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Die Hügellande von Dunland

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The Chaosnight:
Aiwyn, Gamling, Forgoil, Bogan und Barlae aus Helms Klamm


Vier ganze Tage dauerte der Weg von der Klamm. Aiwyn, Bogan und Barlae liefen direkt neben Forgoil und Gamling an der Spitze des Heeres und sahen als erste die Grenzen Dunlands: Elendig weite Ebenen, mehrere kleinere Hügel, kaum Bäche oder Flüsse und eine recht bäuerliche Bevölkerung kennzeichneten den ersten Eindruck von dem kleinen Land. Je tiefer sie in das Land kamen, desto mehr Bauern schlossen sich dem Heer an. Viele feierten die Ankunft Forgoils mit seinen dutzenden Bannern Dunlands und seiner Armee der Getreuen und nur wenige blieben in ihren Äckern und Hütten versteckt und misstrauten dem Heer. Mit einer gewaltigen Schlagkraft, einem Heer, das seine Größe fast verdreifacht hatte erreichten sie die "Hauptstadt" Dunlands: Eine weite, kahle Ebene innerhalb des Landes, abgegrenzt durch mehrere Fackeln und Bänke. Ein riesiges Haus stand vor einem ebenso gigantischem Podestbum das sich die Ebene zentrierte. Dutzende Orks standen auf dem Podest und hunderte Dunländer kreisten umher, entweder geschockt oder freudig auf Forgoils Armee starrend. Trotzdem bildeten sie alle eine Gasse als Forgoil vortrat und laut ausrief: "Möge sich der Verräter zeigen, der Dunland unterdrückt hät! Ich bin hier um mein Erbe anzutreten! Hiermit fordere ich ihn heraus! Mann gegen Mann, bis zum Tod, bis nur noch der wahre Herrscher steht!"
Die Männer Dunlands brüllten ausnahmslos einen lautstarken und düsteren Kriegsgesang in ihrer Sprache und formierten sich enger um das Podest und ließen nur einen schmalen Gang zu dem Aufstieg frei.

Lautstark öffneten sich die Türen des Hauses und vier Personen betraten das Podest: Ein voll gerüsteter Dunländer, der durch seine Größe und Masse, sowie seinen unförmigen Gesichtszüge beinahe wie ein Troll aussah, gefolgt von einem Menschen in einer schwarzen Kutte, die nur die schattigen Züge seines Gesichtes erahnen ließen, flankiert von zwei gewaltigen Orks, beinahe mannshoch, mit Muskelsträngen, die sich aus der Haut drückten und bestialischen Gesichtern. Der Dunländer trat alleine an die Spitze und antwortete bellend: "Wer immer es wagt mich heraszufordern, ich nehme an!" Es folgte lautstarkes Gebrülle unter den Dunländern, die wild ihre Fahnen schwenkten und in ihrer Sprache weitere Kriegsschreie schrien.
"Gamling, Aiwyn - folgt mir", sagte Forgoil, "Euch gebührt die Ehre den Kampf von nahen sehen zu dürfen!" Langsam folgten die beidem ihm auf das Podest und setzten sich auf zwei kleine Stühe, die perfekten Blick auf einen kreisrunden, abgegrenzten Bereich ermöglichten, dessen Boden durch eine riesige Wolfsfigur gekennzeichnet war. Gegenüber von ihnen saßen der Vermummte und einer der beiden Orks, während der zweite still neben dem Vermummten stand und sich nicht rührte. Ein überaus alter Dunländer betrat auf einen Stock gestützt als erster die Plattform und rief mit lauter, bestimmter Stimme aus: "Heute kämpfen wieder einmal zwei Männer um die Führung des Landes! Der amtierende Fürst kämpft gegen den Sohn seines Vorgängers. Es wird in maximal 5 Runden gekämpft, die auf das Schlagen meines Stockes anfangen und enden. Jede Runde werden die Waffen gewechselt und der Kampf endet nur durch den Tod eines Kämpfers! Sollten beide nach 5 Runden noch leben entscheidet das Wargrennen, wobei der Verlierer für 5 Jahre verbannt wird und dann das Recht auf einen Rückkampf erhält!"
Er hob ruckartig beide Hände und rief laut die Namen der Kämpfer aus, die unter lautem Brüllen die Arena betraten und sich bereit hielten.

