Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dunland

Die Hügellande von Dunland

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Eandril:
Der Morgen dämmerte klar und kalt. Oronêl hatte noch bis tief in die Nacht hinein mit Aéd und Brigid über vieles, was sich seit ihrer letzten Begegnung in Dunland und der Welt ereignet hatte. Schließlich hatte die Menschen jedoch die Müdigkeit überwältigt, und Oronêl waren die Räume des großen Hauses mit der Zeit eng und stickig erschienen, sodass er den Rest der Nacht unter freiem Himmel verbracht hatte. Die Wolken des Vortages hatten sich schließlich verzogen und ihm einen Blick auf die Sterne gewährt, doch von den Bergen pfiff ein kalter Wind hinunter und die Gipfel waren verhüllt.
Gerade als die Sonne sich über die Berge im Osten schob und die ersten blassen Sonnenstrahlen nach Dunland hinunter fielen, öffnete sich die Tür des Hauses und Kerry trat heraus, bereits vollständig zum Reisen angezogen. Oronêl hob eine Augenbraue. "Du bist früh auf."
"Ich dachte, wir wollten keine Zeit verlieren, und so schnell wie möglich nach Eregion gelangen. Und..." Sie brach ab, und wandte sich rasch ihrem Pferd zu. Oronêl beschloss, sie nicht weiter zu bedrängen, sondern befestigte ebenfalls schweigend sein weniges Gepäck auf dem Rücken seines Pferdes.
"Glaubst du, wir werden Eregion bis heute Abend erreichen können?", fragte Kerry schließlich, als sie ihr eigenes Gepäck fest verstaut hatte. Ihr Atem stand ihr in Wölkchen vor dem Gesicht, und sie rieb sich die Hände. "Es ist kälter als gestern." Oronêl hatte keinen großen Unterschied wahrgenommen, doch er nahm an, dass sie recht hatte. "Um deine Frage zu beantworten - wenn das Wetter sich hält wie es jetzt ist und wir unterwegs nicht in Schwierigkeiten geraten, vermutlich schon."
"Rechnet nicht zu sehr damit", mischte sich Brigid ein, die, ebenfalls bereits vollkommen angekleidet, aus dem Haus gekommen war, und Oronêls letzte Worte offenbar gehört hatte. "Ich spüre Schnee von den Bergen herabkommen. Vielleicht wäre es besser, ihr ginget nicht heute."
"Wir müssen", erwiderte Kerry, bevor Oronêl auch nur den Mund öffnen konnte. "Wenn Eregion angegriffen wird, sind meine Freunde - meine Familie - in Gefahr. Vielleicht wissen sie noch gar nicht, dass ein Angriff bevorsteht, und wir können sie warnen." In diesem Moment trat Aéd aus dem Haus, und die dünne Schneeschicht, die den Boden bedeckte, knirschte unter seinen Stiefeln.
"Dann hoffe ich, dass ihr rechtzeitig dorthin gelangt", begann er, und ergriff Kerrys Hände. "Auch wenn es mich traurig macht, dass du bereits wieder gehst."
"Vielleicht kreuzen sich eure Wege eher wieder, als du glaubst", sagte Oronêl, und schwang sich mühelos auf den Rücken seines Pferdes. In letzter Zeit hatte er einige Erfahrung im Reiten gesammelt, und es fiel ihm um einiges leichter als noch vor wenigen Monaten. "Wenn Eregion tatsächlich angegriffen wird, wird den Manarîn jede Hilfe willkommen sein."
Aéd kreuzte die Arme vor der Brust, wirkte aber nachdenklich. "Ich will keine Versprechen geben, die ich am Ende nicht halten kann. Doch einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen, kann der Freundschaft zwischen unseren Völkern nur nützen... Ich werde darüber nachdenken. Schickt mir einen Boten, wenn es soweit ist."
Oronêl neigte den Kopf, und blickte dann abwartend zu Kerry hinüber. Jene atmete tief durch, die Hand auf den Hals ihres Pferdes gelegt, und saß dann rasch auf.
"Auf Wiedersehen", sagte sie zu Aéd hinab. "Ich... habe mich gefreut, dich zu sehen."
"Und ich mich auch." Aéd ergriff ihre Hand, und drückte einen leichten Kuss darauf. "Bis zum nächsten Mal, Kerry aus Rohan."

