurückschlagen können. Deswegen muss ich jetzt auch schnell weiter und zu diesem Fest. Es ist die beste Gelegenheit!"
Celebithiel war schon aufgestanden und hatte die Hand auf die Türklinke gelegt, als Limris aufstand und sie bat noch einen kurzen Moment zu warten.
"Ihr könnt kaum in diesen Aufzug, ohne Schuhe und mit einem nassen Kleid dort auftauchen", erläuterte Limris amüsiert.
Peinlich berührt blickte Celebithiel an sich herunter und musste lächlen.
"Wahrlich, das wäre wohl keine gute Sache", sagte sie scherzhaft und setzte sich wieder aufs Bett.
Limris kramte einige Augenblicke in dem schweren Eichenschrank, während Celebithiel sich bereits ihrer Kleider entledigte.
"Ah da habe ich etwas schönes gefunden. Es passt perfekt zu Eurer Haut und Eurem Teint", sagte Limris und legte ein langes elfenbeinfarbenes Kleid auf das schmale Bett.
"Na los, probiert es an", drängte sie und Celebithiel ergriff den seidenen Stoff und zog es sich über.
"Kannst du mir beim Rücken helfen?", fragte die Elbe und Limris nickte bloß, während sie die Bänder am Rücken zusammenschnürrte.
Danach setzte sich Celebithiel auf einen Stuhl und sah zu, wie Limris ihr die rotblonden Haare hochsteckte und vereinzelt mit silbernen Perlen versah, mit denen auch das elfenbeinfarbene Kleid bestickt worden war.
"Und die Maske", ergänzte Limris, bevor sich Celebithiel im Spiegel ansah. Sie kam sich vor wie eine Prinzessin.
Der Regen hatte aufgehört und die Wolken lockerten sich über dem Abendhimmel Dol Amroths. Der orangfarbene Horizont war hinter den dunkelblauen Wolkenfetzen zu erkennen.
Celebithiel schritt eilig durch die Stadt. Sie kam sich komisch vor mit der Maske auf dem Gesicht, aber glücklicherweise traf sie sowieso niemanden auf ihren Weg zum Palast des Fürsten.
Als sie die Stufen hinaufstieg löste sich die große Gestalt Amrûns aus dem Schatten einer Häuserfassade und galant hakte sich Celebithiel bei ihr unter.
Vor dem Palast des Fürsten standen zwei Wachen, die Celebithiel und Amrûn misstrauisch musterten.
"Eure Karten bitte", sagte eine der Wachen mürrisch.
Erschrocken blickte Celebithiel zu Amrûn, doch jener lächelte nur und überreichte der Wache zwei Karten. Jener nickte nur und öffnete die beiden Türflügel, um Celebithiel und Amrûn Eintritt zu gewähren.
Celebithiel und Amrûn zum Palast des Fürsten
Vexor:
Celebithiel vom Palast des Fürsten
Celebithiel atmete tief ein, als sie die schweren Steinstufen, welche zum Palast führten, hinabstieg. Es war weit nach Mitternacht, aber sie verspürte nicht die geringste Müdigkeit.
Es geht endlich los! Endlich regt sich was. Ich werde Mithrandir nicht enttäuschen…
Wehmütig streiften ihre Gedanken hin zum weißen Zauberer, der in Lórien schlief. Welcher in seiner Aufgabe die freien Völker Mittelerdes vor Saurons Zorn zu schützen, von seinen Mitstreiter und Freund verraten worden war.
Saruman…, dachte sie und es schauderte sie, wenn sie an den Zauberer dachte.
„ Eifrig und fleißig wie eine Biene“, ertönte die freundliche Stimme des Magiers.
Celebithiel blickte nicht auf, sondern ihre ozeanblauen Augen flogen begierig über die Quenya-Buchstaben des alten Pergaments, welches sie vor sich ausgebreitet hatte. Sie saß im Schneidersitz und musterte die Aufzeichnungen ihrer Vorfahren.
„ Und taub wie eine Schlange“, schmunzelte Saruman, der aus dem Schatten des Bücherregals gekommen war und um die Elbe herumging, nicht ohne ihr väterlich über den Kopf zu streicheln. Seine scharfen Augen blieben am Pergament hängen, dass Celebithiel studierte.
„ Ahhh“, zischte er, „..die Nirnaeth Arnoediad, die Schlacht der ungezählten Tränen. Ein weniger schönes Kapitel der Geschichte Beleriands!“.
Er seufzte leicht und ließ sich in einen Lehnstuhl nieder und beobachtete die rothaarige Elbe.
Celebithiel lächelte Saruman kurz zu, ließ sich aber nicht irritieren und beendete die Aufzeichnungen aus dem ersten Zeitalter.
Liebevoll rollte sie das Pergament wieder zusammen und legte es zurück in das Regal, wo sie es herausgenommen hatte.