"Runde 1: Der Speer", brüllte der Alte un zwei junge Dunländer überreichten den Kämpfern zwei goldene Speere, die sie einmal über ihr Knie schlugen um die Kampffähigkeit der Waffe zu beweisen und auf das Aufschlagen des Stockes ließen beide den Griff einmal auf den Boden aufschlagen und begannen ihr tödliches Duell: Der riesenhafte Fürst schlug wild um sich, sodass Forgoil mehrmals zu Boden springen musste und oft von dem hölzernen Griff getroffen wurde. Nur mühsam schaffte er es immer der Spitze auszuweichen, die riesenhafte Gestalt war sowohl stärker als auch schneller als Forgoil, der gewaltig in Bedrängnis geriet. Erst kurz vor dem erneuten Aufschlag des Stockes schaffte er es sein Geschick auszunutzen und mit zwei schnellen Stichen die Armschienen und seinen kleinen Armschild zu treffen.

"Runde 2", brüllte wieder der Alte in das Gedonner der Dunländer: "Das Kampfmesser!" Die zwei jungen Dunländer brachten zwei große Messer zu den Kämpfern, die damit zweimal gegen den mitgebrachten Holzschild der Jünglinge schlugen und es auf das Aufschlagen des Stockes wie ein X durch die Luft wirbeln ließen und dann wieder aufeinander eindroschen. Mit einem Aufschrei begann der Riese, doch Forgoil duckte sich nur weg und schlug mit dem Messer durch den Rücken seines Gegners, der kurz aufschrie und dann leblos zu Boden sank. Lagsam schritt er zum Rand des Podiums und schrie laut aus: "Ich bin Forgoil...und DAS...IST...DUNLAND!" Die Dunländer riefen laut seinen Namen und preisten ihn, doch die maskierte Gestalt lachte nur eisig, stellte sich neben ihn und brüllte: "Ich bezichtige Forgoil hiermit des Betruges! Und Betrüger sind es nicht würdig den Titel 'Fürst' führen zu dürfen! Da der wahre Fürst tot ist fordere ich als sein Stellvertreter einen würdigeren Nachfolger zu ernennen und diesen Verräter hinzurichten!"

The Chaosnight:
Der Alte schlug mehrmals wild mit seinem Stock auf den Boden, wütend schrie er: "Ruhe! Gemäß den alten Bräuchen treffen sich alle Beteiligten zu einer Besprechung im Quartier des alten Fürsten. Folgt mir!"
Er geleitete die Orks, den Vermummten, Forgoil, Aiwyn und Gamling in das Haus und sie setzten sich an einen langen Tisch. Der Vemummte saß in der Mitte der einen Seite, neben sich seine beiden Orks, während Forgoil in der Mitte der anderen Seite saß und Aiwyn und Gamling neben sich hatte. Der Alte setzte sich an die kurze Seite des Tisches und begann: "Sollte Betrug vorliegen wird der Schuldige noch heute gehenkt werden, wenn nicht wird der Ankläger dem Schicksal des Opfers übergeben! Wie wollt Ihr dies lösen?" Der Vermummte sprang sofort auf: "Ich fordere den Verräter heraus! Ein Duell nach den Bräuchen der Mächtigen...nur dies ist der Schande des Verrates ebenbürtig!", er zeigte einen Siegelring, "Der Siegelring Dunlands als Zeichen meines Rechts."
Doch kaum hatte er beendet sagte der Alte: "Das ist unmöglich! Forgoil hat heute bereits gekämpft und eine Person darf nur einmal im Jahr einen Zeremonialkampf erhalten!", er blickte kurz zu Forgoil rüber und ergänzte: "Da eure Begleiter keine Dunländer sind und kein Wappen dunländischen Rechts tragen, habt Ihr niemanden der euch vertreten darf!" Forgoil senkte den Kopf, während Gamling geschockt dasaß und Aiwyn instinktiv aufsprang: "Ich trage den Zeremonialdolch Dunlands!" Der Vermummte verlor kurz seine Fassung: "Unmöglich! Ihr lügt! Ihr könnt ihn nicht haben!" Aiwyn zog grimmig den Dolch und zeigte sie dem Alten, der nur nickte und sagte: "Das ist er!" Aiwyn setzte sich wieder hin und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, sie hatte sich schon wieder in Gefahr gebracht und alles riskiert.
Sie wusste nicht wie Bogan reagieren würde, was er davon halten würde - doch egal was es wäre: anderenfalls hätte sie Forgoil dem sicheren Tod anvertraut. "Das braucht Ihr nicht tun", sagte dieser, "Ich habe mir dies selbst eingebrockt, ich wollte Euch nur in meiner Nähe wissen da ich alleine nie den Mut gehabt hätte dies durchzuziehen, an diese Situation hätte ich nie gedacht! Ruiniert nicht Eure Zukunft!"
"Das habe ich schon oft genug getan", murmelte Aiwyn matt, "Nun will ich es jedoch einmal für etwas sinnvolles tun!"