Die ersten paar Meilen, die sie in östlicher Richtung dem Lauf des Glanduin folgten, legten sie schweigend zurück. Der Weg war hier breit genug, dass sie die meiste Zeit nebeneinander reiten konnten, doch Kerry schien der Sinn nicht nach Unterhaltung zu stehen. Sie hatten etwa die Hälfte der Strecke bis zur Einmündung des Sirannon zurückgelegt, als Kerry abrupt ihr Pferd zügelte und anhielt.
"Ich habe es vergessen", sagte sie, schlug sich mit der Hand vor die Stirn. "Wie konnte ich es vergessen?" Auch Oronêl hatte angehalten. "Was hast du vergessen?"
"Gestern Abend... Nachdem Aéd wieder ins Haus gegangen ist, bin ich noch etwas draußen umher gegangen, und dabei ist mir Farelyë begegnet - oder vielleicht habe ich es nur geträumt?" Sie massierte sich die Stirn mit den Fingern, als dächte sie angestrengt nach. "Irgendwie fällt es mir schwer, mich zu erinnern."
Oronêl schwieg einen Moment, und saß dann ab. Kerry warf ihm einen verwunderten Blick zu. "Was tust du?"
"Farelyë ist die einzige der Ersten, die mir begegnet ist. Ich weiß nicht viel über sie, doch ich nehme an, wenn sie gestern Nacht mit dir gesprochen hat, auf welche Weise auch immer, wird sie einen triftigen Grund dazu haben", erklärte Oronêl, und führte sein Pferd in Richtung des Flusses, dessen Ufer hier von mächtigen Weiden bestanden war. Er fand einen umgestürzten, kräftigen Baumstamm, und setzte sich darauf. In der Zwischenzeit war Kerry ebenfalls abgesessen. "Und was genau tun wir jetzt hier?"
Oronêl lächelte, und deutete auf den freien Stamm neben sich. "Ich werde versuchen, deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen."
Ein wenig zögerlich kam Kerry seiner Aufforderung nach, und setzte sich auf den Baumstamm. "Wenigstens bieten die Pferde ein bisschen Schutz vor diesem fürchterlichen Wind."
"Sieh mich an, Kerry", sage Oronêl. "Und erzähl mir alles, woran du dich von gestern Abend erinnern kannst."
"Nun ich... war mir Aéd im Pferdestall, und wir haben geredet. Über..." Oronêl unterbrach sie, indem er eine Hand hob. "Nein. Vergiss Aéd für den Augenblick. Vergiss deine Zweifel, und vergiss deine widerstreitenden Gefühle."
Kerry blickte ihn an als wollte sie etwas erwidern, nickte dann aber nur stumm. "Als du alleine warst. Was hast du gemacht?"
"Ich bin ein wenig umher gelaufen... ein Stück vom Dorf entfernt habe ich einen zugefrorenen Teich gefunden, auf dem sich das Sternenlicht gespiegelt hat." Oronêl konnte sich gerade noch zurückhalten, sie zu unterbrechen. Die Ersten unter den Elben waren unter den Sternen erwacht und hatten lange unter ihnen gelebt. Es erschien ihm nur logisch, dass sich ihre Macht besonders im Licht der Sterne äußerte.
"Gerade als ich zurück gehen wollte, stand Farelyë neben mir", erzählte Kerry weiter. "Wie aus dem Boden gewachsen. Sie... ich weiß wieder! Sie war beinahe erwachsen, obwohl es doch gar nicht lange her ist, dass sie noch ein Kind war. Sie sagte, ihr Äußeres würde nun dem Ausmaß ihres Wissens entsprechen. Und... und sie sagte, dass sie an der Furt auf uns warten würde. Sie weiß also, dass wir kommen."
Oronêl wartete einen Augenblick ab, bevor er das Wort ergriff. "Mehr hat sie nicht gesagt?" Kerry nickte, wich aber seinem Blick aus. "Mehr nicht."
"Es erscheint mir merkwürdig, dass Farelyë ihre Kraft zu einem solch... unbedeutenden Zweck einsetzen sollte." Kerry blickte stur geradeaus und weigerte sich, ihn anzusehen. Oronêl seufzte. "Kerry..."
"Also schön. Sie hat mich davor gewarnt, nach Eregion zu gehen. Sie wollte nicht, dass ich komme, weil... weil ich unter den Menschen sicherer wäre." Kerry verschränkte die Arme, vermied aber weiterhin Oronêls Blick.
"Ich nehme an, du hast ihre Warnung in den Wind geschlagen."
"Ich habe ihr gesagt, dass wir trotzdem nach Eregion kommen werden", gab Kerry zurück. "Und darauf hat sie nur geantwortet, dass sie an der Furt auf uns warten würde."
Als Oronêl daraufhin schwieg, warf sie ihm einen verwunderten Blick zu. "Was denn? Willst du mich nicht überreden, doch auf sie zu hören, und in Dunland zu bleiben? Oder am besten nach Rohan zurückzukehren? Das könntest du dir ohnehin aus dem Kopf schlagen."
Oronêl lächelte schwach und schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er mir zusteht, dir zu sagen, wohin und wohin du nicht gehen sollst. Natürlich wäre es mir lieber, du wärst in Sicherheit und würdest vielleicht Farelyës Warnung ein wenig ernster nehmen... Doch diese Entscheidung ist deine eigene. Und ich denke, ich verstehe deine Beweggründe, warum du nach Eregion gehen willst."
Kerry blickte zu Boden, und zog mit der Stiefelspitze kleine Kreise im Schnee. "Nicht alle", sagte sie leise. Oronêl wartete ab, ohne weiter nachzufragen. Er glaubte zu ahnen, was Kerry zu schaffen machte - er hatte Jahrtausende lang beobachtet, wie seine Tochter an etwas Unmöglichem festhielt, unfähig, eine klare Entscheidung zu treffen.
"Ich komme mir ganz selbstsüchtig vor", gestand Kerry schließlich leise. "Die ganze Welt ist in Gefahr, die Manarîn müssen vielleicht bald um ihr Leben kämpfen. Und ich kann die ganze Zeit nur an mein verdammtes Liebesleben denken. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, was Farelyë zu mir gesagt hatte, weil ich nur darüber nachgegrübelt habe, was ich eigentlich will!"
Oronêl legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Jeder von uns ist hin und wieder ein wenig selbstsüchtig, wenn es danach geht. Ich nehme an, du hast unsere letzte Reise nicht vergessen?"
Kerry gab eine Mischung aus Schniefen und verächtlichen Schauben von sich. "Natürlich nicht. Ich habe nicht vergessen, was ich dir an den Kopf geworfen habe. Und sieh mich jetzt an."
"Ich fürchte, ich kann dir keine große Hilfe sein", meinte Oronêl. "Aber jeder Zweifel geht irgendwann vorüber. Ich kann dir nur einen Rat geben, von dem ich nicht weiß, ob er dich tröstet - manche Entscheidungen sollte man nicht hinauszögern. Mithrellas hat sich Jahrtausende nach etwas verzehrt, was sie nicht haben konnte. Mache nicht den gleichen Fehler."
"Ich werde wohl kaum Jahrtausende Zeit haben", erwiderte Kerry, und grinste schwach, was Oronêl mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. "Also. Können wir dann jetzt weiter?" Oronêl warf einen besorgten Blick nach Osten, wo der Ostwind schwere Wolken von Osten heran trieb.
"Ja, wir sollten weiterreiten. Ich fürchte Brigid hatte recht, und vom Nebelgebirge kommt Schnee herunter."

