Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Die Spielmannsgasse und Briannas Wohnung

(1/3) > >>

Vexor:
Brianna aus den Häusern der Heilung


Liebste Brianna,
es tut mir leid, aber ich konnte deine Rückkehr aus Thal nicht mehr abwarten. Ein Auftrag von dringlichster Stufe hat mich dazu bewegt Minas Tirith zu verlassen und nach Dol Amroth zu reisen. Ich hoffe mein Aufenthalt dort wird nicht allzu lange dauern, aber das kann ich im Vorhinein nicht sagen. Ich liebe dich von ganzen Herzen und wir sehen uns bald wieder.
In liebe
Araloth
Brianna las den Zettel fast jeden einzelnen Tag in den letzten 2 Monaten, seitdem sie Araloth nicht mehr gesehen hatte. Sie war spätabends, völlig durchnässt von einem sommerlichen Gewitter, in ihre Wohnung gekommen und hatte ihn auf dem Bett, neben einer Sonnenblume, gefunden. Der Zettel war bereits ein wenig verknittert und vergilbt, was wohl daran lag, dass sie ihn in der Küche angeheftet hatte.
Sie stieß einen kleinen Seufzer aus und band ihre Haare zusammen, bevor sie den Topf voll Wasser auf die kleine Flamme stellte. Ihre Fingerspitzen trommelten leise auf den verschiedenen Behältern, bevor sie einen mit frischem Dill fand, den sie erst gestern aus ihrem kleinen Kräutergarten gepflückt hatte. Die Flammen leckten sachte am pechschwarzen Topf entlang und eine angenehme Wärme breitete sich in der kleinen Küche aus. Sie hatte den Dill bereits ganz fein geschnitten, als sie das Messer beiseitelegte und aus dem Fenster blickte. Ein dichter Nebel hing in der Stadt und Brianna konnte kaum in ihren Garten blicken, so dicht war das Nebelfeld. Trübsal blasend legte sie sich die Zucchini, Zwiebeln  und Karotten zurecht, die sie händeringend am Markt erhalten hatte und fing an alles fein säuberlich zu putzen und in Würfel zu schneiden, bevor sie es in Olivenöl einlegte. Brianna schraubte das Glas, mit dem Dill wieder zu, und stellte es hinter die Gewürzdosen, die sie aus Thal mitgebracht hatte.

Ihre Reise nach Thal war gut verlaufen. Kurz nachdem sie den Laden gekauft hatte, mietete sie sich bei einem Bauer einen kleinen Planwagen und ein Pferd, um ihre Habseligkeiten aus dem einsamen Hof am Rande Thals zu holen.
Sie war erstaun gewesen, dass der Hof nicht wieder aufgebaut worden war, aber da erfuhr sie von einem Wanderer, dass Thal gefallen sei und der Erebor immer noch belagert werden würe. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie sich vorstellte, wie viele Unschuldige durch die Schwerter der Ostlinge gefallen waren, aber sie hatte keine Zeit um sie zu trauern. Ihre Zukunft lag weiter im Süden, in der weißen Stadt. Eine gemeinsame Zukunft mit Araloth und Elea, eine halbwegs friedliche Zukunft. Unter den Dielen hatte sich das meiste ihrer Gewürzsäcke gehalten und sie belud fast den halben Planwagen mit Säcken, Amphoren und Schatullen, voll edelster Kräuter und Geld, welches sie eingenommen hatte. Auch hatte sie jetzt die Möglichkeit ihre vielen Bücher, voller Rezepte, mitzunehmen.

