Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Erebor
Der Ausfall
KingEldarion:
"Hoffnung...", schnaufte der Zwerg, "Hoffnung wird den Erebor nicht retten können. Nur der Wille und die Kraft seiner Verteidiger können etwas bewirken, doch auch deren Kräfte sind begrenzt."
Der Zwerg zeigte auf einen Hügel von Leichen, auf dem wie auf einem Thron ein nun hässlicher Zwerg saß. Er war tod und in seinen Augen steckten Pfeile. Grausam, nun fuhr der Zwerg fort:"Das war mein Mentor. Er gehörte zu den mächtigsten des Zwergenvolkes, doch auch er konnte unseren Feinden nichts entgegenhalten. Ich habe Jahrzehnte von ihm gelernt und selbst erlebt, was er konnte und nun siehst du, wie einfach und grausam er mit Dutzenden unserer brauchbarsten Soldaten abgeschlachtet wurde.", er machte eine kurze Pause und setzte dann etwas ruhiger nach: "Alles was wir noch machen können ist unser Scheitern zu berichten und auf den Angriff zu warten. Du solltest lieber mtkommen, solange du noch kannst. Wenn etwas im Norden diesem Sturm standhalten kann, dann der Erebor."
Nindiwyn wusste nicht was sie sagen sollte, sie wollte den Zwerg nicht verletzen, aber sie wollte auch nicht unhöflich sein.
So saßen sie noch einige Zeit da, dann stand Tengar auf: "Eine Zeit voll Angst, Hass und Tod liegt um uns. Ich habe schon mehrere Schlachten geschlagen und rate dir nur eines: Wenn du die Schrecken nicht aushältst bleib in den Kammern und helfe den Heilern, Köchen und Schmieden! Und nun komm, bevor uns hier noch irgendwer findet!
"Danke, Herr Tengar", sagte Nindiwyn die vom plötzlichen Auftreten des Zwergs sehr überrascht war.
The Chaosnight:
Schweigend hatten sich beide auf den Weg zum geheimen Tor gemacht und Tengar war tief in sich gesunken: Seit er sich dieser Mission angeschlossen hatte wurde sein gesamtes Weltbild, sein gesamter Glaube, zerrissen, zerstückelt und zerfetzt. Er fühlte sich in seiner eigenen Heimat wie in einer fremden Welt, die es zu erkunden galt und in welcher er alles neu erlernen müsste. Es war ein grausiges Gefühl, ein Gefühl, welches ihn an allem zweifeln ließ, was ihm jemals naturgegeben oder natürlich vorgekommen war, nur eines war geblieben: Der Hass auf den Osten!
Immer wieder schwirrten die Bilder der letzten, schicksalshaften Stunden in seinem Kopf umher: Wie er sich als erster Dwalins Mission anschloss und mit ihm den Plan schmiedete, wie er es war, der maßgeblich diejenigen auswählte, die verrückt genug schienen daran teilzunehmen und wie von allen Soldaten, allen Soldaten, die er zu Verfügung hatte und allen Soldaten, die das erste Kreuzfeuer überlebt hatten, ausgerechnet derjenige ihn retten würde, den er nicht ausgewählt hatte, den er nicht einmal mitehmen wollte und den er stetig direkt neben sich hielt, damit er nichts unüberlegtes tun würde. Von allen mächtigen Zwergen, die für ihre Kraft und ihren Einsatz bekannt waren, von allen kolossalen Menschen Thals und Seestadts, die ohne Angst selbst einem Drachen entgegentraten und allen handverlesenen Soldaten, die perfekt auf den Weg vorbereitet waren - sie alle waren dem Ausfall gefolgt, musste es ausgerechnet derjenige sein, der nicht dazu passte. Keine strahlenden Könige wie beim letzten Angriff in Thal, keine riesenhaften Recken und keine stämmigen Zwerge waren es, die die Hoffnung, und wenn es nur die auf ein bekannt werden des Scheiterns war, am Leben erhielten, sondern eine unscheinbare, von ihm übersehene und merkwürdige Frau. Eine Frau, die er selbst in männlicher Form nie ausgewählt und viel eher der Obhut der Heiler übergeben hätte, damit diese unter den zahlreichen Verwundeten seine Eltern suchen könnten.