Nicht lange, nachdem sie erneut aufgebrochen waren, bewahrheitete sich Oronêls Befürchtung. Die dunklen Wolken schoben sich vor die Sonne, und es begann rasch heftig zu schneien. Je länger sie ritten, desto dichter wurde der Schneefall, und desto stärker wurde der Wind, bis selbst Oronêl nicht weiter als einige Meter nach vorne sehen konnte.
"Das ist ein richtiger Schneesturm geworden", rief Kerry über das Heulen des Windes hinweg. "Was tun wir jetzt?"
"Wir reiten weiter", erwiderte Oronêl, und deutete nach rechts in Richtung des Flusses. "Wir halten uns immer am Flussufer, früher oder später werden wir die Furt erreichen." Wie um seine Zuversicht zu dämpfen durchschnitt in diesem Augenblick ein dünnes, langgezogenes Heulen den Sturm.
"Das war nicht der Wind, oder?", stellte Kerry fest. Oronêl lenkte sein Pferd ein wenig näher an sie heran, damit sie sich besser verstehen konnten.
"Nein. Aber ich glaube nicht, dass sich ein Wolf an uns heran wagen wird. Sie haben lieber leichtere Beute als Menschen oder Elben."
"Es sei denn, sie haben Hunger." Kerry schauderte ein wenig, und zog die Kapuze auf ihrem Kopf zurecht. "Es gibt Geschichten in Rohan über einen Winter, als das ganze Land von Schnee und Eis bedeckt wurde, und die Dunländer uns beinahe besiegt hätten. Ich habe gehört, dass damals auch wilde Wölfe durch das Land gezogen sind, und die Menschen angegriffen haben."
Wie auf ein Stichwort hin heulte ein zweiter Wolf, diesmal nicht hinter, sondern links von ihnen. Die Pferde wieherten nervös und zogen an den Zügeln. "Glaubst du, sie kreisen uns ein?", fragte Kerry unruhig.
Oronêl prüfte mit einer Hand den Sitz von Bogen, Axt und Schwert, sagte aber gleichzeitig: "Gewöhnliche Wölfe werden uns nicht angreifen oder zumindest leicht zu vertreiben sein. Ich denke nicht, dass der Arm des Feindes so weit reicht, um die Wölfe Dunlands zu beherrschen. Lass uns weiter reiten."
Während sie sich langsam einen Weg durch den Schneesturm bahnten, lauschte Oronêl aufmerksam auf alle Laute, die er über das Geräusch des Windes hinweg zu hören vermochte - das leise Tappen von Pfoten im Schnee, und das Hecheln gieriger Raubtiere. Die Wölfe folgten ihnen, doch er sagte nichts.
Schließlich hörte er ein zorniges Knurren links von sich, und riss mit einer raschen Bewegung den Bogen vom Rücken. "Flieh, Kerry! Die Wölfe sind über uns!" Aus dem wirbelnden Schnee vor ihm tauchte ein großer, grauer Schatten auf, der genau in seine Richtung sprang, doch Oronêl hatte bereits einen Pfeil auf die Sehne gelegt. Vom Wind beflügelt traf der Pfeil den Wolf genau in das aufgerissene Maul, und mit einem erstickten Jaulen stürzte das Tier zu Boden. Oronêl ließ den Bogen fallen und sprang vom Pferd. In der selben Bewegung löste er Hatholdôr von seinem Gürtel, denn die nächsten Wölfe näherten sich bereits von der Seite. Er wich einem der Tiere im letzten Moment aus und traf es mit der Klinge in den Nacken. Blut färbte den Schnee rot. Sofort warf er sich in einem Wirbel von Schnee zur Seite und entging so einem ihn anspringenden Wolf. Bevor das Tier an ihm vorüber war trat er ihm mit aller Kraft in die Rippen, was den Wolf zu Boden schleuderte. Das schmerzerfüllte Jaulen brach ab, als Oronêl Amrûns Schwert zog und dem Wolf die Klinge von oben ins Herz trieb. Er warf einen flüchtigen Blick auf den Kadaver - die Schnauze war ein wenig kürzer und stumpfer als bei einem gewöhnlichen Wolf, das Fell deutlich dunkler und das Tier insgesamt massiger und weniger elegant. "Warge", murmelte er vor sich hin, und blickte dann zu Kerry, die gerade ihr beinahe panisches Pferd wieder unter Kontrolle gebracht und Oronêls Pferd am Zügel gefasst hatte.
"Ich habe gesagt, flieh!", rief er über das Heulen des Sturms hinweg, und versetzte beiden Pferden mit der flachen Seite des Schwertes einen Schlag auf die Hinterseite, woraufhin sie wiehernd nach Westen davon stürmten, Kerry mit sich tragend. Oronêl blickte nach Osten, dem Sturm entgegen, wo sich mehrere glühende Augenpaare in einem Halbkreis versammelte.
"Hört, Hunde Saurons!", rief er, Amrûns Schwert vor sich gestreckt. "Ich bin Oronêl Galion, Ardirs Sohn, und ihr werdet nicht weitergehen. Kehrt in eure Höhlen zurück, und ihr werdet überleben." Zur Antwort warf ein großer Wolf in der Mitte des Rudels den zottigen Kopf in den Nacken, und stieß ein tiefes Heulen aus. Oronêl stieß das Schwert in den Schnee vor sich, und packte Hatholdôrs Griff mit beiden Händen. "Also schön. Das bedeutet wohl Nein", sagte er zu sich selbst, und dann griffen die Wölfe an.
Sie kamen von allen Seiten, umkreisten ihn, und sprangen ihn dann plötzlich an. Mehr als nur einmal spürte Oronêl den heißen Atem eines Wolfs in seinem Gesicht, doch immer wich er ihnen noch rechtzeitig aus und schlug dann blitzartig mit der Axt zu. Viele Wölfe zogen sich schon bald mit blutigen Wunden zurück, und mehr als nur einer blieb tot auf dem Kampfplatz liegen. So ging es einige Zeit, bis es einem der Tiere gelang, Hatholdôrs Griff mit den Zähnen zu packen, sodass Oronêl nur die Wahl blieb, loszulassen, oder gemeinsam mit dem Wolf zu Boden zu gehen.
Er entschied sich dazu, die Axt loszulassen, sprang aus dem Weg eines zweiten Wolfs, und zog dann Amrûns Schwert aus dem Schnee. Inzwischen waren die Warge deutlich vorsichtiger geworden, und griffen ihn öfter zu zweit oder dritt von mehreren Seiten an. Schließlich konnte Oronêl nicht mehr rechtzeitig ausweichen, als ein besonders großer Wolf auf ihn zusprang, doch es gelang ihm noch gerade rechtzeitig, das Schwert auf das Tier zu richten. Der Warg spießte sich durch seinen eigenen Schwung selbst auf der Klinge auf, doch er stieß auch Oronêl zu Boden und riss ihm das Schwert aus der Hand.
Der Wolf war genau auf ihm zu liegen gekommen und versperrte Oronêl die Sicht, doch während er sich noch abmühte, das schwere Tier von sich zu schieben, hörte er ein drohendes Knurren direkt neben seinem Ohr. Doch der erwartete Schmerz kam nicht, denn auf einmal durchbrach eine gleißende Helligkeit die Dunkelheit des Sturms, und Oronêl hörte ängstliches, ja panisches Jaulen, das sich entfernte und schon bald vollkommen verklang, bis nur noch der Wind zu hören war.