Das kochende Wasser riss sie aus ihren Gedanken und schnell ließ sie das gewürfelte Gemüse in die Suppe gleiten, bevor sie noch ein paar Lorbeerblätter dazu gab.
Gut das muss dann jetzt ungefähr Fünfzehn Minuten köcheln. Dann kann ich währenddessen noch die Wäsche von der Leine nehmen. Die wird bei dem Wetter draußen eh nicht mehr trocken
Sie hatte sich gerade den zitronengelben Mantel übergeworfen, als sie einen leisen Frauenschrei hörte. Blitzartig rannte sie zur Tür heraus und blickte sich um, in der Hoffnung den Ursprung des Schreis lokalisieren zu können, aber der Nebel verschluckte die Spielmannsgasse und so entschied sie sich instinktiv  eine Gasse weiter zu rennen.
Brianna wäre fast über das am Boden liegende Mädchen gestolpert, so schlecht war die Sicht. An ihrem tief ausgeschnittenen Kleid erkannte Brianna, dass es eine der Kurtisanen war, die nur zwei Gassen weiter wohnten.
„ Oh mein Gott ist alles in Ordnung? Was ist passiert“, keuchte Brianna und vor Kälte konnte sie ihren eigenen Atem sehen.
Das Mädchen am Boden wimmerte nur leise und als sich Brianna herunter bückte konnte sie die rot-verquollenen Augen sehen. Sie versuchte dem Mädchen aufzuhelfen, aber als sie sie an der Hüfte berührte griff sie in den feuchten Stoff. Er hatte sich bereits voll Blut gesaugt.
„ Hilfe ist hier jemand?“, rief Brianna, die es allein nicht schaffte das wimmernde Mädchen, das sich so schwer wie ein Sack Kartoffeln machte, aufzuheben.
Erleichtert blickte sie nach rechts als sie Schritte hörte.
„ Ist da noch eine von den Mädchen“, grunzte eine barbarische Stimme. Und Brianna riss die Augen weit auf, als sie durch den Nebel die gedrungene Form zweier Orks erkannte.
„ Schau dir die mal an! Die is ja noch hübscher als die andere!“, jubelte der andere, der größer zu sein schien, mit höhnischer Stimme.
„ Ha-habt ihr dem Mädchen das angetan?“, fragte Brianna, provozierender als sie es beabsichtigt hatte.
Brianna du bist so dumm! Du hast nicht einmal dein Messer dabei und jetzt legst du dich mit zwei Orks an, die gerade erst eine Kurtisane vor deinen Augen abgestochen haben. Und hier scheint auch niemand zu sein
Der größere der beiden blickte sie mit herablassendem Blick an, bevor er nur verächtlich schnaubte. Mit grunzenden Tönen kamen sie näher. Das Herz pochte Brianna bis zum Hals, sie wollte sich bewegen, konnte es aber nicht. Stattdessen verkrampften sich ihre Hände im Stoff des Mädchens, welche zu ihren Füßen lag. Ihre Finger waren von Blut bereits getränkt und ihre Gedanken rasten, während die  zwei Gestalten auf sie zu schlichen.

Komm schon Brianna! Mach es wie in Thal. Dort bist du über dich hinaus gewachsen
Ihr Blick huschte panisch umher, doch in der Gasse lag nichts mit dem man, sich hätte nur ansatzweise verteidigen können. Ihre rechte Hand wanderte in ihre Manteltasche und ertastete etwas Kleines, Rundliches.
Ihre Finger schlossen sich darum, und flink warf sie es einem der Orks ins Gesicht. Die Zwiebel traf dem Orks zwar ins Auge, aber es hielt ihn nicht auf, sondern machte ihn nur noch aufmüpfiger.
Brianna hätte ihren Kopf im selben Moment am liebsten gegen die Wand geschlagen, so dämlich kam sie sich vor.
„ Das Mädchen hat Mumm in den Knochen, aber mit Gemüse wirst du dich auch nicht retten können“, brüllte der kleinere Ork, doch bevor er zum Sprint ansetzen konnte, ging er quiekend zu Boden. Auch der größere der beiden ging zu Boden, wobei er sich keuchend die Kehle hielt. Brianna erkannte, dass ihm die Kehle durchtrennt worden war. Erstaunt blickte sie in den Nebel, um ihren tapferen Retter zu Gesicht zu bekommen.
Doch es war kein Mann, der aus dem Nebel trat, sondern eine Frau mit hüftlangen braunem Haar, gekleidet in roten Satin. In ihrer rechten hielt die große Frau einen Dolch, an dessen Spitze Blut herabtropfte.

„ Vielen Dank“, murmelte Brianna, bevor sie gemeinsam das Mädchen hochhievten und es auf Briannas Wunsch hin in ihr Haus brachten, damit sie die Wunde versorgen könne.