"Gut", sagte der Alte, "Nehmt ihr die Herausforderung an?" Aiwyn nickte kurz.
"Gut", sagte der Alte erneut, "Erwartet uns bei Sonnenuntergang wieder! Bis dahin steht es Euch frei euch vorzubereiten oder anderweitig zu beschäftigen. Der Rat wird Euch dann die Einzelheiten mitteilen."

The Chaosnight:
Zusammen mit dem Vermummten verließ sie den Ratssaal, wo der Fremde sofort kalt ausstieß: "Ihr habt keine Ahnung, was Ihr dort gerade eben getan habt! Ihr wart nichts als ein nerviges Beiwerk eines Verräters, doch als Führerin dieser Waffe seid Ihr dem Tod geweiht! Ihr werdet enden wie Euer Verräterfreund, zusammen mit ihm werdet ihr heute Nacht noch untergehen und die letzten Widerstände erlahmen lassen. Euer Tod und Euer Ende werden der letzte Schlüssel zu einem Dunland sein!" Er drehte sich demonstrativ um und ging die lange Halle entlang, kurz bevor er eine Durchgangstür öffnete, rief er der fassungslosen und geschockten Aiwyn hinterher: "Sagt den lächerlichen Wichten, dass ich in den Gemächern bin!"

Nun ebenso verwirrt wie alles andere blieb sie noch eine Zeit lang stehen, bis sich ihr die beiden Dunländer näherten, die im vorherigen Duell die Waffen gebracht hatten. Nach der Frage wo der Vermummte war und Aiwyns ehrlicher Antwort (woraufhin einer der beiden im Laufschritt durch die Halle eilte), sprach der eine: "Bis zu dem Duell dürft Ihr das Haus nicht verlassen. Wenn Ihr einen speziellen Ort sucht, sagt mir einfach bescheid!" Die Verwirrtheit in ihr schwand erneut der Fassungslosigkeit und dem Schock, doch nun fühlte sie sich ebenso wütend. Nicht nur dass sie jetzt in diesem Haus gefangen war, in einem Haus voller Fremder und Feinde und in einem Haus im Herzen der letzten Provinz Saurons im Norden, sie war auch getrennt von allem Bekannten und Geliebten. Sie würde nun Stunden um Stunden hier drin verbringen müssen ohne Bogan und Barlae eine Nachricht zukommen lassen zu können, Stunden um Stunden wo sie nur wartete und dann ein Duell, als dessen einziges Ende sich immer mehr der Tod herauskristallisierte, bestreiten müsste, was über die Zukunft von allen entscheiden würde. Die Wut wich der Resignation, würde sie jetzt noch aussteigen wäre Forgoil tot, der Vermummte hätte sein Ziel erreicht und Ihr Schicksal wäre wohl ebenso gekommen. Sie konnte nur noch geradeausgehen und auf eine gute Zukunft hoffen.