Und jetzt? Nicht nur, dass sein ganzer Glaube an seiner Einschätzungsgabe und dem Wesen der Frau zu zerreißen drohte, nicht nur, dass die Ostlinge, deren Militärstrategien seit jeher nur auf stärkeren Waffen und ihrer bloßen Anzahl beruhte, so präzise den Erebor auslesen konnten und nicht nur, dass mit dem Ausfall auch der Zwerg fiel, auf dessen Weisheit und Lehren beinahe Tengars gesamte Identität beruhte, jetzt trifft er von allen denkbaren Lebewesen, von allen, die er treffen könnte, ausgerechnet eine weitere Frau, die ihn rettet und der er es nie zugetraut hätte: Sie wirkte ebenso jung wie die Frau aus Thal, war dazu jedoch um einiges kleiner und unausgereifter und trug eine Ausrüstung, wie sie nur ein Ostling, neureicher Händler der alten Nordlande oder verdienter General eines Reiches wie Gondor tragen konnte...oder wollte. Da sie jedoch weder wie ein Ostling aussah, noch von Alter, Statur oder Geschlecht jemals zum General oder vergleichbarem aufgestiegen sein könnte, hatte Tengar zuerst schon die Befürchtung gehabt, neben Ostlingen nun auch eine zickige, verschnöselte Göre hinter ihm herlaufen würde, die denkt durch ihren Reichtum nichts befürchten zu müssen. Zu seinem Glück hatte sich dies nicht bewahrheitet und stattdessen hatte er eine weitere Frau vor sich, die sich anscheinend zu verteidigen wusste und darüber hinaus, was man von der Frau aus Thal nicht gerade sagen konnte, auch überaus höflich und freundlich war.
Als die beiden schließlich fast bei dem versteckten Tor angekommen waren, bat Tengar seine Begleiterin kurz zu warten, damit diese nicht sehen konnte, wie sich das Tor öffnen ließe und ging dann alleine zu dem Eingang, der auch sogleich von Rulin, einem jungen Zwerg, mit dem Tengar schon jahrelang im Streit lag, geöffnet wurde.
"Rulin! Ich habe einen Auftrag an dich!", sagte Tengar, als er kurz vor ihm stand, worauf Rulin jedoch nur erwiderte: "Wieso sollte ich von dir einen Auftrag annehmen? Bist du nicht der Bote vom altem Grog? Dann sollte der feine Herr Tengar auch in der Lasge sein, sein Anliegen selbst vorzutragen!"
Von Wut ergriffen, packte Tengar den jungen Zwerg und drückte ihn kraftvoll an die Wand, während er zu ihm zischte: "Sind wir alleine hier?", Rulin nickte erschrocken, so hatte er den sonst so ruhigen Tengar noch nie erlebt, der sogleich fortfuhr: "Du wirst auf der Stelle zu unserem König gehen und ihm mitteilen, dass der Ausfall gescheitert ist und die Ostlinge noch immer Großteile ihrer Gerätschaften besitzen! Du wirst ihm sagen, dass Grogmir gefallen, Dwalin verschollen und unsere Soldaten eines ihrer Schicksale teilen! Und falls irgendwer fragt: Ich bin nie hier gewesen! Du weißt warum!" Kaum hatte er ihn losgelassen, lief Rulin den Gang herunter und verschwand in den gewundenen Gassen der Zwergenhallen. Noch immer wütend auf den jungen Zwerg holte Tengar Nindiwyn in den Berg und schloss das Tor hinter sich.
Er wusste nicht wieso, doch kaum hatte er sie wieder neben sich, fühlte er sich um einiges ruhiger und entspannter. Auch wenn es ihn noch immer schmerzte von einer Frau gerettet worden zu sein, war er froh sie kennen gelernt zu haben, denn für ihn, der Menschen bisher nur in Zeiten des Krieges als Befehlsempfänger unter sich kennengelernt hatte, welche ihm lediglich gehorchen und sonst zu funktionieren hatten, war es ein ganz neues Erlebnis jemanden dieser Rasse kennen zu lernen, der auf einer Stufe mit ihm stand und ohne Verpflichtungen freundlich zu ihm war.
Tengar und Nindiwyn, zu: Im Thronsaal
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