Vexor:
„ Schnell gebt mir ein paar der Tücher! Die müssten dort unten im Schrank sein“, befahl Brianna der fremden Frau, nachdem sie das Mädchen auf ihren Küchentisch gelegt hatten.
„ Da ist zu viel Blut“, murmelte sie halblaut vor sich hin, während sie mit dem Küchenmesser das dünne Kleid auftrennte, um die Wunde besser betrachten zu können.
Es war eine kleine Stichwunde, höchstens von einem Dolch stammend, die ungefähr drei Fingerbreit unter der Brust zugefügt wurde.
„ Bitte sehr hier“, entgegnete die fremde Frau ruhig, was Brianna ein wenig irritierte. Sie hatte schon oft Wunden solcher Art behandelt, sei es in Thal oder jetzt in den Heilhäusern, aber die Gegenwart der Frau machte sie zunehmend nervös.
Brianna befahl der Frau die Tücher fest auf die Wunde zu drücken, während sie selbst in dem kleinen Schrank nach reinem Alkohol und Nadel und Faden suchte. Das weiße Tuch, dass die Frau auf die Wunde presste, war bereits voll Blut gesogen.
„ Seht Brianna, Herleif ist ohnmächtig geworden!“, rief die Frau, deren Stimme tiefer war als normale Frauenstimmen und dennoch süß und verführerisch, wie Honig.
Brianna fuhr herum und musterte Herleif, deren Gesichtsfarbe nun blass geworden war.
„ Verdammt, sie blutet schon zu lange“, stieß sie aus, während sie die Nadel und Faden unter dem Alkohol abwusch, bevor sie der Frau befahl die Tücher wegzunehmen. Die Blutung hatte nun schon fast nachgelassen und mit der feinen Nadel fing sie an die Hautfetzen wieder aneinander zu nähen. Ihre Hand zitterte dabei leicht, aber nach wenigen Sekunden hatte sie die Wunde vernäht, die nun nur noch leicht durchblutete.
„ Ihr müsst mir helfen sie ein wenig hochzuheben, damit ich die Wunde verbinden kann“, sagte Brianna forsch und ihr fielen die Haare ins Gesicht, als sie die Tücher, die sie ebenfalls in Alkohol getauchte hatte, um den schlanken Körper Herleifs, wickelte. Erst danach vergewisserte sie sich danach, dass der Herzschlag Herleifs regelmäßig war.
Erleichtert beim schwachen, aber regelmäßigen Herzschlag des jungen Mädchens, seufzte sie erleichtert, bevor sie laut aufschrie:
„ Verdammt meine Suppe!“
Brianna hatte, nachdem sie die verkochte Suppe wegschütten musste, einen Tee aufgesetzt und saß nun mit der fremden, mysteriösen Frau am Küchentisch. Sie hatten Herleif gemeinsam in Briannas Bett gelegt, damit sie sich die Nacht über erholen könne.
Ihre Augen musterten die Gestalt ihr gegenüber interessiert. Derselbe interessierte Blick erwiderte den ihren und plötzlich fiel Brianna die Frage wieder ein, die sie vorhin schon stellen wollte.
„ Entschuldigt, aber woher wusstet ihr, wie ich heiße? Ich habe mich euch weder vorgestellt, noch erinnere ich mich euch schon einmal gesehen zu haben.“
Die Frau schmunzelte und verzog dabei kokett ihre Lippen.
„ Ich kenne euch eben Brianna“, und sie nahm einen ausgiebigen Schluck des Brennnesseltees und fuhr mit gedämpfter Stimme fort, „ Der ist aber gut Brianna. Eure Mutter konnte ihn nicht besser zubereiten.“
Wäre Brianna gestanden hätte sie ihre Tasse fallen lassen, so blickte sie die Frau vor sich nur mit entsetzter Mine an und schaffte es mehrere Minuten nicht den Mund zu schließen. Noch bevor Brianna überhaupt eine Frage stellen konnte legte die Frau ein Schmuckstück auf den Tisch. Es war das gleiche Emblem der Spielleute, welches auch Brianna trug.
„ Mein Name ist Paola, Brianna. Ich kannte eure Eltern sehr gut, doch kurz nach euerer Geburt verließ ich Thal und kehrte in meine Heimat Gondor zurück. Ich bin die oberste der Kurtisanen, die in Minas Tirith hausen. Ich nehme die Mädchen auf, die von ihrer Familie verstoßen oder bereits als Kind ausgesetzt wurden. Sie sind alle meine Töchter.“ Paola machte eine Pause, während sie mit ihren Fingerkuppen über das silberne Emblem fuhr.
Brianna hatte derweilen wieder die Sprache gewonnen, „ Und habt ihr mich also auf Grund des Emblems erkannt, oder was?“ Ihre Stimme war ein bisschen belegt, denn noch immer konnte sie nicht fassen, was ihr die Fremde Frau, namens Paola soeben offenbart hatte.
Paola lächelte wieder mit dem süffisanten Lächeln, und antwortete mit ihrer lieblichen Stimme:
„ Das ihr das Emblem tragt habe ich bis heute nicht gewusst, doch seht ihr eurer Mutter zum verwechseln ähnlich. Ihr passiert fast täglich das Haus der Kurtisanen und so erblickte ich euch eines Tages und wollte meinen Augen nicht trauen. Ich setzte meine Mädchen ein, um etwas über euch zu erfahren; denn niemand weiß mehr über die Menschen der Stadt und ihre Geschichten als die Kurtisanen. Vom einfachen Händler am Markt bis hin zu den Obersten der Stadt, sogar Herumor, beglücken wir mit unseren Diensten.
So erfuhr ich eines Tages, dass ihr aus Thal gekommen seid, und so war ich mir sicher, dass ihr eurer Mutter Tochter seid. Ich weiß ein großer Zufall.“
Herumor?! Ich dachte er wäre mit Elea liiert…es ist alles so verwirrend