"Bringt mich an einen ruhigen Ort", seufzte sie und folgte dem jungen Dunländer daraufhin durch das halbe Haus, bis sie vor einer alten, verschlissenen und aus den Angeln hängenden Tür standen. Vorsichtig und auch etwas misstrauisch drückte sie die Tür nach hinten, woraufhin sie eines der wunderschönsten, wie auch trostlosesten Zimmer Mittelerdes erblickte: Die acht Wände des Raumes waren reich verziert, an jeder einzelnen prangte ein prächtiger Gegenstand in bronzenen Farben, welcher mit einer einzigen, silbernen Rune beschrieben war. Stab, Halskette, Stirnreif, Ring, Schild, Gewand und der Aiwyn so verhängnisvoll bekannte Dolch zierten die Wände vor und neben ihr, während hinter ihr der selbe mächtige Wolf zu erblicken war, der auch schon den Duellring kennzeichnete. Doch außerhalb dieser Wandverziehrungen war der Raum verstörend: Lediglich ein einzelner Kamin und vier ihn umkreisende Bänke standen im Zentrum diese Gebildes, ansonsten war alles leer und einsam. Der helle Boden und das halboffene Deckengebilde verschafften dem ganzen noch eine weitere Note der stummen Einsamkeit. Auf Aiwyn wirkte es wie eine Gedenkstätte, einen Ort der Trauer und des Bedenkens...einen Ort ohne Fröhlichkeit.

"Was genau ist das hier?", fragte sie leise, als ob sie die Toten nicht stören wollte. Der Dunänder antwortete kurz und ungewohnt mürrisch: "Bibliothek. Vom Mund geplündert und nun Ruheraum. Wie Ihr verlangtet!" Staunend blickte Aiwyn nochmal durch den gesamten Raum und setzte sich auf eine der Bänke um vor dem großem Kampf noch einmal zur Ruhe zu kommen. Doch die Wandgemälde ließen sie einfach nicht los: Wenn der Zeremonialdolch und der Siegelring als Zeichen der Herrschenden gelten, hieß das gleichzeitig, dass es noch fünf weitere Fürsten geben musste, die ebenso um den Titel kämpfen könnten, fünf Fürsten, die es theorethisch noch zu bezwingen galt und fünf Fürsten, deren Zuneigung noch unbekannt war. Langsam begann sie zu zweifeln: War sie nur Teil eines Planes die Vorherrschaft der Stämme zu erlangen? Oder war sie Teil eines Planes so etwas zu verhindern? Für was genau standen Forgoil und seine Männer nun genau ein? Er hatte sein Herrschaftszeichen stets bei sich, die Macht zurückerobern konnte es also schwerlich sein. Andere Stämme unterjochen? Sich nach dem drohendem Untergang des Mundes bei Rohan und seinen Verbündeten einschmeicheln? Was auch immer es war, es wirkte für sie nicht mehr so heldenhaft wie es es noch vor wenigen Minuten tat.

"Was genau zeigen diese Gemälde?", fragte sie ihren Führer, woraufhin dieser mit Stolz antwortete: "Jedes einzelne Gemälde zeigt eines der Herrschaftszeichen unserer sieben mächtigen Stämme. Wer auch immer sie trägt hat die Macht tausende zu bewegen und zu führen. Von Generation zu Generation, von Stammesfürst zu Stammesfürst werden sie weitergegeben und nur in Zeiten der tiefsten Not werden sie zusammengetragen. Wenn die Zeit gekommen ist erhebt sich einer von ihnen und führt als Wolfsfürst das Land in eine große Zukunft, bevor er abtritt und jedem Stamm wieder seine eigene Stellung gewährt.", er seufzte kurz auf und fuhr traurig fort: "Der letzte Fürst wurde als Anführer für die erste Schlacht um die Klamm gewählt. Auch wenn er verlor, er schaffte was keinem vor ihm gelang: Er schaffte es nach der Niederlage sofort wieder Frieden zu schließen und alle Überlebenden unversehrt zurückzuführen. Doch bevor er seine Macht wieder abgeben konnte, wurde er erschossen und angesichts der Situation wurde auch sogleich einer neuer Wolfsfürst gewählt, der die folgenden Unruhen beherrschen und die Schuldigen bestrafen sollte. Zwar schaffte er es die Unruhen zu zerschlagen, doch in den Kämpfen verstarben die alten Fürsten und deren Erben, sofern sie an den Schlachten teilnehmen konnten. Ohne die Fürsten, welche ihre Macht zurückfordern könnte herrschte der Wolfsfürst alleine über das gesamte Land, lediglich der Stamm der Klinge widersetzte sich ihm...der Dolch war verschwunden und ohne die Insignie waren seine Worte und Befehle gegenstandslos. Und nun...entscheidet Ihr darüber ob der Wolfsfürst fällt und eine neue Dynasie emporsteigt oder ob Dunland weiterhin geeint unter einer Stimme steht."