Fine:
Widerstrebend trieb Kerry ihr Pferd an. Der Schneesturm war heftiger geworden und nahm ihr die Fernsicht, weshalb sie immer wieder plötzlich aus dem Weiß auftauchenden Bäumen ausweichen musste. Wie es ihr gelungen war, auch Oronêls Pferd bei sich zu behalten, konnte sie später nicht sagen. Irgendetwas schien das Tier dazu gebracht zu haben, dicht bei Kerrys Ross zu bleiben.
Kerrys Gedanken rasten. Oronêl hatte ihr befohlen zu fliehen, doch was war sein Plan? Alleine konnte er gegen das Wargrudel nicht bestehen, das musste ihm klar sein.
Dieser Idiot, dachte sie, als ihr klar wurde, was Oronêl vorhatte. Er will sich opfern, damit ich entkommen kann. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. Und dabei waren wir so kurz davor, nach Eregion zu kommen. Dort wären wir in Sicherheit gewesen.
Die Pferde suchten sich ihren Weg durch den Wald, der immer dichter zu werden schien. Kerry bemerkte, dass es bergab ging, steiler und steiler, bis die Pferde schließlich an einer Böschung stehen bleiben mussten. Ein Knurren hinter ihnen machte Kerry klar, dass ein Teil der Warge sie bis jetzt verfolgt hatte. Doch anstatt Angst fühlte sie nur wachsenden Zorn. Sie ließ die Zügel ihres Pferdes los und zog ihr Schwert. Kleine Schneeflocken landeten auf der Klinge und ließen sie schwach glitzern.
Aus dem Schneesturm schälten sich die zottigen Gestalten dreier Warge, deren Augen unheilvoll glühten. Sie hielten inne, als sie Kerry entdeckten und beobachteten sie lauernd. Oronêls Pferd wieherte ängstlich, doch Kerry rief ihm ein beruhigendes Wort auf Rohirrisch zu. Dann gab sie ihrem eigenen Reittier das Zeichen zum Angriff. Erst zögerlich, dann immer schneller preschte das Pferd direkt auf die Wölfe zu, die, soweit Kerry es erkennen konnte, überrascht wirkten. Im richtigen Augenblick führte Kerry ihre Klinge in einem tiefen Bogen aus dem Sattel heraus und versetzte dem vordersten Wolf einen tiefen Schnitt am Kopf, der ein Ohr abtrennte. Jaulend verschwand die verwundete Bestie in östlicher Richtung im Schneesturm. Die beiden verbliebenen Warge begriffen rasch, dass ihre Beute beschlossen hatte, sich zu wehren und begannen, Kerry zu umkreisen, die zum Stehen gekommen war.
Diese Mistviecher sind geschickt, dachte sie grimmig, denn die Warge pirschten so, dass Kerry immer nur einen der beiden Angreifer gleichzeitig im Auge behalten konnte. Ihr Pferd hatte zwischen den Bäumen nicht genug Platz, um sich rechtzeitig zu drehen. So kam es, dass sie den entscheidenen Angriff nicht kommen sah. Ein dunkler Schatten tauchte ohne Vorwarnung vor Kerrys Gesicht auf und mit einem schweren Prankenhieb wurde sie aus dem Sattel gefegt. Sie landete einigermaßen sanft im Schnee und es gelang ihr, ihr Schwert festzuhalten und sich wieder aufzurappeln. Gerade noch rechtzeitig, denn schon kam der zweite Warg herangestürmt. Kerry riss ihre Klinge hoch und der Wolf spießte sich beinahe selbst daran auf. Empfindlich getroffen trat das Tier ebenfalls den Rückzug an, eine blutrote Spur im Schnee hinterlassend.
Schwer atmend blickte sich Kerry nach dem letzten der drei Warge um. Doch außer Schnee und Wind war nichts zu sehen oder zu hören. In einiger Entfernung entdeckte Kerry schließlich den Schemen ihres Pferdes, das unschlüssig auf der Stelle trippelte. Vorsichtig kam Kerry näher, während sie hektische Blicke in alle Richtungen warf. Noch immer fehlte von dem Wolf jede Spur. Sie erreichte das Pferd und strich ihm beruhigend über die Mähne. Ihr Schwert hielt Kerry noch immer fest in der Hand.
Ein leises Rauschen hinter ihr ließ Kerry erschrocken herumfahren. Das Pferd wieherte und wollte sich in Bewegung setzen, doch Kerry hielt es unter Kontrolle. "Ruhig," wisperte sie und versuchte, im Sturm etwas zu erkennen. Schneeflocken wehten ihr ins Gesicht und blieben in ihrem Haar hängen. Angestrengt starrte Kerry in die Richtung, aus der sie glaubte, das Rauschen gehört zu haben...
Da blinkte ein bläuliches Leuchten zwischen den Bäumen auf, ein kleines Licht, das rasch näher kam. Kerry hielt den Atem an, als sie erkannte, dass das Leuchten von einer Gestalt stammte, genauer gesagt von deren linker Hand ausging. "Farelyë?" rief sie hoffnungsvoll.
"Ich bin es, Schwester," antwortete die Elbin und wurde vollständig sichtbar. "Komm! Die Furten sind nicht mehr fern." Wie auf ein unhörbares Kommando tauchte nun auch Oronêls Pferd hinter Farelyë auf.
"Nein! Wir können nicht gehen. Nicht ohne Oronêl!"
Farelyë blickte Kerry in die Augen und das Licht in ihrer Hand flackerte. "Wo ist er?" wollte sie ernst wissen.
Ehe Kerry antworten konnte, erklang ein warnendes Knurren, und keine Sekunde später huschte ein dunkler Schemen im Sprung direkt auf Farelyë zu. Kerry schrie erschrocken und packte ihr Schwert, doch sie war zu langsam um einzugreifen. Farelyë hingegen verzog keine Miene. Schneller als man es sehen konnte hob sie die Hand, die nun blendend hell aufleuchtete, um sich dann in einem gleißenden Blitz zu entladen, der den Wolf mit rauchendem Fell beiseite schleuderte. Das Tier blieb regungslos dort liegen, wohin es gefallen war. Qualm stieg von dem Kadaver auf.
"Was - was hast du gemacht?" fragte Kerry fassunglos.
Farelyë blieb ihr die Antwort schuldig. Sie trat zu Oronêls Pferd und schwang sich mühelos in den Sattel. "Wir sollten gehen. Weise mir den Weg zu Oronêl, Schwester."