Die beiden saßen noch mehrere Stunden beieinander bis sich Paola entschuldigte, denn sie müsste noch etwas wichtiges erledigen.
„ Ich freue mich euch kennen gelernt zu haben Brianna. Morgen werde ich veranlassen, dass Herleif ins Haus der Kurtisanen überführt wird. Ich danke euch vielmals für eure Hilfe. Und wenn ihr wollt kommt doch einmal vorbei, ich kann euch vieles beibringen.“
Mit einem freundlichen Gruß verabschiedete Brianna sich von Paola und schloss die Tür hinter sich.


Brianna auf die Straßen der Stadt

Thorondor the Eagle:
Elea vom Haus im vierten Ring


Behutsam öffnete Elea ihre Augen um sich vor dem morgentlichen Licht zu schützen. Doch es war vergebens, kein Sonnenlicht strahlte durch die Fenster herein. Noch immer hatte sich Elea nicht an die endlosen Schattentage gewöhnt die das ganze Land überzogen.
Niedergeschmettert ging sie zu der kleinen Kommode neben dem Bett und legte ihre Hände in die mit kaltem Wasser gefüllte Waschschale. Sie fuhr sich damit über das Gesicht und blickte dabei in den Spiegel. Ihre Lippen waren regungslos, ihre Augen schlaff und gleiches galt auch ihren Gedanken.

Wie soll es jetzt nur weitergehen? Die Gefolgsleute Aragorns wurden festgenommen und zum Tode verurteilt. All jene die noch übrig sind werden sich nicht mehr trauen gegen Herumor und den dunklen Herren zu kämpfen. Ist all der Widerstand im Sand versiegt? Ist die Rückkehr des Königs ein hoffnungsloser Wunsch, nichts weiter als ein Traum in düsteren Nächten? Sollte ich denn noch hier bleiben in der grauen Stadt? Ja… Ja doch Elea. Gerade jetzt wo keiner mehr da ist um Herumor zu stürzten. Du musst bleiben Elea, du musst den Menschen helfen, deinem Volk, deinen Verwandten, deinen Brüdern und Schwestern.

Sie beobachtete wie sich ihre Lippen fest zusammen pressten und ihre Augen ein wenig aufflackerten. Die Frau band sich ihr Haar zusammen und legte ein wärmendes Samtkleid an. Mit einem kleinen Happen Brot und einem Wollumhang machte sie sich auf den Weg zu Briannas Laden. Gleich gefolgt von Beregond.