The Chaosnight:
Mehrere weitere Stunden blieb Aiwyn in diesem Raum und hörte sich die Geschichten Dunlands an, vom Ursprung des Landes, der Tradition des Wolfsfürstentums und den verschiedene Stämmen, bis hin zu dem immerwährendem Krieg mit Rohan und den Machtübernahmen durch Saruman und dem Mund. Erst als das Licht den Raum beinahe vollkommen verlassen hatte und nur noch die silbrigen Runen einen Funken Licht spendeten, brach der Dunländer seine Erzählung ab und sagte knapp: "Es ist Zeit!"
Sofort sprang Aiwyn auf und folgte ihm durch die eng verschachtelten, für Aiwyn auf einmal endlos vorkommenden Gänge des Gebäudes. "Wenn Ihr heraustretet, vergesst nicht den Dolch stets bei Euch zu führen und möglichst öffentlich zu demonstrieren. Ohne Ihn seid Ihr nur eine Fremde inmitten der unsrigen und lasst Euch gesagt sein: Fremde sind heutzutage nicht mehr willkommen in unseren Breiten." Diese und zahlreiche anderen Hinweise flüsterte ihr der Dunländer auf dem Weg zu und als sie schließlich die Eingangshalle erreicht hatten, erwarteten sie bereits der Vermummte und sein Begleiter. "Willkommen zurück", sagte er mit einem dunklem Lächeln, "Ich bin darauf gespannt, was Ihr mir zeigen könnt. Ich hoffe doch, dass ihr etwas besonderes vorbereitet habt, schließlich ist dies das letzte was man von Euch sehen wird!"

Noch bevor Aiwyn antworten konnte öffnete sich die Doppeltür, die zum Ratssaal führte und die beiden Orks, Gamling, Forgoil und der Alte kamen heraus. Während sich die Orks sofort zum Vermummten bewegten und mit ihm ihn einer fremden Sprache sprachen und Gamling zu Aiwyn ging, ging Forgoil geradewegs zum Alten, der schon an der Ausgangstür stand. Sofort wurden Aiwyns Gedanken wieder mit Fragen überflutet, wo sie vor wenigen Augenblicken noch hochkonzentriert war, kehrte jetzt Verunsicherung und Wut ein. Was war nur mit diesem Dunländer los? Sie würde in wenigen Augenblicken um sein Leben kämpfen und er ignoriert sie einfach? Sie war so damit beschäftigt sich wieder zu fragen was seine Motivation sein könnte, dass sie Gamling zuerst gar nicht bemerkte, als er sie ansprach. "Ich habe ein paar kleine Änderung an den Aufgaben durchgesetzt. Allein vom körperlichen her dürfte es eindeutig werden!" Sie nickte etwas abgelenkt und wollte gerade fragen was genau geplant wäre, doch Gamling fuhr fort: "Vorsicht vor den Orks! Irgendetwas ist geplant, was uns bestimmt nicht gefallen wird."

Erneut versuchte sie ihn zu fragen, doch diesmal unterbrach sie der Alte: "Es ist Zeit!"


Als Aiwyn die Plattform betrat, fühlte sie sich auf einmal aufgeregt, angespannt und nervös, jedoch auch verwirrt und wütend: Sie würde gleich gegen einen vollkommen Unbekannten ihr eigenes Schicksal und das eines gesamten Volkes riskieren ohne zu wissen, wer überhaupt hinter ihr steht und weshalb oder für wie lange dies der Fall sein mag. Sie fühlte sich belogen und ausgenutzt, doch sie wusste auch, dass sie an diesem Punkt nicht mehr zurücktreten konnte.
Sie stellte sich in die Mitte des Wolfsbanners und sich plötzlich an die Worte ihres Führers erinnernd hob sie den Dolch gut sichtbar für die Menschenmenge in die Höhe, worauf erneut tosendes Gebrüll ausbrach, das auch anhielt, als der Vermummte hinter ihr auf die Plattform kam, ihr einen kurzen, abschätzigen Blick zuwarf und die Menschenmenge weitgehend ignorierte, bevor er unter wütendem Gemurmel dem Alten den Fingerzeig gab endlich anzufangen.