Während sie ritten und Kerry versuchte, sich an die grobe Richtung zu erinnern, aus der sie gekommen war, dachte sie fieberhaft über das nach, was sie gerade gesehen hatte. Dabei fiel ihr ein, was der Verräter Ladion ihr einst in Carn Dûm anvertraut hatte.
"Ich sah einen blauen Blitz aus einer der frischen Gruben fahren und fand sie, umgeben von toten Orks vor. Die Körper der unnützen Maden waren von einem geheimnisvollen Feuer versengt worden. Farelyë war bewusstlos geworden..."
Sie warf Farelyë, die neben ihr ritt, einen wachsamen Blick zu. Die Elbin lächelte Kerry zuversichtlich zu. Ihre Hand strahlte noch immer ein schwaches Leuchten aus.
Es dauerte nicht lange, bis sie auf die ersten toten Warge stießen, die durch Oronêls Klinge gefallen waren. Farelyë sprang anmuntig vom Pferd und eilte voran, ohne auf Kerry zu warten. Um die Elbin nicht aus den Augen zu verlieren, blieb Kerry im Sattel und folgte Farelyë in das dichte Schneetreiben hinein. Die Bäume waren hier längst verschwunden; sie schienen sich auf einer Hochebene zu befinden.
Plötzlich tauchte direkt vor Kerry ein Wolf aus dem Sturm heraus auf. Sie ritt das Tier kurzerhand nieder und hastete weiter, denn auch Farelyë hatte nicht angehalten. Das lange Haar der Elbin flatterte im Wind und ihr grauer Umhang bauschte sich hinter ihr auf, als sie die Hand hob und erneut einen Blitz daraus hervorzucken ließ, der einen zweiten Wolf mit brennender Mähne beiseite schleuderte.
Wütendes Jaulen antwortete ihnen und erschrocken stellte Kerry fest, dass vor ihnen ein ganzes Dutzend rot glühender Augenpaare aufgetaucht war. Sie sprang aus dem Sattel und packte ihr Schwert, bereit Oronêl mit ihrem Leben zu verteidigen, auch wenn ihr das Herz bis zum Hals pochte. Farelyë hingegen zeigte keinerlei Anzeichen von Angst. Sie hob die Hand und das Leuchten wurde so grell, dass Kerry die Augen schließen musste. Ein blendendes Flackern zwang sie dazu, den Kopf von Farelyë abzuwenden, als diese ihre Hand mit Wucht auf den Boden niederfahren ließ. Kerry hörte wie die Wölfe mit kollektivem, panischem Jaulen reagierten und sah, als sie die Augen vorsichtig wieder öffnete, mehrere undeutliche Schemen im Schneesturm verschwinden. Hastig arbeitete sie sich durch den tiefer werdenden Schnee voran, bis sie endlich fand, was sie gesucht hatte: Oronêl, der mit dem Rücken zum Boden lag, umgeben von zwei rauchenden Wargkadavern.
"Oronêl!" rief Kerry und ließ ihr Schwert fallen.
"Verdammt, Kerry," ächzte Oronêl und stemmte sich mühsam in Sitzlage. "Ich hatte dir doch gesagt, dass du fliehen sollst."
"Bist du verletzt?" fragte Kerry und ignorierte die Beschwerden des Elben, als sie ihn umarmte.
"Nicht schwerwiegend," antwortete Oronêl und kam langsam auf die Beine. "Was ist geschehen?"
Ehe Kerry ihm diese Frage beantworten konnte, sah sie, wie Oronêls Blick sich von ihr abwandte und zu etwas, das sich hinter ihr befand ging. Sie löste sich von ihm und sah Farelyë näher treten.
Oronêl sagte zunächst nichts, dann neigte er knapp sein Haupt. "Ich verstehe," murmelte er. "Das muss wohl die Macht der Ersten sein..."
Farelyë wirkte gelassen, doch Kerry konnte sehen, dass die Elbin schwer atmete und erschöpft zu sein schien. "Es scheint, als träfe ich gerade noch rechtzeitig ein," sagte sie.
"So viel zu der Frage, ob das Treffen gestern nur ein Traum war," meinte Kerry.
Oronêl schien noch mehr sagen zu wollen, doch ein fernes Heulen ließ sie alle drei erstarren. "Ich fürchte, das Rudel ist nicht für lange in die Flucht geschlagen worden," merkte Oronêl an und sammelte rasch seine beiden Waffen auf. Auch Kerry fand ihr Schwert im Schnee und nahm es wieder in die Hand.
"Ihr habt recht, Oronêl Galion. Wir dürfen hier nicht verweilen." Farelyë führte die Pferde herbei, die ganz in der Nähe gewartet hatten. "Ich werde euch zu den Furten geleiten. Es ist nicht mehr weit. Kommt!"
Kerry teilte sich ihr Pferd mit der Elbin und stellte dabei fest, dass Farelyë inzwischen beinahe einen Kopf größer als sie selbst war, weshalb Kerry nun vor ihr im Sattel saß. Während sich Kerry noch über diese Tatsache wunderte, kamen sie erneut zu der Böschung, an der Kerrys Flucht vor dem Rudel geendet hatte. Farelyë zeigte ihnen einen sicheren Weg hinab, der im Scheetreiben kaum zu sehen war. Als sie wenig später aus dem kleinen Wäldchen wieder heraus kamen, sahen Oronêl und Kerry, dass sich im Norden, zu ihrer Rechten, tatsächlich die Furten des Sirannon befanden. Die Grenze zwischen Dunland und Eregion.
Wie auf ein geheimes Stichwort ließ der Schneesturm inzwischen immer mehr nach. Es war Abend geworden und die Sonne war hinter der dichten Wolkendecke bereits untergegangen. Am Rande der Furten glitt Farelyë rasch aus dem Sattel und blieb stehen. "Ihr solltet die Furten noch heute überschreiten. Die Wächter dieses Landes werden eure Verfolger abwehren."
"Kommst du nicht mit uns?" fragte Kerry überrascht.
Farelyë schüttelte den Kopf. "Ihr solltet nach Ost-in-Edhil gehen, entlang der Straße nach Osten, und mit der Königin sprechen. Mein Weg führt mich zurück zu meiner Lehrmeisterin, die im Turm von Lissailin nahe des Schwanenfleets weilt. Doch sorge dich nicht, Schwester. Ich werde so bald ich kann zu dir stoßen."
"Ich hatte auf ein paar Antworten gehofft und die Möglichkeit, mich für die Rettung zu bedanken," sagte Oronêl. "Doch ich denke, das kann noch etwas warten."
Farelyë trat neben Oronêls Pferd und legte eine Hand auf seinen Unterarm. "Geduld, Oronêl Galion. Antworten werden dich finden... auch wenn du sie nicht erwartest."
Sie nickte Kerry ein letztes Mal zu und eilte dann in westlicher Richtung entlang des Flusses davon. Schon bald war ihre schlanke Gestalt im Dunkeln verschwunden.

"Ich... denke, wir sollten auf sie hören," sagte Kerry nach einem langen Augenblick des Schweigens.
Oronêl nickte langsam. "In Eregion wird es jedenfalls sicherer sein als hier. Ich hoffe, die Warge werden eine Weile ihre Wunden lecken und nicht die Dörfer der Dunländer überfallen."
"Wenn wir in Ost-in-Edhil sind, werde ich darum bitten, dass man diese Bestien jagt," sagte Kerry.
"Ein guter Einfall," merkte Oronêl an. "Eins noch, Kerry: wenn ich dich das nächste mal darum bitte, zu fliehen, dann flieh, hast du verstanden? Beim nächsten Mal wird vielleicht keine Hilfe in der Nähe sein."
"Ich konnte dich nicht einfach sterben lassen," antwortete Kerry. "Das solltest du doch inzwischen wissen. Wir sollten uns nicht darüber streiten, sondern uns freuen, dass noch einmal alles gut gegangen ist."
Oronêl seufzte. "Nun gut. Dann sehen wir zu, dass wir diese Furten rasch überqueren, ehe doch noch etwas Unerwartetes dazwischen kommen kann."


Kerry und Oronêl nach Eregion

Thorondor the Eagle:
...Helluin von der silbernen Feste

Für einen kurzen Augenblick hatte Helluin darüber nachgedacht welchen Weg er nach Imladris nehmen sollte. Doch ohne Umschweife tauchte das Antlitz Sarumans vor seinem geistigen Auge auf und seine Furcht, zu nahe an den Ortanc oder das Nebelgebirge zu kommen, stieg ins unermessliche. So blieb ihm nur der ohnehin leichter passierbare Weg über die Pforte von Rohan und durch Dunland. Zudem waren die Dunländer nun verbündete der Rohirrim und somit der freien Völker – zumindest teilweise.

Getrieben von der Angst wieder in die Fänge Sarumans zu gelangen, dauerte es keine zwei Tage bis er mit seinem Pferd die südlichsten Ausläufer des Nebelgebirges erreichte. Ohne die Weiten Eriadors wirklich zu erblicken, erahnte er sie bereits. Es war seine Heimat. Und obwohl er dort keine loyalen Freunde mehr erwarten konnte, fühlte er doch eine gewisse Geborgenheit.
Der Dúnadan hatte sein Pferd hinter einem Felssturz festgebunden um im Schutz der beginnenden Dämmerung die Umgebung zu erkunden. Er erinnerte sich daran, dass hier im Osten von Dunland ein Stamm herrschte, der Saruman stets treu ergeben war. Sie waren die mächtigesten unter den Dunländern, denn sie waren im Besitz einer Eisenmiene.
Nahezu lautlos schlich er über kargen Waldboden und begab sich ein Stück weit den Berghang hinauf. Von dort oben hatte er eine weite Sicht und direkten Blickkontakt zum Dorf der Dunländer. Alles war ruhig, nur ein zwei Feuer brannten in den sichtbaren Häusern. Er erspähte kaum Soldaten die die Zugänge zum Dorf bewachten. Trotzdem erschien es ihm nicht sehr schlau den Menschen dort zu nahe zu kommen. Zu groß war das Risiko wieder an Saruman zu geraten.