Sie ging entlang der engen Gasse, an deren Ende ihr Haus stand, auf die offene Hauptstraße und noch ehe sie sich umdrehen konnte hörte sie schon einen Schrei.
„Elea! Warte“, kam ein strenger Befehl von Herumor. Sie sah ihn zwischen rollenden Marktkarren und zahlreichen Mägden. Neben ihm liefen zwei dunkelhäutige Rüpel. Für einen Augenblick hatte die Frau sie für Straßenräuber gehalten. Der gesenkte Kopf der Beiden ließ jedoch auf deren Demut schließen.
„Guten Tag“, sagte Elea distanziert zu ihrem Verlobten. Er verneigte sich der Höflichkeit halber.
„Heute Morgen vernahm ich Gerüchte meine Liebe; beängstigende Gerüchte. Ein Wächter des Verlieses ist, nun ja, sagen wir unauffindbar.“
„Und du denkst ich habe damit zu tun?“, entgegnete sie ruhig und kühl.
„Mich beschleicht so das Gefühl.“
„Und woher kommt dein Gefühl?“
„Verlorene Seelen sind leicht zu kaufen: Gefangene berichteten von einer Frau auf deren Beschreibung du sehr gut passt in Begleitung eines stattlichen Mannes“, sein Blick wanderte zu Beregond „Mir ist klar, dass in dunkler Umgebung nichts weiter als Silhouetten erkennbar waren, aber den Verrätern sei gesagt, dass von nun an die Verließe doppelt so stark bewacht werden und Gnade kennen die Wächter dort keine.“
„Sollte ich sie treffen, werde ich es ihnen mitteilen“, entgegnete sie kühn „Und wofür brauchst du deine netten Begleiter?“
„Diese beiden? Dies sind Krohlon und Karthull und es sind nicht meine Begleiter, sondern deine. Sie sind mir treu ergeben, darauf kann ich mich verlassen“, er schaute wieder zum Soldaten „Beregond, dein Dienst für heute ist vorbei, melde dich morgen in den Truppenräumen der Zitadelle. Du bekommst neue Aufgaben zugeteilt. Geh jetzt.“
Der Soldat verneigte sich noch vor den beiden und marschierte rasch ab. Elea sah nun die beiden Gesichter ihrer neuen Begleiter, wie sie Beregond neugierig nachschauten.
„Nun, ich bin auf dem Weg in den Kräuterladen. Ich bin in Eile, gibt es noch etwas worüber du mich nicht im Unklaren lassen willst?“
„Nein. Ich werde auch schon erwartet“, er gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange, seine Lippen waren rau und kalt „Wir sehen uns heute Abend. Ich liebe dich.“
Elea senkte ihren Kopf und wandte sich ab. Sie ging geradewegs zum Laden ihrer Freundin, doch ungewohnter weise war die Tür verschlossen.

Brianna ist nicht hier? Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert. Die Zeilen im Brief waren also ernster gemeint als ich dachte. Vermutlich versteckt sie sich in ihrer Wohnung…

Die Spielmannsgasse war voller leben. An der einen Hausmauer standen ein paar junge Mädchen und musterten Elea, als sie an ihnen vorbei ging. Hie und da lag noch ein Betrunkener an den Straßenrändern und einige diskutierten lauthals durch die ganze Gasse über die letzten Tage. Elea klopfte dreimal an die Tür. Keiner reagierte. „Brianna? Bist du da?“, sie hörte etwas hinter dem Tor und plötzlich öffnete sich die Türe.
„Elea!?“, sagte Brianna überrascht. Skeptisch musterte sie die beiden Südländer.
„Ihr wartet hier vor der Tür“, befahl Elea.
„Was? Nein, der Herr hat gesagt wir müssen dir auf Schritt und Tritt folgen“, antwortete einer von ihnen.
„Ich werde wohl noch mit einer Freundin sprechen dürfen. Wir sind hier im 2. Obergeschoss, ich kann ohnehin nicht hinaus“, schimpfte die Frau.
„Na gut“, gab er widerwillig klein bei.

Als sie die Türe schlossen, umarmten sich die beiden Frauen freundschaftlich.
„Du bist heute gar nicht in deinem Laden?“, fragte Elea.
„Nein. Ich gehe vielleicht später, aber was ist los? Was führt dich zu mir?“
„Sag du es mir“, sagte Elea und überreichte ihr den geheimnisvollen Brief.