"Dunländer! Ihr alle wisst, was uns hier bevorsteht und ihr alle wisst, was wir zu erwarten haben! Hier trifft nun die Trägerin des Zeremonialdolches im Namen des letzten Fürstens der Klinge, des Fürstens, dessen Name hier auf dem Spiel steht und des Fürstens, der gekommen war seinen Platz wiedereinzunehmen auf den Träger des Siegelringes im Namen des Fürstens, der im letztem Duell fiel und nun..." Der Alte verstummte zeitgleich mit de Dunländern, die während der Rede immer wieder ihre Sympathiebekundungen kundgetan hatten: Der Vermummte hatte ihn an der Schulter gepackt und zurückgezogen und stand nun selbst auf dem Rednerplatz: "Dunländer!", brüllte er unter wütenden Pfiffen, Flüchen und Ausrufen der Dunländer, "Dieser Mann ist falsch informiert! Die Bande der Verräter wird nicht gegen mich, den Vertreter und Berater des glorreichen Wolfsfürsten antreten! Vielmehr wird der einzige, dem zusteht das Land von Verrat zu säubern diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen! Der Sohn des Fürstens, Herr der Kette und Träger der Insignien des Wolfes, Erbe über Dunland wird für mich kämpfen und dieses Land säubern!" Er drehte sich zum Alten um und fügte hinzu: "Unser werter Freund hier wird diesen Anspruch bestimmt bestätigen!"
Mit gesenktem, jedoch hasserfülltem Blick presste der Alte hervor: "Gegen die Macht des Wolfes komme ich nicht an! Er vermag zu kämpfen!"

Kaum hatte er ausgesprochen und noch bevor das Volk wieder ihre zahlreichen Missfallensbekundungen preisgeben konnten, öffnete sich die Tür erneut und flankiert von zwei noch monströseren Orks als sie bereits auf der Plattform standen, betrat ein junger, ängstlich aussehender Mann das Geschehen, der in ein viel zu großes Gewand gehüllt voranschritt, in einer Hand einen Stab schwingend, in der anderen ein Schild haltend. Über dem Gewand prangte eine gewaltige Kette und am Kopf trug er einen Stirnreif und Aiwyn hätte schwören können, dass sie an seiner rechten Hand etwas glitzern hätte sehen können. Sobald er neben ihr stand, hatte sich die Stimmung schlagartig gewandelt: Das Volk jubelte und zeigte seine Ehrerbietung angesichts dieser Ansammlung von Herrschaftszeichen.

Dies war etwas mit dem kaum einer auf der Plattform rechnen konnte: Der Alte zeigte noch immer seine Wut, Gamling schaute fassungslos auf den Alten, Forgoil hatte den Vermummten fixiert, als ob er jederzeit auf ihn losspringen würde und selbst die Orks schauten sich fragend an. Aiwyn fühlte sich jedoch noch unsicherer als vorher. So hatte sie durch die Zustimmung, die sie bei ihrem Einmarsch erfahren hatte wieder genug Kraft und Vertrauen getankt um vollkonzentriert kämpfen zu können, doch dies war nun vollends verschwunden und der Dunländer sah um einiges kraftvoller, ausdauernder und beweglicher als sie oder der Vermummte aus - Alles was Gamling versprochen hatte zu ihrem Gunsten zu ändern war nun gegen sie gerichtet. Lediglich das ängstliche Auftreten ihres neuen Gegners vermochte ihr noch genug Kraft zu geben zumindest halbwegs sicher kämpfen zu können.