Er beschloss die Situation eine Weile zu beobachten und dann im Schutze der Dunkelheit dem Weg nach Norden weiter zu folgen. Glücklicherweise veränderte sich nichts in dem Dorf und er blieb vollkommen unbemerkt. Aber jedesmal, wenn er das Krächzen einer Krähe in der Umgebung vernahm zuckte er zusammen und spähte hektisch nach dem Vogel. So geschah es beinahe, dass er das Summen einer Stimme in seiner unmittelbaren Nähe überhörte. Instinktiv ging er in Deckung und versuchte die Richtung auszumachen. Der Stimmlage zu urteilen, vermutete Helluin, dass es sich um einen Mann handeln musste.
Er robbte auf dem erdigen Boden entlang um über die nächste Geländekante zu linsen. In seiner Anspannung zog jede Bewegung, selbst der kleinste im Wind wehende Grashalm, die Aufmerksamkeit auf sich, und plötzlich sah er ihn: einen älternen Mann, Dunländer. Unter dem Arm hatte er einen erlegten Hasen geklemmt. Er summte vor sich hin nichtsahnend, dass er beobachtet wurde.
Lautlos folgte ihm der Waldläufer bis sie eine kleine Holzhütte erreichten, die im Schutze eines Felsvorsprunges errichtet wurde. Durch das kleine Fenster erkannte man ein loderndes Feuer im Inneren. Als Helluin daran dachte, wie der alte Mann diesen Hasen zubereiten und verspeisen würde, knurrte ihm sogleich der Magen.
Was soll ich nur tun? Ist er Freund oder Feind? Vielleicht kann er mir sagen was in dem Dorf passiert ist? Ob die Passage sicher ist für mich oder gefährlich? Und dieser Hase… dieses köstliche Fleisch. Und wenn er mir nicht hilft? Einen kann ich eher überwältigen als einige…

Der Waldläufer beschloss einen Blick zu riskieren und schlich sich bis zu dem Haus an. Er vernahm das fröhliche Summen aus dem Inneren. Dazwischen vernahm er nun ein paar Worte.
Ist da etwa noch jemand?
„mhhh, mh, mhhh, der gute alte Freund“
Er singt!
„in seinem weißen Gewande, mhhh, mhmmm, hilft armen Leuten im Lande“
Offensichtlich ist er ein Anhänger Sarumans und er lebt hier ganz alleine. Soll ich es riskieren?

Helluin kam eine Idee: Auf leisen Sohlen ging er zur Eingangstür des Hauses und zog sein Schwert. Er sah bereits den Hauch seines Atems vor sich. Mit drei harten Tritten klopfte er gegen die Tür. Augenblicklich verstummte es im Inneren. Er hörte das streifende Geräusch eines Holzhockers am Boden und ein Klirren. „Wer ist da?“, krächzte der Mann. Angst und Verzweiflung waren kaum zu überhören. „Ich habe ein Schwert!“, sagte er laut, aber mit zittriger Stimme.
Der Waldläufer sammelte seine Stimme und entgegnete so kräftig wie möglich: „Öffne die Tür alter Mann, sonst trete ich sie ein.“
Dahinter war es stumm. Der Dúnadan wartete angespannt. Ein paar Momente danach öffnete sich die Tür einen Spalt breit und ein Lichtschein erhellte sein Gesicht.
„Ihr seid ein Getreuer der weißen Hand“, sagte Helluin bestimmt „und ich befehle euch mich einzulassen.“
„Ich… ich, ihr müsst mich verwechseln“, stammelte der alte Mann.
Skrupellos streckte er dem Fremden das Schwert entgegen und presste es leicht gegen seinen Oberkörper. Dem Waldläufer war sehr unbehaglich dabei, denn es erinnerte ihn an seine Taten unter Saruman’s Einfluss und doch fiel es ihm ganz leicht.

Die Tür öffente sich weiter und der Fremde gewährte ihm Einlass. Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, begann er auch schon zu reden wie ein Wasserfall.
„Endlich ist es soweit!“
Helluin, der sich auf einem Stuhl an der Wand niedergelassen hatte, starrte ihn nur an.
„Es war nur eine Frage der Zeit bis sich der feine Herr wieder seine Eisenmiene, sein Dorf und ganz Dunland zurückholt.“
Der Waldläufer nickte.
„Immer wieder diese Orks im Gebirge, viele, viele habe ich gesehen die Tage. Mir ist es nicht entgangen. Und nun, ein Besuch von euch. Ein solch ranghoher Gefolgsmann hier in meinem Haus.“ Die Freude war ihm ins Gesicht geschrieben. „Lasst den Herrn wissen, Yorick, war ihm immerfort ein treuer Diener. Niemals habe ich mich diesen Tölpeln vom Stamm des Schildes angeschlossen; diesem Bürschlein von Wolfskönig.“
„Ist er in dem Dorf?“, fragte Helluin knapp.
„Nein, das ist er nicht. Er hat sich verkrochen und sucht Hilfe und Schutz bei den Elben im Norden.“
„Bei den Elben?“
„Ja, den Spitzohren. Sie sprechen eine fremde Sprache, selbst für unsere Ohren fremd.“
„Der Herr weiß bereits von ihnen“, mutmaßte der Waldläufer „aber was weißt du noch von ihnen.“
„Nicht viel. Gar nicht viel. Nichts kommt über die Grenze… Aber man hört von mächtiger Elbenmagie die ein ganzes Heer in die Flucht schlagen kann.“
„Ha, sicherlich nicht mächtiger als unser Herr“, entgegnete Helluin abschätzig. Es ging ihm erstaunlich leicht von der Zunge.
„Natürlich nicht, natürlich“, stotterte er „Verzeiht mir mein dummes Geschwätz.“
„Gib mir etwas von deinem Mahl“, befahl ihm nun Helluin und deutete auf den Topf auf dem Feuern. Ohne jeglichen Widerstand gab er mehr als die Hälfte davon ab.

Thorondor the Eagle:
Helluin entging es nicht, dass der alte Mann immer wieder zu ihm schaute, es erfreute ihn, dass dem Waldläufer das Essen schmeckte. Offensichtlich war seine Treue Saruman gegenüber bedingungslos.
„Ihr könnt gerne die Nacht hier verbringen, wenn ihr dies wünscht“, bot er an.
„Ich muss heute noch weiterziehen“, entgegnete der junge Mann abweisend, „wenn die Nacht fortgeschritten ist, werde ich abseits das Dorfes nach Norden gehen.“
„Das ist gut so. In unserem Dorf herrscht nun der Stamm des Schildes. Sie bewachen alle die übrig sind, hauptsächlich Frauen und Kinder. Elende Ratten sind das, Verräter an uns.“
„Ist es gefährlich sich dem Dorf zu nähern?“
„Ja, ja auf jedenfall. Geht dort ja nicht hin. Aber eines unterschätzen diese Verräter, das Feuer unseres Stammes lodert in uns weiter und wenn die Zeit gekommen ist, werden sie brennen. Der Stamm des Messers ist unbezwingbar. Richte das dem feinen Herrn aus.“
Der Waldläufer nickte.

Nachdem er fertig gegessen hatte stellte sich Helluin zur Feuerstelle. Er wärmte sich an den lodernden Flammen und überlegte ob er sich dem Dorf nähern sollte. Wenn es denn Verbündete der Elben waren, so konnten sie ihm helfen nach Norden zu gelangen. Aber wie immer stellte er sich auch die Frage was sie mit ihm machen würden, wenn sie ihn erkennen und ihn zur Rechenschaft ziehen würden.
Er rieb die Hände aneinander und hockte sich auf den Boden nahe dem Feuer. Mit dem Rücken lehnte er sich an die Wand und beobachtete den Alten. Er konnte ihm nicht trauen.
Eine Zeit lang kramte sein Gastgeber herum, spülte die Schüsseln und den Kessel aus, legte etwas Holz nach, schloss den Fensterladen, bis er sich schließlich in die andere, kaum beleuchtete Eck des Raumes zurück. Er sah ihn nur noch als Schatten, als er sich auf seinem Bett niederließ. Dann wanderte der Blick des Waldläufers zu den züngelnden Flammen. Er mochte es gerne dem Feuer bei seinem Spiel zuzuschauen.