PumaYIY:
Karthull kommend von den Pelennor-Feldern vor der Stadt


Vor der Tür
"Da haben wir uns aber was eingebrockt!" , mauserte Krohlon. "Dürfen den Aufpasser spielen und müssen ihrer hochwohlgebornen Dame immer flink hinterherlaufen. So ein Mist!"
"Naja siehs mal von der andern Seite, ich bin mir sicher wir werden dafür gut entlohnt. Schau dir mal ihren Mantel an ich wette der war aus Samt oder sowas." , Karthull hatte nicht nur das Kleid der Frau dieses herrischen Gebieters, wie er Herumor empfand, bewundert, sondern auch ihren adretten Körperbau und ihr bezauberndes Gesicht. Auch ihre Bewegungen schienen wohlüberlegt und gut anerzogen, doch auch ein wenig steif, wie die der Elben, die er vor nun schon langer Zeit in Edhellond gesehen hatte. Karthull hatte  kaum ein Wort herausgebracht, als Krohlon Elea eigentlich aufhalten wollte das Haus allein zu betreten.
"Hm... naja so wie dieser Herumor rumbrüllt und auch uns angeschnautzt hat kann ich mir vorstellen, dass er ein ziemlicher Geizkragen ist. Aber für die Liebe scheint ihm wirklich nichts zu teuer zu sein." , Krohlon starrte ein wenig durch die Gegend: "Hast du verstanden, was die da von Verliesen und so geredet haben, ich frag mich was der wohl für einen Einfluss hat dieser Herumor?"
"Keine Ahnung. Aber seinen Befehlen würde ich besser gehorchen, ich hoffe nur, dass diese Elea uns keine Probleme macht oder versucht abzuhaun." , bemerkte Karthull mit einem Blick in das Haus und nach oben, doch er konnte nichts Verdächtiges erkennen.
"Was mich schon eine Zeit lang interessiert hat ist: Du bist doch Bote gewesen, oder? Wo sollte deine Nachricht denn hingehen?"
"Das ist nunja... ähm ich erklär es dir ein andermal. Was mich vielmehr beunruhigt ist, dass wir hier durch die halbe Stadt gelaufen sind und mir kommt die Ecke nicht so ganz geheuer vor. Gerade warn wir noch an einem Blumenladen und schon ein paar Straßen weiter sind wir in einer Gasse wo die Frauen verführerisch in die Häuser winken. Also wär ich dieser Herumor hätte ich auch Angst, wenn ich meine Frau so seltsame Freunde in diesem Viertel besuchen lasse."
Puh... nochmal gut gegangen, aber ich glaub ich muss mir eine Geschichte ausdenken, mit der ich Krohlon glaubhaft von dem Fragen nach seinem Auftrag abhalten konnte. Krohlon begann sich über weitere Belanglosigkeiten aufzuregen, wie die Gefahr sich in der Stadt zu verlaufen und die unglaublichen Abgründe, von den höheren Ringen und Karthull antwortete hier und da. Seine Gedanken hatte er jedoch bei seiner Aufgabe, wie hatte er das den bisherigen Tag über vergessen können?
Das ist ja Mist, dass ich erst dann an meinen Auftrag denke, wenn er mich danach fragt. Ich sollte mir wirklich mal Gedanken machen wie ich mit diesem wie hieß er noch gleich, Kontakt aufzunehmen. Hm... die Vorraussetzungen dafür sind ja schonmal gut ich bin in der Stadt und hab eigentlich genau das was ich wollte. Manchmal muss man eben Glück haben. "Ja, seh ich auch so." , antwortete er Krohlon schnell. Beregond! So hieß der Typ. Den Namen hab ich doch gerad erst gehört?! Aber wo und vor allem wo soll ich nach ihm fragen?
"Sag mal hörst du mir überhaupt zu?" , fragte Krohlon ein wenig gekränkt.
"Häh... was, Entschuldigung."
"Ich hab gesagt, dass ich mich frage wie die diese Stadt hier ernähren können? So viele Menschen,  das gibts ja noch nicht mal in Umbar."
Damit war Karthull von weiterem Nachdenken abgehalten und wartete weiter darauf, dass diese auch etwas geheimnissvolle Frau wieder aus der Tür kam.