Saruman saß immer noch in den alten Lehnstuhl und fixierte sie mit strengem Blick.
„ Was?“, sagte Celebithiel lächelnd und lehnte sich an das Regal.
Der Zauberer schmunzelte, rieb sich den Bart und fuhr fort, „ Nichts Gwilwileth, ich mag nur deine Gesellschaft. Deine Wissbegier und gleichzeitig ängstigt sie mich.“
Die Elbe stutzte und blickte fragend zu Saruman zurück, der sich langsam aufrichtete und den Raum verließ. Verdutzt folgte sie ihm und gemeinsam verließen sie Orthanc, der sich wie ein Geysir aus pechschwarzem Gestein aus dem Boden erhob.
Celebithiel hörte die exotistischen und schönsten Vögel in den Gärten Isengarts singen. Jene nisteten in den hunderte Jahre alten Bäumen, die schon dort wurzelten, bevor Celebithiel geboren wurde.
Saruman hatte sich auf seinen Stab gestützt und gemeinsam wanderten sie durch die Gärten, stumm die Natur genießend.
„ Verbrannte Erde und Schmelzöfen…“, flüsterte die Elbe geistesabwesend und wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie Imrahils Stimme hinter ihr ertönte.
„ Wie bitte“, sagte er charmant mit einem Lächeln auf den Lippen.
„ Nichts, nichts…“, murmelte sie und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, „ Habe ich etwas vergessen, oder warum bist du mir nachgerannt?“
Imrahil, der schien als wüsste er nicht, ob er sich eine anzügliche Bemerkung erlauben konnte oder nicht, entschied sich auf den Punkt zu kommen.
„Morgen um die Mittagszeit halte ich eine Ansprache auf dem Stadtplatz…es geht um die nahende Belagerung. Meine Späher berichten mir, dass das Heer gestern den Ringló überquert hat. In ein paar Tagen werden sie da sein!“
Celebithiel nickte und in ihren Augen brannte die felsenfeste Entschlossenheit.
„ Sonst noch was?“, fügte sie barscher hinzu als sie gewollt hatte, dennoch ließ jener sich dadurch nicht aus der Fassung bringen.
„ Du solltest dabei sein. Als oberste Heerführerin!“.
Die Elbe riss die Augen weit auf, aber in Imrahils erkannte sie dieselbe Entschlossenheit wie in den Ihrigen. Daraufhin nickte sie kurz und ohne ein weiteres Wort gingen sie auseinander.
Ihr Zimmer, das sie in Dol Amroth bewohnte, wirkte heute ziemlich eng und freudlos.
Das liegt wohl daran, dass ich so eben auf diesen Fest war.
Kopfschüttelnd zog sie die Spangen aus dem Haar und wallend-lockig fiel es herab. Plötzlich spürte sie die Müdigkeit der letzten Tage, die sie übermannte und sie ließ sich auf das Bett sinken.
Doch bevor sie einschlafen konnte, hörte sie das Klacken an der Fensterscheibe.
Der rostbraune Vogel ließ sich auf der Stuhllehne sinken und die Elbe lauschte den Gesang und als ihr die Augenlider zufielen befand sie sich erneut in Isengart.
Doch an der Stelle von Orthanc stand dort Baumbart, für immer baumisch geworden, und tausende von Nachtigallen nisteten in seinen Astverstrebungen. Und unten an seinen Wurzel hockte Gandalf, eine Pfeife rauchend und als sich Celebithiel in dieser Idylle neben ihn setzte flüsterte er ihr ins Ohr:
„Ich bin stolz auf dich!“
Celebithiel zum Platz der Tausend Schwanenfedern
Eandril:
Oronêl vom Lazarett
Oronêl und Amrothos gingen durch die von Laternen erhellten Straßen Dol Amroths, Amrothos vorneweg, Oronêl hinterher. Er hatte Amrothos vor dem Palast des Fürsten gefunden, als dieser gerade aufbrechen wollte, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Natürlich hatte er Oronêl sofort aufgefordert, mitzukommen, und so eilte der Elb nun mit einem flauen Gefühl im Magen hinter Amrothos her. Es war schon lange her, das er in geselliger Runde mit anderen zusammengesessen hatte, und schon gar nicht mit Menschen!
"Na komm schon, Ahnherr, dein Alter wird dir doch wohl nicht so schwer zusetzen, dass du mir nicht mehr folgen kannst?" Amrothos war stehen geblieben um auf ihn zu warten und grinste ihn schelmisch an. "Du solltest mir ein bisschen mehr Respekt erweisen, wie sich das gehört.", antwortete Oronêl mit übertrieben strenger Miene. "Zumal ich dein alt, ehrwürdig und weise und auch noch dein Urahn bin!"