„Siehst du junger Dúnadan, du hast ja doch nichts vergessen.“
Sein Herz begann wie wild zu klopfen, er schaute augenblicklich zu dem alten Mann.
„Sei doch nicht so überascht, du weißt doch wie listenreich mich die Menschen nennen.“
Die kalten Augen Sarumans fesselten ihn.
„Ich sehe schon, dass der Bann den diese Elbenhexe auf dich gelegt hat um dich von mir zu trennen, am zerbröckeln ist. Bald schon werden wir unseren gemeinsamen Plan ausführen können.“
„Lass mich in Ruhe, Saruman.“
„Du hast einen Schwur abgelegt, Dúnadan. Den Schwur mit einem der Istari einzugehen ist eine endgültige Entscheidung.“
„Ich werde mich dafür rächen, was du meinem Volk und mir angetan hast.“
„Ha, angetan? Ich krümme mich gleich vor lachen. Euer Volk war nichts mehr außer ein Schatten einer längst vergangenen, glorreichen Zeit. Ihr seid ein mickriger Abklatsch der wahren Herren des Westens. Nur ein Bündnis mit mir, kann euch wieder zu eurer einstigen Macht und Stärke verhelfen.“
„Du magst damit Recht haben, aber lieber opfere ich reines Blut als ein reines Gewissen.“
„Nichts, absolut nichts wird von euch übrigbleiben. Die Städte sind längst zerfallen, der Zahn der Zeit nagt an ihren Resten, Minas Tirith, Dol Amroth… ganz Gondor wird dasselbe Schicksal ereilen und eines Tages wird keiner mehr Wissen was oder wer diese Dunedain überhaupt waren. Ein Nichts in der Geschichte der Menschheit, nicht einmal ein Staubkorn.“
Ein düsteres Bild zeichnete sich vor dem Waldläufer. Helluin hatte einen Kloß im Hals und versuchte ihn hinunter zu schlucken. Saruman näherte sich ihm.
„Folge mir und ihr werdet in allen folgenden Zeitaltern einen Namen haben. Mit Ehrfurcht wird man über die Hüter des Nordens sprechen, über die Herren des Westens und von ganz Mittelerde.“
Helluin erahnte die Pracht und Schönheit der Städte des Nordens, er spürte die Ehrfurcht die ihm und seinem Volk entgegengebracht wurde und die ihnen auch gebührte. Es war so verlockend, zum Greifen nahe. Angewidert von seinen Gedanken und von dem Gefühl der Macht schüttelte er jedoch den Kopf.
„Sei nicht töricht, sei nicht wie dein Onkel“, redete der Zauberer auf ihn ein und kam noch näher. Er stand ihm gegenüber und richtete seine flache Hand gegen seinen Kopf. Leise begann er Worte zu flüstern.

„NEIN“, schrie Helluin und zog mit einem Ruck das Schwert aus seiner Scheide und rammte es seinem Gegenüber in den Bauch „Nein!“. Der Waldläufer kniff die Augen zusammen, sein Brustkorb hob und senkte sich ruckartig. Kirschrotes Blut quoll dem alten Yorick aus dem Mund ehe er bewegungslos zu Boden ging.

Er erinnerte sich nicht daran, wie er aus dem Haus ging, aber plötzlich saß er auf einem Hackstock vor der Hütte. Mit einem Blatt versuchte er die Klinge zu reinigen. “Nein! Nein!“, hörte er sich in seinen Gedanken schreien. Nein Die abwehrenden Worte gegen Saruman verloren an Kraft und wurden zunehmend zu einem Selbstvorwurf ich habe es schon wieder getan. Ich habe getötet… wegen Saruman.
Der Waldläufer hörte die Männer nicht die sich der Hütte näherten. Erst als sie die ebene Fläche vor der Hütte betraten und mit gezogenen Schwertern vor ihm standen nahm er sie wahr. In ihren Augen glomm der Schein des Feuers und ließ sie bedrohlich wirken.
„Wer bist du?“, fragte ihn einer der Dunländer in der gemeinen Sprache.
Ein Mörder schrie Helluin innerlich ein Verräter
„Offensichtlich ist er einer der Waldläufer des Nordens. Sieh ihn dir an“, sagte ein anderer.
„Ist das aufgeschreckte Pferd da unten deines?“, fragten sie weiter.
„Sag schon wer du bist!“, wiederholt der erste.
Der Dunedain sah sie an und legte sein Schwert zu Boden. „Fesselt mich“, sagte er flehend.
Skeptisch musterten sie den jungen Mann, als sie aber erkannten, dass er unbewaffnet war kamen sie dem nach und legten ihm Fesseln an. Zwei der Dunländer verschwanden in der Hütte.
„Der alte Yorick ist tot“, sagte einer beim herausgehen „Abgemurkst, dieser Verräter.“
Der erste der gesprochen hatte, sah wieder zu Helluin, sagte aber nichts zu ihm. „Kommt, wir bringen den Waldläufer in das Dorf. Soll der Wolfskönig über ihn entscheiden. “

Mit gezückten Schwertern und achtsam trieben sie Helluin vor sich her. Im Tal unten nahmen sie das Pferd an den Zügeln und führten es ebenfalls mit sich. Am Beginn der Nacht erreichten sie das Dorf am Fuße des Berges.

Thorondor the Eagle:
Nach keinem allzu langen Marsch erreichten sie die Holzpallisaden des Dorfes. Der Eingang wurde von Dunländern bewacht. Die Straße war hart, denn der Boden war gefroren. Zum Glück, denn sonst würde Helluin vermutlich durch knöchelhohen Dreck gehen, da die Straßen nicht befestigt waren. Sein Blick war ständig auf den Boden gerichtet, denn die Gedanken an den Vorfall mit Yorick oder Saruman verfolgten ihn. So gut es ging versucht er es beiseite zu schieben.

Das Dorf, das gegen Osten hin an die Hänge des Nebelgebirges gebaut wurde, bestand nur aus einigen Hütten. Aus wenigen davon kam ein Lichtschein. Es war unklar ob sie bewohnt waren oder leer standen. Im östlichen Bereich des Dorfes, der am höchsten gelegen war, hatten die Dunländer am Berghang eine große Hütte errichtet die auf der einen Seite auf Pfählen stand. Vom davorliegenden Balkon konnte man mit Sicherheit das ganze Umland sehen. Unterhalb der Hütte begann eine Treppe die durch die Bodenplatte in das Innere führte. Die Soldaten trieben Helluin dort hinauf.