The Chaosnight:
"Es wird nach den Bräuchen der Mächtigen gekämpft!", sprach der Alte nach einer kurzen Pause wieder, "Sieben Aufgaben im Namen der Stämme werdet ihr lösen und bestehen müsen, erst danach dürft ihr fortfahren und eine Aufgabe würdig eines wahren Wolfes im direktem Duelle erfahren.", er holte tief Luft und donnerte dann weiter: "Stamm des Reifes! Zeichen der Weisheit, Symbol der Kombination! Stamm des Schildes! Zeichen der Verteidigung, Symbol der Standhaftigkeit! Stamm des Ringes! Zeichen der Herkunft, Symbol der Einheit! Ihr beide werdet Euch meinen gefürchteten Wachleuten stellen müssen, die Euch angreifen werden, während Ihr einen altrohirrischen Schlachtplan entziffern müsst. Die Aufgabe ist zu Ende, sobald Ihr entsprechend dem Plan gehandelt habt!"
Er warf den beiden eine Schriftrolle zu und die beiden jungen Dunländer brachten ihnen einen Schild, sowie ein kurzes Holzschwert. "Ihr werdet damit kämpfen! Während diesen Rituals wird kein Blut fließen, sondern nur Eure Würdigkeit unter Beweis gestellt.", sagte der eine, bevor er sich wieder zurückzog.

Kurz darauf begann es! Kaum hatten sich die beiden zurückgezogen und der Alte das Komando gegeen, stürmten drei Dunländer heran, allesamt mit mächtigen Holzwaffen bewaffnet: Langschwert, Stab und zwei Kurzschwerter. Schnell hatten die drei sie erreicht und droschen mit ihren Waffen auf sie ein: Nach einer schnellen Ausweichaktion konnte Aiwyn dem Langschwertkämpfer ausweichen und den Stabkämpfer entwaffnen, doch während der Langschwertkämpfer nun den Dunländer bereits entwaffnet hatte und nun dabei war seinen Schild zu bersten, kam Aiwyn kaum mit dem Zweihandkämpfer klar, dessen schnellen Angriffsfolgen sie nichts entgegenzusetzen hatte. Mehrere Minuten lang verlief es sehr einseitig: Die beiden Ostlinge setzten die beiden Kämpfer stark unter Bedrängnis, während der Stabkämpfer (man hatte ihm mittlerweile wieder seine Waffe zurückgeworfen) die Länge seiner Waffe dazu nutzte ihn unachtsamen Momenten seine Gegner zu Fall zu bringen. Erst dann erinnerte sich Aiwyn wieder an die Worte ihres Führers: "Jede Insignie verbirgt ein Zeichen und eine Symbolik: Das Zeichen gibt die primäre Tugend und die größte Macht des Stammes wieder, während das Symbol einen Weg zu ihrem Erreichen beinhaltet oder typisch für seine Umgebung ist. Zeichen und Symbol, Herrschaftsmacht und Herrschaftsart. Erst wer all dies verstanden hat, kann als Wolf längere Zeit bestehen, anderenfalls fällt seine Macht sobald sein Ziel erfüllt wurde."

Das war für Aiwyn die Lösung: Wie ein Wolf denken, seine Würdigkeit beweisen! Mit einem Sprung riss sie den Langschwertkämpfer zu Boden und stellte sich vor ihren Widersacher. "Entziffer den Plan, ich halte sie auf!", zischte sie, während er zu ihrer Erleichterung genau dies tat. Minutenlang hielt sie den dreien stand, sie blieb fest auf einer Position stehen, sodass der Stabkämpfer sie nicht zu Boden drücken konnte, wehrte den Langschwertkämpfer mit ihrem Schild ab und sorgte mit geschickten Schildbewegungen dafür, dass er den Zweihandkämpfer so weit behinderte, dass er sich vorerst zurückhielt. "Eine Verbindung zweier entgegengesetzter Pole, gehalten von zwei entgegengesetzten Polen", las der Dunländer laut vor, bevor er ebenfalls seinen Schild hochriss und Aiwyn half die Gegner weiter zurückzudrängen. Und plötzlich dämmerte es ihr: Der Stabkämpfer hatte sich die gesamte Zeit über zurück gehalten und immer abwechselnd seine beiden Stabenden benutzt. Mit dem Schild voran drückte sie den Langschwertkämpfer von sich weg, trat erneut gegen den Stab, der seinem Träger aus der Hand flog und ergriff das eine Ende. Der Dunländer schien zu verstehen und tat es ihr gleich und kaum hatten beide ein Ende ergriffen, verbeugten sich ihre drei Gegner und zogen sich wieder zurück.