Was hat er nur an sich, dass ich solche Scherze mache? So gelöst war ich seit über tausend Jahren nicht mehr, und dass obwohl dieser Stadt immer noch Gefahr droht! Und dann ist da noch der Ring...
"Na los, weiter geht’s.", sagte Amrothos. "Oder kannst du schon nicht mehr, oh altehrwürdiger Gevatter?" Und damit setzten sie ihren Weg durch die Gassen der Stadt fort.
Schließlich erreichten sie eine Schenke, die sich an die südliche Mauer der Stadt schmiegte.
"Da wären wir.", sagte Amrothos, " Die Schenke 'Zur Mauer' ist die beste in der ganzen Stadt, obwohl sie sich nicht besonders interessant anhört."
"Nein, das tut sie wirklich nicht. Aber wenn sie einen guten Wein dahaben, werde ich nicht zögern sie zu testen."
Amrothos zog ironisch eine Augenbraue hoch. "Oho, entpuppt sich der altehrwürdige Ahnherr etwa als Trinker? Wir werden schon etwas für dich finden. Komm schon rein."
Sie betraten die Schenke, in der sie freudig von Amrothos Freunden begrüßt wurden.
Es war spät geworden an diesem Abend, Mitternacht war schon vorbei, als Amrothos und Oronêl sich auf den Heimweg machten. Trotz Amrothos' gegenteiliger Unterstellungen hatte Oronêl sich mit dem Wein sehr zurückgehalten- ganz im Gegensatz zu Amrothos selbst. Dieser konnte schon nicht mehr besonders gerade gehen, obwohl er noch klar sprach, und Oronêl musste ihn ein wenig stützen.
"Seit wann muss der Alte den Jungen stützen?", fragte er. "Das ist doch sonst eher umgekehrt!" Amrothos reagierte nicht darauf, sondern sagte: "Ich will dich noch jemandem vorstellen. Komm mit!", und zog ihn in eine Seitengasse.
"Wem willst du mich vor-" Weiter kam er nicht, da ihm ein Knüppelhieb in die Magengrube den Atem nahm. Instinktiv ließ er sich zu Boden fallen, riss Amrothos mit sich und entging so einem weiteren Schlag, der diesmal auf seinen Kopf gezielt war. Er rollte sich ab, fuhr herum und fing den Knüppel mit der Hand ab. Im fahlen Licht der Laterne auf der Hauptstraße erkannte er zwei in Mäntel gehüllte Männer, die mit Knüppeln und Dolchen bewaffnet waren. Hinter diesen stand ein dritter, der allerdings ein Schwert am Gürtel hängen hatte.
Inzwischen war auch Amrothos wieder auf die Füße gekommen und zog, offensichtlich wieder völlig klar im Kopf, einen Dolch aus dem Gürtel.
Oronêl riss seinen Gegner durch einen Ruck an der Keule zu sich und schlug ihm die Faust in den Magen. Der Mann krümmte sich, Oronêl packte sein das Gelenk der Hand, in der er den Dolch hielt, und drehte es kräftig herum. Es knackte scharf, der Mann schrie erstickt auf und ließ Dolch und Keule vor Verblüffung und Schmerz fallen und hielt sich das Handgelenk. Oronêl hob die Keule auf und versetzte seinem Gegner einen Hieb gegen die Schläfe, sodass er bewusstlos zusammensackte.
Auch Amrothos hatte seinen Gegner bezwungen, indem er ihm den Dolch in die Brust gerammt hatte. Rasch sah Oronêl sich nach dem dritten Mann um, doch er bekam nur noch das Ende des Mantels, der um eine Ecke verschwand, zu sehen.
Moment Mal... Er rennt in Richtung Hafen. Zum Lazarett!
"Fessele den hier und übergib ihn der Stadtwache!", sagte er hastig zu Amrothos. "Ich verfolge den anderen." Amrothos nickte nur, und er lief los.
Während er durch die Straßen der schlafenden Stadt hetzte, überkam ihn ein Gefühl der Angst. Was, wenn er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte, und der Ring bereits gestohlen war? Was, wenn Sauron diesen Ring zurückerlangte? Würde er dann einen neuen Ringgeist schaffen können? Das durfte nicht geschehen!
Er erreichte das Lazarett und durch querte den Flur zu seinem Zimmer, riss die Tür auf und stürmte hinein. Es schien alles normal... Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch und konnte gerade noch einen Blick auf die Gestalt, die den Flur entlang stürzte, zu sehen.
Der Ring, ich muss nachsehen, ob er noch da ist!
Er ging zum Bett und löste die lockere Wandverkleidung. In der Mauerritze schimmerte noch immer der Ring des Nazgûl. Oronêl schloss das Versteck erneut und ließ sich auf das Bett sinken, wo er zu seiner eigenen Überraschung sofort einschlief.
Oronêl zum Lazarett
Amrothos in den Palast des Fürsten
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