Angenehme Wärme, deren Quelle eine Feuerstelle am Rande des Raumes war, umgab den Dúnadan. Er sah sich um. Zwei Dunländer standen neben dem Feuer, sie sprachen relativ laut, sodass Helluin einige Sätze vestehen konnte.
„…in zwei Tagen soll es stattfinden. Denkst du ich kann hingehen? Ich sollte wohl“, sagte der Größere von ihnen.
„Ob das bei den Stämmen gut ankommt? Vielleicht sollten wir es ihnen nicht sagen. Obwohl nichts zu sagen wäre auch ein Fehler daher wohl besser kein Treffen.“
„Aber vielleicht erfahren wir Neuigkeiten von ihnen. Sie wissen sicher mehr von Sarumans Plänen. Ich muss mich mit ihnen treffen.“
„Ausreden kann ich es dir so oder so nicht“, sagte nun der Kleinere der beiden mit einem verschmitzen Grinsen „ich hoffe für dich, dass sie auch Dort sein wird.“
 „Hör auf, sonst verpass ich dir eine“, entgegnete der Größere dann sagte er leise und verlegen: „Natürlich freue ich mich, wenn sie dort ist, aber das würde nichts an meiner Entscheidung ändern.“
„Da bin ich ganz sicher.“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören.
„Domnall…“, begann der Größere ihn zu ermahnen, unterbrach dann aber plötzlich als er entdeckte, dass der gefangene Helluin unter seinen Männern war. Seine Augen fixierten den Waldläufer, dessen Haupt aber von der Kaputze verborgen war.
Mit leiserem Tonfall, aber für den Dúnadan trotzdem noch hörbar, setzte er fort: „Unabhängig davon müssen wir Marchog anheuern. Ohne seine Unterstützung ist alles Weitere unnötig. Deshalb musst du gehen. Bei Tagesanbruch nimm dir einige aus dem Rudel und eine handvoll Krieger und in sieben Tagen treffen wir uns bei Corgan. Mit guten Neuigkeiten hoffentlich.“
„Natürlich“, antwortete Domnall genauso leise „Brauchst du hier meine hilfe?“
„Nein, geh.“

Domnall musterte Helluin beim Verlassen der Hütte mit einem scharfen und missbilligenden Blick.

„Wen bringt ihr hier?“, frage nun der verbliebene Dunländer am Feuer.
„Einen Gefangenen, Wolfskönig“, antwortete einer der Peiniger Helluins. Helluin war überrascht, denn der Wolfskönig war kaum älter als er und ungefähr einen halben Kopf kleiner. Sein Aussehen unterschied sich deutlich von den anderen Dunländern. Es erinnerte ihn ein wenig an die Menschen des Südens.
„Wir wurden auf das Gewieher eines Pferdes aufmerksam gleich unterhalb, wo der Pfad zu Yoricks Hütte ist.“
„Yorick?“
„Ja. Wir folgten dem Pfad und fanden diesen Waldläufer vor der Hütte. Er bemerkte uns gar nicht. Freiwillig legte er alle Waffen nieder und wir nahmen ihn gefangen. Yorick hat er wohl abgemurkst.“
„Yorick ist tot?“, fragte nun der Wolfskönig.
„Ein Stich in die Brust. Ich denke nicht, dass er sich gewehrt hat.“
„Yorick wurde also getötet. Was ich nicht übers Herz brachte, da er nur ein alter, ungefährlicher Narr war, hast du nun erledigt“, sagte der Dunländer zu Helluin „Wer bist du?“
„Ein Waldläufer des Nordens“, antwortete Helluin zurückhaltend und auf den Boden blickend.
„Und dein Name?“
„Das ist nicht wichtig.“
„Und ob das wichtig ist. Nun, dann werde ich wohl beginnen. Ich bin Aed Forathssohn vom Stamm des Schildes. Und du? Wer bist du?“, sagte er mit fester Stimme.
„Ich bin H…“, der Dúnadan zögerte „Ich bin Haldar von den Dunedain. Geboren an den Ufern des Abendrotsees.“
„Haldar von den Dunedain?“, fragte er zweifelnd in die Luft „Zieht ihm die Kaputze aus dem Gesicht“, befahl er seinen Männern und diese folgten augenblicklich. Aus den Augenwinkeln sah der Waldläufer zu Aed hinüber.
„Was ist da oben wohl geschehen?“, fragte der Wolfskönig weiter und drehte sich von Helluin weg um ein paar Schritte im Raum zu gehen. Es war nicht klar, ob er eine Antwort erwartete. „Es war schon eine Zeit vergangen, dass wir dieses Dorf und die Messermine eingenommen hatten, als einige meiner Männer auf den alten Yorick stießen. Es war mühelos ihn gefangen zu nehmen und herbringen zu lassen.“ Er setzte kurz ab und warf einen Blick zum Waldläufer herüber, dann ging er weiter in Richtung Feuerstelle.
„Armer alter Narr. Er sang immerzu die Lieder vom weißen Zauberer, dem feinen Herrn. Wenn wir ihn befragten faselte er von der Glut seines Stammes, die unter der Oberfläche brodelte und von dem Tag an dem sich das Messer wieder erheben würde. Seine Warnungen wurden immer unglaubwürdiger, feuerspukende Monster aus der Tiefe der Welt, die aufbäumende See die ganz Dunland und Eriador verschlingen würde. Er prophezeite Elben, die älter waren als diese Welt und kommen würden um hier ihr Unwesen zu treiben. Alles passiere in seiner Vorstellung, alles was zunichte machen würde, was wir hier erschaffen haben. Es war alles nur wertloses Geschwafel. Wertlos, bis zu dem Tag an dem wir auf die Elbenhexe trafen, die versuchte unser wiedervereintes Volk auf hinterlistigste Art zu entzweien. Wir siegten – mit viel Glück und Hilfe – aber scheinbar war nicht alles was Yorick sagte Irrsinn. Und jetzt da ich in deine Augen sehe, bin ich erneut verwundert, denn Yorick warnte mich auch vor dem eisigblauen Blick. Einem Blick der Mark und Bein durchdringt und das Blut in den Adern zum erstarren bringt. Ein Blick der gnadenlos die Herzen Unschuldiger zertrümmert.“
Er sprach nicht weiter und starrte in das Feuer.

Helluin fehlten die Worte. Ihm wurde übel und seine Knie wurden weich. Er tötet mich! Er tötet mich nun, ganz bestimmt. Ich bin ihm ausgeliefert.
„Er bleibt gefesselt!“, befahl der Wolfskönig kurz und bestimmt „Sperrt ihn in den Kerker und bewacht ihn gut.“
„Ja!“, befolgten die Männer seine Befehle und zogen den Dúnadan am Arm nach unten.

Was ist geschehen? Er zweifelt? Natürlich, er sagt ja selbst es war nur Geschwafel. Und wenn Yorick recht hatte? Ich habe bereits ihn getötet und das obwohl mich Kerry vom Bann befreit hat und die Herrin der Quelle. Ist es zu spät für mich?
Die Dunländer brachten ihn in eine fensterlose Hütte am Rande des Dorfes. Achtlos stießen sie ihn gegen die Wand und verließen den dunklen Raum. Ein rötlicher Schein war das einzige Licht im Raum. Es stammte von der Glut in der Feuerstelle. Es war deutlich kälter als noch zuvor bei Aed. In dieser Nacht schlief Helluin sehr unruhig. Immer wieder schreckte er mit furchteinflößenden Bildern vor den Augen auf: das schmerzverzerrte Gesicht Yoricks, Sarumans grimmiges Grinsen, Domnals scharfer Blick. Er hatte nicht das Gefühl auch nur eine Minute in dieser Nacht zu schlafen.

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