Doch kaum war die erste Aufgabe bestanden, folgten die Aufgaben der weiteren Stämme: Messerzielwerfen, während man das eigentliche Ziel zwischen den Zeilen eines doppelzüngigen Beraters herauslesen musste (eine Eigenschaft, die Aiwyn gerne gehabt hätte, als sie dem Vermummten zum ersten Mal gegenüberstand) für die Stämme des flinken Dolches und des listenreichen Gewandes und zuletzt mussten beide an einem gigantischem Taktiktisch virtuelle Armeen zur Verteidigung bewegen, wobei jeder Feindkontakt durch verschiedene Holzwaffenkämpfer simuliert wurde und man um zu bestehen auch Zivilopfer unter der Wahrung der Verteidigungslinien retten musste.
Nachdem auch das letzte feindliche Bataillon bezwungen war und beide Kämpfer schwer angeschlagen auch die Prüfungen des herrschenden Stabes und der liebenden Kette gemeistert hatten, ergriff der Alte erneut das Wort: "So sei es also! Beide sind es würdig im Namen des Wolfes zu kämpfen und daher möge nun die entscheidende Prüfung auf sie warten: Ein Duell unter Gleichen, ein Duell unter zweien, die es alleine würdig wären Wolf zu sein und für zweie kämpfen, denen die gleiche Ehre gebührt. Ein Duell, dass nur durch die Tat eines wahren Wolfes ihr Ende finden kann!"

Er ließ sich zwei Kurzschwerter geben, die er sogleich weiterreichte.
"Möge es beginnen!"
Doch beide zögerten, es schien für Aiwyn einfach unverständlich nun jemanden töten zu müssen, mit dem sie vor kurzer Zeit erst eine alte Schriftrolle beschützen und entziffern musste und mit dem sie zusammen Truppen um Truppen verschieben musste und wie verrückt gegen die Wachen gekämpft hatte. Sie waren eine Einheit gewesen, so wie es der Siegelring verlangt hatte, sie hatten zugegebenermaßen sogar ganz ordentlich harmoniert und keiner von beiden hatte in einer der Aufgaben versucht den anderen zu sabotieren. Der bisherige Wettkampf war eigentlich nichts als ein Spiel mit hohem Einsatz, ein Spiel, das sauber und ohne Schwierigkeiten verlaufen war und nun sollte es so enden, nur damit zwei andere ihren Machtdisput beenden konnten?
Unsicher blickte der Dunländer hinter sich, wo der Vermummte ihm ein eindeutiges Zeichen gab: Tu es!
Er atmete tief ein und versuchte dann einen kräftigen Schlag anzubringen, doch Aiwyn hatte ihren Arm schon oben und parierte problemlos. Mit ihrer freien Hand schlug sie kraftvoll gegen den Schwertarm ihres Gegners, sodass ihm die Waffe entglitt und mit einem schnellem Tritt gegen das Knie hatte sie ihn zu Boden geworfen. Bevor er sich weiter bewegen konnte, hielt sie ihm die Schwertspitze an die Kehle. Schwer atmend und ängstlich kauerte er zu ihren Füßen und erwartete sein Ende. Die Masse an Zuschauern tobte und schrie ihr zu es zu beenden und die Orks schauten hilflos zu ihrem Meister. Dieser applaudierte jedoch nur höhnisch und bewegte sich langsam zu seinem gefallenem Schützling. Direkt hinter ihm stehend erfasste er Aiwyn und zischte: "Beende es!"
Sie zögerte weiter und der Vermummte wurde ungeduldiger, "Beende es und du bist mich los!", schrie er schon beinah und zu seinem Vergnügen hob sie tatsächlich ihren Arm.

Doch anstelle ihren Gegner zu erledigen hatte sie ein neue Ziel ins Auge gefasst: Ihn!
"Der Kampf ist zu Ende!", brüllte sie und hielt ihre Waffe nun ihm vor die Kehle, "Im Namen der Halskette vergebe ich meinem Feind."
Der Alte nickte zuerst ihr zu und dann den Wachleuten, die den Vermummten auf die Rednerposition zerrten.

"Irgendwelche letzten Worte?"

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