Vexor:
Brianna von den Verließen


Brianna lächelte irritiert und nahm Elea den Brief ab.
„ Wollen wir uns nicht setzten“, fragte Elea und bevor Brianna den Brief lesen konnte betraten beide die Küche in der ein kleiner Tisch mit zwei hölzernen Stühlen stand.

Was hat das jetzt zu bedeuten? Warum übergibt mir Elea einen Brief?
Ihre kastanienbraunen Augen huschten über die wenigen und zierlich geschriebenen Buchstaben und ihre Stirn legte sich in Falten, als sie das Wasserzeichen genauer betrachtete.
Es ist eine Klinge…umrankt von einer Rose…aber..?!
Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und ein dünnes Lächeln zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht ab.

Sie hatte die letzte Nacht nur wenig geschlafen und die Müdigkeit hatte tiefe Furchen in ihr Gesicht gegraben, während sie lächelnd zu Elea blickte, die ihr gegenüber saß.
„ Woher kennst du Paola“, fragte Brianna trocken und das Sprechen verursachte ihr Schmerzen, denn sie hatte sich heute Morgen mehrere Male übergeben müssen und ihr Hals schmerzte wie Schleifpapier, wenn die Worte versuchten ihren Weg nach draußen zu finden, um zu atmen. Doch ihre Stimme, die sonst so weich und freundlich war, klang heute wie ein Dornengewächs und Brianna merkte, wie die Worte nach Luft rangen, als sie ihren Mund verließen, und kläglich verendeten.

Das Gesicht Eleas verriet bloße Verwunderung und als sie den Mund öffnete wirkten die Worte, die ihren zarten Lippen einfloss, wie reinster Elbengesang.
„ Bitte wer? Ich kenne keine Paola, Brianna!“.

Das ergibt doch alles keinen Sinn, aber ich erkenne das Wappen eindeutig und wenn ich genauer darüber nachdenke, dann habe ich es in Paolas Haus gesehen. Die karmesinroten Tücher, die die Wände zierten, waren mit eben diesen Wappen versehen. Aber wenn Elea Paola nicht kennt, woher kennt die Kurtisane dann Elea?

Gedankenverloren fuhr Brianna mit ihrem Fingern über die Klinge und als sie eine der Dornen streifte da zuckte sie zusammen und vergewisserte sich, dass kein Blut aus ihrer Fingerspitze quoll.
Vielleicht war es auch die Stimme Eleas, die sie aus ihrer Trance weckte.
„ Brianna? Was ist denn eigentlich los mit dir? Der Brief und auch deine äußere Erscheinung machen mir sorgen. Kann ich dir wirklich nicht helfen?“, erklang ihre weiche Stimme und sie nahm Briannas Hand und drückte sie fest, um ihrer Freundin zu zeigen, dass sie für sie da sei.
Brianna schüttelte den Kopf. Sie war nicht in der Lage darüber zu sprechen, was gestern Nacht vorgefallen war; es schauderte sie immer noch, wenn sie daran dachte.
Stattdessen stand sie auf und nahm eine der Tassen aus dem Schrank, um ihr und Elea eine Tasse Tee breit zu stellen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen konnte aber die Tassen im hinteren Regalfach nicht erreichen.
„ Elea würdest du mir bitte mal den Schemel reichen? Die Tassen muss Araloth eingeräumt haben…ich komm leider nicht ran“, keuchte sie mit rauer Stimme.

Eleas Mine versteinerte sich, als sie an Araloth in der Zelle dachte und daran, dass Brianna nichts davon wusste und immer noch im Glauben steckte, dass er in Dol Amroth wäre.
„ Elea?! Er steht da hinten in der Ecke“, widerholte Brianna mit Nachdruck.
„ Ähm…natürlich“, stammelte Elea und reichte Brianna den Schemel, woraufhin sie die Tassen erreichte. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Elea fortfuhr, „ Brianna ich muss…muss mit dir über Araloth sprechen…er ist nicht in Dol Amroth…er ist im…im…Verließ“.

Die Porzellantasse zersprang auf dem Boden und die winzigen Scherben bedeckten die braunen Holzdielen wie Neuschnee im Oktober.
Briannas kastanienbraune Augen rosteten, als sie Eleas Worte vernahm.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln